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III.
Von den Edelgesteinen.
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Der Diamant ist der kostbarste unter allen Edelgesteinen. Seine Sch\xF6nheit wird nach dreyerley Eigenschaften beurtheilet, dem Wasser n\xE4mlich, oder der Durchsichtigkeit, der Reinigkeit, und dem Glanze, oder der Lebhaftigkeit seines Feuers. — Der gr\xFCne Diamant ist der rareste, und kostbareste. Der rosenfarbe, und blaue, wie auch der gelbe, werden nicht weniger gesch\xE4tzet. Die schwarzen sind die gemeinsten; und diese Farbe wird f\xFCr einen Fehler angesehen, welcher den Preis des Steins sehr vermindert. — Die Diamanten f\xFChren nach der verschiedenen Art sie zu schleifen, auch verschiedene Namen. Man hat daher Tafelsteine, schwache Steine, Rosensteine, Brillanten, und birnf\xF6rmige Steine. — Der Tafeloder Dickstein hat zur obern Seite ein langes Viereck, die untere hingegen endiget sich in einen Kegl, oder abgek\xFCrzte Pyramide. Die schwachen Steine sind von den
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Dicksteinen nur dadurch unterschieden, da\xDF ihre untere Seite eine ebene Fl\xE4che ist. Dieser Stein wird am wenigsten gesch\xE4tzt, weil er sehr wenig spielt. Die Erfindung, die Diamanten als Rosen zu schleifen, ist neuer, als die Dicksteine. Eine Rose ist unten platt; der obere Theil aber ist kegeloder pyramidenf\xF6rmig, mit einer doppelten Reihe dreyeckichter Fasetten, welche sich in einer Spitze endigen. Die Brillanten haben zwo kleine Tafeln, welche die Oberund Unterfl\xE4che ausmachen. Auf allen Seiten sind Fasetten geschliffen. Das Verh\xE4ltni\xDF ist, ein Drittheil des obern Theils, gegen zwey Drittheile des untern. Der halbe Brillant, wird aus einem schwachen Steine gemacht. Er ist von oben ein Brillant, hat aber keinen untern Theil, und ist platt. Die Birne ist durchgehends in dreyeckichte Fassetten geschnitten. Je mehr sie derselben hat, desto besser spielt sie, und wirft ihr Feuer von allen Seiten. Die kleinen St\xFCckchen Diamante, die man zum karmesiren braucht, werden Karate genennet, weil sie gemeiniglich nicht \xFCber einen Karat wiegen. Man findet zuweilen Diamante, die in schnellen Str\xF6men unter dem Sande fortgef\xFChret, und dadurch von Natur polirt,
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und vollkommen durchsichtig geworden. Einige sind sogar viereckicht. Die Alten haben keine andere, als diese Art gekannt. Die vier Steine, welche auf der Schnalle des k\xF6niglichen Mantels,
Karls des Grossen sich befinden, der in der
Abtey des H. Dionysius in Frankreich verwahret wird, sind nichts anders, als solche nat\xFCrliche Steine.
Die vornehmsten Diamantgruben, sind in den Staaten des
Gro\xDFmoguls, in dem K\xF6nigreiche
Golkonda, und in
Visapur.— Um einen guten Diamant zu w\xE4hlen, mu\xDF man ihn durch ein Vergr\xF6\xDFerungsglas betrachten, und denjenigen nehmen, aufwelchem man die wenigsten Ungleichheiten entdecket.
Die gr\xF6\xDFten Diamante in der Welt, sind 1.) der Stein des Gro\xDFmoguls von 279 9/16 Karat.
