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V. Jahrgang, XV. Stück, den 12. April 1775.

I. Wissenschaften

Preßburg.

Dissertatio historico - critica de Sancto Ladislao Hungariae Rege, a Georgio Pray, Hungaro Presbytero secuolari conscripta. Posonii sumtibus Joannis Michaelis Landerer 1774, in Quart, 140. Seiten.

Es sind drey Jahre verfloßen, als der verdienstvolle Herr Pray, eine historische Abhandlung, von der unverwesenen rechten Hand des heiligen Königes Stephanus, durch den Druck bekannt gemacht hat*). Bey der Gelegenheit versprach uns dieser unermüdete Geschichtforscher, das Leben der noch übrigen Heiligen, die Ungarn ganz eigentlich angehen, und deren Lebensbeschreibungungen, zur Aufklärung der Kirchen- und Staatsgeschichte dieses Königreichs, nicht wenig beytragen, ans Licht zu stellen. Die vorliegende Dissertation macht den Anfang der Supplemente, welche unser Historiograph, zu den Annalen der Könige von Ungarn, auszuarbeiten, dem Publikum die beste Hofnung machte.

Die Antwerpischen Gelehrten, haben in den prächtigen Actis Sanctorum*) das Leben des Königes Ladislai, von der Seite, nach welcher er als Heiliger und Schutzpatron des Königreichs Ungarn betrachtet wird, mit großem Fleiß beschrieben; wir meinen, die Erhebung dieses Königes, unter die Heiligen der katholischen Kirche, die feyerliche Verehrung desselben, und die Reliquien, welche der fromme Eifer, bis jetzt noch aufbewahrt, und ehrerbietig bewundert. Herr Pray, prüft die Erzählungen dieser Gelehrten im ersten Paragraph, hellet sie noch mehr auf, berichtiget

*) S. den ersten Jahrg. unserer Anzeigen Seite 170. u. folg.

*) Tom. V. ad diem XXVII. mensia junji.

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sie da, wo es ihnen, als Ausländern, nicht gelungen, die Wahrheit zu treffen, und dann stellt er in dem 2ten bis zum 6ten §. die ganze Geschichte der Heiligsprechung, der an verschiedenen Orten aufbehaltenen Reliquien, und der andächtigen Verehrung Ladislai, in einem neuen sehr glänzenden Gewand dar. Dabey streuet der Herr Verfasser, mit unter, in den Noten, Anmerkungen ein, welche dem Forscher der ungarischen Kirchen- und Civilgeschichte, nicht gleichgültig seyn können*).

Nachdem der Gelehrte H. Pray in den fünf ersten Paragraphen, unsern König, als Heiligen vom ersten Range, dessen Gedächtniß und Reliquien, der andächtige Ungar sowohl, als der Deutsche noch immer verehret, mit vielem Fleiß, Ordnung, und recht vollständig beschrieben hat; so kommt er in den folgenden Paragraphen, auf die merkwürdigsten Begebenheiten seines Lebens, und seiner Regierung welche dem Historiker, nicht minder wichtig sind, als jene, dem frommen Verehrer verdienstvoller Heiligen. Den Anfang dazu macht H. Pray §. 6. mit den rühmlichen Bemühungen Ladislai, zum besten der Religion und der Gottseligkeit. Das erste Werk seines Eifers in der Religion, war die milde Stiftung der Abbtey des heiligen Aegidii, in der Schümegher Gespannschaft, welches mit einem Brief Paschals II. an den Abbten Hugo vom Jahre 1106 bewiesen wird. Das zweyte ist die Errichtung eines neuen Bißthums, nämlich des zu Agram. Einige Geschichtschreiben wollen zwar behaupten, der heilige König hätte zwey Bißthümer eines zu Großwardein, und das andere zu Stuhlweißenburg gestiftet. Diese Meynung unserer Historiker, untersucht der forschende Verfasser von S. 50 bis 70 und nachdem er dieselbe genugsam geprüfet, und allzuschwach befunden hat, so verwirft er sie, und beweiset mit ausgesuchten und sichern Gründen das Gegentheil. Wir können seine Beweisgründe wegen Enge des Raums hier nicht anführen, sondern verweisen unsere Leser auf die Abhandlung selbsten. Das aber können wir nicht unangemerkt lassen, daß der Verfasser bey diesen

