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ZUM GESAMTINHALT

Ungrisches Magazin, Band 1, Heft 1, Text 10 (S. 100-105)
Hrsg. von Karl Gottlieb Windisch
Pre\xDFburg, L\xF6we, 1781
Autor: o.N. [Johann Khevenh\xFCller]
Zuordnung: Geschichte

(P100)

10. Aus dem Tagebuche des Freyherrn, und nachherigen Grafen Johann Khevenh\xFCller vom Jahre 1566.


Im Anfange des Monats July, war Wesprim, hernach Totis von den Unsrigen, so Sr. Mayest\xE4t voraus hinabgeschickt haben, erobert. In diesem Monate ist der Erzherzog Karl von Oesterreich, sich auch auf seiner Seite zu dem Feldzuge zu verf\xFCgen, von Wien aufgebrochen, allda mich Sr. F\xFCrstlichen Durchlaucht gn\xE4digst angesprochen, mit Ihr aller f\xFCrfallender Sachen halber gute Korespondenz zu halten; das ich mich, doch mit Vorwissen der R\xF6m. Kayserl. Maj. meines allergn\xE4digsten Herrn zu thun unterth\xE4nigst anerbothen, dem ich auch zu Sr. F\xFCrstl. Durchl. gn\xE4digsten Gefallen nachgekommen.

(P101)

Den 29. July ist der Hoffahn in Beyseyn der R\xF6m. Kayserl. Maj. im Prater zu Wien gemustert worden. Solchen hat Herr Leonhard von Harrach, Freyherr der Aeltere, als Sr. Kayserl. Maj. derselben Zeit Obersthofmeister gef\xFChret. Der Herzog von Pomern zog mit dem Hoffahn, welcher bey zw\xF6lfhundert stark, und fast wohl ger\xFCst gewesen.

Den 9. Augusti hat Erzherzog Ferdinand mit seinem Hoffahn, so ungef\xE4hr sechshundert Pferd stark, zu Sr. May. geflossen. Darnach haben sich Sr. May. mit hellen Haufen, in Gottes Namen nach Hungarn erhebt, viel wohlgebutzt, stattlichs Kriegsvolk zu Ro\xDF, und Fu\xDF gehabt. Wir Kammerer sind auf der Kayserl. Maj. Leib im Felde zu warten, wie auch billig, beschieden gewesen , derohalben nicht in der Zugordnung geritten: Unterwegs haben ohne Unterla\xDF die Obristen und Rittmeister mit ihren Reitern und Knechten zu Sr. Maj. gestossen. Den 1. September kam der jung Herzog von Quila Sr. Maj. aufzuwarten mit einhundert Pferden, den 2. Sept. kamen Pfalzgraf Reichart, des Kurf\xFCrsten von Haidlberg Bruder, ungef\xE4hrlich mit dreyhundert Pferden zu Sr. Maj. ins Lager zwischen Raab und Komorn; den 5ten gemeldtes (Monats) hat uns der Beg von Weissenburg unversehen L\xE4rmen gegen Morgen ungef\xE4hrlich mit eintausend Pferden gemacht, ist nahend an unser Lager kommen, etlich Fuhrleut, und Diener, so auf die F\xFCtterung zogen, niedergehauet; als man ihm aber mit einigen von ungrischen und deutschen Pferden nachgesetzt, waren der T\xFCrken viele niedergehaut, und er ( der Beg ) letztlich gefangen, also eine gute Zeit gehalten. Zum Ende des Feldzugs ist er von Sr. Kayserl. Maj. Herrn Leonhard von Harrach, Freyherrn, Obristhofmeister geschenkt worden, hat sich um etlich und drey\xDFigtausend Thaler gel\xF6st, daneben Wolfen J\xF6rger, so Hauptmann zu Jula (Gyula) und daselbst von T\xFCrken, nachdem es, (wie hernach zu h\xF6ren,) erobert, ge-

