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ZUM GESAMTINHALT
Ungrisches Magazin,
Band 1, Heft 4, Text 37 (S. 423-460)
Hrsg. von
Karl Gottlieb Windisch
Preßburg,
Löwe, 1781
Autor:
Zacharias Huszty
Zuordnung: Medizin
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37. Beschluß des Versuchs über den Menschen in Ungern, nach seiner physischen Beschaffenheit.
4. Von den Krankheiten in Ungern
Niemand lasse bey Erblickung dieser Aufschrift einen Verdacht in sich rege werden, daß ich mit vielem Nachgeplauder klinischer Vorschriften und Anekdoten und die Krankheiten in Ungern nach Grundsätzen wolle heilen lehren. Dazu müßte ich mehr System annehmen, als ich mir vorgenommen habe; ich könnte dieses auch, ohne
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die Gränzen des Ungrischen Magazins zu überschreiten schwerlich zu Stande bringen. Ich überlasse das Geschäft, meine Landsleute von der Erhaltung und Herstellung ihrer Gesundheit zu unterrichten einem
Tissot,*
Fermin,**
van Swieten,+
Störk++ und andern ihrer Kollegen. Welchem aber mehr an einem mündlichen Unterrichte gelegen ist, und welchem ein unausweichbares Bedürfnis dazu antreibt, dem empfehle ich die Aerzte, an welchen Ungern nicht mehr mangelt.
Ofen giebt nun von Jahr zu Jahr mehr Zuwachs, und ich hoffe, daß bald mehr Kranke ihre Zuflucht zu Aerzten werden nehmen können, als es bisher geschehen konnte.
Aber noch ist es leider auch von Ungern wahr!
fingunt se medicos: hystrio, rasor, anus.
Garrulus, infelix, coecus, temerarius, amens,
Usque adeo sibi palpatur, seseque licetur.
Stultitiae fons est, et origo philautia vestrae,
Caligoque ingens, quae vos cognoscere verum
Posse vetat: tolle hanc, oculi meliora videbunt:
Et quae unc bona prima putas, fortasse negabis
Esse bona: et quae nunc credis mala maxima forsan
Non mala sunt dices, pulsis a corde tenebris.
Ergo seias, mortale genus nihil esse, nisi ut rem
Aeoliis plenum ventis:– –*
*Anleitung für das Landvolk in Absicht auf seine Gesundheit.
**Unterricht an das Landvolk von der thierischen Haushaltung, als eine Fortsetzung von des Tissots Unterricht fürs Landvolk. Frankfurt, 1773.
+Description des maladies des armées.
++Medizinisch-praktischer Unterricht für die Feld- und Wundärzte.
*Palingenius
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Gewiß ists Eigenliebe, welche das blinde Zutrauen zu seinen eigenen und fremden Vorurtheilen – Aberglauben – Jahrhunderte nähren kann; und Jahrhunderte werden noch vergehen, bis diese Blende den Verstand nicht mehr benebeln wird, oder bis wir ihre Ausfälle auf das Wohl der Menschen werden vereitelt sehen. Ob Ungern vor andern Provinzen in Ansehung dieser Lage was voraus habe, oder ob es nachstehen müßte, dafür sollen die täglichen Erscheinungen und deren Verhältnisse mit andern Ländern zum Beweise seyn. Man wird Ungern gewiß durch keine beträchtliche Abweichung vom wagerechten Zustande, in welchem es mit Frankreich, Deutschland, Italien, und andern Ländern stehet, weit entfernet finden. Der Unterschied, welchen man dabey wahrnimmt, bestehet nur in der Verschiedenheit der Verfahrungsart, und der Mittel, welcher man sich, um das menschliche Geschlecht dem Elende zu überliefern, bedienet. Der Zeitpunkt es ganz herausgerissen zu sehen, ist eben so entfernt, als es je ein Planet von unserem Horizonte seyn kann.
Wer sieht bey dieser Aeußerung nicht, wohin in dieser Geschichte der Krankheiten meine Hauptabsicht ziele. Ich bin überzeugt, daß man den halben Weg zur Wahrheit gewonnen habe, wenn das Falsche und die Widersprüche gehoben sind. Nichts hindert dann das Wahre desto leichter zu erringen. – Aber, o! daß wir es lieber schon errungen hätten.
In Ungern giebt es keine besondern einheimischen Krankheiten. Ich sage damit nichts Neues. Dabey setze ich aber voraus, daß man dadurch solche Krankheiten verstehen müßte, welche nur Ungern allein eigen sind. Daß es keine solchen Krankheiten in Ungern gäbe, wußte Dokter
Paterson Hain, ein Arzt des vorigen Jahrhunderts, und Physikus in
Eperies schon; wiewohl er den
Tschömör und
Strint nicht ganz davon ausschließen
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will.* Daß man dieses aber mit Recht thun könne, werde ich am Ende dieser Krankheitsgeschichte darthun.
Da es also keine
endemischen Krankheiten in Ungern giebt, so kann ich mich auch nur mit
epidemischen und sporadischen abgeben.
Daß die epidemischen- oder Volkskrankheiten in Ungern oft sehr hefftig wüten, und plötzlich um sich greifen, davon haben wir von unsern Vorgängern in vielen Schriften aufgezeichnete Beyspiele.
Ephemerides – acta naturae curiosorum, und wie sie sonst noch heißen, enthalten darüber manche Beobachtungen. Aber auch eben diese Beobachtungen sind ein zureichender Beweis, daß die Grade und die öftern Ereignisse der Epidemien in fremden Ländern, den Ungrischen nichts nachgeben, wo nicht gar solche übersteigen. Ich sehe auch die ungrischen Epidemien, welche man hin und wieder in den Sammlungen aufgezeichnet findet, meistentheils in einer Gesellschaft solcher, welche auch andere Provinzen entvölkert haben.
*Morbi endemii in Hungaria nulli, epidemii saepe, sporadici semper. Habent tamen morbum aliquem, quem Cremer appellant; nimirum quando nauseam, vel ex cibo vario inordinate sumto, vel a potu nimio contrahunt, Cremer vocant, et slatim allio ulnam manus in parte domestica fortiter fricant, hanc partem sibi dolere dicunt. Alterum quoque quem Strint vocant, semper in ore habent et omnem in ore, vel in gutture vel in ano tumorem vel inflammationem Strint appelant, interim istius Etymi rationem ipsi reddere non valent. – D. Paterson Hain ex urbe Eperiensi Wratislaviam ad D. Sachsium, in Miscell. nat. curios. med. phys. An. II. 1681. p. 55. Ienae, 1688.
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Die Pest*
Es ist diese die einzige Krankheit, welche in Ungern nie anders, als epidemisch kann betrachtet werden, da im Gegentheile andere epidemische Krankheiten den Menschen immer auch sporadisch befallen können. Ich sehe es nicht ein, wie man bey der Eintheilung der Pest auch eine sporadische hat annehmen können: wie dieses
Sauvages,
Sagar, und andere gethan haben.
Cullen** sah das wohl ein, daher er auch die sporadische unter die zweifelhaften rechnet. Es ist auch im Grunde falsch, daß in Ungern jemals Menschen von einer sporadischen Pest wären befallen worden, wie dies unbedachtsame Aerzte und unerfahrne Wundärzte so oft ausgestreuet haben. Es ist nicht alles Pest, was dafür ausgeschrieen wird, das können diejenigen glauben, die sich gern mit Altenweibermärchen abgeben, und dazu geneigt sind, sich durch Possen überreden zu lassen. Daß
die faulen Fieber oft eine Menge Menschen auffressen, das ist wahr. Unwissende und Leichtgläubige sehen darinnen nichts als Pest; und kommen Krankheitsauswürfe durch Drüsengeschwülste noch dazu, so ist die Uiberzeugung desto fester. Sind doch
Rohtlauf,
Brey- und
Speckgeschwülste, und denen ähnliche Hautkrankheiten mehr, für Pest gehalten worden.*** Herr Dokter
Fuker kann Recht haben, wenn er die Wirklichkeit der Pest, welche man vor dreyßig Jahren in der
Sempliner Gespanschaft suchte, läugnet. "Es heißt, sagt er, daß vor dreyßig Jahren in erwähnter Gespanschaft zur Weinlese, um welche Zeit sich eine Menge Menschen dahin zu sammeln pfleget, die Pest
*Pestis Nosologorum. Febris pestilentialis. F. Hofmanni.
**In seinem Apparatus ad Nosologiam methodicam. Amstelod. 1775. pag. 178.
***Genselius in Ephemerid. nat. curios. cent. 7 et 8 in append. pag. 15. Norimbergae, 1719.
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solle geherrschet haben. Aber, warum ist diese durch die Menschen, welche aus andern Gespanschaften hier waren, und nach geendeter Weinlese nach Hause zogen, nicht mehr ausgebreitet worden? Oder, warum hat sie so bald nachgelassen? Niemand hat davon was aufgezeichnet."* Weiter heißt es auf der 44 Seite: "daß seit einigen Jahren etliche Aerzte von Wien nach Ungern geschickt wurden, um die vermeynte Pest zu untersuchen; aber ihre Urtheile stockten, und stocken noch bis auf den heutigen Tag."
Die mannigfaltigen Gestalten, welche die Pest überhaupt anzunehmen fähig ist, mögen wohl Schuld daran seyn, daß man sie oft verkennet hat; besonders wenn solche nicht nach ihren wesentlichen Kennzeichen untersuchet ward. Aber, welche sind diese wohl? Sie sind sehr schwer zu bestimmen, da wir noch nicht zwo Pestepochen kennen, welche uns von allen Seiten gleich wären beschrieben worden. Vielleicht liegt auch in dieser Mannigfaltigkeit der Grund, daß man in der heiligen Schrift so verschiedenen Benennungen der Pest im Grundtexte antrift.
