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ZUM GESAMTINHALT
Ungrisches Magazin,
Band 1, Heft 2, Text 18. (S. 169-186)
Hrsg. von
Karl Gottlieb Windisch
Pre\xDFburg,
L\xF6we, 1781
Autor:
Johann Seyvert
Zuordnung: Geschichte
Siebenb\xFCrgische Briefe (1-5) 1
Siebenb\xFCrgische Briefe (6-9) 2
Siebenb\xFCrgische Briefe (10-14) 3
Siebenb\xFCrgische Briefe (15-16) 4
Siebenb\xFCrgische Briefe (17-19) 5
(p169)
18. Siebenb\xFCrgische Briefe.
Be\xDFter Freund,
Die S\xE4chsische V\xF6lkerschaft in
Siebenb\xFCrgen hat allezeit, so wie eine eigene b\xFCrgerliche Verfassung, also auch ihre eigenen Rechte gehabt. In den \xE4ltesten Zelten bediente sie sich ihrer alten v\xE4terlichen Gewohnheiten; im f\xFCnfzehnten Jahrhunderte aber des
N\xFCrnbergischen Rechtes. Nach
Frankensteins Nachrichten* wird dieses Gesetzbuch auf dem Rahthause zu
Hermanstadt aufbewahret, und jeder neuerw\xE4hlte Rahtsherr, mu\xDF mit Auslegung der Finger, den Eid der Treue auf dasselbe ablegen. Ich kann Sie aber heilig versichern, da\xDF dieses handschriftliche Werk daselbst nicht mehr zu finden ist, und sein letztes Schicksal der Welt v\xF6llig unbekannt sey. Doch kann ich Ihnen, mein Freund, einige sichere Nachrichten davon mittheilen. — Es war auf Pergament in Folio, sehr sch\xF6n geschrieben, und voller lebhaft ausgemalter Verzierungen. Die grossen Anfangsbuchstaben waren mit rohter, blauer, und schwarzer Tinte geschrieben. Es enthielt nicht nur das N\xFCrnbergische Recht, sondern auch das
Magdeburgische, und
Iglauische. Eine besondere Aufschrift hatte es nicht, sondern es fieng also an: "Swer an disem puech daz da heizet nuerenpergisch recht ichten wethen wil der schol sich richten nach dieser schrift so vintet er es alle szamt nach einander geschriben
*In seinem Brev. Originum Nationum, et praecipue Saxonicae in Transylvania. Claudiop. 1697. S.37. und aus demselben Zwittinger in Specim. Hungariae litteratae, S.161.
(p170)
daz in disem pueche stet und viert nit irre." Die letzte Seite zeigte ein Gem\xE4lde des gekreutzigten Heilandes, zu dessen Seiten Maria und Magdalena stunden. Ohne Zweifel kein zuf\xE4lliger Gedanke des Malers; denn gleich unter demselben folgte die Eidesformel der Rahtsherren. Vielleicht ist es Ihnen nicht unangenehm, sie hier nach ihrem ganzen Inhalte zu lesen: „Ich N. swer Got und der Kwnigin Marie und allen lieben Heiligen daz ich unserm allergnedichsten Hern dem Kwnig und der heiligen Cron in allen meinen rethen gehorsam und getrew wil sein auch diser l\xF6blicher Stath er nwez und Gerechtichkeit suchen wil nach allem mein Vurmugen den freunden als fremden armen reichen gerechtichkeit nach mein Vursthennus thun wil und daran nicht an wil seen frewnd-schaft gwin\xDFt oder gaab Wyttven und vesin die besunderlich mir befolen will lassen sein nach mein vurmugen in ir gerechtichkeit des ersamen rathes heymlikeit nicht offenbaren wil anders wen do is tzymth. Also war helf mir Got al lieb heiligen." — Hierauf folgte das Hermanst\xE4dtische Stadt-Wappen mit allerley malerischen Zierrahten. Das letzte Blatt aber enthielt sonst nichts, als die Anzeige: da\xDF
Thomas Altenberger, damals zugleich B\xFCrgermeister, und K\xF6nigsrichter, wie auch Kammergraf zu Hermanstadt dieses Rechtsbuch im Jahre 1481 habe ausfertigen lassen. * — Im Jahre 1479. ward zu N\xFCrnberg eine Verbesserung ihres Rechts, unter der Aufschrift: Reformatio Norimbergensis bekannt gemacht, und vom
Anton Koburger 1484. zum erstenmale gedruckt.** Vielleicht hat die\xDF dem Altenberger Gelegenheit gegeben, seiner Nation ein neues Gesetzbuch zu schenken.
*Hoc opus fecit fieri egregius Mgr. Thomas Altenberger, Mgr. Civium et Iudex Regius, nec non Camerarius urbis Cilbiniensis, anno Domini millemo quadrmo octogesimo pme dicti sui officii Mgri civium anno nono. Dieser um seine Nation so verdienstvolle Mann, starb in seinem konsularischen Amte zu Ofen, 1491.
**Joh. Dav, K\xF6hlers Historia Codicis Iuris Stat. Sv. Reformationis Norimbergensis \xA7.5.6.
(p171)
Im sechszehnten Jahrhunderte bem\xFChten sich die
Kronst\xE4dtischen Gelehrten insonderheit, den S\xE4chsischen Rechten mehr Gewi\xDFheit, und Festigkeit zu geben.
