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II. Jahrgang, XLVII. Stück >
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II. Jahrgang, XLVI. Stück, den 11. Novemb. 1772.
I. Wissenschaften.
Geschichte.
Sechstes Jahrhundert, der zu Mariam nach Zell in Steyermark angefangenen Wallfahrt.
Sechste Abtheilung:
Ferneres Aufnehmen der Mariarianischen Zelle.
Daß die marianische Zelle bereits vor den Zeiten des ungarischen Königes Ludwig des ersten, sehr berühmt gewesen, beweiset der Hr. Verfasser aus dem Poenitent. Cellens. Christoph. Schleideri, wo gemeldet wird: es wäre schon zu seiner Zeit, das ist, um das Jahr 1480. aus allen Theilen der christlichen Welt andächtige Wallfahrten mit nicht wenigeren Eifer als Mühe zu verschiedenen Jahrszeiten vorgenommen worden. Er benennet 16 Landschaften, nämlich, Frankreich, Schweden, Welschland, Braband, Oestreich, Bayern, Böhmen, Mähren, Ungarn, Pohlen, Preußen, Schlesien, Steiermark, Kärnten, Krain und Kroatien, aus welchen allen, er zahlreiche Pilger in Zell gesehen hat. Welches auch aus dem ersten und ältesten päbstlichen Gnadenbriefe, wovon in dem zellerischen Kirchenschatze 19. vorhanden sind, welchen Clemens der VI. ertheilet hat, zu ersehen ist.
Vom Kaiser Sigmund erhielten die zellerischen Pilger durch einen besondern Brief das sichere Geleit, worinne den Unterthanen und Getreuen ernstlich gebothen wird: daß sy alle Leute und Pilgrem, die darzue und davon ziehen und kommen, on dem kaiserlichen Gnaden Schirm, Hüte, Schutzfreiheit und Gelait, fürbaß nicht mer hinderen, inen oder sy darüber beschedigen, bechumern, betrüben und laidigen; noch das den iren, noch Jemands anders zu thun gestatten mit einigerley Weiß, sundern sie der an allen Enden gebruchen und genießen lassen, und sy dabey, wo . .
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das von in begehrt und gefordert wirdet, schützen, schirmen und handthaben: und wer dawider frevlich tete ... in die kaiserliche und des Reichs swer Ungnadt und in Pön und Puß hundert Marck lödigs Golds, als oft und dick das geschicht, verfallen sollen. Der Brief ist gegeben zu Preßburg an Montag vor Santh Laurenzen Tag, nach Christi Geburth Vierzehen hundert, und darnach in den neun und zwanzigsten Jahr.
Die Bestättigung dieses freyen Geleitsbriefes ist nach S. 139. von eben diesem Kayser zu Insprugg im Jahre 1434. unter angehängter goldenen Bull erhalten, auch hernach bey Kayser Fridrich dem III. im Jahr 1452. abermal bewirket worden, welcher vorhin schon, noch als Erzherzog, dem Stifte gewisse Freyheiten für das zellerische Bergwesen zugestanden; und dann das zellerische Gebiethe im Jahre 1459. von allen Anlagen frey erkläret hat, wenn etwa der geistliche Stand mit einigen, in Folge der Zeit, belegt werden sollte.
S. 147. führet der Herr Verfasser ein Schreiben dieses Kaisers an, welches er an den Abbten Johann Schachner erlassen, als Ladislaus König in Ungarn und Böhmen eine Reise nach Zell zu unternehmen entschlossen war. Wir wollen es hersetzen:
Ehrsamer, Geistlicher, Lieber, Andächtiger. Uns ist angelangt, wie unser Vetter König Lasla sich seines Geverths itzt von Baaden hinein gen Zell zu fügen maine. Begehren wir an dich mir ganzen Fleiß, daß du darob seyst, und bestellest, damit er mit dem Heiligthum empfangen, und gen ihm mit der Prozeßion entgegen gangen, auch als lang er daselbst zu Zell sey, ihm wohl erbotten, und von Zehrung wegen von ihm und sein Hof-Gesind nichts genommen, noch gegeben werde, durch unsern Willen, und uns zu Ehren. Daran thust du Uns sunder Dank nemmen gut gefallen, daß wir gegen dir und deinen Gotteshaus gnädiglich wollen erkennen. Geben zu der Neuenstadt am S. Aegidien Tag ec.