Fracastorius verstehet unter der Pest ein
faules Fieber im höchsten Grade, in welchem der Saame der plötzlichen Ansteckung und Tödtlichkeit verborgen ist.** Im Gegentheile beobachtete
Herr Zimmermann die Pest in
Smyrna antzündungsartig.
Uiberhaupt aber sind von der wahren Pest folgende Charaktere unzertrennlich: eine allgemeine plötzliche Ansteckung, die äußerste Entkräftung bey dem ersten Anfalle, das Blasen- und
Petechenfieber, der Ausbruch rohter Striemen und Beulen, welche jähling in den Brand übergehen, dann alle der erschrecklichsten Zufälle, welche
*De salubritate et morbis Hung. pag. 43.
**Pestilentem febrim dicimus esse febrim sordidae et profundae putrefactionis includentem feminaria acutissimae contagionis per se, propter quod et lethalis est, et ad alios contagiosa. Hyeron. Fracastorius de peste.
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sogleich in den ersten Tagen ein Anblick des gewissen Todes sind.*
Die eigentliche Geschichte der Pest in Ungern, war bisher aus Mangel der Qwellen immer dunkel. So viel ist doch gewiß, daß sie in Ungern sowohl, als in England, Frankreich, Italien,
Konstantinopel, und Pohlen allezeit mit Blasen, Beulen, und der plötzlichen Ansteckung und Tödtlichkeit begleitet war. Niemals ist die Pest in Ungern zuerst entstanden, wie es aber bey der Ansteckung zugieng, davon wissen wir mehr nicht, als, daß sie vom Orient zu uns herüber kam. Könnte also wohl die ungrische Luft was dazu beygetragen haben? Vor der Entstehung nicht, wohl aber nach derselben, wenn man anders die Vereinigung der
pestilenzialischen Ausdünstungen durch eine schon vorhandene Pest mit der Atmosphäre nicht läugnen will. Daß aber besondere Anlagen der Temperamente, der Lebensart und der Jahreszeiten, auch schlechte Vorkehrungen, eine schnellere Ausbreitung veranlassen können, dafür sind alle ächten Pestbeschreibungen mit Beweisen voll.
Wann hat sich wohl in Ungern die Pest zum erstenmale geäußert? Wenn man einem
Procopius,
Howel, und
Evagrius Glauben beymessen kann, so könnte man wohl in dem 560igsten Jahre nach Christi Geburt, und dem folgenden auf die erste Pest in Ungern wahrscheinlich schließen. "Die Pest, welche im Jahr 543 in Konstantinopel herrschte, hat das menschliche Geschlecht fast aufgefressen. –– Sie ist nicht nur einen Welttheil durchgegangen, hat auch nicht zu einer Jahreszeit allein getobet, sondern die ganze Welt über den Hauffen geworfen, und alle Geschlechter der Menschen zu Grunde gerichtet." Es soll auch diese Seuche über fünfzig Jahre ununterbrochen fortgedauert haben.** So eine
*Diemerbock Hodges, und Traite de la Peste, fait par ordre du Roy. Paris 1744.
**Frenid historia medicinae. Lugd. Bat. 1734. pag. 86. seqq.
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Pest, von welcher kein Land verschont blieb, muß ja auch Ungern – wenn man überdieß noch die Nachbarschaft mit Konstantinopel erwäget – heimgesuchet haben. Daß sich von dieser Zeit an bis zum Anfange unsers Jahrhunderts in Ungern zu verschiedenen Zeiten Pestseuchen eräugnet haben, sagen uns nur die Traditionen, – vorausgesetzt, daß auch deren wenige gegründet sind. Bestimmtes haben wir nichts davon aufgezeichnet.
Gleich im Anfange dieses Jahrhunderts hat die Pest in Ungern sehr tiefe wurzeln gefaßt. Die Nachrichten, welche uns davon übrig geblieben sind, haben wir dem Herrn v.
Peima Freyh. v. Beintema gleichzeitigen Archiater in Wien zu danken.* Dieser erhielt von einem Arzte in
Segedin und
Arad folgendes: "1. Der Anfang bey unsern Pestkranken hat sich durch ein gleichsam fieberhaftes Schaudern gezeiget, diesem folgten außerordentliche Kopfschmerzen, und eine Beklemmung in der Gegend des Herzens; welches man bey allen Kranken ohne Unterschied bemerkte. Dazu kamen 2. tiefe Seufzer, Kleinmühtigkeit und eine Mattigkeit aller Glieder; 3. grosser Durst, und Trockenheit der Zunge; 4. schweres Atemholen; 5. verfallener Appetit; 6. finstere und schreckliche Blicke des Kranken; 7. beständige Unruhe und Herumwerfen, daher der erleichternde Schweis immer zurückgehalten ward; 8. schwarze
Petechen, welche er aus der Zurückhaltung des Schweißes erkläret; 9. ein Hang immer zu schlafen, 10. Blutflüße, mit Ohnmachten begleitetes Erbrechen, und entkräftende Stühle; 11. Herzklopfen; 12. schwarzgelbe, gelbe, rohte, und schwarze Flecke zum Theil eines ungrischen Denari,** zum Theil eines Pfefferkorns groß, welche sich nach und nach erhoben. 13. Die die Pest allezeit begleitenden Zufälle, die Beulen kamen meist unter den Achseln, und
*De Peima Lib. Bar. de Beintema S. C. M. Personae Med. et Consil. etc. historia constitutionis pestilentialis 1708 - 1713. Vien 1714.
**Silberungrisch, deren 5 einen Groschen galten.
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an den Leisten drey Qwerfinger unter den Drüsen zum Vorscheine. Ihre Gestalt war länglicht, und im Anfange lagen sie tief, wie ein zusammenziehendes Band, und waren im Gegentheile aller Drüsengeschwülste unbeweglich. Der Schmerz, den sie verursachten, war brennend, wie Feuer. Sie haben sich öfters im Anfange, so bald der Schauder eingebrochen ist; oft aber den zweyten, dritten und vierten Tag gezeiget. Je früher der Ausbruch geschah, desto besser war es. Hieher gehören auch die Pestblasen. Diese sind weiße Blasen, welche so wie feurige Kohlen gebrennet haben: sie erhoben sich in wenig Stunden, und sind mit Entzündung begleitet gewesen. Wenn man sie aufgeschnitten hat, fand man sogleich den Brand unter denselben, welcher eines Thalers breit, und auch sehr tief um sich gefressen hat. Es wurden davon meistens solche Theile angegriffen, wo die Knochen bald unter der Haut sich befinden; das Schienbein zum Beyspiel, und die Arme; aber sehr übel war es alsdann, wenn auch das Gesicht nicht damit verschonet blieb. Es hat noch eine andere Gattung Pestblasen gegeben, welche ich aber nur dreymal beobachtete. Sie waren beynahe zwölf Qwerfinger lang, und zween breit geschwänzt." Des
Freyherrn von Beintema seine eigenen Bemerkungen, welche wir durch ihn von der Pest in
Wien aufgezeichnet finden, gehen in vielen Zufällen von denen, welche in Ungern die gewöhnlichsten waren, ab.* Briefe aus
Siebenbürgen enthielten wieder andere Nachrichten. Dort waren die Weiber zu Verstopfungen und Krämpfungen geneigt, die Pestbeulen haben sich in den Drüsen selbst – nicht drey Qwerfinger unter denselben – erzeuget, und die Blasen überzogen den ganzen Körper. Doch, wer wird allen den Unterschied hererzählen: vielleicht gab
*Sunt et alia pestilentiae signa; convulsionis, rabiei, aliorumque symptomatum, quae a venensis, venenatisque animalibus aplerumque animadvertimus: de Beintema Hist. const. pest. pag. 22.
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es auch nicht zween Kranke, welche alle Zufälle gemein hatten. Man hat zu dieser Zeit in Wien die ausgeschnittenen Pestbeulen den Hunden zu fressen vorgeworfen, welche davon dem ungeachtet nicht gestorben sind; daraus wollten einige behaupten, daß dies keine wahre Pest gewesen wäre.* Heut zu Tage zerbrechen wir uns die Köpfe darüber nicht mehr, da wir von der Verschiedenheit der Wirkungen der Gifte in verschiedenen thierischen Körpern besser überzeuget sind.
In
Preßburg hat sich diese Pest im Junius des 1713-ten Jahres angefangen. Es herrschten zugleich unter den Kindern bößartige Pocken, welche fast immer mit
Petechen vermischt waren, und von der Pest nicht selten begleitet wurden. Im Anfange des Septembers eben desselben Jahres äußerte sie sich in
Oedenburg. Bauchflüße, Petechen, und endlich Beulen und Blasen waren die Hauptzufälle. Die Kranken starben meistens am siebenten und neunten Tage. Es wurde aber diese Seuche gegen dem December zu, immer erträglicher.**
Seit diesen Jahren hat man in Ungern zwar oft von Pest gehöret, die genauern Untersuchungen aber haben der Wahrheit nie entsprochen. Daher erhielt sich auch das Andenken der Pest in den Gemühtern der Ungern so lebhaft, daß sie stets auf Präservative dafür bedacht waren, und noch sind.
