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ZUM GESAMTINHALT
Ungrisches Magazin,
Band 1, Heft 2, Text 17 (S. 142-168)
Hrsg. von
Karl Gottlieb Windisch
Pre\xDFburg,
L\xF6we, 1781
Autor:
Karl Gottlieb Windisch
Zuordnung: Geographie
(P142)
17. Topographische Beschreibung des K\xF6nigreichs Bosnien.
Die Stadt und Festung
Sarajewo,* ist ziemlich
volkreich, und hat ein Regiment
Janitscharen (
Orta) 12000. Mann stark zur Besatzung. Die Festung liegt ostw\xE4rts unter dem Gebirge, und verschafft dem Auge eine \xFCberaus rei\xDFende Aussicht. Sie ist ziemlich weitl\xE4ufig, und hat zu ihrer Befestigung ein zwo
Klafter starkes Gem\xE4uer, jedoch keine Schanze, sondern nur zw\xF6lf Batterien, und eben so viel Th\xFCrme, auf welchen achtzig mittelm\xE4\xDFige Kanonen gepflanzet stehen. In derselben befindet sich ein Kommendant, (Musselim,) ein
Janitscharen Aga, und ein Generalauditeur (Muphela) welcher die \xFCbrigen Auditeurs anstellet. In einiger Entfernung von dieser Festung liegt die Stadt, in einem Thale. Sie hat bis 12000. H\xE4user; und die Residenz des
Pascha sowohl, als die Wohnungen einiger anderer Offiziere, sind nach t\xFCrkischer Art ganz gute Geb\xE4ude. Die sogenannten
Altgl\xE4ubigen (Graeci Ritus) haben hier einen Bischof, nebst einer Kirche, und werden auf 1000. Familien gesch\xE4tzet. Die R\xF6mischkatholischen sind auch bis 500. Haushaltungen stark. Der Flu\xDF
Milatzka, welcher auf der Mittagsseite entspringt, durchl\xE4uft die Stadt, und ergie\xDFt sich eine Stunde unterhalb
* Auch Sarai, Serajo, Seraglio. Der im Lande selbst gew\xF6hnliche Name ist Sarajewo; so wie auch die im Werke vorkommenden Benennungen der \xFCbrigen Oerter, Fl\xFC\xDFe, Gebirge usf. nach der bosnischen Aussprache geschrieben worden.
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derselben in den Flu\xDF
Bosna. — In einer Ebene an der Seite des Bosnaflusses befindet sich ein Zugang zu der Festung, und \xFCber derselben ein m\xE4\xDFiges Gebirg. In der Stadt ist \xFCber den Flu\xDF Milatzka eine Br\xFCcke; auch der Flu\xDF
Bosna mit einer solchen versehen, von der gedachtes Gebirg, und der Ursprung des letztern Flusses zwischen zween Felsen ganz deutlich ausgenommen wird. Jenseits dieser Br\xFCcke zeigen sich drey verschiedene Wege, von denen der eine seitw\xE4rts \xFCber das Gebirg, gegen den
Schwarzwald (Herzegowina) der Stadt
Most\xE1r zuf\xFChret; der andere Westw\xE4rts nach
Drawnik geht, der dritte aber l\xE4ngst dem
Bosna bis an den
Sawastrom fortl\xE4uft; wie sich denn die
Bosna bey der
Luk\xE1tscherschanze in denselben ergie\xDFt. — An der \xF6stlichen Seite der Stadt, sind auf eine ganze Tagreise weit, die sch\xF6nsten und fruchtbarsten Felder, auf welchen verschiedene sowohl t\xFCrkische als altgl\xE4ubig christliche D\xF6rfer stehen.
Zu Ende derselben, und zwar unweit der Stadt gehet ein Weg \xFCber die sogenannten
romanischen Gebirge und W\xE4lder nach dem Marktflecken
Wischegr\xE1d, und von dannen nach
Konstantinopel. Linkerhand flie\xDFt der Flu\xDF
Drina, welcher ein ziemlich flaches Gebirg vor sich hat, das bis an den Marktflecken
Rogatitza nicht weit von
Herzegowina fortl\xE4uft. Dieser hat nur 52. H\xE4user.— Auf der Sarajewer Ebene, befinden sich an dem
Bosnaflusse die Marktflecken:
Wissoko,
Kakan und
Bsenitza, die von lauter T\xFCrken bewohnet werden. Der erste hat 65, der zweyte 50, und der dritte 76 H\xE4user. Zu Ende dieser Ebene stehen ostwerts zwey Kl\xF6ster, zu welchen man noch mit W\xE4gen ganz beqwem kommen kann. Aber hier erhebt sich das Gebirg
Kraljewa Gora genannt, \xFCber welches ein Weg von
Zwornik, nach den beyden Soli, oder sogenannten
Tu\xDFla gehet, der aber nur zu Pferde gemacht werden kann. — Unterwegs stehet ein \xF6des katholisches Kloster,
Ollowo genannt, und nicht weit von diesem ein kleiner Flecken von 50 H\xE4u-
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fern, mit Namen
Gladan, nebst einigen D\xF6rfern im Gebirge. Von dannen den Flu\xDF
Bosna zu, trift man zwey Franziskanerkl\xF6ster, die
Sutjeska und
Kre\xDFowo hei\xDFen, an; links dem Flusse aber gehet ein Weg zwischen dem Gebirge \xFCber den Bach
Kriwa Rika, welcher sechszehnmal passiret werden mu\xDF, zu den Eisenbergwerken bey
Sebesitsch und
Waresch. — Rechter Hand an dem n\xE4mlichen Flusse, liegt der ziemlich grosse Marktflecken
Scheptsche, der bis 350 H\xE4user z\xE4hlt, und seine Einwohner, die allerhand Eisenzeug verfertigen, sehr gut ern\xE4hrt. Hier hat ein Staabsauditeur (
Kadia) seine Station, dessen Gerichtsbarkeit sich bis an das Gebirg
Spretscha, in der Gegend von
Zwornik, erstrecket. Auf den Gebirgen
Priluk, und
Massitza liegen verschiedene D\xF6rfer, von welchen zwey von lauter Christen, die \xFCbrigen aber allein von T\xFCrken bewohnt werden. — Vom obigen Gebirge gegen Mitternacht, sind noch andere Gebirge, die
Gostowitz,
Wossutja, und
O\xDFren
hei\xDFen. Auf jedem derselben befindet sich ein griechisches M\xF6nchskloster* gleiches Namens; und die Gegend da herum ist sehr stark, gro\xDFtenteils von Christen bewohnt.
Die Festung
Maglai, liegt in einer Anh\xF6he an dem Flusse
Bosna, und geh\xF6rt zu dem
Scheptscher Distrikt, oder zu dem sogenannten
Kadiluk. Sie ist nicht sonderlich gro\xDF, und ihre Vorstadt hat nicht \xFCber 50 H\xE4user. Man kann sich derselben nur allein von Seiten des Flusses, und zwar ohne alle Schwierigkeit n\xE4hern; denn von der andern Seite wird sie durch das Gebirg
O\xDFren gedecket.
Jenseits des
Bosnaflusses liegt die Festung
Vranduk westwerts, und zwar nur einen Kanonenschu\xDF weit
*Diese Kl\xF6ster stehen immer in W\xE4ldern, Wildnissen, oder auf Gebirgen, damit die M\xF6nche, welche bey den Illyrern \xFCberhaupt Kaludjier hei\xDFen, in ihrer Andacht nicht gest\xF6ret m\xF6gen. Ihre Aebbte hei\xDFen Archimandriten, und ihre Prioren, oder Guardiane Igumenen. Alle Kaludjier sind von dem Orden des heiligen Basilius.
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vom Gebirge, daher auch aus derselben die Strasse gegen
Sarajewo zu, mit groben Gesch\xFCtze bestrichen werden kann. Sie hat nur eine geringe Besatzung, ist auch ganz klein, und daher nicht im Stande die Sarajewer Strasse streitig zu machen. Von dem Sawaflusse kann man ihr sowohl mit W\xE4gen als Kanonen sehr leicht beykommen, und eine gute Strecke bis zu dem Scheptscher Gebirge vordringen.