*) Wie interessant ist nicht unter andern, die Anmerkung, wenn der Wahrheitsliebende Pray S. 19.  bey den Worten: Sed pius Rex accepta Eucharistia Corporis & Sanguinis Domini nostri Jesu Christi, unten in der Note mit einer Freymüthigkeit, die ihm Ehre macht, sich so erkärt: „Reor hoc loco duplicem speciem intelligi. d. i. Ich halte dafür, der sterbende König hat das hochwürdige Geheimniß des Abendmahls Jesu, unter beyden Gestalten empfangen. Noch mehr, er führet Gründe an seiner Vermuthung. „Nam, heißt es weiter. Missale saeculi XII. & XIII. perspicue duobus locis indicat, ultramque Hungaris in usu fuisse. Primum,  Rubrica Dominicae Palmarum ita habet: Deinde dividat oblatas presbyter, ad frangendum, & sumat de ipsis integras  oblatas ad servandum usque mane diei parasceve, de quibus communicent,  cum sanguine Domini, ut." S. auch Seite 49. und 50 wichtige  Entdeckungen, für die ungarische Kirchengeschichte, und für den Geist der jetzigen Epoche!

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Untersuchungen S. 60. und folg. wegen Verwandtschaft der Materie, auch mehrerer Deutlichkeit, und Stärke der Beweise wegen, die Entstehungsgeschichte des Boßnier und Sirmier Bißthums, davon wir bis jetzt noch nichts zuverläßiges hatten eingeschaltet. Jenes sagt er, hat Koloman, Belá des IVten Bruder, im Jahre 1238. errichtet; dieses aber Ugrinus Erzbischof von Kolotscha im Jahre 1229. mit Begünstigung des Pabstes Gregorius IX. Die Bischöfe des Boßnier Bißthums sind S. 64. und 65. aus Diplomen unserer Könige, in chronologischer Ordnung, vom Jahre 1239. bis 1716, angeführet worden.

In dem 8. §. macht Herr Pray aus diesen vorausgesetzten historischen Entdeckungen, den Schluß, den er von S. 70. bis 75. mit sichern Beweisen unterstützt: Ladislaus der heilige, hat nur ein einziges Bißthum, nämlich das zu Agram gestiftet, und dasselbe aus königlicher Milde reichlich dotiret. Außer dem aber, heißt es S. 75., hätte dieser fromme König, doch auch das Batscher Bißthum erweitert, mit mehreren Gründen versehen, und so gar dem ersten Stifter desselben, dem heiligen König Stephan zu Ehren, zum Erzbißthume erhoben. S. 76. und folg. wird dieses noch mehr entwickelt, vertheidiget und zugleich dargethan; daß die Vereinigung des Bathscher Bißthums mit dem Kolotscher, welche bis jetzt noch fortwähret, etwa um das Jahr 1156. zu Stande gekommen; obwohlen die heute noch übliche Redensart Ecclesiarum Canonice unitarum spätern Ursprungs sey, weil die Benennung beyder Kirchen zugleich vor den Jahren 1266. und 1270. in keiner öffentlichen Urkunde vorkommt.

