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III. Jahrgang, XII. Stück, den 24. März 1773.
I. Wissenschaften.
Fortsetzung der Antwort des an die Gesellschaft eingeschickten Schreibens wider die Existenz des vegetabilischen Goldes in Ungarn.
6. Der Beweger dieser Metallenzeugungsmaschine ist nun die Sonne, welche die in der Luft befindliche Menge der Samen, für alle brey Reiche der Natur, in die, theils bey erstrer Schöpfung in die Erde gepflanzte: theils während der Sündfluth veränderte, und auch itzo durch Wind und Gewitter, hin und her erregte Magneten, mit ihren astralischen Geistern und Kräften, in und außer der Erde zuführet, zeitiget, und also zur Erzeugung der Metallen das meiste beyträget. Wie nun aber die Natur in allen drey Reichen niemals einen Sprung machet sondern in allen Sachen stuffenweise fortgehet: also ist auch der Sonne ersters Werk, in der Luft genugsamen Schwefel zu erzeugen, und solchen, wie Mann und Weib, mit dem, nach Nr. IV. angeführten, und häufig vorhandenen Luftsalz zu vereinigen. Diese beyde Principien geben den ersten Grund zu allen Metallen, und Düngungen, in den Erdmagneten, sogar zu aller Fruchtbarkeit in verschiedenen Gegenden, und zum Wachsthum in den Vegetabilien. Auch dependiren hievon alle epidemische und endemische Krankheiten, welche nach Beschaffenheit der Präponderirung des vielen oder wenigen Lufschwefels und Luftsalzes (wel-
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ches nach der verschiedenen Witterung, mehr oder weniger flüchtig oder fix, süß oder sauer ist, und durch die Winde anders woher hingebracht wird) in den thierischen Magneten sich einwurzeln, und lang oder kurz in gewissen Gegenden dauern, und in den lebenden Körpern zu regieren pflegen; wie man es bey der Menschen- und Viehpest, und allen grassirenden Krankheiten wahrnehmen kann. Daß nun in der Luft eine Menge dergleichen elektrischen Schwefels und Salzes ist, bezweifeln alle meteora ignita; und dieses ist, welches zu dem vegetabilischen Golde, den ersten Grund leget; je nachdem e, in einem stärkern, oder schwächern, doch ihm convenablen Magneten fället.*)
7. Wie nun aber das Gold, der verschiedenen Länge oder Kürze seiner Zeugung gemäß, von unterschiedener Ar seyn kann; so mag man solchesm, von dem ersten Ursprung an, bis auf die letzte Fixität zu rechnen, füglich in drey Klassen theilen; nämlich 1.) in das astralische und Solarische. 2.) in das Embryonale oder Vegetabilische 3.) in das Metallische und Reife. Das astralische ist nicht zu läugnen; wenn man einmal die Samen aller Dinge in der Luft und den Sonnenstrahlen, und in beyden , den Luftschwefel und Salz zuläßet: das Embrionale stecket in allen Goldmagneten, welche, sowoh. auf der Fläche, als unter der Erden, in den unreifen Klüften, Gängen und Anbrüchen befindlich sind: und dieses ist, welches aus seinem hin und her zerstreuten, auch von einem starken Winde zusammen geblasenen, oder von einem Blitz und Donnerstrahl präparirten, partikular Erdmagneten herfürkeimen, und da es noch weich und merkurialisch ist, neben einem Vegetabili aufwachsen, oder in dessen Wurzel und Nahrungsröhrchen, sich einschleichen kann.
Das metallische Gold, ohngeachtet es in vielen Stuffen sichtbar und reif zu seyn scheinet, führet doch noch viel Unreifes und Flüchtiges mit sich, welches erst durch die Länge der Zeit zur Reife gelanget worden wäre. Denn, das kann ein jeder in den ungarischen Bergwerken, absonderlich zu Schemnitz, Kremnitz, Botsa, Nagy-Banya und in andern, wahrnehmen, daß, viel unreifes Gold in den Pochwerken und Schlemmhütten, mit dem Wasser fortschwimmet, und, ob es gleich auch allda, mitten im Sand und Schlamm, eines dergleichen mineralischen, mit dem Luftsalz imprägnirten Wassers, und beym Abnehmen desselben, durch die Sonnenstrahlen, am Rande der Bäche reifer
*) Vide Tackii Genealogia auri. Frid. Balduini Aurum Aurae cap. 1.-4. Magnani Philosoph Natural cap. XVI.