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fangen, ledig zu machen sich erbothen, dem er nachkommen, gemeldter J\xF6rger hat zu seiner Herwiederkunft Herrn J\xF6rgen Teufel Freyherrn Tochter zu der Ehe genommen. Es ist der Anfang unsers Kriegs mit Eroberung Wesprim und Totis ziemlich gl\xFCcklich angangen, aber leider nicht lang gew\xE4hrt, dann den 7. Sept. Zeitungen gekommen, da\xDF die feste Jula (Gyula) wie man davon redet) aus Uibersehen, und verzagter Weise des Obrist, so ein Unger mit Namen Geratsin L\xE1szlo gewest, von den T\xFCrken, und Tartern eingenommen worden. Bemeldter Geratsin ist unangesehen ihres Zusagens in die T\xFCrkey gef\xFChrt, und erb\xE4rmlich erw\xFCrgt worden, derohalben jeglicher redlicher Kriegsmann genugsame augenscheinliche Exempel hat, da\xDF dem blutgierigen Unglaubigen Feind nicht zu trauen, auch da\xDF sie ihre Zusagen, sie seyn so stark als sie wollen, nicht halten, derohalben besser ist, sich ritterlich zu wehren, dem allm\xE4chtigen Gott zu empfehlen, und zu sterben, als mit ihnen zu capituliren.

Den 8. Sept. kam Alphonsus Herzog von Ferrar, (Ferrara) mit einer gar ansehnlichen Gesellschaft von Grafen und Herrn aus Italia, Sr. Maj. zu dienen, und aufzuwarten, deren ungef\xE4hrlich bey achthundert wohlger\xFCster Spie\xDFer waren, darzu sind auch andere Grafen und Herrn von Adel, von allen Orten aus Italia Sr. Kayserl. Maj. zu dienen, auf ihre Kosten erschienen, die hochgedachte Kayserl. Maj. wegen besserer Ordnung, den Sennor (Signore) Adriano Baglione, so gar ein redlicher bescheidener Mann, und mein guter Freund gewest, zu f\xFChren befohlen, und untergehen hat.

Den 10. Sept. kamen die leidigen Zeitungen, was massen Sigeth den 7. ber\xFChrtes ( Monats) von des t\xFCrkischen Kaisers Kriegsvolk, das verm\xF6g aller Kundschaften viel \xFCber zweymal hundert tausend stark gewest, erobert worden, und unangesehen, da\xDF sich der redliche Mann

(P103)

Herr Niklas Graf von Serin (Zriny) als Obrist darinn, sammt den Seinigen lang ritterlich gewehrt, hat doch solches wegen grosser D\xFCrre des Wetters, und unaufh\xF6rlicher Ermattung mit dem St\xFCrmen nicht erhalten werden k\xF6nnen. Wohlgemeldter Graf von Serin hat sich bis er zween Sch\xFC\xDF von Janitscharen empfangen, gewehrt, und ist als ein treflicher Diener der Herrn von Oesterreich, und wie ein redlicher Ritter gestorben, da\xDF ihm und allen seinen Nachkommen k\xFCnftig zu Lob, Prei\xDF und Ehr zu halten. Dessen Haupt ist hernach von dem Bascha von Ofen, Grafen von Salm, derzeit Obristen zu Raab zugeschickt worden, der es, als er mit den Kriegsvolk von Komorn zu Sr. Kayserl. Maj. geflossen, gar ehrlich in unser Lager, in einer mit Samet bedeckten Gutsche begleiten, und f\xFChren lassen, darnach es auf Anhalten Freundschaft gegen Tschakaturn (Cs\xE1ktornya) auf sein des Grafen seligen Haus gef\xFChrt und dort ceremonialiter zu der Erden bestattet worden. Als nun Sigeth erobert, und der untere Haufen zu dem unsrigen, nie gemeldt, gestossen, auch alle Kundschaften gelautet, der t\xFCrkisch Kaiser wolle pers\xF6nlich Sr. Kayserl. Maj. besuchen, ist rathsam befunden worden, da\xDF Sr. Maj. mit ihren Haufen wieder zur\xFCck bey Raab sich lagern sollen, daselbst sich aufs best zu Erwartung des Feinds verschanzen, welches auch geschehen: Es w\xE4re auch der blutd\xFCrstige Tyran, wenn der allm\xE4chtige Gott seinen Hochmuth nicht gest\xFCrzet, und ihm sein F\xFCrnehmen mit dem Tod den 4. Sept. vor Sigeth geendet, ohne allen Zweift erschienen. In demselben Lager ist man ein gute Weil still gelegen, da viel Kriegsvolk wegen K\xE4lte, b\xF6ser Luft, und vielleicht leidigen Zeitungen erkrankt, und gestorben; gehet auch nicht anderst zu, wenn das Kriegsvolk ungebrancht, lang auf einen Ort still zu liegen pflegt, und, was daselbst nicht erkrankt und gestorben, hat hernach vielf\xE4ltig an der b\xF6sen ungrischen Krankheit daran am Abzug uns\xE4glich viel gestorben, leiden m\xFCssen, haben

