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XXVII.

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Erste Fortsetzung des XXVI. Stücks.

§. 20. Solchergestalt hat ein jedes Sternsystem seinen besondern Raum in dem grossen Weltraume eingenommen, und wird von Gott darinnen erhalten und regieret. Dieß geschieht theils durch seine sichere Kräfte, womit es gegen die andern angränzenden Sternsysteme wirket; theils wirken auch diese angränzende Systeme ebenmäßig auf dasselbe. Vermöge diesen gemeinschaftlichen Wirkungen und Gegenwirkungen aller Systeme in ihrer angewiesenen Stellung, Ordnung und Beweguna auf einander, entsteht also eine durchgängige Harmonie; wodurch das ganze Welt gebäude zu einem sehr weislich eingerichteten Zwecke, und zu einem fortdaurenden Systeme gemachet wird.

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§. 21. Wenn man nun bedenket, daß weder das Chaos (§.13.) von sich selbst hat hervorkommen; noch auch die Materie (§.14.) durch sich selbst zur Bewegung gelangen, oder auch sich eine Kraft mittheilen können: so erkennt man offenbar, daß hierzu ein ursprüngliches erstes Wesen hat erforderlich seyn müßen, und daß es die allweise und allmächtige Hand Gottes gewesen, welche dieses beydes gethan hat. Zugleich erkennt man aber auch, daß seiner unermeßlichen Weisheit die vortreffliche Schönheit, Ordnung und Beziehung der gegen einander wirkenden Himmelskörper zuzuschreiben sey; welches in der Folge noch mehr erhellen wird.

§. 22. Unter den vielfach gestalteten Räumen und Oertern, die das ganze Weltgebäude ebenmäßig vom Schöpfer hat erlangen müssen, ist der kugelichte, dem Ansehen nach, der vollkommenste, und zur besten Einrichtung der geschickteste; und es läßt sich sowohl aus Vernunftsgründen, als aus den Beobachtungen schließen, daß die unzählichen Sternsysteme, die das Universum ausmachen, einen von uns unaussprechlichen kugelförmigen Raum einnehmen.

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§. 23. In diesem runden Raume des ganzen Weltgebäudes liegt in einer sehr breiten Flache rings herum die größte Menge von Sternsysteme, welche sich in eben so häufiger Anzahl, nirgends anderswo am Himmel findet. Ihre grosse Entfernung von uns, und die dadurch verminderte Kenntlichkeit, machet, daß diese an einander gränzenden Sternräume, wie ein einförmiger breiter Schimmer, um den ganzen Himmel erscheinen, den man unter dem Namen der Milchstrasse, auf den Himmelsscharten und Himmelskugeln, von je her vorstellet.

§. 24. Die Milchstraße, welche in der Richtung eines größten Zirkels am Himmel in einer fast an einander hängenden Reihe von Sternen erscheint, hält man nicht ohne Ursache für die eigentliche Mittel oder Beziehungsfläche aller übrigen Sternsysteme; weil die meisten Sterne am Himmel entweder in der Milchstrasse selbst, oder doch derselben, so viel möglich, nahe erscheinen, und um diesen weißen Streif des Himmels am häufigsten und dichtesten gesehen werden.

§. 25. Wenn also die Milchstrasse, als eine grosse Zirkelfläche, rings um den Raum des Weltgebäudes, betrachtet wird, in welcher und gegen welche sich

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das größte Heer von Sternen befindet: so ist nichts glaublicher, als daß das Weltgebäude selbst einen gewissen gemeinschaftlichen Mittelpunkt habe, um welchen sich alle andere Fixsterne, d. i. alle Sternsysteme oder Sonnen, nach der Analogie unsers Sonnensystems, Mittels der Wirkung ihrer Senkungs- und Drehungskraft, in periodischen Zeiten herum bewegen. Der grosse Hundsstern (Sirius) wird mit vieler Wahrscheinlichkeit für diesen gemeinschaftlichen Mittelpunkt des gesammten Weltgebäudes gehalten, (siehe allg. Naturgesch. des Himmels p.139.)

§. 26. Daß man diese Kreisbewegung der sämmtlichen Fixsterne, um ein gemeinschaftliches Centrum, nicht sonderlich gewahr wird, und daß die Fixsterne einen unveränderlichen Ort am Himmel zu haben scheinen, (§.9.) solches ist ihrer entsetzlich grossen Entfernung, theils von ihrem Mittelpunkte, theils von unserm Sonnensysteme, oder von unserer Erde, zuzuschreiben. Das erste verursachet einen langsamen Umlauf, und das andere eine Unmerklichkeit in der Bewegung.

§. 27. Inzwischen ist den Fixsternen wirklich eine Bewegung zuzuschreiben.

