Bl\xE4ttern:
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XLIII.
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Der Ehestand, in Absicht auf die Frau.
Die zween Hauptgegenst\xE4nde der Haushaltung, sind die G\xFCter, und die Personen. Die Besorgung der G\xFCter besteht in der Vermehrung und Erhaltung derselben, vornehmlich aber in der Geschicklichkeit, in seinem Hause, eine unserm Range und Verm\xF6gen gem\xE4\xDFe Ordnung und gute Einrichtung zu treffen. Diese Art der Haushaltung, welche besonders in dem Mittelstande unentbehrlich ist, h\xE4lt die Mittelstrasse zwischen dem Geitze, und der Verschwendung; Lastern, die sich fast v\xF6llig gleichen, und deren Folgen gleich sehr zu f\xFCrchten sind! — Nicht zu pr\xE4chtig, aber beqwem , nicht zu eingeschr\xE4nkt, aber auch nicht zu reichlich, — das ist das Sinnbild, und der Abri\xDF der ersten Art von Haushaltung, wornach sich ein jeder Hausvater bestreben,
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und die jeder seinen Kindern einpr\xE4gen soll. Es ist unglaublich , wie weit es eine verst\xE4ndige Hausmutter, mit arbeitsamen, und getreuem Gesinde, und mit gleichen Unkosten in der Wirhtschaft bringen kann, wenn sie mit einer Frau in Vergleichung gebracht wird, die nicht selbst den t\xE4glichen Aufwand mit wachsamen Augen \xFCberrechnet. Manches Frauenzimmer wird zu ihrer Schande, mehr in falschem Putz und Flitterwerke Verschwenden, als ein anderes f\xFCr unendlich vorz\xFCglicheren Putz, und Kleidung nicht ausgiebt. Und in der That sind die beyden Hauptpunkte des h\xE4uslichen Aufwandes, allemal der Tisch, und die Kleidungen. Jede Hausmutter, die jenen, durch ihre Bediente besorgen, und diese durch ihren Eigensinn blindlings anordnen l\xE4\xDFt, wird sich gar bald in tausend unn\xF6htigen Ausgaben, deren Endzweck sie so wenig weis, als was daf\xFCr angeschaffet worden, verlieren, und in kurzer Zeit wird sie das Verderben ihres Mannes, und ihrer Kinder seyn.
Die andere Art der Haushaltung, die einer Frau nohtwendig zuk\xF6mmt, wenn sie auf die Hochachtung rechtschaffener Leute Anspruch machen will,
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bestehet darinnen, da\xDF sie mehr auf die Bildung der Seele, als der K\xF6rper ihrer Kinder bedacht ist, und also ihre vorz\xFCgliche Sorge auf alles richtet, was das Herz derselben im Guten stark machen, und ihren Geist erh\xF6hen kann, ohne jedoch etwas zu verabs\xE4umen, was ihnen behilflich seyn kann, ihnen ein gesundes und lebhaftes Ansehen, und ihrem ganzen K\xF6rper mehr Anstand zu geben. — Diese beyden wesentlichen St\xFCcke der Erziehung der Kinder, h\xE4ngen gr\xF6\xDFtentheils von den Aeltern ab. Diesen k\xF6mmt es zu, durch Beyspiele, und Unterricht, die nat\xFCrlichen F\xE4higkeiten ihrer Kinder zu unterst\xFCtzen, denenselben einestheils, die wesentlichen Tugenden, als Fr\xF6mmigkeit, Sanftmuht, Best\xE4ndigkeit, M\xE4\xDFigung, u. s. w. einzusto\xDFen; auf der andern Seite aber ihre Gesundheit, durch eine einfache, ungek\xFCnstelte, und m\xE4\xDFige Lebensart, und durch Bewegungen, die ihren Kr\xE4ften angemessen sind, zu befestigen. — Damit nun aber eine Hausmutter im Stande sey, durch ihr eigenes Beyspiel etwas zu diesem kostbaren Gute beyzutragen, welches sie ihren Kindern verschaffen soll, mu\xDF ihr Herz, und ihre Seele, sich zuvor selbst
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in diesen Vorz\xFCgen eine gl\xFCckliche Fertigkeit erworben haben. —
Eine Frau, die ihre Auff\xFChrung nach dieser Vorschrift einschr\xE4nket , vergiebt darum ihrer Freyheit im Mindesten nichts. Sie entsagt dadurch nur dem Misbrauche derselben, und der Frechheit, unschickliche Handlungen ungehindert auszu\xFCben. Die wahre Freyheit bestehet darinnen, den Gesetzen der Pflicht, und des Wohlstandes gem\xE4\xDF zu leben; sie ist eben so weit von der Frechheit, als von der Sklaverey entfernt. Unterdessen ist es bey der wichtigen Person einer angesehenen Frau, und sorgf\xE4ltigen Mutter nicht hinl\xE4nglich, die Tugenden in ihrem Herzen zu verschlie\xDFen; sie mu\xDF vielmehr durch die Merkmaale, welche sie ank\xFCndigen, ihren Glanz weit um sich verbreiten. Nur der Sittsamkeit, und Bescheidenheit, ist die vern\xFCftige Welt Achtung, und Ehrerbietung schuldig.