Krametsbrandwein, diese oder jene Gattung von
Pestessig tönen noch immer in den Städten, und auch auf dem Lande herum. Ich habe schon manche ihrer Pestessige sich freuen gehört, und über ihre Hypochondrie,
Lungensucht, oder was es dergleichen sonst noch war, sind sie unbekümmert gewesen. Das wahre und beßte Vorbauungsmittel haben wir doch immer der weißen Vorsicht einer sorgfältigen Regierung zu danken. Denn würde die Ansteckung nicht durch den an den tür-
*Genselius in ephemerid. nat. cur. cent. 7 et 8 in append. pag. 13 seqq.
**Idem Gensel. loc. citato.
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kischen Gränzen gezogenen Kordon eifrigst zurückgehalten, so würden
Pestessig und
Krametsbrandwein immer schwache, wo nicht gar ohnmächtige Vorbauungsmittel bleiben.
Die übrigen epidemischen Krankheiten, welche sich in Ungern oft auch sporadisch zeigen, sind viele Gattungen von Fiebern, entzündungen, Schmerzen, Flüßen, Schwachheiten und Beklemmungen.
Dieß fiel unter allen Gattungen der Fieber den Ausländern immer am meisten auf. Die ungrische Benennung desselben —
Hagymáz bedeutet nichts anders, als eine hefftige Krankheit; eine Bedeutung, in welcher ich keine specifische Beziehung auf Ungern finden kann.
Man sagt, sie sey hier zu Lande unter
Maximilians Armee bey
Komorn 1566. zum erstenmale ausgebrochen;** wiewohl
Sennertus einen frühern Ursprung dieser Krankheit vermuhtet, und diesem Jahre nur den Ursprung der blossen Benennung zuschreibt.+
Als ob eben bey der Maximilianschen Armee ein neues Fieber entstehen mußte! Und, als ob Ungern nur allein zur Entwickelung dieser Krankheit geneigt wäre: daß der Saame davon, hernach durch ganz Europa hätte sollen ausgestreut werden! So liest mans hin und wieder.++
Mich wundert es sehr, daß man soviel über Ungern, wegen der ersten Aeußerung dieser Krankheit schreyen mag, da nach des
Fracastorius Bericht das
Fleckfie-
*Febris Hungarica castrensis Nosolog, Tertiana remittens Sauvages: et Pringle, continua Rulandi.
**Kestner Historie der medizinischen Gelahrheit, Halle im Magd. 1748. S. 254.
+Lib. de febribus.
++Fuker de salubritate et morb. Hung.
(434)
ber, welches doch so nahe mit dem ungrischen verwandt ist, schon 1528 zum erstenmal in Italien sich geäußert hat.*
Es hat von je her den Aerzten viele Mühe gekostet, das ungrische Fieber von den übrigen, welche so viele Zufälle mit ihm gemein haben, zu unterscheiden. Man ist immer von der nähesten Ursache abgegangen, und hat sich mit zufälligen Kleinigkeiten abgegeben. Es haben daher die Untersuchungen und Speculationen, welchen zu Gefallen die Aerzte schon über zwey hundert Jahre lang geschwitzet haben, zu manchen unnöhtigen Streitigkeiten Gelegenheit gegeben.** Man sah so oft neue Krankheiten entstehen, so oft nur ein par noch nicht beobachtete Zufälle, die zu dieser Gattung der Fieber sich zugesellet haben.
Cullen+ hat endlich dem Streite ein Ende gemacht, und Dank sey ihm, daß er den Schleyer von unsern Augen zog, und uns das ungrische Fieber in seiner wahren Gestalt sehen ließ. Nun wissen wir, daß das ungrische Fieber unzählige Masken anzunehmen fähig ist, ohne daß es daher zu einer andern Krankheit wird, und ohne, daß ihre Kranken anders dürfen behandelt werden.
Das Nervenfieber des
Sauvages; das pestilenzialische des
Fracastorius; das neue Fieber im 1685ten Jahre des
Sydenham; das faule Nervenfieber des
Wintringham 1721; das Petechenartige Katharrhalfieber
Junkers und
Hofmanns; das pestilenzialische Seefieber des
Huxham im Jahre 1740; das Hospital-und Kerkerfieber
van Swietens und
Pringles; das Lagerfieber der Franzosen in Böhmen, welches
Scrinci 1742 bemerkte;++ das epidemische Petechenfieber
*Kestner vorbemeldte Historie der M. Gelahrh. S. 253.
**Bonis medicis similitudines pariet difficultates et errores. Hippocrat. popular. lib. VI. S. 8.
+Apparat. ad nosol. method. S. 156.
++Bey Haller Disputat. T. V.
(435)
zu
Köln 1672, welches
Donckers beschrieben hat, das 1683 in
Preßburg, welches
Loew beschrieb,* das 1734 zu
Cremona nach den Beobachtungen des
Valcarenghi, und daß des
Hasenöhrl** in
Wien 1757, und
Ludwigs in
Leipzig in dem nämlichen Jahre.+ Alle diese und noch andere Gattungen von Fiebern haben nach der
Cullenschen Vergleichung mit dem bösartigen Lagerfieber, der so genannten ungrischen Krankheit, ihre Entstehung und ihren Fortgang wesentlich gemein. Alle sind faule Fieber.
Fordyce++ beschreibt und heilet unter dem heftigen - faulen - bößartigen - Gefängniß - Lager-Krankenhaus - oder Fleckfieber, immer eben dieselbe Krankheit.
Alle diese Fieber entstehen vom Genusse leicht in die Fäulniß übergehender Speisen: - Fischen, Gänsen, Schweinfleisch, und ähnlichen - auch von dem hefftigen und lange anhaltenden Schweiße, und der zurückgetriebenen Ausdünstung,+++ daher die Menschen zu allen Jahreszeiten davon können befallen werden; oder von der faulen Luft entweder ursprünglich oder durch die Ansteckung, welche durch die Zusammenpfropfung einer Menge Menschen in einem engen Räume veranlasset werden kann, wie es die vielen Erfahrungen bey Kantonirungen, in Krankenhäusern, und Kerkern bestätigen; oder auch von einer verkehrten Heilungsmethode anderer Krankheiten, wenn z. B. Gallenfieber im Anfange mit schweißtreibenden Mitteln, mit magenstärkenden Arzneyen, mit Erpressung der Kranken unter dem Federbette, mit Verweigerung des erforderlichen Getränkes, und Erstickung des Instinkts behandelt und forcirt werden.
*C.F. Loev in app. A.N.C. vol. II.
**Hist. med. cap.2.
+Adversar. med. pract.
++Grundsätze der ausübenden Arzneygelahrtheit.
+++Boerhaave inst. med. §. 778. mutatur hinc circulatio aetinetur acre, oritur putredo.
(436)
Der Anfang und Fortgang dieses Fiebers kömmt selten nicht mit dem des
Tissotschen faulen Fiebers überein.* "Es meldet sich diese Krankheit einige Tage vorher an, durch eins starke Abmattung; Schwere des Haupts, Schmerzen in den Lenden und Knieen, einen widrigen Geschmack des Morgens nüchtern, schlechte Eßlust, unruhigen Schlaf, zuweilen außerordentlich heftige Kopfschmerzen, welche einige Tage ohne einen andern Zufall anhalten. Hierauf folget ein Frost, und nach demselbigen eine trockene Hitze; der Puls, welcher während dem Froste klein und geschwind ist, erhebt sich bey den Hitzen, und ist zuweilen sehr stark. - - Zu dieser Zeit sind die Kopfschmerzen außerordentlich hefftig, der Kranke hat fast beständig Eckel, und zuweilen Erbrechen, Durst, unangenehmes Ausstossen aus dem Magen, bittern Mund, und er kann nur wenig Wasser lösen. Diese Hitze dauert nur einige Stunden, zuweilen die ganze Nacht durch; gegen den Morgen nimmt sie ein wenig ab, und der Puls, der allezeit fieberhaft ist, ist es ein wenig minder; der Kranke hat weniger zu leiden, allein er ist sehr niedergeschlagen. Die Zunge ist weiß, unrein, auch an den Zählen hängt sich ein unreines Wesen an, und der Athem hat einen schlimmen Geruch. Der Harn ändert sowohl in Ansehung der Farbe, als der Menge und Dicke, ungemein ab. Einige Kranke sind verstopft, andere müßen oft zu Stuhle gehen, wobey sie nur einen geringen Abgang haben, welches ihnen keine Leichterung verschaffet. Die Haut ist bald trocken, bald feucht, doch ohne Erleichterung. Das Fieber hat alle Tage einen neuen Anfall, und oft ohne eine gewisse Ordnung der Zeit.** Neben den starken Anfällen, die sich bey allen Kranken zeigen, sieht man oft bey einigen auch geringere. Wenn man das Uibel sich selbst überläßt, oder schlecht besorget, oder wenn es stärker ist,
*Anleitung für das Landvolk in Absicht auf seine Gesundheit. S. 237- 240.