Johann Honterus Pfarrer zu Kronstadt, der 1549. den 23ten J\xE4ner starb, und so viele Denkm\xE4ler seines grossen Geistes hinterlassen hat, suchte dieses Feld, das noch manche Wildnisse hatte, zu bearbeiten, und gab in dieser Absicht ein Compendium Iuris Civilis, in usum Civitatum ac sedium Saxonicarum in Transylvania 1544. in 8vo heraus, welches grossen Beyfall erhielt. Seinen Fu\xDFtapfen folgte
Thomas Bomel, gleichfalls ein Kronst\xE4dter, der zuerst dem Staate, hernach der Kirche diente, und als Pfarrer zu
Stolzenburg 1591, den 30ten J\xE4ner starb. Im Jahre 1560. machte er eine neue Sammlung S\xE4chsischer Rechte in vier B\xFCchern, sowohl in lateinischer als deutscher Sprache bekannt, Jene f\xFChret die Aufschrift: Statuta Iurium municipalium Civitatis Cibiniensis, reliquarumque Civitatum, et uniuersorum Saxonum Transylvanicorum, collecta per — letztere aber: Statuta, oder Satzungen gemeiner Stadtrechten der Hermanstadt und andrer St\xE4dte, und aller deutschen in Siebenb\xFCrgen, colligirt durch — " Sie sind nie, wohl aber ein anderes Werkchen dieses Verfassers durch den Druck gemeinn\xFCtzig gemacht worden. — Dieses Geb\xE4ude erweiterte
Mathias Fronius, ein Kronst\xE4dtischer Rahtsherr mit verschiedenen Zus\xE4tzen 1570.
Albert Hut, einer der gr\xF6\xDFten M\xE4nner der S\xE4chsischen Nation,
Lukas und
Peter Hirscher, beyde gelehrte Senatoren daselbst, durchsahen diese Sammlung , und verbesserten sie nach M\xF6glichkeit. — Nun war man darauf bedacht, diesen Gesetzen durch Landesf\xFCrstliche Bekr\xE4ftigung eine allgemeine, und dauerhafte Giltigkeit zu verschaffen. Die Nation lie\xDF sie daher, dem pohlnischen K\xF6nige, und F\xFCrsten in Siebenb\xFCrgen
Stephan B\xE1thori, durch
eine feyerliche Gesandtschaft \xFCberreichen. Die Glieder derselben waren: Albert Hut, Graf der Nation,
(p172)
Und K\xF6nigsrichter zu Hermanstadt;
Dominikus Dietrich, K\xF6nigsrichter zu
Sch\xE4\xDFburg; Mathias Fronius, Rahtsherr zu Kronstadt;
Joachim Koch, B\xFCrgermeister zu
Medwisch, und
Kasper Budacker, Richter zu
Bistritz. Den 18ten Febr. 1583. erfolgte die
K\xF6nigliche Best\xE4tigung, und noch in gedachtem Jahre ward dieses nunmehr privilegirte Recht der S\xE4chsischen Nation, lateinisch und deutsch gedruckt. –
Schmeitzels Irrthum hiebey, kann ich Ihnen nicht verschweigen. Er schreibt in seiner
Bibl. Hungarica Sect. II. de Scriptoribus Transylv. da\xDF die lateinische Ausgabe von 1583. zu Hermanstadt,
die deutsche Uibersetzung aber sp\xE4ter herausgekommen sey, und einen unbekannten Verfasser habe. — Glauben Sie es aber immer mein Freund, da\xDF Fronius es von beyden sey, und da\xDF auch beyde in einem Jahre zu Kronstadt in 4to gedruckt worden. Ihre Titeln sollen das, was ich sage, rechtfertigen.
Statuta Jurium municipalium Saxonum in Transylvania, opera Mathiae Fronii revisa, locupletata, et edita, cum gratia Regia, et privilegio decennali 1583. Zu Ende desselben stehet: Impressum in lnclyta Transylvaniae Corona. Die deutsche hat folgenden:
Der Sachsen in Siebenb\xFCrgen Statuta, oder eygen Landrecht. Durch Mathiam Fronium \xFCbersehen, gemehret, und mit K\xF6n. Majest. Gnad und Privilegien in Druck gebracht. Anno M. D. LXXXIII. — Die letzte Seite zeigt den Ort des Drucks an: Gedruckt zu Kronstadt in Siebenb\xFCrgen, durch
Georg Greus, in Verlegung Herrn Mathi\xE4 Fronii. Aus der Vorrede erhellet, da\xDF Fronius auch der Uibersetzer gewesen. Diese \xDCbersetzung ist eben nicht gar zu getreu, man hat sie aber gleichwohl best\xE4ndig bey den S\xE4chsischen Gerichten gebraucht, weil man sich dort nur der s\xE4chsischen, oder deutschen Sprache bedienet. Eine grosse Wohlthat f\xFCr manchen Richter! —
Gegen das Ende des verflossenen Jahrhunderts suchte sich ein Patrizier von Hermanstadt,
Georg Rei\xDFner, von
(p173)
Rei\xDFenfels, um diese Rechte seiner Nation verdient zu machen. Dazu bediente er sich seiner Universit\xE4tsjahre, und
gab eine Erl\xE4uterung derselben aus dem Kaiserlichen Rechte 1695. zu Wittenberg heraus. In derselben aber waren nur die zwey ersten B\xFCcher enthalten, weil der Verfasser in sein Vaterland zur\xFCckkehren mu\xDFte. Da er auch hier keine Hoffnung sah, das angefangene Werk jemals zu vollenden: so \xFCberlie\xDF er die Fortsetzung und Erl\xE4uterung der letzten zwey B\xFCcher, dem nachmaligen Kaiserlichen Hofrahte
Joh. Heinrich von Berger. Bey diesem fand hernach der Sohn des Rei\xDFenfels
Joh. Georg, bey seinem Aufenthalte in Wien das ganze Werk ausgearbeitet, welches er zum Dienste seiner Nation, nebst dem lateinischen Originale, und einer verbesserten Uibersetzung
1744. zu Leipzig in 4to drucken lie\xDF. Diese Ausgabe ist bekannt; und es w\xFCrde daher \xFCberfl\xFC\xDFig seyn, wenn ich Ihnen mehr davon sagen wollte. Ich sage also nichts mehr, als da\xDF ich lebenslang seyn werde —
Siebenter Brief. Von dem traurigen Schicksale der Stadt Bistritz, im Jahre 1602.
