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XLV.

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Das Uibrige des vorhergehenden St\xFCcks.

Man setze die Vernunft, und die Hochachtung in die Stelle der Liebe sogleich ist nicht mehr das anz\xFCglich R\xFChrende im Umgange, sogleich, verschwinden diese liebensw\xFCrdigen Z\xE4nkereyen, die so m\xE4chtig sind, den Uiberdru\xDF zu vermeiden, indem sie ihm zuvorkommen. Wenn ich aber verlange, da\xDF die Einf\xF6rmigkeit eines z\xE4rtlichen Umganges durch einige St\xFCrme in Bewegung gebracht werde, so glauben Sie nicht etwann, meine Meynung sey, da\xDF sich ein Paar Liebende best\xE4ndig zanken sollen. Ich w\xFCnschte nur, da\xDF ihre Uneinigkeiten, aus ihrer Liebe selbst entspringen m\xF6chten, da\xDF die Sch\xF6ne niemals aus einer kleinm\xFChtigen G\xFCte, die ihr zukommende Achtuug, und Aufwartung verg\xE4\xDFe, da\xDF sie sich niemals durch eine

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\xFCbertriebene Empfindlichkeit, ihre Liebe zu einer Qwelle von Unruhen machte, die f\xE4hig w\xE4ren, jeden Augenblick ihres Lebens zu vergiften; und da\xDF sie ihren Liebhaber, nicht durch eine allzugewissenhafte Treue zu sehr versicherte, wie er von dieser Seite nichts zu bef\xFCrchten habe. — Endlich, mu\xDF eine Frau auch nicht die Schwachheit besitzen, einem Manne, der es bey ihr versucht, aus Sanftmuhtigkeit, und unver\xE4nderlicher Gleichheit, alles zu verzeihen. Die Erfahrung zeigt es uur zu oft, da\xDF die Sch\xF6nen ihre Liebhaber, oder das Herz ihrer M\xE4nner, durch zu viel Nachsicht, und Gelindigkeit verlieren! Sie machen sich ein Verdienst daraus, ihnen alles zu opfern. Sie verziehen sie, und machen nur Undankbare aus ihnen. So viele Gro\xDFmuht, dient endlich wider sie selbst, und bald gew\xF6hnen sie sich an, das, als ein Recht anzusehen, was ihnen Anfangs nur als eine Gef\xE4lligkeit zugestanden ist. Sie sehen t\xE4glich, selbst unter denen, die man mit dem gr\xF6\xDFten Rechte verachtet, Frauen, die mit einem eisernen Zepter regieren, die die M\xE4nner, welche mit ihnen verbunden sind, wie Sklaven halten, und durch ihre Herrschaft

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erniedrigen. - Und eben diese Frauen werden am l\xE4ngsten geliebt! – Ich weis wohl, dass eine kluge, und wohlgezogene Gattinn, sich es nicht in den Sinn werde kommen lassen, diesem Muster zu folgen. Dieses kriegerische Wesen, streitet mit den sanften Sitten, und verfehlt den Wohlstand. Man lasse aber die k\xFCnftige Frau die Abschattirung mildern, so wird das N\xF6htige zur Erhaltung eines Liebhabers \xFCbrig bleiben. Wir sind Unterthanen, die eine gar zu gro\xDFe G\xFCte bisweilen \xFCberm\xFChtig macht. Wir wollen oft so, wie die Sklaven aus der neuen Welt, gehalten werden. Wir haben in uns eine Regel der Gerechtigkeit, welche uns erinnert, da\xDF die uns regierende Hand, bisweilen, uns nicht ohne Grund schwer f\xE4llt; - und wir sind ihr daf\xFCr verbunden! Hier ist endlich mein Schlu\xDF: In allem was zum Reiche der Liebe geh\xF6ret, m\xFC\xDFen die Damen die Herrschaft f\xFChren! Von ihnen m\xFC\xDFen wir unser Her mit Bedacht regieren, ihre eigene Neigung m\xE4\xDFigen, und ihr Ansehen, ohne ihm etwas zu vergeben, und ohne es zu misbrauchen, behaupten lernen!

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Charakter des Cimon.

Cimon war nicht nur von den ber\xFChmtesten, sondern auch von den reichsten B\xFCrgern von Athen. Seine Reichth\xFCmer waren die Frucht seiner Siege \xFCber die Barbaren; allein er wendete sie noch r\xFChmlicher an, als er sie erworben hatte. Er lie\xDF die Z\xE4une von seinen Landg\xFCtern und Garten wegr\xE4umen, damit die d\xFCrftigen Athenenser, und selbst die Fremden, ohne Furcht hinein gehen konnten, um die Fr\xFCchte, deren sie ben\xF6htiget w\xE4ren, mit aller Freyheit abzubrechen. T\xE4glich wurde bey ihm eine ganz gemeine, aber f\xFCr eine grosse Anzahl Menschen hinreichende Mahlzeit zugerichtet, und alle Arme, die dabey erscheinen wollten, wurden wohl empfangen, und fanden daselbst ihre gewisse Nahrung; damit, wenn sie nicht mehr gen\xF6htiget w\xE4ren, um ihr Leben durch zubringen, ihrem Gewerbe nachzugehen, sie alle ihre Zeit den Angelegenheiten der Republik widmen k\xF6nnten.

