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ZUM GESAMTINHALT

Ungrisches Magazin, Band 1, Heft 2, Text 16 (S. 129-141)
Hrsg. von Karl Gottlieb Windisch
Pre\xDFburg, L\xF6we, 1781
Autor: Daniel Cornides
Zuordnung: Kulturgeschichte

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16. Wenn das itzt \xFCbliche aus zerstossenen und zerstampften Haderlumpen verfertigte Papier in Ungern aufgekommen sey?


Die Frage von dem Ursprunge des Papiers, so aus alten Haderlumpen verfertiget wird, ist in der Diplomatik, wie bekannt, von vorz\xFCglicher Wichtigkeit. Urkunden, von deren Aechtheit, nicht nur grosse Freyheiten und Vorrechte, sondern auch der ruhige Besitz ansehnlicher G\xFCter und Herrschaften abhangen; Urkunden, auf welchen sich das Gl\xFCck der ganzen Nachkommenschaft gr\xFCndet, werden zuweilen bey gerichtlicher Untersuchung blo\xDF wegen dem einzigen Umstande f\xFCr unterschoben und ungiltig erkl\xE4rt, weil solche auf gew\xF6hnlichen Haderlumpenpapier geschrieben sind, und das Datum des Diploms \xE4lter angegeben wird, als dergleichen Papier entweder noch bekannt, oder zu \xF6ffentlichem Gebrauche genommen wurde. Es lohnet also wohl der M\xFChe, d\xE4chte ich, da\xDF wir die wahre Epoche des in Ungern eingef\xFChrten Gebrauchs dieser Art Papier genauer zu bestimmen suchen, da an diesem Umstande, wie gesagt, so gar vieles gelegen ist. — Ich will mich hier in keine weitl\xE4ufige Abhandlung von den dreyerley Arten Papier, dem egyptischen, dem Cottonpapier, und dem itzt \xFCblichen,

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so aus alten Lappen leinener T\xFCcher gemacht wird, einlassen. Ein solches Unternehmen w\xFCrde bey so vielen \xFCber diese Materie vorhandenen gelehrten Schriftten, nicht nur sehr \xFCberfl\xFC\xDFig seyn, sondern mich auch von meinem eigentlichen Gegenstande zu weit abf\xFChren. Dennoch sehe ich mich gem\xFC\xDFiget, auch von den zwo ersten Arten Papier, mehrerer Vollst\xE4ndigkeit, und des n\xF6htigen Zusammenhanges halber, nur ein paar Worte beyzubringen. Da\xDF das egyptische Papier, dessen Ursprung und Zubereitung man beym Plinius (Hist. nat. Lib. 13. c.11.) nachsehen kann, sich bis auf das zw\xF6lfte Jahrhundert nach Christi Geburt erhalten habe, ist aus dem Eustathius erweislich, der in seiner Auslegung des Homers (ad Odyss. φ p. 1913. lin. 41. edit. Rom.) ausdr\xFCcklich behauptet, da\xDF der Gebrauch des egyptischen Papiers zu seiner Zeit aufgeh\xF6ret habe. Das Cottonpapier (charta cuttunea, bombycina, damascena) ist eine Erfindung des neunten Jahrhunderts, wie solches Montfaucon (in Palaeographia graeca p. 19.und in IX. p. 323. 326. edit. Paris.) dargethan hat. Vermuhtlich mag das Cottonpapier das Meiste dazu beygetragen haben, da\xDF man das ohnehin kostbare egyptische Papier hat abkommen lassen. Uibrigens ist von diesem Cottonpapiere zu merken , da\xDF solches besonders im Orient unter den Griechen gebr\xE4uchlich gewesen, da man hingegen im Occident sich dessen nur sehr wenig, daf\xFCr aber des Pergamentes desto h\xE4ufiger bedienet hat, und da\xDF man griechische B\xFCcher auf Cottonpapier vom 13ten und 14ten Jahrhunderte in Menge antrift. Was endlich das aus abgenutzter Leinwand zubereitete Papier anbelangt, so sind die Gelehrten zwar darinnen ziemlich einig, da\xDF solches erst in den neuern Zeiten aufgekommen sey; nur sind ihre Meynungen wegen des eigentlichen Alters dieser Erfindung verschieden. Herr Georg Christoph Hamberger, ehemaliger Professor auf der G\xF6ttingischen Universit\xE4t, ein