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Dieses beweisen nicht nur die nach und nach zum Vorschein gekommene, und andere gegentheils verschwundene Sterne; sondern auch die vornehmlich hierüber angestellten Beobachtungen. Bradley hat aus Tychons und Flamsteads Observationen gefunden, daß seit den Zeiten dieser beyden Männer, (etwa 100. bis 200. Jahren) ein veränderter Stand, folglich eine Bewegung, des Arcturus vorgegangen sey. Und der verstorbene Professor Mayer zu Göttingen hat bey 15. Fixsternen eine Bewegung angetroffen, und selbige auch zum Theile bestimmet.

§. 28. Diese Bewegung ist für uns aber außerordentlich unmerklich. Wenn sich z.E. ein Fixstern und unser Sonnensystem bewegte, und nach Bradleys Berechnung, wie der Sirius etwa 400,000-mal weiter von der Sonne abstünde, als unsere Erde von ihr absteht; wenn ferner die Zeiten des Umlaufes sich (weitere Rechnungen zu vermeiden) nur wie die Entfernungen verhielten: so würde er erst in 400,000 Jahren um die Sonne kommen, und folglich in etwa 6666. Jahren sich nur um einen Grad am Himmel verrücken. Dieß ist allerdings so etwas Unmerkliches, daß man ihm deswegen

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immer einen beständigen Ort am Himmel beymessen kann. Zu geschweigen, daß sehr wenige Fixsterne unserm Sonnensysteme so nahe sind, als man den Sirius zu seyn muhtmaßet. Folglich müßen ihre Umlaufsbewegungen noch viel unmerklicher fallen.

§. 29. Demnach muß man die Fixsterne billig für solche grosse Weltkörper halten, die 1.) gleich unsrer Sonne den Mittelpunkt ihres besondern Systems oder Gebietes ausmachen; 2.) die unsrer Sonne an Größe, wo nicht überlegen, doch fast gleich sind; z.) die durch lhre eigene Kraft und Bewegung, mittels des Aethers, der sie umgiebt, tüchtig sind zu leuchten, und sogar durch aller ihrer Trabanten Gegenwirkung beständig sich selbst durch eigenes Licht am Himmel sichtbar zu machen, und dabey alle Trabanten zu erleuchten und zu bewegen; 4.) die sich aber sammt ihren Trabanten oder Planeten um einen gemeinsamen Mittelpunkt der Welt in außerordentlich langer Zeit, und folglich ganz unmerklich herumbewegen.

§. 30. Der Anblick des Himmels lehret uns, das uns die Fixsterne sehr verschiedentliches Licht und Glanz zeigen; dergestalt, daß sie ihrem Lichte nach in

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vielerley Größen und Ordnungen können eingetheilet werden. Mit bloßen Augen unterscheidet man 6. bis 7. Größen derselben; aber mit den Ferngläsern kann man es viel weiter bringen. Und man thut der Sache nicht zu viel, wenn man mehr als 100. bis 150. dergleichen, ja unzählige Ordnungen annimmt.

§. 31. Man schließt, aus optischen Gründen mit Rechte, daß diese Verschiedenheit des Lichts, oder der Größe der Fixsterne, den verschiedentlichen Abstand derselben von unsrer Erde (oder von unserm Sonnensysteme) zur Ursache habe. Da diese scheinbare Größe derselben proportionirlich abnimmt: so schließt man, daß die Entfernungen derselben von uns proportionirlich zunehmen, und daß die Sterne zweyter Größe zweymal, der dritten Größe dreymal, der vierten viermal u.s. f. so weit von uns entfernt sind, als die Sternen erster Größe.

§. 32. Gleichergestalt hat man geometrisch erwiesen, wenn die Sterne erster Größe so groß wie unsre Sonne, und jeglicher mit einem beynahe so grossen Trabantenheere als unsere Sonne versehen, um unser Sonnensystem, in gleichen Distanzen von demselben, neben einander befindlich wären, daß selbige

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alsdenn nur in geringer Anzahl, und ihrer nur etwa 14. bis 15. vorhanden seyn könnten: welches mit der Erfahrung sehr genau zusammen trifft. Ferner, wenn um die kugelförmige Wirkungssphäre der gesammten Sterne erster Größe, in gleichen Distanzen, die Sternen zweyter Größe befindlich wären: selbige wiederum in diesem Räume zwar eine größere, doch aber bestimmte Anzahl, und etwa 75. ausmachen würden. Welches wiederum mit der Erfahrung sehr wohl übereinstimmt. Und so ferner mit den Sternen der übrigen Größen und Ordnungen.

Die Fortsetzung folgt.


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Topic revision: r8 - 15 May 2011, MarleneBurgstaller
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