Bl\xE4ttern:
< zum Text 5 –
zum Text 7 >
VI.
(P41)
Beschlu\xDF des vorhergehenden St\xFCcks.
Aus diesem sinnreichen Lehrgeb\xE4ude erkennet man \xFCberhaupt, da\xDF der Urheber desselben , der Meynung ist, die Erde sey zu erst, in der Sch\xF6pfung mit Wasser umgeben, und bedecket gewesen. GOtt befahl nachher: Es versammeln sich die W\xE4\xDFer, und sie versammelten sich in dem Meere; und es erscheine die trockene Erde! Diese Erde war demnach vorher nicht sichtbar, und nach dem Befehle erschien sie gr\xF6\xDFtentheils von dem Feuer, durch Kraft derjenigen Hand, welche das tiefe Meer, wie Oel siedend hei\xDF gemacht hat, in die H\xF6he getrieben wurde. Die Erde hat eine allenthalben gleiche, und steinigte Rinde. Das Werkzeug zur Ausf\xFChrung des g\xF6ttlichen Willens, dieselbe zu zerrei\xDFen, und die Berge in die H\xF6he zu heben, damit der K\xF6rper der gegenw\xE4rtigen Gestalt, und Lage seiner Theile bekommen m\xF6chte, war das Feuer, welches in dem
(P42)
Innersten der Erde war, und noch in sehr gro\xDFer Menge daselbst ist. Von dem Feuer wurden auch die unz\xE4hligen Fische in Schaalen, die zuerst im Wasser waren, in die H\xF6he geworfen; und daher sehen wir , da\xDF sich noch ungeheure, und schwere Fische in der Flache und den abh\xE4ngigen rauhen Wegen der Berge , gleichsam als Fremdlinge aufhalten.
Die B\xE4ume durch die Wurzel zu vermehren.
Um eine Pflanze durch die Wurzeln zu vermehren, bedient man sich folgender Methode: Man nimmt die Erde von einer guten Wurzel eines B\xE4umes ab, die im Durchmesser ungef\xE4hr 1/2
Zoll, und mehr, nach Beschaffenheit der Natur, und des Wachsthumes des B\xE4umes betr\xE4gt. Bey kleinen, und zarten B\xE4umen, sind noch kleinere Wurzeln zureichend. Man hebt sie aus der Erde, schneidet zwey Drittheile in die Qweere durch, putzt auf der Seite alle Fasern der Wurzel 6 bis 8 Zoll weit, rein ab, und beklebt hierauf alle verletzten Stellen
(P43)
mit lauem Baumwachse.*) Den durchschnittenen Theil der Wurzel l\xE4\xDFt man \xFCber 5. Zolle lang \xFCber der Erde, und erhalt ihn vermittelst einer gespaltenen Ruthe in dieser Stellung. Auf solche Weise nutzt sie noch ihre eigenen Fasern, und hat, w\xE4hrend der ganzen Zeit, in welcher sie auf solche Art \xFCber der Erde erhalten wird, alle Vortheile des allgemeinen Wachsthums. Man sagt sonst, da\xDF die Zweige und Wurzeln der B\xE4ume nat\xFCrlicher Weise in nichts von einander unterschieden w\xE4ren, au\xDFer, da\xDF jene in der freyen Luft, und diese sich in der Erde bef\xE4nden. Wenn also ein Theil der Wurzel an die freye Luft erhoben wird, so mu\xDF das, was daraus w\xE4chst, die Natur eines Zweiges, oder Propfreises, und nicht mehr einer Wurzel haben.
Die g\xFCnstige Zeit zu dieser Unternehmung ist der Fr\xFChling, und wenn man alle n\xF6htige Vorsicht angewendet, wird sie niemals fehl schlagen. Man wird junge Zweige bekommen, die von dem Theile der Wurzel getrieben worden, der in der freyen Luft schwebet. Dieser neugetriebene Anschu\xDF bleibt so, bis er im
*) Die Beschreibung eines sehr guten Baumwachses stehet auf der 214ten Seite des ersten Bandes dieser Wochenschrift.
(P44)
folgenden Fr\xFChjahre etwas st\xE4rker wird. Alsdann kann man ihn sogleich abschneiden, und er wird gewi\xDF, und geschwind fortkommen.
Der betrogene Dieb. Eine Anekdote.