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Mann von ungemein grosser Belesenheit, hat von dem Alter des heut zu Tage gebr\xE4uchlichen Papiers, in der zweyten vorl\xE4ufigen Abhandlung zum ersten Theil seiner zuverl\xE4\xDFigen Nachrichten von den vornehmsten Schriftstellern \xA7.9. S. 82. 83. folgendes Urtheil gef\xE4llet: Man hat noch keine gewisse Probe aufweisen k\xF6nnen, die \xE4lter w\xE4re, als das 14te Jahrhundert; hier beruft er sich in der Note auf das vortrefliche Werk: Noveau Trait\xE9 de DipIomatique T. 1. p. 523. sqq. Die \xE4lteste bekannte Urkunde, f\xE4hrt er fort, ist vom Jahr 1339; und hier verweiset er uns in der Note auf die Braunschweigischen Anzeigen, J. 1745. p. 843. Diese letztere Aussage mag aber wohl nur auf Teutschland sich einschr\xE4nken, obschon Herr Paul Daniel Longolius ein auf Haderlumpenpapier zwischen den Jahren 1315 und 1330. gefertigtes Instrument mitten in Teutschland will gefunden haben. Man lese seinen kurzen Aufsatz , der den Titel f\xFChrt: Chartam indubitare linteam hactenus notis antiquiorem in medium ponit PAVLVS DANIEL LONGOLIVS, in des Herrn. Joh. Christoph Martini Thesauro Dissertationum T. I. P. l. (Norimb. 1763. 8. mai.) p. 161. sqq. Was nun Frankreich anbelangt, so wird es ebenfalls dergleichen Papier vor dem 14ten Jahrhunderte wohl schwerlich aufweisen k\xF6nnen. Denn weil die gelehrten Verfasser des Noveau Trait\xE9 de Diplomatique, ohnerachtet ihres uns\xE4glichen in Aufsuchung der Urkunden angewendeten Flei\xDFes, kein einziges Instrument auf Haderlumpenpapier gefunden haben, welches \xE4lter w\xE4re, als das 14te Jahrhundert, so glaube ich nicht zu irren, wenn ich daraus folgere, da\xDF wirklich kein \xE4lteres in Frankreich m\xF6ge vorhanden seyn. Da\xDF aber auch in England kein \xE4lteres anzutreffen sey, erhellet aus des Humphrey Prideaux Werke, in der teutschen Uibersetzung betitelt: Altes und neues Testament in einem Zusammenhang mit der Juden und benachbarten V\xF6lker Historie gebracht rc. verbesser-

