Bl\xE4ttern:
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ZUM GESAMTINHALT
Ungrisches Magazin,
Band 3, Heft 2, Text 13 (S. 202-221)
Hrsg. von
Karl Gottlieb Windisch
Pre\xDFburg,
L\xF6we, 1783
Autor:
Johann Seivert
Zuordnung: Geschichte
Siebenb\xFCrgische Briefe (1-5) 1
Siebenb\xFCrgische Briefe (6-9) 2
Siebenb\xFCrgische Briefe (10-14) 3
Siebenb\xFCrgische Briefe (15-16) 4
Siebenb\xFCrgische Briefe (17-19) 5
(p202)
13. Siebenb\xFCrgische Briefe.
Siebenzehenter Brief. Anmerkungen \xFCber T\xF6ppelts Schriften.
Bester Freund,
Sollte ich wohl bey
meinen Anmerkungen \xFCber T\xF6ppelts Schriften einer Schriftstellerischen Rechtfertigung n\xF6htig haben? Nein, denn ich glaube, nichts Unn\xF6htiges noch Uiberfl\xFC\xDFiges zu thun. Nichts Unn\xF6htiges, da ich das sch\xF6ne Werkchen:
Turcarum Artes, & Arma, dem
T\xF6ppelt zuschreibe. Meines Wissens bin ich der Erste; denn
Schmeitzel gedenket desselben mit vielem Ruhme, aber den Verfasser davon kennet er nicht.* Allein, meine Kenntni\xDF ist auch noch nicht gro\xDF genug, um zu wissen, da\xDF ich nichts weis! — Auf mein Exemplar schrieb T\xF6ppelt, da\xDF er mit diesem geringen Geschenke seines Verstandes,
Georg Hutters B\xFCchersaal vermehre. Hutter war damals Rektor des
Hermanst\xE4dtischen Gymnasiums. Sollte ich also wohl irren, wenn ich den T\xF6ppelt f\xFCr den Verfasser dieses Werkchens erkl\xE4re? Ja, sollte ich irren, wenn ich die einzelnen Buchstaben der Aufschrift also lese: Egregio, & Eximio Juveni,
Georgio Werder, Patricio, oder Patrono, & Maecenati Laurentius T\xF6ppeltinus Dedicat?
Georg Werder, war ein Sohn des im Jahre 1661. verstorbenen B\xFCrgermeisters,
Andreas Werder, dessen Ei-
* Biblioth. Hung. Sect. I. Class. VI. Thec IV. \xA7. 6. Mscrpt.
(p203)
dam sich T\xF6ppelt nennet; allein ehe er es ward — niemals ward. T\xF6ppelt unterschreibt es: Idibus Novembr. M. DC. LXV. und eben in diesem Jahre kam er in sein Vaterland zur\xFCck. —
T\xF6ppelts Origines verdienen die Gei\xDFel wohl, die sie der verdienstvolle Doktor, und Konsistorialraht
Schwarz in seinem kritischen Werkchen* hat f\xFChlen lassen. Diese Kritik ist es auch, die mich zu einigen Anmerkungen dar\xFCber bewogen hat. T\xF6ppelt hat
Taubmanns Noten \xFCber den Plautus darinnen wohl zu nutzen gewu\xDFt, und in seinem Appendix
den Bonfin von Seite 139. 60;
den Jovius von 160 - 208; und
den de Thou, oder Thuan von der 208ten bis zur 223igsten Seite getreulich abgeschrieben. Seine historischen Unrichtigkeiten sind also gr\xF6\xDFtentheils entlehnte Fehler. Er vertheidigt den Gothischen Ursprung der
Siebenb\xFCrger Sachsen; aber, das war der Geist seiner Zeiten. Unsere \xE4ltern Geschichtschreiber sind zwar in Absicht unseres Ursprung verschiedener Meynung, doch keiner, so viel ich weis, tr\xE4umt, da\xDF wir Gothen sind. Aber itzt stritten alle f\xFCr diese Meynung,
Tr\xF6ster,
T\xF6ppelt,
Miles,
Herman,
Kelp,
Haner; und zu unsern Zeiten ist der
Professor Schmeitzel zu Halle, vielleicht der letzte Freund, und Vertheitiger gewesen. Sollten unsere Alten nicht geglaubt haben, der verha\xDFte, und immer aufgew\xE4rmte Vorwurf: Die Sachsen w\xE4ren nur Fremdlinge und G\xE4ste in Siebenb\xFCrgen, w\xFCrde am leichtesten vereitelt werden, wenn der Gothische Ursprung der Sachsen erwiesen w\xFCrde? So waren sie die \xE4ltesten Einwohner des Landes! Wie gleichgiltig aber m\xFC\xDFen dem
Frankenstein solche Vorw\xFCrfe gewesen seyn, da er die Sachsen diesen Wunsch an
Dacien thun l\xE4\xDFt:
* Originum & occasuum Transilvaniae, auctore Laurentio Toppeltino. Recensio critica, cet. Subsecivo studio Godofredi Schvarz, Rintel\xFC, 1766.
