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ZUM GESAMTINHALT
Ungrisches Magazin, Band 2, Heft 1, Text 6 (S. 77-89)
Hrsg. von
Karl Gottlieb Windisch
Preßburg,
Löwe, 1781
Autor:
Karl Gottlieb Windisch
Zuordnung: Geschichte
(P77)
Mit einem Kupfer.
Als der unter dem Namen
Skanderberg* bekannte Held
Georg Kastriot, sein väterliches Reich ganzer zwanzig Jahre mit eben so grosser Tapferkeit, als Klugheit wider die Türken vertheidiget hatte, mußte er endlich der überlegenen Macht des
Soltan Murad, oder Amurad des Zweyten im Jahre 1447 unterliegen, sein Land der Muht der Feinde Preis geben, und sich mir der Flucht retten.** Da nun die Albanier immer mit der ausnehmendsten Tapferkeit gefochten, und ihre Feinde so oft mit blutigen Köpfen zurückgewiesen hatten, so wurden sie auch unter ihrer Herrschaft so sehr gedrückt, daß viele derselben, ihr Schicksal zu erleichtern, den Muhamedanischen Glauben annahmen.
Lange duldeten die noch übrig gebliebenen Christen alle nur ersinnliche Drangsalen; und da sie schon jede Hoffnung davon befreyt zu werden, aufgegeben hatten, ja, ihren gänzlichen Untergang befürchteten, stund ein Mann unter ihnen auf, der sie zu retten beschloß. Einem Helden, der unter dem berühmten Kastriot gedienet hatte, viel Muht und Klugheit besaß, und bey seinen Landesleuten in sehr
*In der türkischen Sprache Iskiendir-Beg, ein Name, den ihm der Sultan Murad der Zweyte beylegte, als er sich als Geisel bey demselben aufhielt; und heißt so viel, als Fürst, oder Herr Alexander.
**Man sehe hievon das Mehrere beym Chalkondylas in Corp. Byzant. T.XXIV.
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grossen Ansehen stand, diesem konnte ein solches Unternehmen nicht mißlingen.
Klement, so hieß dieser Patriot, offenbarte seinen Anschlag einigen seiner Mitbürger, und diese versammelten gar bald eine Anzahl von beynahe zweytausend standhaft gebliebenen und bewaffneten Albanern, die er im Jahre 1465 mit ihren Familien und allen Habseligkeiten in die unbewohnten und fast unzugänglichen
Gebirge, welche Albanien von Serwien scheiden, glücklich führte.* — Hier schlugen sie ihre Wohnungen auf, verschanzten und verhackten alle Zugänge, und richteten einen kleinen Freystaat auf, zu dessen Oberhaupte sie ihren Anführer, den tapfern Klement wählten. Und daher entstand der Name der
Klementiner, welchen ihnen die in ihrem Vaterlande zurückgebliebenen Landsleute beylegten, und den sie noch bis diese Stunde führen.** — Die Türken, die ihre Auswanderung zu hindern, zu schwach waren, berichteten solches an die Pforte, und diese schickte eine Anzahl ihrer Völker ab, sie in ihren neuen Wohnungen anzugreifen. Aber sie vertheidigten sich nicht nur dazumal, sondern auch in der Folge immer mit der größten Tapferkeit, und vereitelten alle Angriffe ihrer Feinde. Als aber nach der unglücklichen
Schlacht bey Mohátsch, welche im Jahre 1526 vorfiel, die Christen fast alle
illyrischen Länder verloren hatten, wurden auch sie gezwungen, den Türken einen jährlichen Tribut von viertausend Dukaten anzubiethen. — Und so blieben sie ganz ruhig auf ihren Gebirgen, trieben die Viehzucht, und vermehrten sich zu
*Dieses Gebirg erstrecket sich von Kamirtzi bis Romi-Vassan längst der serwischen und albanischen Gränze, und enthält, wenn man eine grade Linie über dasselbe ziehen wollte, eine Länge von ungefähr 15 Stunden.
**Und dieses ist der wahre Ursprung ihres Namens. Einige wollen ihn zwar von dem im Gebirge liegenden Albanischen Distrikte Klementi herleiten, andere aber behaupten, daß er von dem Bischofe Klemens, der sie im zwölften Jahrhunderts zur christlichen Religion bekehret haben soll, herrühre. Es ist aber gewiß, daß Albanien schon vor dem achten Säkulo der christlichen Religion zugethan war.