**Oft haben diese Fieber gar keine Nachlassung. Ruland de morbo Hung. cap. VIII. quaest. 39.
(437)
als die Arzneyen; so vermehret sich das Fieber, die Anfälle dauern länger, kommen öfter, und ohne gewisse Ordnung; es giebt keine guten Augenblicke; der Unterleib dehnt sich aus; die Sinnen werden verwirrt; der Schweiß dauert unaufhörlich fort; der Puls wird geschwind, klein, unregelmäßig. Zuweilen zeigen sich
Petechen. Alles, was voll dem Kranken abgehet, stinkt; es stellen sich gichterische Zuckungen ein, sonderlich all dem Gesichte; er kann nicht anders als auf den Rücken liegen, und sinkt unvermerkt zu den Füßen der Bettstatt; er fängt Mücken. Der Puls wird so geschwind und klein, daß man ihn noch kaum fühlen, und unmöglich mehr zählen kann; die Bangigkeit ist unaussprechlich; es bricht ein kalter Todesschweiß aus; die Brust füllt sich an, und der Kranke stirbt in einem elenden Zustande. - Ist aber die Krankheit nicht so hefftig, wird sie gut besorget, und thun die Arzneymittel ihre gehörige Wirkung, so werden die Anfälle des Fiebers nicht so anhaltend, auch nicht so hefftig als vorhin, und die Kopfschmerzen sind erträglicher; die Stuhlgänge geschehen nicht so oft, hingegen sind sie mit häufigerm Abgange begleitet, und verschaffen dem Kranken Erleichterung; der Harn gehet häufiger ab, es stellet sich mehr Schlaf und Ruhe ein; die Zunge reinigt sich, und alle Tage wird es besser. — Die Krankheit hat keinen bestimmten Zeitpunkt, weder zur Genesung, noch zum Tode. Oft erfolgt der Tod am neunten Tage, oft aber auch den achtzehnten, oder zwanzigsten; zuweilen erst um den vierzigsten, nachdem viele Abwechslungen von Verbesserung und Verschlimmerung vorher gegangen sind.„
Daß einige das ungrische Fieber unter die anhaltenden zählen, und andere es wieder zu einem nachlassenden machen wollen,* daran glaube ich, ist allezeit mehr oder mindere Bösartigkeit Schuld.
*Morbum sive sebrem Hungaricam ad tertianas remittentes cum Sa uvagesio et III. Pringle supra retuli: nec dubium est, quin morbus Hungaricus dictus saepius sub forma remittentis apparuerit; sed simul constat, sebrim in eastris Hungaricis prorao ortam, et per milites inde redeuntes, per totam fere Germaniam dispersam, ex genere continuarum fuisse, (vide Ruland. De morbo Hungarico, cap. VIII. quaest. 39.) et plerumque eandem esse, quam nunc in Nosocomiis quibusque saepe exorientem bene novimus. Cullen apparat. Ad Nosolog. Method. Pag. 157.
(438)
Es wird dieses Fieber in Ungern zu allen Jahreszeiten ausgebrütet, in welchen die Ursachen entweder einzeln, oder verknüpft vorhanden sind. Der gemeine Mann erliegt am meisten darunter; der Ursachen wegen, welche ich im Abschnitte von den Gewohnheiten bey Gelegenheit des Weines, des Schweinfleisches, der Kerker und andern Gelegenheiten, wobey die Luft faul und unrein wird, erzählet habe. Hieher kann man mit Recht auch die Gewohnheit rechnen, daß man Todte, welche an faulen Fiebern gestorben sind, acht und vierzig Stunden liegen läßt. Wenn jemals gerichtliche Nachsicht statt findet, so ist dies der Fall. Warum sollte man denn nicht lieber die Ansteckung unterdrücken, als solche noch mehr um sich greiffen lassen? Diese Körper stinken schon, ehe sie noch ihr Geist verläßt, was kann man erst in acht und vierzig Stunden, besonders zur Sommerszeit erwarten? Noch ist kein stinkender Körper lebendig begraben worden! Ich dächte, daß dieß immer eine größere Geißel des Staats sey, wenn seine Glieder durch Ansteckung verloren gehen, als wenn hundertjährige Mährchen von Lebendigbegrabenen erzähltet werden, oder wenn es in zweyhundert Jahren einmal zur Wirklichkeit kömmt. Es können aber für beyde Fälle Maaßregeln angenommen werden, ohne daß der Einfluß eines oder des andern in das Wohl des Staats aufhören wird.
Die übrigen Ausschläge, welche in Ungern auch epidemisch herrschen, sind die Pocken, die Masern, das Scharlachfieber, die Schwämchen.
(439)
Pocken.*
Aberglaube, Vorurtheil, übertriebene Liebe der Eltern gegen ihre Kinder, Religion, wer weis woher! wars, ists, und wird es noch lange bleiben, — der erschreckliche Gedanke über die Inoculation der Pocken, welcher in ungrischen Vätern, Müttern, Taufpahten, und Anverwandtinnen sich herumträgt. — Wir haben in Ungern gutartige sowohl, als bößartige Pockenepidemien, je nachdem die Jahreszeit, die Lage der Oerter, oder die Witterung mehr oder weniger dazu beyträgt, und nachdem der Körper, den sie befallen, eine kachektische oder gute Leibesbeschaffenheit hat. Dem der Bewegungsgrund, welcher sich ausdiesem Unterschiede der Pockenepidemien herleiten läßt, nicht hinreichend ist, der Pockeneinimpfung beyzupflichten; welchem so wenig daran gelegen ist, ob seine Kinder die eingeimpften Pocken zu der Zeit, da gutartige Blattern herrschen, besser ertragen; als zu einer andern, da sie durch die bösartigen dem Tode überliefert werden; dem kann der vernünftige Mann nie anders, als mitleidig mit dem Wunsche begegnen, daß seine Augen bald möchten aufgethan werden, damit er besser für seine Kinder sehe.
Noch haben die Inoculation in Ungern nur Aerzte an ihren eigenen Kindern unternommen, und vielleicht an einigen ihrer Herzensfreunden. Unstreitig ist
D. Reimann Physikus in
Eperies der ersten einer gewesen, welcher nichts dabey zu wagen überzeugt war, und sein eigenes Kind dieser damals so neuen Behandlung unterwarf. Es geschah dieses im Jahre 1717* um fünf Jahr früher, als es in England geschah. Denn erst im Jahre 1722 ließ die
Worthly Montague ihre Tochter derselben unterwerfen, wie wohl nicht mehr mit der Besorg-
*Variolae Nosolog.
**Lissoviny epitom. histor. variolarum. pag. 81.
(440)
niß, als man es ein Jahr vorher an sechs Gefangenen, die den Tod verwirkt hatten, aber doch zum Glücke der Verurtheilten, unternahm.*
Und doch giebt es Inoculation in Ungern. Aber ohne Vorbereitung, und ohne es zu wissen, daß auch dieß Inoculation sey. Man kauft die Blattern eben so, wie der gemeine Mann im Herzogthume Wallis, in Sachsen, Ost- und West - Gothland, es ist aber diese Art einzupropfen nicht immer zuverläßig.**
Es ist hier der Platz nicht, an welchen ich als Vertheidiger der Inoculation auftreten könnte. Dem haben
Tissot,
Rosen, und
Unzer genug gethan, wo sie diesen Stof wohl nicht gar erschöpften. Aber wehe jedem unserer vaterländischen Aerzte, welcher sich mit unsern Antiinoculisten zu weit einläßt, ausgenommen, wenn es ihm gleich viel ist, ob man ihm Religion und Menschenliebe abspricht, oder nicht. —
Die Zwischenzeit der epidemischen Rückkehr der Pocken in Ungern ist immer unbestimmt. Oft kommen sie nach einem Jahre wieder, oft aber auch nach zweyen, dreyen, und sieben Jahren.
Herr
D. Fuker+ hat Recht, wenn er auf dem Lande mehr gutartige Blattern findet, als in den Städten; ja er will sogar, daß ihr Verlauf so gelinde sey, als solcher immer durch die Einpfropfung es werden könne. Aber Witterung, vorher gegangene andere Epidemien, und eine üble Leibesbeschaffenheit tragen dazu doch auch immer das Ihrige bey. Es muß daher nohtwendig die Frage des Herrn
D. Lischoviny++ entstehen: ob die Blattern in unserm Vaterlande gelinder, als in andern Ländern sind? Er antwortet: "Die Jahrbücher der ungrischen Pockenepidemien sind gar nicht beträchtlich.
*Rosen von Rosenstein von der Pockeinpfropfung.
**Rosen von Rosenstein und Murray.
+In seinem oft erwähnten Schediasma S. 66.
++ S. 76 der schon bemeldten Hist. variol.
(441)
Sollte wohl dieß ein Beweis für die Gutartigkeit unserer Blattern seyn können? -
Fischer hat wenig bösartige unter den Einwohnern an dem Karpathischen Gebirge gesehen; aber auch Fischer sah zu
Iglo über dreyhundert an den Blattern zu Grunde gehen, und in der
Schároscher Gespanschaft hat eben derselbe beobachtet, daß kaum der halbe Theil der Kranken am Leben geblieben ist. — Die Menge der Todten von eilf Jahren in
Debretzin, beträgt den achten Theil solcher, welche durch die Blattern umkamen.* Was das für eine Niederlage ist! Da doch in London die größte Niederlage nur den zwölften Theil ausmachte.** Oft hat sie auch
Marikowßky in dem benachbarten
Slawonien bösartig gefunden.+
Es giebt also in Ungern bösartige und gutartige Pockenepidemien. Nebst diesem giebt es aber auch alle andere Gattungen der ächten und Afterpocken. Alle haben ihre ungrische Benennung: z.B. Fattyú-Himlö, die Afterpocken; Vizes-Himlö, Bárány-Himlö, die Wasserpocken; Öszveforrott-Himlö, zusammenfließende Blattern; Öszve-ragad'tt-Himlö, aneinander hängende Blattern ; Kristalyforma-Himlö, krystallinische; Hüvelykes, schottichte, und Szömöltsös-Himlö, warzichte Blattern, u. a. m.
