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ZUM GESAMTINHALT

Ungrisches Magazin, Band 2, Heft 1, Text 5 (S. 65-76)
Hrsg. von Karl Gottlieb Windisch
Preßburg, Löwe, 1781
Autor: Daniel Cornides
Zuordnung: Archäologie

(P65)

5. Von einem merkwürdigen zu Déesch in Siebenbürgen befindlichen Denkmaale.


Déesch ein anmuhtiger Marktflecken in der innern Szolnoker Gespanschaft des Großfürstenthums Siebenbürgen, hat die vortheilhafteste Lage, und muß vor Zeiten weit mehr, als heut zu Tage bedeutet haben. Die hin und wieder noch vorhandenen Uiberbleibsel von ungeheuren Qwadersteinen, die zerstreuten Trümmer von Säulengesimsen, und das noch zu Déesch befindliche überaus ansehnliche alte Kirchengebäude zeugen sattsam von der vormaligen Pracht dieser Stadt.— An einem etwas erhabenen Orte, an den hohen und felsichten Ufern des in der Tiefe vorbey strömenden Szamoschflusses ist ein weltläuftiger viereckichter ebener Platz zu sehen, der die schönste Aussicht hat, die man sich nur denken kann, und welchen die Einwohner Ó-Vár, oder das alte Schloß nennen. Es ist daher zu vermuhten, daß daselbst ein Schloß vor Zeiten gewesen seyn muß. Dieses ergiebt sich auch schon aus der ehemaligen Benennung des Ortes. Denn ehedessen hieß diese Stadt nicht Déesch schlechtweg, wie jetzt, sondern Dées-Vár, welches im Deutschen soviel sagen will,als Déeschburg. Beym Nicol. Schmitth in Episcopis Agriensibus, T. I. pag.243,244. kömmt eine Urkunde des Königs Karl Roberts vom Jahre 1310 vor, worinnen dieser Stadt unter dem Namen von Dées-Vár gedacht wird. Die Worte lauten also: "significamus tenore praesentium quibus expedit universis, quod Nos ob reverentiam & honorem Virginis gloriosae, ac Ordinis & Status Ecclesiastici dilectionem, Religiosis Viris, Fratribus Ecclesiae B. Mariae de Dées-Vár, Ordinis Fratrum

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Eremitarum S. augustini hanc duximus gratiam perpetuo faciendam, ut finguli currus ex Deesakna sales in Dées-Vár deferentes, in eadem Villa Dées-Vár, ipsis Fratribus Ecclesiae Beatae Virginis solvere sive dare teneantur duos sales, &.c." Aus dieser Stelle erhellet zugleich soviel, daß noch im XIVten Jahrhunderte unter andern Gebäuden der Stadt Déesch auch ein Augustinerkloster sich befunden habe, wovon heut zu Tage nur noch einige wenige Spuren zu sehen sind. — Um nun einmal zu meiner Hauptsache, den eigentlichen Gegenstand gegenwärtiger Abhandlung, zu schreiten, muß ich jetzt von einem niedrigen Thurme, der mitten auf dem erst beschriebenen Platze Ó-Vár sich befindet, Nachricht geben. Dieses vierseitige Thürmchen wird von den Einwohnern mit dem Namen Magyarok Kapolnája, oder die Kapelle der Ungern beleget, und Fremden als eine besondere Denkwürdigkeit gewiesen. Auf einem viereckichten der östlichen Seite des Thurms eingemauerten Steine, ist folgende Inschrift eingegraben:

Hunnus de Scythicis digressus sedibus hospes
Pannoniae glebam transfert huc gramen & undam.
Ter clamans: Deus! hac liceat tellure potiri!
Disiacamque Dei dixit de nomine terram.
1578.
Haec Fabius renovat Judex Monumenta Nepoti,
Cum Lucas Desius pascit ovile Dei.

