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III. Jahrgang, XLVII. Stück, den 24. Winterm. 1773.

I. Wissenschaften.

Preßburg und Leipzig.

Auf Kosten Anton Löwens, Buchhändlers in Preßburg, hat erst kürzlich die Preße verlassen: Kurze Anleitung für das Landvolk, in Absicht auf die Bienenwirthschaft, wie solche mit Nutzen geführte werden soll. Für die kaiserl. königl. Erbländer, insonderheit aber für das Königreich Ungarn, eingerichtet. Worinnen deutlich gezeiget wird, wie durch eine wohleingerichtete Bienenwirthschaft, in kurzer Zeit ein beträchtliches Vermögen gesammelt werden könnte. Alles aus eigener Erfahrung zusammengetragen, und zum Nutzen des Landmannes, in Fragen und Antworte eingerichtet. Nebst einem kleinen Bienenkalender, für die Bienenväter, und mit nützlichen Kupfern gezieret. 9½ Bogen in 8vo. und ½ Bogen Kupfertafeln.

Ungeachtet wir an guten und brauchbaren Bienenbüchern, keinen Mangel haben, so glauben wir doch, daß gegenwärtiges Werkchen den Liebhabern der Bienenzucht, nicht überflüßig scheinen wird, Da es hauptsächlich nur für den gemeinen Mann, der die Bienenwirthschaft am meisten treibet, geschrieben ist, so hat sich der Verfasser nicht so sehr der Schönheit des Ausdruckes, als der Deutlichkeit im Vortrage beflissen; und dazu die Lehrart durch Fragen und Antworten um desto lieber gewählet, weil solche die faßlichste ist, und die Lernenden am wenigsten ermüdet. Er hat es in ein und zwanzig Hauptstücke abgetheilet, und diesen alles, was einem fleißigen und aufmerksamen Bienenvater zu wissen nöthig ist, kürzlich, jedoch deutlich und gründlich vorgetragen. - Die Bienenhüte von seiner erfindung, deren Bau in einer

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Kupfertafel vorgestellet worden, scheinet uns viel bequemer, und nützlicher, als die bisher gewöhnlichen zu seyn. - Wir hoffen übrigens, daß diese Arbeit nicht ohne den gewünschten Nutzen seyn, und vielen unsrer Landesleute manche Vortheile zeigen wird, die sie vorher nicht gekannt haben.

v. W.

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Ungarische Geschichte.

Fortsetzung der Abhandlung vom ersten Fürsten des H. R. Reiches in Ungarn.

Sein Sohn war der in den Ungarischen Geschichten bekannte Petrus Perény. Diesem wird zwar sowohl in den Geschichten, als auch in Urkunden, nur der Titel eines Grafen (Comitis) gegeben, und es scheinet, daß sich weder er, noch sein Sohn Gabriel des Titels eines Reichsfürsten bedienet habe.

Daß aber gleichwohl der, vom Kaiser Maximilian dem I. dem Grafen Pereny ertheilte Titel eines Reichsfürsten nicht völlig in Vergessenheit in Ungarn gerathen, ist daher abzunehmen; weil er von Fabricio in der angeführten Lob- und Leichenrede, sowohl dem Gabriel, als auch seinem Vater Petro Perény ausdrücklich beygelegt wird: zum Beweise will ich einige merkwürdige Stellen aus der nämlichen Rede in den Anmerkungen selbst anführen.*)

Man könnte aus nämlicher Lob- und Leichenrede, viele merkwürdige Umstände, von dem uralten Geschlechte der Grafen Perény anführen, welche einige Stücke von unsrer vaterländischen Geschichte in ein helleres Licht setzen. Und ich kann mich nicht enthalten, einige herzusetzen, weil ich glaube, daß sie unsern Lesern nicht unangenehm seyn werden. Hieher gehöret 1), daß diese vornehme Familie über sechshundert Jahre in Ungarn geblühet habe: Fabricius wenigstens muß Grund gehabt haben; weil er kein Bedenken getragen, solches vor einer ansehnlichen Versammlung in der angeführten Rede zu behaupten.**)

