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II. Jahrgang, XLIX. Stück >
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II. Jahrgang, XLVIII. Stück, den 25. Novemb. 1772.
I. Allerhöchste Verordnungen.
Die freye Einfuhr aller Getraidegattungen betreffend: vom 3ten Nov.
Ihre kaiserl. königl. apostol. Majestät, haben aus landesmütterlicher Vorsicht für allerhöchst dero getreue Erbländer allermildest zu entschliessen, und anzubefehlen geruhet: daß,
„Um fernershin einen ergiebigen Körnernachschub aus Hungarn zu unterhalten, alle Körner, und Getraidegattungen, wie auch Mehl, Brodt, Grießlerey und Hülsenfrüchte, auf dem nämlichen Fuß, wie solche letztmals verwilliget worden, von allen Mauthen Weg - und Schrankengeldern, bis auf weitere höchste Anordnung befreyet, und diese mauthfreye Begünstigung, nicht nur aus einem Erbland in das andere; sondern auch aus fremden in die Erbländer herein, verstanden seyn; übrigens aber, es bey dem vorhin bestehenden Verboth, wegen der Ausfuhr aller Gattungen von Körner, Mehl, Brodt, und Hülsenfrüchte in fremde Länder, unter den bestimmten scharfen Bestrafungen das ungeänderte Verbleiben haben solle."
v. P.
II. Wissenschaften
Mit Vergnügen zeigen wir eine Schrift an, die bey Johann Thomas Edlen von Trattnern, noch im vorigen Jahre, unter diesem Titel gedruckt worden ist: Hungaria
diplomatica temporibus Matthiae de Hunyad, Regis Hungariae pars II. complectens
analecta dipolomatum, aliorumque documentorum, res Hungariae ejus temporis illustrtantium, cum epitome praevia historico-diplomatica, ac subjectis
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scholiis a tempore interregni, ad annum usque MCCCCLXI, Opera Stephani Kaprinay de S. J. Saciae Theologiae Doctoris ac rerum Hungaricarum historiographi. Vindobonae 1771. auf 596. Seiten, in 4to.
Der gelehrte Herr Verfasser, dessen Verdienste, von Seiten seiner Einsicht in die ungarische Geschichte, sowohl, als auch wegen seiner zierlichen und bescheidenen Schreibart, der Recensent schätzet, fähret unermüdet fort, Materialien zu einer vollständigem und aufgeklärtem ungarischen Gcschichte, der gelehrten Welt vorzulegen. Wir können zum Ruhme des verdienstvollen Sammlers und Herausgebers dieser noch bisher meist unbekannten Urkunden, mit Gewißheit sagen, daß ihn, zur Herausgabe dieses schönen Werkes, eine der rühmlichsten Absichten bewogen hibe: wir meynen, die Verbesserung, genauere Aufklärung, und Erweiterung der ungarischen Geschichte, nach allen ihren Theilen. Daher kommt es, daß wir in dieser unvergleichlichen Sammlung, so viele und gründliche Anmerkungen antreffen; welche zur Verbesserung der Kronologie, und der Topographie, zur beßern Kenntniß der Humanistik, der Kirchen - und Literäthistorie, ungemein viel beytragen. Eine ganz besondere Eigenschaft dieser Schrift, können wir nicht mit Stillschweigen übergehen, wodurch sie sich, von vielen dieser Art, und dieser Gattung ausnimmt: die Unpartheylichkeit, und die damit, verbundene Wahrheitsliebe.
Es ist diese Schrift, die wir hier anzeigen, eine Fortsetzung, des noch im Jahre 1767. ebenfalls bey Herrn von Trattnern herausgekommenen historischen Werkes: Hungaria diplomatica: temporibus Matthiae de Hunyad, Regis Hungariae Pars I. complectens specimen praevium diplomaticum, historico-criticum de electione Regis ejusdem, auf 493. Seiten in 4to. Der Herr P. Kaprinai, hat mit diesem ersten Theil, der gelehrten Welt, eine Probe geben wollen, wie er die ungarische Geschichte bearbeiten würde, wenn er Zeit, Leben, und genugsamen Vorrath nöthiger Urkunden für sich hätte. Er beschäftiget sich in diesem ersten Theil, bloß mit der Wahl des Königs Mathias, und leget deswegen zum Grunde seiner Erzählung, einen glaubwürdigen Brief, des damaligen Statthalters von Ungarn Michael Zilagyi, darinnen er der Stadt Kaschau, die Wahl des neuen Königes, bekannt macht. Sein Werk ist so zu sagen, ein vollständiger Kommentarius, über dieses Szilagyische Schreiben. Er hat dasselbst in drey, Bücher abgetheilet. In dem ersten wird dasjenige beschrieben, was vor der Wahl des Königs Mathias vorhergegangen; in dem andern, die Wahl selbsten; und in dem dritten endlich, die nächsten Folgen derselben.
