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Zeitschrift von und für Ungern

Hrsg. von Ludwig Schedius
Pest, Patzko, 1802

Band 1, Heft 2

I. Abhandlungen und kürzere Aufsätze

Text 6 (S. 219-221)
Autor: Ludwig Schedius
Zuordnung:

(P219)

6. Ueber die älteste Druckschrift in ungr. Sprache.


Unsere Literatoren scheinen es bisher als eine entschiedene Sache angenommen zu haben, daß die von Benedict Komiáthi verfertigte ungrische Uebersetzung der Briefe des Apostels Paulus, die zu Krakau im Jahre 1533 bey Hieronymus Dietor im Druck erschien, das älteste in dieser Sprache gedruckte Buch sey, welches wir aufzuweisen hätten. In der That mußte es auch, nach dem Zustande der ungrischen Literatur und Sprache in der letzten Hälfte des XVten, und im Anfange des XVIten Jahrhunderts, sehr wahrscheinlich seyn, daß man ungrisch geschriebene Bücher nicht früher angefangen haben mochte drucken zu lassen. —

(P220)

Hr. Prof. Beluay hat zwar in seiner vor drey Jahren herausgegebenen Historia literarum bonarumque artium in Hungaria. Viennae, Poson. Cass. & Pest. 8. Seite 82. f. ein gedrucktes ungr. Buch von einem älteren Datum angezeigt, nämlich: Stephan Székely az kereszténségnek fundamentomáról vaIó tanuság, (d. h. Unterricht von dem Fundament des Christenthums), welches zu Krakau 1528. 8. gedruckt seyn soll, so wie auch ebendesselben Bfs. Sammlung geistlicher Lieder in ungr. Sprache. Allein diese Angabe gründet sich auf eine Stelle in des verdienstvollen Memoria Hungarorum &c. III. 347, wo durch einen offenbaren Druckfehler die Jahrzahl MDXXVIII, statt MDXLVIII steht. Durch Vergleichung von H. M. (oder Rotarides) lineamenta historia hung. literariae &c. p. 26 und 31 und Párizpápai rudus redivivum ad a. 1531. und andern, konnte der Druckfehler leicht beobachtet werden.

Indessen hat doch bereits im Jahre 1794. der fleißige, für unsere Literatur zu früh verstorbene Pfarrer von Jegenye in Siebenbürgen, Hr. Anton Bartalis, in seiner Notitia Parochiae Jegenyensis. Claudiopoli. 8. eine sehr merkwürdige Anzeige gemacht, die für die Geschichte der ältesten ungrischen Drucke nicht ohne Interesse ist. Er sagt nämlich S. 122. in der Anmerkung b): Possidemus orationem & cantilenam de inventione dextrae S. Regis Stephani idiomate Ungarico Norimbergae Anno MCCCCLXXXIV editam. Oratio ae est, quae Latine hac die (nämlich 30 Maii, wo die Auffindung der rechten Hand Königs Stephans des Heiligen nach dem alten Missali, welches die Jegenyer Pfarre besitzt, gefeyert wurde) dicitur. Cantilena sic incipit:

O deucheoseges zenth iob keez, mel'et magiar ohaitua neez draagha genche neepeunknec, nag' eoreome ziueunknec. & c.

(P221)

Perperam itaque tribuitur cantilena haec cl. Viro Soc. Jesu Sacerdoti Francisco Faludi an. MDCCIV nato. Horányi pag. 661. Tom. 1.-

Nach diesem, wie es scheint, sehr glaubwürdigen Datum, hätten wir also wenigstens ein Gebet mit einem Liede in ungrischer Sprache gedruckt schon vom J. 1484 aufzuweisen: welches nun gewiß die älteste ungrische Druckschrift ist. Die Eristenz dieses Werkchens läßt sich aber um desto weniger in Zweifel ziehen, da Bartalis seine Anzeige ohne allen Rückblick auf die Frage wegen der ältesten ungrischen Drucke, also ohne Partheylichkeit gemacht hat; da er sie auch durch Anführung eines Verses daraus bekräftiget; und da endlich von dieser oratio und cantilena eine Menge Abdrücke und neuere Ausgaben vorhanden sind, in denen zwar eine veränderte Orthographie beabachtet worden ist, die sich aber alle auf jene Original-Ausgabe beruffen, deren Jahrzahl sie jedoch meist 1448, vermuthlich durch einen Druckfehler, statt 1484 angeben. Die neueste Ausgabe dieses Gebetes und Liedes hat den Titel: Rövid tudósítás, ájtatos imádsággal és énekkel együtt Sz. Istvánnak Magyar-Ország elsö Apostoli Királynak ditsöséges jobb-kezéröl, mellyet Fels. és Apostoli Királyné Mária Theresia Asszonyunknak különös buzgósága Ráguzából Hazánkba viszsza-hozott, és Budán az Udvari Templomban közönséges tiszteletre ki-tett. Budán, nyomt. Landerer Katalin 1797. 1/2 Bogen 8. Die Ueberschrift des Gebetes lautet so: Sz. István Király ditsöséges jobb-kezének meg-találásáról való régi, és még 1448-dik esztendöben Norimbergában nyomtatott imádság. (d.h. Ein altes und schon im J. 1448 zu Nürnberg gedrucktes Gebet von der Auffindung der glorreichen rechten Hand des h. Stephans).-

Schedius.
Topic revision: r6 - 21 Jul 2011, LindaBartalova
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