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ZUM GESAMTINHALT

Ungrisches Magazin, Band 3, Heft 1, Text 7 (S. 123-128)
Hrsg. von Karl Gottlieb Windisch
Preßburg, Löwe, 1783
Autor: o. N. (eventuell Daniel Cornides)
Zuordnung: Kulturgeschichte

Antwort auf die Preisfrage

(p123)

7. Auch etwas vom Drachenorden, nebst einer Preißfrage.


Ein Schreiben an den Heraugeber.

Sehr interessant ist das, Diplom, welches Sie vom Drachenorden dem ersten Stücke des zweyten Bandes Ihres Magazins auf der 115 Seite einverleibet haben; und es sollte wohl unsere Gelehrten aufmuntern, diesen schon in die Vergessenheit gekommenen Orden etwas genauer zu untersuchen. Deutsche, Italiäner, Franzosen, Nieder-und Engländer, nämlich Bernhard Justinian, Franz Menenius, Christian Gryphius, Joseph Michaeli, Honorius a St. Maria, Aubertus Miräus, Peter Beloius, Hieronymus Romanus, Adam Lonitzer, Hieronymus Megiser, Elias Ashmole, und besonders der gelehrte Johann Gottlob Böhme, haben dieses Fach bearbeitet.

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Sollten wir uns nicht schämen, daß uns die Ausländer vorgekommen sind? — Doch, wir könnten diese Schande noch ziemlich von uns ablehnen, wann wir ihre Fehler verbesserten! Denn, weder die Ursache, die zur Stiftung dieses Ordens Anlaß gab, noch das Stiftungsjahr und das Ordenszeichen, sind meines Erachtens richtig von ihnen bestimmet worden, vermuhtlich darum, weil sie den Prof. Böhme ausgenommen, den gleichzeitigen Schriftsteller Windeck, der zur Entwickelung dieses Knoten am meisten beygetragen hätte, nicht gelesen, und keine Urkunden, die bey uns noch sehr wenig im Gange sind, 1) bey Handen hatten. — Aber auf das Diplom zurück zu kommen, glauben Sie denn, daß der Drach mit dem rohten Kreutze auf dem Rücken, dessen in diesem Diplome Meldung geschieht, das achte Zeichen des Drachenordens gewesen sey? — Warum nicht? Andreas de Chap, war ja societatis Draconicae, oder Draconitarum Collega! — Das war er allerdings. Aber, lesen Sie nur, was darauf folgt: quaedam arma estendis, &c. — Nun, wann dieß das Ordenszeichen war, so möchte ich wohl gern wissen, was ihn bewegen hat, solches dem Könige vorzuzeigen. Kannte etwan Siegmund das Zeichen seines Ordens nicht? Das wäre doch lächerlich, da man es öffentlich, als ein Ehren-und Gnadenzeichen am Leibe trug!

So viel ich sehe, so kann hier das Arma, nichts anders bedeuten, als das Familienwappen, welches Andreas dem Könige vorgestellte, und ihn gebehten haben mag, solches mit neuen Zusätzen zu vermehren. Ich

1) Was haben wir denn bisher für Diplomatarien? Nikolaus Schmitt fieng an einige Bruchstücke herauszugeben; und Herr Karl Wagner, Kustos bey der Universitätsbibliothek zu Ofen, hat noch das Meiste von diesem Schrote in drey Bänden geliefert; aber ein vollständiges Diplomatarium werden wir wohl nie zu sehen bekommen! Man weis, was der gelehrte Piarist P. Dogiel in Pohlen erfahren hat!

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wette, daß wann man Ihnen eine vollständige Abschrift dieses Diploms mitgetheilet hätte, Sie finden würden, daß meine Muhtmassung nur allzugut gegründet sey. Ich selbst besitze fünf Abschriften von dergleichen Diplomen, die zu Kostnitz, eben in dem 1418ten Jahre datirt sind, und in welchen Siegmund die Familienwappen verschiedener Ungern theils erneuert, theils mit Zusätzen bereichert hat; und überall steht dieselbe, oder eine ähnliche Formel, ostendit, praesentavit, exibuit nobis arma &c. nach dem gewöhnlichen Diplomenstyl. 2) Was konnte aber die Ursache so vieler in Kostnitz ertheilter Wappenerneuerungen seyn? Ich will rahten. — Man weis, wie viele, aus dem Ungrischen Adel den Kaiser Siegmund dahin begleitet haben; man weis auch, mit welchem Gepränge verschiedene Nationen bey dem Koncilio daselbst erschienen sind; und man darf nur das Conciliumbuch, geschehen zu Constenz, darinnen man vindet, wie die Herren geistlich und weltlich eingeritten sind, u. welches zu Augsburg in den Jahren 1483, und 1536 herauskam, aufschlagen, um die Länder-Nationen-und Familienwappen zu sehen. Dieser prächtige Aufzug hatte unfehlbar die gegenwärtigen Ungern angespornt, ihre Wappen erneuern, und mit neuen Zierden vom Könige bereichern zu lassen. So gar die Ofnerische Universität hat ihr eigenes Wappen erst 1413. daselbst erhalten.—

Zu dieser Gattung rechne ich nun auch das Wappen des Andreas de Chap, in welchem wie es die Abbildung, die ich vor mir habe, klar zeiget, nicht sowohl ein Drache, als eine Schlange, schier wie in dem Bethlenischen und Kunischen Schilde, in die Runde ge-

2) Eben dieser Redensart gebrauchten sich auch unsere Könige, wann sie die Privilegien ihrer Unterthanen bestätigten: exhibuit, oder praesentavit nobis quasdam litteras, &c.  Andreas de Chap müßte also vom K. Siegmund begehret haben, daß er ihm sein Ordenszeichen bestätige. — Wieder lächerlich