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te Auflage, Dresden 1771. 1. Theil, VII. Buch, S. 462. 463. Am angef\xFChrten Orte widerlegt Prideaux einen gewissen Ray, der in seinem Herbario (L. XXIl. c. 3.) f\xE4lschlich vorgiebt, da\xDF das Papier, so aus Lumpen leinener T\xFCcher gemacht wird, in Teutschland erst ums Jahr Christi 1470. bekannt geworden. Prideaux schlie\xDFt seine Widerlegung mit folgenden Worten: In des Bischofs zu Norwich Canzeley ist ein Register der Verm\xE4chtni\xDFe ganz von Papier, darinnen Registraturen von dem Jahr Christi 1370. her, gerade 100. Jahr vor der von Ray beniemten Zeit, da es in Teutschland aufgekommen seyn soll, befindlich sind. Ich habe eine Registratur einiger Akten von Johann Cranden, Priorn in Ely, ganz auf Papier geschrieben gesehen, die im 14ten Jahr K\xF6nigs Eduardi des II, das ist, im Jahr Christi 1320. datirt ist. Diese Registratur ist folglich um 19. Jahre \xE4lter, als das vom Herrn Hamberger angegebene Datum der auf itzo gebr\xE4uchlichem Papier ausgefertigten \xE4ltesten bekannten Urkunden. In verschiedenen andern L\xE4ndern weiset das Datum der \xE4ltesten papiernen Instrumente eine noch weit neuere Jahrzahl aus. So meldet Bohuslaus Balbinus (in miscellaneis regni Bohemiae Lib.1. c. 22.) von dem Prager Archiv als etwas Besonderes, da\xDF darinnen papierne Urkunden vom Jahr 1340. zu finden sind. Und im Magdeburgischen Landarchiv hat Herr Kanzler von Ludewig keine \xE4ltere papierne Urkunde ausfindig machen k\xF6nnen, als vom Jahr 1350, wie er dieses selbsten von sich in seinen gelehrten Anzeigen Tom. II. p. 271. bezeuget. Was soll ich nun von Ungern sagen? Wird es hierinnen dem Beyspiele anderer L\xE4nder nicht sp\xE4ter erst nachgefolget seyn? Keineswegs. Vielmehr getraue ich es mir gr\xFCndlich beweisen zu k\xF6nnen, da\xDF das leinene Papier in Ungern weit fr\xFCher als in Frankreich, England, Teutschland und B\xF6hmen, im Schwange gewesen. Ich besitze n\xE4mlich in

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meiner geringen diplomatischen Sammlung ein \xE4chtes auf ungezweifelten Haderlumpenpapier gefertigtes Original-Schreiben, welches ich dem ber\xFChmten P. Pray, und verschiedenen andern gelehrten M\xE4nnern gewiesen, und aus dessen Inhalt ich auf eine unumst\xF6\xDFliche Art itzt gleich erh\xE4rten werde, da\xDF es im Jahre Christi 1309. abgefa\xDFt und niedergeschrieben worden. Es lautet von Wort zu Wort also. „Frater Gentilis, miseratione diuina tit. Sancti Martini in Montibus Presbyter Cardinalis, Apostolice Sedis Legatus, Venerabili er Religioso Viro, Fratri Benedicto, Electo Transsiluanensi Salutem in Domino. Continebat inter alia littera uestra proxime nobis milla, quam benigne recepimus, quod nec Religiosi nec Clerici Seculares seruant in Transsiluanensibus partibus interdictum, quodque in audiendis uel celebrandis diuinis nusquam uos ingerere uoluistis nisi in Capella priuatim. Et quia nichil Vobis commiseramus uerbo uel litteris, de predicto Vos intromittere negotio distulistis. Super quibus Vestre discretionis studium commendantes, sic breuiter respondemus, quod nostre incentionis pro certo existit, ut interdictum seruetur ab omnibus regulariter, prout tenor nostrorum processuum continet et declarat. Vobis uero sicut nec commismus, nec committimus inde quicquam. Sed Capitulo Transiluanensi damus aliqua per alias nostras litteras in mandatis, quesi uidere uolueritis, poteritis per easdem. ut scilicet tam diu teneant interdictum donec Ladislaus ad nostra et ecclesie mandata humiliter rediens opere compleat quod pro Domino. Rege se facturum promisit. Desideraremus admodum quod idem Ladislaus per Vos mitteret nobis coronam, prout promisisse ipsum, nobis per alias litteras rescripsistis, qm erga Regem et nos haberet locum citius id negotium gratiose. De procurationibus autem

