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IV. Jahrgang, XV. Stück, den 13. Aprill 1774.
I. Wissenschaften.
Nützliche Bücher.
Analecta Scepusii sacri & profani, Pars. complectens Bullas Pontificum, Caesarum Regumque Diplomata, illustrium virorum epilstolas, aliaque Monumenta, ad notitiam Scepusii facientia: collegit & noris illustravit, Carolus Wagner S J Sacerdos Viennae, typis Joan. Thoma Nob. de Trattnern. 1773. in gr. 4to auf 469 S.
Der engländische Kanzler, Bako von Verulam, hat schon vor zweyhundert Jahren, den gegründeten Anspruch gethan: daß ein jeder Mensch, der nicht blind seyn will, zwey Augen haben müße, die Weltweißheit und die Geschichte. Wem eins von beyden felhlte, der wäre nur einäugigt, wenn aber beides mangelte, der wäre stockblind. Können daher die Bemühungen derjenigen, auch nur im geringsten getadelt werden, welche die Geschichte, vornämlich aber die Geschichte des Vaterlandes, die sie jedesmal am nächsten angehet, studiren, und auch, zum Besten des Publikums, bearbeiten? Welch eine Schande für Mitbürger, die ihren Kopf, mit tausend auswärtigen Tändeleyen und Histörchen vollfüllen; In Ansehung der Geschichte ihres Vaterlandes aber, geflissentlich Fremdlinge bleiben wollen. Gerade, als ob sie das, was vor ihren Zeiten in jener Weltgegend, die sie bewohnen, geschehen ist, gar nichts angienge; wenn es gleich in ihrem eigenen Vaterlande sich zugetragen, große Veränderungen veranlaßt, und die wichtigsten Folgen gehabt hätte. Was ists also Wunder, daß solche Fremdlinge, in allen einheimischen Sachen, ihr eigenes Vaterland, und desselben Schicksale ganz gleichgültig ansehen können; und auf alles auswärtige, viel begieriger und aufmerksamer sind; als was sie selbst weit näher angehet, ja ihnen so zu reden eigen ist.
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Doch wir schreiben hier keine Apologie, für die Geschichtskunde, deren Werth der vernünftigere Theil des Publikums, lange schon kennet, und sie deswegen auch, zur Wegweiserinn gewählet hat. Unsere Absicht ist nur, die Bemühungen des Herrn Karl Wagners, zum Besten der Geschichte seines Vaterlandes, ins besondere aber der Oberungarischen Grafschaft Zips*), die noch in so viele Dunkelheiten eingehüllet ist, anzupreisen und bekannt zu machen.
David Fröhlich, hat in seiner Medulla geographicae practicae; und nach ihm vornämlich der berühmte Bel, in Prodromo Hungariae anitquae & novae,S. 69. bis 134, diese Grafschaft, mit vielem Fleiß beschrieben, aber doch noch, eine reiche Nachlese, für andere hinterlassen; das, was ihnen fremd und verborgen geblieben, ans Licht zu bringen, und die Geschichte des Zipserlandes, vollständiger auszuarbeiten.
Herr Karl Wagner, tritt nun auf, und liefert uns ein ungemein schönes Hilfsmittel, zu einer ackuraten und vollständigen Geschichte des Zipßer Comitats, und der merkwürdigsten Sachen und Begebenheiten desselben. Der würdige H. V. hielt sich nach
*) In der Vorrede des hier angezeigten Werks, verspricht Herr Wagner die Historie des Scharoscher Comitats; darinnen wir zur Zeit wenig oder nichts aufweisen können, auf die nämliche Art, zu bearbeiten. Wir wünschen ihm von Herzen Glück dazu.