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wird; so giebet es doch von dem ersten Schlemmbachj an, bis in die großen Flüsse, worein sie sich ergiessen, und viele Meilen unterwärts fliessen, noch vieles Waschgold: theils auch im Rösten und Schmelzen, mit dem aresenikalischen Schwefelrauch fortflieget, doch mit dem Regen und Thau, seiner Schwere halber, wieder herunter fället, und von Feuer und Luft reifer gemacht, abermal in die Bäche und Fülle kommt. Die Erfahrung lehret auch dieses, daß, wenn man die Rauchfänge in den Schmelzhütten, nach Auflassung des Feuers mit einem reinen und scharfen Borstenkerhwisch auskehret, und diesen metallischen Ruß, entweder durch den nassen Weg schlemet, oder mit Cementirwassern digeriret: oder aber mit Figirzusatz wieder schmelzet, man allemale wieder etwas Gold herausbringen kann. Wer wollte demnach läugnen, daß, da das Gold viel schwerer, als das Wasser und der Rauch ist, und doch fortschwimmen, oder in die Luft wegfliegen kann, solches, indem es noch unreif und merkurialisch ist, nicht auch in eine Staudenruthe, Weinrebe, oder Getraidhalm sich einbegeben, und gleichsam aufwachsen könne?*)
*) Vid. Joh. Frid. Henckel Flora Saturn, cap. XVI. p. 471, Von den in Kräutern befindlichen Metallen. Item Miscell. Nat. Curios. Dec. I. an. II. p. 189, obs. 113. Schol. Cent. 1. 11. observ. 176. p. 380.
8. Dieses nun deutlicher zu zeigen, so muß ich nur mit wenigem , das oben angeführte wiederholen, daß von jedem unreifen und noch merkurialischen Goldschwefel, sowohl der Mineralsamen in der Luft und den Sonnenstrahlen, als auch dessen Magnet, in der Oberfläche der Erde, und am meisten in einer Dammerde, deren Rand, wie bey den Ackergränzen, etwas erhaben ist, stecke. In der gedachten Dammerde, wird dieser Goldschwefel zuerts zu einer Letten, welche, indem sie sich mit dem Nahrungssafte des Vegatibilis, es mögen Getraide- und Graßhalme, oder Weinreben seyn, vermischet, so kann er durch die tägliche Sonnenwärme und durch die natürliche Kühle und Elasticität der Luft um desto leichter in die Poren der feuchten Wurzeln, und faserigten Röhrchen des Halmes, oder der Reben, aufwärts gepreßt werden: als bekannt ist, daß jedes Gewächse, wegen der täglichen Ausdünstung, gegen Abend, leerer und schlapp werde; des Morgends aber gefüllter und steifer scheine. Und wenn der Halm verdorret, (wie er dann wegen dieser fremden, und ihm nicht eigenen Nahrung verdorren muß) so bleibet dieser Goldschwefel, welcher indessen er-
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härtet, und durch die Sonnenstrahlen mehr ausgekochet wird, wie ein Dratfaden zurück, und wird durch den Wind, und durch das untere hinaufpressen, um eine Rebe umwunden. Da dieses aber selten geschiehet, so muß ein solches Naturspiel (dergleichen gar viele in allen drey Reichen der natur anzutreffen sind) als etwas außerordentliches betrachtet, aber auch die Möglichkeit desselben nicht völlig geläugnet werden.*)
*) In D. Joh. Basilii Kuchelbeckers Syndici zu St. Annaberg allerneuesten Nachricht vom röm. kais. Hofe und der Residenzstadt Wien wird p. II. cap. XIII. §. 10 p. 879 Edit. IIda, derselbe Stamm oder unterste Theil von einem Weinstock beschrieben, um welchen aus der Erde ein dicker Golddraht gewachsen, und sich um solche herumgeschlungen. Ein gleiches wird in Belii Prodromo Hung. novae lib. III. cap.Xl p. 153 abgebildet. Ewig schade wäre es, wenn solche in sehr mechanischer Chymisten, Hände kämen.