Da dieses Thürmchen durch die Länge der Zeit Schaden gelitten: so hat man, dessen völligem Einsturze zuvor zu kommen, im Jahre 1758 einige Reparationen daran gemacht, und zum Andenken folgende Hexameter auf der südlichen Seite desselben in einen gleichfalls viereckichten Stein eingeätzt::

Magna Theresia Romanorumque Induperatrix
Sceptra tenet, regit & dum septem Castra potenter,

(P67)

Interioris item Szolnok moderatur habenas
Paulus stirps Comitum atque editus Heroibus Haller,
Supra Mille annos & septem Secula quando
Quinquaginta octo numeraret messis aristas,
Resaturat rursus lapsum hoc aetate Sacellum
Ductor Nobilium, Bonis hunc dixere Joannem.

Diese bey der Renovation des Thurms hinzugekommenen Verse, hat, wie man mich versicherte, Herr Ladislaus Mosa de Sáros-Berkesz, damaliger Stuhlrichter der innern Szolnoker Gespanschaft, verfaßt. Die gemeine Sage der Einwohner des Orts ist diese: Die sieben Capitaine oder Heerführer der aus Scythien angekommenen Ungern hätten, nachdem sie Pannonien eingenommen, sich nach Siebenbürgen verfügt; und weil ihnen die schöne Gegend um Déesch herum überaus wohl gefiel, hätten sie die aus Pannonien mitgebrachten drey Stücke, nämlich einen Erdklumpen, etwas Gras , und etwas Wasser, zu einem Dankopfer gen Himmel in die Höhe geworfen, dabey aber den lateinischen Namen Gottes dreymal ausgeruffen: Deus! Deus! Deus! und aus dieser Ursache wäre nachher der daselbst angelegten Stadt der Name Deus, der aber nunmehr Dées ausgesprochen wird, beygeleget worden. Auf diese Begebenheit, sagen sie, bezöge sich die im Jahre 1578 erneuerte Inschrift des Thürmchem, welches deswegen Magyarok Kápolnája hieße. Ferner zeigen die Einwohner einen unweit dieses Thürmchen an der Uferseite des Platzes O-Vár liegenden Stein, der wirklich mit Fleiß zu einer langen Sitzbank zugehauen zu seyn scheinet, und worauf erwähnte sieben ungrische Kapitäne, als sich die erzählte Begebenheit zugetragen, beysammen gesessen seyn sollen.-Daß diese einheimische Tradition viel älter sey, als die auf der Steinschrift ausgehauene Jahrzahl 1578, ist schon daraus offenbar, weil gedachtes D enkmaal im Jahre 1578 nicht erst errichtet, sondern nur erneuert wurde, und folglich lange

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vorher schon da gewesen seyn mußte. Im Anhangsdisticho heißt es ausdrücklich: Haec Fabius RENOVAT Judex Monumenta Nepoti. Das Wort Renovat zeigt deutlich genug an, daß die aus vier Hexametern bestehende Aufschrift: Hunnus de Scythicis u.s. w. vorher schon da gewesen, aber durch den Zahn der Zeit angenagt, und zum Theil unleserlich geworden seyn müße, weswegen sie Ronovation erfoderte. Die eigentliche Epoche des zu Déesch errichteten Denkmaals läßt sich zwar nicht bestimmen: soviel ist indessen richtig, daß die darauf gegründete Tradition von dem oben erwähnten Ursprunge der Stadt Déesch, in Büchern, die noch von dem Jahre 1578 im Drucke erschienen sind, bereits anzutreffen sey. So erzählet uns solche schon Kaspar Helti in seiner zu Klausenburg im Jahre 1575 in klein Folioformate heraus gegebenen ungrischen Chronik, betitelt: Chronica az Magyaroknac dolgairól, auf der ersten Seite des 22. Blattes, mit dem ausdrücklichen Zusatze: „és azt a helyet, az hol ez lön, neuezéc az kiáltás vtán Deusnac, melyet mostan Deesnec hivunc.„ Das ist: und denjenigen Ort, wo dieses geschah, nennten sie nach dem Geschrey, Deus, welchen wir jetzt Dées heißen. Ja, was noch mehr ist, die ganze Begebenheit kömmt schon in des Stephan Székely im Jahre 1558 zu Krakau in 4to gedruckten Chronica Mundi, auf dem 151. Blatte vor, wo gleichfalls gesagt wird: „a heliet pedig a holot Deust kialtanac, Deusröl Deesnec neuezec, ki mind é napiglan vg hiuatic." Das ist: Der Ort aber, wo sie das Deus ausgeruffen hatten, erhielt vom Deus die Benennung Dées, und wird noch bis auf den heutigen Tag also geheißen. Auch ist es wahrscheinlich, daß schon der Verfasser der ungrischen Chronik bey unserm Thuroczi etwas von der Déescher Begebenheit, aber vermuhtlich nur aus blosem Hörensagen, oder aus einigen verfälschten mündlichen Überlieferungen, mag vernommen haben. Wenigstens scheinet folgende Stelle beym

