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III. Jahrgang, XLIV. Stück, den 3. Winterm. 1773.

I. Wissenschaften.

Gottesgelehrtheit.

Bey Herrn Joseph Kurzböck ist zu haben: Predigt von der Einigkeit im Christenthume, über Johann am XVII. 20. 21. gehalten in der k. k. Hofkapelle, als der hochwürdigste Bischoff von Fogarasch, Gabriel Gregorius Major von Sarvad des H. Basiliusordens, vormals in den orientalischen Sprachen Bücherrichter, feyerlich eingeweihet worden ist: in Gegenwart Ihrer k. k. Majestät der Kaiserinn Königinn, und der allerhöchsten Herrschaften, am 4. May 1773. von Anton Ruschitzka, bey der St. Peterskirche Stiftherrn, Dechant und Lehrer der geistlichen Beredsamkeit in dem Erzbischöflichen Priesterhause: in groß Quart 56. S.

Wir wollen die Worte des Textes, welchen der Hr. Dechant gewählet hat, hersetzen: Vater! - Ich bitte für diejenigen, die an mich glauben werden, damit sie alle eins seyn, wie du Vater, in mir, und ich dir.

Er zeiget gleich anfänglich in der Vorbereitung, theils durch die Aussichten in die Zukunft, wie rührend dieses Gebeth unsers Erlösers gewesen sey, und dann bricht er selbst in die rührende Worte aus: O Einigkeit im Christenthume, du feuriger Wunsch unsers theuersten Erlösers, du kostbarer seines so reichlich vergossenen Blutes, wirst du denn von uns eben so hoch geschätzet, eben so eifrig gesuchet, als du von ihm erwünschet und erkaufet worden bist.

Die Predigt selbst ist in zween Theile abgesondert. Wir wollen uns der eigenen Worte des Hrn. Verfassers bey dem Auszuge bedienen.

I. Theil. Die wahren Jünger und Nachfolger Jesu sollten zu allen Zeiten nur eines Sinnes seyn: -- eins im Glauben, eins in der Liebe.

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Er unterstützet sein Gebeth mit solchen Anstalten, welche die fähigsten sind, die Einigkeit im Glauben und in der Lehre fest zu setzen und zu erhalten. Er führet ein Evangelium ein, welches die unveränderliche Regel des Glaubens, und die unverletzliche Vorschrift der Sitten seyn, und wider welches weder Ausnahme, weder Einschränkung, weder Gewohnheit, weder Verjährung, auch nur das geringste, gelten sollte. - Es werden sich Unordnungen, Misbräuche, Träume, Irrthümer, falsche Lehren einschleichen: sie werden unvermerkt wachsen, sich ausbreiten, Wurzel schlagen: sie weren über die Wahrheit die Oberhand erhalten wollen: dem ohngeachtet soll das Evangelium immer das nämliche seyn. Wehe euch allen, die ihr zu demselben etwas hinzusetzet, sollte es auch nur ein Jod, ein einziger Punkt seyn. - Wenn wir nun genan an dieses Evangelium hielten; wenn wir unsre Begriffe durchgehends nach demselben einrichteten; müßten wir nicht, was die Lehre und den Glauben betrifft, einig; müßten wir nicht unter einander, und mit Jesu Christo, selbst eines Sinnes seyn.

Wo kommen denn die Sekten, selbst unter denen her, die sich doch alle zum Evangelium bekennen, wenn dasselbe zur Einigkeit im Glauben führen, oder sie in selbem erhalten soll? Sie rühren nicht vom Evangelium, sie rühren vom Mißverstande her. - Es haben sich Zweifel und Streitigkeiten theils über das evangelium selbst, theils über die eigentliche Lehre und den ächten Verstand desselben angesponnen. - Wer soll sie lösen! Wer soll sie entscheiden? Privatpersonen, einzelne Lehrer oder die Kirche Christi? - Fraget die Kirche, höret sie; folget ihr: Wer die Kirche nicht höret, sey dir den Heiden und Publikanen gleich.