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einem ansehnlichen Volke. Endlich wurden sie im Jahre 1737 nebst sehr vielen bosnischen, bulgarischen und albanischen Familien, durch den griechischen Patriarchen zu
Belgrad,
Arsenius Joanowitsch, zur Auswanderung nach Serwien beredet. Bis zwanzigtausend dieser Leute versammelten sich an den für sie bestimmten Ort
Vailowa an dem Flüßchen
Kolubra, sie wurden aber von den Türken überfallen, und bis auf beyläufig tausend Mann niedergehauen. Unter denen, die sich durch die Flucht retten konnten, befanden sich auch bey dreyhundert
Klementiner, nebst ihren Weibern und Kindern, welche sich nach Belgrad wendeten, und hernach unter der Anführung eines ihrer Geistlichen, Namens
Suma* in
Syrmien ihren Sitz aufschlugen, wo sie in der Gegend von
Mitrowitz, die Dörfer
Herkofze und
Nikinze, beyde nicht weit vom
Sawastrome, anlegten.** Beyde dieser Dörfer sind ganz hübsch, und gut gebaut, auch mit Kirchen versehen, in welchen die Franziskanermönche den Gottesdienst verrichten; und da sie alle der Römischkatholischen Religion zugethan sind, auch die Messe in der lateinischen Sprache halten.
Die
Klementiner bestehen aus sechs Familien, (Fisz) wovon in jedem besagter Dörfer, drey derselben wohnen. Ihre Sitten sind zwar, so wie die der Morgenländer,
*Dieser Suma bekam deswegen den Titel eines Erzbischofs, und 1800 Ksl. jährliche Pension von unserm Hofe, die er zu Essek verzehrte, wo er bis zum Jahre 1775 lebte. Er soll in der Geschichte sehr gut bewandert gewesen seyn.
**Herr von Taube giebt in dem dritten Buche seiner Beschreibung des Königreichs Slawonien irrig fünf Dörfer an, die sie bewohnen sollen. So glaubt dieser Schriftsteller auch, daß dieses Volk ein Uiberbleibsel der alten ursprünglichen Illyrier sey, von welchen noch viele auf dem Gebirge Zeraunis, oder Montenegro wohnen. Aber, außerdem, daß diese sich der raitzischen Mundart, und dabey eines verdorbenen Wälsches bedienen, wovon die Klementiner nicht ein Wort verstehen, sondern die allgemeine albanische Sprache reden; so bedienen sich auch die Montenegriner der illyrischen Kleidung, die Klementiner aber kommen darinnen nur mit den Albanern größtentheils überein. Und über dieß, so sind jene alle der morgenländischen, diese aber der abendländischen Kirche zugethan.
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ziemlich roh, aber doch nicht wild. Ihr Gemühtscharakter ist Ehrlichkeit, Treue, Verschwiegenheit, und Neigung zum Kriege; ihre Fehler aber sind Rachgierde und Jähzorn.
Sie verheurahten sich sehr jung, die Männer meist schon im zwanzigsten, die Mägdchen aber im 13. bis 14. Jahre. Aber nie heurahtet ein
Klementiner eine andere, als eine seiner Nation, und eben so wenig ist es ihren Weibspersonen erlaubt, einen Fremden zum Manne zu nehmen. Und daher sind sie noch bis diese Stunde unvermischt geblieben. Ihr Wuchs ist ansehnlich und schlank, mehr groß als mittelmäßig, und ihre Gesichtsbildung sehr regelmäßig und angenehm, so, daß man einen Klementiner von einem
Illyrer sehr leicht unterscheiden kann. Die Weibspersonen sind in ihrer Jugend ausnehmend schön und reitzend; und daher sind die Männer auf ihren Besitz auch sehr stolz, und bis zur Raserey eifersüchtig. Es ist daher nicht rahtsam, selbst am hellen Tage mit einer Klementinerinn ohne Zeugen zu sprechen, denn, wenn der Mann dazu käme, würde man Gefahr laufen, auf der Stelle ermordet zu werden.