Habe ich jemals etwas Tragisches gelesen, so ist es gewi\xDF das kriegerische Ungewitter, das sich im Jahre 1602. \xFCber die S\xE4chsische Stadt Bistritz, oder N\xF6sen, und das Gebieht derselben, gleich Wolkenbr\xFCchen ergossen hat. Nicht ohne Schauder, nicht ohne mitleidige Tr\xE4hnen habe ich die Nachrichten lesen k\xF6nnen, die uns
Stephan Decani, ein Pfarrer zu Bistritz davon
hinterlassen hat. Krieg, Pest, und Hunger w\xFChteten mit gleicher Grausamkeit, und machten diese volkreiche Gegend, zu einer traurigen Ein\xF6de! —
(p174)
Der Kaiserliche Feldherr,
Graf Basta hielt sich mit seinem Kriegsheere in der ungrischen
Gespanschaft Bih\xE1r auf; und deswegen verbreiteten die misvergn\xFCgten Ungern und
Zekler in Siebenb\xFCrgen, allerhand falsche Nachrichten von demselben. Nach einigen hatte er das F\xFCrstenthum verlassen, und nicht im Sinne wieder zu kommen; nach andern aber war er gar gestorben. Mit solchen Ger\xFCchten suchten sie auch die Bistritzer zur Untreue, und zu einer Erkl\xE4rung f\xFCr den wieder gekommenen
F\xFCrsten Siegmund B\xE1thori zu bewegen; und droheten ihnen im gegenseitigen Falle, noch ein traurigers Schicksal,
als Sch\xE4sburg durch den Georg Mako erfahren hatte. Erschrocken \xFCber diese Drohungen, und ohne andere Nachrichten von dem Kaiserlichen Feldherrn, thaten die Bistritzer aus Noht und Furcht einen Schritt, der sie in das \xE4u\xDFerste Verderben st\xFCrzte!
Sie schickten daher Abgeordnete nach
Medwisch, mit dem
Stephan Tsch\xE1ky (Cs\xE1ky) wegen der Uibergabe zu handeln; und sie thaten es nach erhaltenem theuren Schwure, da\xDF sie wider alle Anf\xE4lle der Kaiserlichen V\xF6lker gesch\xFCtzet werden sollten. Sie erfuhren es! — Denn Tsch\xE1ky schickte sogleich den Hauptmann
Szent P\xE1li mit zweyhundert Zecklern ab, Bistritz zu besetzen. Diese waren noch kaum in der Stadt, als die B\xFCrger schon 10,000 Gulden erlegen mu\xDFten, welche dem Tsch\xE1ky nach Medwisch geschickt wurden, wohin auch Szent P\xE1li eilte, den
Michael Vit\xE9z aber als Befehlshaber zur\xFCcklie\xDF. Dieser besichtigte sogleich die Festungswerker sowohl, als das Gesch\xFCtz, und besetzte die Th\xFCrme mit seiner Mannschaft. — Die Pest verminderte die B\xFCrger t\xE4glich, und dieses machte die Besatzung, und den dahin gefl\xFCchteten ungrischen Adel bald so m\xE4chtig, da\xDF sie nur das unterlie\xDFen, was sie nicht thun wollten. Basta h\xF6rte dieses alles, und beschlo\xDF, die ungetreue Stadt auf das Empfindlichste zu z\xFCchtigen! — Er belagerte sie aber nicht sogleich, sondern schickte nur zuweilen Rotten von
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Haiducken aus. Man sah sie zwar, aber niemand wollte sie kennen, denn an den Basta gedachte kein Mensch mehr. Allein den 30ten J\xE4ner erfuhren es die Bistritzer, da\xDF er noch lebe, und ihnen nur gar zu nahe sey. Es war eben ein volkreicher Markttag in dieser Stadt. Wie nun die Bauern nach Hause reisten, wurden sie von den Haiducken \xFCberfallen, und alle, die nicht in die Stadt zur\xFCckfl\xFCchten konnten, niedergehauen. — Und bald verbreiteten sich sowohl Haiducken, als
Wallonen auf den D\xF6rfern, wo sie auf das Grausamste hauseten. Diejenigen, welche niedergehauen wurden, waren noch gl\xFCcklich. Denn den Gefangenen dreheten sie so lang Stricke um ihre K\xF6pfe, bis ihnen das Gehirn herausspritzte; oder sie folterten ihre Leiber mit gl\xFCenden Kohlen, um ihnen ihre verborgenen G\xFCter zu entdecken. — Hier war kein Verschonen, keine Menschlichkeit! M\xE4nner, Frauen, Kinder, — selbst die im Mutterleibe, — wurden Opfer der erbitterten unmenschlichen Soldaten. Den Frauen schnitten sie die Br\xFCste auf, und bestreuten sie mit Salze; jungen Mannspersonen wurden die N\xE4bel aufgeschnitten, und an B\xE4ume genagelt, dann diese Ungl\xFCcklichen so lang um die Baume getrieben, bis ihr ganzes Eingeweide herumgewickelt war, und sie tod hinfielen. — Viele fl\xFCchteten sich in die Gebirge, allein nur zu einem andern, und langsamem Tode. Hunger und Frost, die itzt au\xDFerordentlich waren, wurden ihre M\xF6rder! — Der Verfasser schreibt, da\xDF das Elend, welches damals Bistritz, und dessen Gebieht betroffen, nicht auszusprechen sey. Wer sollte ihm dieses nicht glauben? —
Als die Besatzung der Stadt, ihre Belagerung gewi\xDF vermuhtete, steckte sie zween Tage vor der Ankunft des Generals Basta, die Vorst\xE4dte in den Brand. Was das Feuer verschonet hatte, ward hernach abgebrochen, und in die Stadt zur Verst\xE4rkung der Festungswerker gef\xFChrt. Zugleich hielt ihr heftiges Feuer von den
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Th\xFCrmen und Mauern die streifenden Feinde ab, sich der Stadt zu n\xE4hern.