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Thuroczi P. II. Cap.3. darauf einige Beziehung zu haben: ,,Arpad vero cum suis de aqua Danubii, cornu implens, ante omnes Hungaros super illo cornu, omnipotentis Dei clementiam rogavit, ut Dominus eis terram in perpetuum concederet. Finitis his verbis, omnes Hungari clamaverunt, Deus, Deus, Deus, tribus vicibus, & ibi inventus est usus iste, & servatur apud Hungaros usque modo." Ob ich nun zwar dem Déescher Denkmaale ein ziemlich hohes Alter gerne einräume: so glaube ich doch, daß Paul Lißnyai die Sache übertreibt, wenn er es gar in das Jahr Christi 990 hinauf rückt. Die Nachricht des Lißnyai enthält viel Sonderbares und Paradoxes; ich will sie daher in einer wörtlichen Uibersetzung hier ganz niederschreiben, den ungrischen Grundtext aber nur in der Note anfügen.* Es hat dieser Mann eine ungrische Chronik unter dem Titel: Magyarok Cronicaja, zu Debretzin im Jahre 1692 in Duodez heraus gegeben, und auf der 216. Seite folgende Anekdote, die man meines Wissens sonst nirgends antrift, mitgetheilet: Während daß der heilige Stephanus, der zweyte ungrische König, neun und vierzig Jahre lang, nämlich vom Jahre Christi 989 bis 1038 über Siebenbürgen und Ungern herrschte, waren über die Déescher Salzgruben in Siebenbürgen drey Oberaufseher gesetzt: 1. Bela, 2. Rósa, 3. Csiz. Diese Salzvorsteher

*Lißnyai am angeführten Orte: Mikor Sz. István, Magyar Országnak második Királlya uralkodnék Érdélyben, és Magyar Országban, ugymint annis Chr. 989 - 1038 negyven kilentz esztendök alatt, akkor az Érdélyben levö Dési Sóó Aknáknak Praefectussai hárman valának, 1. Bela, 2. Rósa, és 3. Csiz; Ezek a Praefectusok mind azokat a Magyarok dolgait historiákból ki tanulák, a mellyeket ide fellyebb miis ad Ann. Chr. 750 le iránk, annak emlekezetére Dés Várasánál edgy Kö-Oszlopot emeltetének, akkori Magyarok dolgait im ez négy Következendö deak versekben edgy Poëtaval foglaltaták, és a kö Oszlopra Anno Christi 990 fel-metczeték: Hunnus de Scythicis & c.