Die Festung
Tessan ist die erheblichste dieser Gegend. Sie liegt auf einer Anh\xF6he, die von mittelm\xE4\xDFigen Bergen umgeben ist. Von der Seite des
Bosnaflusses ist sie mit einer Schanze, und au\xDFerhalb derselben mit Palisaden versehen, hat auch drey Batterien, und auf denselben 15 grosse Kanonen. Es befindet sich ein Kapit\xE4n als Befehlshaber in derselben, ein Staabsauditeur, und eine ziemlich starke Besatzung. Ihre Gerichtsbarkeit erstrecket sich bis an
Ukrina und an den
Sawaflu\xDF.
Oberhalb des
Bosnaflusses ist noch die Festung
Dobuy, welche ziemlich haltbar, mit einer Ringmauer, und mit Schanzen versehen ist. Der Bach
Spretscha ergie\xDFt sich derselben gegen\xFCber in die
Bosna. Wegen der stachen Gegend ist ihr ganz leicht beyzukommen. Sie hat eine Vorstadt von beyl\xE4ufig 50 H\xE4usern, die lauter T\xFCrken bewohnen. Ein Aga hat hier das Kommando.
Ungef\xE4hr f\xFCnf Stunden davon gegen den Sawastrom befindet sich die Festung
Derbent, welche zwar schon von alten Zeiten her bekannt ist, in den neuen aber ausgebessert, und mehr befestiget worden. Sie ist mit guter Artillerie versehen, und den Befehlen eines Oberkapit\xE4ns unterworfen. Ihre Vorstadt hat bis 300 H\xE4user, welche von der Besatzung bewohnt werden. In der Gegend dieser Festung sind viele D\xF6rfer, die meistentheils christliche Einwohner haben.
Das Schlo\xDF
Dobor ist ziemlich alt und gut befestiget, aber ohne alle Besatzung. An demselben liegt ein Dorf von 40 H\xE4usern, das gleichen Namen mit dem
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Schlosse f\xFChret, und von T\xFCrken bewohnt wird. — Jenseits des
Bosnaflusses sind abermal zween nahe aneinander liegende Marktflecken,
Modritza und
Taresetze genannt, welche zusammen ungef\xE4hr 160 H\xE4user enthalten. Es ist dabey eine Fahrt \xFCber den Flu\xDF, die auf die Strasse nach der Stadt
Gradatschatz f\xFChret, welche fast zwo Stunden weit davon entfernt ist.
Die Stadt Gradatschatz ist ziemlich befestigt, auch ringsherum mit einer Schanze, und drey Batterien versehen, die mit 15 schweren Kanonen bespickt sind. Ein Oberkapit\xE4n, der noch andere drey Filialposten unter sich hat, stehet derselben als Kommendant vor.
In der kleinen Festung
Kratschanitza hat ein
Kadia,* oder Staabsauditeur seine Station, und die dabey befindliche Vorstadt wird von lauter T\xFCrken bewohnt, die etwan 120 H\xE4user innen haben, und als eine Besatzung der Festung angesehen werden k\xF6nnen.
Nicht weit davon ist das alte und ziemlich feste Schlo\xDF
Szokol, in dem sich ein Aga, aber keine Artillerie befindet.
Von hier jenseits des Baches
Tinjia, liegt das gleichfalls alte Schlo\xDF
Strebernik, welches ungef\xE4hr drey Stunden von
Gratschanitza entfernt ist. Man kann ihm nur von einer Seite, und zwar von dem
Sawastrome aus der Gegend der
Lukatscherschanze,
Stit\xE1r, und
Rajewo Selo zukommen, und von diesen Ortschaften bis zu gedachtem Schlosse betr\xE4gt der Weg mehr nicht als drey Stunden. Die Gegend da herum ist voller D\xF6rfer, deren christliche Einwohner wohl dreymal st\xE4rker, als die T\xFCrken sind.
Von
Gratschanitza, bis zu der Stadt
Tu\xDFla sind 2 Stunden. Seit einigen Jahren hat man hier eine Festung angelegt, die aber nicht viel bedeutet, auch mit sehr wenig Artillerie versehen ist. Die Stadt z\xE4hlt beynahe 250 H\xE4user, und ringsherum sind viele angesiedelte D\xF6r-
*Eigentlich Kadhy, welches \xFCberhaupt einen Richter bedeutet.
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fer, von welchen drey Viertheile von Christen bewohnet werden. —
Hier mu\xDF ich wieder nach
Sarajewo zur\xFCck kehren; und zwar zu der \xFCber den
Bosna geschlagenen Hauptbr\xFCcke, von welcher westwerts die Strasse nach Trawnik f\xFChret. Man mu\xDF aber zween kleine Berge, und einen ziemlich starken Bach
Foinitza genannt, \xFCber den eine steinerne Br\xFCcke gebaut ist, passiren. Unweit dieser Br\xFCcke ist ein Eisenbergwerk, und eine Hammerschmiede, in welcher sowohl Feuergewehre, als S\xE4beln gemacht werden. Hiern\xE4chst befindet sich auch ein Franziskanerkloster unter dem Namen
Foinitza, nebst einem Dorfe von beyl\xE4ufig 100 H\xE4usern mit katholischen Inwohnern. Oberhalb dieser Eisenfabrik ist ein grosses
Gebirg, auf dem viele, aber lauter t\xFCrkische D\xF6rfer, nebst zween kleinen Marktflecken, Namens
Bussowatscha, und
Wit\xE9\xDF, jeder von beyl\xE4ufig 50 H\xE4usern, liegen. Diese Oerter leben sehr elend, und blos von ihrer Handarbeit, weil sie keinen Ackerbau haben.
Von hier k\xF6mmt man nach
Trawnik, einer Festung die nicht sonderlich gro\xDF, aber sehr erheblich, und die Residenz des in
Bosnien kommandirenden
Pascha ist, welcher in der t\xFCrkischen Sprache den Titel Utschtugli Pascha f\xFChret. Seine Garde bestehet aus 500 Mann zu Pferde, welche wei\xDFe Turban tragen, sich Passailje nennen, und alle gleich mundirt sind. Ihre Brustkleider sowohl, als die Pferdzeuge sind mit Silber beschlagen, und jeder hat seinen eigenen Knecht zur Bedienung. Eine andere Gattung von Garde eben so stark hei\xDFet Dellia; sie dienet zu Fusse, und bleibt immer in der Festung; so wie die zu Pferde mit dem Pascha ziehet, wann er abgel\xF6st wird. Beyde Garden m\xFC\xDFen den Pascha, so oft er zur Visitation gehet, oder verreiset, begleiten, wozu ihnen das Zeichen durch ihre Musik gegeben wird. Im Kriege bleiben diese Garden bey dem Kommendanten. Sie tragen sodann ein Panzerhemd, und um den Pascha mehrere Be-
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deckung zu verschaffen, schlie\xDFen sich die
Janitscharen an dieselben. Sie werden vom Hofe mundirt, und verpfleget. — Die Hauptfeldmusik begleitet diese Garden best\xE4ndig; sie machen zu allen Feldstreichen den Anfang, und geben sowohl zum avanciren, als retiriren das Zeichen.
An der n\xF6rdlichen Seite der Festung
Trawnik befindet sich ein grosses Gebirg
Wlaschitsch genannt. Aus demselben entspringt der starke Bach
Latschwa, der durch Trawnik flie\xDFt, sodann aber ostwerts in den
Bosna f\xE4llt. Dieser Bach treibt eine M\xFChle von sechs G\xE4ngen (Begluk Wodenitza), die f\xFCr die Besatzung bestimmt ist. Ein anderes Gebirg, welches hinter dem sogenannten
Wlaschitsch liegt, hei\xDFet
Schne\xDFnitza, und beyde sind die h\xF6chsten in ganz
Bosnien. Zwischen diesem Gebirge entspringt der ziemlich starke Bach
Ugar, welcher sich westwerts mit dem Flusse
Werbas vereinigt. Aus dem Gebirge gehet ein Weg \xFCber denselben auf das sogenannte Feld Werowina, auf dem ein kleiner Flecken von etwan 50 t\xFCrkischen H\xE4usern steht, und
Stender Wakup hei\xDFet.