Den 1ten Februar erschien Basta mit 40,000 Mann, wie man sagte, und lagerte sich bey
Wallendorf. Bey seinem Vor\xFCberzuge, feuerte die Besatzung wider Willen der B\xFCrgerschaft sehr stark auf diese V\xF6lker. Dieses erbitterte ihn noch mehr. Er schlo\xDF daher sogleich die Stadt ein, und benahm ihr den folgenden Tag das Flu\xDFwasser, welches bald einen merklichen Brodmangel verursachte. Darauf bescho\xDF er Bistritz bis den 22ten
Hornung, jedoch ohne Vortheil. Aber nun lie\xDF er seine grossen Kanonen unbemerkt in der Nacht von dem
Berge Schiberreden \xFCber den zugefrornen
Flu\xDF herabziehen, und nur einen Steinwurf weit von den Stadtmauern aufpflanzen. Feuer uud Sturm entdeckten ihn. — Das Fu\xDFvolk st\xFCrmte, und die Reiterey umgab die Stadt, um bey gl\xFCcklichem Erfolge die Fl\xFCchtigen niederzuhauen. — Allein Basta fand so heftigen Widerstand, da\xDF zween St\xFCrme v\xF6llig fruchtlos abliefen. Zugleich brach das Eis des Flusses von der grossen Last ein, und viele seiner Kriegsv\xF6lker fanden ihren Tod in demselben. — Aber der Zustand der Stadt war auch kl\xE4glich genug. Denn die Pest w\xFCtete besonders unter der B\xFCrgerschaft auf das Grausamste. Da sah man M\xE4nner ihre Weiber, Weiber ihre M\xE4nner, Kinder ihre Aeltern, auf kleinen Schlitten und Karren, nackend, und mit in den Schnee hinabhangenden K\xF6pfen und F\xFC\xDFen zu Grabe f\xFChren. Auf dem Kirchhofe, im Kloster, und zwischen den Stadtsmauern waren tiefe Gruben gemacht, in welche diese traurigen Schlachtopfer geworfen wurden. Die, welche auf den Mauern und Th\xFCrmen umkamen, wurden hin und wieder auf den G\xE4\xDFen, kaum eine Spanne tief eingescharret. — Als Basta den dritten Sturm wagte, brachte ein Zigeuner heimlich einen Brief in die Stadt, nach dessen Inhalte der F\xFCrst Siegmund B\xE1thori, den
Bog\xE1tschi aus Kronstadt an den Kaiserlichen Feldhernn
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abgeschickt hatte, ihn zur Verschonung der ungl\xFCcklichen, Stadt zu bewegen. Dieser Bog\xE1tschi w\xE4re bey den unternommenen St\xFCrmen schon angekommen, aber nicht vorgelassen worden. Die abgeschlagenen St\xFCrme aber, und die F\xFCrbitte der schwarzen Reiter h\xE4tten endlich den General bewogen, ihm Geh\xF6r zu geben. — Die B\xFCrgerschaft hoffte also einen Waffenstillstand; allein sie betrog sich. Alles war schon zum dritten Sturme bereit, und Basta konnte, oder wollte ihn nicht verhindern. F\xFCnf Kanonen machten so gute Wirkung, da\xDF die Mauern bald auf drey
Klafter lang einst\xFCrzten. Sogleich ward Sturm geloffen, und die Stadt w\xE4re gewi\xDF erobert worden, wenn die Kaiserlichen Soldaten nicht so sehr geeilet hatten. Denn diejenigen, welche zur Ausf\xFCllung der Bresche Erde zutrugen, \xFCberfiel ein solches panisches Schrecken, da\xDF sie halb tod dem Marktplatze zuliefen, und j\xE4mmerlich schrieen: der Feind ist in der Stadt! — Dieses Geschrey erf\xFCllte gar bald alle Ga\xDFen und jedermann suchte sich zu verbergen. Es w\xE4re gewi\xDF um die Stadt geschehen gewesen, wenn sie nicht durch die Herzhaftigkeit eines B\xFCrgers w\xE4re gerettet worden. — Pfaffenbruder, ein