Das Recht die Blattern zu heilen, behält sich das weibliche Geschlecht noch in Ungern vor. So lange man in der Heilmethode so verfährt, wie die Einwohner in der
Arver Gespanschaft, da ist es noch immer erträglich. Denn ihre Behandlung ist kühlend, ihre Arzney ist saure und süße Milch. Vor dem Ausbruche der Blattern geben sie ihren Kranken frisches Wasser, und nachher Mol-
*Ab Anno 1759-1769 inclus. mortui 9769: ex his decessere variolis 1238. Anno 1766 -67 Debretzini frequentes fuerunt Carbuneuli, regnante epidemia variolosa cum funestissimo eventu. Weszprémi.
**Henslers Briefe über das Blatterbelzen. II. Th. S. 388.
+Ephemerid. Syrmienses. Vondob. 1767.
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ken, oder Milch, womit sie noch ein laues Bad vom blossen Wasser verbinden.* Aber wie betrübt ist es dann, wenn
Gensels** Sage wahr wird, wenn die Absichten des Wohlwollens und der Gutherzigkeit der weiblichen Aerzte im Tode vereitelt da liegen.
Unter die ungrischen Afterkuren der Pocken gehöret vor allen andern: das Erpressen der Kranken, und jede zu erwärmende Behandlung; dann die Verweigerung der frischen Luft; eine unnöhtige Sorge für die Augen, wo darnach oft langwierige Entzündungen erfolgen; das Gurgeln im Halse; Pflaster, und andere Qwacksalbereyen um die Eiterung zu forciren, wohin man auch das Einschmieren mit ranzichtem Eyeröle zur Verhütung der Narben rechnen muß; das unvorsichtige Eröffnen der Pocken, das Zutrauen zu dem Linsenwasser; selten Antispasmodikum, aber desto mehr Markgrafenpulver und Krebsaugen u. d, m. Dawider sollen ganze Heere von
Haens,
Lentins,
Ludwigs, und
Unzers Anhängern auftreten, so werden sie doch nur selten durchdringen.
Masern.***
Von der Einpfropfung derselben weis man in Ungern noch gar nichts, Vermuhtlich hat die Bösartigkeit der Masern einen
Home dazu angetrieben, daß er 1759 die Inoculation in Schottland bekannt machte; in Ungern ließen uns meistens gutartige Epidemien darum unbekümmert seyn.
Nichts destoweniger fehlt es uns doch nicht an betrübten Beyspielen, absonderlich wenn sie sich mit den Pocken vereinigen, oder wenn das Subjekt von
*Fischer bey Lischoviny, — Es ist also diese Verfahlungsart so neu nicht mehr.
**Anno 1711 variolae et morbilli mense Iunio invalescebant, aliquibus etiam funestae, illis praeprimis, quos vetulae curabant. Constitut. epidem. inf. Hung. in Ephem. nat. cur. Append. p. I. An. VII. VIII.
*** Rubeola Sauvagesii, sebris morbillosa Hofman: morbilli Iunkeri.
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einer übeln Leibesbeschaffenheit ohnehin ist, oder wie es
Gensel 1711 bemerkt hat, wenn die Kranken schlecht behandelt werden. Vielleicht aber hat man auch oft bösartige Masern in Vergleichung der bösartigen Pocken, die dieß immer in höhern Grade sind, als gutartige angesehen, und daher aus der Verwandtschaft dieser zwoen Krankheiten Gelegenheit genommen, sich von der Gutartigkeit der ungrischen Masern zu überreden. Abzehrungen, Heischerkeit, flüssige Augen, Drüsengeschwülste, bald früher oder später nach der Uiberstehung, - Leichen, - alles das entspricht meiner Vermuhtung. Doch nie nach Pockenart, dafür aber auch die Masern immer eine gelindere Krankheit sind, und sie würden dieß noch mehr seyn, wenn man von der Möglichkeit ihrer Bösartigkeit mehr überzeugt wäre.
Scharlachfieber.*
Es ist auch dieses Fieber in Ungern gutartig** sowohl, als bösartig.+ Gutartig herrschte es 1779 in
Modern, einer Königl. Freystadt in der
Pressburger Gespanschaft. Die Leichen, welche diese Epidemie machte, waren dem Todtengräber wenig erträglich. Ihr Verlauf war derjenige, wie wir ihn in vielen Schriften,
Sydenhams z.B. aufgezeichnet finden. Aber noch ließ uns die Vorsicht keine bösartige Epidemie dieses im Grunde pestilenzialischen Fiebers empfinden. Vielleicht doch, nur daß es von unsern Aerzten unaufgezeichnet blieb, oder daß ich das Gemälde davon nicht zu Gesichte bekam. Sollte es denn möglich seyn, daß das Groteskeste von allen Krankheiten so einzeln zerstreut, oder gar verborgen bleiben könnte? Sporadisch habe ichs an einem zehnjähri-
* Scarlatina Nosolog.
** Scarlatina beninga; scarlatina Sydenhami.
+Tissoti Esquinancie: avis au people §. 117 Scarlatina anginosa Sauvag.
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gen Knaben gesehn. Die Heftigkeit war so groß, daß der Kranke den vierten Tag starb. Der erste Anfall war mit den gewöhnlichsten Fieberzufällen, und mit Halswehe begleitet, die Hitze nahm von Stund zu Stunde zu, und war immer mit der äußersten Trockenheit verbunden. Den zweyten Tag Abends konnte der Kranke nicht mehr schlucken, den dritten Tag brachen die Flecken aus, und erhielten sich auf der Oberfläche der Haut bis an die zwo letzten Stunden vor dem Tode. Während dem Ausbruche der Flecken stellte sich das Irrereden und Herumwerfen ein, und dauerte eben auch bis zum Tode, da aber noch das Mückenfangen vorher gieng. Der Harn war die ganze Zeit durch feurig, der Puls bis an den vierten Tag sehr geschwind, stark und voll; da aber die Stärke und Völle desselben nachließ, hat sich statt diesen ein kleiner schwacher, und ausbleibender eingefunden. Es wurde zweymal die Ader geöfnet, und da ich merkte, daß der Puls sinken wollte, ließ ich lasenpflaster auf die Waden legen, welche aber kaum eine Röhte der Haut verursachet haben. Die Geschwulst des Halses war größtentheils innerlich, nur wenig hat man sie an den äußern Theilen bemerken können. Dabey ließ ich es nie an erweichenden Umschlägen und an Sinapisinen im Nacken mangeln. Die Rinde ließ ich durch Klystiere beybringen, durch den Schlund aber vermochte der Kranke weder Arzney, noch Getränke zu sich zu nehmen, denn da ich zuerst geruffen ward, war die Unmöglichkeit des Schluckens schon vorhanden. Nach dem Tode wurde der ganze Körper grün und blau. Der Chyrurg, und zwey von den Umstehenden sind bald darauf mit Halswehe jedoch ohne übeln Folgen, befallen worden.
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Schwämchen.*
Ich kenne keine Epidemie davon. Wohl aber kenne ich sie als einen Zufall bey vielen epidemischen Krankheiten, wie bey den Ruhren, faulen Fiebern, Lungenentzündungen u. d. m. auch bey sporadischen und langwierigen; wie bey der Lungensucht, dem
Friesel** dem Mutterkrebse, und der Lustseuche.
Unter den Säuglingen+ find sie bey uns nichts Neues, und entstehen gemeiniglich aus den gewöhnlichen Ursachen.++ Unsere Deutschen heißen es den Mehlhund, welchem sie mit weißen aufgelößten Vitriol so lange begegnen, so lange keine Bösartigkeit dazu schlägt, welches aber auch selten geschieht.
Unter die Ausschlagfieber rechnet man auch das Frieselfieber, den
Rohtlauf, und das Blasenfieber. Dieses letzte ist fast unbekannt, der Friesel nach der vorhergehenden Note nicht epidemisch, der Rohtlauf aber allgemein, besonders bey dem weiblichen Geschlechte, doch aber auch ohne einem epidemischen Merkmaale. Selten kuriren solchen Aerzte. Die so genannte Elisabethinerkugel, die aus Bleyweis und Kampher bestehet, ist das gemeinste Mittel, welches äusserlich gebrauchet wird. Daher aber auch die so gewöhnliche Wiederkehr dieses Fiebers. Nebst diesen giebt es noch verschiedene Volksmittel. Der unzähligen Anhängsel gar nicht zu gedenken, will ich nur zweye anführen. Das eine ist ein lebendiger Krebs, welchen man auf die Geschwulst bindet, und ihn so lange, bis er stirbt, darauf läßt; das andere ist zusammengesetzter: man nimmt einen glühenden Ziegel, in welchen man vorher
*Nosolog. Aphthae.
**Es mag der Friesel in andern Ländern immer epidemisch seyn, in Ungern ist ers nicht, ausgenommen man wollte ihn blos darum dazu machen, weil solcher manchmal ein Zufall der epidemischen Krankheiten ist.
+Rosen von den Kinderkrankheiten, im 9. Abschnitt.
++Aphtha lactucimen Sauvag.
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eine Grube gemacht hat; dann stellt sich der Kranke mit dem Ziegel unter eine Decke, tröpfelt Terpentinöl in die bemeldte Grube des Ziegels, und räuchert sich so gut, als er es vertragen kann, damit aus. Es hilft, und der Rohtlauf kömmt doch bald wieder.
Es giebt außer diesen Ausschlagfiebern in Ungern noch viele andere Gattungen der anhaltenden und nachlassenden Fieber,* die in den meisten der schon allgemein bekannten Gestalten erscheinen, und in Absicht auf Ungern keinen besondern oder außerordentlichen Gegenstand ausmachen, daher ich sie auch unbemerkt lassen will.