Westwerts von
Trawnik ist die kleine aber alte Festung
Jaitza, an der, seitdem sie die T\xFCrken besitzen, nichts repariret worden. Ehedem war sie sehr erheblich, dermalen aber hat sie nur eine geringe Besatzung, mit einiger Artillerie. — Unweit derselben ist ein kleiner See, den die T\xFCrken
Giolisar nennen, und in der Mitte desselben ein festes, aber w\xFCstes Schlo\xDF. — Bey der Festung
Jaitza ist ein kleiner Flecken von 65 H\xE4usern, in dem auch ein
Kadia wohnet, welcher zugleich den Distrikt von dieser Festung besorgt, der ziemlich gro\xDF und volkreich, auch sowohl von Christen als T\xFCrken bewohnt wird. Von der Festung sieht man das
Gebirg sehr gut, auf dem der Flu\xDF
Werbas entspringt, und unterhalb desselben gehet die Strasse zu dem Flecken
Kupre\xDF, der an der
Herzegowiner Gr\xE4nze liegt. Und hier erhebt sich das Gebirg
Tscherna Gora genannt, welches sich gegen
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Dalmatien, und zwar bis an die Festungen
Liewno, und
Glamotsch erstrecket. Zu Anfange dieses Gebirges entspringt der Bach
Plewa, der wohl \xFCber 50
Klafter hoch von einem Felsen st\xFCrzt, und eine starke Stunde gegen Osten in die
Werbas f\xE4llt. Bey seinem Ursprunge befindet sich
ein Flecken gleiches Namens von 50 mit T\xFCrken bewohnten H\xE4usern.
An der \xF6stlichen Seite desselben, steht ein altes w\xFCstes Schlo\xDF,
Szoko genannt, und zwar neben der
Werbas, wobey auch drey Marktflecken aneinander liegen, und
Kopie hei\xDFen. In denselben wohnt der
Beg Kulinowritsch, der gleichsam
Pascha und Befehlshaber von dem
Siriche Kliska, und derjenigen Gegend ist, wo
Lika und
Dalmatien mit
Bosnien gr\xE4nzen. Er hat eine Garde von 50 Reitern zu seiner Bedeckung.
Nicht weit von
Skopie sind noch andere zween Marktflecken,
Warzarew und Wakup, welche zusammen 250 H\xE4user enthalten. Hier befindet sich eine Fahrt \xFCber den Flu\xDF
Werbas; von Wakup aber f\xFChret die Strasse zu den Marktflecken
Podra\xDFtitza, der in einer \xFCberaus sch\xF6nen Ebene liegt, auf welcher bey Kriegszeiten das Bosnische Fu\xDFvolk zusammenr\xFCckt, und gemustert wird. Die Reiterey aber ziehet sich um diese Zeit unweit
Trawnik bey dem Flecken
Wittowie, gleichfalls zusammen.
Ungef\xE4hr drey Stunden von hier ostwerts, liegt die alte, nicht gar grosse, aber gute Festung
Batschatz ebenfalls an der
Werbas. Sie ist mit einiger Artillerie versehen, und hat eine Vorstadt von 40 H\xE4usern. — Von hieraus kann man der Gebirge wegen nicht nach
Banjaluka kommen, sondern man wendet sich westwerts, wo sich die B\xE4che
Ugar und
Werbas vereinigen, und auf der Anh\xF6he
Trebowo bey 10 Stunden lang bis zu der Ebene
Dobrinskopolje fortlaufen. Und von hieraus kann man auch sehr gem\xE4chlich mit einer Armee nach Banjaluka marschiren. Unter dem Gebirge sind einige D\xF6rfer.
(P150)
Wenn man diese Ebene passiret, k\xF6mmt man zu dem Dorfe
Smianje, von welchem man immer flachen Boden, bis an den Werbas hat. Dort ist das Dorf
Krupan mit einem
Bache gleiches Namens, und ein ziemlich weitl\xE4ufiges aber \xF6des
Kaludjier Kloster. — Die Gebirge ziehen sich bis zu diesem Dorfe von beyden Seiten der Werbas, \xFCber die hier eine F\xE4hre gehet. Von dannen aber f\xFChret die Strasse \xFCber eine sanfte Anh\xF6he zu dem Dorfe
Liubatschewo, wo wieder ein neues Gebirg
Tschemernitza genannt entstehet, das sich bis an das Gebirg
Gebirg Ugar, und an den Marktflecken
Skender Vakup ziehet. Am Fusse desselben befinden sich viele D\xF6rfer. Die dortige Gegend bis
Banjaluka hei\xDFet
Rawue Werrowine, und wird von lauter Christen bewohnet.
Unterhalb dem Gebirge
Tissow\xE1tz und
O\xDFmatscha, stehen nordwerts zween Marktflecken, und etliche D\xF6rfer, von welchen man auch das Gebirge
Swetschay recht gut sehen kann. Um obige Gebirge gehet die rechte Strasse nach Banjaluka, wo man in einiger Entfernung abermal ein kleines Gebirg antrift, auf dem die Strasse in Felsen gehauen ist, und daher
Ja\xDFle, (die Krippe) genennet wird. Dieser Weg ist so breit, da\xDF zween W\xE4gen ganz gem\xE4chlich nebeneinander fahren k\xF6nnen. Er f\xFChret zu einer weiten Flur, welche sich oberhalb
Banjaluka bis an den
Werbas erstrecket. — Und hier zeigt sich neuerdings ein drey
Klafter breiter, in die Felsen gehauener Weg; und beym Ausgange desselben eine Br\xFCcke \xFCber den Werbas. Derselben gegen\xFCber stehet der Marktflecken
Nowoselja, und auf der Seite des Dorfes
Rui\xDFta ziehet sich ein Gebirg gegen den Werbas zu; und sondert folglich von Norden Nowosellja v\xF6llig von Banjaluka ab.
Oberhalb Nowosellja und hart unter dem Gebirge, welches sich bis an den Werbas erstrecket, sind
zwey B\xE4der, die in der bosnischen Sprache Banye hei\xDFen, und von denen die Festung Banjaluka ihren Namen be-
(P151)
kommen hat. Wann man etwas nahe an diese Stadt k\xF6mmt, so zeigen sich zween Wege, oberhalb und einer unterhalb derselben, die auf Werbas zuf\xFChren. Jeder hat seine eigene Br\xFCcke, unter besonderm Namen. Die eine hei\xDFt Nowosell\xDFka, die andere Dikitjia, und die dritte Czarewa. Eine vierte, welche die Festungsbr\xFCcke genennt wird, f\xFChret ebenfalls \xFCber den Werbas. — Es lieget also sowohl die
Festung als die Stadt
Banjaluka zwischen zween kleinen Bergen. Die Stadt erstrecket sich der Festung aufwerts eine ganze Stunde lang. An der Festung ist sie etwas breiter, und unterhalb dem Werdas, dehnt sie sich um dieselbe gegen eine Ebene aus. In dieser sowohl als in der Festung z\xE4hlet man bey 3000 H\xE4user, und es sollen sich bis 6000 streitbare M\xE4nner darinnen befinden. — Die Festung Banjaluka ist ziemlich ansehnlich, und mit einer starken Ringmauer auf welcher 50 grosse Kanonen stehen, umgeben. Gegen Westen hat sie drey Schanzen, und gegen Osten das Wasser Werbas. An demselben ist bis zu dem Sawastrom ein sch\xF6nes Feld, das bis
Gradiska fortl\xE4uft. — An der Wasserseite hat die Festung gar keine Batterien, sondern diese sind nur von der Seite, von welcher man sich der Festung n\xE4hern kann, aufgeworfen. Oberhalb derselben ist an dem Wasser gegen Osten auch eine kleine Fl\xE4che, die man mit einem Kanonenschusse erreichen kann. Dort erhebt sich ein kleiner Berg
Wla\xDFko Berdo genannt, der sich von Werbas bis an das Gebirg
Rebrow\xE1tz, und an das
Dorf gleiches Namens erstreckt. Von dort gehet ebenfalls eine kleine Strasse \xFCber diesen Berg, auf der man sowohl mit Bagage, als Kanonen, nach Banjaluka kommen kann. An erw\xE4hnter Strasse flie\xDFet ein kleiner Bach, der auf dem Gebirge
Schneschnitza entspringt, den Namen
Werb\xE1nja f\xFChret, und unterhalb
Banjaluka in den
Werbas f\xE4llt.