Nahe Anverwandte wohnen meist in einem Hause beysammen, woraus denn oft sehr zahlreiche Familien von dreyßig und mehr Personen entstehen. Ihre Häuser sind aber auch meist geräumig, und sehr reinlich. — Ihre Kost ist zwar nicht lecker, aber doch nicht so elend und armselig, als der nicht uniirten
Illyrer ihre. Die meisten Speisen richten sie mit Käse zu; sie lieben auch den Trunk, und selbst ihre Schönen können nur selten dieser Neigung widerstehen, sie suchen jedoch ihr Lieblingsgetränke, den Brandwein (Rakie) mit Honig lieblicher zu machen.
Ihre Handthierung ist der Feldbau, und die Viehzucht, besonders der Schaafe, wovon sie eine sehr schöne Art mit feiner Wolle mit sich aus Albanien gebracht haben, die in
Syrmien unter dem Namen der Klementinerschaafe
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durchgehends bekannt sind. — Die Weiber arbeiten zu Hause, sie spinnen, weben, und verfertigen selbst alle ihre Kleidungsstücke. Sie besitzen auch die Kunst ihre Wolle mit dem Safte verschiedener Kräuter überaus schön zu färben, welches ihnen zu ihren bunten Kleidern sehr wohl zu statten kömmt.
Ihre Kleidung, besonders des weiblichen Geschlechts ist ziemlich sonderbar. — Die Männer bedecken den Kopf mit einer kleinen rohten Mütze, die denen, welche die Weltpriesier auf ihrer Tonsur tragen, völlig ähnlich ist, nur daß sie oben eine kleine Qwaste zieret. Ihre Hahre sind kurz geschnitten, und um den Hals binden sie ein Stück schwarzen Krausflor. Uiber dem Hemde tragen sie einen Rock ohne Aermel, der bis an die Knie reichet, meist von rohter Farbe ist; und um ihn desto leichter über den Kopf werfen zu können, hat er oben bis an das Ende der Brust eine Oefnung. Uiber diesen Rock ziehen sie noch eine kurze Jacke an, die nur bis an die Hüfte reicht, und einen Umschlag hat, der mit vielen kleinen runden Knöpfen, und runden Schnüren, faßt wie die Pelze der Hussaren, besetzt ist. Um die Lenden gürten sie eine lange Binde, die etlichemal herumgewunden wird, und um die Füße wickeln sie bunte wollene Zeuge so nett, daß man sie leicht für Strümpfe halten könnte; an den Füßen aber tragen sie Bundschuhe (Opánki) welche sehr gut gemacht, und mit schmalen zusammgedrehten Riemen überaus künstlich zusammgeschnürt sind. — Ihre Waffen bestehen in einen sogenanmen Pusztován, der aus einer meßingnen oder eisernen Kugel bestehet, durch deren Mitte ein etwan anderthalb Schuhe langer Stiel gesteckt, und fest gemacht wird. Diesen führen sie in der rechten Hand, und wissen sich desselben mit vieler Geschicklichkeit zu bedienen. In ihrem Gürtel tragen sie ein türkisches Messer, und eine Pistole: an der linken Seite einen ungrischen Säbel, und über dem Rücken eine Flinte, womit sie auf dreyhundert Schritte meist sicher treffen. Mit diesen Waffen, und der
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beschriebenen Kleidung erscheinen diejenigen, welche Soldaten sind, nur bey Gastmahlen, Hochzeiten, Tänzen, und andern Feierlichkeiten, denn sonst tragen sie gleich den übrigen Kaiserl. Königl. Gränzsoldaten ihre ordentliche Montur. — Aber, sowohl mit diesen als jenen Waffen sind die
Klementiner überaus tapfre und unerschrockene Soldaten, die keine Gefahr scheuen. — Sie gehören zum Bezirke des
Peterwardeiner Regiments, und stellen eine Kompagnie Infanterie, und eine halbe Kompagnie Hussaren.