Und niemand wird daran zweifeln, daß der König mit allen, wie es der Hr. Verfasser anmerket, seiner höchsten Würde geziemenden Ehrenbezeigungen, aufgenommen worden.
Nach S. 148. gab Kaiser Friedrich seine landesfürstliche Einwilligung zur Erbauung einiger Vestungswerker, welche die Sicherheit des zellerischen Gotteshauses erforderte. Diesemnach wurden gegen die Gränzen von Steyermark zwey ziemlich bevestigte Bergschlölsser erbauet: eines einige Meilen von Zell entfernet, bey dem Eingang des sogenannten Terlgrabens, in einer sehr vortheilhaften Lage: das zweyte nur eine halbe Stunde von Zell auf dem Berge des H. Sigmund: woselbst sich eine Kirche schon seit dem Jahre 1424 befunden, von welcher nach S. 150. Fischer in seiner schon an-
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geführten zellerischen Geschichte, angemerket, daß nach einer alten Gewohnheit alle, oder doch die meiste Wallfahrter im Vorübergehen, dieselbe besuchen, und einen oder mehrere Steine mit sich hinauf zu tragen pflegten. Der Herr Verfasser sagt hiervon: „Woher diese Gewohnheit, die Fischerus selbst was Altes nennet, entstanden, weiß ich nicht; es ist aber wahrscheinlich, man habe sich anfangs diese Mühe, als ein Bußwerk freywillig auferlegt, welches dann mittlerzeit zu einem fast allgemeinen Brauch und Gesatz worden."
Der Herr Verfasser macht noch von zwo andern Kirchen zu Zell S. 151. Meldung, deren die erste nächst an das Marianische Gotteshaus anliegt, und dem heiligen Erzengel Michael eingeweihet ist. Nach dem Angeben eines dortigen Geistlichen hat sie Permannus de Trüxen der XIV. Abbt des Stifts erbauet, der im Jahr 1260. verstorben ist. „Heutiges Tages befindet sich in derselben eine sehr anmuthige Bildniß unsers am Kreuz hangenden Heilands, welche vor mehr, dann dreihundert Jahren, in der Mitte der zellerischen Kirche gestanden seyn muß.
Die zwote Kirche insgemein, unser Frauen Brunn genannt, ist auf einer Anhöhe des nächst am Markt befindlichen Bergs im Jahr 1711. von dem Abbt Antonius gebauet worden. An beyden Seiten des darinn befindlichen Altars quellet das frische Bergwasser durch messingene Röhren hervor, mit welchen sich die Wallfahrter auf mannigfältige Weise erquicken." Die heilbringende Kraft, fähret der Herr Verfasser fort, laß ich diejenige verkündigen, die ihre presthafte Glieder mit selben gewaschen, und hierdurch von solchen Zuständen sich befreyet, denen abzuhelfen auch die kostbareste, und durch viele Jahre angewendete Arzneyen nicht hinreichend waren.
v. R.
II. Naturgeschichte.
§. Von den Vegetabilien des karpatischen Gebürges.
I.) Vom Linbaum.
Das Pflanzreich auf dem karpatischen Gebürge, hat eben soviel Sonderbares, als das in den vorhergehenden Abschnitten beschriebene Mineralreich. Man findet auf diesem Gebürge, theils demselben ganz eigene Gewächse; theils solche, welche es mit andern Gegenden gemein hat; die aber eine unerschöpfliche Quelle, von Lust und Nutzens für das menschliche Geschlecht sind. Wir wollen alle, so viel uns davon bekannt geworden,
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anzeigen; und die merkwürdigsten derselben, etwas umständlicher beschreiben. Den Anfang dazu machen wir, mit der Beschreibung, des karpatischen Linbaumes, sammt seiner Staude oder Strauch.
