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ZUM GESAMTINHALT
Ungrisches Magazin,
Band 1, Heft 1, Text 15 (S. 125-128)
Hrsg. von
Karl Gottlieb Windisch
Pre\xDFburg,
L\xF6we, 1781
Autor: Quellen:
Brev. Reg. Hung.,
Ortelium rediviv. continuat
Zuordnung: Literatur
(P125)
15. Anekdoten.
Wie wohlfeil es vor zweyhundert Jahren in Pre\xDFburg zu leben gewesen, will ich hier eine kleine Probe geben, und meine Leser, welche nicht ohne Ursache \xFCber die itzige Theurung der Lebensmittel klagen, nach dieser Wohlfeilkeit l\xFCstern machen.
Als im Jahre 1563.
Maximilian, ein Prinz Kaiser
Ferdinand des Ersten zum ungrischen K\xF6nige gekr\xF6net werden sollte, ward deswegen ein Landtag nach
Pre\xDFburg ausgeschrieben. Damit aber w\xE4hrend desselben mit den Lebensmitteln kein Wucher getrieben werden m\xF6chte; so ward der Preis derselben, durch eigends dazu verordnete Kommissarien bestimmet. Ich will hier ein Verzeichni\xDF aus dem
Listhius* mittheilen:
Denari**
1 Metzen Mundmehl, 20
1 Metzen Haber, 15
1 Metzen Gersten, 13
1 Metzen Roggen, 10
1 J\xE4hriger Kapaun, 6
1 Heuriger, 5
*In seinem Commentario de Coronatione Maximiliani II.
**Denar, oder Ungrisch ist die bekannte Scheidem\xFCnze in Ungern, von welcher f\xFCnfe einen Kaisergroschen ausmachen.
(P126)
1 Grosses Huhn, 3
1 Kleines detto, 2
1 Henne, 4
1 fette Gans, 6
1 Spannferkel, 9
1 Pfund ger\xE4ucherter Speck, 4
1 Pfund frischer detto, 3
1 Pfund Rindfleisch, 2
1 Pfund Kalbfleisch, 2
1 Pfund Sch\xF6psenfleisch, 1 1/2
1 Pfund guter K\xE4s, 3
1 Pfund Butter, 7
1 Pfund Kerzen, 4
1 Pfund Hausen, 6
1 Pfund Hechten, 6
1 Pfund Karpfen, 4
1 Pfund Schaiden, 4
5 Eyer f\xFCr 1
Brod f\xFCr drey Personen, 1
1 Fuhre Heu durch sechs Ochsen, 60
1 Fuhre detto durch vier Pferde gezogen, 40
1 Fuhre Stroh, der halbe Preis des Heues.
1 Fuhre Holz, durch vier Ochsen, 25
1 Maa\xDF Erbsen, 2
1 Maa\xDF be\xDFter Wein, 4
1 Maa\xDF mittlerer detto, 3
1 Maa\xDF Honig, 5
Die bestrafte Prahlerey eines t\xFCrkischen Gesandten.
Als der ungrische
K\xF6nig Mathias Korwin Wienerisch Neustadt belagerte, kam ein Abgesandter, welchen der t\xFCrkische
Kaiser Bajazid an diesen Sieger schickte, in dem Lager vor besagter Stadt an. Dieser Ab-
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gesandte war ein Mann, der bey seinem Monarchen in grossem Ansehen stand, und dessen Beredsamkeit schon bey verschiedenen orientalisthen F\xFCrsten Wunder gethan hatte. Er r\xFChmte sich daher: da\xDF er durch die Macht seiner Beredsamkeit, und durch sein Ansehen die ganze Welt zum Vortheile seines Herrn einnehmen k\xF6nnte. Dieses versprach er sich nun auch bey dem K\xF6nige Mathias, der aber, als ihm die Pralereyen des Abgesandten berichtet worden, sogleich beschlo\xDF, die Frechheit desselben zu bestrafen. — Als man ihn nun zur Audienz lie\xDF, begab sich der K\xF6nig mit demselben unter die Mauern der belagerten Stadt, wo auf dessen Befehl eben am st\xE4rksten kanoniret wurde. Unter dem Donner der Kartaunen, und dem Schwirren der Kugeln, befahl der K\xF6nig, ihm den Auftrag seiner Gesandschaft zu er\xF6fnen. Er that solches, und bekam eine Antwort vom K\xF6nige; aber, an diesem f\xFCrchterlichen Orte entfiel ihm die erhaltene Antwort g\xE4nzlich, und er konnte der oftmaligen Bitten ungeachtet, sie nicht wiederholt bekommen. — Und so mu\xDFte er besch\xE4mt und unverrichteter Sachen nach Hause kehren. S.