(P104)

auch ein solche Contagion in das Land Oesterreich, Steyr, K\xE4rnten, und wohin sie gezogen, gebracht, da\xDF unglaublich viel daran gestorben, und bin eigentlich der Meynung, wenn man mit dem Feind getroffen, w\xE4rn so viel nicht umkommen, Gott erbarm sich unserer k\xFCnftig, und wende die wohlverdiente Straf mit Gnaden ab, Amen.

Es hat Herr Christoph Welzer zu Frauenstein auf diesen Zug zu Rackerspurg, als er von Sr. F\xFCrstl. Durchl. Erzherzog Karl Lager dahin kranker zur\xFCck gef\xFChrt werden, den 21ten Sept. den Geist aufgeben m\xFCssen, Gott begnade die Seele. Es ist zu wissen, da\xDF Sr. F\xFCrstl. Durchl. Erzherzog Carolus mit ihrem Haufen der Landleut nicht bey Sr. Kayserl. Maj., sondern auf einem andern Ort, und n\xE4her bey Sigeth gelegen, mit dem wenigen Volk sich allzeit nach Gelegenheit der Sachen sehen lassen, und nicht gefeyert; in diesem Zuge ist meinem Bruder Herr Bartlme von h\xF6chstgedachter F\xFCrstl. Durchl. sein Hoffahne vertrauet worden.

Den 29sten Sept. war um zehn Uhr in der Nacht zwischen des Herzogen von Ferrar und jungen Markgrafen von Brandeburgs Gesind ein unversehener b\xF6ser Barmen, dar\xFCber schier das ganze Heer aufr\xFChrisch worden, und wenn durch eilende F\xFCrsehung Kayserl. Maj. mit ernstlicher Gebietung, da\xDF jedweder in seinen Quartier, und gewarsam verbleiben soll, nicht zeitlich f\xFCrkommen worden, w\xE4re ein Kurzes darauf gestanden, da\xDF Herzog von Ferrar sammt allen den seinigen, und vielleicht allen andern W\xE4lschen zu todt geschlagen worden, denn die Tentsche ihnen viel zu \xFCberlegen gewest w\xE4ren; ist endlich gestillt worden, doch sind etlich besch\xE4digt, und geschossen verblieben, daraus zween gestorben, solcher Nachtl\xE4rmen ist allein aus Misverstand erfolgt.

Den 6ten Oktob. hat die R\xF6m. Kayserl. Maj. mich in ihren Gesch\xE4ften nach Hispania zu dem K\xF6nig daselbst

(P105)

brauchen zu lassen, an mich allergn\xE4digst gesonnen: ob mir gleichwohl solche beschwerlich gefallen etc.
Topic revision: r31 - 29 Nov 2011, KatalinBlasko
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