(p204)
Hospes eram quondam, cum te vastaret iniquus
Tartarus, o! si nunc hospes ut ante forem! *
Die wichtigste St\xFCtze des so \xFCbel zusammenhangenden T\xF6ppeltischen Geb\xE4udes, ist wohl das
Nationalprivilegium des K\xF6nigs Andreas des Jerusalemitaners. Nehme ich diese weg, so st\xFCrzt das ganze Geb\xE4ude, und thut einen ewigen Fall. Ich mu\xDF sie aber wegnehmen, mein Freund! Denn, ist die Originalurkunde gleich nicht mehr, so bewahrt doch das Hermanst\xE4dter Archiv sehr alte Transumte im Originale, und alle haben: vocati, und nicht donati. Dieses
behauptet auch Frankenstein, ** ob ich gleich alle Ursache zu zweifeln habe, da\xDF er die Urschrift des Andreanischen Diploms jemals gesehen habe, T\xF6pppelts Abschrift, die er f\xFCr \xE4cht verkauft, ist unvollst\xE4ndig, und mit falschen Lesearten reichlich genug bes\xE4et. - Hier mein Be\xDFter, will ich Ihnen aus einem
Transumt des K\xF6niges Karl Robert vom Jahre 1317. einige ganz klare Beweise geben. Sehen Sie die Worte mit anderer Schrift, als solche an, die T\xF6ppelts Urkunde entweder gar nicht, oder anders hat. Die alles entscheidende Stelle lautet in dem Transumte also: "— Accedentes igitur fideles, hospites nostri Teutonici Ultrasilvani universi, ad pedes Majestatis Nostrae, humiliter Nobis conquerentes sua questione suppliciter Nobis monstraverunt, quod penitus a sua libertate, qua vocati fuerant a piissimo
Rege Geysa Avo Nostro excidissent, nisi super eos Majestas Regia oculos solitae pietatis Nostrae aperiret, unde prae nimia paupertate & inopia nullum Majestati Regiae servitium poterant impertiri. - Wie sorgf\xE4ltig hat nicht T\xF6ppelt alles weggelassen, was dem Gothischen Ursprunge unserer Sachsen widerspricht!
* In seiner Hecat. Sentent. Ovidian. Germanice imitatarum Cibini 1679.
** Im Breviculo originum Nationum, & praeipue Saxonice in Transylvania, &c.
(p205)
Ob er aber diese heilige Urkunde selbst zur Unterst\xFCtzung seiner Meynung, auf solche Art verf\xE4lscht habe, kann ich weder bejahen, noch verneinen. Meine Erfahrung wenigstens hat mir keine gleichf\xF6rmige Abschrift derselben gezeigt, die \xE4lter, als T\xF6ppelts Zeitalter gewesen w\xE4re. Sein Zeitgenosse
David Hermann, ein verdienter Gelehrter um die Siebenb\xFCrgische Geschichte,
macht uns diese Urkunde gleichfalls bekannt,* allein, er liest auch: vocati.
Zum Beweise, wie wenig T\xF6ppelts Abschrift, mit dem Originale \xFCbereinstimme, will ich Ihnen mein Freund, noch zwo Stellen abschreiben. Ich k\xF6nnte andere w\xE4hlen, aber Herrn Schwarzens Kritik beweget mich grade zu diesen. - Volumus, & etiam firmiter praecipimus, quatenus iposos nullus judicet, nisi Nos, vel
Chomes Chybiniensis, quem Nos eis loco & tempore constituemus. Si vero coram quocunque judice remanserint, tantummodo judicium consuetudinarium reddere teneantur. - - Si vero aliquis eorum aliquem convenire voluerit in causa pecuniali, coram judice non possit uti testibus, nisi personis infra terminos eorum constitutis. Ipsos ab omni jurisdictione penitus eximentes, salesque minutos secundum antiquam libertatem, circa festum
D. Regis Stephani octo & & circa festum
B. Martini similiter octo diebus, omnibus libere recipiendos concedentes; Item praeter supradicta eisdem concedimus, quod nullus tributariorum nec ascendendo, nec descendendo praesumat impedire eos. –
Sollte ich Ihnen alle T\xF6ppeltische Fehler aufdecken, so m\xFC\xDFte ich die ganze Urkunde abschreiben; allein dieses erwartet g\xFCnstigere Verh\xE4ltnisse. Doch mu\xDF ich noch ei-
* In seinem Handschriftlichen Werke, dessen Aufschrift: Codex memorabilium actorum publicorum – 1660.
(p206)
nen Schriftsteller vertheidigen, zu dessen Ehre ich bisher noch sehr wenig habe behaupten k\xF6nnen. Herr Schwarz meynet, das unterschriebene Jahr 1224. stimmt nicht zu dem ein und zwanzigsten Regierungsjahre des
K\xF6nigs Andreas. Allein T\xF6ppelt irret hierinnen nicht. F\xFCr ihn streiten noch alle Originaltransumte, und alle urschriftlichen Urkunden dieses K\xF6niges, die ich gesehen habe. Das Dorf
Michaelsberg nicht weit von
Hermanstadt bewahret eine
Andreanische Urkunde vom Jahre 1223. darinnen die Schenkung dieses Dorfs an die
Zisterzienserabtey Kerz best\xE4tiget wird, und das Regierungsjahr des K\xF6nigs hei\xDFet das zwanzigste.