9. Wenn nun in dem Schreiben gefragt wird, was von denen, sowohl von ehemaligen Physicis, denen Miscellaneis Naturae curiosorum einverleibten Berichten, über die verschiedenen Arten vom vegetablischen Golde, als die in London vom H. Prof. Morris, dann vom Hrn. Raymann m Eperies, darüber gemachte Versuche; wie auch von dem ohnlängst zu Töplitz, in der Zipsergespannschaft gefundenen Goldgewächse zu halten sey? So habe ich oben, gleich anfangs meine Meinung darüber gegeben, daß da einige, die Wirklichkeit und den Werth desselben verneinet: die andern aber bejahet, beyde sich widersprechende Partheyen in gewisser Maasse recht haben. Denn, da ich oben Nr. VII. jede Arten von reifem und unreifem Golde in 3 Klassen nämlich in das astralische, vegetabilische und metallische oder reife Gold unterschieden habe: so hätten zwar diejenigen recht, die durch ihre Goldschmiedsphysik, und daraus angestellte Amalgamations- und Fusionsversuche, kein metallisches Gold in dem Embryonalischen und vegetabilischen Golde gefunden zu haben, erzählen. Sie haben aber dieses, für das erste, nur in einem oder dem andern Stücke, nämlich in einer mit flüchtigem Golde, angeflogenen Traube gethan, und ist ganz natürlich, daß in so engen und subtilen Weintraubenfasern, einem wahrhaftig reifen und metallischen Golde in einem halben- oder Vierteljahre durchzudringen und zu zeitigen, ohne einen Sprung in den Wegen der Natur anzuerkennen, fast ohnmöglich sey. Für das zweyte, stehen ihnen, gegen eine, wohl 20 andere wahre Historien entgegen, wo, ohnerachtet dieser Unbegreiflichkeit ein, vielleicht in mehrerer Zeit, und mit mehrerer Naturkraft, zeitiger gewordenes Gold, auch in Vegetabilien gefunden worden zu seyn,
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glaubwürdig berichtet wird: wie dann Hr. D. Raymann in den Miscell. Nat. curios. Vol. VI. Obs. 129. selbst gestehet, daß er einen vegetabilischen, in einem Getraidehalm gefundenen, und der Sichel widerstehenden, auch 16 Dukaten schwer wiegenden Golddraht besitze. Für das dritte, ist es, von einem vernünftigen Chymisten nicht vorsichtig gehandelt, wenn man einen dem ersten Augenschein nach, noch nicht metallisch seyn könnenden Goldschwefel, gleich in eine metallische Amalgamierung und in ein öfteres Kapellfeuer bringet, unter welchem ein dergleichen noch unreifer Goldschwefel, nicht , anders, als im Rauch aufgehen muß, und man auch in den Probier- und Schmelzöfen dieses erfähret, daß, wenn man ein frisch gebrochenes Erz gleich ins Ofenfeuer bringet, solches mehrentheils, als etwas Unreifes wegrauche; da es doch, wenn es eine Zeitlang in der Luft und Sonne lieget, alsdann mehr Gold und Silber giebet: daher das vierte: da dieser Probier- oder vielmehr Zerstöhrungsweg zu diesem subtilen Subjekt nicht getauget: man vielmehr bey diesem und dergleichen embrionirten Golde, den Naturwegen nachgehen und in Abwesenheit seines ehemaligen Magneten, dasjenige, was die Natur nicht hat vollenden können, durch einen nassen, mit einem überal zu habenden Salz- und Weltgeiste *) vorzunehmenden Zeitigungs- und Figierungsweg, dessen Zeitigung hätter vollenden sollen; so hätte sowohl Herr Professor Morris, als auch H. D. Raymann gewiß, einige Grane metallischen Goldes auch aus diesen wenigen Traubenbeeren und Körnern, erhalten können. Und dieses ist, worinne beyde Herren Probierer gefehlt zu haben scheinen; daß sie dasjenige da gesuchet, wo noch nichts zu suchen war, und anbey mit ihren verneinenden Meinungen, das Kind mit dem Bade ausschütten.
*) Wenn diese beyde mit einem embryonatischen Golde vereiniget werden, so zeitigen sie nicht allein das unreife Gold, sondern geben auch auf den menschlichen Körper eine vortrefliche Arzney: und dieses ist, welches in den so unschuldig verachteten bällischen Arzneyen. Ess. dulc. und Lebenspulver das Beßte ist.