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Wenn er durch die Strassen gieng, so lie\xDF er eine grosse Anzahl sehr wohl bekleideter Bedienten hinter sich hergehen, und wenn ihm irgend ein armer Greis begegnete, welcher nur ein schlechtes Kleid an hatte, so lie\xDF er ihm eines von seinen Leuten reichen; und es war kein armer B\xFCrger, der es sich nicht f\xFCr eine grosse Ehre sch\xE4tzte, diese Wohlthat von ihm zu empfangen. Eben diese Bedienten trugen immer viel Geld bey sich, und wenn sie \xFCber den Markt giengen, so n\xE4heren sie sich den ansehnlichsten und ehrbarsten dieser Nohtleidenden, und dr\xFCckten ihnen ganz in Geheim einige Geldst\xFCckes die Hand, ohne von jemanden gesehen zu werden. Ob er gleich alle andere Statthalter seiner Zeit durch Ausmergelungen und Diebereyen, auf Unkosten des gemeinen Wesens, sich bereichern sah; so blieb er dennoch immer unbestechbar, und behielt nicht nur von aller Erpressung, sondern auch von aller Art Geschenken reine H\xE4nde. Ein Perser, Namens Roesaces, welcher die Parthey seines Herrn verlassen hatte, kam mit grossen Reichth\xFCmern nach Athen, als er aber sogleich von

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Verl\xE4umdern angefallen wurde, welche ihn dem Volke verd\xE4chtig machen wollten, so fl\xFCchtete er sich in das Haus des Cimon, und so bald er hinein getreten, setzte er auf die Th\xFCrschwelle des Vorsaals zween grosse B\xE4cher, davon der eine mit silbernen und der andere mit goldenen Daritzen angef\xFCllet war. Da Cimon ihn erblickte, fieng er an zu lachen. Was von beyden willst du, da\xDF ich seyn soll, sprach er zu ihm , dein Lohndiener, oder dein Freund? Mein Freund, antwortete der Ausl\xE4nder , nun dann, erwiederte Cimon, so magst du dem Gold und Silber nur immer zur\xFCck nehmen, denn da ich dem Freund bin, so wird es mir ohne Zweifel zu Dienste stehen, wenn ich dessen ben\xF6htiget seyn werde.

Die unerwartete Antwort.

Der Marquis von St. Andr\xE9 bewarb sich um eine kleine Statthalterschaft: Louvois, welcher einige Klagen gegen ihn vernommen hatte, schlug sie ihm ab. Wenn ich wieder anfienge zu

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dienen, so w\xFC\xDFte ich wohl, was ich thun wollte, erwiederte der Officier im Zorn. Und was wollten Sie thun, fragte ihn dieser Minister in einem ganz hastigen Tone? Ich w\xFCrde meine Auff\xFChrung so wohl einrichten, antwortete St. Andr\xE9, da\xDF Sie nichts daran sollten auszusehen finden. Louvois wurde durch diese Wendung auf eine so angenehme Weise \xFCberraschet, da\xDF er ihm sein Verlangen bewilligte.

Der Weise und der Sonderling.

Plato gieng einst mit etlichen seiner Freunde auf dem Felde spatzieren. Sie zeigten ihm den Diogenes, welcher bis an das Kinn im Wasser steckte. Die Oberfl\xE4che des Wassers war zugefroren, bis auf das Loch, welches sich Diogenes gemacht hatte. Schauet ihn nicht mehr an, sprach Plato zu ihnen, so wird er heraus gehen.

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Der edle Stolz.

Themistokles gieng einst am Ufer des Meeres spatziren, und betrachtete einige Leichname, welche die Wellen ausgeworfen hatten. Als er verschiedene unter ihnen wahrnahm, welche noch ihre goldenen Halsb\xE4nder und Armspangen anhatten, so gieng er seines Weges fort, kehrete sich gegen einen seiner Freunde, der ihm nachfolgte, und sprach zu ihm: Nimm dieses f\xFCr dich; denn du bist nicht Themistokles.

Anaxagoras.

Als man dem Anaxagoras ansagte, da\xDF sein Sohn gestorben w\xE4re, so h\xF6rte er diese Zeitung ganz kaltsinnig an. Ich wu\xDFte wohl, sagte er, da\xDF ich nur einen Sterblichen gezeuget hatte. Er gieng alsbald fort, ihn selber zu begraben.


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Topic revision: r10 - 20 Jul 2011, KatalinBlasko
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