Ein deutscher Philosoph, der, die blos zur Bequemlichkeit, und zum Aufputze erforderlichen Bed\xFCrfnisse,nach ihrem wahren Wehrte zu sch\xE4tzen wu\xDFte, der desto reicher und gl\xFCcklicher war, je mehr er zu entbehren gelernt hatte, wohnte einsam in einem niedrigen Zimmer, dessen Fenster nicht weit von der Erde abstanden. Ein Tisch, zween St\xFChle, ein Bette, ein Koffer mit den unentbehrlichsten Sachen, etliche verschlossene B\xFCcher und Handschriften, - das war der ganze Hausraht, des zufriedenen Philosophen. Einst, da ein leichter Schlummer kaum seine m\xFCden Augen geschlossen, wurde er um Mitternacht durch einiges Ger\xE4usch ermuntert. Er horchte, und bemerkte, da\xDF jemand in seiner Stube
(P45)
mit sanften Tritten umher schlich, und mit den H\xE4nden allenthalben, als wenn er etwas suchte, herumtappte. Nat\xFCrlicherweise fiel er darauf, da\xDF es ein Dieb w\xE4re. Er belachte heimlich den Betrogenen, und, wie die Philosophen ihre gr\xF6\xDFten Reichth\xFCmer in sich selbst zu verschlie\xDFen gewohnt sind: so blieb auch dieser de\xDFhalb ungest\xF6rt auf seinem Lager liegen. — Als der Dieb unvermerkt sich seinem Bette suchend n\xE4herte, rief ihm der Philosoph entgegen: " Du Narr, in dieser Stube kann ich selbst am hellen Tage nichts finden, und du kommst, um in der dicksten Finsterni\xDF hier etwas zu suchen? „ Durch diese herzhafte Anrede, wie vom Donner ger\xFChret, und \xFCber den fehlgeschlagen Versuch \xE4u\xDFerst besch\xE4met, prallte der Betrogene erschrocken vom Bette zur\xFCck, und kroch durch das ge\xF6ffnete Fenster stillschweigend auf die Strasse zur\xFCck. Der Philosoph \xFCberlie\xDF sich einem ruhigen Schlafe, und belachte am folgenden Morgen die Thorheit eines jeden, der sich einfallen lassen k\xF6nnte, ihn zu bestehlen.
(P46)
Von dem grossen Schaden, der aus dem Pfl\xFCgen, im schneeichten, und nassen Wetter entspringt.
Aus dem Modern Hubandmanns.
Als ein gewisser Landmann Erbsen auf ein St\xFCck Feld, welches er im Schnee gepfl\xFCget hatte, s\xE4ete, wuchs so viel Unkraut darauf, da\xDF keine Erbse davor aufgehen konnte, sondern blo\xDF hier und da eine Wicke, welche ungef\xE4hr mit unter die Erbsen gesaet worden, zu sehen war. Allein dieses war noch der geringste Schade, denn der Boden war durch das Ackern im Schnee so sauer geworden, da\xDF er sich in vielen Jahren nicht wieder erhohlen konnte. Ein anderer wollte sein Feld pfl\xFCgen, als der Schnee darauf lag, war aber auf eben diese Art ungl\xFCcklich. Denn der Schnee bleibt, wenn er durch den Pflug mit der Erde vermischt wird, eine geraume Zeit darinnen liegen, ehe er schmilzt. Und unter der Zeit entsteht eine Art von Cemente, oder K\xFCtte, welche das Erdreich zum
(P47)
grossen Nachtheile f\xFCr das Wachsthum der Feldfrucht zusammenbindet, und die saure Eigenschaft desselben vermehret. Uiber die\xDF, wenn einige Zeit darauf kaltes, und feuchtes Wetter einf\xE4llt, so wird man gewi\xDF eine sehr sparsame Aerndte haben. Denn, wenn die Wurzeln von der K\xE4lte gefrieren, und erstarren, so bleibt auf allen Seiten wenig Hoffnung \xFCbrig.
Von gleichen sch\xE4dlichen Folgen ist es, wenn man im nassen Wetter ackert. Denn wann an einem Tage, da es stark regnet , gepft\xFCget wird, so wird aller Sand , und spr\xF6der Leim, so dicht, und so stark mit einander verbunden, da\xDF man das Feld bey dem n\xE4chst folgenden Pfl\xFCgen ziemlich stark mit Unkraut \xFCberwachsen, und so uneben, auch so voll Kl\xF6\xDFe finden wird, da\xDF es wenig, oder gar nicht besser seyn wird, als wenn es wieder zum erstenmal gepft\xFCget w\xFCrde.
(P48)
Vom fliegenden Drachen.
Der sogenannte fliegende Drache ist nichts anders, als ein unf\xF6rmlicher Klumpen, feuriger , und schweftichter D\xFCnste in der Luft , welchem die Einbildung bald Kopf, und Schwanz andichtet, da\xDF ein Drach herausk\xF6mmt. Wenn nun dieser Klumpen herumflattert, bis er an ein Ort kommt, wo viele aufgel\xF6\xDFte Feuertheilchen sind, oder wo sich Rauch befindet, und also \xFCber einen Schorstein, so geraht er vollends in Brand, und zerf\xE4llt. Und dann hei\xDFt es: der Drache sey diesem, oder jenem in den Schorstein geflogen.
Bl\xE4ttern:
< zum Text 5 –
zum Text 7 >