Eisenschmied, befand sich nicht weit von der Bresche. Er sieht einen feindlichen Soldaten auf der Mauer, der die Fahne aufsteckte, und seinen Kameraden zurief: Herzu! die Stadt ist unser! — Sogleich springt er hinzu, haut mit einer Hellebarde den Soldaten herunter, ergreift seine Fahne, und ruft seinen halbtodten Mitb\xFCrgen zu: Kommt her lieben B\xFCrger, Gott hat ein Zeichen seines Sieges an uns gethan, denn die Stadt ist wieder unser! Dieses machte den B\xFCrgern neuen Muht, sie versammelten sich nach und nach wieder, und f\xFCllten eilends die Bresche aus. Indessen feuerte die Besatzung auf die St\xFCrmenden hefftig, da\xDF sie sich nicht wagten, n\xE4her zu kommen. — Dieser abermal ungl\xFCcklich abgeloffene Sturm, brachte den Basta dahin, der Stadt eine g\xE4nzliche Zerst\xF6rung zu drohen; aber zugleich auch in
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die Bitte des B\xE1thorischen Gesandten zu willigen, und nicht mehr zu st\xFCrmen. — Sonntags lie\xDFen die Bistritzer ihre Kanonen schweigen, und da Bog\xE1tschi auf Einwilligung des Basta in die Stadt kam, erf\xFCllte der Raht sein Begehren, und schlo\xDF mit dem Kaiserlichen Feldherrn, wider Willen der Besatzung, und des in die Stadt gefl\xFCchteten Adels einen Waffenstillstand auf sechs Tage. — Basta begab sich hierauf in sein Hauptquartier nach Wallendorf, forderte aber von den Bistritzern die Auslieferung ihres Konstabels
Michael Steinkellner, und das zwar mit der Drohung, da\xDF er, im Weigerungsfalle auch des Kindes im Mutterleibe nicht verschonen w\xFCrde. Der Verfasser sagt, er habe in das St\xFCck des Basta geschossen, und es zersprenget. — Dem Rahte ward die Wahl sehr schwer. Steinkellner hatte ihnen \xFCberaus wichtige Diensie geleistet, sollten sie nun so undankbar seyn, und ihn seinem Feinde ausliefern? Er selbst befand sich in einem elenden Zustande. Von einer angez\xFCndeten Tonne Pulfer auf einer Seite ganz verbrennt, lag er in einem Oeltuche eingeneht. So lie\xDF er sich auf das Rahthaus tragen, sein Schicksal anzuh\xF6ren. Der Raht wollte ihn gerne retten, er sah aber kein Mittel f\xFCr sich. Einer sagte zu ihm: wenn man ihn ausliefert, und er sieben K\xF6pfe h\xE4tte, so br\xE4chte er doch keinen zur\xFCck. — Ich habe nur einen erwiederte Steinkellner ganz ruhig, und auch den will ich wieder zur\xFCckbringen! — Als er nun in dem Kaiserlichen Lager anlangte, kam ihm Basta voller Zorn entgegen, dem er seine Hand reichte. Basta gab ihm nur einen Finger, aber Steinkellner zog seine Hand zur\xFCck, reichte sie ihm jedoch aufs Neue, und bekam nun zween Finger. Da sagte er: Euer Excellenz wollen mir itzt nicht einmal ihre Hand anvertrauen, da sie mir doch in Italien drey Jahre lang ihren ganzen Leib anvertrauet, und mit mir aus einer Sch\xFC\xDFel gegessen haben! — Aber, warum seyd ihr nicht br\xFCderlich mit mir verfahren, sagte Basta?
(p179)
Darum antwortete Steinkellner, weil Sie nicht als Bruder sondern als Feind gekommen sind! — Endlich ward Basta bes\xE4nftigt, und Steinkellner begnadigt.
Achter Brief. Fortsetzung der Nachricht von dem traurigen Schiksale der Stadt Bistritz im Jahre 1602.
