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ZUM GESAMTINHALT

Ungrisches Magazin, Band 1, Heft 1, Text 8 (S. 79-83)
Hrsg. von Karl Gottlieb Windisch
Preßburg, Löwe, 1781
Autor: o.N. (d.i. Karl Gottlieb Windisch, siehe Windisch an Cornides, 06.03.1781)
Zuordnung: Geschichte

(P79)

8. Von dem Aufenthalte des gefangenen Herzogs von Sachsen Friedrich des Zweyten in den Schlosse zu Preßburg.


Die Urkunde, welche ich hiermit den Liebhabern der Geschichte mittheile, wird ihnen, wie ich hoffen kann, um so viel angenehmer seyn, da sie einen nicht ganz unwichtigen Umstand, in den Begebenheiten des unglücklichen Herzogs von Sachsen, Johann Friederich des

(P80)

Zweyten, den die Geschichtschreiber gar nicht berühret, in das gehörige Licht setzet. Ehe ich aber dieses bewerkstellige, will ich einem Theile meiner Leser zu gefallen, die widrigen Schicksale dieses Fürsten kürzlich erzählen:*

Johann Friederich der Zweyte Herzog von Sachsen Weimar, und Gotha, hatte das Unglück, sich nicht nur in die bekannten Grumbachischen Händel zu mischen, sondern diesen Rebellen auch in seinen Schutz zu nehmen. Er ward daher den 12 des Christmonats 1566 vom Kaiser Maximilian den Zweyten in die Acht erkläret, und dem Kurfürsten August von Sachsen, nebst dessen Bruder Johann Wilhelm die Exekution aufgetragen. Zu Anfange des 1567sten Jahres ward er in seiner Residenzstadt Gotha belagert, und sowohl diese Stadt, als das Schloß Grimmenstein mußte sich schon den 13 April desselben Jahres ergeben;** worauf denn zween Tage nach der Uibergabe der Herzog als ein Gefangener nach Oesterreich geführet ward. Nachdem er einige Monate in Wienerisch-Neustadt gesessen, das dortige baufällige Schloß aber wieder hergestellet werden mußte, brachte man ihn den 16ten December 1567 nach Preßburg*** wo er in dem Königlichen Schlosse bis zum Ausgange des 1571igsten Jahres verwahret, hernach aber wieder nach besagtem Neustadt geführet ward.

Ungeachtet nun verschiedene Reichsfürsten bey dem Kaiser mit wiederholten Fürbitten einkamen, so konnte er doch seine Freyheit nicht wieder erhalten. Im Jahre 1585 war zwar Kaiser Rudolf ziemlich geneigt, sie ihm zu schenken, die Bedingungen aber waren viel zu hart,

* Mehrere Nachricht davon findet man in des Langueti Descript. belli Goth. in des Sagittarii Hist. Goth. in des Mülleri Annal. Saxon. auch beym Rudolphi, und in der erst kürzlich herausgekommenen Geschichte und Beschreibung des Herzogthums Gotha von Galetti.

** Dieses geschah an eben dem Tage, und fast zur nämlichen Stunde, als vor zwanzig Jahren dessen Herr Vater, der Kurfürst Johann Friederich der Erste, vom Kaiser Karl den Fünften, bey Muhlberg gefangen ward.

*** Man sehe die gleich folgende Urkunde.

(P81)

als daß er sie hätte annehmen können. Seine Gemahlinn Elisabeth* erhielt 1572 die Erlaubniß ihn zu besuchen, und etliche Monate bey ihm zu verbleiben; bald hernach aber auch, daß sie eine beständige Gefährtinn der Schicksale ihres Gemahls seyn durfte. — Aber dieser Trost in seinen Leiden, ward ihm den 8. Februar 1594 durch den Tod entrissen. Noch in demselbigen Jahre mußte der Herzog auf Kaiserlichen Befehl, und zwar, weil man einen Türkenkrieg befürchtete von erwähntem Neustadt nach Steyer, einer Stadt in Oesterreich ober der Ens wandern, woselbst er im Christmonate anlangte, und seine Wohnung anfänglich in einem Privathause, hernach aber auf dem Schlosse bekam. Hier schmeichelte er sich zwar mehr als jemals mit der Hoffnung, seine Freyheit endlich wieder zu erhalten, und sein Vaterland noch vor seinem Tode zu sehen; aber seine gewöhnliche Krankheit, das Rohtlauf nahm so sehr über Hand, daß er den 9. May 1595 seinen Geist auf einen Sessel sitzend aufgab,** nachdem er 28 Jahre ein Gefangener gewesen, und sein Leben auf 66 Jahre, und 4 Monate gebracht hatte. Sein entseelter Körper ward geöffnet, das Eingeweide den 23. desselbigen Monats, in der Pfarrkirche zu gedachtem Steyer, im Chor beym Hochaltare begraben, der Leichnam aber balsamirt, nach Koburg gebracht, und dort den 15. December in der Hauptkirche beygesetzet.***