Beyde diese Gewächse, hat D. Christian ab Hortis, auf dem karpatischen Gebürge entdecket. Und zwar im Jahre 1650. Zuerst den Strauch, weil derselbe häufiger und näher anzutreffen ist, den er wegen seiner wunderbar gekrümmten Struktur, Krummholz benamet hat: hernach im Jahr 1683. den Baum selbsten, dem er den Namen Linbaum beygeleget. D. Daniel Fischer in Käßmark hat darauf beiden Gewächsen, nachdem er sie als ordentliche Officinalia angenommen, wegen Präscription derer Formularum, lateinische Namen gegeben. Den Baum nannte er Libanum Carpaticam; den Strauch aber, oder das Krummholz, fruticem Carpaticum. Und das deswegen, weil beyderley Gewächse sonst nirgends in Ungarn, als allein auf dem karpatischen Gebürge anzutreffen sind. Warum aber D. Fischer, den Baum Libanum genannt, das zeigt er selbsten an, in den Breslauer Sammlungen An' 1717. mens Nov. class. IV. Art. 10.: ,,Den Baum habe ich vornämlich darum Libanum genennt, 1.) bessern Unterscheids wegen, damit man selbigen mit dem frutice nicht confundire; dann 2.) wegen seines angenehmen Geruchs, den dieser Baum von sich giebt; endlich 3.) wegen seiner vortrefiichen Kräfte, als welche im Baume größer sind, als in der Staude."
In Wahrheit sind diese beyden Gewächse, vor allen andern Vegetabilien des karpatischen Gebürges merkwürdig, sowohl wegen ihrer Seltenheit, indem außer Macedonien, vielleicht in ganz Europa, keine mehr gefunden werden; als auch wegen ihrer medicinischen Kraft. Wir werden daher, um unsere Leser, mit diesen seltenen Gewächsen bekannter zu machen, zuerst den Bau, die Natur, und die besondern Eigenschaften des Linbaumes, sammt seiner Staude untersuchen; hernach die medicinische Kraft derselben beschreiben.
Das erstere hat unsers Wissens noch niemand untersucht, wenn wir das wenige ausnehmen, was Belius in seinem Prodromo. p. 78. davon angebracht hat. D. Brukmann zu Braunschweig hat zwar zwo Abhandlungen, von diesen Gewächsen unter folgenden Titeln geschrieben: Specimen prius Botanico - Medicum,
exhibens fruticem Koszodrewina ejusque Balsamum, Koszodrewinowy Oley
4. 1727. cum fig. Specimen posterius Botan. med. exhibens arborem, Limbowe Drewo, ejusque oleum Limbowy Oley 4. 1727 cum fig. Beyde Abhandlungen aber sind uns nur aus dem Verzeichniß der Bruckmannischen Schriften bekannt; folglich können wir nicht sagen, ob und wie richtig diese Gewächse darinnen beschrieben worden.