Die Tracht der Frauenzimmer dieses Volks, ist eine der sonderbarsten. Der Pfau, und selbst der Regenbogen ist nicht so buntfärbig, als eine Klementinerinn in ihrem Aufputze. Die Köpfdecke der Mägdchen (Rubb) ist ein seidenes Schnupftuch mit abwechselnden gelben und rohten Qwasten (Tuff) besetzt, welches über das Genicke herab hängt. Die Haupthahre theilen sie auf den Scheitel bis zum Genicke gleich ab, und flechten aus jedem Theile drey Zöpfe, welche sie über die Schultern hängen lassen. Auf dem Wirbel des Kopfes sind kleine Stückchen vom dünnen silbernen Bleche, Blumen, und verschiedene andere Zierrahten eingeflochten. Die Weiber aber setzen meist einen Mannshut auf, der von dem unsrigen nur darinnen unterschieden ist, daß die Stulpen mit weißen Bändern aufgezogen sind. — Das Halsband (Posch) besteht aus vielen Schnüren von Korallen, oder Glasperlen; der Vorderleib aber vom Halse bis zum Gürtel ist mit Geld behangen, wobey sie sich in Ansehung der Münzen nach einer gewissen Symmetrie zu richten pflegen. Der Wamms (Ling) aus feinem rohten Tuche, reicht bis an die Schenkel, und wird nur beym Nabel mit einem Knopfe zugemacht. Er ist rund herum mit Fransen besetzt, und die Aermel daran reichen nur bis zum Ellnbogen; von da aber bis zur Hand sind ihre Aerme eben so, wie die Füße, mit buntem wollenen Zeuge umwunden. Die Fransen dieses Wamms sind zugleich mit jenen kleinen Meermuscheln be-
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setzt, die man in Deutschland Natterköpfe nennt, mch mit welchen man in Ungern die Reitzeuge auszieret. Zwischen den Schultern und dem Ellnbogen sind überdieß viele Schällen angenäht, so, daß wenn ein paar Klementinerinnen mit einander gehen, ein Geläut wie beym Schlittenfahren entstehet. Vielleicht geschiehet dieß in der Absicht, die Mannsbilder auf ihre Gegenwart aufmerksam zu machen. — Uibrigens ist der ganze Wamms überall mit gelben, rohten und grünen Glassteinchen ausgeschmückt, zwischen welchen hin und wieder weiße Glasperlen in der Gestalt eines Rädchens (Rueta) zusammengesetzt erscheinen; besonders aber sind die Aermel mit dergleichen Rädchen, und außer diesen mit silbernen Tressen (Tschirip) und vielen scheckichten seidenen Qwasten gezieret. Sie tragen einen doppelten Gurt, einen breitern nämlich (Posztát) vom rohten Tuche, und auf diesem einen schmälern (Brenz) von Leder, mit vielen aufgenähten eisernen Knöpfen, und einer herabhangenden dünnen eisernen Kette. Statt des Rockes haben sie vorne eine Schürze, (Pokoina) die aus einer dichten Reihe von gelben und rohten wollenen Strickchen, die bis an die Schienbeine reichet, besteht; hinten aber ein herabhangendes seidenes Tuch. (Funtling). Die Beine umwickeln sie eben so, wie die Männer, und an den Füßen tragen sie gleichfalls vorbeschriebene Opanken. Ihr Hemd, (Kemisch) welches bis an die Waden reicht, ist sehr eng, und unter demselben haben sie noch einen groben Unterrock von wollenem Zeuge an. —
Ihre Tänze sind ebenfalls ganz sonderbar. Ehe sie angehen, stellen sich Männer und Weiber in zwo Reihen einander gegen über. Jede der Weibspersonen legt den linken Arm auf die rechte Schulter der ihr am nächsten stehenden, und sogleich fangen sie auch an, mit heller und durchdringender Stimme, und in lauter monotonischen Trillern zu singen. Bald darauf treten zween Männer mit entblößten Säbeln in der Hand, und zwo Pistolen in dem Gurte hervor. Wenn diese nun eine ziemliche Welle
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die possirlichsten Sprünge gemacht haben, kömmt eine Weibsperson aus der Reihe der übrigen hervor, die in jeder Hand ein seidenes Schnupftuch empor hält, sich aber nicht vom Flecke bewegt, sondern sich beständig, und mit den wunderlichsten Gebärden bald gegen den einen, bald gegen den andern Tänzer kehret; und um sie springen diese ohne Takt, und ohne alle Regel wie Unsinnige herum. — Und dieses alles ohne Pfeife, Dudelsack, oder andere Instrumente, die sie gar nicht kennen, sondern sich allein des Gesangs bedienen, deren Inhalt die tapfern Thaten einiger alten Helden ihrer Nation, besonders aber des unter dem Namen
Skanderbeg bekannten Fürsten Georg Kastriot sind.