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nostris primi et secundi annorum, quicquid exegistis iam, uel potestis exigere, portari factatis ad Cameram nostram, cum ad nos duce Domino redietis. Scituri quod nos scribimus inter alia dicto Capitulo, quod nisi nunc soluant integre procurationes easdem, preter summas nostras spirituales, in quibus noscuntur in ipsorum animarum periculum inuoluti, uel per Ladislaum eundem, cui exactionem committemus ipsarum, uel alias de speciali mandato Domini nostri Summi Pontificis, ab eis triplum auctore Domino exigi faciemus. Consulimus ergo eis, quod satisfaciant nobis statim, et se dampnificari perinde non expectent. Datum Posonii VI. Non. May.“ Die Aufschrift von aussen enth\xE4lt folgende Addresse: „Venerabili et Religioso Viro Fratri Benedicto Electo Transsiluanensi.“ Es ist diesem Instrumente zwar keine Jahrzahl, sondern nur der Monatstag beygeschrieben, allein aus den Worten: nec Religiosi, nec Clerici Seculares seruant in Transsiluanensibus partibus interdictum; und wiederum:respondemus, quod nostrae intentionis pro certo existit, ut interdictum seruetur ab omnibus regulariter; und wiederum: tam diu teneant interdictum, donec Ladislaus ad nostra, et Ecclesiae mandata humiliter rediens, opere compleat, quod pro Domino Rege se facturum promisit. Desideraremus admodum, quod idem Ladislaus per Vos mitteret nobis Coronam, prout promisisse ipsum per alias Litteras rescripsistis; aus diesen Worten, sage ich, l\xE4\xDFt sich das Jahr 1309. mit Gewi\xDFheit bestimmen. Um dieses deutlicher einzusehen, wird es n\xF6htig seyn, eines und das andere aus der ungrischen Geschichte hier nachzuholen. Es ist n\xE4mlich bekannt, da\xDF Ladislaus, siebenb\xFCrgischer Waywode, den K\xF6nig von Ungern, Otto von Bayern nebst der ungrischen Reichskrone in seine Gewalt bekommen, und da\xDF er diesen K\xF6nig gezwungen ha-

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be, nicht nur die ungrische Krone ihm einzuh\xE4ndigen, sondern auch auf den ungrischen Trohn Verzicht zu thun, und unges\xE4umt das Land zu r\xE4umen. Nun sollte aber des Otto aus Bayern Kroncompetent, Karl Robert, welchen der Pabst eifrigst unterst\xFCtzte, zum K\xF6nige von Ungern feyerlich gekr\xF6nt werden; allein der m\xE4chtige siebenb\xFCrgische Waywode, der nebst vielen andern Grossen des Reichs, vom Karl nichts wissen wollte, weigerte sich die in H\xE4nden habende Krone herauszugeben. Der Pabst schickte daher im Jahr 1308. den Cardinal Gentilis als gevollm\xE4chtigten Legaten nach Ungern, um s\xE4mmtliche Landesst\xE4nde dahin zu verm\xF6gen, da\xDF sie Karln zu ihrem K\xF6nige annehmen, und kr\xF6nen sollten. Durch das Ansehen und dringende Zureden des p\xE4bstlichen Gesandten bewogen, erkl\xE4rte sich der gr\xF6\xDFte Theil nunmehr f\xFCr Karln; nur Ladislaus, auf welchen das Meiste ankam, und noch wenige andere, wollten sich durch nichts gewinnen lassen. Hierauf that der p\xE4bstliche Legat im Jahr 1309 alle Widersacher des Karls, besonders aber den Ladislaus und seinen Anhang in den \xF6ffentlichen Kirchenbann; da aber auch Bannstralen beym Ladislaus nicht viel fruchten wollten, lie\xDF sich endlich der p\xE4bstliche Gesandte Gentilis mit dem siebenb\xFCrgischen Waywoden, wegen der Herausgebung der Krone, in g\xFCtliche Traktaten ein, da denn Ladislaus nach getroffenen Vergleich, und gewissen f\xFCr sich bedungenen k\xF6niglichen Schenkungen, die Krone im Jahr 1310. auslieferte, und die Kr\xF6nung Karls kurz darauf zu Stuhlwei\xDFenburg vor sich gieng, anno Domini MCCCX. feria quinta, in octauis Sancti Regis Stephani, wie es in unserer ungrischen Chronik hei\xDFt. Da\xDF es in dieser Erz\xE4hlung, mit den angegebenen Jahrzahlen, auf welche itzt alles einzig und allein ank\xF6mmt, seine vollkommene Richtigkeit habe, erh\xE4llet nicht nur aus dem klaren Zeugnissen des gleichzeitigen Verfassers der ungrischen Chronik, die der gute Thuroczi uns aufbehalten, und in seinem Namen bekannt gemacht hat, Part. II. cap. 89; sondern auch aus