In den folgenden handelt unser Prediger von der wahren Kirche; er beschließet diesen Punkt auf eine seinem Endzwecke gemäße Art: Von dem unüberwindlichen Felsen herab, auf welchen sie, die wahre Kirche, von ihrem Bräutigam selbst erbauet, und festgesetzt worden ist, werden wir unzählige Menschen gewahr, die nach erlittenem Schriffbruche auf dem stürmischen Meere der Sekten und Irrthümer von dem Winde hin und her geworfen werden. - O lasset uns ihnen zu Hülfe eilen, lasset uns gegen sie rettende Hände ausstrecken und ihnen zurufen: kommet doch, trettet mit uns in die Einigkeit des Glaubens. Fliehet uns doch nicht, wir suchen euch - Höret wie Jesus für uns und für euch bethet: Vater laß sie eins seyn, die an mich glauben. Wir glauben an ihn; ihr glaubet an ihn: laßet uns in allem übrigen, was Jesus gelehret, was er befohlen hat, ebenfalls eins seyn. -

Was aber der Heiland noch ferner gleich inbrünstig bat, das war die aufrichtige, zärtliche, allgemeine Liebe, die wir Christen, als Brüder, als Glieder eines und eben desselben Leibes, wovon Jesus Christus das

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Oberhaupt ist, einander schuldig sind. Man merke an den Schluß seines, im angeführten XVII. Kapitel enthaltenen, Gebethes; und ist es möglich, so bleibe man gleichgültig, hart, fühllos dabey - -

Man betrachte einmal den wahren Christen, so, wie ihn Paulus entworfen hat, und die ersten Zeiten des christenthums vielfältig gesehen haben. Wird man ihm die Hochachtung versagen können, die er mit so gutem Rechte verdienet?

Wie nun aber, ist sie nicht mehr auf Erden, diese Religion der Liebe? Hat sie sich wieder in den Himmel zurückgezogen, woraus sie entsprungen ist? Nein, meine Brüder, aber ihre wahre Schüler sind seltene Erscheinungen geworden. Der Glaube hat abgenommen; ists also Wunder, daß auch die Liebe erkaltet ist. Beynahe suchet ein jeder nur sich, und das, was sein, und nicht das, was Jesu Christi ist. Darf man sich also wundern, wenn so wenig Redlichkeit, so wenig wahre Freundschaft, so wenig Treue und Glaube unter uns angetroffen wird.

Die Liebe ist der entscheidende Charakter und das unerträgliche Merkmal, an dem man einen wahren Jünger Jesu, von allen denen unterscheiden kann, und auch unterscheiden soll, die es nur zum Scheine und bloß den äußerlichen Ceremonien und leeren Titeln nach sind.

Und die Hinderniße hinwegzuschaffen, die der allgemeinen Liebe am meisten im Wege stehen und sie verhindern, bindet der Sohn Gottes seinen Jüngern die Sanftmuth und Demuth auf das feuerliche ein, und giebt selber ein Beyspiel ab.

Wer wird folgendes lesen, ohne gerührt zu werden?

O so kehre doch einmal zurück, du kostbares erbtheil, das uns unser sterbender erlöser zurückgelassen hat! Kehre zurück du schöne und reizende Liebe, und mache auch itzt noch, daß die Menge der Gläubigen, daß alle Christen zusammen nur ein Herz, nur eine Seele haben mögen! Haben wir nicht etwa Feinde genug, an der Welt, an dem Teufel, an der Hölle! Müssen wir noch über dieses einander feindselig begegnen, wider einander streiten, einander hassen, verfolgen, zu Grunde richten? Sollst du also göttlicher Jesu! umsonst für uns gebethet haben? Nein! nein! geliebtesten Brüder! wenn wir nicht einig sind, o! so lasset uns einig werden: einig im Glauben, einig in der Liebe: denn um diese zweyfache Einigkeit hat der Heiland so eifrig gebethet. Und es lieget alles daran, diese doppelte Einigkeit unter uns zu erhalten.

Den Auszug aus dem 2ten Theile dieser lesenswürdigen Predigt wollen wir im folgenden Blatte liefern.

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II. Künste.

Von der Mosaischen Arbeit

Die durch Se. Päpstliche Heiligkeit, unsrer Monarchin, erst neulich überschickten Portraits Sr. Majestät des Kaisers, und des Großherzogs von Toskana Königl. Hoheit, von mosaischer Arbeit, haben die Bewunderung aller derjenigen, welche solche zu sehen das Glück hatten, nach sich gezogen. Wir glauben daher, den meisten unsrer Leser, keinen unangenehmen Dienst zu erweisen, wenn wir ihnen von der Art, diese sonderbare Gemälde zu verfertigen, eine zuverlässige Nachricht ertheilen.