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haben aus den Geschichten alle diejenigen Thaten der Ungern sich bekannt gemacht, die wir oben bey dem Jahre Christi 750 gleichfalls aufgezeichnet haben. Zum Andenken ließen sie bey der Stadt Déesch eine steinerne Säule aufrichten, die damaligen Denkwürdigkeiten der Ungern in folgende vier lateinische Verse durch einen Poeten abfassen, und solche auf die steinerne Säule im Jahre Christi 990 eingraben: Hunnus de Scythicis u.s.w. Da Lißnyai die Qwellen nicht anzeigt, aus welchen er diese Nachricht geschöpft hat, so kann uns niemand verdenken, wenn wir sowohl seinen Bela, Rósa, und Csiz, als seine angegebeneJahrzahl 990 für eine blosse Erdichtung halten, zumal da es nicht glaublich ist, daß Lißnyai einheimische Urkunden, oder handschriftliche Jahrbücher aus dem zehnten Jahrhunderte werde besessen, oder auch nur gesehen haben. Wie Vieles übrigens unsere Siebenbürgischen Ungern auf diese Déescher Denksäule, oder sogenannte Kapelle der Ungern halten, laßt sich schon daraus schließen, weil Stephanus Katona Geleji in seinem zu Alba Julia (Weißenburg, heut zu Tage Karlsburg genannt) im Jahre 1646 in 4to herausgegebenen Werk: Titkok Titka, S. 449 ** selbe mit dem Bethel des Patriarchen

*Zu dem Gedichte der Stadt Déesch gehören die drey nahe herum gelegenen Berge: Bela-hegye, Rósa-hegye und Tzitz-hegy. Man glaubt, daß auf jedem dieser Berge vor Zeiten ein Schloß gestanden, weil man noch auf ihren Gipfeln hin und wieder Ziegel, und Merkmale von einer Mauer antrift. Itzt werden diese Berge zum Weinbaue gebraucht. Allem Ansehen nach, wird die Benennung dieser Berge den erfinderischen Lißnyai veranlasset haben, uns mit drey Salzvorstehern Bela, Rósa, und Csiz zu beschenken.

**Titkok Titka, I. Könyv, I. Vágaték, IX Rész,pag.449: Felferkenyén [Jákob] monda: Melly retenetes ez a' helly! hanem Isten háza; a melly szóra képest hiva a'nak a' hellynek nevét, Bethelnek; Isten házának... Melly mosem szintén szünt ez a' szokás meg, mellre sok példákkat, hordahtnék öszve; ha illendö, és szükséges vólna: Dées Városát a'ról neveztek vólt a'mi Scythiából ki-jött régi Magyar eleink Deusnak, Istennek; mert ott kialtottak vólt háromszor az Istant Romai nyelven, Deus, Deus, Deus, ha igaz amaz meg-ujjittatott régi monumentumon, kö-Oszlopon, való irás, noha immár mostan az ú-t é-vé változtatvan, Déesnek hivják.

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Jakobs vergleicht. Seine Worte lauten in der deutschen Uibersetzung also : Beym Erwachen sagte Jakob: Wie heilig ist diese Stätte, hier ist nichts anders als Gottes Haus,..und diesen Worten zufolge gab er dem Orte den Namen Bethel, oder Gotteshaus. Welche Gewohnheit auch itzt bey nahe noch nicht ganz aufgehöret hat, wovon ich viele Beyspiele zusammentragen könnte, wenn es schicklich und nohtwendig wäre. Die aus Scythien ausgegangenen Ungern, unsere alten Vorfahren, haben die Stadt Déesch daher Deus oder Gott genennet, weil sie daselbst den Namen Gottes in Römischer Sprache dreymal ausgeruffen, deus, deus, deus, wenn anders jenes erneuerte Denkmaal des Alterthums, jene auf einer steinernen Säule eingegrabene Schrift, wahr ist; obschon gedachte Stadt durch Verwandelung des u in ein e, nunmehr Déesch ausgesprochen wird. Geleji drückt sich hier ganz wohlbedächtig aus: Wenn anders das Denkmaal zu Deesch wahr ist. Denn daß der Hauptinhalt des Déescher Monuments eine übel ausgesonnene Fabel sey, wird wohl jedermann leicht einsehen. So viel räume ich der Steinschrift gerne ein, daß die Ungern Pannonien zuerst eingenommen, und alsdann erst, nachdem sie sich einmal in Pannonien fest gesetzt, weiter um sich gegriffen, und sich auch Siebenbürgen unterworfen haben. Dieses stimmt mit dem Berichte des Anonymi Belae Regis Notarii überein. Auch habe ich wider die glebam, gramen, & undam nichts einzuwenden. Es bezieht sich dieses auf den in der ungrischen Chronik beym Thuroczi P. II. Cap. 3. erzählten