dem Willen, und den Verordnungen seiner Obern, einige Jahre in Zips auf. Bey dieser Gelegenheit, sind ihm verschiedene alte Urkunden und Handschriften in die Hände gerathen; die noch, der Zeit und dem verderblichen Schicksale, bey so öftern Verheerungen des Zipserlandes, glücklich entgangen waren.*) Weil er nun das Studium der Alterthümer, besonders der Geschichtskunde, vorzüglich lieb gewonnen; so entschloß er sich, bey einer so gewünschten Gelegenheit, auf alles aufmerksam zu seyn; jedes, was ihm in die Hände kam, sorgfältig aufzusammeln, und dann, zum Besten des Publikums, zu benutzen. Freunde, denen sein Vorhaben bekannt geworden, munterten ihn nicht nur auf, unermüdet darinnen fortzufahren: sondern theilten ihm von allen Seiten reichlich, allerley Beyträge mit. So unterstützt, von gelehrten Freunden; und durch eigenen ununterbrochenen Fleiß im Sammlen, brachte der H. V. einen Vorrath, von historischen Denkmälern, zum Behuf der Geschichte, für die Grafschaft Zips, zusammen; daß er nun im Stande war, einige Bände damit anzufüllen**). Er faßte daher den Vorsatz,
*) In der Vorrede, erklärt sich der H. V. darüber also: sunt Micae quaedam Scepusii veteris & fragmenta, quae tineae blattaeque nondum eroserung, & hostes, incendia aliaeque temporum acerbitates, reliquia fecerunt.
**) Increvit subinde cum illorum (amicorum) facilitate & liberalitate, tum
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sein historisches Werk, in dreyen Theilen, ans Licht zu stellen. Der erste, den wir hiemit bekannt machen, ist Diplomatisch; in dem zweyten, werden theils Handschriften, welche, Beschreibungen von Zips enthalten, theils gedruckte, aber meist unsichtbar gewordene Abhandlungen von dieser Grafschaft, vorkommen. Der Dritte endlich, soll die Pröbste des Hochwürd. Zipser; Kapitels die Obergespans, und die vornehmsten Familien, deren Macht und Ansehen vorzüglich in Zips gewesen, enthalten.
In dem ersten Theil, den wir jetzt vor uns haben, kommen also Diplomen und allerhand seltene Urkunden, aus dem 12. 13. bis zum 16ten Jahrhundert vor; welche der H. V. unter gewisse Rubriken gesetzt, und dadurch, sowohl dem Leser, als besonders dem künftigen Geschichtschreiber von Zipß seine Arbeit ungemein erleichtert hat. Die ganze Sammlung bestehet, aus 283. Urkunden, welche, nach ihrem verschiedenen Innhalt und Gegenständen, in XI. besondere Abschnitte abgetheilet worden sind. Der erste Abschnitt, enthält Staatsurkunden, als Bündniße, Verträge, und allerhand Tractaten, welche zwischen den Königen von Ungarn und von Pohlen, sonderlich bey feyerlichen Zusammenkünften derselben, ehemals in Zipß gestiftet worden sind, von Seite 1. bis 23. Der andere: Diplomen, welche überhaupt die ganze Zipser Provinz betreffen, von S. 24 bis 33. Der dritte: solche Urkunden, wodurch die Schicksale, und öftere Verändrungen, des in der Geschichte so merkwürdigen Zipßer Schloßes (arx scepus) sehr erläutert werden, von S. 37. bis 47. Im vierten und fünften Abschnitt kommen Diplomen, königliche Verordnungen, Kauf. und Grenzbriefe, und andere dergleichen Urkunden vor, welche die Geschichte der beyden königlichen freyen Städte in Zipß, Käßmark und Leutschau, ungemein aufklären, von S. 48. bis 101. Der sechste Abschnitt enthält Urkunden, die sich lediglich auf den Zipseradel beziehen, und das Alterthum, die berühmten Thaten, wie auch königliche Begnadigungen, einiger vornehmen Familien betreffen; dem ist noch das sehr seltene und merkwürdige Testament, des Grafen Willermus Drugeth v. Homonna, vom Jahr 1330; und des ungarischen Palatins, Grafen Georgii Thurzo, vom Jahr 1613. nebst vielen andern ähnlichen Urkunden, beygefüget worden, von S. 102. bis 187. Der siebende Abschnitt, ist besonders der Geschichte der Sachsen in der Grafschaft Zipß, gewidmet. Es kommen daher in diesem Abschnitte, Diplomen und Urkunden verschiedener Zipßerstädte vor; so wohl jener, welche ehemals, zu denen 24 königlichen Städten (Civitates regales) gehörten, als auch
privato meo studio, atque industria, adeo haec suppellex, uno volumine, ut aegre contineri posset. Vorrede, am b. O.
