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ZUM GESAMTINHALT
Ungrisches Magazin,
Band 4, Heft 4, Text 31 (S. 498-501)
Hrsg. von
Karl Gottlieb Windisch
Preßburg,
Löwe, 1788
Autor: o.N.
Zuordnung:Geschichte
Lebensgeschichte des Johann Sambucus 1
Lebensgeschichte des Johann Sambucus 2
(p498)
31. Auszüge aus Briefen.
1. Nachtrag zur Lebensgeschichte des Johann Sambucus.
Im ersten Bande Ihres Magazins, wo sie in der zwoten Note S. 417. der Wittwe dieses berühmten Mannes erwähnen, gestehen Sie es sehr freymüthig, daß es Ihnen unbekannt sey, ob Johann Sambucus mit ihr Kinder gezeuget habe. Dieses nimmt mich nicht Wunder; da uns die einheimischen Schriftsteller überhaupt noch sehr wenig vollständige Biographien von unsern Gelehrten geliefert haben; und wenn uns nicht ein Ausländer, dazu noch ein
Schmalkalder ausgeholfen hätte, so würden wir wohl schwerlich etwas von dem Sohne des Sambucus gewußt haben. —
Nikolaus Florus,*) der anfänglich zu
Meseriz in
*) Er hieß vermuhtlich Blum, und veränderte seinen Namen, nach der damaligen Mode der Gelehrten, in Florus
(p499)
Mähren, hernach zu Wien, und endlich zu
Kremnitz in Ungern, Schulrektor war, hat uns in einem Werkchen, das er unter dem Titel:
Carmen elegiacum de tristissimo lapsu generis humani, & laetissima nativitate Jesu Christi, Domini Redemptoris & Immanuelis nostri unici, zu Wien bey Stephan Kreutzer 1584. in 4. herausgab, das Gedächtniß von dem Sohne des Sambucus aufbewahret. — Gleich zu Anfange der Zuschrift an seine adelichen Schüler, heißt es: Stemmatum ac ingeniorum nobilitate, simul ac morum integritate conspicuis adolescentibus,
Georgio Andreae ab Oberhaimb,
Joanni Bernhardo a Mamming, Johanni Sambuco filio, &
Alexandro Brassicano, generosorum ac amplissimorum virorum filiis, discipulis & amicis suis dilectissimis. Und gegen das Ende: Tibi quoque Johannes Sambuce, tibique Alexander, qui in primo aetatis flores specimen ostenditis, &c.Viennae Austriae, initio anni 1584. Nicolaus Florus, Smalchandensis.
Sambucus hatte also einen Sohn, der seinen Taufnamen führte, und im Jahre 1584, eben als der Vater starb, in der ersten Blüte war, und die schönste Hoffnung von sich blicken ließ. — Mehr weiß ich von ihm nicht; es ist mir auch
der junge Brassikanus, dessen hier erwähnet wird, völlig unbekannt. Auch dem gelehrten
Denis, dem f. k. Rahte und Vorsteher der
Garellischen Bibliothek am
Theresianum, dem wir sehr viele noch unbekannte Anekdoten von Ungrischen Gelehrten zu verdanken haben, und der von den Brassikanern in der
Wienerischen Buchdruckergeschichte ausführlich gehandelt hat, ist dieser Brassikanus, so viel ich mich besinne, entgangen. Vielleicht war er ein Sohn des
Johann Ambrosiius Brassikanus, von dem belobter Herr Raht Denis im erstbemeldten Werke S. 265- Meldung macht. --
(p500)
Georg Szathmári ward in
Kaschau von adelichen Eltern geboren, und hatte sein Glück nicht sowohl seinen Ahnen, als seinen Verdiensten zu verdanken. Seine frommen Eltern verwendeten den größten Theil ihres Vermögens zu seiner Bildung; und zum Beweise ihrer Andacht, bauten sie eine Frauenkapelle in der grossen Pfarrkirche, die noch itzt stehet. — Die Gelehrsamkeit unsers Szathmári wird von dem
Ursinus Velius, seinem Zeitgenossen, und von dem
Stephan Taurinus, lib. V. seiner
Stauromachieae gerühmt. Seine Fähigkeit aber krönte der Ungrische König
Wladislaw der Zweyte, mit dem Bischthume von
Fünfkirchen, und im Jahre 1497. mit der Würde eines Kanzlers. In diesem Amte vergaß er seiner Vaterstadt nicht, er versäumte vielmehr keine Gelegenheit, ihr Gutes zu thun. Denn die uralte St. Michaelskirche erweiterte er auf eigene Kosten, und
übertrug der Stadt das Patronatsrecht auf die
Jooser Probstey, die ihm von besagtem Könige verliehen ward. Dieses bezeuget die Bulle des Pabstes
Julius II. vom 8ten Februar 1511, die sich in dem Stadtarchive befindet. Dieses Recht behauptete Kaschau bis zu der unglücklichen
Schlacht bey Mohátsch, nach welcher alles in Zerrüttung kam. Im Jahre 1508 stellte die Stadt den dasigen Pfarrer, Magister
Paul von Jassov zum Probste vor; nach dessen Tode, welcher 1515. den 23ten November erfolgte, den
Gregorius von Karatsond, und 1521. den
Bruder Valentin. Mittlerweile ward Georg
(p501)
Szathmári in eben dem Jahre 1521. von dem
Fünfkircher Bischthume zum
Primas des Reichs und Erzbischofe von Gran, durch den König
Ludwig den Zweyten erhoben, und aller der ihm vom
Verböz auf der
Versammlung zu Hatwan angethanenen Beleidigungen ungeachtet, behielt er seine Würde bis zum Jahre 1524, in welchem er den 7ten April zu
Ofen seinen Geist aufgab.
Im Sommer des Jahres 1783. fand man zwey marmorne Denkmaale, welche sich auf seinen Adel, und das geführte Wappen beziehen, und die ich Ihnen hier mittheile:
Georgius Szatmár
Lilia bina rosis totidem conjuncta gerebam;
Rex dedit auratum, Corvinus & ipse leonem.
MCDLXXXXXVIII.
Sollte Ihnen mit der Bulle des Pabstes
Julius des Zweyten, der ich in meinem Schreiben gedacht habe, gebienet seyn; so kann ich Ihnen eine Abschrift davon mittheilen.