Ihre Sprache ist die Albanische, welche mit keiner der orientalischen, oder abendländischen einen Zusammenhang hat.* Ihre Buchstaben aber sind die lateinischen, worüber sie jedoch viele Tonzeichen setzen. Besonders aber kann der Buchstabe Z in keiner der europäischen Sprachen durch einen gleichlautenden Ton ausgedrückt werden. Er hat mit dem ungrischen z etwas Aehnliches, aber nie können es Fremde so weit bringen, den eigentlichen Klang dieses Buchstaben auszusprechen.
*Der Herr Professor Thunmann hält die Albaner für Nachkömmlinge der alten Illyrer, und ihre Sprache für die altillyrische. Dieses hat auch schon vor ihm der berühmte Freyherr von Leibnitz behauptet; es scheint aber, daß dieß Herr Thunmann nicht gewußt hat, weil er dessen mit keinem Worte gedenket. In des besagten Freyherrn v. Leibnitz Epistolis ad diversos, die Christian Kortholt zu Leipzig 1734 in Oktav herausgegeben hat, ist der 224igste, und folgende Brief an Marturin Veyffiere le Croze gerichtet, die beyde von der albanischen Sprache handeln, in welcher dieser Gelehrte Spuren von der scythischen, deutschen und ungrischen zu finden glaubt. Daß er aber in der letzteren nicht sonderlich bewandert gewesen, erhellet aus folgender, das albanische Wort Tschisma betreffenden Stelle, auf der 408ten Seite, welche also lautet: „Les bottes telles que les Hongrois ont coutume de porter, sont appellées Citmes a Vienne, selon la Pronunciation italienne, c'est-à dire tschismes, ainsi il faudroit examiner si ocrea n'est pas tschisme chez les Hongrois, ou chez quelque autre peuple voisin, comme chez les Albanois."
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Zur Probe will ich einige klementinische Wörter* und Redensarten, nebst dem Vaterunser hieher setzen, die aber so, wie ich sie geschrieben, nach der deutschen Ortographie gelesen, und ausgesprochen werden müßen.**
1. Namen der Zahlen: Nja, eins; due, zwey;, tre, drey; katter, viere; penss, fünfe; jascht, sechse; schtát, sieben; tet, achte; not, neune; iviet, zehne; nischet, zwanzig; trioviet, dreyßig. —
2. Namen einiger Nationen: Madschar, ein Unger; Njemtz, ein Deutscher; Turk, ein Türk; Schlavák, ein Slowak; Schkje, ein Rátz; Harvat, ein Kroat; Bugartsch, ein Walach; Madjub, ein Zigeuner; Harap, ein Mohr. —
3. Namen gewisser Zeiten: Dje, gestern; fsot, heut; nesser, morgen; paradje, vorgestern; Dinni, der Winter; Vera, der Sommer; Prodvera, der Frühling; Vieschta, der Herbst; Dita, der Tag; Promea, der Abend; Natta, die Nacht; Evdiel, der Sonntag; Ehonni, Mondtag; Emart, Diensttag; Emkur, Mittwoch;
*Besagter Herr Prof. Thunmann hat in seiner Untersuchung über die Geschichte und Sprache der Albaner und Walachen, S. 177-238 ein Wortregister von 1070 albanischen Vokabeln eingerückt, welches er aus des Theodor Anastasius Kowalliotis, des Protopapa, oder vornehmsten Geistlichen zu Moschopolis in Makedonien, 1770 zu Venedig bey Antonio Bortoli gedruckten [...] entlehnst hat. — Hier muß ich noch gleichsam im Vorbeygehen melden, daß Franciskus Blandus ein Lateinisch-Albanisches Lexikon zu Rom 1635 herausgegeben, und daß Pietro Budi di Pietra Bianca eine Albanische Übersetzung des Bellarminischen Katechismus gemacht, die in der Druckerey der Congregation de propaganda zu Rom 1664 erschienen ist. Auch von ihm ist eine Grammatik von dieser Sprache vorhanden, die aber nebst den vorgemeldten Büchern sehr rar ist.
**Ich habe solche sowohl, als einen guten Theil dieser Nachrichten der schätzbaren Freundschaft des gelehrten und verdienstvollen Herrn Magister Daniel Cornides zu verdanken, der vor ungefähr fünf Jahren, selbst zu Herkofze war, und dem obige Wörter und Redensarten durch einen von der Congregation de propaganda dahin abgeordneten Missionär, einen Franziskaner aus Italien, Namens Pater Candido in die Feder diktiret worden.