Dieser erste Versuch, ist Herrn Kaprinai, so wohl gerathen, daß verschiedene Gelehrte, einheimische sowohl, als auswärtige, die Fortsetzung, eines so gemeinnützigen historischen Werkes, eifrigst wünschten,
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und deswegen den Herrn Verf. zu widerholtenmalen dazu ermunterten; der endlich diesem billigen Verlangen ein Genügen that, und den zweyten Theil seiner historiae diplomaticae, ans Licht treten ließ. Dieser zweyte Theil, unterscheidet sich in seiner Einrichtung von dem ersten sehr merklich. Der Gelehrte Herr Verf. entschuldiget sich aber deswegen, sogleich in der Vorrede. Er sagt, seine Absicht bey der Herausgabe des ersten Theiles wäre gar nicht gewesen, auch die übrigen Theile seines historischen Werkes, nach eben dieser Methode auszuarbeiten. Denn, wenn die ganze ungarische Geschichte, auf diese Art sollte geschrieben werden, wie der Herr Verf. seinen ersten Versuch eingerichtet hat: so' würde dieses ein unermeßliches Feld seyn, zu dessen Bearbeitung, die Kräfte und das Alter, eines einigen Mannes, nicht hinreichten. Daher wollte sich Herr Kaprinai, in so ein weites und unermeßliches Feld nicht wagen: da die Jahre dieses verdienten Greises, immer höher anwüchsen, und dem menschlichen Ansehen nach, er wenig Hoffnung mehr übrig hätte, ein so ungeheures Werk, zu Ende zu bringen; wo indessen er auch dem gelehrten Publikum, nichts Unvollständiges zurücklassen will. Aus diesem Grunde gefiel es ihm endlich, auf Anrathen, eines seiner würdigsten Freunde, dessen Erinnerungen ihm, wegen seiner großen Einsichten sehr wichtig ja Befehle selbst waren, aus vier vorgelegten Methoden, eben diejenige zu erwählen, nach welcher nun dieser zweyte Theil eingerichtet ist.
Herr Kaprinai liefert uns in diesem zweyten Theile seiner historiae diplomaticae, eine beträchtliche Sammlung vieler Diplomen und anderer Urkunden, welche theils noch bisher ganz unbekannt gewesen, theils nur in großen Werken der Gelehrten zerstreut vorkommen, und die, die allerwenigsten besitzen. Wir wollen den Verfasser selbst, von dem, was er in diesem Theile, der gelehrten Welt vorgelegt, reden lassen. Quare ut datam promissi fidem exsolverem, heißt es in der Vorrede, en, do Hungariae diplomaticae -- partem alteram, complectentem analecta diplomatum, aliorumque documentorum, res Hungariae ejus temporis illustrantium, seu illo fuerint
seu profana, seu domestica, seu externa, id est domi ac foris nata, quorumcunque, id est: Pentificum, Imperatorum, Regum Virorum Principum, Cardinalium, Antistitum, Optmimatum, Capitulorum, Conventuum, Comitatuum, Civitatum, aliorumque, etiam privatorum, modo ad Hungariam aliqua ratione pertinentia. Der verdienstvolle Verfasser fängt seine Sammlung von der Zeit des Interregnum an, welches nach dem Ende Ladislai des V., im Jahre 1457. den 20sten Novemb. seinen Anfang genommen, und bis zum 24sten Jenner des folgenden 1458sten Jahres, folglich zwey völlige Monate gedauret hatte. Er gehet dann, in der schönsten
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chronologischen Ordnung und mit größter Genauigkeit, bis 1461. und fasset also, in dem zweyten Theile seiner diplomatischen Geschichte, einen Zeitraum von vier Jahren. Der Begebenheiten, in diesem Zeiträume waren so viele, und alles so wichtig, daß, obgleich der Herr Verfasser mehrere Jahre, ausgearbeitet hatte, er dennoch, um diesen Theil nicht übermäßig stark zu machen, mit dem 1461sten Jahre, aufhören müssen. Plueres annos jam, paratos, sagt der Verfasser, daturus fuissem; at verbar, ne pars haec in magnam molem excresceret.