10. Bis hieher gehen meine unvorgreifliche Gedanken über obige besondere Fragen. Nun will ich aber zum Beschluß etwas Nützlicheres und zum Beßten, sowohl des allerhöchsten Hofes, als auch des ganzen ungarischen Vaterlandes, nämlich von nöthiger und besserer Betreibung der Goldwaschwerke, in den, um die Gold- und Silberbergwerke befindlichen Bächen und Flüssen, beybringen. Ich bin nämlich ohnlängst bey einem gewissen Herrn gewesen, welchem einige fleißig und arme Leute für die
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Erlaubniß, im Wasser seiner Herrschaft Gold zu waschen (weil es am Tage, und kein Reservatum Regale ist) jährlich einen gewissen Tribut, und über diesen einen Theil dieses Waschgoldes (zusammen fast 100 Thaler werth) zahlen. Ich fragte: ob in demselben Distrikte und Thal dieses herablaufenden Baches, noch mehr dergleichen Waschwerke befindlich wären? obgedachter Herr antwortete, daß seines Wissens keines, außer einem, oberhalb, 5 Meilen von ihm, unmittelbar unter dem letzten Puchwerke sey.
Mir fiel alsogleich ein, was ehedem im Jahre 1679 D. Johann Joachim Becher, damaliger kaiserl. königlicher Bergrath, von einem aus blossem Meersand und Salz anzulegenden, ewig währendem Bergwerke, den Staaten von Holland vorgeschlagen, und durch dargelegte Rechnungen, und im kleinen gemachte Proben, mit Approbation der Herren Generalstaaten dargethan hat, daß mit 2. Millionen Kapital, auf 10 Schmelzgalerien und andere Unkosten, am Rande des Meeres, auch im Großen, jährlich eine Million Ueberschuß gewonnen werden könne: welches aber hernach wegen erfolgten Absterbens obgedachten D. Bechers, und 1681 eingefallenen schweren französischen Krieges, unterblieben ist.
Noch fiel mir ein, was Marquard Freher, in Originibus Palatinis, P. II. cap. XVII., und nach ihm, ein Anonymus den Pfälzern vorgeschlagen; nämlich, daß von Mannheim an, bis zur Vereinigung des Rheins und Neckers, eine Menge Waschgold in bemeldten beyden Flüssen zu haben sey. Dieses nennet der ungenannte Verfasser die Goldtragende Kuh, welche zu ihrem Unterhalt nichts kostet.
Auch gedenket Abinus in der meißnischen Bergchronik Tit. XVII. p. 124. und Lehmann, im historischen Schauplatz p. 194, 442. daß der damalige Churfürst Johann Friedrich von Sachsen eine Goldkette 16 eine halbe Mark schwer aus blossem, in Torgau gewaschenem Golde, verfertigen lassen.
Wenn ich nun die, in dem so gesegneten Ungarn, um die Bergwerke herum fliessende Gran, Waag, Bistritz, Bocza, Theiß, Donau und andere Flüsse betrachte, was würden nicht bey uns, durch eine Menge anzulegender Waschwerke für beträchtliche Schätze, dem Lande zum Besten hervorzubringen seyn? ic.
J. D. v. P. Ph. und M.
D.d. N. G B
II. Stadt- und Landwirthschaft.
Von Aufbewahrung geräucherter Sachen.
Wir haben unsern Lesern, bereits eine geraume Zeit, nichts von landwirthschaftlichen Dingen zu lesen gegeben: theils weil wir viele Auf-
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sätze von einigen unsrer Mitgliedern in Händen hatten: theils auch, weil die Zweige der Landwirthschaft, schon vielfältig sind beschrieben worden. Zur Abwechslung der Materien wolten wir denoch einen Artikel hersetzen, der sowohl zu einer wohleingerichteten Stadt - als Landwirthschaft gehöret. Man weis, daß ein fleißiger und aufmerksamer Hauswirth auf viele Punkten in seinem Hauswesen zu sehen hat, wenn er seine Haushaltung ordentlich, gut, und, nach Erfoderung seines Standes und Einkommens, wohlfeil führen will. Hieher gehöret hauptsächlich, daß er zu rechter Zeit einkaufe, und das Eingekaufte nicht verschwende, noch weniger es verderben lasse. Unter die Dinge, die dem Verdeben unterworfen sind, gehören alle Arten von Fleisch: auch sogar jene, welche durch das Salz, davon befreyet bleiben sollten, bestättigen diese Wahrheit.