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Eenti, Donnerstag; Epratti, Freytag; Eschtule, Sonnabend.
4. Namen einiger Thiere: Tyen, der Hund; Matz, die Katze; Kál, das Pferd, Ka, der Ochs; Lop, die Kuh; Ujk, der Wolf, Harusch, der Bär; Laff, der Löwe; Orlin, der Adler; Korb, der Raab; Pat, die Gans; Djet, der Hahn; Peschtsch, der Fisch. —
5. Namen der Gliedmaßen des menschlichen Leibes: Kruet, der Kopf; Ssü, das Aug; Vetula,die Augenbräune; Pentessneit, dieAugenschaalen; Wescha, das Ohr; Metie, das Gehör, Hunde, die Nase; Miekra, das Kinn; Bultschi, die Backen; Bal, die Stirne; Fatje, das Antlitz; Pertsche, die Hahre; Bus, die Lippen; Djuna, die Zunge; Tschieltza, der Gaum; Zeap, die Zähne; Tjafa, der Hals; Kapzeri, die Gurgel; Krahi, oder Dora, der Arm; Brüli, der Ellenbogen; Loni, die Elle der Ellenbogen; Schpina Dors, der obere Theil der Hand; Schplak,die flache Hand; Gischtja, der Finger; Djütüra, das Glied am Finger; Fua, der Nagel am Finger; Parmsat, die Brust; Brid, die Ribbe; Plonssi, der Bauch; Semra, das Herz; Buschkni, die Leber; Buschkni tebara, die Lunge; Bösa, der Hintern; Kar, das männliche Glied; Heret, die Hoden; Piss, die weibliche Schaam; Lescht, die Hahre an der Schaam; Koma, der Fuß; Kofscha, das dicke Bein; Djuni, das Knie; Gaschtajdjunit, der Knieapfel; Gischta tekoms, die Zähen am Fusse überhaupt; Gischtimat, die grosse Zähe; Fempra, die Ferse. —
6. Namen einiger Verwandtschaften: Niri, der Mensch; Trimm, der Mann; Grue, das Weib; Waitza, das Mägdchen; At, der Vater; Nonna, die Mutter; Bla, der Bruder; Ibiri, der Sohn; Ebbia, die Tochter. —
7. Einige Taufnamen: Iváni, Johann; Prel oder Tyetri, Peter; Páli, Paul; Dre, Andres; Ja-
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kovi, Jakob; Lulaschi, Lukas; Mara, Maria; Lisa, Elisabeth; Dil, Tekla; 0nyd, Anna. —
8. Theologische, und Schulsachen: Lumisot, Gott; Parisi, das Himmelreich; Drety, der Teufel; Peschkvia, die Hölle; Kischa, die Kirche; Frat, der Pfaff; Krütsch, das Kreuz; Mordja, der Tod; Wore, das Grab; Letter, das Buch; Slob, der Buchstab. —
9. Einige Speisen und Getränke: Buk, das Brod; Misch, das Fleisch; Tlüen, die Butter; Gyás, der Käs; Mola, der Apfel; Darda, die Birne; Kumbula, die Zwetschke; Kirschia, die Kirsche; Wen, der Wein; Piva, das Bier; Uj, das Wasser. —
10. Haus, und Hausgerähtschaften: Schtpia, das Haus; Soba, das Zimmer; Dera, die Thüre; Asztali, der Tisch; Stoli, der Stuhl; Schtrati, das Bett; Furumi, der Ofen; Brischk, das Taschenmesser; Fik, das Tafelmesser; Filuschke, die Gabel; Lug, der Löffel; Mascktek, die Schüßel; Schabbe, der Säbel. —
11. Farbenamen, nebst andern Beywörtern: Si, schwarz; bar, weiß; kuty, roht; mur, blau; ver, grün; kaltu, gelb; scheschkim, braun; ilgua, krank; schtosch, gesund; set, warm; stost, kalt; mir, gut; irun, schlimm; schum, viel; pak, wenig; schovt, kahl. —
12. Namen einiger Professionisten: Scholdat, der Soldat; Doctori, der Arzt; Moleri, der Maler; Sidari, der Maurer; Schuschteri, der Schuster; Schnaideri, der Schneider; Tischleri, der Tischler; Zimmermanni, der Zimmermann; Kovatsch, der Schmied; Weknari, der Weber. —
13. Allerley andere Benennungen: Tschielt, der Himmel; Dieli, die Sonne; Honna, der Mond; Ulini, die Sterne; Deti, das Meer; Ládja, das Schif; Uschtri, der Krieg; Pustohi, der Räuber; Ikmüe,der Narr; Kurva, die Hure; Mal, der Wald; Tedaschdun, die Liebe; Irenim, der Zorn; Katundi, das Dorf;
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Djutedia, die Stadt; Kral, der König; Kralitza, die Königinn.
