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VI.

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Beschluß des vorhergehenden Stücks.

Aus diesem sinnreichen Lehrgebäude erkennet man überhaupt, daß der Urheber desselben , der Meynung ist, die Erde sey zu erst, in der Schöpfung mit Wasser umgeben, und bedecket gewesen. GOtt befahl nachher: Es versammeln sich die Wäßer, und sie versammelten sich in dem Meere; und es erscheine die trockene Erde! Diese Erde war demnach vorher nicht sichtbar, und nach dem Befehle erschien sie größtentheils von dem Feuer, durch Kraft derjenigen Hand, welche das tiefe Meer, wie Oel siedend heiß gemacht hat, in die Höhe getrieben wurde. Die Erde hat eine allenthalben gleiche, und steinigte Rinde. Das Werkzeug zur Ausführung des göttlichen Willens, dieselbe zu zerreißen, und die Berge in die Höhe zu heben, damit der Körper der gegenwärtigen Gestalt, und Lage seiner Theile bekommen möchte, war das Feuer, welches in dem

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Innersten der Erde war, und noch in sehr großer Menge daselbst ist. Von dem Feuer wurden auch die unzähligen Fische in Schaalen, die zuerst im Wasser waren, in die Höhe geworfen; und daher sehen wir , daß sich noch ungeheure, und schwere Fische in der Flache und den abhängigen rauhen Wegen der Berge , gleichsam als Fremdlinge aufhalten.

Die Bäume durch die Wurzel zu vermehren.

Um eine Pflanze durch die Wurzeln zu vermehren, bedient man sich folgender Methode: Man nimmt die Erde von einer guten Wurzel eines Bäumes ab, die im Durchmesser ungefähr 1/2 Zoll, und mehr, nach Beschaffenheit der Natur, und des Wachsthumes des Bäumes beträgt. Bey kleinen, und zarten Bäumen, sind noch kleinere Wurzeln zureichend. Man hebt sie aus der Erde, schneidet zwey Drittheile in die Qweere durch, putzt auf der Seite alle Fasern der Wurzel 6 bis 8 Zoll weit, rein ab, und beklebt hierauf alle verletzten Stellen

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mit lauem Baumwachse.*) Den durchschnittenen Theil der Wurzel läßt man über 5. Zolle lang über der Erde, und erhalt ihn vermittelst einer gespaltenen Ruthe in dieser Stellung. Auf solche Weise nutzt sie noch ihre eigenen Fasern, und hat, während der ganzen Zeit, in welcher sie auf solche Art über der Erde erhalten wird, alle Vortheile des allgemeinen Wachsthums. Man sagt sonst, daß die Zweige und Wurzeln der Bäume natürlicher Weise in nichts von einander unterschieden wären, außer, daß jene in der freyen Luft, und diese sich in der Erde befänden. Wenn also ein Theil der Wurzel an die freye Luft erhoben wird, so muß das, was daraus wächst, die Natur eines Zweiges, oder Propfreises, und nicht mehr einer Wurzel haben. Die günstige Zeit zu dieser Unternehmung ist der Frühling, und wenn man alle nöhtige Vorsicht angewendet, wird sie niemals fehl schlagen. Man wird junge Zweige bekommen, die von dem Theile der Wurzel getrieben worden, der in der freyen Luft schwebet. Dieser neugetriebene Anschuß bleibt so, bis er im

*) Die Beschreibung eines sehr guten Baumwachses stehet auf der 214ten Seite des ersten Bandes dieser Wochenschrift.

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folgenden Frühjahre etwas stärker wird. Alsdann kann man ihn sogleich abschneiden, und er wird gewiß, und geschwind fortkommen.

Der betrogene Dieb. Eine Anekdote.