(P152)
Bey diesem Ausflusse, welcher seitwerts vier Stunden von Banjaluka geschiehet, stehet die Festung
Kotor, welche nur eine Ringmauer und etliche kleine Kanonen, auch eine Vorstadt von beyl\xE4ufig 70 H\xE4usern hat. —-Nicht weit davon, und zwar gegen Abend stehet das kleine und unerhebliche Schlo\xDF
Wranit, welches mit einigen eisernen Kanonen versehen ist. — Auf der Nordseite dieser zween festen Pl\xE4tze erheben sich die Berge
Skatowitza und
Lipsja
, die den Zugang zu denselben \xFCberaus beschwerlich machen. Unter dem letztern Berge trift man ein \xF6des Kloster gleiches Namens, an beyden aber verschiedene christliche D\xF6rfer an. — Dieser ganze Bezirk wird Schupa von Banjaluka genannt, und erstrecket sich von Werbas bis an den Bach
Ukrina, und von diesem bis an den
Sawastrom. Ber\xFChrter Bach erh\xE4lt seinen Ursprung aus dem Gebirge
Snegotinja, und l\xE4uft nordwerts zwischen den Gebirgen
Ljubitsch und
Krenik oberhalb
Klakar in die
Sawa. In dieser Gegend befinden sich viele Oerter, die au\xDFer den zween kleinen Marktflecken
Le\xDFnia und
Bernjawor, jeder bey 80 H\xE4usern, und dem Dorfe
T\xFCrkisch Koba\xDF, welches unterhalb dem Berge
Motaitza, hart an der
Sawa liegt, und zum Theile von T\xFCrken bewohnt wird, mit lauter Christen besetzt sind.
Bey
Swinj\xE1r ergie\xDFt sich der Flu\xDF
Werbas in den
Sawastrom. Jenseits demselben ist eine weite Ebene
Lewtsche genannt, die mit 20 christlichen D\xF6rfern, und dem t\xFCrkischen Marktflecken
Wakup, der bis 180 H\xE4user z\xE4hlt, besetzt ist. Durch diese D\xF6rfer gehet eine ganz gute Strasse von
Gradiska nach
Banja Luka.
In
T\xFCrkisch Gradiska, sind ungef\xE4hr 140 H\xE4user. Wann man mit einer Armee \xFCber den
Sawastrom setzen wollte, w\xFCrde es bey
Swinj\xE1r weit leichter und sicherer, folglich auch mit weniger M\xFChe und Gefahr als bey Gradiska geschehen k\xF6nnen. Die Strasse geht neben
Werbas gute zwo Stunden bis an den Flecken
Wakup,
(P153)
und sodann \xFCber den kleinen Berg
Lewesa, dann neben dem Flusse Werbas unterhalb dem Gebirge
Kosara, wo sich eine so beqweme Strasse befindet, da\xDF ein Wagen dem andern leicht ausweichen kann; und von hier ist bis
Banjaluka, die sch\xF6nste, und gem\xE4chlichste Passage. — Bey Banjaluka ist ein weites und sehr sch\xF6nes Gefild, auf welchen eine Armee ganz gut stehen kann, dem es daselbst weder am Wasser, noch an Zufuhr der n\xF6htigen Lebensmittel und Fourage, mangeln w\xFCrde. — In der Festung kommandirt ein Oberkapit\xE4n, und unter demselben stehet ein Musselin, (Vicekommendant) ein Staabsauditeur, 6
Agen, und 3
Beghs, welche letztern die Reiterey zu kommandiren pflegen. — Der Bezirk derselben ist ziemlich gro\xDF, und so stark mit Christen bev\xF6lkert, da\xDF nur diejenigen, welche den
Kontributionszettel Te\xDFkera l\xF6sen, auf 12.000 Mann gerechnet werden. — An der Abendseite der Stadt sind einige D\xF6rfer, die
Kola hei\xDFen, und ein sch\xF6nes flaches Land einnehmen. Durch diese kann man mit einer Armee \xFCber die Gebirge
Dobrinsko Polje und
Smianje, bis zu dem
Schwarzwalde, und den Flecken
Nawerzew Vakup vordringen. Die dortige Gegend ist stark bev\xF6lkert, und au\xDFer der kleinen Festung
Sitnitza, die auf einer Anh\xF6he liegt, einen
Beghs zum Befehlshaber, und lauter T\xFCrken innen hat, nur von Christen bewohnt. Unweit bemeldter Festung rinnt der Bach
Sanna, der in dem
Schwarzwalde entspringt, und bey
Kosteinitza von der
Unna verschlungen wird. In einiger Entfernung davon stehet das alte Schlo\xDF
Klutsch, das nun ganz im Verfalle ist, dennoch aber einen Kapit\xE4n, einen
Kadia, und eine Vorstadt von 132 H\xE4usern hat. An
obber\xFChrtem Bache sind einige D\xF6rfer, die man
Tzerljentzi nennet, nebst dem kleinen Flecken
Kamenska, bey dem sich eine Br\xFCcke befindet, die so, wie das derselben sehr nahe Dorf, welches sowohl T\xFCrken, als Christen bewohnen, den Namen
Tomina f\xFChrt. In diesem Dorfe stehet ein grosser Thurm, der
Miral
(P154)
Begowa Kula hei\xDFet, vier Stockwerke hoch, und mit eisernen Kanonen besetzt ist. Hart daran ist die Residenz eines sogenannten
Kurbegh. Unweit demselben ist das Dorf
Manjar und ein Bergwerk. Demselben ostwerts flie\xDFt der starke Bach
Gomionitza, welcher sechs Hammerschmieden treibt, die in Eisen und Aerz arbeiten. Dieser Bach theilt sich in einen Arm, der
Stratin\xDFka hei\xDFet und ebenfalls eine Hammerschmiede in Bewegung setzt. Er entspringt auf der s\xFCdlichen Seite des Gebirgs
Smianja, und zwar bey
Szokoljewo Gniesdo; der bemeldte Arm aber dreht sich gegen Osten, und vereinigt sich mit seinem Hauptbache bey
Tim\xE1r, welchen Ort er bew\xE4\xDFert, unterhalb
Tscherni Lugh wieder, und f\xE4llt oberhalb
Nowigrad in den
Sanna. Er nimmt auch den grossen Bach
Verkolassa, der auf dem
Kosara entspringt zu sich. — Die Gegend von Tim\xE1r geh\xF6rt zu dem
Banjaluker Distrikte, und wird von einem
Pascha verwaltet.
Unterhalb
Tim\xE1r stehet das Schlo\xDF
Kosar\xE1tz, welches ziemlich fest ist, 12 Kanonen hat, und erst unl\xE4ngst erneuert worden. In der Vorstadt sind ungef\xE4hr 100 H\xE4user. Von der Seite des
Unnaflusses, und zwar von dem Orte
Slabina Kula, oder von
Kosteinitza, sind dazu die beqwemsten Zug\xE4nge. — Bey dem Ausflusse der
Unna welche bey
Jessenow\xE1tz in die
Sawa f\xE4llt, stehet
Nowigrad. An der
Sanna,
Kosteinitza gegen\xFCber ist dieser Ort stark befestigt, mit einem tiefen Wassergraben, und 16 Kanonen versehen. Man kann ihm aber sehr leicht beykommen, indem die ganze Gegend eben ist, und ringsherum starke Waldungen stehen. Von dieser Festung bis
Banjaluka sind zwo starke Tagreisen, und aufwerts an dem Flusse
Sanna ist ein
Kaludjier Kloster
Gomionitza genennt, nebst einem dazu geh\xF6rigen Eisenbergwerke, daran aber auch der Grundherr Antheil hat. Demselben gegen\xFCber, und also jenseits des Flusses, hei\xDFt die Gegend
Bra\xDFko, in der sich etliche christliche D\xF6r-
(P155)
fer; und westwerts zween B\xE4che, die
Dabar und
Sannitza hei\xDFen, befinden. Ersterer ergie\xDFt sich bey
Kaminsta letzterer aber bey
Starog in die
Sanna, wo etliche 60 t\xFCrkische H\xE4user, und ein Bergwerk angetroffen wird. Nicht weit davon ist
Die Festung
Bih\xE1tsch, welche mit 28 Kanonen versehen ist, einen Kapit\xE4n zum Kommendanten und einen
Kadia hat. Die Garnison bestehet aus 700 Mann, und die ziemlich grosse Vorstadt wird von lauter T\xFCrken bewohnt. Das derselben ganz nahe Schlo\xDF
Buschin stehet auf einer Anh\xF6he, ist nicht sonderlich gro\xDF, mit etlichen Kanonen versehen, und sekundirt die Festung. Ihre Vorstadt z\xE4hlet nicht \xFCber 50 H\xE4user. — Dieser Festung kann man von der Srinerseite mit Artillerie ganz gut beykommen. — Neben
Lika befinden sich noch zwey unerhebliche Schl\xF6\xDFer, und unterhalb denselben eine Ebene,
Belay\xDFko Polje, die mit verschiedenen D\xF6rfern besetzt ist.