Eine andere von 1228. und dem f\xFCnf und zwanzigsten Regierungsjahre, hat Herr Fridwaldski aus dem Geschlechtsarchive der Grafen B\xE1nfi 1770. durch den Druck bekannt gemacht. Sollten diese unlaugbaren Zeugen nicht Ansehen und Gewicht genug haben, ihnen zu glauben: da\xDF K\xF6nig Andreas weder 1201. noch 1205. sondern 1203. seine Regierung angetreten habe?
T\xF6ppelts Urkunde ist von keinem Kanzler, oder andern Zeugen unterschrieben; das ist wahr, aber auch Karl Roberts Transumt hat keine. Vielleicht hat auch das Original keine gehabt. Doch eine einzige Abschrift von allen, die ich bisher gesehen habe, macht mich etwas aufmerksam. Ich finde sie in einer Sammlung verschiedener Urkunden, die sich ein Unbekannter im sechszehnten Jahrhunderte zusammengetragen hat. -- Gleich zu Ende des Andreanischen Diploms schreibt er: 'sequentur nomina officiorum Magnatum Regni Hungariae. Hierauf folgen die drey Erzbisch\xF6fe 17. Bisch\xF6fe und vier andere Magnaten; doch Schade! Ohne Bestimmung ihrer Namen. - Vielleicht ist dieses blos ein Einfall des Sammlers gewesen, sich hier die vorz\xFCglichsten W\xFCrden des K\xF6nigreichs Ungern zu bezeichnen. Ich w\xFCrde es zuversichtlich glauben, wenn er nicht zu diesem allen schriebe: Authenticum est in Archivis Cibinii Transum-
(p207)
tum in arca. (unfehlbar Capituli) Vielleicht entdeckt noch ein gl\xFCcklicher Zufall dieses Geheimni\xDF, um welches sich diejenigen nicht bek\xFCmerten, die es wissen konnten; und wir so sehr, die wir es nicht wissen k\xF6nnen.
Doch, Sie verehrungsw\xFCrdiger Freund hiebey in etwas schadlos zu halten, will ich Ihnen die Unterschrift der Michaelsbergischen Urkunde mittheilen. - Datum per manus Cleti, Aulae Nostrae Cancellarii,
Agriensis Praepositi, Anno Dominicae Incarnationie millesimo, duecentesimo vigesimo tertio;
Strigoniensi Sede vacante, Reverendo
Ugrino,
Colocensi Archiepiscopo existente,
Desiderio Chonadien.
Roberto Vespimien.
Stephano Zagrabien.
Thoma Agrien.
Briccio Vacien.
Bartholomeo Quique Ecclesien.
Raynaldo Ultra Silvano, & aliis Episcopis Ecclesias Dei gubernatibus. Jula
Palatino, & Comite
Budrugiense,
Salamone Bano,
Nicolao Curiali Comite Reginae, & Comite
Suppruniensi,
Botez aulae Nostrae Curiali Comite & et Comite
Bekesiensi,
Buzad Posoniensi,
Martino,
Musaniensi,
Laurentio Yvarien. & aliis Comitibus Comitatus tenentibus, regni autem Nostri Anno vigesimo.
Das sehr grosse K\xF6nigliche Siegel in Wachs, itzt ohne Kapsel, und in der Mitte zerbrochen, zeiget den sitzenden K\xF6nig mit einem Lilienzepter in der rechten Hand, zu dessen rechten Seite die Sonne, zur linken der halbe Mond stehet, (vielleicht mit einem Sterne stehet.) In der obersten Reihe der doppelten Umschrift liest man: † ANDREAS DI. GRA. UNG.arie DALMACIE. CROACIE. RAME. SERVIE. GALLICIE. REX. In der untern aber : SIGILL. SECUNDI ANDREE. REGIS. TERCII. BELLE REGIS. FILII. —
(p208)
Achtzehnter Brief. Etwas von der neuen Ausgabe der K\xF6lescherischen Auraria Romano-Dacica.