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der so genannten Bergstädte in Zipß. Auch das gemeine Landrecht der Zipsersachsen, vom Jahre 1300, wo es entweder aufs neue bestättigt, oder aber vermehrt und verbessert worden ist, findet hier eine Stelle, von S. 188. bis 261. Der achte Abschnitt enthält Diplomen, die Pfarrkirchen in Zipß, und ihre Plebanos, oder Pfarrer betreffend, von S. 262. bis 292. Der neunte, Urkunden, welche die Geschichte des hochwürd. Zipßerkapitels, in ein großes Licht setzen, von S. 293. bis 397. Der zehnte, Diplomen zur Geschichte verschiedener ehemals in Zipß gewesener geistlicher Orden, ihrer ersten Stiftung, Wachsthum, und Untergange, von S. 398. bis 441. Der eilfte endlich, Urkunden einiger Marktflecken im Zipßer Comitate, von S. 442 bis 450.
Jeder Urkunde, ist der Hauptinnhalt derselben, kurz, aber sehr richtig, und vollständig vorgesetzt. In den Anmerkungen, werden dunkle Sachen erläutert, und das Widersprechende verglichen. Endlich wird das ganze Werk, mit einem doppelten Index geschlossen. Der erste ist, wie ihn der H. V. selbsten bezeichnet, Index chronologicus, diplomatum hac parte contentorum; der andere Index onomasticus, vocum obscuriorum, quas notae subiectae explanant.
Die Urkunden, welche der verdienstvolle H. Wagner, in diesem Theile abdrucken lassen, sind theils aus dem unschätzbaren Werk des P. Dogiels*) aus dem Bel. Sommersberg, und einigen historischen Commentationen des H. D. Gottfried Schwarz, entlehnt; theils aus den Archiven, des hochwürd. Zipßerkapitels, des löbl. Zip-
*) Mathias Dogiel, Priester der frommen Schulen, einer der ansehnlichsten Gelehrten in Pohlen, hat sich vorgesetzt, einen Codicem diplomaticum Regni Poloniae herauszugeben; der unter den Werken der ersten Größe, eine vorzügliche Stelle behauptet. Noch im Jahr 1758. kam der erste Theil dieses prächtigen Werks, zu Bilna, aus der königl. Buchdruckerey, im größen Folio, unter folgenden Titel heraus: Codex Diplomaticus Regni Poloniae, & M. Ducatus Lithvaniae, in quo Pacta, Foedera, Tractatus pacis, mutuae amicitatae subsidiorum, Induciarum, Commerciorum, nec non Conventiones, Pactiones Concordata. &c &c. aliaque onnis generis Publico nomine actorum & gestorum monumenta, nunc primum ex Archivis publicis eruta, ac in lucem protracta exhibentur. In diesem I. Theil kommen Hungarica von S. 36, bis 152. vor. Der 4te und 5te Theil, ist auch schon abgedruckt; der 2te und 3te hingegen liegt noch ungedruckt in Handschriften. Der zweyte wäre vorzüglich, vor unser Zipß interessant, wenn er ans Licht käme. Denn im andern Abschnitte desselben, kommrn Urkunden vor, Praefecturam Scepusiensem betreffend, wie der gelehrte Dogiel sich ausgedrücket, in seinem Indice totius Operis, der dem ersten Theil vorgesetzt ist. Wir haben diese Nachrichten, von einem gleich gelehrten Piaristen Herr Antonius Wisnievski, ehemaligen Stadtpfarrer von Leibitz und Provincial seines Ordens, der vor einigen Wochen gestorben ist. Ein Gelehrter von der ersten Größe, leutselig, bescheiden, und im Umgange sehr gefällig. Einer der würdigsten Männer in Zipß, der seinem Orden, der gesamten Geislichkeit im Zipßerlande, ja diesem ganzen Komitate Ehre machte. Ein Freund, dem wir eben darum ein längeres Leben gewünscht hätten.