Wechselfieber.**
Diese entstehen in Ungern eben so wenig, als sonst irgendwo vom Obste. Ich will dabey dem unreifen Obste seinen Einfluß auf die kalten Fieber nicht absprechen, besonders wenn schon Anlagen vorhanden sind. Ungern ist dieserwegen freylich verschryen; aber warum muß denn dieß vom ganzen Lande gelten? In den Plänen sind diese Fieber jährlich zweymal gewiß, wenn nicht öfter, epidemisch, - bald gut - bald bösartig; müßen sie's aber darum in erhöhten Gegenden auch seyn? Das sind sie nicht, oder sie sind es um viel seltener. Sporadisch sind sie in ganz Europa, Ungern mit begriffen, zerstreuet — also auch hier kein Bissen für die Liebhaber des Sonderbaren. Sollten sie sich aber mit dem Sonderbaren der Volkskuren begnügen lassen wollen, so will ich sie bald beruhigen.
Man sieht in Ungern tägliche, dreytägige, viertägige Wechselfieber, und diese einfach, doppelt, und verdoppelt; auch unordentliche: alle mit unendlich abwechselnden und verschiedenen Zufällen, so daß auch zehn Epochen
*Ephemera, Synocha, Sinochus Galeni, Typhus Hyppocratis, Hectica Galeni, Amphimerina, Tritaeophya, Tetartophia etc. Nosolog.
**Nosolog. intermittentes.
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zehn verschiedene Wechselfieberarten gebähren, deren, nach den Zufällen verglichen, keine der andern gleich sieht. Die gewöhnlichsten sind die drey- und viertägigen, und, wie allgemein gewöhnlich, im Herbste immer hartnäckiger und gallichter, als zu einer andern Jahreszeit.
Volkskuren. Mehr als der halbe Theil der Febricitanten wird abrakadabrisirt. Andere werden in Gottes Namen angesprochen, weiter nichts, und damit soll es gut seyn. Andere setzen ihr Vertrauen in Anhängsel, wo allerhand Saamen, Wurzeln, — Alraunwurzel, — geistliche Bilder, mystische Karaktere, oder alle drey Reiche der Natur vernäht sind. Wieder andere exorzisiren das Fieber, - und dergleichen gutherzigen Aberglauben mehr, wie es solchen in Europa immer unzähliger, als in andern Welttheilen giebt.
Brandwein mit Pfeffer vor dem Paroxismus verschluckt, — und das gewiß eine tüchtige Gabe, — ist die wahre Nationalkur. Aber nicht nur allein in Wechselfiebern, auch in Durchfällen, Rühren, Gallen- und andern Fiebern. Eine Erklärung hierüber, würde sie wohl den Pöbel bessern? Dieser liest ja das ungrische Magazin nicht; und eine Erklärung für den Kenner würde mich so sehr beschämen, als dieß immer eine Erklärung über die Möglichkeit des Todes bey einer Herabstürzung von dem steilsten Felsen, thun könnte.
Es giebt keine Ortschaft in allen Welttheilen, besonders in Europa, welche nicht bewährte Wundertropfen, oder andere Medikamentalformen für das Fieber ausgäbe; und Ungern sollte davon ausgenommen seyn? Daß doch die Nationen nicht lieber Verstand, als Wahnsinn unter sich gemein haben? Arsenick innerlich zu gebrauchen, ist doch immer Wahnsinn genug; dazu fehlt es auch in Ungern an Qwacksalbern nicht. Aber haben ihn nicht schon ansehnliche Männer empfohlen, und als ein höchstwohlthätiges Medikament angepriesen? Wehe denen, die sich durch sie belügen lassen, sie werden bald dem Tode
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mit verzweiflungsvoller Sehnsucht entgegen sehn, der gewiß darauf erfolgen, und die traurige Scene ihres Lebens schließen wird! * Schade, daß wir in Ungern ein Gesetz haben, welches den öffentlichen Verkauf des Arsenicks, und anderer Gifte, z. B. der Koloqwinten, des Mohnsafts, des Sublimats, und noch anderer sehr hefftig wirkender Arzneymittel, verbietet: ich habe noch wenig Befolgung desselben angetroffen, worunter wohl aber auch niemand übler, als der Arme daran ist, der, anstatt sich das Leben mit geringen Kosten zu erkaufen, gewiß einen wohlfeilen Tod dahin stirbt. Außer dem Arsenick hat man unendlich vielerley Gattungen von Fiebertropfen, welche größtentheils aus Myrrhen, Safran, Aloe, Lerchenschwamm, Jalappe, bittern Wurzeln und Kräutern, und Brandwein bestehet, und alle Fieber, sie mögen Namen haben wie sie wollen, werden damit bestürmet.
Aber die
China, auch aus den Händen des vernünftigsten Arztes, wird von unserm Pöbel gefährlicher angesehen, als jedes andere Gift von Aerzten in den Händen des Pöbels. Der blosse Name erschüttert schon, man läßt sich die Besorgniß, daß sie nicht wieder aus den Körper könne getrieben werden, Geschwülste, Verhärtungen, und Wassersuchten träumen. Aber warum müßen selbst Aerzte diese Narrheiten nähren; man giebt Laxative , und dann das Visceralelixir, ohne die wahre Absicht dem Krankelt zu sagen: man macht ihn dabey weiß, es müße die China abgeführt werden.
Endlich ganz besondere Fieber in Ungern. Die sind Träume von Leuten, die nichts weniger als Aerzte sind; oder von Aerzten selbst, welche außer dem selbst Gesehenen weiter nichts wissen, denen alles was sie noch nicht gesehen, neu und sonderbar vorkömmt: sie haben selbst grosse Erfahrung, aber die Erfahrungen, welche
*Frigens medicinische Annalen. l. B. S. 319.
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andere grosse Männer ausgezeichnet haben, blieben ihnen verborgen.*
Entzündungen.
Ich habe die Lungenentzündungen—worunter ich auch das Seitenstechen verstanden haben will — die Bräunen, dieKolicken, und entzündungsartige Ruhren im Abschnitte über die Gewohnheiten in Ungern S. 287. 292. schon gefolgert. Es sind diese die gewöhnlichsten. Der Sonnenstich** bey uns ist eine Seltenheit. Hirnentzündungen zeigen sich zwar hin und wieder, aber größtentheils nur als Zufälle.
Außer diesen gewöhnlichsten Entzündungen werden die Ungern nicht selten von Ohren - Augen - rheumatischen Leber-Milz - Nieren- Gedärmentzündungen befallen. Seltener zeigen sich Zwergfell - Magen-Netz-Mutter-und andere Entzündungen. Aber
sind nicht alle diese in den praktischen Jahrbüchern von allen Welttheilen, seltener als die vorigen? Die Lage der leidenden Theile, und die Wuht der Menschen, in solche ist sich überall gleich.
*Fuker
**Die Ausnahme, zu welcher hier außerordentliche Phönomene Gelegenheit geben, vereitelt meine Bemerkung noch nicht. Die ungewöhnliche Hitze, welche in den ersten Tagen des Heumonats dieses gegenwärtigen Jahres auf unsere Horizonte wirkte, verdient allerdings, als ein außerordentliches Beyspiel hier angemerkt zu werden. Erst den 9ten Nachmittag ließ diese Hitzperiode merklich nach. Die ganze Zeit fiel der Fahrenheitische Thermometer nie bis zu den 100ten Grade. Der höchste Grad war der 105te und beständig war Windstille; den 6ten dieses ausgenommen, da ein Sturm ausbrach, aber auch nur etliche Stunden währte; die vorige Hitze kam dann wieder. Es fielen dabey viele Leute auf dem Felde plötzlich tod und halbtod hin. Im Jahr 1775 war die Hitze bey uns gewiß groß , und doch war der höchste Grad nur der 90te. Und überhaupt haben wir heuer besondere Witterung und besondere Krankheiten.
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Soll ich etwann auch hier Mißbräuche entdecken? Das sind sie ja ohnehin. Der Mensch überhaupt ist von Natur geneigt, blindlings in sein eigenes Eingeweide zu wüten, und der größte Hauffe ist überall durch Vorurtheile gegen die Stimme der Vernunft betäubt. Wer diese Wahrheit immer vor Augen hat, der wird nichts mehr als Ungereimtheiten entdecken, unter welchen die Halsstarrigkeit gegen die Aderläße und erweichenden Mittel , und die gänzliche Ergebung alles dessen, was dem gemeinem Tone nach Stärkung heißt, die ersten sind.
Widernatürliche Ausleerungen.
Die Ruhren, Gallenruhren, und Durchfälle sind auf dem Lande die gewöhnlichsten; davon giebt es fast jährlich Epidemien. Es verhält sich aber auch in den Städten nicht anders, nur mit dem Unterschiede, daß sie sich immer in einer zahlreichen Gesellschaft anderer Ausleerungen befinden. Diese sind Lienterie, Nasenbluten, Blutspeyen, Blutbrechen; goldene Ader, kolliquative und nächtliche Schweiße, Harnfluß, und widernatürliche Ausleerungen bey dem weiblichen Geschlechte. Alle nach einem bald bestimmten, bald unbestimmten Ursachenregister.*
Seltener ereignet sich der schwarze Bauchfluß, und der Leberfluß.
Schmerzhafte Krankheiten.
Die Gicht, das Podagra, chronische Rheumatismen, Lendenweh, Hüftweh, Kopfschmerzen,und wie sie noch weiter von den Nosologen hererzählet werden, sind ohne Ausnahme, in Ungern nur allzubekannt. Es hat aber auch jeder Schmerz sein eigenes sympatheti-
* Man vergleiche damit die Nahrungsmittel und die Gewohnheiten.