In
meinen numismatischen Zus\xE4tzen zu
K\xF6lescherens Auraria, wird Ihnen manches auffallen, das Ihnen, mein Freund! seltsam genug vorkommen wild! Mir selbst, ich versichere Sie. Kinder und Schriften, die nicht unter der Aufsicht ihrer Eltern gebildet werden, gerahten doch selten wohl! Es ist immer ein Ungl\xFCck, wann ein Verfasser nicht selbst die letzte Feile bey seinen Werken anwenden, und die Aufsicht \xFCber den Abdruck haben kann. — Meine Handschrift war schon \xFCber ein Jahr nicht mehr in meinen H\xE4nden, und ich hatte fast g\xE4nzlich vergessen, was ich darinn angemerkt, als ich das Gl\xFCck hatte dazu betr\xE4chtliche Zus\xE4tze \xFCberschicken zu k\xF6nnen. Nohtwendig mu\xDFte ich hiebey sowohl die Besorgung des Drucks andern \xFCberlassen; als auch die neuen Beytr\xE4ge in ihre Ordnung einzur\xFCcken, und auszustreichen, was durch selbige unrichtig ward. - Betrachten Sie, mein Freund! das Meinige bey dieser Ausgabe, aus diesem Gesichtspunkte; werden Ihnen die darinn vorkommenden Widerspr\xFCche, Unordnungen, fehlerhafte Umschriften etc. noch r\xE4tzelhaft bleiben? S. 149. sehe ich die seltne Goldm\xFCnze des
Woiwoden Chtistoph B\xE1thori, von 1583. mit der Aufschrift: VIRTVS VNITA VALET. als eine vom
K\xF6nige Stephan B\xE1thori, zum Ged\xE4chtnisse dieses seines geliebten Bruders erneuerte M\xFCnze an. S. 51. aber da ich eine
Sigismundische mit gleicher Kehrseite anf\xFChre, meyne ich, da\xDF jene durch eine Vermischung verschiedener St\xE4mpel, aus dieser entstanden seyn m\xF6chte. -- Wie dieses, werden Sie fragen? --- Als ich das erstere schrieb, war mir die letztere M\xFCnze unbekannt; und bey der letztern Anmerkung meine erste. So ist auch das R\xE4htsel S. 182. aufzul\xF6sen. Ich behaupte, keine Rakotzischen Du-
(p209)
katen mit dem Siebenb\xFCrgischen und seinem Geschlechtswappen, wie
K\xF6lescheri berichtete, gesehen zu haben; und dennoch f\xFChre ich selbst zwo solche M\xFCnzen an. — Diese waren aber nachgeschickte Beytr\xE4ge, und mein vorhergehendes Gest\xE4ndni\xDF, hatte ich ganz vergessen. Wie vieles h\xE4tte ich auch wegen fehlerhaft abgedruckten Umschriften anzumerken! Nur einige Proben von
Sigismund B\xE1thorischen M\xFCnzen. — Nr. 9. mu\xDF es hei\xDFen: SIGISMVND. N. 10. MONE. TRA. IL. SIGI. B. D. S. so auch N. 11. aber mit verkehrten S.S. N. 12. MONE. T. RA. IL. SIGI. B. D. S. — Doch, vielleicht bin ich einmal so gl\xFCcklich, alle diese eingeschlichenen Fehler zu berichtigen.
Itzt aber erlauben Sie, mein Freund! da\xDF ich Ihnen meine Gedanken, von der obengedachten
Christoph B\xE1thorischen M\xFCnze von 1583. mittheilen darf. Ich erwarte dar\xFCber Ihr Urtheil. So viel ist gewi\xDF, da\xDF die Nebenseite der Christophorischen und Sigismundischen das Gepr\xE4ge eines St\xE4mpels ist. Aus dem K\xF6lescheri erhellet dieses zwar nicht, allein nur die Druckfehler sind Schuld daran.
ANNO D. MILLESI. QVINGEN. OCT. TERTIO
Dieses ist die wahre Umschrift beyder Goldst\xFCcke. Sollte also nicht eine von beyden ihr Daseyn der Verwechselung verschiedener St\xE4mpelseiten zu danken haben? Allein welche, die Christophorische, oder Sigismundische? Dieses ist der Gordische Knoten! Doch ist mir das letztere wahrscheinlicher, und dieses aus dem Grunde, weil wir die Christoph B\xE1thorischen als zehn und f\xFCnffache Dukaten haben, auch diese lange nicht von solcher Seltenheit sind, als die Sigismundischen, eine Anekdote meiner Kentni\xDF nach. Sind aber M\xFCnzen, die durch ungef\xE4hre Verbindung nicht zusammengeh\xF6render St\xE4mpel entstehen, nicht allemal seltener, als die ordentlichen? Bedenke ich noch den alten Gebrauch, bey Leichenfeyerlichkeiten der Gros-
(p210)
sen, Ged\xE4chtni\xDFm\xFCnzen auszutheilen; und da\xDF das feyerliche Leichenbeg\xE4ngni\xDF des Christophorus 1583. zu
Wei\xDFenburg gehalten wurde: wird es nicht desto mehr wahrschenlich, da\xDF gedachte M\xFCnze von 1583. zu dessen Ged\xE4chtni\xDF bey dieser Gelegenheit ausgepr\xE4gt, und den gegenw\xE4rtigen Magnaten und Edelleuten ausgetheilet worden?
K\xF6nig Stephan von Pohlen, verewigte das Andenken
seines geliebten Bruders zugleich durch ein pr\xE4chtiges Denkmaal in der Kirche. Die Aufschrift, ein treues Bild von dem verehrungsw\xFCrdigen Charakter dieses f\xFCrtreflichen Regenten, verdiente wohl bekannter zu sehn, als sie bis itzt noch ist.