Speck, Schinken, Würste, und allerley Arten geräuchertes Fleisch werden, theils durch die Länge der Zeit, gelb, abschmäckend: oder aber sie werden von den Maden im Sommer stark angegriffen, und zernaget, welches dann, theils Schaden und Verlust, theils einen grossen Uebelstand auf einer wohbestellten Tafel verursachet. Folgende Methode ist daher die beste, um geräucherte Sachen zu verwahren: wenn man das Fleisch, Speck und Würste aus dem Rauche genommen hat, so hänget man es fürs erste in einer Kammer auf, um es ferner trocknen zu lassen. Zu Ende Aprils wählet man einen zu seinem Vorrathe hinlänglich geräumigen Kasten, streuet trockene und ausgesiebte Asche auf den Boden: hierauf leget man eine Schichte Fleisch oder Speck: und wenn diese fertig ist, streuet man abermals recht dick Asche darauf ; und so fähret man weiter fort, bis endlich die oberste Lage mit Asche beschlossen wird. Auf diese Weise können keine Fliegen, als woraus, wie bekannt ist, nur allein die Maden entstehen, zu dieser Eßwaare gelangen. Diese also eingelegten Schinken behalten ihr Fett oder Speck ganz weiß, dergestalt, daß sie Jahr und Tag gut bleiben. Wer auch geräuchertes Fleisch weit zu verschicken hätte, der sollte es nur dick in Asche einpacken, so leidet es unterwegs keinen Schaden. Dieses auf solche Art verwahrte Fleisch bleibet, weil keine Luft noch Ungeziefer hinzu kommen kann, auf viele Jahre gut, überkommt während solcher Verwahrung keinen übeln Geruch, verliehret sehr wenig Saft, und auch diesen erlangt es durchs Absieden wieder. Man will gar behaupten, daß auch das Fleisch selbst, wegen des alkalischen Salzes in der Asche wohlschmeckender wird. Wir lassen dieses beym nicht genugsam geräucherten Fleische gelten. Die Güte eines Schinkens hängt auch gar viel vom Räuchern ab. Der Rauch ist sowohl in Ansehung des Holzes, als auch in Betreff seiner Stärke, Hitze und Schwäche, verschieden. Auch
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selbst das Salz, die Luft, und Wetter können beym Räuchern hinderlich seyn: desgleichen muß die Zeit wohl in Acht genommen werden, wie lange das Fleisch im Rauche hängen soll. Wir werden von diesen Punkten ein andersmal reden.
III. Vermischte Nachrichten.
Ein Mittel das Feuer schnell zu löschen.
Die Macht des Feuers, dieses alles verzehrenden Elements, ist so groß, wenn es ausbricht, daß man oft nichts, als die schleunige Flucht vor sich hat, um seiner Wuth entgehen zu können. Schröcken überfällt den Inwohner, wenn er sein Haus dem Feuer überlassen siehet. Seine Glieder zittern: seine Sinnen sind betäubet. Er läßet das Beßte stehen, und kaum besinnet er sich, seine Kräfte zur Flucht aufzufordern. Es ist wahr, die Gegenwehr ist in den allermeisten Städten gut, gut, und in einigen unverbesserlich. Allein, es können zuweilen auch die besten Anstalten, die Dämpfung des Feuers nicht so geschwind befördern, daß nicht ein großer Theil, der zur menschlichen Erhaltung und Bequemlichkeit gehörigen Sachen, ein Raub der Feuerflammen würde. Wir wollen unsern Lesern ein sehr geringes Mittel bekannt machen, welches bereits in vielen Gegenden sich wirksam erwiesen hat: wodurch der Flamme ein großer Abbruch geschiehet, indem, wo es immer hinlanget, das Feuer auslöschen muß, und daselbst nichts mehr anzünden kann. Es bestehet in folgendem: man wirft in einige Eymer Wassers 5 bis 6 Pfund Potasche, oder man nimmt so viel Wasser, als zu Auffüllung einer Feuerspritze nöthig ist, und wirft obige Portion Potasche hinein. Wenn nun dieses mit der aufgelößten Potasche vermischt Wasser an brennendes Holzwerk gespritzet wird: so höret es augenblicklich auf zu brennen, und nimmt kein Feuer mehr an. Bey dieser oft bewährten Erfahrung wäre es sehr gut, wenn in den besten Häusern eine beliebige Portion Potasche aufgehoben würde, um sich deren im Nothfalle bedienen zu können. Entstünde nun eine Feuersbrunst, so könnte in den von diesem Feuer entfernten Häusern, die aufgehobene Portion Potasche durch warmes Wasser geschwind aufgelöset, und den Feuerspritzen zugeführet werden. Alles Brennbare wenn es mit solchem Wasser bespritzet wird, verliehret die Kraft zu brennen, und kann dadurch ohnfelbar erhalten werden.
v. M.
In Wien zu haben in der Baderischen Buchhandlung neben dem Todtenkopf in der Bognergasse.