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Umstand, daß Arpad um einen Erdeklumpen, um ein wenig Gras, und um ein wenig Wasser den Herzog Swatoplug durch Gesandte habe bitten lassen, und daß, als er diese drey Srücke vom Swatoplug erhalten , er es als eine Abtretung oder symbolische Übergebung des Landes angesehen, auch deßwegen sich berechtiget geglaubt habe, das Land mit gewaffneter Hand einzunehmen. Beym Thuroczi am angeführten Orte heißt es: Nuntius ergo impetravit ibi a Duce, terram, herbam, & aquam; und kurz darauf folgt das Kompliment, das Arpad dem Swatoplug entbiehten ließ: terram, herbam, & aquam habent (Hungari) totum habent. Hierinnen finde ich, wie gesagt, nichts Unglaubliches. Denn die morgenländischen Völker, dergleichen auch die Ungern waren, hatten vor Alters die Gewohnheit, daß, wenn sie sich eines fremden Landes bemächtigten, und selben den Krieg ankündigen wollten, sie vorher durch Gesandte um einen Erdeklumpen, und um etwas Wasser bitten ließen. Erhielten sie dieses, so sahen sie es als eine Übergebung des Landes an, und traten sogleich in den Besitz; wurde es ihnen aber abgeschlagen, so überzogen sie das Land mit Krieg, und liessen es auf das Glück der Waffen ankommen. Unzählige Beyspiele findet man hievon beym Herodotus. Besonders verdient dasjenige, was er im sechsten Buche vom Darius erzählt, hier angeführt zu werden. Er berichtet, Darius habe, um zu erforschen, ob die Griechen Krieg mit ihm führen, oder ob sie sich ihm freywillig ergeben würden, Gesandte in verschiedene griechische Städte geschickt, die für ihn Erde und Wasser ausbitten sollten: Pugnare secum, an se dedere vellent, praecones per Graeciam, alios alio dimittit, regi Terram & Aquam petere jussos. Vom persischen Könige Xerxes sagt Diodorus Siculus Lib. XI.Cap.2.: Ut Sardis venit, praecones in Graeciam misit, praecipiens, ut omnes obirent urbes, & a Graecis Terram & Aquam peternt. Da ein

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solcher Gesandter des Königs Xerxes auch zu den kriegerischen Lacedemoniern kam. um Erde und Wasser für seinen König zu bitten, so warfen ihn die Lacedomonier in einen Brunn, überschütteten den Brunn mit Erde, und ließen dem Könige hönischh entbieten, sie hätten seinen Gesandten dashenige bereits gegeben, um was er gebeten hatte; wie dieses Polybius Lib. IX. C.32. berichtet. Hieher gehöret ferner die merkwürdige Stelle beym Livius Lib.XXXV.Cap.17.: Initium semper per jus injusta impetrandi fieri: nisi crederent, Persas, cum Aquam Terramque ab Lacedemoniis petierunt, gleba terrae, & haustu aquae eguisse. Und nun sehen wir auch die Ursache ein, warum Himerius in Polemarchico pag.m.46 Erde und Wasser [...], das ist: symbolische Zeichen der Dienstbarkeit nennt, und warum Aristoteles Rhetor. Lib. II. Cap. 23 §. 67 schreibt: [...] Erde und Wasser geben, sey dienen. Der Vers also, der oben angeführten Steinschrift: Pannoniae glebam transfert huc gramen & undam, will weiter nichts anders sagen, als daß die Ungern vorher Pannonien unterjocht, nachher aber ihre Siege, von Pannonien aus, nach Siebenbürgen übertragen haben. Und so weit hat noch alles seine Richtigkeit. Nur die zwey letzten Verse von dem dreymaligen Ausruffen des Namen Gottes in lateinischer Sprache, Deus, Deus, Deus, und von der daher entstandenen Benennung der Stadt, Déesch, verdienen keinen Glauben. Denn ist es wohl zu vermuhten, daß die damaligen Ungern, ein rohes, ungesittetes, heydnisches Volk, eine Kenntniß der lateinischen Sprache sollen besesseen haben? Wer wird es sich überreden lassen, daß den Arpadischen Ungern das Latein so geläufig gewesen sey, daß ihnen sogar bey der ersten Aufwallung eines Stoßgebehtes, die der Affekt hervorbringt, lateinische Ausdrücke viel eher beyfallen mußten, als ihre eigene Muttersprache? Zudem muß uns das dreymal widerholte Deus auch noch aus einem andern

