Bl\xE4ttern:
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VII. Von dem traurigen Ende des Siebenb\xFCrgischen F\xFCrsten Johann Kem\xE9ny.
Nach dem Tode des
Achatius Bartschai, suchte
Johann Kem\xE9ny die W\xFCrde eines F\xFCrsten von
Siebenb\xFCrgen, die ihm dieser nach seiner R\xFCckkunft aus der tatarischen Gefangenschaft selbst angetragen hatte, und
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dazu er auch zu Anfange des 1661igsten Jahres in
Sz\xE1sz R\xE9gen ordentlich erw\xE4hlet worden, aus allen Kr\xE4ften zu behaupten. Mit dieser Wahl waren die T\xFCrken nicht zufrieden, sie suchten seine Absichten zu vereiteln, und zwangen ihn nach
Szatm\xE1r zu fl\xFCchten. Ihre V\xF6lker lagerten sich daher zwischen
M\xE1ros-V\xE1s\xE1rhely und
Radnoth, wohin
Michael Apaffi berufen, und wider alles Vermuhten zum F\xFCrsten f\xF6rmlich erkl\xE4ret ward. — Sobald Kem\xE9ny dieses erfuhr, lie\xDF er seine versammelten V\xF6lker aufbrechen, und r\xFCckte an der Spitze derselben durch das
Reu\xDFel nach
Nagy-Sz\xF6l\xF6s, (Gro\xDF-Ailisch) wo er sein Lager aufschlug. Ruhig setzte er sich mit seinen Generalen zur Tafel, da mittlerweile der t\xFCrkische Befehlshaber
Kutschuk Bascha mit einer Anzahl von beyl\xE4ufig 5000 Mann nach gedachtem
Sz\xF6l\xF6s eilte. Da sich die Kem\xE9nyischen V\xF6lker dieses Auftrittes gar nicht versehen hatten, so wurden sie von den daher brausenden T\xFCrken zerstreuet und gr\xF6\xDFtentheils zusammgehauen. Sogleich bestieg
Kem\xE9ny sein Pferd und suchte seine V\xF6lker in Ordnung zu bringen; aber es war alles
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bet\xE4ubt und von einem panischen Schrecken eingenommen. Diesen schrecklichen Zustand vermehrte das Ungl\xFCck, da\xDF der F\xFCrst mit seinem Pferde st\xFCrtzte 1) und seinen Geist aufgab. 2) Und nun suchte sich jedermann durch die Flucht zu retten.
1) Der Sohn des F\xFCrsten Simon Kem\xE9ny rettete sich gl\xFCcklich durch die Flucht, und f\xFChrte das Pferd welches seinen Vater bey dem Uiberf\xE4lle im St\xFCrzen unfehlbar abgeworfen hatte, und den fl\xFCchtigen nachgelaufen war, mit sich nach Aranyos-Megyes, wo sich die F\xFCrstinn seine Mutter damals aufhielt. Man verschwieg ihr zwar den Tod ihres Gemahls, sie erfuhr ihn jedoch nur gar zu bald; und man sagt, da\xDF sie ihren Schmerz zu lindern, dieses Pferd habe erschie\xDFen lassen.
2) Das Mehrere von der Geschichte dieses Ungl\xFCcklichen F\xFCrsten kann man beym Johann Bethlen in seinem Comment. de rebus Transilvanicis, und seine selbst in ungrischer Sprache geschriebene Erz\xE4hlung seiner Schicksale nachlesen. Der vortrefliche ungrische Poet Stephan Gy\xF6ngy\xF6si hat das traurige Ende dieses F\xFCrsten in seiner Muttersprache \xFCberaus r\xFChrend beschrieben.
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Etliche Tage nach der Schlacht verkauften die T\xFCrken ihre Beute, die meist in Kleidungsst\xFCcken bestand. Unter diesen befanden sich auch die Kleider des ungl\xFCcklichen F\xFCrsten, welche
Apaffi kaufte und in
Fogarasch zum Andenken aufbewahren lie\xDF. Er gab sich auch alle M\xFChe, den K\xF6rper desselben zu erhalten, dem er ein standesm\xE4\xDFiges Begr\xE4bni\xDF zu halten gesonnen war; allein alle K\xF6pfe waren von ihren Leibern getrennet und diese der Kleider beraubet, daher auch alles Suchen vergebens war.
Auf der Stelle wo
Kem\xE9ny mit dem Pferde gest\xFCrzet seyn soll, befindet sich noch itzt eine Denkss\xE4ule, deren Inschrift aber ganz verdorben worden; und ungef\xE4hr achtzig Schritte von derselben zeigt sich ein H\xFCgel der die Erschlagenen decket. Auf demselben stand ein Leichenstein, der aber itzt etwas davon entfernt in der Erde liegt. Die Inschrift desselben ist durchaus zerkratzt und meist unleserlich gemacht worden. Vermuhtlich haben sie die Misvergn\xFCgten aus Rache verdorben, weil dieser F\xFCrst immer gut kaiserlich gesinnt war. Indessen kann
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auf besagtem Steine noch folgende gebrochene Worte lesen: 3)
Hoc Tumulo promiscua Cadaverum strage
pleno jacet
Generosus et magnae spei Juvenis
Johannes Petrityevith de Sz\xE9plak
Qui infausto bello civili
quod gestum inter duos Principes
Joannem Kem\xE9ny et
Michaelem Apaffy
Copiis Turcarum munitum
Robustiorem cum Joanne Kem\xE9nyio
Acie occubuerunt
A. D. MDCLXII. Die
vero Jan XX III.
3) Die Kursiv-Buchstaben sind ganz ausgel\xF6scht.
v. W.