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sches Mittel, seine besondere Salbe, Rauchen, und dergleichen Viehhirtenkuren mehr.
Krampfartige Krankheiten.
Der Tetanus oder Todtenkrampf, die Starrsucht, die Mundsperre, die heilige Krankheit,* sind uns fast unbekannt. Dafür aber giebt es wenig andere Krankheiten, welche nicht von Zuckungen als Zufällen begleitet würden. Die periodische fallende Sucht äußert sich bey Erwachsenen nicht selten, aber doch nicht allgemein; die nicht periodische** hingegen bey Kindern, fast als ein beständiger Zufall der gewöhnlichen Kinderkrankheiten. Aber alles dieses in
Städten mehr, als auf dem Lande. So ist die hysterische Krankheit bey unserm städtischen Frauenzimmer schon mehr Temperament, — die heftigern Anfälle davon ausgenommen, — als Krankheit, worüber ich mich bey Gelegenheit, da ich von den Gewohnheiten geredet habe, schon erklärte.
Die Wasserscheue, welche
Macbride nicht unrecht unter die Nervenkrankheiten rechnet, ist zweyerley. Die eine, welche von selbst entstehet, und die andere, welche auf den tollen Hundsbiß erfolget. Die erste Art ist selten in Ungern, ich habe sie nur einmal an einer hysterischen Person beobachtet, welche so oft sie Wasser zu sich nahm, Zuckungen bekommen hatte, die nicht anders, als durch Wein, oder schwarzen Kaffes gedämpfet werden konnte. Das heiß ich Idiosynkrasie, wenn es jemanden nicht belieben
sollte, es eine Krankheit zu nennen! An Hunden fehlt es Ungern nicht, und davon werden oft manche toll. Man hat daher ein bewährtes Mittel dafür für das ganze Land drucken lassen. Es ist das so theuer erkaufte, und von dem Königl. Preußischen Ober-
*Hieranosos Cullenii.
**Ecslampsia Nosolo. Rosens von Rosenstein Zuckungen und Jammer der Kinder.
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kollegio Medico in Berlin 1777 bekannt gemachte Mittel. Die Art, wie es zusammengesetzt ist, schmeckt laut nach Scharlatanerie. „Sollte man nicht Theriak genug haben , so nimmt man statt desselben Hollundermuß." Wenig Bedenklichkeit bey so einem Unterschiede von Arzneymitteln, die so viele hundert Jahre schon, nie eines für das andere Dienste thaten. Herr
Hofraht Fritze machte Versuche damit, und nun warnet er für den Gebrauch desselben. Er hat befunden, daß nur die von genäckten oder zornigen Hunden Gebissene, davon kamen, und sonst keiner.*
Schwachheiten.
Die ganze Klasse derselben, sie mögen Schlagflüsse, Lähmungen, oder Ohnmächten heißen, sind überhaupt entweder in einer vorhergegangenen Krankheit, oder in einer schon gegenwärtigen gegründet. Selten machen sie eine Hauptkrankheit aus, ausgenommen nach ungefähren gewaltsamen Ursachen, welchen die Menschen auf dem ganzen Erdboden ausgesetzt sind, und daher nicht selten unterliegen müßen.
Veklemmungen.
Alle Arten derselben leiden für Ungern keine besondere Ausnahme. Da ihre Ursachen immer individuel sind, so können sie auch nicht anders als sporadisch angesehen werden. Jedoch muß der Keichhusten bey Kindern hievon ausgenommen werden; denn auch in Ungern zeigt er sich nicht anders, als epidemisch, aber selten. Ich habe noch keine vielbedeutende Epidemie davon gesehen. Es lohnte sich aber der Mühe, daß die, welche sie sonderbar gesehen haben, ihre Wahrnehmungen bekannt machten.
*Fritzens medicinische Annalen. S. 355.
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Wahnsinn.
Dieß ist die Krankheit der innern Sinnen, welche die größte Aufmerksamkeit verdienet. Daß es unendliche Arten der Raserey gäbe,
bestätiget sich auch in Ungern. Da der Grund dieser Verschiedenheit meistens im Temperamente liegt; da es zwar vier
Haupttemperamente, aber tausend und darüber, oder, wenn man will, eben so viel als Menschen sind, giebt; kann man es leicht einsehen, daß des Wunderbaren da nicht zu viel sey. Es giebt überall geistliche und weltliche Narren; Prinzen, Selige, Verdammte, Besessene, Arme, Reiche, Todte, Neugebohrne, Verstümmelte, u. d. m. je nachdem ihre Nerven zufällig oder nohtwendig, angebohren oder erworben, zu dieser oder jener Art von Narrheit gestimmt werden. Alzeit ist die überspannte Reitzbarkeit die nächste Ursache der Narrheiten überhaupt, und die durch die Leidenschaften verdorbene Einbildungskraft der Narrheiten ins besondere.
Ungestalten.
Am meisten kommen dem ausübenden Arzte unter die Hände: die Dörrsucht, die englische Krankheit, die Bleich-und Gelbsucht, die Wassersucht, die Windsucht, der
Scharbock, die Krätze, der Krebs, die Lustseuche, und die meisten Gattungen von diesen. Kröpfe giebt es bald in Plänen, bald in Gebirgen; was wohl die Ursache dieser so besonders verschiedenen Erscheinung seyn mag? Selten werden sie kuriret. Denn das Bißchen verstellte Stimme, und die Ungestalt achtet der Bauer nicht; und der junge Bauernbursch freuet sich seines und seiner Dirne Kropfes.
Die englische Krankheit sehen unsere Weiber gemeiniglich für Verrenkungen an, und schmieren die aufgeschwollenen Knochen so lange, bis vollkommene Auswüch-
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se entstehen, daß selbst der Arzt nicht mehr helfen kann. Wenn diese Krankheit zuerst nach Ungern gekommen, weis ich nicht; in Deutschland zeigte sie sich zu Ende des vorigen Jahrhunderts, und von da muß sie bald hernach auch zu uns gekommen seyn. Vielleicht aber ist ihr Daseyn überhaupt älter, als es die Geschichte sagt. Denn die Gegenwart der Ursachen macht die Krankheiten entstehen, und das waren jene schon vor einigen Jahrhunderten. Daß sie itzt gehäufter sind, das lasse ich immer gelten; Blattern, Masern, durch die Lustseuche und andere Krankheiten, welche die Ausschweifungen heut zu Tage gewöhnlicher machen, entnervte Eltern , tragen sehr vieles, wo nicht gar das Meiste dazu bey. Die übrigen Ursachen sind so neu nicht, folglich kann es auch ihre Wirkung nicht seyn. Vervielfältigen sich aber die Ursachen, so muß notwendigerweise ihre Wirkung ausgebreiteter, und im höhern Grade seyn. Und dieß glaube ich, ist das Wahrscheinlichste von dieser Geschichte. Benennung und erste Beschreibung einer Krankheit bedeutet weiter nichts, als daß sich die Ursachen dazumal vervielfältiget, folglich auch mehr Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben. Dieß ist der gewöhnlichste Gang der Entdeckungen. In Ungern ist diese Krankheit an feuchten Orten häufiger, als an trockenen, mehr in Städten , als auf dem Lande, hefftiger in Plänen, als in den Gebirgen, — aber das ist allgemein; es ist Natur der Krankheit, keine Seltenheit, — Wirkung, durch welche das Wesen der Krankheit bestimmt wird.
Bleichsuchten sind nur in Städten das Plurale, auf dem Lande aber fast gar ein unbekanntes Wort.
Umgekehrt verhält sichs mit der Gelbsucht, welche seltener in Städten, als auf dem Lande herrscht. Doch nicht in dem entfernten Verhältnisse, wie die Bleichsuchten. Der Grund dieses Unterschieds ist gar nicht verborgen, und läßt sich auch von superficiellen Kennern aus der Verschiedenheit der Lebensart leicht erklären. Allezeit
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giebt die sitzende zur Bleichsucht, und die bewegende zur Gelbsucht mehr Anlage. Aber weniger hartnäckig könnten beyde Arten dieser Suchten seyn, wenn des Abrakadabrisirens* dabey vergessen würde.
Der Scharbock steckt in Ungern fast immer im Keime, und entwickelt sich selten. An feuchten Planen trift man diese Keime am meisten an: wie z. B. in der ganzen Gegend um den Neusiedler See. Uiber die Seltenheit der Entwicklung habe ich mich schon im Abschnitte über die Gewohnheiten erklärt, da ich mit Schweinfleisch und Sauerkraut zu thun hatte. In gebirgichten Gegenden aber hat man fast gar keine Spuren davon.
Der Krätze, so eckelhaft sie auch nur der Gedanke macht, muß ich doch auch gedenken. Sie ist doch immer ein Produkt der Bevölkerung eines Staats, und jeder Vorzug ist selten vollkommen, — sunt mala mixta bonis — immer vermehrt die anwachsende Menge der Menschen die Bedürfnisse, die Klassen des Volks, es muß da mehr Werkstätte für die Befriedigung der Bedürfnisse geben, — und nicht alle sind rein. Uiberhaupt sind die Ursachen der Krätze zu allgemein, als daß man sie einem Lande allein auszeichnend zumuhten sollte.**
Aber die Lustseuche, — auch die sucht man nicht mehr in Ungern, — diese zeigt sich durchgehends in ihrer vollen Blöße. Ihrer verstümmelten Ritter viele dünken sich groß dabey, und überreden sich und andere, daß man es als einen Beytrag zur Erfahrung und Kenntniß der grossen Welt annehmen müße. Ich wünsche, daß ich möchte gelogen haben. Aber man frage unsere Stutzer und Koquetten um das erste Recht in der grossen
*Ich verstehe es im weitläuftigen Verstande, — alle Anhängsel und sympathetischen Kuren.