Hier ist unsere Beschreibung, und zwar zuerst des Linbaums. Die Struktur des Linbaums ist ungemein
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schön und anmuthig, und seine Zweige sowohl im Winter, als im Sommer grünend. In Ansehung seiner Struktur hat er die meiste Aehnlichkeit mit dem Kienbaum, nur daß seine Zweige viel regelmäßiger sind, und so zu sagen, stuffenweise, in einer Rundung, wie Kränze herauf wachsen; wodurch der Baum, mit seinen Zweigen, eine ovale Gestalt bekommt. Er wächset eben so hoch und groß, wie ein Kienbaum, oder wie eine Linde, und in der Dicke findet man einige, die im Diameter, zwey bis drey Schuhe haben. Das Laub dieses Baumes ist von einer dunkelgrünen Farbe; es fället im Herbste, wie verschiedene andere nicht ab, sondern bleibet auch im Winter am Baume. Die Blätter indessen sind ganz schmal, eben so wie an den Tannen, Fichten und Kienbäumen, nur daß sie länger sind, und in Gestalt eines Igels, den Zweig umgeben dergestalten, daß man ihn füglich unter die Art des Nadelholzes rechnen könnte. Finus Carpatica, sagt Belius, quam nostri mutuato a Germanis nomine,
Libanum Carpaticam adpellant, amoenissimi adspectus, decoraque proceritatis: densae einim illi & perpetuo viridentes frondes. Die Rinde des Linbaums hat mit keiner andern Art von Bäumen eine genaue Aehnlichkeit; am nächsten kommt sie nach der Tanne, und sieht insbesondere an jungen Bäumen etwas lichtgrau aus. Sie ist meistens glatt, und weder allzu brüchig, noch auch allzu dick. Es enthält dieser Baum sehr vielen Saft und ein wohlriechendes Harz in sich. Wenn man im Frühjahr, einen oder zwey Aeste, dichte an dem Baum abhauet, so fliesset das Harz davon, im Sommer, bis auf die Erden hinunter. Wird aber der Baum gefället, so merket man das Harz in dem Holze nicht, außer durch den Geruch. Es lassen sich daher von diesem Holze, die schönsten Bretter schneiden, bequeme Kuchelgeräthe machen; und zur Bildhauerarbeit ist es eben so gut, wo nicht besser, als das Lindenholz zu gebrauchen. Bey dem allen hat es noch diesen Vorzug, daß es von keinem Wurm angegriffen wird; es leidet auch das allergeringste Ungeziefer nicht. Alle Hausgeräthe von diesem Holze, als Schränke, Kästen, Bettstellen, und dergleichen bleiben immer rein, dauerhaft, und sind von allem Ungeziefer frey. Certo Libano nostro sagt Belius, pene aeterna est materies Cariei atque tinearum prorsus ignara. Prodormo p. 78. Die Wurzeln dieses. Baums sind außerordentlich dick und lang. Wenn der Baum im Diameter 6. Zoll hat, so hat die Wurzel nahe am Baum beyläufig noch halb so viel, und die Länge derselben, wird der Höhe des Baums wenig oder nichts nachgeben. Sie lieget meist oben auf der Erde, und dies mag etwa die Ursach seyn, daß diese Bäume auf den rauhen Steinen des karpatischen Gebürges so gut wachsen können. Die Frucht unseres Linbaumes wächset eben so, wie die Tannzapfen am Ende der Zweige; nur daß jene dicker und kürzer sind. In diesen Zapfen
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welche aus vielen zusammengefügten holzigten Schuppen bestehen, liegen Körner versteckt, welche mit einer subtilen Schale umgeben, und etwas kleiner, als eine Haselnuß sind. Diese Körner haben einen sehr lieblichen Geschmack, und dabey die Wirkung, daß sie dem Urin einen angenehmen Geruch geben, wenn man auch nur was weniges davon geniesset; eben so, als wenn man einige Tropfen von dem Balsamo Carpatico einnimmt. Hier müssen wir noch von einer Erfahrung Erwähnung thun, welche uns ein Tischler zu Georgenberg mitgetheilet. So oft dieser Mann im Limbaumholze gearbeitet hat, eben so oft bemerkte er auch, daß sein Urin einen lieblichen, dem Viol Kapee ähnlichen Geruch hatte. Ein treflicher Beweis von der Kraft und Flichtigkeit, der ölichten Theile dieses Baumes; indeme dieselben durch die Schweißlöcher, oder welches wahrscheinlicher ist, durch den Geruch und Athem, eines mit dem Hobel arbeitenden Tischlers, bis in die innersten Theile seines Körpers durchdringen.