Ein deutscher Philosoph, der, die blos zur Bequemlichkeit, und zum Aufputze erforderlichen Bedürfnisse,nach ihrem wahren Wehrte zu schätzen wußte, der desto reicher und glücklicher war, je mehr er zu entbehren gelernt hatte, wohnte einsam in einem niedrigen Zimmer, dessen Fenster nicht weit von der Erde abstanden. Ein Tisch, zween Stühle, ein Bette, ein Koffer mit den unentbehrlichsten Sachen, etliche verschlossene Bücher und Handschriften, - das war der ganze Hausraht, des zufriedenen Philosophen. Einst, da ein leichter Schlummer kaum seine müden Augen geschlossen, wurde er um Mitternacht durch einiges Geräusch ermuntert. Er horchte, und bemerkte, daß jemand in seiner Stube

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mit sanften Tritten umher schlich, und mit den Händen allenthalben, als wenn er etwas suchte, herumtappte. Natürlicherweise fiel er darauf, daß es ein Dieb wäre. Er belachte heimlich den Betrogenen, und, wie die Philosophen ihre größten Reichthümer in sich selbst zu verschließen gewohnt sind: so blieb auch dieser deßhalb ungestört auf seinem Lager liegen. — Als der Dieb unvermerkt sich seinem Bette suchend näherte, rief ihm der Philosoph entgegen: " Du Narr, in dieser Stube kann ich selbst am hellen Tage nichts finden, und du kommst, um in der dicksten Finsterniß hier etwas zu suchen? „ Durch diese herzhafte Anrede, wie vom Donner gerühret, und über den fehlgeschlagen Versuch äußerst beschämet, prallte der Betrogene erschrocken vom Bette zurück, und kroch durch das geöffnete Fenster stillschweigend auf die Strasse zurück. Der Philosoph überließ sich einem ruhigen Schlafe, und belachte am folgenden Morgen die Thorheit eines jeden, der sich einfallen lassen könnte, ihn zu bestehlen.

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Von dem grossen Schaden, der aus dem Pflügen, im schneeichten, und nassen Wetter entspringt.

Aus dem Modern Hubandmanns.

Als ein gewisser Landmann Erbsen auf ein Stück Feld, welches er im Schnee gepflüget hatte, säete, wuchs so viel Unkraut darauf, daß keine Erbse davor aufgehen konnte, sondern bloß hier und da eine Wicke, welche ungefähr mit unter die Erbsen gesaet worden, zu sehen war. Allein dieses war noch der geringste Schade, denn der Boden war durch das Ackern im Schnee so sauer geworden, daß er sich in vielen Jahren nicht wieder erhohlen konnte. Ein anderer wollte sein Feld pflügen, als der Schnee darauf lag, war aber auf eben diese Art unglücklich. Denn der Schnee bleibt, wenn er durch den Pflug mit der Erde vermischt wird, eine geraume Zeit darinnen liegen, ehe er schmilzt. Und unter der Zeit entsteht eine Art von Cemente, oder Kütte, welche das Erdreich zum

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grossen Nachtheile für das Wachsthum der Feldfrucht zusammenbindet, und die saure Eigenschaft desselben vermehret. Uiber dieß, wenn einige Zeit darauf kaltes, und feuchtes Wetter einfällt, so wird man gewiß eine sehr sparsame Aerndte haben. Denn, wenn die Wurzeln von der Kälte gefrieren, und erstarren, so bleibt auf allen Seiten wenig Hoffnung übrig. Von gleichen schädlichen Folgen ist es, wenn man im nassen Wetter ackert. Denn wann an einem Tage, da es stark regnet , gepftüget wird, so wird aller Sand , und spröder Leim, so dicht, und so stark mit einander verbunden, daß man das Feld bey dem nächst folgenden Pflügen ziemlich stark mit Unkraut überwachsen, und so uneben, auch so voll Klöße finden wird, daß es wenig, oder gar nicht besser seyn wird, als wenn es wieder zum erstenmal gepftüget würde.

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Vom fliegenden Drachen.

Der sogenannte fliegende Drache ist nichts anders, als ein unförmlicher Klumpen, feuriger , und schweftichter Dünste in der Luft , welchem die Einbildung bald Kopf, und Schwanz andichtet, daß ein Drach herauskömmt. Wenn nun dieser Klumpen herumflattert, bis er an ein Ort kommt, wo viele aufgelößte Feuertheilchen sind, oder wo sich Rauch befindet, und also über einen Schorstein, so geraht er vollends in Brand, und zerfällt. Und dann heißt es: der Drache sey diesem, oder jenem in den Schorstein geflogen.


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Topic revision: r9 - 15 May 2011, MarleneBurgstaller
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