14. Einige Redensarten: Milne Schtrascha, guten Morgen; Mili Proma, guten Abend; Tmile nat, gute Nacht; Se kej siet? Wie haben Sie geschlafen? Si je aje schtosch? Sind Sie gesund? Sie kien ajekjen schtosch? Warst du gesund? Kadar sotün! Gott Lob! Si ankjen sonya e sotnyija, a jon kien schtosch? schtosch kadar sotün! War die gnädige Frau, und der gnädige Herr gesund? Gesund, Gott Lob! Mil sere, willkommen; Ura e par, glückliche Reise! Kios schtosch! Lebe wohl! Sotün tavascht odene par! Gott gebe dir eine glückliche Reise! Un jes i puschtua, ich verbleibe ein Diener; Ti tyen! o du Hund! Ti imalkua! du verdammter Kerl! Schpormu süsch tmat dretyi! Hohl dich der Teufel! Sámot jetyen ne Herdel? Wie lang waren Sie in Siebenbürgen? Pakmot, eine kurze Zeit; Si tfon tü? Wie heißest du? Apongdo moa? Hast du mich lieb? Si song sae? Wie heißt man dieß? Di mir Clementischt, ich kann gut Klementinisch; ke diun makaona, diese Sprache liebe ich; fort makaona ket niri, ich habe den Menschen recht gern.
15. Einige Muster des Konjungirens: Un edoa, ich liebe; tin do, du liebest ; ave do, er liebet; na duam, wir lieben; ju doni, ihr liebet; atta duen, sie lieben, — Ein anderes: Un poha, ich esse; ti poha, du issest; au poha, er ißt; na poham, wir essen; ju pohanni, ihr esset; atta pohan, sie essen; un kongran, ich habe gegessen; ti kegran, du hast gegessen; au kagron, er hat gegessen; na kengron, wir haben gegessen; ju kenigron, ihr habt gegessen; atta kangron, sie haben gegessen. Un duame gran, ich werde essen; ti domegran, du wirst essen; au domegran, er wird essen; na doemegran, wlr werden essen; ju donimegran, ihr werdet essen; atta duonmegran, sie werden essen. — Noch ein anders: Un popi, ich trinke; ti popi, du trinkest; an
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popi, er trinkt; na popim, wir trinken, ju popinni, ihr trinket; atti popi, sie trinken. Un konpi, ich habe getrunken; ti kepin, du hast getrunken; au kapi, er hat getrunken; na kempi, wir haben getrunken; ju kennipi, ihr habt getrunken; atta kanpi, sie haben getrunken; Un duamepi, ich werde trinken; ti domepi, du wirst trinken; au domepi, er wird trinken; na doamepi, wir werden trinken; ju donimepi, ihr werdet trinken; atta duonmepi, sie werden trinken.
16. Das Vater unser: at ün tschi ie mb tschielt, Vater unser, der du bist im Himmel, schentenün kiofte enneni tat, geheiliget werde dein Name, art regenia jóte, zu uns komme dein Reich, ubaste volundeschia jote, dein Wille geschehe, sikuur mb tschielt, mb zee, wie im Himmel, also auch auf Erden, buken tank teper ditzimem eppna schode, unser täglichs Brod gieb uns heut, e enneana ndiei faitoresi tan, wie auch wir vergeben unsern Schuldnern, e moss ne le meram mb ato ketsch, und führe uns nicht in Versuchung, pro na largó se schketye, sondern erlöse uns von dem Uibel. Assto kiofte. Amen, oder von Wort zu Worte: Es geschehe also!
v. Windisch.