Wolfgang Bethlens Geschichte ist in zu wenigen H\xE4nden, und ich f\xFCrchte, sie m\xF6chte es noch lange seyn! Urtheilen Sie selbst, ob ich in Absicht dieser Aufschrift irre:
D. O. M.
CHRISTOPHORUS BATHOREUS de SOMLY\xD3, Stephani Filius, alteri Stephani fratri, in Regem Poloniae creato, in Principatu Transylvanico sussedens, magna animi moderatione Provinciae praefuit, Pietati studuit, Pacem coluit, felices fratris sui contra Moschos conatus, opibus juvi, Amans Patriae bonarum Parens literarum, Mansuetus, Patiens, Justus atque Munifcus fuit. Cumque continua articularium morborum molestia premeretur, ob amissam etiam paucis ante mensibus charissimam, conjugem & tenellam natam, gravi animi angore occupatus postquam ex Comitiis Colosv\xE1riensibus, (ubi Sisgismundum, filium unicum, optimae spei puerum, nonum agentem aetatis annum mirifico omnium Ordinum consensu, Successorem nominavit,) Albam Juliam aeger rediisset, paucis post diebus, invalescenti cum lethali febre doloribus, animam Deo
(p211)
perpetuis, quamdiu hiscere potuit, precibus pie commendans, reddidit, vixit annos LI. Provinciae, praefuit annis V. mensibus II. diebebus XXIII. Obiit Albae Juliae, anno. M. D. LXXXI. 27. die Mensis Maji.
Hier f\xE4llt mir die Stammtafel bey, die uns
Schmeizel und
Felmer, von der
B\xE1thorischen Linie von Schomlyo, geben. Sie vermengen sie mit der Etschedischen. Nichts gewisser, wofern die B\xE1thorische Geschlechtstafel richtig ist, welche die
Poganische Familie im Jahre 1669. auf Befehl des
F\xFCrsten Apafi, aus dem
Kolosch - Monoschtorischen Archive erhielt. Vielleicht haben Sie diese noch nicht gesehen. Ich habe also das Vergn\xFCgen, sie Ihnen mitzutheilen; denn auch welches Geheimni\xDF w\xE4re mir zu gro\xDF, das ich nicht Ihrer \xE4dlen Freundschaft willig mittheilte?
[Abbildung des Stammbaumes s. Faksimile S. 211.]
Andreas von B\xE1thor
Briccius von B\xE1thor
I)
Johann von B\xE1thor. -- Gem.
Asta, Tochter des
Mauritius, und Enkel des
Woywoden Nikolaus
Ladislaus von B\xE1thor
Stanislaus von B\xE1thor
Stephanus
Johannes
Johannes
Georgius
Johann, ohne Erben
Stephanus
Johannes
Georg,
Michael,
Ladislaus. Sterben ohne m\xE4nnliche Erben.
II)
Leuk\xF6sch, von B\xE1thor.
(p212)
[Abbildung des Stammbaumes s. Faksimile S. 212.]
Nikolaus, B\xE1thori vom Somlyo.
Stephanus, Siebenb. Woiwode †1534. alt 57. J.
Gem.
Anna Telegdi.†1547. alt 55. Jahre
Sophia.
Gem.
Demetrius Czaki
b)
Andreas, Kommendant zu
Sathm\xE1r. †. 1563. den 7. Jan.
Gem.
Margaretha Mailath.
c)
Christophorus, Siebenb. Waiwode. †. 1581.
Gem.
Elisabeth Botschkai.*
d)
Stephan. K\xF6nig von Pohlen. †. 1586
1. Gem. Anna Telegdi.
2.
Anna. Pohlnische Prinzessin.
a)
Stephanus †. 1601.
b)
Balthasar. †. 1594.
c)
Andreas. Kardinal und F\xFCrst von Siebenb\xFCrgen. †. 1599.
d)
Eine Tochter.
1. Gem.
Kaspar Dr\xE1gfi.
2)
Georg B\xE1thori von Etsched.
Gabriel, F\xFCrst von Siebenb. †. 1613. als der Letzte des ganzen B\xE1thorischen Geschlechts.
Andreas.
Sophia.
Gem.
Georg R\xE1koczi.
Anna.
Gem.
Dyonis. B\xE1nfi.
* c.
Christophorus B\xE1thori von Schomlyo.
Griseldis.
Gem.
Joh. Saimosci, Kanzler von Pohlen.
Sigismund. F\xFCrst von Siebenb.
Gem.
Maria Christierna. Erzherzoginn von Osterreich.
(p213)
[Abbildung des Stammbaumes s. Faksimile S. 213.]
II.
Leuk\xF6sch
Nachkommen:
Petrus von B\xE1thor.
Johann von B\xE1thor.
Stephanus von B\xE1thor. †. in der Schlacht bey Varna. 1444.
Stephanus von Nyir. Woywode. †. 1483. unverm\xE4hlt.