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Grunde höchst verdächtig vorkommen. Die Chronikenschrieber des mittlern Zeitalters waren, wie bekannt, Mönche, denen es an Kritik fehlte, und die aus frommen Absichten die größten Ungereimtheiten erdichteten, um ihre Chroniken damit auszuschmücken. Ich würde nie fertig werden, wenn ich hier alle die Fabeln, die ein unrecht verstandener Eifer für die Ehre Gottes in den mittlers Zeitalter ausgebrütet hat, anführen wollte. Vermuhtlich gehöret darunter auch die von unsern allerersten Vorfahren dreymal wiederholte Ausrufung: Deus, Deus, Deus, wobey der ehrliche Klostermann,, der unsere Chronik geschrieben, ganz gewiß an die Dreyeingkeit Gottes wird gedacht haben. Daß nun aber unsere heydnischen Vorfahren, die nicht das Geringste von den geoffenbarten chritlichen Glaubensartikeln wußten, die Lehre von der Dreyeinigkeit Gottes sollten gekannt oder geglaubt haben, wird sich wohl schwerlich jemand einfallen lassen. Aus dem Lichte der Vernunft konnten sie diese Kenntniß nicht haben: denn die Lehre von der Dreyeingkeit Gottes ist ein Geheimniß, und folglich über die Vernunft. - Doch ich will mich hiebey nicht länger aufhalten, noch die Zeit mit Widerlegung eines Mährchens verlieren, dessen Albernes ein jeder von selbst einsieht. Woher ist denn also der Name der Stadt Déesch entstanden? Soll man denn die verjährte Sage der Einwohner, die diesen Namen vom lateinischen Worte Deus herleiten, schlechterdings verwerfen? Dieses will ich eben nicht sagen: denn gemeininglich steckt in alten Traditionen etwas Wahres, das aber durch mancherley Zusätze von Erdichtung mit der Zeit verdunkelt worden. ich bin wirklich der Meynung, daß der Name der Stadt Déesch von Deus herkomme; aber gewiß nicht von der fabelhaften dreymaligen Ausruffung; Deus, Deus, Deus. Die meisten Schlößer in Ungern und Siebenbürgen haben die Namen ihrer ersten Erbauer und Inhaber beybehalten. Dieses läßt sich von Abaujvár, Borsod, Csanad, Csákvár, Hont, Szabolts, und vielen andern mit Gewißheit dathun. Ich stelle

