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VII.

(P49)

Einige Betrachtungen \xFCber die Traurigkeit, und die Freude.

Aus den Variet\xE9s Histor. Phys. & Litt.

Viele Aerzte glauben, da\xDF auch selbst die bittersten Tr\xE4hnen der Gesundheit zutr\xE4glich sind, und da\xDF nichts so gute Dienste thut, das Gehirn zu reinigen, sonderlich in den ersten Jahren. Ich habe irgendwo gelesen, da\xDF die Indianer eine Art von Nesseln gebrauchen, womit sie die kleinen Kinder schlagen, um sie zum Weinen zu bringen. Das h\xE4lt man bey ihnen f\xFCr gesund, indem es die Feuchtigkeiten, die sich in dem Kopfe sammeln, abziehet.

Die Aerzte haben auch angemerket, da\xDF das viele Schw\xE4tzen der Gesundheit nicht zuwider ist. Sie glauben vielmehr, es trage nicht wenig zu einer guten Gesundheit bey, und diene statt einer

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starken Bewegung. Die Personen, die viel reden, wie es bey den Frauenzimmern oft gehet, haben weniger Bewegung nohtig, sich wohl zu befinden, als andere, in welchem St\xFCcke die Natur wundernsw\xFCrdig zu seyn scheinet. Die Prediger, die Sachwalter, und selbst die Comodianten, die laut, und oft hefftig reden, sind gemeiniglich bey sehr guter Gesundheit, und erlangen eine gute Natur. Sie entladen sich durch das Reden einer unendlichen Menge von b\xF6sen Feuchtigkeiten, die sonst Verschiedene Krankheiten verursachen k\xF6nnten. —

Man liest, da\xDF der ber\xFChmte Maler Zeuxis, der die V\xF6gel durch die Trauben von seinem Pinsel, so wohl zu betrugen wu\xDFte, eine alte Frau auf eine l\xE4cherliche, und sonderbare Art gemalt hatte, und diese Figur so nat\xFCrlich, und so lustig befand, da\xDF er so hejftig, und so lang dar\xFCber lachte, bis er davon starb. Man sagt auch, da\xDF dem Maler Verrius ein \xE4hnlicher l\xE4cherlicher Zufall das Leben gekostet habe. Julia starb f\xFCr Freuden, da sie ihren Sohn umarmte, von dem sie geglaubt hatte, da\xDF er in der trasimenischen Schlacht geblieben sen. Chrysippus starb f\xFCr Lachen, als er einen Esel Feigen essen sah.

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Diagoras dem Rhodier kostete die Freude, da er seine drey S\xF6hne, an einem, und eben demselben Tage, in den olympischen Spielen als Sieger sah, das Leben; und der Bascha Sinan, General \xFCber die Galeeren Soleymanns des Zweyten, starb, als er seinen einzigen Sohn zu Gesichte bekam, den er f\xFCr verloren gehalten hatte. Der ber\xFChmte Dichter Sophokles gab den Geist auf, weil er in einem Alter von zwey und siebenzig Jahren, den Preis bey dem Trauerspiele erhalten hatte; und dem Poeten Philippus gieng es eben so, da er den Preis bey dem Lustspiele davon trug.

Herr Boneti bemerkt in seiner lateinischen Sammlung von Beobachtungen, welche \xFCber die Arzneykunst in Norden angestellet sind, da\xDF zu seiner Zeit ein Pfarrer in Schlesien lebte, der gewisse Kuchen die in diesem Lande sehr gew\xF6hnlich sind, nicht sehen konnte, ohne aus vollem Halse, und so stark zu lachen, da\xDF er erstickt seyn w\xFCrde, wenn man nicht die Klugheit gebraucht hatte, ihm diesen Gegenstand wegzuschaffen; und Ludovicus Vives erz\xE4hlt, da\xDF die ersten Bissen, die er nach einem langen Fasten \xE4\xDFe, ihn wider seinen Willen lachend machten. —

(P52)

Diejenigen, welche in die H\xF6hle des Trophonius hinabgestiegen waren, lachten hernach in ihrem ganzen Leben nicht mehr. Die Alten geben vor, da\xDF Parmeniscus diese Probe gemacht habe, da\xDF er nachher allzeit ausnehmend ernsthaft gewesen, und ihn nichts erg\xF6tzen, oder Freude erwecken k\xF6nnen.

Ein ganzes Volk, die Tirynthier, waren so sehr zur Freude, und Lust geneigt, da\xDF sie zu nichts andern geschickt waren. Da sie nicht mehr bey irgend einer Sache ernsthaft seyn konnten, so war alles bey ihnen in Verwirrung. In ihren Versammlungen, fielen alle ihre Gespr\xE4che auf Thorheiten, anstatt da\xDF sie von \xF6ffentlichen Angelegenheiten handeln sollten. Emvficngen sie Gesandte , so machten sie dieselben l\xE4cherlich. Hielten sie die Rahtsversammlungen in der Stadt, so waren die Reden, womit die ehrw\xFCrdigsten Rahtsglieder ihr Gutachten ertyeileten, nichts als Narrenspossen. Kurz, bey allen Arten von Gelegenheiten, w\xFCrde ein vern\xFCnftiges Wort, oder eine vern\xFCnftige Handlung bey diesem Volke ein Wunder gewesen seyn. —- Endlich machte ihnen diese Ausf\xFChrung allerhand Beschwerden. Sie giengen also hin, und fragten das