Alle diese Lehren, wie sie auf das Bezeigen einer klugen Frau, f\xFCr sich allein betrachtet, angewendet werden, sind gleichsam die Einleitung zu den Lehren, welche einer Hausmutter, als dem Ober Haupte ihrer Kinder, und ihres Gesindes, zur Vorschrift dienen sollen. Sie ist ihnen das Muster der Arbeitsamkeit schuldig,
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und kann ihnen daran durch nichts einen Geschmack beybringen lassen, als durch die Ordnung, die sie unter ihnen festsetzen, und wozu sie selbige anhalten mu\xDF. Etwas durch Nachsicht gem\xE4\xDFigte Ernsthaftigkeit, giebt einer Hausmutter das sicherste Mittel an die Hand, die w\xFCnschenswerte Ordnung zu erhalten, besonders, wenn sie Kinder hat, die sie unter ihren eigenen Augen erziehet.
Eine kluge, und vern\xFCnftige Frau, hat nicht allein in dem Innern ihres Hauses, sondern auch au\xDFer demselben, gewisse Pflichten zu beobachten. Die letztern beziehen sich auf die unterschiedlichen Gesellschaften, mit welchen sie am \xF6ftesten eine gewisse Verbindung einzugehen hat. — Der Mensch ist zur Gesellschaft gebohren. Ob man also gleich zuweilen gef\xE4hrliche Gesellschaften antrift, so ist doch dieses noch ein zureichender Grund, sich der Einsamkeit zu widmen. Die Schwierigkeit besteht nur darinnen, die guten Gesellschaften von den gef\xE4hrlichen unterscheiden zu k\xF6nnen. Die Frauen haben weit mehrere Sorgfalt, als die Manner anzuwenden, sich in ihrer Wahl nicht blenden zu lassen. — Wie viele Frauen sind nicht das Opfer boshafter Stutzer, welche keine andere
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Besch\xE4ftigung haben, als sie schaamroht zu machen, und dem Publiko auf ihre Kosten etwas zu lachen zu verschaffen? Dieses Ungl\xFCck w\xFCrde ihnen nie begegnen, wenn sie ihren Mann zu ihrem Freunde machten, anstatt mit ihm, wo nicht in einem best\xE4ndigen Widerspruch der Denkungsart, und der Handlung doch wenigstens wie mit einem Fremde zu leben, dessen Anblick und Unterhaltung man fliehet.
Heldenmuht einer K\xF6niginn.
Montagu, welcher das Kriegsheer des
Prinzen Eduards anf\xFChrete, machte sich die Unordnung zu Nutze, welche in dem Lager
Heinrichs VI. K\xF6nigs von England, herrschte. Es wurde von ihm angegriffen und erstiegen. Der K\xF6nig und die K\xF6nigin fl\xFCchteten sich, der eine auf diese, die andere auf jene Seite. Einige Zeit hernach wurde Heinrich an gehalten, und in das
Towr von London gebracht. Die Gewohnheit, worinn dieser Prinz stund, beherrschet zu werden,
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machte ihn wegen seiner Herren ziemlich gleichgiltig. Die K\xF6niginn
Margaretha, seine Gemahlinn, besa\xDF nicht die n\xE4mliche Unempfindlichkeit. Durch ihre Tugenden des Thrones w\xFCrdig , und durch ihre Standhaftigkeit \xFCber das Ungl\xFCck erhaben, fl\xFCchtete sie sich mit ihrem Sohne in einen Wald, worinnen ihr R\xE4uber begegneten. Diese Buben machten damit den Anfang, da\xDF sie die Prinze\xDFinn ihrer Juwelen beraubten; als sie aber wegen einer so reichen Beute Zank unter sich bekamen, so machte die K\xF6niginn, deren Seele durch das Ungl\xFCck niemals niedergeschlagen wurde, sich ihren Zwist zu Nutze, um ihnen zu entwischen. Sie begab sich, mit. ihrem Sohne auf dem Arme, in die dichteste Gegend des Waldes, und gieng auf gutes Gl\xFCck fort. Sie begegnete einem andern R\xE4uber. Da die M\xFCdigkeit ihr nicht mehr erlaubte zu fliehen, und sie blo\xDF f\xFCr ihren Sohn besorgt war, so gieng sie mit jenem majest\xE4tischen Anstande, welcher sie niemals verlie\xDF, dem R\xE4uber entgegen. Hier, mein Freund, sagte sie zu ihm, rette den Sohn deines K\xF6niges. Der R\xE4uber, der von Mitleiden beweget und von Ehrfurcht ger\xFChret wurdet nahm den Prinzen, half
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der K\xF6niginn fort gehen, und begleitete sie an das Ufer des Meeres , woselbst sie ein Boot fanden, welches sie nach Sluis \xFCberf\xFChrte. Der
Herzog von Burgund empfieng sie mit jener Ehrerbietung, welche den erleuchten Ungl\xFCcklichen geb\xFChret, gab ihr zwey tausend Thaler, und lie\xDF sie zum
K\xF6nige Reinhard, ihren Vater, begleiten.
Der B\xFCrger von Sparta.
Da P\xE4daret, ein
Laced\xE4monier, die Ehre nicht hatte, zu einem von den drey Hunderten erw\xE4hlet zu werden, welche in der Stadt einen gewissen vorz\xFCglichen Rang hatten; so kehrte er sehr vergn\xFCgt und heiter nacher Hause zur\xFCck, und sagte: er sey entz\xFCckt, da\xDF Sparta drey hundert M\xE4nner gefunden habe, die rechtschaffener als er w\xE4ren.
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