** Scabiem, Phtiriasin, et similia, morbos hungaricos esse, joculatores dicunt. Sed talia quoque, infantibus imprimis, saepissime obveniunt, non a climate, sed a sorditie hominum. Fuker.
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Welt aufzutreten, ob sie es nicht sogleich für sich bejahen werden: und diese, sind es eben, — die ärmsten — die ihre meiste Zeit mit Dekokt-und Pilleneinnehmen zubringen müßen. Dieß sind die Früchte, wenn sich unflätige Menschen eines Landes, mit ihres Gleichen eines andern Landes vergesellschaften, und dieß glaube ich, ist auch der eigentliche Ursprung der Lustseuche in Ungern. Ob es nun Kriege, Wanderungen, oder Reisen ins Land gebracht haben, und wie es dabey zugegangen, darüber brauchen wir des Kopfbrechens wenig. Der Gang der Leidenschaften läßt ja oft erst dann die steilen Wege erkennen, wenn man schon herabgestürzt ist.
Wichtelzöpfe belästigen den Nationalunger nie; daß die Juden dazu geneigt sind, ist bekannt, und bey diesem Volke kommen sie auch in Ungern manchmal den Aerzten unter die Hände.
Bandwurm.
Dieser soll in Ungern eine der außerordentlichsten Seltenheiten seyn. So beliebt es Aerzten zu sagen, wenn sie zu einem Kranken kommen, welcher damit behaftet ist, Sie glauben durch diesen Weg zum Rufe des großen Namens leichter zu kommen, als durch ein redliches Geständniß. Damit man ja glauben soll, sie haben Wunder
gethan, wenn es dabey geglückt; oder daß man sie entschuldige, wenn die Prognostiken fehlschlagen. In Holland ist jeder zweyte, und in der Schweiß jeder zehnte Mensch mit dem Bandwurms geplagt; in Finnland und Rußland ist er sehr häufig. Da wird er mit Fischen verschluckt. * Mit diesen verglichen, ist er freylich in Ungern selten, aber noch nicht außerordentlich. In unsern Schweinen findet man ihn sehr oft, — Gelegenheit genug, um in den Menschen zu kommen. Ich habe seit vier Jahren fünf Beyspiele gesehen, von welchen ich drey
*Rosen, von den Kinderkrankheiten. S.444.
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unter meinen Händen gehabt habe. Ein Knabe, welcher die Abzehrung schon im höchsten Grade gehabt hat, als man mich geruffen, starb bald darauf. Jedoch giengen einige Stücke von ihm ab. Das zweyte war ein Mann von ungefähr vierzig Jahren; es giengen größere Stücke von ihm, und während der Bandwurmkur verfiel er in ein faules Fieber, überstand es aber glücklich; und es ist nach diesem weder ein Bandwurm abgegangen, noch hat er die geringsten Zufälle mehr davon verspüret. Der dritte war ein Landmann, es giengen Stücke von ihm, einige einer Elle lang, er hat sie aber selbst abgerissen, und ward zu früh des Einnehmens satt.
Jedem dieser Kranken gab ich Zinnstaub und Theriak, und habe dabey
Alstons Wahrnehmung bestätiget gefunden. Alle drey hatten den Bandwurm von der zwoten Art des
Linnee.* Viel gemeiner als dieser sind bey uns die Spring-und Spulwürmer, besonders bey Kindern. Der Beschreibung nach, soll es auch die Fasciola intestinalis geben, gesehen aber habe ich sie noch nicht.
Nichts weniger, als besondere, oder endemische Krankheiten.
Tschömör bedeutet in der ungrischen Sprache so viel, als Eckel; und megtschömörlent,*** oder einen Abscheu vor den Speisen bekommen, wenn man sich vorher den Magen überladen hat, ist eins. Diese Krankheit ist es eigentlich, welche mit ihrer Ursache, die bey dem Uiberflusse der Nahrungsmittel unmöglich selten seyn kann, vielen so sonderbar vorkömmt. Es ist nicht eine Krankheit, sondern eiye ganze Genealogie von Krank-
*Taenia vulgaris: oseulis lateralibus geminis. Lin. Lumbricus latus, Plater.
**Tsömör.
***Megtsömörleni.
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heiten,* welche eine durch die andere entstehen; und wird die Ursache nicht bey Zeiten weggeschafft, so müßen notwendiger Weise alle Krankheiten daraus entstehen, welche je ein praktischer Arzt nach Vernunft und Erfahrung herleiten konnte.** Und wie viel Krankheiten giebt es nicht, welche mit Eckel, Mattigkeit und Schauder anfangen; da heißt es alsobald, man habe den Tchömör. Die Knoten, welche man an der Wurzel der Hand dabey sich einbildet, sind Phantasie, denn bey einem jedem Fieberfroste ziehen sich die muskulösen Theile mehr zusammen, wo der Kurzsichtige sich gar leicht betriegen, und Knoten empfinden kann. Die Kur wird durch das Einreiben einer Salbe aus Knoblauch und Fett verrichtet: auch Knoblauch allein. Man schmieret damit sowohl die Wurzel der Hand, als auch den ganzen Rückgrad, uyd der Nachdruck, mit welchem dieß geschiehst, ist nie ohne grosse Schmerzen; sodann muß sich der Kranke mit beyden Händen auf die Schultern eines tüchtigen Kerls hängen, um sich fast die Eingeweide heraus schütteln zu lassen. Einige legen sich wohl gar auf den Bauch nieder, und lassen sich in dieser Absicht treten. Bey aller dieser Behandlung soll sich das Knycken der Knochen als ein besonders Phönomen hören lassen. Was doch das viel Sonderbares ist? Als ob nicht jeder ausgeruhte Knoche auch bey einem gesunden Menschen knacken könnte! Und, wer weis nicht, daß die Kälte alle Körper zusammen ziehe? Hier ist der Fall der zusammen gezogenen Gelenke
*Dyspepsia Cullen, bentriculi functio idiopathice turbate per anorexiam, nauseam, vomitum, inflationem, ructum, ruminationem, cardialgiam, gastrodyniam et alvum plerumque adstrictam indicata.
**Cibi et potus si nimia copia peccant, nimis extenditur ventriculus, hic convulsione nata ora ejus comprimuntur, dilutio, digestio, contritio, separatio, expulsio horum prohibetur, inde dyspnoea; circuitus, nausea, cardialgia, vomitus, putrefactio, vertigo, confusio, cachexia, quae omnia vitia hic semel nata vix corriguntur in functionibus sequentibus, Boerhaave instit. med. §. 756.
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durch den Fieberfrost, welcher ja allen Gattungen der Fieber gemein ist; was Wunder also, wenn ein unsausstehlisches Erschüttern aller Gelenke, den widernatürlichen Zusammenhang derselben, welchen sie durch die Kälte erhielten, knackend stört. Wie bey allen Empfindungen die Einbildung oft den Meister spielt, so läuft es auch bey dem Tschömör nicht leer ab. Vollkommen gesunde Personen bilden sich oft ein, daß sie diese Krankheit schon am Halse haben, wenn sie die schwere Luft, oder ein verborgener Rülpser drückt. Diese können sich immer nach der gewöhnlichen impertinenten Weise kuriren lassen, sie werden gewiß gesund davon. Aber sollte das Uibel wirklich von einer solchen Beschaffenheit seyn, wodurch alle Verrichtungen unsers Körpers gestört worden sind, so müßte man ja an Menschenverstande krank liegen, wenn man sie noch mehr stören wollte. Die Wirkung hört nur dann auf, wenn die Ursache gehoben ist, aber nicht wenn diese vervielfältiget wird. Für die Qwelle der Geschichte dieser Krankheit muß ich Herrn
D. Fucker danken. Ich bin überzeugt, daß er mehr Gelegenheit sie zu beobachten gehabt habe, als ich, denn die Gegenden, wo ich mich am meisten aufhielt, sind meistens von Deutschen bewohnt, und denen ist dieses Ebentheuer von Krankheitsgemischen gänzlich unbekannt.
Das Andenken des Strints ist heut zu Tage völlig erloschen. Herr
D. Fucker hätte gewiß Meldung davon gethan, wenn es sich erhalten hätte. Ich habe den Strint bloß wegen der Nachricht des D. Hain, welcher sie uns im vorigen Jahrhunderte aus Oberungern gab, anmerken wollen.
Selbst
Hain sah ihn für nichts Sonderbares an. Den Strint, sagt er, führet mall immer im Munde, und jede Geschwulst oder Entzündung im Munde, Gaumen oder After heißt man so, ohne zu wissen, wo der Grund dieser Benennung herzuholen sey.*
*Oben erwähnte Misc. nat. cur. An. II. 1681. pag. 95.
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Nun, so sieht der Mensch in Ungern aus! Ich weis, daß ich ihn nicht ganz geschildert habe. Ich übergieng das Allgemeine der Menschen - und Krankheitsgeschichte
mit Fleiß, um nicht schon bekannte Wahrheiten auf den Markt zu bringen. Das Sonderbare berührte ich nur zum Theile, und ich schäme mich nicht, zu bekennen, vielleicht auch den größten Theil davon nicht gewußt zu haben. Dafür aber stehen alle Lücken jedem Forscher geräumig offen, und ich werde selbst forschend immer der Ergänzung mit Sehnsucht entgegen sehen!
Z. G. Hußty v.Raßynya
d. A. K. D.