Die Ordnung, deren Herr Kaprinai, bey diesem Theile sich bedienet, ist folgende. Zuerst wird jedem Jahre, ein kernhafter, und mit der größten historischen Genauigkeit abgefaßter Auszug, aller Begebenheiten desselben, vorangeschickt; und das hauptsächlich, um derer Willen , welche weder Zeit noch Lust haben, die vielen Urkunden durchzulesen. Diese können nun in diesem Auszuge alles dasjenige, was in vielen Urkunden und auch andern Geschichtschreibern, zerstreut enthalten ist, ohne große Mühe, in einer ordentlichen und zusammenhängenden Erzählung, beysammen antreffen; folglich die Begebenheiten eines jeden Jahres, in einem einzigen Blick, übersehen. Dem historischenAuszuge, hat der Verfasser verschiedene gute Anmerkungen eingeschaltet, darinnen Nachrichten, welche von andern Geschichtschreibern mit Stillschweigen übergangen; oder aber unrecht angegeben, oder auch nicht deutlich genug gesagt worden sind, ergänzet, verbessert, und mit mehr Deutlichkeit und Zuverläßigkeit, erzählet werden. Nach diesem Auszug folgen dann die Urkunden, die der Verfasser aus verschiedenen Archiven , seltenen Manuscripten und andern historischen Werken, welche alle in der Vorrede, richtig angezeigt werden, mit vielem Fleiß und Mühe zusammengetragen, und meist eigenhändig abgeschrieben hat. Einer jeden Urkunde, wird der Hauptinhalt vorgesetzt, damit die Leser, gleich bey dem ersten Anblick wissen können, was darinnen zu suchen sey. Dann aber werden auch jeder Urkunde gelehrte Noten beygefüget, die wir mit den eigenen Worten des Hrn. Verfassers anzeigen wollen: Cuilibet instrumento — — subdo Scholia, & notas varii generis, ut historicas, criticas, diplomaticas, genealogicas, ethymologicas, topographicas, biographicas, numismaticas, &c. prout nempe res, & instrumenti ratio postulat: item vocum insolentium exegeses, seu explicationes, &c. die Absicht des Herrn Verf. ist dabey sehr rühmlich. Er sagt: quae dedita Opera huc inserui, ut posterorum, res patrias scribere volentium, studium, & conatus allevarem, ac domesticam historiam, multis adhuc partibus obscuram, meliori in luce collocarem. Wie vielen Dank wird nun das bessere Publikum dem Verfasser schuldig bleiben, für alle die so schönen
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und brauchbaren Anmerkungen; und das um so viel mehr, da das hohe Alter dieses würdigen Greises, Ihm, wie gerne er es auch wünschte, nicht erlaubt, seine historischen Collectanea, die er zum Behuf der ungarisiben Geschichte, nach allen ihren Theilen, von vielen Jahren her, mit großer Mühe und Arbeit, zusammengetragen, und die sehr beträchtlich sind, in besondern Schriften und Abhandlungen, der gelehrten Welt mitzutheilen.
Endlich können wir auch dieses nicht unberührt lassen, daß Herr Kaprinai seiner diplomatischen Sammlung, einen Indicem diplomaticum, von denjenigen Urkunden, so darinnen, vorkommen, nach chronologischer Ordnung, welches bey Werken dieser Art, sehr nützlich ist, vorgesetzt habe. Am Ende der Vorrede, verspricht er, den dritten Theil seiner diplomatischen Geschichte, ehestens zum Druck zu befördern. Wir sehen, und mit uns alle Liebhaber der ungarischen Geschichte, der Fortsetzung dieser nützlichen Arbeit, mit Freuden entgegen, und wünschen dem Herrn Verf. dazu, Leben, Gesundheit, und alle nöthige Hülfsmittel.
A. J. Cz.
III. Fortsetzung des Gellertischen Urtheils über die meisten Werke der Gelehrten itziger Zeit.
Moreri: Ludwig ein französischer Doktor der Gottesgelehrtheit zu Pergemont, den 25 März 1643 aus einem guten Geschlechte gebohren. Er war nur 30 Jahr alt, als er sein neues historisches Wörterbuch zu Lion 1673 herausgab, welches das Merkwürdigste aus den heiligen und weltlichen Geschichten in alphabetischer Ordnung enthielte. Im Jahre 1675 gieng er mit dem Bischoff von Apt nach Paris, und 3 Jahre hernach kam er zu dem Staatssekretär von Ponbone, von dem er 1679 sich nach Hause begab, um alle seine Zeit, auf eine neue Ausgabe seines Wörterbuches zu verwenden. Der erste Theil davon kam 1680 noch vor dem Tode des Verfassers, welcher in diesem Jahre den 10 Julius erfolgte, heraus. Der zweyteTheil trat 1681 ans Licht. Er zeigte nicht so viel Witz und Gelehrsamkeit, als Bayle: dieses ungeachtet ist das Buch sehr brauchbar und nützlich; le Clerc hat es sehr verbessert. Die besten Ausgaben davon sind, die von 1713 in 5 Folianten: die von 1725 in 6 Fol. , und die von 1732 auch in 6 Folianten. Der Abbt Goujet hat 4 Fol Suplementa dazu gemacht. Die Uebersetzung ist von Schönleben.