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denen hieher geh\xF6rigen diplomatischen Akten, die man in des ber\xFChmten P. Pray Annal. Reg.Hung. P. l. p. 382. sqq. nachlesen kann. Die von Sr. Hochw\xFCrden, dem so verdienstvollen Herrn Canonicus zu Zip\xDF, Johann von Fridw\xE4ld\xDFky, in seiner Mineralogia M. Principatus Transsiluaniae, pag. 107. 108. aus Licht gebrachte Eidesformel , wodurch sich der siebenb\xFCrqische Waywode Ladislaus sowohl zur Auslieferung der Krone, als auch zur k\xFCnftigen unverbr\xFCchlichen Treue f\xFCr den K\xF6nig Karl verpflichtet, hat folgendes Datum: „Datum in Segnedino, seria quarta proxima post Dominicam Judica, Anno Domini 1310.“ Es ist aber zufolge einer genauen chronologischen Rechnung die feria quarta post Dominicam Judica im Jahr 1310, auf den 8.April gefallen; folglich war die Krone wenigstens bis auf den 8. April des 1310. Jahres noch in den H\xE4nden des Way-woden geblieben. Und nun ist es einmal Zeit auf das oben beygebrachte Schreiben des Cardinals Gentilis wiederum zur\xFCckzukehren. Die Worte, die ich darinnen vom Interdicto, oder dem Kirchenbanne, und von der Krone, vorz\xFCglich ausgezeichnet habe, beweisen es unwidersprechlich, da\xDF oft gedachtes Schreiben zu einer Zeit sey abgefasset worden, da \xFCber den Ladislaus der Kirchenbann bereits ergangen war, und die ungrische Krone noch in seiner Gewalt sich befand. Wir haben aber allererst gesehen, da\xDF der Kirchenbann im Jahr 1309. verk\xFCndiget, und da\xDF die ungrische Krone schon im folgenden Jahre 1310. vom Waywoden sey ausgeliefert worden; woraus das Jahr 1309. f\xFCr das wahre Datum des oben mitgetheilten Schreiben sich von selbsten ergiebt. Man k\xF6nnte freylich hiewieder einwenden, da\xDF man den eigentlichen Zeitpunkt, in welchem Ladislaus vom Kirchenbanne lo\xDFgesprochen wurde, nirgends aufgezeichnet finde; da\xDF ferner Ladislaus nicht eher, als erst am 8. April des 1310. Jahres die Krone herauszugeben sich erbohten habe; da\xDF folglich das Interdikt oder