Tavernier hat ihn auf 2930819 Thaler gesch\xE4tzet. 2.) Der Diamant des Gro\xDFherzogs von Toskana, von 139 Karaten, und 652083 Thalern am Wehrte, 3.) Der sogenannte grosse Saney, der sich in der franz\xF6sischen Krone befindet, von 106 Karaten, und der 150000 Thaler werht ist. Er wurde f\xFCr 600000 Livres gekauft. 4.) Der Pitre, den der Herzog von Orleans, w\xE4hrend der Minderj\xE4hrigkeit des K\xF6nigs in
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Frankreich gekaufte und der 547 Grane wiegt. Er kostete 2520000 Livres. Man nennt ihn Pitre, weil er von einem Engl\xE4nder Namens
Pits herk\xF6mmt. Seit einiger Zeit befindet sich in Amsterdamm ein Diamant, welcher alle die vorhergehenden Steine, an Gro\xDFe weit \xFCbertrift. Nach einer Nachricht, die davon bekannt gemacht worden, geh\xF6rt er einem Arminier zu, Namens
Gregorio Safray, von der Familie Gogia Minazian, geboren in Ispahan Julfa, einer Vorstadt dieser persischen Hauptstadt. Der Stein ist ungemein sch\xF6n, und von dem ersten Wasser. Er k\xF6mmt aus der alten Grube Laborat in Ostindien, und wiegt 779 holl\xE4ndische Grane. Der Besitzer hat ihn in den Gew\xF6lbern der amsterdammer Bank so lang verwahrlich aufzuheben gegeben, bis sich jemand findet, der reich, oder eitel genug ist, ihn zu kaufen. Nach den Sch\xE4tzungstafeln des
Tavernier, mu\xDF dieser Stein, wenigstens zwo Millionen
Reichsthaler wehrt seyn.
Karl der, letzte Herzog von Burgund, hat den ersten Diamant gegen das Jahr 1475 schleifen lassen. Er war dick, und in der Form einer Piramide geschliffen. Der Herzog hatte ihn zwischen drey Rubisbalai, und vier grosse Perlen fassen
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lassen, und trug ihn an einer goldenen Kette am Halse. Die
Fugger von Augsburg kauften ihn den Bernern ab, und verkauften ihn wieder an
Heinrich den 8ten, K\xF6nig in England. Als die K\xF6niginn Maria ihre Tochter an Philipp den 2ten, K\xF6nig in Spanien verm\xE4hlte, so kam dieser Stein an gedachten Prinzen. Der Rubin ist nach dem Diamante, der h\xE4rteste Edelgestein. Die Feile greift ihn nicht an, und er widersteht dem st\xE4rksten Feuer. Der orientalische Rubin hat entweder eine lebhafte Koschenille oder Kirschfarbe. Wenn er sch\xF6n blutroht ist, und \xFCber 20. Karate wiegt, so bek\xF6mmt er den Namen Rarfunkel. Er mu\xDF aber eine brennende R\xF6hte haben. Man findet ihn in den K\xF6nigreichen
Ava und
Pegu. Der Rubisbalais ist hell- oder rosenroht, zuweilen auch pomeranzenfarbig, mit einer kleinen Mischung von Blau, welche macht, da\xDF dieser Stein etwas in das Violet, oder Kremoisin f\xE4llt. Er ist unter den Rubinen, der weicheste, und k\xF6mmt aus Mexiko und Brasilien. Der Rubizelle ist bla\xDFroht, und f\xE4llt in das Strohgelbe. Er wird unter allen Rubinen am wenigsten gesucht. Seine Farbe widerstehet dem Feuer nicht lang, er la\xDFt sich aber doch recht h\xFCbsch poliren,
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Der Saphir k\xF6mmt nach dem Rubine, dem Diamante in der H\xE4rte am n\xE4chsten, und ist \xFCberaus schwer zu stechen. Der orientalische hat ein vortrefliches Himmelblau, das wie der sch\xF6nste blaue Samt spielt. Er ist der kostbarste unter den Saphiren. Man findet ihn in dem K\xF6nigreiche
Pegu, in
Kalekut, und in der Insel
Zeylan. Der occidentalische, oder wei\xDFlichte Saphir ist weis, mit einer himmelblauen Mischung. Man findet ihn selten ohne Fehler, und er ist meist sehr weich, und tr\xFCb, wie man es an denen wahrnimmt, die man aus B\xF6hmen, Schlesien , und dem Elsasse bringt. Der Wasserfarbige ist desto angenehmer, je weniger er gef\xE4rbt ist. Man giebt vor, da\xDF er bey den Juwelieren \xF6fters die Stelle des Diamants vertreten mu\xDF, wann er durchaus ohne Farbe ist. In diesem Falle k\xF6mmt er auch wirklich dem Diamante, sowohl in der H\xE4rtigkeit, als im Glanze sehr nahe. Sein Vaterland ist Zeylan. Der gr\xE4ulichte Saphir, hat einen gr\xFCnlichten Anstrich unter seiner blauen Farbe, der auf derselben sehr angenehm aufgetragen ist. Er wird in Persien gefunden, aber wenig gesuchet.