(P53)

delphische Orakel um Raht, was sie f\xFCr Mittel gebrauchen konnten, wieder ein wenig Ernsthaftigkeit zu erlangen.— Das Orakel antwortete: wenn sie dem Neptun ohne Lachen einen Ochsen opfern k\xF6nnten, so w\xFCrde es k\xFCnftighin in ihrer Gewalt stehen, gesetzter, und weiser zu seyn. Ein Opfer ist an sich selbst eben keine so lustige Sache, gleichwohl aber gebrauchten sie alle Vorsicht, um es ernsthaft zu verrichten. Sie beschlossen keine jungen, sondern blos alte, und auch nicht einmal alle Arten von alten Leuten, sondern allein diejenigen, welche entweder Leibesschwachheiten, oder viele Schulden, oder verdrie\xDFliche, und beschwerliche Weiber hatten, dabey zuzulassen.— Als nun alle diese ausgesuchten Personen am Ufer des Meeres waren, das Opfer zu verrichten, so mu\xDFten sie sich doch noch erst fassen, die Augen niederschlagen, und in die Lippen bei\xDFen. Alein, zum Ungl\xFCcke war ein Kind da, das sich unvermerkt unter sie gemengt hatte. Das wollte man wegjagen, und es rief: Was? ist euch vielleicht bange, da\xDF ich euern Ochsen verschlinge? — Dieser Possen brachte alle angenommene Ernsthaftigkeit in Verwirrung. Man fieng an zu lachen, das Opfer ward

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gest\xF6ret, und die Tirynthier wurden nie mehr vern\xFCnftig.

Pomade den Hahrwachs zu bef\xF6rdern.

Aus den han\xF6verischen Beytr\xE4gen.

Man nimmt Nu\xDFbl\xE4tter, Weinbl\xE4tter, und Plantais mit sammt der Wurzel, von jedem drey H\xE4nde voll, wascht dieselben recht sauber, und schneidet sie klein, thut solche in einen neuen Topf, gie\xDFet so viel Wasser darauf, da\xDF es \xFCber den Species stehe, und l\xE4\xDFt es so lange sieden, bis das Wasser ganz eingekocht ist. Alsdann dr\xFCckt man die Masse, mit zwey Loht klein geschnittenen Mu\xDFkatenn\xFC\xDFen durch ein Tuch, gie\xDFt den ausgerungenen Saft in einen irdenen Topf, und l\xE4\xDFt es solange kochen, bis es ein wenig dick, und steif wird, hernach dr\xFCckt man es wieder durch ein reines Tuch, und l\xE4\xDFt es kalt werden. Wann man die Pomade machen will, thut man ein Pfund Schweinfett hinzu. Es mu\xDF aber klein geschnitten, und eine Nacht in frisches Wasser gelegt, darnach aber mit frischen

(P55)

Wasser auf das Feuer gesetzt, und unter best\xE4ndigem Umr\xFChren ausgekochet, hierauf aber durch ein Tuch gegossen werden. Dieses Schmalz wird wieder mit frischem Wasser ausgekocht, alsdann nimmt man das oben aufdem Wasser schwimmende Fett mit einem L\xF6ffel ab, und w\xE4scht solches so lange, mit Pomeranzen oder Lavendelwasser, bis ihm aller \xFCbler Geruch vergangen ist. Da es dann wieder in einen irdenen Topf gethan wird, bis da\xDF das daran klebende Wasser verrauchet. Dieses l\xE4\xDFt man mit vier Loht vom be\xDFten wei\xDFen Wachse, miteinander auf dem Feuer langsam zergehen, und unter best\xE4ndigem Umr\xFChren kalt werden. Alsdann den obbeschriebenen Saft, und vier kleine Glaser Cedro dazu gethan, und alles so lange ger\xFChret, bis es seinen rechten Glanz bekommt, und alles wohl untereinander gemischt ist. Die damit eingeschmierten Hahre, erhalten einen baldigen, und starken Wachsthum, zumal, wenn man sie mit einem Kamme k\xE4mmet, welcher mit derselben bestrichen ist.

(P56)

Bew\xE4hrtes Mittel wider verbrannte Glieder.

Aus der Gazette Salut.

Wenn man aus einem verbrannten Gliede die Hitze ziehen will, so mu\xDF man es alsobald, so nahe als man es leiden kann, ans Feuer halten, so, wie man die erfrornen Glieder in den Schnee stecken wu\xDF. Wann die Finger nur leicht verbrannt sind, so ergreift man damit sogleich ein Ohrlapplein, und h\xE4lt es so lange fest, bis die Hitze heraus ist. — Das Wasser vom M\xE4rzenschnee, welches man in Flaschen sammelt, und an die Sonne stellet, ziehet den Brand ungemein sch\xF6n aus, wann man alte Leinwand damit anfeuchtet, und es k\xFChl umschlagt. Sobald es auf der verbrannten Stelle warm geworden, legt man andere Lappen, mit diesem Wasser angefeuchtet, wieder auf, und setzet dieses so lange fort, bis sich die Hitze aus dem Gliede verloren hat.— Mit diesem Mittel lassen sich d:e st\xE4rksten Brande tilgen, und der Vortheil, da\xDF man es umsonst haben kann, verdienet wohl, da\xDF man im M\xE4rzmonate daran denke, es zu sammeln.


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Topic revision: r13 - 15 May 2011, MarleneBurgstaller
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