Andreas von Etsched, welches Schlo\xDF er 1492. erbaute.
Nikolaus, Bischof zu
Waitzen.
Andreas.
Stephan, Palatin von Ungern.
Gem.
Sophia, Herzog
Konrads von Massowien Tochter.
Elisabeth.
Gem.
Johann Telegdi.
Stephan Telegdi
Anna, Gem.
Stephan B\xE1thori von Schomlyo.
a)
Nikolaus. K\xF6niglicher Hofrichter. †. 1585.
b)
Andreas. Siebb. Waiwode. †. 1566.
Gem.
Anna Turso.
c)
Georgius.
Gem.
eine Schwester des Kardinals
Andreas B\xE1thori.
Stephanus. †. 1605.
Dieser Stephan B\xE1thori von Etsched, starb ohne Erben, und hinterlie\xDF unter gewissen Bedingungen,
dem wilden Gabriel B\xE1thori, alle seine Sch\xE4tze und Reichth\xFCmer. Wem aber h\xE4tte er sie unw\xFCrdiger hinterlassen k\xF6nnen? Das verdienstvolle B\xE1thorische Geschlecht ist in
(p214)
der Geschichte ber\xFChmt genug; allein da so viele einerley Namen f\xFChren, so h\xE4tte die Kritik in der That, volle Arbeit, wann sie uns eine zuverl\xE4\xDFige Geschichte davon schenken wollte. Meine Versuche haben mich hievon gar zu sehr \xFCberzeugt. Ich sage Ihnen also nichts mehr, als was ich allen, und zwar Lebenslang sagen werde, da\xDF ich sey: Ihr —
Neunzehenter Brief. Vom Urspr\xFCnge der Wiedert\xE4ufer in Ungern und Siebenb\xFCrgen.
Die Wiedert\xE4ufer in Ungern und Siebenb\xFCrgen existiren zwar ihrem Namen nach schon etliche Jahre her nicht mehr; doch schmeichle ich mir Ihnen, mein Freund! nicht zu mi\xDFfallen, wann ich ihr Ged\xE4chtni\xDF Ihnen erneure, und Sie mit ihrem ehemaligen Urspr\xFCnge in diesen L\xE4ndern unterhalte. Vielleicht erz\xE4hle ich Ihnen nicht lauter Allt\xE4gliches; und wie weit meinen Nachrichten zu trauen sey, m\xF6gen Sie selbst entscheiden. — Ein handschriftliches Tagebuch dieser Br\xFCder von 1524. bis 1625. da\xDF ich im Originale besitze, ist hierinnen meine Qwelle. 1) — Sie waren M\xE4hrische Kolonisten von der
Hutterischen Gemeine, die sich besonders in der
Pre\xDFburger und
Neitrer Gespanschaft ausbreiteten. Einf\xE4ltige, treue und sehr arbeitsame Leute! nicht vom Bekehrungsgeiste getrieben; sondern durch \xE4u\xDFerste Drangsale gen\xF6htiget, daselbst Schutz und Ruhe zu suchen.
1) Es f\xFChret die Aufschrift: Beschreubung was s\xFCch verlofenn hat mit und bey der Gmain des Herren, seut Got dieselbig in diesem lezten Alter der Welt wieder aufger\xFCcht und angeordnet hat, ja aus allen V\xF6lkhern und Nationen versammlet nun sey Lob. Vom 1524. Jahr her verzeichnet auf k\xFCrzest. Bey dem Jahre 1592. hei\xDFet Ambrosius Reesch, der damals gestorben: Anfanger dieses B\xFCchleins.
(p215)
Etwas von ihrem Urspr\xFCnge in M\xE4hren, zur Berichtigung verschiedener andrer Nachrichten. — Nicht
Jakob Hutter und
Gabriel Sch\xE4rding waren daselbst die ersten Apostel der
M\xFCnzerschen Lehrs\xE4tze; sondern der ber\xFCchtigte
Balthasar H\xFCbmayr,
Johann Hut und
Oswald Glait. Diese lehrten 1526. zu
Niklasburg, und machten unter der Einfalt nicht wenige
Proselyten. Sogar
Leonhart von Lichtenstein, Herr auf Niklasburg, lie\xDF sich taufen. Eine wichtige Eroberung! Doch sah sich derselbe, auf Allerh\xF6chsten Befehl, 1528. gen\xF6htigt, H\xFCbmayrn nach Wien auszuliefern, wo dieser bald seinen Prophetenlohn auf dem Scheiterhaufen fand, so, wie sein Weib acht Tage darauf in der Donau. Das folgende 1529ste Jahr, wurde auch Johann Hut zu Augsburg erb\xE4rmlich genug hingerichtet. Ganz unrichtig halten ihn einige f\xFCr den Stifter der
Hutterischen Gemeine; da diese doch erst 1533. entstanden ist.
