You are here: Foswiki>DigiHung_old Web>Pre\xDFburgischesWochenblatt>PWErsterBand16 (15 May 2011, MarleneBurgstaller)Edit Attach

Bl\xE4ttern: < zum Text 15zum Text 17 >

XVI.

(P121)

Von der Nachtigall.

Aus dem Magazzino Toscano

Die Nachtigall ist ein allzubekannter Vogel, als da\xDF ich mich bey der Beschreibung desselben aufhalten sollte. - Es ist dieses ein einsamer, wilder, und seiner Natur nach furchtsamer Vogel. Die M\xE4nnchen sind \xFCber ihre Weibchen sehr eifers\xFCchtig, und man wird niemals zwo Nachtigallen bey ein ander, oder miteinander Gesellschaft machen sehen. Wenn die Jungen ausgekrochen sind, schl\xE4gt der Hahn nicht mehr, weil er alsdann besch\xE4ftiget ist, ihnen Futter zu suchen.

Die Nachtigallen, welche aus dem Neste genommen werden, schlagen nicht so gut, als die, welche es von dem Vater gelernt haben; daher die vom Monate September besser sind, als die vom Auguste. Aldrovandus sagt, da\xDF er eine ganz wei\xDFe Nachtigall gesehen habe, wie

(P122)

der Kaiserinn Agrippina ihre war, von welcher Plinius redet. Dieses sind Seltenheiten der Natur, so wie wei\xDFe Sperlinge, wei\xDFe Schwalben, wei\xDFe Rebh\xFChner, und endlich auch bisweilen wei\xDFe Raben, und Amseln.

Man m\xF6chte gern wissen, wo die Nachtigallen im Winter hinkommen; und es ist schwer, diejenigen zu befriedigen, welche diese Neugierde besitzen. Es ist nicht wahrscheinlich, da\xDF sie \xFCbers Meer ziehen, sondern, da\xDF sie sich vielmehr in L\xF6chern, die f\xFCr der K\xE4lte verwahrt sind, verbergen, ohne das Land zu verlassen. Es hat J\xE4ger gegeben, welche versichert, mehr als eine mitten im Winter get\xF6dtet zu haben, die sich in dunkeln steinigten H\xF6hlen verborgen hatten. Dieses ist heut zu Tage die gew\xF6hnlichste Meynung; und man kann daher leicht glauben, da\xDF die Schwalben, die Wachteln, und die Nachtigallen den Winter ohne Essen hin bringen, wie ihn viele grosse Thiere, die B\xE4ren, die Murmelthiere, die Schild kr\xF6ten, die Schlangen, die Eydexen, die Fr\xF6sche, die K\xE4fer, und tausend andere Insekten zubringen. - Wenn nun die Nachtigallen im Winter in andere warme L\xE4nder ziehen sollten, so w\xFCrden sie nach Spanien, oder auf die K\xFCsten von Afrika

(P123)

gehen; allein wir wissen es von den Reisenden, da\xDF man sie in Afrika nicht ein mal kennet.

Die Nachtigall macht ihr Nest gemei niglich niedrig in die Hecken, unter die St\xF6cke, in den Buchsbaum, und in das Geb\xFCsch. Vorn\xE4mlich aber an die Oerter, wo ein Echo ist, weil der Hahn, wenn das Weibchen br\xFCtet, bey Tage und Nacht seine sch\xF6nen T\xF6ne verdoppelt, um seine liebe Gattinn zu belustigen, und zu tr\xF6sten. Dieses Br\xFCten geschehet meistentheils dreymal im Jahre, das letzte aber taugt gemeiniglich nichts. In jedem Neste pflegen vier, oder f\xFCnf Eyer zu seyn, welche eine sehr feine Schaale, und eine dunkle Olivenfarbe haben. Es wer den auch allezeit mehr M\xE4nnchen, als Weibchen ausgebr\xFCtet, welches fast bey allen V\xF6geln geschiehet.