Weiterhin stehet die alte, jedoch ganz, gute Festung
Petrow\xE1tz, in der ein
Begh kommandiret, der
Pascha von einem
Ro\xDFschweife ist. Unterhalb derselben ist das Land ganz flach, wird von dem Bache
Unatz bew\xE4\xDFert, und von etlichen D\xF6rfern bewohnt. Sie ist durch die Berge
Czarewi\xDFa und
Klenow\xE1tsch\xE1 eingeschlossen, die den beyden W\xE4\xDFern
Un\xE1tz, und
Una den Ursprung geben, welche sich bey dem Kloster
Herm\xE1nja vereinigen. Den
Schwarzwald, oder Tschernagora kann man gegen der Festung
Glamotsch umgehen. Herwerts derselben aber er\xF6fnet sich ein grosses Feld, das mit vielen christlichen D\xF6rfern bedeckt ist.
Gl\xE1motsch stehet an der Gr\xE4nze von
Dalmatien, ist ziemlich fest, aber ohne alle Artillerie. — In dieser Gegend ist ein altes Schlo\xDF
Kupers genannt, und unterhalb demselben viele D\xF6rfer, die von T\xFCrken bewohnt werden. Das Schlo\xDF liegt gegen Mittag, hat eine Ringmauer, aber wenig Artillerie. In einiger Entfernung
(P156)
davon stehen die Gebirge
Schuitza und
Malow\xE1n. Am Fusse des ersten entspringt
ein Bach, der bey dem Marktflecken
Imassow in das Meer flie\xDFt. — Gegen Westen erhebt sich die alte Festung
Schupan\xE1tz, die eine Vorstadt von beyl\xE4ufig 250 t\xFCrkischen H\xE4usern hat. Vor besagter Festung ist die Ebene
Dumj\xE1nsko Polje genannt, die mit vielen, meist christlichen D\xF6rfern besetzt ist, und durch das Gebirg Pawlowa Jela bis zur Stadt
Moscht\xE1r eingeschlossen wird. An dem Fusse dieses Gebirges steht der Marktflecken
Rakitna von 73 H\xE4usern, von welchem man 6 ganze Stunden braucht um \xFCber die Gebirge nach
Moscht\xE1r zu kommen. Auf dem halben Wege dahin, sind noch zwey t\xFCrkische D\xF6rfer, bey welchen der Bach
Dreschnitza, der auf der n\xF6rdlichen Seite der Festung
Jaitza entspringt, vorbey flie\xDFt, und ostwerts vier Stunden oberhalb
Moscht\xE1r in den Flu\xDF
Neretwa f\xE4llt. Dieser erh\xE4lt seinen Ursprung in den benachbarten Gebirgen von
Sarajewo, und flie\xDFt gegen Westen. Uiber denselben geht bey
Konjitz eine steinerne Br\xFCcke, und zwar zwischen den grossen Bergen
Iw\xE1n und
Lipeto.
Konjitz ist eine Stadt, in welcher sich f\xFCnf mit Bley gedeckte Moscheen und bis 350 H\xE4user befinden. — In den Strassen der dortigen Gebirge sind f\xFCnf grosse Wihrtsh\xE4user, (Haan) und bey jedem ein mit Mauer umgebener und mit Doppelhacken besetzter Thurm nebst einer Besatzung , welche die Kaufleute und andere Reisende zu convoyiren pfleget. Bey dem letztern Wihrtshause ist der Felsen durchgehauen, auch mit einem Thore, und einer Besatzung von 60 Mann versehen.
Moscht\xE1r ist eine gute Festung, und die Stadt ziemlich weitl\xE4ufig. Die
Neretwa, \xFCber welche eine steinerne Br\xFCcke f\xFChret, bew\xE4\xDFert dieselbe. Sie ist nicht breit, aber fast eine Stunde lang, und die Katholischen sowohl als Altgl\xE4ubigen (
graeci ritus) bewohnen vier G\xE4\xDFen derselben. Diese letztern besitzen eine Kirche, aber ohne Glocken. Alle H\xE4user sind von Steinen gebauet, die Festung
(P157)
aber weder gro\xDF, noch mit hinl\xE4nglichem Gesch\xFCtze versehen. Ostwerts derselben er\xF6fnet sich eine grosse Ebene; es sind auch viele Weing\xE4rten daselbst, die ganz guten Wein tragen. Es wachsen auch da herum sehr sch\xF6ne Feigen, Pomeranzen, Oliven, und allerhand anderes Obst im Uiberflusse. Unterhalb den Weing\xE4rten flie\xDFt der Bach
Buna, welcher von Osten aus dem Gebirge
Wellis k\xF6mmt, an welchem
ein Marktflecken stehet, der eben diesen Namen f\xFChret, und beyl\xE4ufig 800 H\xE4user haben mag. — In diesem hat ein Oberkapit\xE4n das Kommando, es wohnt auch ein Staabsauditeur, und viele vornehme T\xFCrken in demselben. — Der obengenennte Bach
Buna ergie\xDFt sich zwo Stunden unterhalb
Moscht\xE1r in die
Neretwa, und daselbst befinden sich die
Kaludjier Kl\xF6ster
Schito und
Mischlit, welche auch 28 H\xE4user, die von Christen bewohnt werden, besitzen.
Zu
Muscht\xE1r ist ein
Begh Kommendant, und die Besatzung rechnet man auf 2000 K\xF6pfe. — Nicht weit davon ist das Schlo\xDF
Stol\xE1tz, welches gar nicht fest, jedoch mit einigen kleinen Kanonen versehen ist, und einen Kapit\xE4n zum Kommendanten hat. Ihre Vorstadt bestehet aus 65 t\xFCrkischen H\xE4usern, und f\xFChrt den Namen
Ljubina. In derselben wohnt auch ein Staabsauditeur, unter den sowohl
Trebinje als
Popowo, und die ganze Gegend bis an die Gr\xE4nze von
Dalmatien und
Ragusa geh\xF6ret. Dieser Bezirk ist mit Christen sehr stark bev\xF6lkert.
Trebinje ist eine alte Festung an der Dalmatischen Gr\xE4nze, die unl\xE4ngst repariret worden, und einen
Pascha von einem
Ro\xDFschweife zum Befehlshaber hat. Die dabey befindliche Stadt z\xE4hlt 1600 H\xE4user, und hatte eine grosse altgl\xE4ubige Kirche, welche ihnen die T\xFCrken vor einigen Jahren wegnahmen, und in eine Moschee verwandelten. Unweit der Stadt ist ein altgl\xE4ubiges Kloster gleiches Namens, nordwerts aber stehet das alte Schlo\xDF
Klobuk, welches keine Artillerie, aber immer ei-
(P158)
ne starke Besatzung hat, wozu 3
Agen im Kommando abwechseln. Die Vorstadt bestehet nur aus 52 t\xFCrkischen H\xE4usern; und in den ringsherum liegenden D\xF6rfern wohnen auch viele Christen. Zwo Stunden davon gegen Morgen sind drey
Kaludjier Kl\xF6ster, welche
Dobritschewa,
Kossirewo, und
Popowo hei\xDFen. Diese Gegend hat sch\xF6nen Weinwachs, und allerhand schmackhaftes Obst, aber Mangel am Getraide.
Von
Trebinje bis
Tschernagora ist eine starke Tagreise, und unweit davon die Festung
Podgoritza, welche ziemlich befestiget, aber nur mit wenig Kanonen versehen ist. In derselben ist ein Begh Befehlshaber, der noch vier Schl\xF6\xDFer und eine Stadt unter sich hat, in der fast lauter Arnauten wohnen. Besagte Schl\xF6\xDFer hei\xDFen:
Podgoritza,
Nikeschith,
Kulaschin und
Spusch. Die Gegend daherum, welche den Namen
Schupa f\xFChret, und viele christliche Einwohner hat, erstrecket sich bis an das Meer, und an die Stadt
Pastroewitz, welche schon in der
Tschernagora \xFCber der bosnischen Gr\xE4nze liegt. — Nord- und ostwerts f\xE4ngt das Land der
Arnauten* an. In dem
Distrikte B\xE1nya wohnen eben nicht viel Christen, aber desto mehr in dem, welcher
Piwnjani genennt wird.