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ßerkomitats, der Städte Käßmark, Leutschau Kaschau, und aus den Hausarchiven einiger vornehmen Familien. Am Schluß der Vorrede, wird allen denen, ein öffentliches Denkmal gestiftet, welche durch geneigte Beyträge, dieses Werk unterstützt haben. Wir warten im übrigen mit Ungeduld, auf die Herausgabe, der noch rückständigen zween Theile, die der H. V. meist schon ausgearbeitet
hat, dazu wir ihme, wie zu seinen anderweitigen Vornehmungen von Herzen Glück und Beförderer wünschen.
v. Cz.
II. Ungarische Alterthümer.
Wohlfeile Zeiten.
Wie wohlfeil die Lebensmittel im Jahr 1563. zu Preßburg, bey Gelegenheit des damaligen Landtages gewesen, ist in ihren Anzeigen im X. St. erkläret worden. Daß aber solche vorher in einem noch geringern Preise bey uns in Zipß zr erhalten waren, kann aus vereschiedenen Urkunden sehr leicht dargethan werden. Ich will für diesesmal nur einige Beweißthümer, aus dem, in ihren Anzeigen, schon bekannt gemachten libro seu registro fraternitatis venerabilium Dominorum viginti quatuor plebanorum Regalium in Scepus &c anführen. Ich hoffe, dass dieses den Liebhabern nicht unangenehm seyn werde.
Im Jahre 1538. hat Hieronym. Lasky, das Schloß und die ganze Herrschaft Dunavecz an den damaligen Probst der Kollegialkirche St. Martin in Zipß für 4000. fl. verkauft.*)
Im dem nämlichen 1538. Jahre habcn die Priester der XXIV. königlichen Städte in Zipß, eine Versammlung zu Leutschau gehalten, und sich bey einem Bürger das Mittagsmahl bestellet, dafür ein jeder Priester 8. Pfennige demselben zahlte.**) In eben dem Jahre, wurde von der Zipßer Gespanschaft, ein Edalmann, namens Lorenz Harrovszky, mit 8. Pferden wid den Türken ausgeschickt, und hat nur 90. fl. von der Gespanschaft zu seinem Unterhalt bekommen.***)
*) Seit. 146. wird dieses mit folgenden Worten angezeiget: Cum Dominus Praelatus dedisset 500 florenos pro arce Dunavecz anno 1529. Domino Joanni Katzianer, ex qua per Nic. Koszkam, nunc inimicum Regis nostri (Ferdinandi I.) praeoccupata pulsus fuit: tandem cum -Dominus M. Hieronymus de Laszky, Dominus Caesareoforensium, arcem illam possedisset, dominus praelatus lubenter eandem habuisset. Et emit eam a Domino Laszky quatuor millibus florenorum.
**) S. 171. Conclusum est, ut absentes fratres solverent: prandium. nam hospes se disposuit ad omnes & nisi fuimus praesentes & hospes decimus. Dent quivis per 8. denato hospiti.
***) S. 188. Tota sedes Scepusiensis dedit 90. flor. Laurentio Harrovszky, nobili in Garga, quod nomine totius selis cum 8. equis contra Turcam descendit.
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Die Geschenke die man damals, den vornehmsten Feldherrren und ansehnlichen Hofbeamten machte, waren nicht kostbar. Im Jahre 1538. verehrten die Priester der XXIV. königlichen Städte in Zipß dem k. k. Feldherrn Leonhard Fels, einen silbernen Löffel, welcher vergoldet war, und 345. Den. gekostet hatte. Der damalige k. Kabinetssecretair Adam Karol, bekam von ihnen 2. silberne Löffel,****) für 293. Den.
Im Jahr 1539. schickten die Priester der XXIV. königlichen Städte Gregorium Pauschner, in ihren Angelegenheiten nach Wien, und kauften ihm ein Pferd, auf welchem er dahin geritten ist, für 11. fl.*)
In demselben Jahre war auch das Pelzwerk in Ungarn noch sehr wohlfeil.**) Ein Marderfell wurde für 80. Den. erkaufet.