Eine der angenehmsten Belustigungen auf dem Lande, ist die Nachtigallenjagd. Sie wird des Morgens im K\xFChlen gehalten, und man kann meistentheils versichert seyn, da\xDF sie gut von statten gehen werde, weil dieser Vogel, wie die Poeten, best\xE4ndig in Gedanken ist, und blo\xDF auf seinen Gesang denkt. Und dann ist er auch auf die W\xFCrmer, welche im Mehle wachsen, so begierig, da\xDF er, wenn man

(P124)

sie ihm nur zeiget, gar leicht in die ihm gestellten Netze f\xE4llt. Die Zeit, wo man ihn am leichtesten betr\xFCgen kann, ist vom Aufgange der Sonne an, bis gegen zehn Uhr des Morgens, weil er alsdann, da er die ganze Nacht nichts gegessen hat, die kleinen W\xFCrmchen, Fliegen, Ameisen, oder die Eyer, wovon er sich n\xE4hret, aufsucht.

Die Art, und Weise, wie man diese Jagd anzustellen hat, ist folgende: Den Tag vor derselben geht man an den Ort, wo sich die Nachtigall aufh\xE4lt. Hierauf nimmt man ein St\xF6ckchen, das einen Schuh lang, unten spitzig, und oben ge spalten ist. In die Spalte steckt man eine Nadel, woran zween Mehlw\xFCrmer stecken, und steckt das St\xF6ckchen in die Erde, zwanzig, oder drey\xDFig Schritte von dem Orte, wo man die Nachtigall hat schlagen h\xF6ren, so, da\xDF sie es von dem Baume sehen kann. Um dasselbe herum, mu\xDF man die Erde leicht aufrei\xDFen, und geht alsdann wieder nach Hause. Da selbst richtet man einen Vogelbauer zu rechte, der vor dem Fenster angemacht wird, wo er die ganze Zeit \xFCber, da die Nachtigall schl\xE4gt, nicht weggenommen werden darf. Er mu\xDF gegen Morgen h\xE4ngen, und mit einem St\xFCcke gr\xFCner

(P125)

Leinwand, oder Zeuge bedeckt seyn, so, da\xDF das Licht nirgends hinein fallen kann. Wenn die Nachtigall der Mittagshitze ausgesetzet ist, so hindert sie dieses am Schlagen, weil ihr die gro\xDFe Hitze beschwerlich f\xE4llt, und sie in wenig Monaten blind macht. — Dieses ist bey allen V\xF6geln, die man in K\xE4fichen h\xE4lt, zu merken, da\xDF sie n\xE4mlich, wenn sie der Mittagshitze ausgesetzt sind, blind werden. —

Den n\xE4mlichen Morgen, wenn man fangen will, geht man an den Ort, wo man die St\xE4bchen den Abend vorher eingestecket hat, und wenn man findet, da\xDF die Nachtigall die W\xFCrmer gefressen hat, so zweifle man gar nicht, da\xDF sie wieder kommen werde. Hierauf stellt man sein Netz an den Ort, wo das St\xE4bchen steckt, und rei\xDFt die Erde ein wenig auf, damit die Nachtigall dahin komme, ihren Fra\xDF zu suchen, oder das zu besehen, was man gemacht hat. Wenn es ist kein Vogel in der ganzen Welt neugieriger, als dieser. Man mu\xDF aber das Netz so aus spannen, da\xDF der Vogel die angesteckten W\xFCrmer sehen kann, daher man alle Blatter und Zweige, die es verhindern k\xF6nnten, wegschneiden mu\xDF. Wenn auch der Vogel, w\xE4hrend da\xDF man das Netz aufstellt, fortfl\xF6ge, so darf man nicht

(P126)

bef\xFCrchten, da\xDF er nicht wieder kommen werde, sollte er aber zu lange ausbleiben, so darf man nur hingehen, und mit Steinen nach ihm werfen, so wird er unfehlbar nach seinem vorigen Aufenthalt zur\xFCckkehren.