Eine der merkwürdigsten Künste des heutigen Roms, ist die sogenannte mosaische Arbeit. Es ist unnöthigh zu sagen, daß die Erfindung schon alt ist, indessen hat man bis auf unser Jahrhundert, sich so wenig darauf gelegt, daß sie fast eine neue Entdeckung zu seyn scheinet. Pabst Clemens der IX. hat die neue Fabrik der mosaischen Gemälde errichtet, welche sich neben der Peterskirche befindet, der sie auch zugehöret. Die Künstler bereiten durch das Feuer eine Materie, die ein Mittelding zwischen Stein und Glas, völlig undurchsichtig, und dabey so hart und dauerhaft, als Marmor ist. Sie besitzen die Kunst, derselben alle mögliche Schattirungen oder Farben zu geben, welche sie durch das Feuer so fest zu machen wissen, daß sie ihre Lebhaftigkeit beständig behalten. Von diesen gefärbten Steinen, machen sie sich so viel Vorrath, als es die verschiedenen Farben eines Gemäldes erfordern. Dieser künstliche Stein, läßet sich vermittelst des schneidenden Theils eines Hammers, in so kleine Stückchen theilen, als man will; ohne daß es unordentliche Stücke bricht. Einige dieser Stückchen sind überaus klein, überhaupt aber fast viereckicht, und von zwey oder drey Linien, bis einen halben Zoll breit. Da aber der Stein oft fast die Dicke eines Zolles hat, so haben die abgeschlagenen Stücke, die Figur eines länglichten Vierecks, und sehen einem doppelten oder dreyfachen Würfel ziemlich ähnlich. Die Arbeitsleute haben eine fast unendliche Mannigfaltigkeit dieser verschiedentlich gefärbten Steine, in abgetheilten Fächern eines Schiebkastens, welcher ihnen unter der Arbeit so nahe stehet, daß sie ihn erreichen, und die Stückchen Steine, welche die erforderliche Farbe haben, herausnehmen können, so, wie ein Setzer in der Buchdruckerey, die Buchstaben aus seinem Schriftkasten greift.

Damit aber die Stücke dieser mosaischen Arbeit in großen Gemälden weder einsinken, noch hervorstehen können, legen sie einen Grund darunter, von verschiedenen mit Eisen zusammen geklammerten platten Steinen. Diese sind hart, dabey aber

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ungemein dick, damit man sicher sey, daß sie sich nicht werfen. Von diesen flachen Steinen verbinden sie so viele mit einander, als die Größe des Gemäldes, das sie nachbilden wollen, erfordert, und legen auf dieselben einen gewissen Teig oder Cement, welcher in kurzer Zeit fast so hart, wie Marmor wird. So lange er aber noch weich ist, klopfen sie die kleinen länglichen Steine, welche die Farben der anzulegenden Tinten haben, mit sanften Streichen eines kleinen Hammers in denselben hinein. Damit aber der Cement nicht zu geschwind erhärte; so legen sie jedesmal nur wenig davon auf.

Diese Arbeit gehet so langsam von statten, daß zehn bis zwölf Mann, mehr denn acht Jahre brauchten, des Raphaels berühmtes Gemälde, von der Verklärung Christi, zu Ende zu bringen. - Wann der Cement völlig bedecket ist, siehet die Arbeit sehr rauh aus. Die Arbeiter warten daher, bis der Cement so hart, wie Stein, geworden, und sich mit der mosaischen Arbeit vollkommen vereiniget. Darauf reiben und poliren sie die Oberfläche, wovon dieselbe eine bewunderungswürdige Schönheit bekommet. Ich hätte schon anmerken sollen, daß die Künstler nicht nach dem Originale, sondern nach einer Kopie arbeiten, welches eine andere Ursache ist, die das Werk kostbarer macht, weil es nothwendig eine gute Kopie seyn muß. Da die Farben einer Kopie lebhaft sind, so lassen dieselben sich besser davon, als von dem Originale, dessen farben mit der zeit schwächer werden, und verbleichen, nachahmen.

Die alten machten auch mosaische arbeit, aber die Kunst, Steine zu bereiten, und zu färben, war ihnen völlig unbekannt. Sie bedienten sich nur des Marmors ec., welcher ihnen nicht so viele Schattirungen lieferte, als die neue Methode an die Hand giebt, weswegen auch ihre Kolorit unvollkommener seyn mußte. - Die mosaische Arbeit zu Florenz kommet der alten am nächsten. Sie bestehet aus Marmor, Agathen, Granathen, Sardonichen, Korallen, Lazurstein, Jaspis, Smaragden, Topasen, Perlmutter, u.s.f. Die Arbeitsleute müssen ein jedes kleines Stückchen absegen, das vielmehr Zeit wegnimmt, als das Abschlagen derselben, welches bey der römisch mosaischen Arbeit geschiehet. Daher ist auch die florentinische weit kostbarer, denn ein großes Gemälde, würde eine unglaubliche Summe kosten. Und dieses ist die Ursache, warum sie nur bey kleinen Gemälden bleiben, welche doch ungeachtet der großen Kosten, bey weitem so schön nicht sind, als die römisch mosaische Arbeit.

v. W.