Die letzten Paragraphen unserer Commentation, sind meist der Untersuchung, von dem Ehestande Ladislai des I. Wenn wir einige wenige damit unmittelbar verbundene Gegenstände ausnehmen, gewidmet. Gleich im Anfange des 9. §. sagt H. Pray. „ Obschon diejenigen, welche, aber ohne allen Grund meinen, die Heiligkeit des Lebens, räume sich nicht mit dem ehelichen Stande immerfort noch, für den ehelosen Stand des heiligen Königes eingenommen sind, und solchen aus allen Kräften vertheidigen: so ist doch alles das nicht vermögend, mir andere Gedanken beyzubringen, sonderlich bey so sichern und deutlichen Beweißthümern der Sache, welche in meinen Händen sind. Diese führt der Verfasser in dem nämlichen Paragraph auf S. 85. sogleich an, prüft sie mit dem größten Fleiß, untersucht, sonderlich S. 87. ob Ladislaus nur eine oder zwey Gemahlinnen gehabt, und macht endlich S. 96. den Schluß: Fuit igitur Ladislao Conjux, eaque Adelhaid. — Bertholdi Alemaniae Ducis soroc. Hierauf kömmt Herr Pray auf die Kinder des Königs Ladislai, und macht nach Anfürung verschiedener Meinungen

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der Geschichtschreiber, und mühsamen Vergleichung derselben untereinander S. 100. folgende namhaft: Fuere igitur Ladislao, praeter Colomannum & Priscam, liberi Sophia — nec non Berchta — Und S. 101. Quibus si ea jungamas quae Thuroczius, in Chronico suo narrat, alios etiam fratres Colomannum habuisse opportuit, sed qui prius, quam is rerum in Hung. potitus fit, morte elati fuerint.

Endlich nach einigen eingeschalteten historischen Untersuchungen von S. 104. bis 133. von den Gemahlinnen des Königs Stephan I. von dem Ort ihres Begräbnißes und anderer damit verwandten Materien, aus der Lebensgeschichte Stephan des H. dazu der Gelehrte Herr Verfasser, durch Anführung des Grabsteines, worauf der Gemahlinnen, Stephan des I. und . Ladislai des Heiligen Erwähnung geschieht, verleitet worden ist, beschließt er seine Commentation, mit einer richtigen Anzeige derjenigen Provinzen, wir meinen Sklavonien, welche Ladislaus der I. der heiligen ungarischen Ungarischen Krone zugethan hat.

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Fortgesetzter Auszug aus den Beyträgen zu verschiedenen Wissenschaften, von , einigen österreichischen Gelehrten. (XII. und XIV. St. )

Die Abhandlung vom Nordlichte, hat Herr Paul Mako, Lehrer der mathematischen Wissenschaften an den k. k. Theresianum verfasset.

In der Vorrede sagt der Herr Verfasser: "Als ich in meiner lezten Abhandlung von der Natur des Donners, und den Mitteln wider denselben, die meisten Wirkungen, die die Elektricität in der Luft erzeuget, untersuchte: kam ich unvermerkt auf die so genannten Nordlichter oder Nordscheine, welche Herr Franklin mit seinen Anhängern eben von dieser Elektricität herleitet: allein da ich diese Lufterscheinung des Nordlichts selbst, und die verschiedenen Meinungen der Naturkündiger darüber genau überlegte; fand ich nichts, was meine Wißbegierde befriedigen konnte. — Ich entschloß mich daher — die Schwierigkeiten, welche auf diesem Gegenstande haften, klar und deutlich vorzutragen, und zugleich zu bestimmen, wie weit wir bisher mit unsern Entdeckungen und Meinungen gekommen sind. Vielleicht führt es auf eine Spur, einmal zur Wahrheit selbst zu kommen."

Nach dieser Vorrede, werden die vornehmsten Eigenschaften des Nordlichtes, so wie wir es in unsern Ländern sehen, erkläret:

1) Erscheint in wenigen Stunden nach Sonnenuntergang ein Abschnitt von einer dunkeln und finstern Kugel über dem Gesichtskreise, meistens zwischen Norden und Westen.

2) Ist der obere Umkreis der Kugel ein lichter Bogen, einem mehr oder weniger breiten Stücke eine Zirkels oder einer Eyrunde gleichförmig.

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3) Umgeben diese Kugel nicht selten mehrere Ringe, welche beyläufig eben den Mittelpunkt mit ihm haben. Sie sind wechselweise hell und dunkel, und je höher sie gegen den Scheitelpunkt stehen, desto schwächer ist ihr Licht.