* Sie war seine zwote Gemahlinn, eine Prinzessinn Tochter Friedrichs des Dritten, Kurfürsten von der Pfalz, mit der er sich den 12. Juny 1558 vermählte.

** Khevenhüller in den Annal. Ferdinand. läßt ihn, so wie andere, irrig in Neustadt sterben.

*** Joachim Müller von Herzberg, damaliger Prediger in Steyer, hielt eine Leichenpredigt auf diesen Fürsten, welche in bemeldtem Jahre zu Wittenberg auf acht und einen halben Bogen in 4. gedruckt worden.

(P82)

Die Urkunde lautet also:

Den ehrsamen, fürsichtigen, und weisen Herrn N. Burgermeister, Richter, und Rath, der Stadt Preßburg. Meinen sonder lieben Herrn und Freunden.

Ehrsame Fürsichtige und Weise, besonder liebe Herrn. Euch sein mein willig Dienst zuvor. Und khan Euch nicht verhalten , daß mich dj Röm. Khön. Maj. rc. unser allergnedigster Herr, verordnet. den gefangenen Herzog Johann Friederichen von Sachsen, von hinen hinab gen Preßburg zu füern. da wir dann, wils Got biß Erchtag Abend dahin ankhomen sollen.

Weil dann ain notdurft, daß nit allain morgen bey der Nacht dj fürsehung am Vefar* gethan werde, damit das voran geschiekhte Officium von Khuchel und Kheller, alspalts ankhumbe, ubergefuert, auch eingelassen. Sonder auch dj hiebeyliegend verzaichneten Herrn Landleut und Personen, mit losamentern Pettgewand, speis und fuetterung, für dj ros und Diener, und also aller notdurft nach versehen werden. So werden derhalben dj Herrn diese eilende Verordnung zethuen wissen, damits ins Werkh gerichtt, auf das, wann Ich alsdann ain stund oder zwo vor dem Fürsten ankhome, alle sachen in beraitschaft sein.

Und sonderlich ist auch ain notdurfft, das biß Erchtag umb so viel mer Schif und leut ans Vefar gestellt. Damit man mit dem Fürsten und allen mitkommenden zugleich undter ainsen uberkhommen möge.

Dann so haben mir Ir. Khay.Kgl. rc. allergenedigst auferlegt, den Herrn zuuerkhunden, das sy zu solcher ankhunfft des Fürsten die Burgerschaft in rüstung und

* Am Ufer der Donau nämlich.

(P83)

Weer versamblen. die In volgends vom Thor an, biß hinauf ins Schloß beglaiten sollen.

Verrer. weil auch für seine zugeordnete Officier und leut, beygelegten Verzaichniß nach ain Anzal Pett Ins Schloß wiert haben muessen. Ist Irer Khays. May. rc. genedigster Will. Im fall Im Schloß dj notdurft nit verhanden, welches bey dem Herrn Hauptmann zu erfragen sein wirdet, das man dann den Abgang bey der Burgerschafft von gueten Petten, und Zugehör zu wegenbringen, und also noch vor Ankhunfft des fürsten, gegen zimbliche Bezahlung des Zinnß daruon, hinauf bringen lassen solle.

Weil auch die Officier mit Khuchen und Kheller voran raisen, und da selbe für den Fürsten und mitreisende Herrn und Landleut für Ire Personen, die notdurfft einkhauffen. Werden dj Herrn auch hülff und beyschub zethuen wissen. Damit sy also gebürlich tractirt werden mögen.

Den Herrn sunst für mein Person angeneme Dienst zu ertzaigen. bin ich gantz guetwillig. Actum zur Neustadt den 14. Decemb. A. 670.

Jheremias Boyde
Röm. Khay. May. rc. Hofquartiermeister m. p.
Topic revision: r31 - 29 Nov 2011, KatalinBlasko
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