Unterdessen hatte die Besatzung in Bistritz den barbarischen Entschlu\xDF gefa\xDFt, die B\xFCrger zu ermorden, und sich der Stadt zu bem\xE4chtigen. Doch einer unter ihnen hatte noch so viel menschlichen Gef\xFChls, da\xDF er den ganzen Tag tiefsinnig, und traurig herumgieng. Seine Wihrtinn, die dieses bemerkte, drang so lang in ihn, bis er ihr das Geheimni\xDF, jedoch mit dem Bedinge, da\xDF sie ihn diese Nacht \xFCber verbergen sollte, entdeckte. Sogleich eilte diese Frau zu dem Stadtpfarrer, und zeigte ihm an, da\xDF die Besatzung Befehl habe, die kommende Nacht um 12. Uhr ihre Hauswihrte zu ermorden, und sich der Stadt zu bem\xE4chtigen. Erschrocken gab dieser dem Rahte davon Nachricht, und es ward beschlossen, die Stunden zu verz\xF6gern. Dieses hatte den gew\xFCnschten Erfolg. Denn die B\xF6sewichter warteten immer auf die zw\xF6lfte Stunde, ihren m\xF6rderischen Anschlag auszuf\xFChren. Aber diese schlug erst den folgenden Tag zu Mittage, und so ward ihr h\xF6llischer Vorsatz vernichtet, welchen der Raht sogleich dem General Basta berichtete. — Wie ungl\xFCcklich ist doch eine Stadt, die in ihren Besch\xFCtzern nur geschworne Feinde n\xE4hrt! Die Zeckler vertheidigten
N\xF6sen nicht wegen ihrer B\xFCrger, sondern ihrer selbst wegen. Sie hatten das Aeuserste zu bef\xFCrchten, daher wollten sie auch nichts von einer Uibergabe h\xF6ren. Allein, die B\xFCrger waren ihrer Besth\xFCtzer so satt, als ihrer Bel\xE4gerer, und \xFCbergaben die Stadt. Denn jene thaten was sie wollten, eigneten sich alle Habseligkeiten
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der verstorbenen B\xFCrger zu, und sagten ganz frey: da\xDF wenn auch Basta abz\xF6ge, sie doch die Stadt als ihr Eigenthum behalten w\xFCrden. Daher begab sich der damalige
Stadtrichter Bayersdorfer mit einigen Geistlichen und Rahtsgliedern in das Kaiserliche Lager und erhielten vom Basta f\xFCr 32,000 Gulden, die Aufhebung der Belagerung, mit dem Bedinge jedoch, da\xDF die Ungern mit allen ihren G\xFCtern die Stadt r\xE4umen sollten. Diese weigerten sich zwar, indem sie die \xE4u\xDFerste Gefahr dabey besorgten; aber Basta versprach ihnen sicheres Geleit; und so sahen sie sich gen\xF6htiget, den ersten Sonntag in der Fasten, mitten durch das in Gewehr stehende Kaiserliche Heer auszuziehen. Vor den Packw\xE4gen ritten
Michael Vit\xE9z und
Albert Now\xE1ki mit hundert Sperreitern, und hinter denselben folgten zweyhundert Fu\xDFknechte. — Basta legte sogleich eine kleine Besatzug von Deutschen in die Stadt, und zog mit dem \xFCbrigen Heere auf Wallendorf. Allein etliche hundert Mann von seinem Nachzuge kehrten um, jagten den abziehenden Ungern nach, und pl\xFCnderten sie rein aus! — Wie selten gedeyt doch ungerechtes Gut! Diese Leute hatten viele Habschaften verstorbener B\xFCrger mit sich weggef\xFChrt, welches sie aber nicht genossen! —
Vit\xE9z der vormalige Kommendant, ward gleich Anfangs erschossen, alles, was sich widersetzte, niedergehauen, und das adeliche Frauenzimmer auf das Sch\xE4ndlichste gemishandelt. Aber dieses war ihnen nicht genug, sie zogen sie bis auf den blossen Leib aus, und bey damals noch ziemlich strenger K\xE4lte, jagten sie dieselben zum Zeitvertreibe in dem Schnee herum. Eine Dame, welche eben so neckend der Stadt zueilte, ward von ihnen ergriffen, gekn\xE4belt, und unter das Eis gestossen. —- Diejenigen welche noch so gl\xFCcklich waren, die Stadt zu erreichen, wurden nach so vielen Beleidigungen dennoch mitleidig aufgenomen, und mit Kleidern versehen. — Diese Untreue seiner Soldaten erfuhr Basta, mit dem gro\xDFen Zorne. Den
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folgenden Tag r\xFCckte er mit einem Regimente in die Stadt, lie\xDF ihnen alle gemachte Beute wegnehmen, und die R\xE4delf\xFChrer hinrichten. Unter diesen war ein Wallone, der selbst den General hatte erschie\xDFen wollen, als er ihren z\xFCgellosen Muhtwillen zu b\xE4ndigen gesucht. Dieser ward aus der Stadt bis nach Wallendorf, und von daher wieder in dieselbe geschleift, darauf lebendig geviertheilt, und die Theile auf die vier Landstrassen aufgesteckt. —
Bald hernach zog Basta mit seinem Kriegsvolke nach
Klausenburg. Das arme Bistritz! So ward es endlich von seinen Feinden, und gleich verderblichen Freunden befreyt. Allein wie kurz war diese Ruhe! denn nach etlichen Wochen kam ein Kaiserlicher Hauptmann mit Wallonen, die r\xFCckst\xE4ndige Bezahlung von den 32,000 Gulden abzuholen. — Ein neues Ungl\xFCck f\xFCr Bistritz! Durch Verwahrlosung eines brennenden Lichtes entstund eine Feuersbrunnst, die einen grossn Theil der Stadt ein\xE4scherte, und was das Feuer verschonte, ward ein Raub der Soldaten. Sie fielen in die brennenden H\xE4user, erbrachen Keller, und Gew\xF6lber, pl\xFCnderten alles, und zogen den folgenden Tag, welches der Palmsonntag war, mit fr\xFChem Morgen ab.