4) Brechen aus diesen Ringen, und besonders aus den dunkeln Theilen der Kugel einige feurige Säulen mit vielen Blitzen heraus: sie folgen schnell aufeinander und sind fast senkrecht auf den Ringe.

5) Stellen auch diese Stralen oder Säulen, da sie um den Scheitelpunkt zusammen kommen, oft eine Krone vor.

6) Werden die Wolken und Dünste mit einer so lebhaften Röthe gefärbet, daß auch die irrdischen Körper davon weit umher glänzen: so oft der Schimmer des Nordlichtes etwas lebhafter ist.

7) Scheint diese Erscheinung sich zuweilen in die Länge oder Breite zu bewegen, und endiget sich meistentheils ein eine sanfte Helle gleich der Morgenröthe. Bey diesen erstgedachten Eigenschaften macht der Herr Verfasser die Anmerkung: "Will man wahrscheinliche Erklärungen darüber beybringen: so muß man erstlich die Höhe ausmessen, in welcher die Nordlichter erzeiget werden, und demnach sehen, mit welchen Erscheinungen in der Natur sie eine Aehnlichkeit, oder einen Zusammenhang haben. Ist dieses einmal festgesetzt: so ist zwar ihr Wesen noch nicht aufgeklärt, aber man kann doch urtheilen, was in den bisherigen Meinungen davon falsch was zweifelhaft, was wahrscheinlich sey."

Er handelt daher im folgenden ersten Abschnitte:

Von der Stelle des Nordlichts.

Es ist, sagt er, in Hinsicht auf dieselbe unläugbar, daß die Nordlichter innerhalb des Luftkreises der Erde erzeigen werden, und aus einem Stoffe bestehen, welcher da sich die Erde täglich in ihrem Mittelpunkt drehet, zugleich mitgerißen wird. Denn entstünden sie außerhalb des Luftkreises; so könnten sie unserm Auge nach, nicht lange an eben der Stelle verbleiben; sondern sie müßten gleich den himmlischen Körpern, nach einen beständigen Gesätze von Aufgang gegen Niedergang, fortrucken; welchem jedoch die Erfahrung gerade widerspricht.

In welcher Höhe des Luftkreises aber das Nordlicht entstehe, ist eine noch unentschiedene Frage. Einige versetzen es in die Höhe, zu welcher die Dünste, und die übrigen Theilchen aufsteigen, die von der Erde ausgeduftet werden: andre setzen es viel höher hinauf.

Hier wird die Lehre und die Beobachtung der letztern zu erst vorgetragen und geprüft: Kürze wegen wollen wir davon nur einige von den berechneten und angegebenen Entfernungen anführen:

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1) War das Nordlicht welches Gassend im Jahre 1621 den 12. Herbstmonat beobachtet 123. Meilen entfernet.

2) Herr Kraft 1730. den 17. März zu Petersburg 28. M.

3) Eein anders von denselben eben daselbst in gedachtem Jahre den 6. des Herbstmo. 34. M.

4) In eben dem Jahre zu Genf den 22. August, 98. M.

5) Vom Herrn Fouchy 1750. den 3. Hornung zu Paris 101. M.

6) Zu Genf 85. M.

7) Von Herrn Ferner zu Upsal, 1751 den 3. Winterm. 218. M.

8) Eben dasalbst 1764. den 4. März, 96. M.

9) Ebend daselbst, im nämlichen Jahre, 64.

10) Herr Maller eben daselbst, 28. April 32. M.

11) P. Sionest zu Posen 1764. 29. Herbstm. 171. M.