Nikschith ist eine alte mit Mauern umgebene Stadt, die bis 560 H\xE4user z\xE4hlet. Sie ist gar nicht fest, hat aber doch einen Oberkapit\xE4n zum Kommendanten, drey untergeordnete
Agen, und eine Besatzung, die meist aus
Arnauten bestehet. Diese nebst vielen R\xF6mischkatholischen bewohnen den ganzen dortigen Bezirk.
Die Festung Kulaschin ist gar nicht erheblich, hat auch sehr wenig Gesch\xFCtz. Die Vorstadt bestehet aus 150 H\xE4usern, die theils Christen, theils T\xFCrken bewohnen. Die herumliegenden D\xF6rfer sind ganz arnautisch, und 16 an der Zahl.
*So werden sie von den T\xFCrken genennet. Sie stammen eigentlich aus Albanien ab, und sind der griechischen Religion zugethan.
(P159)
Das Schlo\xDF
Spusch liegt nicht weit von
Tschernagora, ist nicht gro\xDF, aber gut befestigt, und mit 18 Kanonen versehen. Obbemeldte vier Filialposten haben \xF6fters mit den Tschernagorern zu thun, welche nicht selten wider die T\xFCrken rebelliren. Die mit
Arnauten bewohnten D\xF6rfer welche unterhalb dem Gebirge
Durmitor liegen, sind ansehnlich, und gut bev\xF6lkert. Dieses Gebirg aber ist sehr hoch, und wegen der engen Passage, den Arnauten wider die Tschernagorer \xFCberaus dienlich. An dem Fusse desselben entspringt der Flu\xDF
Piva, an dem die Gegend \xFCberaus volkreich ist, und den Namen
Herzegowina f\xFChret. Das in derselben befindliche
Kaludjier Kloster hat mit dem Flusse gleichen Namen, und dienet einem altgl\xE4ubigen Bischofe zur Wohnung. Zwo Stunden davon gegen Osten hebt sich der
Distrikt Drobnjatzi an, der ebenfalls von lauter Christen bev\xF6lkert ist, und durch den kleinen Flu\xDF
Tara bew\xE4\xDFert wird. Dieser sowohl als der
Piwa laufen gegen Norden, und bey dem Flecken
Schadith, in die
Drina. Besagter Flecken bestehet aus 152 H\xE4usern, die allein von T\xFCrken bewohnet werden.
Jenseits dem Gebirge, dem Kloster
Piwa gegen\xFCber, er\xF6fnet sich die Ebene
Gatzko, welche viele meist christliche D\xF6rfer z\xE4hlet; der Marktflecken aber, der
Ulog hei\xDFt, und einen Staabsauditeur hat, ist ganz t\xFCrkisch. Das alte doch ziemlich feste Schlo\xDF
Klotsch stehet ohne alle Artillerie; und die Vorstadt hat 140 H\xE4user, aus deren Bewohnern die Besatzung genommen wird.
Die Stadt
Photscha beherberget einen
Allai Begh, der zugleich Brigadier \xFCber die
Spahi ist, nebst einem Staabsauditeur. Sie hat 560 H\xE4user, die sowohl Christen als T\xFCrken bewohnen. Ostwerts an der
Drina bis zu der Stadt
Plawel trift man lauter t\xFCrkische D\xF6rfer an. Diese aber wird von Arnauten, und T\xFCrken bewohnt, und z\xE4hlt bis 600 H\xE4user. Oberhalb derselben ist der Berg
Wrat\xE1r, \xFCber den die Strasse von
Wischegrad
(P160)
nach
Nowy Pasar gehet; und bey diesem Orte f\xE4ngt sich das F\xFCrstenthum
Stary Wlach, oder das sogenannte Raseien an. — Von der Stadt
Photscha k\xF6mmt man neben der
Drina zu dem Marktflecken
Goraschde, der hart an dem Wasser liegt. Er hat bey 16o H\xE4user, und nur wenig Christen zu Einwohnern. Nordwerts demselben ist das grosse Gebirg
Orahowitza, welches sich hernach mit dem Gebirge
Jaurin genannt, vereiniget. Diese beyden Gebirge schneiden die
Herzegowina von
Bosnien ab, der Weg \xFCber dieselben aber ist fast ganz unbrauchbar.
Unterhalb dem Flecken
Goraschde stehet eine steinerne Br\xFCcke \xFCber die
Drina, und dabey ein Mauthaus. Und von hier gehet die ordentliche Strasse nach
Konstantinopel, daher auch das Dorf, welches hart an dieser Br\xFCcke steht, und beyl\xE4ufig 70 H\xE4nser z\xE4hlt, Drum
Szarigradsky (der Weg nach
Konstantinopel) genennet wird. — Daselbst geht noch eine Strasse \xFCber das Gebirg
Romania in die Gegend von
Sarajewo, und eine andere nach
Wischegrad und
Glassin\xE1tz. In der Gegend des letzteren Orts stehen bis 88 D\xF6rfer, die gr\xF6\xDFtentheils Christen bewohnen; es hat auch der Adel daherum sch\xF6ne Landg\xFCter und Lustschl\xF6\xDFer. Dieser Adel bestehet aus lauter ehemaligen christlichen Familien, welche noch itzt die Namen Jugowitsch, Milkowitsch, Brankowitsch, Philipowitsch u.s.f. f\xFChren. — Unweit Glossinatz ist eine mit H\xFCgeln eingeschlossene Ebene, welche
Bir\xE1tsch hei\xDFet, in derselben aber der Marktflecken
Wlasanitza, der 180 H\xE4user, und einen Staabsauditeur hat. Der Bach
Drinatschka, der aus dem Gebirge
Kraljewa Gora entspringt, f\xE4llt hier in die
Drina, und hat zwo steinerne Br\xFCcken. Unterhalb demselben ist das aus 120 christlichen H\xE4usern bestehende Dorf
Birtscha, und nicht weit davon das
Kaludjier Kloster
Lomnitza. An der
Drina sind noch verschiedene christliche D\xF6rfer, welche ihren Gottesdienst in besagtem Kloster verrichten. Von hier f\xFChret eine Strasse nach
Tu\xDFla auf lauter flachen
(P161)
und sch\xF6nem Lande; neben der Strasse sind die zween Berge
Borogowo, und
auf einem derselben abermal ein
Kaludjier Kloster das
Papratnja hei\xDFet.
Unterhalb desselben an dem Bache
Drinatschka ist das kleine Schlo\xDF
Kuschlat, welches weder fest, noch mit t\xFCchtigen Kanonen versehen ist. Die Vorstadt hat etliche drey\xDFig H\xE4user lauter T\xFCrken. Oberhalb diesem ´Schlosse der
Drina zu, befindet sich ein anderes altes Schlo\xDF auf einer Anh\xF6he, so
Strebrnitza hei\xDFt. Es ist Ziemlich fest, und mit einer Schanze versehen. Die dabey befindliche Stadt gleiches Namens bestehet aus 200 H\xE4usern. Jenseits der
Drina stehet hart an derselben ein Bergschlo\xDF
Soko genannt, das eine Vorstadt von ungef\xE4hr 40 H\xE4usern hat. Vpn hier gehet eine Strasse an dem Gebirge zu dem Schlosse
Gla\xDFnitza, und von da an das Gebirg
Derbent, wo sich das w\xFCste
Kaludjier Kloster
Ratscha befindet.
An diesem Kloster er\xF6fnet sich eine Ebene gegen die
Drina zu, welche mit vielen christlichen D\xF6rfern bev\xF6lkert ist, und nur einen t\xFCrkischen Flecken von etwan 50 H\xE4usern hat. Von dannen ziehet sich das Gebirg
Majewitza gegen Abend, und ununterbrochen bis
Zwornik fort.