III. Landwirthschaft.

Von irdenen Malzdarren.

Ein starker Zweig, bey der alndesökonomie sowohl, als unter den

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städtischen Gewerben, ist das Bierbrauen, und verschiedene Männer, deren Hauptbeschäfftigung dasselbe nie gewesen ist, haben sich Mühe gegeben, an Verbesserungen zu denken, die theils auf die Ersparung des hierbey erforderlichen Brennholzes, theils auf die abwendung der gefahren, die dieses Gewerbe zu begleiten pflegen, abzielten.

Es ist bekannt, daß besonders bey Malzdörren oder rösten, wo hölzerne Malzdarren, noch gewöhnlich sind, eine ausnehmende Aufmerksamkeit vonnöthen sey, um der, bey dieser Vorrichtung, sehr leicht entstehenden Feuersgefahr, vorzubeugen: die dürren Ruthen oder Holzspalten, woraus diese Darren zusammengeflochten sind, werden durch das oft wiedrholte Dürren, so trocken, daß sie, bey dem geringsten ansitzenden Funken, Feuer fangen, und, bey dem mindesten Zuge der Luft, in Flammen ausbrechen, welches bey der unentbehrlichen Menge von Horden desto gefährlicher wird.

Um nun dieser fast unvermeidlichen Gefahr auszuweichen, ist man theils auf blechene, theil dräthene Horden verfallen; alleine, da diese beyde Arten zu kostbar sind, so konnten sie auch nur von wenigen angeschaffet werden; und es ist eben darum nicht zu hoffen, daß jemals ihre Einführung allgemein werden könnte.

Bey diesen Umständen nun wollen wir unsern Lesern einen Vorschlag bekannt machen, den der Herr Amtshauptmann von Schütz der ökonomischen Gesellschaft in Chursachsen mitgetheilet und den man durch das Leipziger Intelligensblatt bekannt gemacht hat. Hier ist er:

Ich habe, sagt dieser, um die Verbesserung der Landesökonomie unermüdet besorgte Mann, mich sehr gewundert, warum man nicht, im hiesigen Lande, mit töpfernen Horden, Versuche gemachet, oder woferne dergleichen schon hier und da anzutreffen waren: warum sie wegen ihres Nutzens nicht allgemeiner werden? Ich bin daher lange zweifelhaft gewesen; ob vielleicht bey deren Gebrauch unvermuthete Bedenklichkeiten vorkommen könnten, bis ich in der Gegend Döbeln, auf dem Rittergute Luttewitz eine dergleihcen töpferne Malzdarre angetroffen habe, auf welcher etliche 40. Jahre, ohne die geringste Reparatur, mit dem glücklichsten erfolge gemalzet worden. Nunmehro wurden mir alle Zweifel benommen, und es blieb mir nichts mehr übrig, als durch Aufsuchung eines geschickten Töpfers, das gesehene nachahmen zu lassen, welches mir endlich auch gelungen.

Die Schwierigkeiten, welche gedachter Werkmeister, bey Verfertigung der ersten Probe fand, bestunden darinnen: 1) die Kacheln nach und nach zu trocknen, damit sie nicht krumm werden, und besonders in die Falsen wohl einpassen möchten: 2) durch zu viele Löcher den Halt nicht zu benehmen, sondern solchen durch das inwendig angebrachte und aufgelegte Kreuz zu befördern.

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Die Vortheile aber bestehen kürzlich darinnen: 1) in der wohlfeilen Anschaffung; indem eine Quadratelle nicht über 2 oder 3 Groschen kommet. 2) das kostbareste hiebey, sind die zwey mittelsten eisernen Stäbe, worauf die Kacheln in der Mitte ruhen, und sich schliessen. Inzwischen ist doch der ganze Betrag der Kosten, in Betrachtung der langen Dauer, von weniger Erheblichkeit, zumal, wenn man die drathenen dagegen rechnet. 3.) fället die Feuersgefahr ganz weg, und das Malz wird sehr reinlich, und bekommet eine gleiche und geschwinde Darre.

L. J. B. N. 47.

IV. Fabricken.

Es sind keine bessere Einwohner in einem Lande, sagt ein berühmter Statist*), als solche, die sich wacker regen, und arbeiten, mithin durch Fleiß und Kunst, alles in Bewegung setzen. Denn darauß entstehet der Ueberfluß von allerhand Waaren, die zum Handel und Wandel Gelegenheit geben, und deren vertrieb dem Lande unzähliche Reichtümer zuziehet.