12) P. Hallerstein 1770. Zu Pekin

17. Herbstm. 164. M. Um die Meinung der leztern zu prüfen stellet der Herr Verfasser eine lesenswürdige Untersuchung an, die er mit folgenden Worten beschließet: Man kann also den ganzen Luftkreis in zwo Gegenden abtheilen. Die erste erstreckt sich beyläufig auf 8. Meilen, und schließt alle irdischen Dünste, und fremden Theilchen in sich, welche fähig sind, die Lichtstrahlen zurück zu prellen: die andre erstrecket sich auf 41. Halbdurchmesser der Erde, und enthält die feine Luft. Sind nun die für die Entfernung der

Nordlichter bisher angeführten Beweise gegründet: so werden zwar alle Nordlichter in der Obern Gegend erzeuget; doch aber in den untersten Raume derselben; weil keines die Höhe auch nur eines halben Durchmessers erreicht.

Der II. Abschnitt handelt

Vom Zusammenhange des Nordlichtes mit andern Erscheinungen der Natur.

Hier heißt es gleich im Anfang: "Nachdem man seit dem 1716. Jahre der Nordlichter öfters ansichtig ward, legte man die eitle Furch vor ihrer üblen Vorbedeutungen ab. Die Naturforscher fiengen an, sie mit größerer Aufmerksamkeit zu beobachten, und da sie nicht zweifelten, daß ihr Glanz in unserm Luftkreise aus der Entzündung fester Dünste entspringe: so schmeichelten sie sich einen Zusammenhang der Nordlichter mit andern Lufterscheinungen gefunden zu haben. Einige hielten sie für Vorbothen der Winde oder Ungewitter; andere glaubten, ein gewißes Zischen und einen Schwefelgeruch während dem Nordlichte bemerkt zu haben.

Allein diese Märchen verschwanden, seit dem in nordischen Gegenden ein Celsius, ein Clanam, ein Bergmann, ein Barhow, alle sehr genaue Naturforscher, nichts dergleichen bemerken."

Auch Herr Mairan, welcher über zwey tausend Beobachtungen

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zusammen gesammelt, bezeugt daß er niemals etwas solches bemerket habe.

,,Viel deutlicher sagt der Herr Verfasser, ist das Verhältniß der Nordlichter zum Magnetsteine. Der erste, so viel ich weiß, war Herr Celsius zu Upsal, der im Jahre 1742. den 16. April, während dem Mondlichte ganz ungewöhnliche Veränderungen in der Magnetnadel bemerkte: welche vom Herrn Graham zu London vollkommen bestättiget worden sind. Eben dieses hat man auch in Wien wahrgenommen, und im Jahre 1768. in Tyrnau, im Jahre 1769. zu Grätz. Aus welchem und mehr andern hier angeführten Erfahrungen gefolgert wird, daß ein geheimes Band zwischen dem Nordlichte und dem Magneten sey.

"Daß die Aeußerungen des Magneten genau mit der Electricität verbunden seyn, ist heut zu Tage, eine bekannte Sache. Herr Braun ein ämsiger Naturforscher sagt davon: Noch merkwürdiger ist das Zittern der Magnetnadel, welches ich vor einem Donnerwetter, oder da auch nur der Himmel mit Wolken überzogen war, beobachten. Es scheint in der That, daß diese Unruhe eine Wirkung der Elektricität der Luft sey, dieses muß ich noch voraus erwähnen, daß die Nadel sehr beweglich seyn muß: denn die gemeinen Nadeln zeigen diese Bewegung nicht an.

Eben diese Bewegungen beobachteten auch die Unserigen hier zu Wien, zu Tyrnau, zu Gräz.

Man kann also hieraus nicht ohne Fug argwöhnen, daß auch die Nordlichter mit der Himmelselektricität durch ein unbekanntes Band verknüpfet seyn. Herr Canton hat bey heitern Nächten in seinem Elektricitätmaße keine Spur einer Elektricität bemerket, außer wenn ein Nordlicht am Himmel war. Aenliche Wirkungen haben auch andere wahrgenommen, und unser Herr Verfasser selbst.

Der Herr Verfasser bemerkt ferner aus angeführten Erfahrungen: Es wäre aus denselben unschwer zu erachten, daß die Nordlichter häufiger seyn, da die Erde am nächsten bey der Sonne ist, als wenn sie sich auf der entferntesten Laufbahne befindet, und dieses zwar in einem fast beständigen Verhältniße, welches zugleich desto größer ist, je näher die Erde an diesen nächsten oder entferntesten Punkten wandelt.