Paulli Gregorianczii Brev. Reg. Hung.
Herzhaftigkeit des ungrischen Frauenzimmers.
Als der heldenm\xFChtige
Graf Sriny im Jahre 1566 mit 2500 Mann die
Festung Sigeth wider den t\xFCrkischen
Kaiser S\xFCleyman, welcher mit einem Heere von 164000 vor derselben stund, vertheidigte, so kam es endlich so weit, da\xDF die kleine Besatzung wider eine so weit \xFCberlegene Macht von Feinden, die sie eingeschlossen hielten, einen Ausfall zu wagen, gen\xF6htiget wurde. Der oberste Befehlshaber ermunterte daher seine Untergebenen zu einer Unternehmung, die zwar in dergleichen Umst\xE4nden verw\xE4gen zu seyn scheint, die aber die Nohtwendigkeit sowohl, als die Treue gegen den Landesf\xFCrsten und das Vaterland, von ihnen forderte. Je-
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der Soldat war durch diese Ermunterung nicht allein zum Streite, sondern auch zum Tode bereit, und entschlossen. Unter diesen fand sich einer, der den au\xDFerordentlichen Entschlu\xDF fa\xDFte, sein Weib, die aus einem adelichen Geschlechte abstammte, jung, sch\xF6n, und liebensw\xFCrdig war, mit eigener Hand zu t\xF6dten, damit sie den Barbaren nicht in die H\xE4nde gerahten m\xF6chte. Diese Frau merkte den unmenschlichen Vorsatz ihres Mannes, und suchte ihn durch tausend Vorstellungen auf andere Gedanken zu bringen. Unter andern sagte sie, da\xDF ihr dieser Tod um soviel schmerzlicher fallen m\xFC\xDFte, weil sie ihm als dessen treue Gattinn, in der letzten Todesgefahr nichts folgen k\xF6nnte, und von ihm eben durch diese getrennet w\xFCrde. — Ich weis, fuhr sie fort, da\xDF ich versprochen habe, dich in keiner Noht, auch nicht in Lebensgefahr zu verlassen; ich will daher eine Gef\xE4hrtinn, der Gefahren die dir drohen, und deines Todes seyn, damit der Tod diejenigen nicht scheide, die das Band der Liebe so genau im Leben vereiniget hat. —
Hierauf legte sie Mannskleider an, ward von ihrem Manne mit Waffen versehen, und zu seiner Linken gestellet. — Die Thore wurden er\xF6fnet, die Zugbr\xFCcke herabgelassen, und sogleich fieng sich der Streit, \xFCberaus heftig, und auf beyden Seiten sehr blutig an. Die sch\xF6ne Ungerinn, die an Tapferkeit keinem Manne nachgab, verlor den ihrigen an ihrer Seite. — Aber sein Tod verminderte ihren Muht nicht, er gab ihr vielmehr neue Kr\xE4fte, den Tod ihres Mannes zu r\xE4chen. Endlich ward auch sie t\xF6dlich verwundet, und nachdem sie eine Menge Bluts vergossen hatte, gab sie ihren heldenm\xFChtigen Geist gleichfalls auf. S.
Ortelium rediviv. continuat. Seite 448.