Wie wohlfeil im Jahre 1542. das Getraid in Zipß gewesen, ist daraus abzunehmen, daß man für 4. fl. 100. Kübel oder Metzen Haber, folglich den Metzen zu 4. Den. kaufen konnte.***)
Im Jahre 1550. wurd dem Pleban von Großschlagendorf, wegen seiner gehabten Mühe, als man ihn im Namen der Priester der XXIV. königlichen Städte, and den königlichen Hof schickte 1. fl. geschenket.****)
Ein Maaß Wein kostete damals in Käsmark 16 Den. 20 Kübel Korn, kaufte man für 5. fl.*****).
Ich behalte es mir vor, noch mehrere Beweißthümer aus dieser, denkwürdigen Handschrift anzuführen.
III. Naturgeschichte.
Von Ungarischen Petrifaktis.
Versteinertes Laub oder Blätter von Bäumen.
Diese Art von Versteinerungen, wird in andern Ländern, als eine besondere Seltenheit angesehen. Nebst vielen andern gestehet dieses
****) S. 195. Misimus insuper M. Dontino Leonhardo de Fels, Coclear argentum deauratum, quod constabat 345 den. Item alia duo Cocleara argentea Domino Adamo Karolo, pro munere, Constabant 293. den.
*) S. 198. Dominus Venerab. Martinus de Poprad parochus, vendidit equum undecim floreni, Domino Gregorio Pauschner, qui ad suam Regium Majestatem aliis Civitatibus proficisci debuit.
**) S. 213. Et emit duodecim pelles bonas mardorinas, unam pro 80. den. & faciunt domino Thoma Pelbane pro 215. den.
***) S. 295. 400. den. pro Centum Cubulis avenae dati.
****) S..430 Ita ex Commissione fratrum dedi. Domino Gregorio Parocho in Szalocz centum den. pro fatigiis & labore, quos habuit ex parte fratrum in negotio apud Regem Ferdinandum.
*****) In nundinis Caseoforensium propinaui in nomine fratrum Egregio Domino Laurentio de Gargo, pintam vini; fecit 16. den.Et rogavi suam G. D. ut residuam pecuniam scilices 8. flor. in pecuniis fratribus sine fatigiis mitteres. Tandem sabatho post nundinas misit 20. cubulos siliginis pro 5 florenis.
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auch Valerius, in seiner Mineralogie,*) wo es ausdrücklich heisset: Lythophilla, sind in Stein verwandelte, aber ziemlich sletene Blätter von Bäumen und Pflanzen. Ungarn besitzt einen überaus reichen Vorrath davon. Bey Ribar, ohnweit von Altsohl, ist ein ganzer Berg, dessen meiste Lagen aus dergleichen Blättern bestehen. Im Liptauer Comitat, bey dem Dorfe Lutschka, ist ein hohler Weg, wo auf der einen Seite der Rand, aus lauter übereinander liegenden Blättern, und andern versteinerten Vegetabilien, entstanden zu seyn scheinet. Eben in einer solchen Lage, findet man dergleichen Blätter häufig bey Niederrauschenbach im Zipßer Komitat.
Von Ribar ist die Beschreibung im XVIII. Stück des II. Jahrgangs S. 144. schon eingerückt worden; allein von Lutschka und von Rauschenbach, müssen wir noch das Merkwürdigste allhier beyfügen.