Zwornik ist eine Haupt-Gr\xE4nzstadt, welche hart an einem Felsen neben dem Flusse
Drina liegt. Auf gedachtem Felsen sind zwey besondere Schl\xF6\xDFer, welche die Stadt und Festung dominiren. Die Festung ist mit hinl\xE4nglicher Artillerie versehen, hat in Stein gehauene Kasamatten, und zwey Thore an dem Flusse. Die Stadt ist in die L\xE4nge fast auf eine Stunde weit gebauet, und hat nur eine Gasse, von welcher die eine Reihe H\xE4user unter dem Gebirge; die andere aber an dem Flusse
Drina stehet. Der H\xE4user sind bis 2300, die allein von T\xFCrken bewohnt werden. — Ein
Pascha von zween
Ro\xDFschweifen kommandirt in der Festung, und stehet unter dem Pascha zu
Trawnik. Au\xDFer einem Generalauditeur verschiedenen Kapit\xE4ns, und
Agen, befinden sich auch aller-
(P162)
Hand Gattungen von Soldaten daselbst, n\xE4mlich
Sphahi,
Janitsch\xE4rn,
Nepher,
S\xE4ymen, und
Dellie. Hier ist auch eine Haupt\xFCberfuhr und Passage von
Sarajewo nach
Belgrad, nicht minder zweyerley M\xE4uten, sowohl von Serwischer, als Bosnischer Seite. — Dieser Festung kann man sich mit einer Armee sowohl von Ratscha \xFCber
Belina Glawitschitza, und \xFCber das kleine Gebirg
Tscherna Stena, \xFCber welches man auch mit W\xE4gen ganz gut fortk\xF6mmt; als auch \xFCber
Trotschak, und \xFCber den Berg
Spretsch, bis an die oberhalb Zwornik stehenden Schl\xF6\xDFer n\xE4hern, aus welchen sowohl die Stadt, als die Festung bloquirt und beschossen werden kann.
Von dannen gehet abwerts neben der
Drina eine Strasse, welche sich linker Hand des Sawastroms \xFCber die Gebirge wendet, und zu dem
Kaludjier Kloster
Tamna f\xFChret. Unterhalb demselben stehet das Schlo\xDF
Teotsch\xE1k, welches einige Kanonen, und eine kleine Vorstadt hat. Von diesem gegen Mittag gehet der Weg zu dem t\xFCrkischen Marktflecken
Janja, welcher ungef\xE4hr 20 H\xE4user stark ist, und einen
Serdar Aga zum Kommendanten hat. Er liegt 6 Stunden von
Ratscha, und wird von einem
Bache gleiches Namens bew\xE4\xDFert, der zwischen dem Gebirge
Zawrscha und
Tu\xDFla in die
Drina f\xE4llt.
Belina liegt auf dem Wege von
Zwornik gegen
Ratscha, und hat bey 230 sowohl christliche als t\xFCrkische H\xE4user. Ein Kapit\xE4n ist hier Befehlshaber, und der Kadia hieselbst ist ein Substitut des Zworniker Generalaudireurs. Dieser Flecken liegt in einer sehr sch\xF6nen und anmuhtigen Fl\xE4che, in der besonders viel Korn gebauet wird. — Von Ratscha bis Belina sind 3, von Belina aber bis Zwornik 7 Stunden.
Von
Belina dem
Sawastrome zu, stehet man die kleine t\xFCrkische Schanze
Bertschko, welche ein Filialposten von
Tu\xDFla ist, und unter dem Kommendanten dieses Orts stehet. Linker Hand auf drey gute Stunden weit, liegt die Festung
Derbent, welche unl\xE4ngst repariret worden,
(P163)
und mit Artillerie hinl\xE4nglich versehen ist. Es stehet ein Oberkapit\xE4n als Kommendant bey derselben, und hat vier
Agen und einen Stabsauditeur unter sich. Die aus 300 H\xE4usern bestehende Vorstadt wird von lauter T\xFCrken bewohnt. Die Gegend da herum ist stark mit Christen bev\xF6lkert, und bringt sch\xF6nes Getraid hervor.
Rechts dem
Strome liegt das Dorf
T\xFCrkischbrod, welches ungef\xE4hr 40 t\xFCrkische H\xE4user, aber keine Schanze, sondern nur eine einzige Tschardake* und einen
Aga zum Befehlshaber hat. —
Die be\xDFte und sicherste Passage f\xFCr eine Armee und Artillerie, von dem
Sawastrome nach
Bosnien ist folgende:
Von
Gradiska bis
Banjaluka ist guter Weg, und von
Swinjar bis letztem Orte, ebenfalls beqwem fortzukommen. - Swinj\xE1r liegt ungef\xE4hr drey Stunden unterhalb Gradiska hart an dem Sawastrome, und die Distanz von diesen beyden Oertern bis Banjaluka ist einerley. Die Infanterie kann binnen 10, die Kavallerie aber in 7 Stunden dahin marschiren. Den
Werbas kann man auch von der Seite des Sawastroms an drey verschiedenen Orten, ohne einer Br\xFCcke n\xF6htig zu haben, durchsetzen, und das zwar am Fusse des Berges
Lewtscha unterhalb
Klatschanitza; nicht minder bey dem sogenannten
Trensko Polje, auch unterhalb Banjaluka, wo der Bach
Werbanja in die Werbas f\xE4llt. — Bey
Smianje kann man mit Kanonen passiren, und um den Berg nach
Podratschitza, wiewohl etwas m\xFChsam bis auf Warzow Wakup, dort abermal \xFCber die Werbas setzen, und sich der Festung
Jaitza n\xE4hern. — Von Jaitza gegen
Trawnik, und von diesem nach
Sarajewo kann man l\xE4ngst dem Flusse
Bosna ganz beqwem marschiren. — Von
Rajevosello sowohl, als von
Stit\xE1r und
Klak\xE1r k\xF6mmt man auch sehr leicht nach Bosnien, und von dem letztern Orte sind bis zur Festung
Derbent mehr
*Dieses sind kleine auf Pf\xE4hlen stehende Wachth\xE4user.
(P164)
nicht als 3 Stunden, auch von dieser nach
Gradaschatz und
Strebrnik die n\xE4mliche Entfernung.
Von dem
Sawastrome aus kann die Artillerie l\xE4ngst dem
Bosnaflusse bis zur Festung
Wranduk kommen; tiefer in das Land aber sind die Wege etwas eng, und ohne Verbesserung der Strassen, ist es unm\xF6glich, eine Artillerie fortzubringen. — Von
Ratscha auf dem Flusse
Drina aufwerts bis
Zwornik ist die Passage ganz gut; und voll diesem Orte bis
Wischegrad kann man mit Truppen, aber mit keiner Artillerie marschiren, weil die Wege sehr eng sind. Im Nohtfalle aber m\xFC\xDFte die Artillerie auf der
Drina transportiret, zu
Gratschanitza ausgeschiffet, und so weiter nach
Sarajewo, oder nach
Herzegowina gebracht werden. — —
Es wird vielleicht nicht undienlich seyn, hier auch der verschiedenen Gattungen t\xFCrkischer Kriegsv\xF6lker, die sich in Bosnien befinden, und der Art, wie solche im Erforderungsfalle zusammenr\xFCcken, Erw\xE4hnung zu thun. — Die be\xDFten derselben sind die
Janitscharen* die so, wie die
S\xE1yms, und
Serdenjetschli zu Fusse dienen. Die
Spahi aber und
Nepher machen die Reiterey aus. Wann die Armee zusammenr\xFCcken soll, so schicket der kommandirende bosnische
Pascha Seraskier** seine Garde aus, und l\xE4\xDFt den Befehlshabern der Festungen und ihren V\xF6lkern m\xFCndlich befehlen, sowohl in den St\xE4dten als Flecken durch die Herolde ausruffen zu lassen, da\xDF sich die Truppen, und zwar jede Gattung zu ihrem Kapit\xE4n, und zu ihrer Fahne ohne Verzug einfinden soll. Zugleich gehen auch die Werbungen an. — Sobald nun diese V\xF6lker beysammen sind, so marschiren sie sogleich auf den zur Zusammenkunft der ganzen Armee bestimmten Ort.
*Jen-Ytschejery, das ist neue Militz. Ich habe lieber Janitscharen gesagt, weil wir an diese Benennung durchg\xE4ngig gewohnt sind
**Sjer-Askjir, General-Feldmarschall.
(P165)
Ein jeder
Aga nimmt seinen F\xE4hnrich sammt der Fahne mit sich, und l\xE4\xDFt ihn in der unter seinem Kommando stehenden Stadt oder Flecken, die Fahne auf den gr\xF6\xDFten Platz aufpflanzen. Dahin versammeln sich nun sowohl die alten Soldaten, als die Rekruten.* Sobald sich einer anwerben l\xE4\xDFt, wird er aufgeschrieben, und wann die Kompagnie vollz\xE4hlig ist, so marschirt der Aga mit derselben zu dem bestimmten Sammelplatze. Ehe sie aber dahin kommen, kriegen sie weder Brod noch L\xF6hnung.