Im letzt gemeldeten Jahre bewegten die Zwistigkeiten der Br\xFCder zu
Auspitz, Jakob Huttern, aus Tyrol den 12ten Aug. wieder dahin zu kommen. Allein vergebens waren alle seine Bem\xFChungen f\xFCr den Geist der Einigkeit. Er sah sich gen\xF6htigt, den
Gabriel Rositz, 2) mit seinem Anhange, von dem Schoo\xDFe der Gemeine auszuschlie\xDFen, und dieser eine bessere Einrichtung ihrer Gemeinschaft zu geben; wovon sie dann den Namen der Hutterischen erhalten. Hutter wurde 1535. ein Opfer des Religionseifers auf eine sehr kl\xE4gliche Weise zu Insbruck; seine Gemeine aber die zahlreichste in M\xE4hren. Denn au\xDFer diesen Br\xFCdern gab es noch verschiedene kleine Gemeinschaften, als
Schweitzer,
Austerlitzer 3),
Ga-
2) Unter dem Namen Sch\xE4rding, den er von seinem Geburtsorte erhalten, ist er den Geschichtschreibern bekannter. Seine Anh\xE4nger wurden Gabrieler genannt.
3) Die Austerlitzer sind diejenigen, welche 1529 ih-
(p216)
brieler. — Ihre \xE4u\xDFere Ruhe aber war von keiner langen Dauer. Im Jahre 1535. sahen sie sich auf Allerh\xF6chsten Befehl
K. Ferdinands, aus ihren Wohnungen vertrieben, und sollten das ganze Land r\xE4umen. Allein sie weigerten sich das Letztere zu thun, und lagerten sich lieber auf den Heiden unter freyem Himmel. Doch 1536. befanden es
Ulrich Stadler und
Leonhart Lochmayr mit verschiedenen Br\xFCdern f\xFCr gut, zu den Slawacken auszuweichen, unter denen sie auch einige Eroberungen machten.
Im Jahre 1547. sah Ungern zuerst Fl\xFCchtlinge dieser Br\xFCder, die dort Sicherheit suchten, und sich in der Neitrer und Pre\xDFburger Gespanschaft niederlie\xDFen. 4) Dort nahm sie
Franz Ny\xE1ri, zu
Sobotischt auf; hier fanden sie zu
Deutsch- (Ober) Nu\xDFdorf Aufenthalt. Ihre Arbeitsamkeit und die G\xFCte ihrer Arbeiten machte sie in der That zu n\xFCtzlichen Mitgliedern der Gesellschaft; daher fanden sie auch in M\xE4hren, bey allen Unterdr\xFCckungen doch immer noch sch\xFCtzende Freunde. 1548. folgten mehrere Br\xFCder, auf Allerh\xF6chsten Befehl vertrieben.
Peter Balint verg\xF6nnte ihnen zu
Holitsch und
Schosberg, Franz Ny\xE1ri zu
Br\xE4nisch 5) Aufenthalt. Hier kauften sie H\xE4user, bauten neue auf, und reuteten Fel-
rem Lehrer, Jakob Wiedmann, oder wie er gemeiniglich genannt wird, Jakob, dem Ein\xE4ugigen, treu blieben; als sich Wilhelm R\xE4bl mit seinen Gleichgesinnten von ihrer Gemeinschaft trennte; die sich darauf zu Auspitz anbauten. Beyde Partheyen beriefen sich auf die Entscheidung Jakob Hutters, der auch aus Tyrol kam, sich aber f\xFCr die Auspitzer erkl\xE4rte.
4) Sie kamen auch in den Trentschiner Komitat, wo sie sowohl in der Stadt Trentschin selbst, als zu Banowce wohnten.
5) Bransch, oder Brantsch (Branč) ein \xF6des Gr\xE4fl. Ny\xE1risches Schlo\xDF, eine halbe Stunde von Sobotischt, von dem die ganze dortige Herrschaft Branecke Paulini genannt wird.
(p217)
der aus. — Allein, wie kurz war ihr Ruhestand! Schon im Herbste ergossen sich ganze Fluhten von Verfolgungen des Adels \xFCber sie. Mit Gewalt ihrer G\xFCter beraubt, ohne Ansehen des Alters und der Schwachheit, aus ihren H\xE4usern gestossen, bey aufgerichteten Galgen vor ihren Wohnungen f\xFCr alle, die nicht so gleich Haus und Ort r\xE4umen w\xFCrden: sahen sie sich in der traurigen Nohtwendigkeit alles zu verlassen. Im Walde bey
Rohaz 6) sammelten sie sich wieder, schickten vier Br\xFCder aus:
Hans Platnern,
Thomas Schmid,
Otten und
L\xFCndel Stucken, um ihnen zu
Bala 7) Aufnahme zu suchen. Fruchtlos aber war dieser ihre Bem\xFChung, ob sie gleich bis in die Walachey reiseten. Indessen wollte die Obrigkeit jene nicht l\xE4nger im Walde, dulden. Die Verlassenen , doch auch Menschen! mu\xDFten sich also Rottenweise, zu 10. bis 12. Personen vertheilen. Jede dieser kleinen Gesellschaften erhielt von den Aeltesten einen Bruder zur Versorgung. — Ihre Aussichten in die Zukunft wurden durch die Ankunft der ausgeschickten Br\xFCder noch hoffnungsloser. Doch, was versuchet nicht die \xE4u\xDFerste Noht? Sie suchten nun ihre Aufnahme in den Bergst\xE4dten. Ihre Abgeordneten aber:
Kaspar B\xF6hm,
Andreas Gauper,
Hanns M\xFCnich von Rothenburg, und
L\xFCndel Stuck, waren nicht gl\xFCcklicher als die erstern. Rottenweise hielten sie sich also in W\xE4ldern und L\xF6chern bis 1554. auf. K\xFCmmerlich genug! Doch ihre Diener des Wortes waren unerm\xFCdet sie zu besuchen, zu tr\xF6sten und zur Standhaftigkeit aufzumuntern. Die folgenden Schicksaale dieser Ungl\xFCcklichen sind mir unbekannt.