So viel indessen auch die bey Lutschka und Rauschenbach, befindliche Versteinerungen miteinander ähnliches haben; indem an beiden Orten die versteinerten Baumblätter in ihrer natürlichen Bildung und Größe, mit allen Haupt- und Nebenstängeln, vorhanden sind: so finden wir dem ohngeachtet, noch zwischen diesen beyden einen merklichen Unterschied. Die Rauschenbacher Blätter sind nicht so zart und fein, und folglich auch nicht so zerbrechlich, wie die, welche man mau bey Lutschka findet: denn sie liegen gewöhnlich im Topfstein so feste, als wenn sie angekittet wären, von dem sie sich ohnbeschädigt nicht leich ablösen lassen. Bey Lutschka hingegen, trift man ganze Büsche von übereinander liegenden Blättern an, die sich einzelnweis auseinander legen, in die Hände nehmen und durchsehen lassen, daß man solchergestalt das ganze Gewebe des Blattes, auch die feinsten Striche und Linamenten desselben, aus welchen es bestehet, ganz genau darinnen zu beobachten im Stande ist. Eben an diesem Orte, giebt es mitunter solche Blätter, in denen das feinste Gewebe vermodert und weggefallen ist, die Hauptstängel aber sind versteinert, und liegen in ihrer natürlichen Ordnung und Verbindiung. Diese stellen das Gerippe eines Baumblattes, auf das zierlichste und deutlichste vor. Die meisten dieser gedachten Blätter sind von Erlen, Buch- und Ahornbäumen, und so kennlich, daß man sie nach ihrer Größe und Gestalt vollkommen von einander, ja eben mit solcher Gewißheit; als in ihrem ehemaligen Zustand, unterscheiden kann. Nichts mangelt daran, als die Biegsamkeit und die ihnen natürlich grüne Farbe.
Versteinerte Baumrinden, Zweige von Bäumen, Tannenreiser, Graß und Kräuterwurzeln.
Alle die hier ausgesetzte Versteinerungen, trift man auf einer und eben der-
*) S. 427. nach des Herrn Prof. Denso, seiner Uebersetzung. Berlin 1703.
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selben Stelle an. Bey Lutschka, allwo die versteinerten Baumblätter, wie wir bereits oben erwähnet haben, in einer solchen Menge vorhanden sind, liegen auch versteinerte Stämme von Bäumen, kleine Zweige und Stängel, Fichten und Tannenreiser, verworren übereinander, nebst mancherley Graß- und Kräuterwurzeln, die auf eben die Art, wie sie in der Erden zu wachsen pflegen, klumpenweise in einander geflochten und gewunden sind.
Bey denen Stämmen und Zweigen von Bäumen, ist hauptsächlich dieses anzumerken, daß nur die bloße Rinde davon vorhanden, und in Stein verwandelt ist; das unter der Rinde gewesene Holz hingegen hat sich gänzlich verlohren, also, daß man nicht einmal die geringste Spur davon, außer dem leeren Raum, welchen dasselbe, ehedem eingenommen hatte wahrnimmt. Daher liegen diese versteinerte Baumrinden, hie und da horizontal in der Erde, nicht anders, als ausgehöhlte Röhren, die wenigstens 6. bis 8. Zoll im Durchschnitt an ihrem Mundloch haben. Wenn man nun von diesen Röhren Stücke ausbricht, welches sich sehr leicht bewerkstelligen läßt, so siehet man die versteinerte Rinde des Baumes inwendig mit allen den Narben und Kennzeichen von Wurmstichen, wie solche von einem Baum, der lange liegt, von selbsten abzufallen pflegt; auswendig aber das rauhe Wesen und die völlige natürliche Gestalt der Rinde von einem alten Baum. Nur an einigen Stellen kleben oben daran Stückchen von ebenfalls versteinerten Blättern und Holzstängeln, welche vermuthlich auf dem Stamme lagen, als dessen Rinde die Versteinerung angenommen hat.
Die kleinen abgehauenen Aeste und Stängel von Bäumen und Haselsträuchen, liegen insgemein ganz veworren übereinander, mit versteinerten Blättern versmischt, und durchflochten; und weil auch an jenen, nur die Rinde allein versteinert ist, so haben sie die Gestalt kleiner übereinander liegenden Röhrchen. Die Tannen und Fichtenreiser pflegen Büschleinweis beysammen zu liegen; und ob gleich das Laub davon abgefallen ist; so kann man dennoch so gleich bey dem ersten Anblick errathen, daß es Reiser von dergleichen Nadelholz sind. Würde sich jemand die Mühe geben, solche in der Erde befindlichen Röhren nachzugraben, so ist zu vermuthen, daß er ganze Bäume mit ihren Zweigen und Aesten, daran die bloße Rinde versteinert ist, daselbst antreffen könnte.
(Die Fortsetzung folget.)
In Wien zu haben in der Baderischen Buchhandlung neben dem Todtenkopf in der Bognergasse.