Nach diesen traurigen Auftritten erz\xE4hlt der Verfasser auch, wie Bistritz, und die herumliegenden Gegenden zugleich mit der \xE4u\xDFersten Hungersnoht bestraft gewesen. In der Stadt galt ein Viertel Katzenfleisch vier Kreutzer, auf dem Lande aber gab es noch kl\xE4glichere Scenen. Ein armer Mann k\xF6mmt in das Dorf
Rinteln zu einem Weibe, und bittet sie, seinen kleinen Sohn bey sich zu behalten, bis er irgendwo Lebensmitteln bekommen k\xF6nnte. Der ungl\xFCckliche Vater! Er geht solche zu suchen, aber bey seiner Zur\xFCckkunft fand er seinen Sohn nicht mehr. Das vom Hunger geplagte Weib, hatte ihn geschlachtet, und schon bis auf den Kopf verzehret, diesen aber wegen des Grindes weggeworfen. Der bek\xFCmmert Vater forderte seinen Sohn, sie gestand ihre
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Grausamkeit, und zeigte ihm den Kopf. — Dieses Fleisch schmeckte ihr so gut, da\xDF sie auch ihren vor drey Tagen begrabenen Enkel ausgrub, und mit dem Fleische desselben ihren Hunger stillte. Endlich ward ihre Unmenschlichkeit entdeckt, und sie starb im Gef\xE4ngnisse.
Aber, h\xF6ren Sie mein Freund, eine noch schrecklichere Begebenheit. Bey
S\xE1mosch Ujw\xE1r opferte ein Vater mit seinen drey S\xF6hnen, seine Gattinn, und zwo T\xF6chter dem Hunger auf. Da nun diese Ungl\xFCcklichen verzehret waren, berahtschlagte sich der grausame Vater mit seinen
S\xF6hnen, welchen sie von ihnen nun selbst schlachten sollten? Traurig sahen sie sich einander an. Die S\xF6hne begeben sich endlich auf die Seite, und beschlie\xDFen den Tod ihres Vaters, den sie auch sogleich hinrichteten. — Zu
B\xE1tsch wurden ihrer drey gefangen, von denen einer seine Frau, der zweyte aber seine Schwester emordet, und
verzehret hatte; der dritte endlich fiel die Leute in den H\xE4usern wie rasend an, erschlug sie, und haute ihnen H\xE4nde und F\xFC\xDFe ab, die er hernach im Walde verzehrte. —
Die giftige Seuche der Pest richtete nicht minder grosse Verw\xFCstungen an. Bistritz sah sich fast ohne B\xFCrger, und die volkreichesten D\xF6rfer waren von Einwohnern v\xF6llig entbl\xF6\xDFt. Viele blieben auch ganz und gar w\xFCste. Denn im Jahre 1603 verheerte
Moses Sz\xE9kel diese Gegend aufs Neue, und belagerte Bistritz. Die B\xFCrger retteten sich noch von dem g\xE4nzlichen Untergange durch die Zusage, ihn als ihren F\xFCrsten zu erkennen, wenn es die andern S\xE4chsischen St\xE4dte ebenfalls thun w\xFCrden. Sz\xE9kel nahm also Gei\xDFeln, und hub die Belagerung auf; diese Gei\xDFeln aber kehrten bald zur\xFCck, da Sz\xE9kel im
Burzellande die
Schlacht, und das Leben verlohr. —
Mein Freund, sind unsere Zeiten gegen diese nicht golden zu nennen? Der wilde Krieg, und die schrecklichen Begleiter desselben, sind unsern B\xFCrgern v\xF6llig unbekannt.
(p183)
Der tolle Geist der Emp\xF6rung ist unterdr\xFCckt. Unsere St\xE4dte werden pr\xE4chtiger, unsere D\xF6rfer ihren Einwohnern zu enge. Wir genie\xDFen den Segen des Landes im Schoo\xDFe der Ruhe und Sicherheit. Gott und
Joseph schenkt uns dieselbe!
Er schmachtet unter Seiner W\xFCrde,
Wir sehn die Pracht, Er f\xFChlt die B\xFCrde,
Wir schlafen sicher, weil Er wacht!
Lassen Sie uns denn mein Freund , lassen Sie uns diesen erhabenen Qwellen unserer Gl\xFCckseligkeit, ewig Preis, Liebe, und Treue opfern!
Neunter Brief. Von einigen Meynnungen der Walachen.