Endlich ist noch das bey der botanischen Historie des Linbaums anzumerken. Es lassen sich diese Bäume auch in den Gärten fortpflanzen, wie man denn dergleichen antrift im Liptauer Komitat, in Adrasfalva bey Herrn Martin von Pongracz; im Zipser Komitat in der königlichen Xlll. Stadt Georgenberg, und in Lomnicz. Es ist wahr, sie kommen anfänglich etwas schwer fort, so daß zuweilen unter zehen kaum einer bekleibet; wenn sie aber endlich beklieben, so wachsen sie eben so gut, wie auf dem karpatischcn Gebürge, und tragen auch Früchte oder Samen. Nur das hat man noch nicht bemerket, daß sich diese Bäume in einem Garten, von selbst fortgepflanzet hätten. Im karpatischen Gebürge haben sie ziemlich abgenommen; weil man sie, um daraus Bretter zu schneiden, in großer, Menge ausgehauen, und zuweilen damit sehr schlecht gewirthschaftet hat.
A. J.Cz.
III. Vermischte Nachrichten.
Anmerkungen über die bey Töplitz im Zipser Komitat gefundene goldene Krone. (S. XCV. St.)
So war die Begebenheit, die ich Ihnen letzthin von dem gefundenen Gold bey Teplitz berichtete. Itzt will ich meinem Versprechen gemäß in einigem Beyspielen darthun, daß es eben so was Ungewöhnliches nicht sey, auch aus der Erden gewachsenes Gold (aurum vegatibile) in Ungarn zu finden. Man hat Gold auf Aeckern und Feldern, auf Bergen und Hügeln, besonders aber in dem Weingebürge gleich andern Vegetabilien wachsend, mehlmale zufälliger Weise gefunden. Es war dieses Gold, nicht von einerley Beschaffenheit. Denn bald sind es goldene Fäden, bald dergleichen Drath gewesen, der um Strohhalme Wurzeln von Graß und Getraide, Wein-
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reben, und andere Stauden umwunden war; bald hat man Weintrauben mit goldenen Hörnern, bald nur mit Goldtropfen. angeflogene Blätter, Weintrauben und andere Pflanzen mehr angetroffen; zuweilen sind die Adern verschiedener Vegetabilien, mit solchem Golde durchwirkt gewesen.
Es ist wahr, solche Fälle sind außerordentlich und seltsam, folglich auch nicht so häufig; doch aber findet man davon, in den ältern und neuern Zeiten, verschiedene Beyspiele. Große Gelehrte haben dieselbe, ihrer Aufmerksamkeit gewürdiget, solche fleißig aufgesammelt, und darauf in ihren Schriften dem gelehrtem Publikum vor Augen gelegt. Wer kennet nicht die Namen, eines unsterblichen Marsigli, Belii, Tollii, Heninii, Köleserii, und andere mehr? alle diese berühmte Männer, die die geschicktesten Geschichtschreiber, und Naturforscher zugleich gewesen sind, haben uns in ihren gelehrten Schriftten, von dem ungarischen vegetabilischen Golde, Nachrichten hinterlassen. Ich will etwas davon zur Unterhaltung der Leser anführen, da es nicht Jedermanns Sache ist, die theils kostbaren, theils sich meist schon vergriffenen Werke , dieser Gelehrten anzuschaffen.
Belius stellt in seinem Prodromo p. 53. einen goldenen Drath in Kupfer gestochen vor, welcher auf dem Tokayer Gebürge aus der Erde aufgewachsen, und sich um die nächste Weinrebe gewunden hatte. In der Note merkt er. davon dieses an: Auream hanc virgam, viti adnatam Tokaiensi, annis superioribus, amicorum nonnemo adtulerat. Aequabaat pondus ejus, aureos quindecim, sed auri praestantia ipsum quoque obryzum, gradibus duobus superabat. Mehrere ähnliche Beyspiele erzählen uns Samuel Köleseri in seiner auraria Romana Dacica p. 59. 60. und andrer itzt nicht zu gedenken, Joh. Joach. Becker, in seiner Naturkündigung der Metalle. Letzterer sagt gleich p. 2. : "Ich habe eine Weinrebe mit Weintrauben gesehen , welche in Ungarn, über einer goldischen Ader gewachsen, an welcher nicht allein der Stängel, als wie mit goldenen Spinnefäden umwunden war; sondern auch in etlichen Beerlein haben sich gediegene Körnlein gefunden. In der Allerhöchsten k. k. Schatzkammer zu Wien wird ein beträchtlicher goldener Drath aufbewahrt, welcher in den sogenannten Tokayer Weingebürgen, um eine Weinrebe umgewunden, durch einen glücklichen Zufall gefunden worden ist. Ostendit, sagt Köleseri loc. cit. pag. 60. Augustum Viennense Cimeliarchium insignem metalli aurei, cum vite fruticantis, fructum ex iisdem ( Tokajensibus) vinerts, naturae duplici provento, se commendantis, nobile argumentum.