*) Gleich im Anfang sagt der Redner: Cum publicum istum provinciae universae luctum considero, privatamque singulorum ordinum moestitiam lugubri quoque habitu testificatam intueor, spectabiles & magnifici domini, generosa nobilitas, vosque cives totius ditionis istius honestissimi, qui omnes unanimi consensu ad persolvanda ultima optimo principi nostro justa funebria convenistis &c. S. 11. Ex hoc itaque tam excellentis virtutis, prosapiaeque antiquissimae parente cum esset Prognatus Princeps noster &c. S. 19. Amifit procerum ordo nobilitasque Panonica Principem stemmatis vetustissimi & clarissimi.

**) S. 6. lieset man folgende Worte: Ac Emericus quidem Perenus Principis nostri avus, Stephani Pereni fuit filius, Matthia regnante, procerum Ungariae potentissimi, cujus frater Franciscus Perenus in expeditione austriaca strenuam & fidelem Matthiae regi, cum navaret operam in

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Dieses berühmte Haus wird demnach eines der ersten und ältesten in Ungarn seyn, und die Vorfahren des Emerici Perény, werden sich schon unter den ersten Königen von Ungarn, Ruhm und Verdienste erworben haben. Und weil das Geschlecht der Freyherrn von Perény, welches in Ungarn annoch blühet, in einer Verwandtschaft mit demselben stehen soll: so muß man behaupten, daß sich die Perenysche Familie, noch in den alten Zeiten in zween besondere Aeste getheilet haben möge.

2) Daß Petrus Perény ein Sohn des in den Reichsfürstenstand erhobenen Emerici Perèny, der Vater Gabriels gewesen, bezeiget Fabricius in der angeführten Lobrede.***) Eben dieses berichtet auch Istvanfius und andre Geschichtschreiber.

4) Petrus Perény, Gabriels Vater, ist im Jahre 1548, ehe er noch das 47ste Jahr zurückgeleget, und also in seinen besten Jahren gestorben, nachdem er vorher die Stadt Patak nicht nur angeleget, sondern auch mit einer erstaunlichen Geschwindigkeit befestiget hatte.****)

In dieser von ihm erbauten Stadt Patak ist nicht nur Gabriel (welcher im Jahre 1567. den 28sten Juny im 36sten seines Alters, da er dem Landtage in Preßburg beygewohnet, an der rothen Ruhr gestorben) sondern auch er selber, Petrus Perény, beygesetzet worden. Dieses zeiget die ihm zu Ehren aufgesetzte Grabschrift, aus welcher folgende Worte hier anzuführen sind:

Hic jacet ad luctum regni, patriaeque perennem,
Illustris Gabriel procerum decus ille Perennus
In templo sibi, quod pridem fundaverat ipse.
Qui licet hic summis perfunctus honoribus amplum
Jam nomen meruit, cui funera nulla nocebunt;
Stemmatis ecce tamen fatalia stamina prisci
Quod per sexcentos nunquam defecerat anuos
Finiit & patriis obdormit ipse ruinis.

oppugnatione cujusdam arcis, fortiter dimicaus, occubuit. Ejas sepulchrum Posonii visitur, addito praeclaro elogio, quod quingentorum annorum familiam Percnianam virtutis suae gloria auxisset & illustrasset.

***) S. 6. Natus fuit hic Gabriel Perenus anno Christi 1532. in arce Therebes, familiae Perenae sede vetucissima 9. die Augusti patre Petro Pereno, Emerici filio &c.

****) Fabricius schreibet davon S. 9. folgendermassen: Tandem criminationibus injustissimis malevolorum & invidorum apud regem Ferdinandum oppressus, ad Strigonium, tertio capitur, anno Christi 1548 aetatis vero 47. Cum jam autea, hanc urbem Patakiensem, ipse, non integro duorum annorum spatio fundasset, moenibusque inusitata quadam & stupenda celeritate cinxisset &c. Hier muß man dem rednerischen Ausdrucke etwas zu gut halten.

