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XXXII.
(P249)
Von der Freundschaft.
Aus dem Gentl. Magaz. of Arts, and Scienc.
Meine angenehmste Leidenschaft ist die Freundschaft. Ich behte sie mit Entzücken an, und es wird mir unerträglich, ihren geheiligten Namen leichtsinnig entehret zu sehen. Allenthalben mißbraucht man den Namen eines Freundes auf die lächerlichste Weise. Man scheut sich nicht einmal mehr, eine Verbindung zu den schändlichen Ausschweifungen, Freundschaft zu nennen. Am wunderbarsten ist dieses, daß Personen von vorzüglicher Tugend, in diesem Punkte eben so unüberlegt handeln können. Es giebt Leute, von außerordentlichen Verdiensten, deren Handlungen, und Gesinnungen eines allgemeinen Beyfalls würdig sind, und deren Freundschaft man dennoch weder wünschen, noch vortheilhaft nennen kann. — Ein morgenländischer Schriftsteller hat diese Wahrheit durch
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nachstehende Erzählung in ihr deutlichstes Licht gesetzt. Ein Vater redet darinnen mit seinem Sohne:
„Du hast mein Sohn schon oft von der großen Zuneigung der Eideren gegen die Menschen reden hören. Abairan, ein Kalife zu Bagdad, jagte in einem nahe an dieser prächtigen Stadt gelegenen Gehölze. Ermüdet von langwierigem Herumschweifen, legte er sich fern vom Truppe seiner Jagdgesellschaft, am Ufer eines Baches, auf blumenreichen Rasen nieder. Das reitzende Gemurmel des Wassers, lockte den leichten Schlaf herbey. Kaum hatte er die Augen geschlossen, als er plötzlich durch die sanfte Berührung eines gegen die Menschen so freundschaftlichen Thiers geweckt wurde. Anfänglich murrte der Kalife über die Unbesonnenheit dieser kriechenden Kreatur. Als er aber die Augen öffnete, entdeckte er in einer kleinen Entfernung eine entsetzliche Schlange, die im Begriffe war, auf ihn los zuschießen. Er sprang hurtig auf, nahm seinen Eretter, der sich in die Falten seiner Kleidung eingeschlichen hatte, mit sich fort, und entfloh in möglichster Eile. —
Diese Begebenheit erfüllte ihn mit so viel lebhafter Erkenntlichkeit gegen dieses
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Thier, welches ihn das Leben gerettet, daß er es mit einer besondern Zärtlichkeit liebte, und bey sich im Pallaste behielt. Er fütterte es mit seiner eigenen Hand, und setzte es oft in seinen Busen. — Nach einiger Zeit schien die Gesundheit des Kalifen sehr in Abnahme zu gerahten. Seine blühende Gesichtsfarbe ward blaß und gelblicht. Das Feuer seiner Augen war verloschen, und er hatte allen Appetit zum Essen verloren. Kurz es zeigten sich alle Merkmaale einer schleichenden Krankheit , eine Auszehrung, deren Ursache niemand errahten konnte. Die Weisen zu Bagdad wurden zusammen berufen. Allein der Engel des Todes schien seinen Arm über dem Haupte des Kalifen ausgestreckt zu haben. Das Uibel verschlimmerte sich täglich. — Endlich meldete sich ein Fremdling, der ihn zu heilen versprach. Sein Anerbiehten wurde anfänglich ausgeschlagen. Man hielt ihn für einen von den herumschweifenden Qwacksalbern, die von einer Stadt zur andern ziehen, und sich durch die Leichtgläubigkeit, und das Zutrauen derer bereichern, die sich ihnen überlassen. — Der Fremdling beharrte bey seinem Vorsatze. Er boht seinen Kopf zum Pfande, wann er in seiner Absicht, dem Kalifen die Gesundheit wie-
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der zu geben, nicht glücklich seyn sollte. Alchamen, so nennte sich der fremde Arzt, wurde dem kranken Abairan vorgestellt. Er sah ihn einige Augenblicke starr an, und versicherte hernach, daß seine Krankheit blos von dem feinen Gifte des Thieres entstanden wäre, das er so oft in seinen Busen setzte, und zwischen seinen Händen liebkoste. Dieses Gift hatte sich seinem Blute bereits mitgetheilet. Er gab dem Kalifen zum Gegengifte ein Glas mit einem Elixire, wovon er ihm des Tages zweymal einige Tropfen einzunehmen rieht. Abairan hörte auf, seine Eidexe zu liebkosen, nahm die Arzney ein, und war im kurzen wieder hergestellet. — Der Kalife erzählte seinem Arzte, was ihn bewogen habe, diesem Thiere so günstig zu werden, und warum er es in seinem Pallaste behalten habe. Er boht dem Arzte eine gleiche Erkentlichkeit an, und ersuchte ihn, da er ihm das Leben wieder gegeben, sich zur Gnade auszubitten, was ihm belieben würde. — Alchamen antwortete mit Ehrerbiehtung. Mächtiger Gebiehter, sagte er, für ein edles Herz ist das Vergnügen wohlzuthun, schon die größte Belohnung! Ein Großwichtiger findet mehr Befriedigung, wenn er andern wichtige Dienste leisten