Herr Mairan der diese Erfahrungen gesammelt hatte, brachte aus ihren Vergleichungen heraus, daß die Nordlichter viel häufiger sind , wann die Erde bey dem Grade der Zwillinge, das ist, bey dem Punkte ist, wo ihre nördliche Laufbahn von dem Mittelstreife der Sonne durchschnitten wird, welches zu Ende des Wintermonats geschiehet; als wann sie bey dem achten Grade des Schützen, das ist, bey dem Punkte ist, wo ihre südliche Laufbahne von dem Mittelkreise der Sonne durchschnitten wird, welches zu Ende des Maymonats geschiehet.

(Die Fortsetzung folgt.)

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II. Vermischte Nachrichten.

Fortsetzung, der verschiedenen Gebräuche fremder Völker bey ihren Verheurathungen.

Mit den zweyten Weibern oder Beyschläferinnen braucht man nicht so viele Umstände. Alles, was man dabey thut, ist, daß man mit den Eltern des Weibes einen Vergleich schließt, in welchem man verspricht, ihre Tochter gut zu halten. Diese Weiber stehen gänzlich unter der Herrschaft der rechtmäßigen Ehefrau, und die Kinder die sie gebähren, werden ebenfalls als die ihrigen angesehen, und haben ein gleiches Recht zu erben. Sie führt auch nur allein den Mutternamen, und sie allein wird bey ihren Absterben betraueret. Manche nehmen, um den Namen guter Ehemänner zu bekommen, keine Beyschläferinnen, ohn Einwilligung ihrer Weiber, und andere nur in der Absicht, um einen Sohn zu bekommen. — Sowohl Männer, als Weiber, können, wann der erste Ehegatt stirbt, zum zweytenmal heurathen. Die Wittwen sind, wenn sie Kinder gehabt haben, vollkommen frey, und stehen nicht unter dem Zwange ihrer Eltern; doch ist es ihnen nachtheilig, wann sie ohne große Noth wieder heurathen. — Die Vielweiberey ist denen Privatpersonen verbothen: der Kaiser aber pflegt ordentlich drey Gemahlinnen zu haben. Die eigentliche Ehescheidung ist in China etwas seltenes, ob sie gleich geringer Ursachen wegen, z. B. Wann die Frau ungehorsam, plauderhaft, eifersüchtig ist, geschehen kann. Eine entlaufene Frau wird gegeißelt, und der Mann hat der Recht sie zu verkaufen; vergeht sie sich aber so weit, daß sie sich anderwärts verheurathet, so wird sie mit dem Stricke erwürget. — Die väterliche Gewalt der Chineser hat sehr vieles mit der Römischen gemein, doch mit dem Unterschiede, daß sie sich in China auch auf die Mutter erstreckt. Weder Alter, noch Amt, befreyen die Kinder von der Gewalt, und Zucht der Eltern. Eine Mutter kann ihren Sohn prügeln laßen, wann er auch ein Mandarin wäre. — — In der Provinz Schan-Si hat man die lächerliche Gewohnheit, die Todten miteinander zu verheurathen, wenn es zutrift, daß der Sohn des einen, und die Tochter des andern, zu gleicher Zeit sterben, so werden die Eltern miteinander der Heurath wegen einig, sätzen die Särge neben einander, und halten den Hochzeitschmaus. Die Eltern werden von der Zeit an, als Anverwandte betrachtet, wie sie es gewesen seyn würden, wann ihre Kinder noch bey ihrem Leben miteinander verehelicht worden wären.

(Die Fortsetzung wird folgen.)


In Wien zu haben in dem von Ghelenschen privil. Zeitungscomtoir, in der Sinngerstrasse Nro. 931.
Topic revision: r4 - 12 Mar 2012, AgostonBernad
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