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oder der Kirchenbann bis dahin fortgedauert haben m\xFC\xDFe; und da\xDF also oben einger\xFCckter Brief eben sowohl im Jahre 1310, als im Jahr 1309. k\xF6nne ausgefertigt seyn worden. Allein dieser scheinbare Einwurf f\xE4llt sogleich weg, wenn man bedenket, da\xDF erw\xE4hntes Schreiben von VI. Non. May, das ist, vom 2ten May datirt ist. Denn hoffentlich wird es wohl niemand l\xE4ugnen, da\xDF der Kirchenbann, unter welchen Ladislaus einsweils gestanden, so bald aufgehoben worden seyn m\xFC\xDFe, als dieser den Eid der Treue dem K\xF6nige Karl Robert abgelegt, und eine schriftliche Verpflichtung gestellet hatte, die Krone unverz\xFCglich herauszugeben. Es hatte aber Ladislaus bereits den 8. April 1310. dem K\xF6nige Karl Robert die Treue, und die baldige Auslieferung der Krone zugeschworen, auch dar\xFCber einen mit allen Formalit\xE4ten versehenen Schein gestellt, wie dieses schon oben ist angezeiget worden; es konnte also Ladislaus im Jahre 1310. den 2. May unm\xF6glich mehr unter dem Kirchenbanne gestanden seyn. Da nun aber das an den siebenb\xFCrgischen Bischof erlassene Schreiben des Cardinals Gentilis, Vl. Non. May, das ist, den 2. May, gefertiget ist, und dennoch auf die genaue Beobachtung des Interdikts so sehr dringt: so folget daraus ohne alle Widerrede, da\xDF man darunter den 2. May des 1309ten, keinesweges aber des 1310ten Jahres, verstehen m\xFC\xDFe. Dieser Beweis ist, d\xE4ucht mir, so einleuchtend und so \xFCberzeugend, als irgend ein historischer Beweis es nur immer seyn kann. Und h\xE4tten wir gleich keine so \xFCberzeugenden Gr\xFCnde f\xFCr das Jahr 1309: so w\xFCrde doch das beygeschriebene Wort Posonii schon allein hinreichend seyn, uns auf diese Vermuthung zu bringen. Denn gerade im Jahre 1309. hatte Gentilis eine National-Kirchenversammlung zu Pre\xDFburg gehalten, wovon die kirchlichen Verordnungen beym P\xE9terfy de Conc. Regni Hung. P. I. pag. 142-148. anzutreffen sind: es ist \xFCber dieses erweislich, da\xDF Gentilis, w\xE4hrend seines zweyj\xE4hrigen Aufenthalts in Ungern, we-

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der vor dieser Kirchenversammlung, noch nach derselben, in Pre\xDFburg mehr gewesen sey.— Und also h\xE4tten wir die wahre Jahrzahl des ofterw\xE4hnten Instrumentes, und auch zugleich das hohe Alter des in Ungern eingef\xFChrten leinenen Papiers au\xDFer allen Zweifel gesetzet. Es ist wahrscheinlich, da\xDF noch \xE4ltere papierne Urkunden in verschiedenen privat- und \xF6ffentlichen Archiven Ungerlandes m\xF6gen befindlich seyn. Denn, ist es wohl glaublich, da\xDF unter so vielen tausenden papiernen Instrumenten, die im Lande vorhanden sind, gerade das Meinige das aller\xE4lteste seyn sollte? Dieses zu behaupten w\xE4re eine Ungereimtheit. Allein welcher g\xFCnstige Zufall, wird man fragen, hat das Papier unserm Ungerlande fr\xFCher bekannt gemacht, als den meisten \xFCbrigen europ\xE4ischen L\xE4ndern? Ich gestehe, da\xDF ich diese Frage zu beantworten nicht im Stande bin. Eine Muhtmassung will ich wagen, die vielleicht nicht ganz und gar ungegr\xFCndet seyn d\xFCrfte. Meines geringen Erachtens m\xF6gen wohl die Ungern ihr allererstes Papier aus Italien, zugleich mit ihrem allerersten aus Italien herstammenden K\xF6nige, bekommen haben. Es waren n\xE4mlich inItalien schon h\xE4ufige Papierm\xFChlen, als man anderw\xE4rtig noch wenig oder nichts vom Papier wu\xDFte. Ohnfehlbar werden diese Papierm\xFChlen von den Saracenern, als sie noch einen grossen Theil Italiens inne hatten, seyn angeleget worden: denn \xFCberhaupt scheint das leinene Papier eine Erfindung der Saracenen zu seyn. Ich beruffe mich, was letzteres betrift, auf den grossen Hermann Conring, der Operum Tomo VI. p. 612. sagt: "Chartae lineae nostrae usus serius in Europa caepit, et nisi fallor, demum cum litteratura Arabica, cuius populi videtur charta illa inuentum esse." Humphrey Prideaux ist gleichfalls dieser Meynung. Denn, nachdem er in den obenangef\xFChrten Worten eine Registratur ganz auf leinenen Papier geschrieben, und im Jahre Christi 1320. datirt, gesehen zu haben