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schlungen, zu sehen ist. — Weit anderst sah der Siegmundische Ordensdrache aus. Windeck nennt ihn einen Lindwurm: wann dieser so gestaltet war, wie ihn das erste Königliche und authentische Siegel des Siegmund auf der Rückseite vorstellet, so mußte er auch beflügelt gewesen seyn. Nebst diesem ward das Siegmundische Kreutz, nicht in den Rücken des Drachen geprägt; sondern der Drach hieng, nach Windecks Berichte vom Kreutze herab, mit der qwer über eingegrabenen Schrift: o quam misericors est Deus; und justus & pius. Andere setzen noch hinzu: der Drach sey umgestürzt, mit niedergeschlagenen Flügeln, an einer doppelten goldenen Kette, oder, wie noch andere meynen, an einem grünen Bande gehangen. Den Drachen ohne Kreutz gab Siegmund den Ausländern, den Inländern aber mit demselben. Der Ritter waren nie mehr, als vier und zwanzig. — Aus diesem allen kann man sicher schließen, daß der Chapische Drache nichts weniger als das Zeichen des Drachenordens gewesen sey.

Ich könnte diesem noch etwas vom Ordenshabite, und von der Art die Ritter einzukleiden beyfügen, aber ich würde zu weitläufig werden, und diese wenigen Anmerkungen zu Ihrem Drachendiplome, mögen unsern Gelehrten Anlaß geben, diesen Stof weiter zu bearbeiten. —

Weil nun eben von dem Ungrischen Drachenorden die Rede war: so erlauben Sie mir, daß ich unsern Gelehrten eine Preisfrage, die in das Vorige ziemlich einschlägt, hier aufgeben darf. — Als ich vor einem Jahre die Ofnerische Universitätsbibliothek besuchte, und der Kustos derselben, Herr Schönwisner, der durch sein Laconicum Caldarium und Romanorum iter per Pannoniae ripam, sich bey den Ausländern so viele Achtung erworben hat, mir manche Seltenheiten, aus dem Münzkabinett wies, erblickte ich neben dem Kästchen ein Stück, das meine Neugierde besonders reitzte, und da ich die Erlaubniß erhielt, solches genauer, zu betrachten, auch

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verschiedene Zweifel in mir erregte. Ehe ich sie aber unsern Gelehrten vorlege, will ich das Stück so viel es mir möglich ist, auf das Genaueste beschreiben; denn, es abzeichnen zu lassen, blieb mir keine Zeit übrig. — Es ist aus Aerz von erhabener, noch sehr roher Arbeit. Die Form ist rund, nur daß das Haupt der stehenden Person, und beyde Aerme über die Rundung hinaus ragen. Daß diese einen König vorstelle, bewahrt nicht nur die Inschrift, die ich bald ansführen werde, sondern auch die ziemlich kennbaren Merkmaale einer Krone. Andere Königliche Zeichen aber, als Zepter und Weltkugel mangeln; an statt dieser aber hält der rechte Arm ein Beil, das der zu Rom üblich gewesenen Bürgermeisterlichen Securis ziemlich ähnlich sieht: der linke hingegen etwas, das einem Hammer gleichet, denn ein Königsstab ist es gewiß nicht. Das Kinn ist dickbärtig, die Kleidung durchaus geharnischt, das Paludament ausgenommen, welches vom Halse spitzig abläuft. An der rechten Seite sieht man unter dem Arme einen senkrecht stehenden Dolch, linkerseits aber die Hälfte eines gestreiften Schildes. — Noch eins: der Kopf ist rückwerts hart an der Krone durchgebohrt; ein sicheres Zeichen, daß dieses Stück zum Tragen verfertiget worden. Man sieht auch, wiewohl sehr zweifelhafte Merkmaale einer Vergoldung. — Die Inschrift endlich ist in Römischen Quadratbuchstaben, und nur das E ist gerundet, desgleichen doch in alten Steinschriften öfters vorkömmt. Hier ist sie: ANDREAE REGIS FLORE ----- IMEN HONORIS. Den leeren Raum, wann andern nichts Bessers einfällt, würde ich also ersetzen: FLORET MVNIMEN. Nun fragt sichs: ob das munimen bonoris, auf einen Ritterorden, oder nur auf die Königliche Leibgarde passen kann, und soll? Wann jemand das Letztere vermuthet, so rahte ich ihm, daß er sich nicht viel damit schleppe; sollte aber wer aufs Erste verfallen: so bin ich begierig zu wissen, welcher aus dreyen unserer Könige die den Namen An-

(p128)

dreas führten, der Ordensstifter war? Auf dieß kömt hauptsächlich die Frage an; und der, welcher, der Wahrscheinlichkeit am nächsten kömmt, soll den Preis haben! - In was soll aber dieser bestehen? - Im Beyfalle aller patriotischen, vielleicht auch auswärtiger Gelehrten; — und von mir soll er ein seltenes Buch, wornach die Gelehrten ohnehin sehr lüstern sind, erhalten. Mehr vermag ich, itzt nicht. Wollte er aber durchaus mit Gelde belohnt seyn, so mag er es von dem Verleger dieses, Magazins fordern. Und sollte dieser Schwierigkeit machen: so können Sie mein lieber Herr Herausgeber, auch etwas beytragen. Dieses denke ich, sey der näheste und sicherste Weg, den Preißgewinner, mir vom Halse zu schaffen. — —
Topic revision: r23 - 26 Sep 2012, KatalinBlasko
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