Buddäus: Johann Franz, einer der berühmtesten Theologen, war, Professor zu Jena von 1705 bis 1729; unter seiner Aufsicht ist die erste Auflage des allgemeinen historischen Lexikons zu Stande gekommen.
Heumann; Professor in Göttingen. Die Güte seiner Werke ist bekannt.
Stolle: (Gottlieb) ward 1717
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zu Jena ordentlicher Professor der Politik; und 1730 Aufseher der deutschen Gesellschaft, und starb den 4ten März 1744. Er hat vieles geschrieben. Seine Werke finden noch Liebhaber.
Jugler: Inspektor der Ritterakademie in Lüneburg. Seine Arbeiten sind sehr brauchbar.
Jablonsky: Lexikon. Die Edition von 1748 ist gut. Die neueste ist von 1767.
Baillet: (Adrian) ein berühmter französischer Kritikus, stund als Bibliothekarius bey dem Präsidenten Lamoignon von 1630 bis 1726. Er besaß eine ungemein weitläufige Gelehrsamkeit, und war dabey sehr arbeitsam: der Katalogus, den er über die Bibliothek des Präsidenten gemacht, betrug 32 Foliobände, die er alle mit eigener Hand geschrieben. Seine Iugemens des Savans sur Ies principaux Ouvrages des Auteurs, welche 1725 zu Amsterdam in 16 Duodez-Bänden wieder aufgelegt worden, enthalten Urtheile anderer Gelehrten, die er sich eigen gemacht hat.
Blount: (Thomas Pope) war in 5 verschiedenen engländischen Parlamentern ein Glied des Unterhauses. Er starb den 30 Junius 1697. Seine Censura
celebriorum authorum wird hoch gehalten: sie bestehet aus einem Index von 600 Schritstellern.
Acta eruditorum: welche zu Leipzig herauskommen, sind von verschiedenem Werthe, und haben ihre Epochen; sie gehören unter die ältesten Journals.
Terissier (Anton) ein gelehrter Franzos von Montpellier 1685 kam er nach Berlin, wo ihn der Churfürst zum Legationsrath und Historiographus ernannte – seine EIoges des hommes savans sind 1715 in 4 Duodezbänden zu Leiden herausgekommen. Die neueste Herausgabe ist von 1750.
Lippenius: (Martin) ein arbeitsamer Schriftsteller, starb als Konrektor zu Lübeck 1692 : sein vornehmstes Werk ist. Bibliotheca aus allen Fakultäten in 6 Folianten, so eine Sammlung aller ihm bekannt gewordenen Schriften von allerley Materien ist.
Von der neuern Art.
Schröck (Johann Mathias) Professor der Dichtkunst zu Wittenberg: gehöret unter die Biographen, ist von dieser Art der beste, den wir haben.
Lambert: sein gelehrtes Jahrhundert bis auf Ludwigs des XIV. Zeiten, 4 Bände in Oktav, ist gut, doch noch weit unter Schröck.
Lippers Abdrücke geschnittener Steine gehören hieher. Der Professor Christ hat daran geholfen.
v. S.
IV. Naturgeschichte
Fortsetzung der Beschreibung des karpatischen Gebürges, insbesondere des Pflanzenreiches.
§. 15. Vom karpatischen Krummholz.
Nach der Beschreibung des karpatischen Linnbaums, wollen wir nun
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den Strauch desselben, welchen man, wie wir im vorigen §. angemerkt haben, Krummholz nennet, auch untersuchen, und nach allen seinen Eigenschaften richtig beschreiben; damit auch dieses karpatische Gewächs, welches seiner Seltenheit wegen, eben so viel Aufmerksamkeit, als der Baum selbsten verdienet, gleichfalls bekannter werde.