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Hunc Perus in tumulum sua clauserat ante Prennus
Ossa parens, hanc qui vallavit moenibus urbem.

Bey Fabricio S. 34.

Es kann dieses auch aus dem Testament, welches Gabriel Pereny im Jahre 1564. den 26. Christmonats verfertiget hat, dargethan werden. Ich habe eine glaubwürdige Abschrift davon bekommen, und will hier aus derselben folgende Umstände in einer getreuen Uebersetzung liefern: Was die Beerdigung meines sündlichen Leibes anbelanget, die soll dorten geschehen, wo es Gott gefällig seyn wird. Der verderbliche Staub und Asche sollen bey Gelegenheit jener Auferstehung nach der göttlichen Verheißung ausgezieret werden. Tunc fulgebunt justi in regno Patris mei sicut sol. Doch wünsche ich, wenn das Ziel kommen wird, meine Ruhe zu Patak, neben meinem Vater, zu bekommen.

Es ist demnach grundfalsch, wenn der gelehrte P. Samuel Timon, in epitome chronologica rerum Hungaricarum zum Jahre 1548. und viele andere Geschichtschreiber mit ihm behaupten, daß Petrus Perény zu Therebesch sein Grab bekommen, und sein Leichnam, nach seinem Tode, von Donnerschlägen sehr oft und fürchterlich beunruhiget worden sey. Um das Andenken dieser erdichteten Begebenheit zu verewigen, hat man für gut befunden, auch eine sinnreiche Grabschrift zu erdichten, und das unglückliche Grab dieses berühmten Fürsten damit auszuzieren. Sie kann bey Michaele Bombardo in Topographia Magni Regni Hungariae, welche im Jahr 1718. hier in Wien herausgekommen ist. S. 144. beym P. Timon in epitome chronologica in der angeführten Stelle; und bey andern Geschichtschreibern nachgelesen werden. Daß sie aber auf eine unverlaubte und unanständige Art erdichtet worden ist, hat schon der Verfasser lincamentorum historiae Hungariae litterariae antiqui, medii atque recentioris avi. S. 149. 150. folg. angezeiget.

4) Gabriel Perény war einer der vornehmsten Magnaten von Ungarn, und wurde schon in seinen jungen Jahren zu hohen und wichtigen Ehrenstellen befördert. Im Jahre 1554., welches das 23ste seines Alters war, hat man ihm das Commando der Ungarischen Kriegsvölker übergeben.**)

Im Jahre 1563. hat er unter den geheimen Räthen des Kaisers und Königs Ferdinandi I. eine Stelle bekommen.***)

Im Jahre 1567. kurz vor seinem Tode wurde er oberster Landrichter (judex Curiae regiae) in Ungarn.****)

**) Anno aetatis 22. (heißts bey Fabricio S. 15.) anno Christi 1554. 8. Martii supremus regni Ungarici dux & Capitaneus, a rege Ferdinando constituitut.

***) S. 16. medlet davon Fabricius folgendes: Hinc aetatis anno 31. anno Christi 1563. Decembris 27. cum in summo quoque imperii senatu, consilio & prudentia juvate posse rempublicam videretur, in numerum consiliariorum Imperatoris & regis Ferdinandi consentientibus optimatum suffragiis cooptatur.

****) Fabricius sagt S. 14. Cum ad annum

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Mehrere Umstände will ich für diesesmal nicht anführen.

Wie sehr wäre es zu wünschen, daß dergleichen kleine Abhandlungen, aus den vorigen Jahrhunderten, welche der Ungarischen Geschichte ein besonderes Licht anstecken könnten, von jenen, welche die hierzu nöthigen Urkunden besitzen, ausgearbeitet uns eingesendet würden.

II. Naturgeschichte.

Fortsetzung der mannigfaltigen Wirkungen des Luftgeists in dem Ungarischen Klima.