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uns versichert, so setzt er folgendes unmittelbar hinzu: Diese Erfindung scheinet aus Orient gekommen zu seyn. Denn die meisten Schriften in Arabischen und anderen Orientalischen Sprachen, welche wir daher haben, sind auf solch (leinenes) Papier geschrieben, und manche noch \xE4lter, als die ich oben \xFCber diese Materie angef\xFChret habe. Dem sey nun, wie ihm wolle: so ist doch wenigstens so viel gewi\xDF, da\xDF Italien bereits in der ersten H\xE4lfte des 14ten Jahrhunderts vortrefflich eingerichtete Papierm\xFChlen hatte. Bartolus der gr\xF6\xDFte Jurist seiner Zeiten, zu Sassoferrato in der ankonitanischen Mark im Jahr 1313. gebohren, schreibt in seinem Traktate de insigniis et armis, welchen der gelehrte Engl\xE4nder Heinr. Spelmann seiner Aspilogiae einverleibet hat, unter andern folgendes: „Si alius alterius signum acciperet, posset prohiberi. Idem de signis, quibus vtuntur Fabricatores chartarum de papyro.“ Und eben daselbst nach einem kurzen Zwischenraume: „In Marchia Anconitana est quoddam nobile castrum, cuius nomen Fabrianum. Ubi artificium faciendi chartas de papyro principaliter viget. Ibique sunt aedificia multa ad hoc, et ex quibusdam aedificiis meliores chartae veniunt. Licet etiam ibi faciat multum bonitas Operantis. Et ut videamus; hic quodlibet folium chartae habet suum signum. Per quoud significatur cuius aedificii aut molendini est charta. Dic ergo, quod apud illum remaneat signum, apud quem remanebit aedificium.“ Bartolus entlehnt die Beyspiele seines auszuf\xFChrenden Satzes freylich nur von einheimischen Papierm\xFChlen, weil ihm, wie leicht zu erachten, die Beyspiele, die ihm sein Vaterland, die Mark Ankona, darboht, die bekanntesten und liebsten seyn mu\xDFten: doch spricht er andern Gegenden Italiens den Besitz von Papierm\xFChlen deswegen nicht ab. Vielmehr giebt der Ausdruck, dessen er sich bedienet, wenn er von Fabriano spricht: vbi artifi-