Kann ich auch Ihnen, mein Freund! nicht allemal das Jahr bestimmen, in welchem sich Wiedert\xE4ufer hier
6) Roho, oder Rohow, ein Dorf im Skalitzer Bezirke der Neitrer Gespanschaft.
7) Wahrscheinlich Bogna, (Bajna) im Neitrer Komitate.
(p218)
und dort angepflanzt: so will ich Ihnen wenigstens die Jahre anzeigen, da sich dieselben irgendswo befunden haben. 1551. hatten sie zu
Popiedin und
Freysch\xFCtz Haushaltungen. Am letztern Orte erhielten sie 1555. eine ansehnliche Vermehrung, indem sich siebenzig Personen auf einmal taufen lie\xDFen. Allein 1557. wurden sie von
Peter D\xE9ak, mit grossem Verluste ihrer G\xFCter, g\xE4nzlich vertrieben. Zu
G\xE4ta 8) befanden sich i. J. 1552. zu
Broczka 1554. Br\xFCder. Hier starb den 1. Dec. 1556.
Peter R\xFCdemann, von Hirschberg in Schlesien, einer ihrer ber\xFChmtesten Lehrer. Eine Erkl\xE4rung der H. Schrift, und viele andere geistliche Schriften und Lieder haben ihn zum Verfasser. Seine Glaubenslehre setzte ihn vielen Drangsalen aus. Zu
Gem\xFCnde im Lande ob der Ens, lag er drey Jahre und 4. Wochen gefangen, davon er den Namen
Peter von Gem\xFCnde erhalten. Gleiches Schicksaal hatte er zu N\xFCrnberg 4. Jahre, und 10. Wochen, wie auch bey anderthalb Jahre zu
Marburg und
Walkersdorf in Hessen.
1558. zogen die Br\xFCder von
Deutschnu\xDFdorf jenseits des Gebirges. 1581. wurde auch
Sobotischt von ihnen verlassen, wobey etliche auf das
Schlo\xDF Pr\xE4nisch gefangen gesetzt, und zum Theile \xFCbel behandelt wurden. Doch nach 10. Jahren 1591. erhielten sie abermals die Freyheit nach Sobotischt zur\xFCck zu kehren. — Der Wiedert\xE4ufer zu
Leward, oder Gro\xDFsch\xFCtzen im
Pre\xDFburger Komitate, gedenket mein Tagebuch erst 1593.
In den folgenden Kriegesunruhen litten auch diese Br\xFCdergemeinen sehr viel. 1597. so Wohl in M\xE4hren, als zu Sobotischt. Abermal 1602. wie auch zu
Gobschain, 9) und
Bela 10) oder
Gros-Bielitz. 1605. \xFCberfielen
8) Wahrscheinlich Gatta, oder Gatendorf, in der Wieselburger Gespanschaft.
9) Unfehlbar Kobtschan (Kobcan) im Neitrer Komitate.
10) Bela ist nicht weit von Boynitz entfernt, und hei\xDFt Walaska Bela.
(p219)
die
Botschkaischen V\xF6lker
Sobotischt,
Leward,
Broczka,
S. Georgen,
S. Johann,
Gopschain,
Neusorg und
Bela. Die Br\xFCder werden gepl\xFCndert, und vertrieben. Zu Leward richteten sie 1609. ihr Haushaben, wie es mein Verfasser nennet, wieder an, zu Sobotischt aber erst 1613. und dieses auf Verlangen des
Herrn von Pr\xE4nitsch, der ihnen bey dem n\xE4chtlichen Uiber-falle 1605. viele Liebe erwiesen hatte. Das 1620ste Jahr war den Br\xFCdern zu Leward abermals sehr traurig. Pohlnische Hilfsv\xF6lker in \xD6sterreich streiften in Ungern, \xFCberfielen den 17ten
Heumond Leward, pl\xFCnderten die Br\xFCder, und folterten sie des Geldes wegen so schrecklich, da\xDF viele unter der Marter starben. Keines Alters, keines Geschlechts wurde verschonet. — In M\xE4hren hatten sie kein g\xFCnstigeres Schicksaal, ob sich gleich das Land K. