Bl\xE4ttern:
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XXVII.
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Beschlu\xDFder nat\xFCrlichen Geschichte der Wespen.
Austheilung der Nahrung geschiehet allezeit mit ungemeiner Ordnung von den M\xFCttern, welchen die Maulesel die M\xFChe zuweilen erleichtern. Man findet in dem innersten Theile einer jeden Zelle ein kleines Ey, das mit einer klebrichten Materie umgeben ist, damit es nicht fallen m\xF6ge. Die Mutter geht \xF6fters in dieselbe, und bringet ohne Zweifel eine gelinde W\xE4rme dahin, das Ey auszubr\xFCten. Aus selbigem kriecht endlich ein W\xFCrmchen hervor, das mit aller Sorgfalt verpfleget, gen\xE4hret, und mit der Zeit so gro\xDF und dick wird, da\xDF sein runder K\xF6rper das ganze Beh\xE4ltni\xDF einnimmt. Sobald das M\xFCtterchen von den Mauleseln ihre zugebrachte Nahrung empfangen und
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zerst\xFCckt hat, gehet es von einer Stelle zur andern, um einem jeden Wurm die Speise in ganz gleichen Theilen in den Mund zu legen, au\xDFer, da\xDF den grossen W\xFCrmern, welche Weibchen oder M\xE4nnchen werden sollen, \xF6fter etwas gegeben wird.
Alle in den Zellen ausgebr\xFCtete W\xFCrmer h\xF6ren nach einer gewissen Zeit auf, den M\xFCttern zur Last zu seyn. Sie essen nicht mehr, und fangen an aus ihrem Munde eine sehr feine Seide zu spinnen, wovon sie das eine Ende an den Eingang ihrer Zelle leimen; darauf bewegen sie ihr Haupt von einer Seite zur andern, und heften diesen Faden an unterschiedenen Orten an, bis sie durch vieles Hin - und Hergehen ein d\xFCnnes Gewebe machen, womit die Th\xFCr verschlossen ist. Nachdem sie sich also selbst eingesperret, legen sie ihre Haut ab: der Wurm verwandelt sich in ein gewisses Eulchen; das allm\xE4hlig seine F\xFC\xDFe und Fl\xFCgel loswickelt, und unvermerkt die Farbe und Gestalt einer vollkommenen Wespe \xFCberk\xF6mmt. Die Wespe bleibet in diesem Zustande nicht l\xE4nger, als 12, h\xF6chstens 14. Tage, und hilft sich selbst aus ihrer Zelle, sobald solche verlaufen sind. Alsdann erscheinet sie
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Anfangs mit einem H\xF6rne, und nachher mit zweyen: Bald daraufsieht man einen Fu\xDF; der Kopf zeiget sich; der Leib erweitert die Oeffnung, und endlich k\xF6mmt eine wohlgestaltete Wespe zum Vorscheine, die ihre kleinen Fl\xFCgel, die noch ganz na\xDF sind, mit den Hinterbeinen so lange streichelt, bis sie trocken werden. Damit schwinget sie sich mit andern Wespen in die Luft, und lernet sogleich mit ins Feld und auf den Raub gehen. Der Maulesel suchet Beute, so bald er seine Lage verlassen; das M\xE4nnchet hingegen bringet die ersten Tage mit Spielen zu. Die Weibchen besorgen augenblicklich die Haushaltung, und kommen nie aus der Wohnung. Alle schwere Arbeit lieget den Mauleseln ob. — Die Wespen schaffen keinen Vorraht auf den Winter an, sie sorgen sogar nicht f\xFCr den andern Morgen. Sobald die erste K\xE4lte einbricht, t\xF6dten die M\xE4nnchen und Weibchen ihre Jungen, gegen welche sie doch sonsten eine so grosse Z\xE4rtlichkeit bezeugen. Eyer, W\xFCrmchen, Eulchen, ganze Wespen, ihre eigene Zellen, alles wird zernichtet und zerst\xF6ret. Denn sie wollen sich mit unn\xFCtziger Arbeit nicht beladen, weil sie wohl merken, da\xDF sie nicht Zeit genug
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haben, ihre Jungen zur Vollkommenheit zu bringen. Wenn die Sonne scheinet, fliegen sie noch wohl aus, aber ihre Freude ist dahin, sie sind traurig, und zerstreuen sich, jede verbirgt sich, und sucht Schutz f\xFCr der K\xE4lte, wo sie kann. Diejenigen, die in dem Neste bleiben, bringen den Winter zu, ohne Nahrung zu haben oder zu suchen. Der Frost macht sie starr, oder t\xF6dtet sie gar, und oft bleiben von 8. bis 9000. Wespen, die in einem Neste waren, kaum 2, oder 3 M\xFCtter \xFCbrig.
Auch diese kleine Anzahl M\xFCtter wird das Geschlecht erhalten, Ihre Fruchtbarkeit ist so gro\xDF, da\xDF eine einzige Wespe das folgende Jahr einen ganzen Schwarm hervorbringen kann. Sie bauet in einem hohlen Baume, oder in dem Loche einer Mauer, 2, oder 3 Zellen, die wie ein Strau\xDF zusammengef\xFCgt, und am Ende mit einer klebrichten Materie an der Mauer befestiget sind. Dahinein legt sie 2. Eyer, aus welchen Maulesel werden, denen sie die Nahrung suchet. Die beyden W\xFCrmchen essen sich satt, fangen nach einigen Tagen an zu spinnen, und machen ihre Th\xFCren zu. Und also sind schon 2. Kinder versorgt. Die Mutter bauet darauf
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2. andere Zellen, und wahrend der Zeit, da\xDF die neuen Eyer, welche sie darein gelegt, auskommen, und die Jungen so gro\xDF werden, brechen die beyden Maulesel ihre Th\xFCren auf, und fangen mit ihrer Mutter an zu arbeiten. So bestehet die Gesellschaft schon aus dreyen. Vierzehn Tage darauf wird sie durch die beyden andern verst\xE4rkt; die Zellen mehren sich von Tage zu Tage: die Mutter leget da hinein erstlich ein Ey, daraus ein M\xE4nnchen, und hernach ein anderes, daraus ein Weibchen werden soll. Das M\xE4nnchen, das zum Vorscheine k\xF6mmt, wird der Vater, und das Weibchen die Mutter. Wenn im Anfange des Maymonats zwo M\xFCtter vorhanden sind, so sieht man deren nach drey Wochen 50, und diese 50 sind im Stande, noch vor dem
Weinmonate mehr als 10000. Wespen hervorzubringen. Man wartet nicht, bis die Familie so stark geworden, um die Wohnung zu erweitern. Nachdem die M\xFCtter, die den Winter \xFCberstanden, auf erstgemeldete Art unterschiedene kleine Republicken angerichtet, und jede besonders bev\xF6lkert haben, so sammeln sie sich von allen Ecken, und suchen sich einen beqwemen Ort zu einer gro\xDFen Wohnung
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aus, die sie mit der zu Anfange beschriebenen Kunst und Ordnung zuzubereiten wissen.
Mittel, ein entstandenes Feuer zu l\xF6schen.
Dieses Mittel wird f\xFCr sehr wirksam angegeben, und verdienet daher bekannter gemachet zu werden. Sobald eine Feuerspritze gebraucht werden kann, sch\xFCttet man 5. bis 6.
Pfund gepulverisirte Pottasche in das Wasser, welches verspritzet werden soll, und so f\xE4hrt man mit Zusch\xFCttung der Pottasche fort; wobey man aber in Acht nimmt, da\xDF man es nicht gegen Mauerwerk verschwende, sondern auf solches Holzwerk spr\xFChe, das eben anfangt, anzubrennen. Leidet es die Zeit, so kann man eine beliebige Menge Pottasche, in einen mit Wasser siedenden Kessel sch\xFCtten, und so bald sie zergehet, welches in wenigen Minuten erfolget, oft einen Eimer voll von solchem Wasser in die Spr\xFCtze sch\xFCtten. Alles brennende Holzwerk,
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das damit bespr\xFChet wird, wird so gel\xF6schet, als wann es in Wasser getaucht w\xE4re, und wird an der gel\xF6schten Stelle nicht wieder anbrennen.
Ein Paar Anekdoten von dem gelehrten Hermann Conring.
Conring war von Person sehr klein, und unansehnlich, welches zu folgen dem lustigen Zufalle Gelegenheit gab. Die
K\xF6niginn Christina lie\xDF ihn nach Schweden kommen, und zur ersten Audienz, die sie ihm gab, in ihrem eigenen Wagen mit sechs Pferden abholen. Conring, der den Kutscher vor seinem Quartiere lange warten lie\xDF, erregte den Unwillen dieses Mannes, der indessen mit seinen Schm\xE4hungen noch zur\xFCcke hielt, weil er einen sehr vornehmen und ansehnlichen Mann abzuholen vermeynte. Da nun aber der kleine, und \xFCbelgewachsene Conring, in einer nichts weniger als pr\xE4chtigen Kleidung sich in den Wagen setzte, hatte ihn der Kutscher lieber wieder herausgejagt, weil
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er nicht begreifen konnte, da\xDF derselbe ein Mann von solcher Wichtigkeit w\xE4re, auf welchen ein Kutscher mit sechs Pferden, eine ganze Stunde warten m\xFC\xDFte.
Man sagt auch, da\xDF Conring bis weilen ziemlich zerstreut gewesen, und da\xDF er einst in einer Gesellschaft, wo Taback geraucht ward, und eine vor nehme Dame sich neben ihn gesetzt hatte, um seinen Gespr\xE4chen zuzuh\xF6ren, den Finger dieser Dame anstatt des Tabackstopfers ergriffen, und damit in die brennende Pfeife gefahren sey.
Die entschlossene Antwort.
Einem griechischen Generale ward, da er eben im Begriffe war, die zahlreiche Armee des
Xerxes anzugreifen, gemeldet, da\xDF die Feinde bereits anr\xFCckten, und da\xDF ihre Pfeile so h\xE4ufig fl\xF6gen, da\xDF die Sonne davon beynahe verdunkelt w\xFCrde. Gut, antwortete er, so werden wir im Schatten fechten !
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