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mir also vor, der erste Erbauer und Inhaber von Déesvár, (denn so wurde vor Zeiten der Ort genennt, wie wir dieses gleich Anfangs angemerkt haben) werde Deus geheißen haben. Hier wird man nun freylich den Kopf gewaltig schütteln. Wie? Deus soll eines Menschen Name gewesen seyn? Wer wird das eingestehen? Allein, man muß wissen, daß unsere Vorfahren, nachdem sie den christlichen Glauben angenommen hatten, und noch keine Zunamen bey ihnen gebräuchlich waren, ihren Kindern oft die wunderlichsten Namen in der Taufe beyzulegen pflegten. Einige taufte man Angelus, wie die Beyspiele imRitu explorandae veritatis per judicum ferri candentis, beym seel. Herrn Bel im adparatu ad Historiam Hungariae ausweisen. Daselbst liest man §. CCLIII. p. 246: joubagiones castri zounuk impetiverunt quendam nomine Angelus... Ubi cum esset praedictus Angelus, portare ferrum paratus &c. und §. CLXX IX. pag.232: Nicolaus filius Angelus impetiit Juan &c. und wiederum § CCLXXXV. p.252: dixit se litigasse coram Angelo, Curiali Comite de Zounus. Andere bekamen in der Taufe den Namen Servus Dei. Dieses beweisen die Worte im angeführten Werke §. CXLIV. p. 226: Judice Servo Dei, Curiali Comite de Zobolch &c. und §. CCCLXIII.pag. 268:discutiens per Pristaldum Servus Dei &c. Noch andern wurde der Name Sanctus gegeben, wie dieses aus dem §. LXXIX. p. 210 zu ersehen ist: Civiles castri Borsod, scilicet: Mauritius, Petur, Chyul, de villa Oym, & Martinus Hodnog, Sanctus Centurio, Petrus urbis Praefectus &c. Ja es giebt Beispiele, daß zuweilen der Vater Sanctus, der Sohn aber gar Deus geheißen habe. So treffen wir z.E. §.CCCXI. folgendes an: deus, filius Sancti, de villa inferioris Quer, impetiit convillanum suum Joannem, joubagionem Hus pro furto. Ein anderer Deus kömmt §. CCVIII. p. 236. vor. Die Stelle lautet also: Anno ab Incarnatione Domini MCCXVII...

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Bichorienses de centurionatu Sceculzaz...impetiverunt quendam liberum hominem, nomine Deum, dicentes, quod eorum esset concivis. Deus autem dixit se liberum esse omnino...Qui cum praefatum Deum, & ipsi castranses dixissent...praedictum Deum liberum esse denuntiavit. Hieraus erhellet zur Genüge, daß Deus ehedessen ein gewöhnlicher Nahme unter den Ungern gewesen, eben so, wie Homo-Deus, Gottmensch, welchen Namen man gleichaflls sehr häufig in alten Urkunden antrift. Konnte demnach der erste Erbauer und Besitzer des Schlosses Déesvár nicht ebenfalls Deus geheißen, und sein Schloß von ihm die Benennung Deusvár, oder wie man es nachher ausgesprochen, Déesvár, erhalten haben, gerade auf die Art, wie Gyulafejérvár, Baujvár, Csákvár, Hedervár, Salomonvár, Miklósvár, und unzählioge andere Schlößer? Man zeige mir die Ungereimtheit dieser Vermuhtung! * Hier wäre der Ort, von dem im Anhangsdisticho des Déescher Denkmaals vorkommenden Stadtrichter Fabius, und dem damaligen Pfarrer Lucas Dési noch etwas beyzufügen. Allein da diese Nachrichten gar zu spezciell, und nur für gebohrne Déescher interessant seyn könnten: so will ich die Geduld der Leser nicht länger mißbrauchen.
M. Daniel Cornides.

*Oder will man lieber einer Fabel Glauben beymessen, die zugleich für den Ursprung des nahe bey Déesch gelegenen Dorfs Benedek gesorgt hat? Einige historische Witzlinge - denn das Feld der Geschichte wird von solchen Insekten so gut heimgesucht, als das Reich der schönen Wissenschaften - wollen folgende Nachricht eingezogen haben: Ein heimlicher Freund der Ungern sey bey ihrer Ankunft in diese Gegend so vergnügt gewesen, dasß er laut ausgeruffenhabe: Deus benedic; und die Ungern wären für dioesen frommen Wunsch, dß Gott ihre Unternehmungen segnen wolle, so dankbar gewesen, daß sie davon die Stadt Deus, und das benachbarte Dorf Benedic genennt hätten! - Wo doch damals der gute Mensch mag lateinisch gelernt haben?
Topic revision: r32 - 29 Nov 2011, KatalinBlasko
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