5tens. Fließet auch hieraus die Ursache, warum alle Städte und Dörfer, welche an der Donau, Sav, Drau, Theiß und Körösch liegen, viel gesünder zu bewohnen sind, als andere, welche auf flachem Felde, weit davon, und zwischen den Sümpfen sich befinden? nämlich, weil die, auf solchen großen und Schiffreichen Wässern liegende Luft, viel reicher an ätherischen Luftgeist ist, als andere, die nichts als Erdmagneten haben, und das, laut Nro. 5. auf den Sümpfen liegende Causticum volatile von vielem Ungeziefer täglich einschlucken müssen: da hingegen die auf großen Flüssen täglich früh und die Nacht über, liegende dicke Nebel, dieses schädliche causticum absobiren, und den Fluß hinunter wegführen, die Luft reinigen, und bey mässigem West- oder Nordwind, die von dergleichen Flüssen, abgekühlte Luftgeist schwängern.

6tens. Daß auch die Fische überhaupt, ihre Stärkung und Erfrischung (außer ihrer gewöhnlichen Nahrung) von diese Luftgeist haben, beweiset die, in einem jeden klienen und großen Fische befindliche Luftblase. Diese ist nach dem nöthigen aequilibro specificae gravitatis, der primus motor ihrer Respiration, wovon auch, nicht allein die ganze Circulation ihres Geblüts, sonder alle Kräfte ihrer Fasern, Nerven, und Floßfedern an den Seiten und am Schwanze (gleich den Ruderstangen) abhänget: daher müssen sie oft und täglich, um den abgängigen Luftgeist zu ergänzen, nach frischer Luft, absonderlich des Nachts schnappen, ohnerachtet sie ihn auch mitten im Wasser (welches ich als einen Luftgeistmagneten schon oben, Nro. 2. angegeben) jedoch nicht in genugsamer Quantität finden; daher auch, wenn Winterszeit, ein, seines frischen Zuflußes beraubter, Fischteich zugefrieret, und keine Lüftung hat, die Fische meistentheils abstehen, und krepiren: wie dann solche in den kleinern zugefrornen Flüssen, sich, durch

Christi 1567. currentem, aetatis vero suae 35 qui etiam ultimus fuit, pervenisset, supremus curiae Regiae judex (veteribus quadrumvir appellatus) 10. Januarii. eligitur.

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ein aufgeeißtes Loch, von den Fischern, am leichtesten fangen lassen; weil sie, um frischen Luftgeist zu schöpfen, häufig herzueilen, daß man jährlich, absonderlich von der Theiß her, Winterszeit, ganze Wägen, mit damals gefangenen Fischen angefüllt herbeyführen siehet. Dieses ist auch die Ursache ihres Striches, welcher zu der Zeit am meisten observiret wird, wenn die Flüsse, durch die große Sonnenhitze in etwas erwärmet werden, und daher auch solche n kältere Gegenden den Fluß hinaufwandern, um sich durch frischen Luftgeist zu stärken. Selbst die großen Wallfischmaschinen, Hausen, und dergleichen Meerfische, werden am leichtesten gefangen, wenn sie, aus warmen Ländern, in kalte kommen, frischen Luftgeist zu holen, wie man es an denen, Millionenweise streichenden Häringen, Laxen, und meist in den kältesten Bächen wohnenden Forellen, Grundel und dergleichen wahrnehmen kann.