Verdienen nicht also, diejenigen patriotischen Bürger, alle Achtung und Aufmerksamkeit des bessern publikums, die sich jeden Umstand des landes, darinnen sie wohnen, zu Nutze machen, und durch Errichtung guter Fabriken die rohen Waaren und Materialien, die das Land giebet, in demselben, auch zum besten des Staats verarbeiten lassen? Gewiß einem klugen Volke, dem sein eigenes Wohl am Herzen lieget, kann es nie gleichgültig seyn, wenn die rohen Materialien, im Lande, durch nützliche Fabriken, in Gold verwandelt werden; und wenn in demselben eben dasjenige verfertiget werden kann, welches man sonsten von den Ausländern theuer genug hat erkaufen müssen. Freylich gehört dazu Muth und Entschließung, zum besten seiner Mitbürger so was zu wagen, und durch ein dergleichen rühmliches Beyspiel, zu zeigen, daß es möglich sey, neben seinen Haus- und Familienangelegenheiten, auch an dem Wohl des Ganzen zu arbeiten.

Unter die Zahl solcher Patrioten, verdienet mit allem Rechte gezählet zu werden, der Herr Gabriel von Roth; der durch eigene Mittel, lediglich aus patriotischen Gesinnungen zu Pondylok, im Kischhonter Komitat, vor einigen JAhren schon, eine Fayanzfabrik errichtet hat, und solche durch unermüdete Sorgfalt von Jahr zu Jahr, in bessern Flor zu bringen, sich bestens angelegen seyn läßet. Die erste Veranlassung zur Errichtung einer solchen Fabrik, gaben dem Herrn v. Roth, die gräflich Forgatschischen Fabrikanten von Ha-

*) Es ist der Herr von Loen, in seinem Entwurf einer Staatskunst ec. p. 41.

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litsch oder Gatsch*) im Neograder Komitat, denen es an guter erde fehlte, und welche deswegen genöthiget worden sind, von Pondyelok gute Erde zu holen. Dieser Umstand brachte den Hrn. v. Roth zu der rühmlichen Entschließung, daselbst, in Podyelok, eine eigene Fayanzfabrike anzulegen. Vorhero aber, um desto sicherer zu gehen, machte er einen Versuch im kleinen, und ließ in den oefen der Pondyloker Töpfer, einige von dieser Erde verfertigte feine Geschirre ausbrennen, um zu erfahren, wie diese Geschirre auch ausfallen würden. nachdem sein Versuch im kleinen nach Wunsch abgelaufen, so berief er darauf Fabrikanten aus Hollitsch, richtete fest an seiner Wohnung, ein geräumiges Gebäude auf; und machte den Anfang, Geschirre von verschiedenen Arten und Gattungen im großen verfertigen zu lassen.

Es ist ihm auch durch seine Sorgfalt gelungen, die neu errichtete Fabrike zu einer solchen Vollkommenheit zu bringen, daß sie beynahe mit andern inländischen Fayanzfabriken nun schon um den Vorzug streitet. Denn es fehlet derselben weder an geschickten Arbeitern, welche die schönsten Formen und Figuren erfinden, noch an guter Erde, als dem Hauptmateriali, noch an schöner weißer Emaille, und übrigen Farben. Es werden darinnen, nicht nur allerhand, weiße, grüne und buntgemahlte Geschirre; sondern auch verschiedene Kunstsachen und Zierrathen verfertiget. Das Geschirr hat unter andern diese vortreffliche Eigenschaft, daß es das stärkeste Feuer aushält. Man kann daher in demselben kochen, braten, rösten, und bey der heftigsten Glut allerley Speisen zubereiten, ohne zu fürchten, daß es in Stücken gehen, oder irgend einen Schaden nehmen sollte. Der Preis des Geschirres ist wohlfeil, und findet deswegen von allen Seiten Abnehmer.

Ein einziges fehlet noch dem Herrn v. Roth, um seine Fabrike in rechten Flor zu bringen. Wir meynen eine Niederlage, in einigen angesehenen erbländischen Städten, als etwa Wien, Preßburg, Hermanstadt ec. Wir wünschen diesem würdigen Patrioten auch dazu von Herzen Glück.

v. N. in Z.

*) Gats oder Halitsch ein Bergschloß und privilegirter Marktflecken im Neograder Comitat. Se. Excell. der Graf v. Forgatsch haben daselbst eine Fayanzfabrike anlegen lassen.


In Wien zu haben in der Baderischen Buchhandlung neben dem Todtenkopf in der Bognergasse.
Topic revision: r10 - 01 Sep 2011, AgostonBernad
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