Der Strauch des Linnbaums, (frutex Carpaticus) oder das Krummholz, ist von dem Baum selbst, nur so unterschieden, wie ein Weidenstrauch, von dem Weidenbaume. Es hat dieser Strauch anstatt der Blätter, eben solche Nadeln, die des Sommers und Winters grün bleiben, wie der Linnbaum; eine solche Rinde; die nämlichen Säfte, nur in keinem so hohen Grade; und am Ende der Zweige, wachsen auch Früchte oder Zapfen, welche mit denen des Linnabaumes, nicht zwar einerley Größe, aber doch einerley Zusammsetzung und Körner haben. An der Wurzel des Krummholzes, bemerket man das nämliche Sonderbare, als wir von der Wurzel des Linnbaumes §. 14. angemerket haben.
Man trift auch gemeiniglich um die Linnbäume herum, ein Gebüsche, von dergleichen Krummholzstauden an. Man findet aber an vielen Oertern Sträuche oder Krummholz, wo gar keine Linnbäume zu sehen, oder je gestanden sind. Dann wächst dieses Gebüsche, in den karpatischen Thälern hin und her; am meisten aber in der mittlern Gegend des Gebürges wo die kahlen Steinfelsen ihren Anfang nehmen.
In einer Entfernung sehen die, mit dergleichen Krurmmholzgebüsche besetzten Platze, eben so aus, als wenn sie nur mit gemeinem Graß bewachsen wären. Wenn man das karpatische Gebürge zum erstenmal besuchet, und von Ferne noch, in die Krummholz, gegend, sobald sie das Auge erreichen kann, einen Blick thut; so kann man sich beynahe nicht entschliessen zu glauben, daß das Grüne, womit solche Gegenden bedecket sind, Sträuche seyn sollten; so natürlich sehen alle diese Plätze, einer begraseten Wiese ähnlich; bis man endlich immer näher kommet, und durch den Augenschein des Gegentheils überzeugt wird. Das karpatische Krummholz, wächst übrigens, arm - und schenkeldick, an manchen Orten, auch noch dicker. Es ziehet sich der Erde, oder den Felsen nach, drey bis vier Klafter in die Länge, sehr wunderbar in einander gekrümmet; und breitet sich in beständige Zweige aus, welche eine Klafter hoch, bisweilen auch darüber, in die Höhe ragen. Genus hoc arboris, sagt Belius in seinem Prodromo p. 76. humi serpit,
& in varios rotarum gyros &c.
Das Herumgehen zwischen diesem Krummholzgebüsche, ist daher sehr unbequem, und für Menschen und Thiere äußerst gefährlich. Denn, weil es mit seinem Laub und Zweigen, die ohnehin gekrümmt, dehnend, und in einander gewunden sind, den Boden völlig bedecket: so
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kann man nicht immer genau bemerken, wo man den Fuß hinsetzt. Ist es also Wunder, daß man entweder in diese gekrümmten Zweige, als in eben so viele Schlingen verwickelt wird; oder aber unvermerkt in eine Grube hineinfällt, und sich ein Bein verletzet, wenn man nicht alle Behutsamkeit im Gehen anwendet; und das um so vielmehr, da diese Gegend, meistens aus zusammen gerollten großen Steinen, zwischen welchen weite Oeffnungen sind, bestehet. Die karpatischen Thiere, besonders, sind in solchen Gegenden übel daran; denn wenn sie in das Krummholzgebüsche hineingetrieben, und in dessen Krümmen verwickelt werden, so fället es ihnen schwer genug, ja beinahe unmöglich, sich wiederum aus diesen gefährlichen Schlingen, herauszuziehen, und in Freyheit zu setzen. Die meisten brechen die Beine, und kommen daselbst elendiglich um. Nur der karpatische Steinbock, trotzt aller dieser Gefahr. Für ihn ist kein Felß zu steil, oder unsicher, den er nicht übersteigen könnte. Wie sollte ihn nun der Krummholzstrauch mit seinen verflochtenen Wurzeln in seinem so behutsamen, als hurtigen Lauf, aufhalten, oder hindern können? Nein, auch da kommt er glücklich durch.
Dieses karpatische Krummholz, ist außer dem Oel, welches man aus den Wipfeln desselben distilliret, und davon wir in folgenden §. das Nöthige sagen werden, so viel man bis nunzu weiß, zu nichts anderm sonst zu gebrauchen, als zum Verbrennen. Es giebt vortrefliches Brennholz, besonders, wenn es trocken geworden. Denn es brennet nicht nur stille, eben wie das Kienbaumholz; sondern es verschaffet noch dabey, einen guten Geruch. Weil es aber entlegen, und mühsam herabzuholen ist; so wird auch dieser Gebrauch, nur allzusehr dadurch gehindert.
A. J. Cz.
In Wien zu haben in der Baderischen Buchhandlung neben dem Todtenkopf in der Bognergasse.