Diese Woche habe ich einen lehrreichen Abend gehabt, und das zwar wider alles Vermuhten! Ich reisete n\xE4mlich mit einer Gesellschaft guter Freunde nach** . Der volle Mond bey heiterem Himmel und \xFCberaus sanfter Luft, vers\xFC\xDFten unsere n\xE4chtliche Reise; noch mehr aber unser walachischer Fuhrmann, der w\xFCrdige Sohn eines Popens *! — Einmal sah er den Mond mit recht astronomischen Augen an, und fragte uns: ob wir auch w\xFC\xDFten, was die dunkeln Gestalten in Monde w\xE4ren? — Ja antwortete ich, ich habe es in Deutschland von denen geh\xF6rt, die bey der Nacht im Monde, und in den Sternen herumreisen. Das Dunkle ist Wasser, das Lichte die Erde. — Wasser, Erde im Monde? das glaube ein andrer, erwiederte unser gelehrter Fuhrmann. Wer ist denn dort gewesen? — Mein Vater ist Pope, ein gelehrter Mann, der sogar lateinisch liest. Dieser hat es mir ganz anderst erkl\xE4rt! Das Dunkle im Monde, — nun, man sieht es ja ganz deutlich, ist ein Walach neben einem Dornstrauche. — Wir lachten \xFCber diese
*So hei\xDFt man die Pfarrer in der griechischen nicht unirten Kirche
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Mondenlehre, die gewi\xDF weit sonderbarer als des Justi seine ist, nicht wenig; und mir fielen jene Ochsen bey, denen die Indier die H\xF6rner auf die Erde legen, und die Ursache der Erdbeben so leicht zu erkl\xE4ren wissen. — So war denn euer Vater im Monde? — Das weis ich nicht, aber das weis ich wohl, da\xDF er ein sehr gelehrter Mann, und wohl so gelehrt, als mancher eurer Geistlichen ist. Oft sagte er mir: Lerne mein Sohn! denn es ist doch gewi\xDF eine Schande, wenn einen Popen nichts, als sein Kleid vom dummen P\xF6bel unterscheidet. Einstmal giengen wir von G\xE4nsedorf nach Grosau, und der helle Schein des Mondes gab ihm Gelegenheit, mich mit demselben bekannter zu machen. Sieh mein Sohn, sprach er, und strich mit der Hand \xFCber seinen ellenlangen ehrw\xFCrdigen Bart, — siehe das Dunkle im Monde, das ist ein Walach. Er hatte eine Kuh gestohlen, und zum Ungl\xFCcke ward er beym hellen Mondenscheine als der Dieb angehalten. Er l\xE4ugnete, und verfluchte sich, da\xDF wenn er schuldig w\xE4re, ihn der Mond hinaufziehen sollte. Es geschah, was er wohl nie geglaubt h\xE4tte; der Mond zog ihn, nebst dem Dornstrauche, bey dem er stand an sich; und da stehet er nun, allen Dieben zur ewigen Warnung! —
Ey sagten wir, das mag wohl Wahrheit seyn, nu, man sieht ihn ja deutlich, man sieht auch den Dornstrauch! Aber, sprach mein Freund: das mu\xDF doch nicht das allgemeine Schicksal aller falschschw\xF6renden Diebe seyn, denn sonst w\xE4ren gewi\xDF mehr Walachen im Monde, als in Siebenb\xFCrgen. — Das war beleidigend, und f\xFCr dem Walachischen: halte es im Sinne, hat man sich allzeit zu f\xFCrchten. Ich hie\xDF meinen Freund stille seyn, versprach unserm gelehrten Fuhrmann auf den Morgen ein Seitel Brandwein; und so ward er bes\xE4nftigt, und bereit, unsere Unwissenheit mit seiner walachischen Gelehrsamkeit weiter zu unterrichten. — H\xF6rt, sagte ich, von der Sch\xF6pfung der Welt wird euch wohl euer Vater auch
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etwas entdecket haben? — Ja wohl meine Herren, und ich will es ihnen auch nicht verschweigen. Im Anfange war alles Wasser. Gott schickte den Engel Gabriel in die Tiefe, Sand von dem Grunde der W\xE4\xDFer herauf zuholen. Bis aber Gabriel zur Oberfl\xE4che des Wassers zur\xFCck kam, hatte ihm das Wasser allen Sand aus den H\xE4nden geschlemmet, und nur unter den N\xE4geln seiner Finger blieb noch etwas von demselben. — Die Walachen beschneiden ihre N\xE4gel niemals, und daher m\xFC\xDFen Sie sich auch be\xDFter Freund nicht verwundern, wenn solche dieses eben von den Engeln behaupten. — Diesen wenigen Stof hie\xDF nun Gott wachsen, und die Erde breitete sich gleich einem Kuchen auf den W\xE4\xDFern aus. Ein Igel unter dem Gestr\xE4uche sagte: Gott m\xF6chte ihr nun auch eine anst\xE4ndige Dicke geben. Gott that es, und so ist unsere Erde, so, wie sie itzt ist, entstanden! —
Das ist gelehrt, das ist neu! rief mein Reisegef\xE4hrte aus: nur Schade, da\xDF Whiston dieses nicht gewu\xDFt hat! — Itzt sahen wir etliche Sterne schie\xDFen, —gewi\xDF eben so gelehrt geredt, als Sternschnuppen. — Doch dieses Meteor reitzte mich, unsern gelehrten Fuhrmann um ein anders zu befragen, um den fliegenden Drachen n\xE4mlich, den die Walachen Hismo nennen. Eine nicht seltene Erscheinung in meinem Vaterlande, die man nach meiner Erfahrung meistentheils zur Herbstzeit, bey tr\xFCben und regnerischen Wetter sehen kann. Kaum hatte ich das Wort Hismo ausgesprochen, so bezeichnete sich unser Fuhrmann mit dem heiligen Kreutze, und seufzte: Gott beh\xFCte uns, das ist der Teufel! — Unter dieser feuerspeyenden Gestalt schleicht er sich durch die Rauchf\xE4nge in die H\xE4user wo sich verliebte Weibspersonen befinden. Wann sie mir nicht glauben wollen, meine Herren, so fragen sie auf allen walachischen D\xF6rfern nach; \xFCberall werden sie nicht nur eine Menge M\xE4gdchen, sondern auch manche betagte M\xFCtter finden, die sich \xFCber die Besuche
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des Hismo beklagen, und dabey ganz mager, erdf\xE4rbig und n\xE4rrisch werden. —
Werden Sie mein Freund nicht denken, da\xDF ich Ihnen hier M\xE4hrchen, die kaum Kinder glauben k\xF6nnen, erz\xE4hle? Ich versichere Sie aber, dergleichen Beweise der \xE4u\xDFersten Einfalt, werden unter dem walachischen Volke so h\xE4ufig geglaubt, als ich mit vollkommner Hochachtung bin
Ihr aufrichtiger Freund
Johann Seyvert.