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cium faciendi chartas de papyro PRINCIPALITER viget, deutlich genug zu verstehen, da\xDF man zu seiner Zeit auch anderw\xE4rtig Papier verfertiget habe, nur nicht so gutes, und in so grosser Menge, als zu Fabriano. In der That hat Fabriano noch itzt den Preis in Italier, da\xDF dort das beste Papier gemacht wird, und da\xDF daselbst die meisten Papiermacher sich aufhalten, wie dieses aus Leandri Italia, p. 435. zu ersehen ist. Um also auf meine Hypothese wiederum zur\xFCck zu kehren, so halte ich daf\xFCr, da\xDF das leinene Papier im Jahre 1300. zugleich mit dem K\xF6nige Karl Robert aus Italien nach Ungern zuerst gekommen sey. Es ist beynahe nicht m\xF6glich, da\xDF ein itali\xE4nischer Prinz, der unsere Nation, was die Einrichtung der Polizey, und die Verbesserung des Justitz- und M\xFCnzwesens betrift, mit so vielen ausl\xE4ndischen Bequemlichkeiten bekannt gemacht hat, nicht auch daf\xFCr werde landesv\xE4terlich gesorgt haben, den in Italien im Schwange gewesenen Gebrauch des leinenen Papiers, in Ungern ebenfalls, zu nicht geringem Vortheile der Nation, einzuf\xFChren. Wenigstens ist, meines Wissens, kein einziges papiernes \xE4chtes Instrument in Ungern und Siebenb\xFCrgen noch bis itzt aufgewiesen worden, welches \xE4lter w\xE4re, als Karl Roberts Ankunft in Ungern. Zu dem k\xF6mmt noch der Umstand, da\xDF selbst die leichte Gelegenheit das Papier von Ankona \xFCber Dalmatien kommen zu lassen, die fr\xFChere Aufnahme des Papiers in Ungern veranlassen, und bef\xF6rdern konnte. Ankona hatte best\xE4ndig einen starken Verkehr mit denen an der dalmatischen Seek\xFCste gelegenen St\xE4dten, und stund seit dem Jahre 1236. mit der Stadt Traw (Tragurium) sogar in einen besondern Kommerzien-Verbindnisse, wovon die Urkunde Joh. Lucius in seinen Memorie istoriche di Tragurio ora detto Trau, Lib. II. cap. 9. pag. 37. bekannt gemacht hat. Wird folglich Ankona mit Papier nicht eben sowohl, als mit andern Waaren ihr Gewerbe nach Dalmatien getrieben haben, zumal da Ankona vielleicht das be\xDFte in

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seiner Art liefern konnte? und wird sich alsdann das Papier von Dalmatien nicht auch nach Ungern gar bald verbreitet haben? Mir wenigstens k\xF6mmt dieses h\xF6chst wahrscheinlich vor; doch will ich meine Meynung niemanden aufdringen. — Zum Beschlusse will ich nur noch dieses anmerken, da\xDF Ungern bis in das 17te Jahrhundert sich lest\xE4ndig ausl\xE4ndischen Papiers bedienet habe. Erst im Jahr 1613. hat man eine Papierm\xFChle zu Teplitschka in Zipsen angeleget, welches also die allererste Papierm\xFChle in Ungern ist. Es bezeugen dieses ausdr\xFCcklich die Zipser Chroniken, aus welchen der um die Aufkl\xE4rung der Vaterlandsgeschichte so unerm\xFCdete P. Karl Wagner in seinen Analectis Scepusii, Parte II. sehr sch\xE4tzbare Ausz\xFCge gemacht hat. In diesen Excerptis ex Chronicis Scepusiensibus seu Leutschoviensibus findet man pag. 27. folgende Nachricht aufgezeichnet: „Anno eodem (1613.) primus in Scepusio, imo in hoc Hungariae Regno, officinam chartaceam, siue Papyrisicinam extruxit Dominus Samuel Spillenberg Medicinae Doctor Leutschoviensis, in Pago Leutschoviensi Teplitska.“ Ist es nicht zu verwundern, da\xDF die Siebenb\xFCrger hierinnen denen Ungerl\xE4ndern zuvorgekommen sind? Jene hatten bereits im Jahr 1546. zu Kronstadt Papier gemacht, wie solches aus des Mathias Miles siebenb\xFCrgischen W\xFCrgengel, S. 40. zu ersehen ist. Hier sind seine eigenen Worte: In diesem Jahr (1546.) ist zum ersten mahl in Chron-Stadt Papier gemacht worden, durch Verlegung H. Hans Fuchsens Richters, und H. Hans Benckners: Auch wurd das Wollen-Tuch zum ersten mahl zu Chron-Stadt gemacht, durch Verlegung eines B\xFCrgers Hans Tey\xDF genannt. — So viel f\xFCr diesesmal von dieser Materie!

M. Daniel Cornides.
Topic revision: r39 - 29 Nov 2011, KatalinBlasko
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