Wenn er nun gefangen ist, so mu\xDF man ihn mit der einen Hand \xFCber dem Netze nehmen, mit der andern aber das Netz von der Erde aufheben. Alsdann nimmt man ihn unten bey beyden Beinen, bindet diese locker, und steckt ihn geschwind in einen dazu ausdr\xFCcklich gemachten Sack, den man oben und unten mit einem Bande aufmachen kann. Man mu\xDF sich aber dabey in Acht nehmen, da\xDF man ihm keine Feder ausrei\xDFe, weil dieses das Schlagen auf einige Zeit verhindern w\xFCrde; und dieserwegen bedienen sich einige statt des Netzes eines seidenen Tuches.

(Die Fortsetzung k\xFCnftig.)

Ein Mittel wider den Stein.

Aus der Gazette Litter. de l' Eur.

Ein gewisser Herr Buttler, wie er in einem Briefe an einen seiner Freunde meldet, war wenigstens seit 46. Jahren

(P127)

mit den erstaunlichsten Steinschmerzen ge plagt worden, Er hatte eine Menge Arzneyen, ohne alle Wirkung gebraucht. Endlich nahm er seine Zuflucht zu den wilden Karotten (Daucus sylv.) die in dergleichen F\xE4llen vom Herrn Boyle sehr waren ger\xFChmet worden. Er machte dar aus einen Thee, trank davon t\xE4glich, Morgens, und Abends 3. oder 4. Tassen, ohne dabey eine sonderliche Di\xE4t zu halten. Zu Ende des dritten Tages verminderten sich die Schmerzen, und am f\xFCnften war er v\xF6llig davon befreyt. Die Kr\xE4fte kamen nach und nach wieder, kurz, er befand sich vollkommen gut. Nach Verlauf einiger Monate verlie\xDF er den Gebrauch dieser Arzney, und das Uibel kam wieder. Er bediente sich abermal seines Trankes, und ward in wenig Tagen wieder hergestellet.

Die Zubereitung der Pflanze ist folgende: Man sammelt sie im August, und la\xDFt sie gem\xE4chlich trocknen. Man bedient sich nur der K\xF6pfe, oder der Saamenk\xF6rner. Will man Gebrauch davon machen, so thut man 6. bis 7. dieser K\xF6pfe in die Theekanne, sch\xFCttet siedendes Wasser darauf, l\xE4\xDFt sie wie den ordentlichen Thee ziehen, und trinkt dann diese Quantitat auf zweymal. Das Verhalten da-

(P128)

bey, bestehet lediglich darinn, da\xDF man sich der gesalzenen Speisen, und der starken Getr\xE4nke enthalt.

Vom Scharlache.

Aus den Mem. de l'Acad. des Sciences.

Man bemerket an einer Art von Eichen, Kermes genannt, die in den hei \xDFen Landern angetroffen wird, eine Art von Wanzen, die mit sehr kleinen, und subtilen Federn bedeckt ist. Diese Wanze durchsticht die umliegenden Oerter dieses Baumes, worauf die Geschwulst rund wird, und kleine K\xF6rner gestaltet, die mit einem Wesen, von einer sehr lebhaften lohten Farbe angef\xFCllet sind, welches das Ey eines kleinen Wurms in sich schlie\xDFt, und dieser Wurm l\xE4\xDFt eine kleine Fliege entwischen. Dieses lebhafte Roht, wenn es trocken wird, ist die Scharlachkreide, die zum f\xE4rben, und der Confectio Alkermes so n\xFCtzlich ist.


Bl\xE4ttern: < zum Text 15zum Text 17 >

Topic revision: r7 - 15 May 2011, MarleneBurgstaller
This site is powered by FoswikiCopyright © by the contributing authors. All material on this collaboration platform is the property of the contributing authors.
Ideas, requests, problems regarding Foswiki? Send feedback