Der Topas ist goldgelb, mit einem sehr lebhaften, und mehr oder weniger
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dunkelm Gr\xFCn vermischt, und der dritte Stein nach dem Diamante. Man unterscheidet die Topasen in orientalische, und occidentalische. Die erstere Art k\xF6mt aus Arabien, und ist die kostbareste. Ihre Farbe f\xE4llt in das Citronen oder
Jonquillengelb; man w\xE4hlt jedoch denjenigen lieber, der wie Atlas, als der, der wie Sammt spielt. Der occidentalische Topas ist weniger hart, aber seine Krystalle sind gr\xF6\xDFer. Man findet ihn in B\xF6hmen.
Der Schmaragd hat den f\xFCnften Rang unter den Edelgesteinen. Ob ihn gleich die Feile ein wenig angreift, so nimmt er doch sehr lebhafte, und gl\xE4nzende Politur an. Der orientalische hat ein lebhaftes Gr\xFCn, und ein sch\xF6nes stralendes Wasser. Er k\xF6mmt aus Aegypten. Occidentalische nennet man diejenigen Steine, deren Farbe mehr verd\xFCnnet erscheinet, n\xE4mlich, die ein helleres, und angenehmeres Gr\xFCn f\xFCr das Auge haben. Sie kommen aus Peru, und Karthagena.
Der Chrysolit ist gelb, mit einem leichten Anstriche von Gr\xFCn gemischt. Je mehr er ins Gr\xFCne f\xE4llt, desto weniger ist er kostbar. Wenn er eine Lauchgr\xFCne Farbe hat, so bek\xF6mmt er den Namen Chrysopas.
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Der Amethyst ist entweder ganz violet, oder von einem Violet, das in das Purpurf\xE4rbige f\xE4llt. Es giebt auch gelbliche, blasse , oder weinf\xE4rbige, mit einer kleinen blauen Mischung, rohtliche, oder violete mit Purpurroht gemischt. Der Amethyst von
Karthagena, der ein etwas purpurfarbiges Violet hat, ist der seltsamste. - Der Amethyste ist ungef\xE4hr von der H\xE4rte des Krystalls, und bildet sich eben wie dieser in sechseckichte kleine Pyramiden, welche meist nur an einem Theile gef\xE4rbt sind, das Uibrige ist weis, und nichts anders als Bergkrystall.
Der Granat ist dunkelroht. Man findet auch einige, die ein lebhaftes Roht haben, und andere, deren rohte Farbe ins Gelbe f\xE4llt. Der Granat, der ins Violete, oder Dickblaue f\xE4llt, ist der vollkommenste.
Der Hyacinth hat ein ins Gelbe fallenbes Roht. Einige r\xF6htlichtgelbe, fallen ins Violete, andere sind safrangelb, andere gelblichtweis, andere bernsteinfarbig, und noch andere honiggelb.
Der Berill, oder Aquamarin, hat eine blaugr\xFCne, oder meergr\xFCne Farbe, die man Seladon nennet. —
Um zu erfahren, ob ein Stein \xE4cht, oder falsch ist, l\xE4\xDFt man einen Tropfen Scheidewvsser darauf fallen. Wann er die Farbe ver\xE4ndert, oder, wann er an dem Orte, wo der Tropfen hingefallen ist, dunkler wird, so ist es ein falscher Stein.
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