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kann, als diejenigen, welche sie erweisen werden, schmecken können! Wenn Du meine geleisteten Dienste einiger Gnade würdig schätzest: so bitte ich blos um die Erlaubniß, diese Stadt verlassen, und in meine Einsamkeit zurückkehren zu därfen, wo ich meine Seele mit weisem Nachdenken nähren kann. Du bist unstreitig ein mit allen geselligen Tugenden ausgerüsteter Prinz. Deine Unterthanen seegnen deine Regierung, und die benachbarten Völker, bewunderen sie. Ich glaube indessen, eben so viele Ursachen zu haben, deiner Freundschaft auszuweichen, als andre, sich darum zu bemühen. Die Hofluft könnte mir eben so gefährlich werden, als dem Kalifen, meinem Herrn, das Gift der Eidexe gewesen ist. — Verzeihe denem Knechte diese Freymühtigkeit! Sie ist das Kennzeichen eines Weisen, so wie die Größe das Merkmaal eines Prinzen ist. — Die Freundschaft gründet sich auf die Gleichheit der Stände, und auf die Aehnlichkeit der Gesinnungen. Die Tugend kann sie mehr befestigen, sie ist aber nicht hinreichend, sie zu stiften! Betrachte den unermeßlichen Abstand von Deiner Höhe, bis zu mir herab! Was für Beschwerlichkeiten würden hieraus für uns beyde entstehen! Du bist im Pallaste
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im Purpur, und unter dem Schatten eines Thrones; ich in der Einsamkeit erzogen, und unter einem ländlichen Dache. Auf Dir ruhet, wenn Du selbst glücklich seyn willst, die Sorge für das Wohl von Millionen Menschen; und ich, ich finde mein Glück fern von Pracht und Hoheit in Untersuchung der Wahrheit. Könnten wir also wohl lang zusammen leben, ohne, daß wir unsern besonderen Neigungen, auf Unkosten des Vergnügens, das ihre Befriedigung gewähret, wechselweise entsagen müßten? Wie wolltest Du den Pflichten der königlichen Würde genug thun können, wenn Du dich den Reitzen eines betrachtungsvollen Lebens überließest? Und wie könnte ich glücklich leben, wenn ich mein Herz dem Ehrgeitze, wozu ich keinen natürlichen Hang empfinde, öffnen sollte? Ich habe Dir itzt vermöge des Grundsatzes Deine Gesundheit wieder verschaffet, der Dich antreibt, deine Unterthanen mit Gelindigkeit, und Gnade zu beherrschen. Laß uns beyde fortfahren, in dem Range zu leben, worein uns der Himmel versetzet hat! — Wir mäßen nohtwendig getrennet leben, weil unsere Umstände sich nicht miteinander vereinigen lassen. Eine gar zu genaue Gemeinschaft, würde
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uns beyde so sehr verderben, als Dich die Eidexe durch ihr Gift verdorben hat!
Ein leichtes und wohlfeiles Mittel, das Holzwerk im Wasser für der Fäulniß zu bewahren.
Dieses geschieht, wenn man Hammerschlag vom Eisen nimmt, und denselben unter dasWagenschmeer vermischet. Man überstreicht damit das Holzwerk aller Orten, und läßt es trocknen. Der Hammerschlag, und das Wagenschmeer bedecken die Oberfläche des Holzes, und verstopfen zugleich die Zwischenräume, durch welche das Wasser in dieselben dringet, und die Fäulniß befördert.
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Von der Wärme und der Kälte.
Die Wärme welche die Erde von der Sonne erhält, dringt nicht über 2. bis 3.
Fuß ein, und nach den Versuchen des Boyle, kann man mitten im Sommer, in einer Tiefe von 4. Fuß Eis unter der Erde erhalten.
In dem kalten Winter von 1740. war die Erde in Petersburg nicht weiter, als 1 1/4. Fuß tiefgefroren. In gemeinen Jahren dringt der Frost insgemein nicht tiefer als von 5 bis 12
Zollen ein. — Der größte Grad der Kälte im Jahre 1709 war in Paris nach dem
Reaumürischen Wärmenmaaße gerechnet, 15 1/2. Grad unter dem Frierungspunkte. In den Jahren 1740. und 1750, war sie 17. Grade. Der höchste Grad der Kälte im Jahre 1768, war nach eben diesem Thermometer 17 3/4 Grade unter dem Eispunkte.
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