Zu Altsohl hat man einst, auf dem kleinen Bergel, Borowa Hora genannt , einen mit gewachsenem Golde umwundenen Kornhalm entdecket, den selbst der große Marsigli seiner Aufmerksamkeit dergestalt gewürdiget,
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daß er eine eigene Abhandlung von diesem Altsohler Bergel ausgearbeitet, darinnen er, unter andern erwiesen, daß, wo nicht alle Jahre wenigstens sehr oft, auf diesem Hügel das feinste Gold, mit den Vegetabllien zugleich aus der Erbe hervorwachse. Marsiglius certe heißt es bey dem Belio, tanti monticulum hunc fecit, ut commentationem de eo pecuharem instituere, nihil dubitaverit, adnexa, figura montis, scito opere, aeri incisa, plane persuasus, si non annis singulis, saltem creberrime aurum huic, cum satis germinara: id quod semel atque iterum evenisse accepimus, Not. Hung. novae To. II. p. 379. Tollius erzählet in seinen epistolis intinerariis, in dem fünften Brief, daß er zu Altsohl bey einer Frau von Adel einen Ring von vegetabilischem Gold gesehen, welches auf ihrem Acker um die Wurzel eines Waizenhalms umgewunden, ausgeackert worden ist. Hier sind seine eigenen Worte: Ipsis idibus Juniis . . .Altsolium . . . Veni, cujus mihi memoria, ob visum illic aptatumque digito annulum, ex auro apyro, triplici orbe contortum, tum & particulam istius auri dono datam, lone semper futuram gratissimam. Vidi ipse in proximo colle agrum, in quo tritici semet radicibus, hoc aurum involverat p. 193: nach der hennischen Ausgabe der Briefe des Tollii. Dieser Henninius hat in seinen gelehrten Anmerkungen in dem vierten Brief p. 121. sequ. viele Fälle angebracht, da man bald auf diese, bald auf eine andere Weise, aus der Erde gewachsenes Gold, in Ungarn gefunden hat, die ich aber itzt nicht anführen kann. Ich will vielmehr zum Schluß eines andern hieher gehörigen Umstandes, der da selbst nicht angemerkt ist, noch Erwähnung thun. Im Jahr 1727. hat man zu Andrasfalva im Liptauer Komitat zur Erndtezeit auf einem Acker ein Stück gewachsenes Gold gefunden, welches dem Grundherrn des Orts dem Herrn Andreas von Pongracz sogleich gegeben worden ist. Es ist dieses gefundene Gold auf 68. Gulden geschätzt worden. Brukmamms unterirdische Schatzkammer aller Bergwerke, zweyter Theil p. 1006.
Wie vieler Vorzüge nun kann sich das Königreich Ungarn rühmen, welche die gütige Natur andern Ländern entweder gar nicht, oder wenigstens in keinem so großen Ueberfluße zugetheilet hat? Wie viel Vorsicht aber sollten fleißige Wirthe bey ihrem Feld - und Weinbau gebrauchen, um dergleichen Schätze der Natur, welche ihnen der gütige Himmel unvermerkt zuwirft, nicht sorglos zu versäumen, oder in unrechte Hände kommen zu lassen.
v. H.
In Wien zu haben in der Baderischen Buchhandlung neben dem Todtenkopf in der Bognergasse.