7tens. Selbsten die, in frischen Flüssen, bey großen Oekonomien, oder Heerden einer ganzen Gemeine, üblichen Schwemmen der Pferde, Ochsen, Rühe, Kälber, Schaafe und Schweine: so gar, auch die katen Bäder für gesunde und kranke Menschen, haben, wegen eröffneten, und hernach auch gestärkten poris, und des, aus dem Wasser geschöpften Luftgeistes, absonderlich in deliriis, mania, hydrophobia, oder nach einem wütenden Hundsbiß; item, bey Schlag- und Lämflüßen, ihren vorzüglichen Nutzen. Und ist ja bekannt, was Swetonius ein alter römischer Scribent, in vita Augusti schreibet, quod Antonius Musa, Medicus, Imperatorem AUGUSTUM thermis defatigatum, frigidis restituit balneis. Es verhalten sich nämlich die Leiber der Kaltbadenden, als animalische Luftmagneten, welche, wie bekannt, den Körper verschiedentlich alteriren, und entweder relaxiren, oder adstringiren, evociren, deriviren, oder repelliren. Diese ziehen den, in dem Wasser befindlichen Luftgeist, durch die geöffnete poros bibúlos, an sich, und indem sich dieser, mit dem, in den humoribus befindlichen spiritu aethereo animali, als einem homogeneo, vermischet, so geschiehet dadurch ein merkliches angmentum derselben in allen Adern und Nerven, daher solche, als mit neuen Lebensgeistern belebet, der Natur neuen Stoff, wider die einbrechende Krankheit geben, und selbe in bessere Ordnung bringen kann.

8tens. noch weiter zu gehen, so beweiset der vielfältige Nutzen des kalten Getränks, sowohl von gemeinem, frischen Quell- und Brunnenwasser, als auch derer itzt zu allgemeiner Mode gewordenen, weit hergeholten mineralischen Gesundbrunnen,*) daß, wenn solche früh mit Aufgang der Sonne geschöpfet, und den Tag über, außer der Mahlzeit ohne solche, in der Sonne oder Zimmern, warm werden zu lassen, getrunken

*) Vide Mr. Smith, de la vertu medicinale de l'Eau. Paris.

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werden, wegen inhabenden vielen ätherischen Luftgeiste, sowohl in, als außer den Krankheiten, eine ziemliche Erfrischung geben, und zuweilen als eine Artzney betrachtet werden können. Der gemeine Mann, wenn er in Krankheiten, nur frisches Wasser und Ruhe bey seinem verlohrnen Appetit hat; wird ohne allen Arzneyen, auch von den gefährlichsten Krankheiten gesund, ohne zu wissen, wie? wodurch? und warum? da doch alles der Güte der, durch den, in dem Wasser befindlichen Luftgeist, gestärkten Natur zuzuschreiben, welches, als ein activum materiale, neben dem animali naturae, zu betrachten ist.**)

9tens. Diesen Uebeln abzuhelfen, muß man, außer obgedachten frischen Quellwassern, solche Liquida suchen, die den Luftgeist häufig in sich haben, und einen flüßigen Körper, in dem mehr davon, als Wasser, incorporiret ist. Jeder vegetabilische spiritus, und sal volatile plantarum, ist ein Produktum von dem, in dem Erdmagneten aufgefangenen, und mit seinem aufgewachsenen vegetabili verknüpften Luftgeist. Es haben viele, das auch in der Heil. Schrift seinen Grund habende Sprichwort, von Jugend auf; im Munde: Der Wein erfreuet des Menschen Herz. Psalm. IV. v. 15. er erquicket dem Menschen das Leben, Syrach. XXXI. v. 32. 34. und ist geschaffen, daß er den Menschen fröhlich mache. l. c. ohnerachtet er, im Uebermaaße gebrauchet, lose und wilde Leute machet. Prouerb. XX v. I. Die wurzel, Reben und Trauben geben laut Geschmack, diesen (zumalen in einem reifen abgelegenen Tockayer, fast auf 1/3 des Maaaßes, vorhandenen spiritum nicht, da sohgar ein alter Tockayer, noch ohne Destillation, in seinem corpore eine Flamme annimmt, und am Rande des Glases, wie ein spiritus vini brennet: vielweniger die Erde, woraus derselbe, mit seiner Staude auswächset. Er ist also ein Produktum des, in dem Erdmagneten aufgefangenen, und in den Säften der Reben und der Trauben incorporirten, und durch die fermentation, theils freygemachten, theils neuerdings sich aus der Luft magnetisch insinuierenden Luftgeistes, so, wie solcher in jedem Korn, und in allem Oel und Schwefel habenden Saamen incorporiret ist! Auch das gemeine Brod hat noch seinen stärkenden Luftgeist in sich, welcher, wie er in dem mucdaginoso des Mehls gebunden ist, und durch das Backen nicht wegrauchet, also, durch die Destillation, eben denjenigen spiritum giebt, welchen man in dem gemeinen Waizen- oder Kornbrandtwein siehet. Gleichwie nun der gemeine Mann zu seiner Stärkung nichts, als Brod und mäßig genossenen Wein und