Die bosnische Armee kann jederzeit in 20 Tagen beysammen seyn. — Sobald die Kompagnien ankommen, so werden sie durch den
Defterdar** gemustert. Jeder von dem bosnischen Fu\xDFvolke pflegt bey der Musterung seinen Namen, die Profession, und Kompagnie zu der er geh\xF6rt, anzuzeigen. Er f\xE4llt sodann auf die Kniee, hebt beyde H\xE4nde in die H\xF6he, und leistet auf diese Art den Eid der Treue. Diejenigen
Agen, welche ihre Kompagnien nicht zur rechten Zeit vollz\xE4hlig machen k\xF6nnen, nehmen alles Gesindel zusammen, das sie nur finden k\xF6nnen, welches bis zur geendigten Musterung bey der Kompagnie verbleibt, sodann aber wieder hinlaufen kann, wohin es will.*** — Es geschieht daher nicht selten, da\xDF einige der verw\xE4gensten dieser Leute sich wohl in einem Tage bey zwey bis drey verschiedenen Kompagnien anwerben lassen, und die Musterung passiren. Das Handgeld bey der Werbung bel\xE4uft sich auf 10 bis 20 Piaster,**** und die L\xF6hnung wird den Soldaten nur halbj\xE4hrig bezahlt.
*Dieses versteht sich nur von den S\xE4yms, den Serdenjetschli, und Nephers; denn die Janitscharen und Spahi werden nicht rekrutiret.
**Oberschatzmeister.
***Und dieses lassen die Agen geschehen, weil sie hernach die L\xF6hnung einstecken.
****Ein solcher Piaster betr\xE4gt nach unserem Gelde 1 Gulden 8 Kreutzer.
(P166)
Die Musterung* geschieht allemal im Fr\xFChlinge. Die Kompagnien bestehen aus 52 K\xF6pfen, und folgenden Offizieren: einem
Aga, einem
Barjaktar, oder F\xE4hnrich, einem
Odapascha oder Feldwaibel, und einem
Chiaus oder Korporalen. - Ihre Kapit\xE4ns sind als Stabsoffiziere anzusehen, indem jeder derselben sechs Agen unter sich hat. — Eine Kompagnie
Spahi bestehet aus 100 Pferden, und hat zu Offizieren einen
Begh als Rittmeister, einen Barjaktar als Kornet, und zween Odapaschen, die soviel als unsere Wachtmeister sind. — Der
Allai Begh ist gleichsam Generalmajor, und Brigadier \xFCber die Spahi. Bey dem Chore der Spahi darf kein Knecht, oder sonst ein Gedungener bey Verlust seines Guts, und Lebens erscheinen; und wann sich ein Spahi auf die erhaltene Ordre bey seiner Kompagnie nicht einfindet: so hat der Allai Begh die Macht, seine G\xFCter sogleich einzuziehen, und sie einem andern zu conferiren.**
Die
Janitscharen sind die be\xDFten t\xFCrkischen Kriegsv\xF6lker, und haben ihr besonderes Reglement. Ihre Regimenter werden
Orta genennt, und ihre Kompagnien bestehen aus 80 K\xF6pfen. Jeglicher derselben hat einen Aga, einen Barjaktar, und einen Odapascha, aber keinen Chiaus oder Korporalen, indem diese sich immer bey den kommandirenden Paschen, und Agen auf Ordonanz befinden. Diese Chiause sind allzeit beritten, und tragen einen Stock, der einen silbernen Knopf mit zwey H\xF6rnern hat. Zu dieser Stelle nimmt man lauter auserlesene und getreue Leute, und ihre Pflicht bestehet haupts\xE4chlich darinnen , da\xDF sie das Volk bey Scharm\xFCtzeln und Schlachten antreiben. — Sonst bleibt das Chor der Janitscharen immer beysammen; und da der gr\xF6\xDFte Theil
*Die T\xFCrken hei\xDFen sie Oklama.
**Wie er denn dar\xFCber zugleich einen Schenkungsbrief ertheilet. — Die Spahis f\xFChren ein langes Schwert mit einer sehr breiten Klinge, Pistolen, und Karabiner. Sie sind jedoch schlechte Sch\xFCtzen, aber desto besser zum Einbauen mit dem S\xE4bel zu gebrauchen.
(P167)
von ihnen Professionisten sind, so treiben sie auch im Lager, so oft sie ein wenig Ruhe haben, ihr Handwerk. — Wann die Armee marschiret, so machen sie die Avantgarde, und repariren die Wege; es m\xFC\xDFen ihnen auch im Marschiren au\xDFer der Garde des
Pascha, alle \xFCbrigen V\xF6lker ausweichen. Ihre Montur und Gewehr ist egal.*
Die
S\xE4yms,
Serdenjetschli,und
Nepher, werden meist zu den detaschirten Posten, und zum Pl\xFCndern gebraucht. Sie sind selten im Lager, sondern gr\xF6\xDFtentheils auf Streifereyen, \xFCberhaupt aber ein zusammgeraftes Gesindel von T\xFCrken, Christen,
Arnauten, Zigeunern, und anderm l\xFCderlichen Volke.
Die S\xE4yms sind, das Gewehr ausgenommen gleich montirt, sie haben aber bey ihren Kompagnien, welche ebenfalls 52 Mann stark sind, keinen
Aga, sondern einen
Buljukpascha, einen
Vanakt\xE1r, einen
Odapascha, und einen
Chiaus. Diese sowohl als die
Janitscharen, welche Handwerker sind, bekommen zuweilen eine kleine Beyhilfe, ihr Gewerbe besser treiben zu k\xF6nnen.
Die
Spahi bleiben auch best\xE4ndig beysammen, und keiner von ihnen gehet aus dem Lager, ohne kommandirt zu seyn. Sie tragen sich nach eigener Willk\xFCr, jedoch nett und sauber; sind sehr gut beritten, und \xFCberhaupt die be\xDFte t\xFCrkische Kavallerie. Da die \xFCbrigen Truppen sowohl Brod als L\xF6hnung vom Hofe bekommen, so haben die Spahi doch keines von beyden, sondern sie m\xFC\xDFen sich selbst verpflegen, weil sie als eine Art Edelleute von allen Abgaben befreyt, und meist beg\xFCtert sind.
Nach jedwedem Scharm\xFCtzel, oder Bataille wird der Verlust der Janitscharen, Spahi und S\xE4yms einberichtet. Dieses geschieht aber bey den Nephern und Serdenjetschlis nicht, weil, wann ein Spahi umk\xF6mmt, der nur der einzige seiner Familie gewesen, dessen Hab und Gut dem Fisko heimf\xE4llt. Was aber die Janitscharen
*Dieses Gewehr bestehet aus einer Flinte, und einem S\xE4bel. Sie fechten ohne Ordnung, und werden in nichts ge\xFCbt, als im Schie\xDFen nach dem Ziele, und in der St\xE4rke des Leibes.
(P168)
und S\xE4yms betrifft, geschiehet es darum, weil sie vom Hofe montirt und verpflegt werden. —
Das K\xF6nigreich Bosnien kann 50 bis 60 tausend streitbare M\xE4nner stellen. Es befinden sich auch bis 80000 Christen in demselben, deren jeder seinen
Kontributionszettel, Te\xDFkera genannt, von dem Kassier (Harat\xDFlia) l\xF6sen mu\xDF. Diese Einnehmer haben die Kontribution in Verpachtung, so, wie auch alle andere Gef\xE4lle im Lande exarendiret werden.* —
Aus dieser kurzen jedoch richtigen Beschreibung des K\xF6nigreichs Bosnien erhellet, da\xDF sich in demselben befinden:
24 grosse und kleine Festungen.
19 Schl\xF6\xDFer.
23 St\xE4dte.
44 Marktflecken.
5 Katholische Kl\xF6ster, von denen 2 \xF6de sind.
20 Griechische Kl\xF6ster, von welchen eben so viel \xF6de sind.
7 Bergwerke.
35 Gebirge.
7 Fl\xFC\xDFe.
24 B\xE4che.
1 See, und
2 Gesundb\xE4der.
W—.
*Diese Kontributionen werden meist an die Beghs, Kapit\xE4ns, und andere Offiziere verpachtet, die aber sehr oft hintergangen werden, indem sich die Kontribuenten so lange verstecken, bis die Steuereinnehmer, welche solche einzutreiben, herumreisen, ihren Ort wieder verlassen haben.