**) Noch eine Anmerkung muß ich, wegen des allzuvielen Mißbrauchs der warmen getränke, Thee, Coffe und Chocolade, da, wo es, des erkälteten Magens halber nicht höchstnöthig ist, hinzufügen. Diese nebst den warmen Bäderquellen, sind in scorbutischen und dergleichen Krankheiten gar gut; wo aber eine atonia viscerum schon dabey ist, thun solche, wegen abgerauchten Luftgeist mehr Schaden, und werden die Leute nur kränklicher.

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Brandtwein brauchet, also ist hieraus der Einfluß des Luftgeistes zur Stärkung des Menschen, auch in denen esculentis & potulentis zu sehen. So wie nun der Wein und Brandtwein mäßig genossen, den Menschen stärket, also machet er ihn auch unmäßig getrunken, wegen vieler in dem Geblüt steckenden und ausgedehnten Luft*) wild, rasend und toll. prov. XX. c. I.

10tens. Da nun also der bisher erwiesene, und sowohl im Wasser, als allen liquidis, absonderlich spirituosis und vinosis, steckende Luftgeist, zur Stärkung des Menschen, so gar auch durch das, noch in denen visceribus auszulösende Brod, und zu digerirende Esculenta & potulenta einen so augenscheinlichen Einfluß und Wirkung hat, wie viel mehr wird nicht dieser, in allen drey Reichen der Natur so mächtige Luftgeist, in den menschlichen kranken Körper wirken, wenn er durch einen convenablen Magneten aus der Luft gezogen, und der animalischen Natur noch mehr als eine Arzney accomodiret wird. Niemand läugnet die Gegenwart desselben, in dem gemeinen Salpeter, welcher ein Produktum des, in einer fetten, undurchweichten Stallerde, als einen Luftmagneten aufgefangenen, und den salibus animalibus incorporirten Luftgeistes ist; es ist bekannt, was vor eine vortrefliche Arzney nur das Nitrum depuratum, schon von vielen seculis her, abgegeben; die denen medicis bewußte praeparata daraus, sind ebenfalls unschuldig; und doch, wenn fleißige Chymici, ad imitationem hujus simplicis, etwas dergleichen erfinden (wie ich schon oben im XII. St. pag. 93. mit ein paar Worten erwehnet) ohnerachtet die daselbst bekannten, Hällischen Arzneyen, schon über ein seculum in allen 4. Theilen der Welt, in guten Credit stehen, und auch itzo, allen Beyfall anderswo haben, so verachtet, disrecommendirt, und verhindert man solche. Absonderlich ist die Essentia dulcis (nicht die, welche mit nachgemachtem Siegel, aus der Nürnberger Fabrike kommet) ein mit einem Vitriolmagnet aufgefangener, und mit einem sulphure salis impraegnirter spiritus mundi. Wer in die innere Chymie etwas Einsicht hat, der wird gestehen müssen, daß die Combustio vituli aurei Mosis (Exod. XXXII. v. 20.) woraus jene genommen wird, und von welchem Georg Ernst Stahl Observ. Chymic. in 4to pag. 588. 607. handelt, keines gemeinen Artisten Wert sey.

v. P.

*) Dieses siehet man augenscheinlich, wenn  man das Blut von einem frisch abgetöteten Hünel, warm, unter die Glocke einer Luftpumpe stezet, wie es, wenn die Luft ausgezogen wird, heraussprudelt.


In Wien zu haben in der Baderischen Buchhandlung neben dem Todtenkopf in der Bognergasse.
Topic revision: r15 - 07 Jul 2011, AgostonBernad
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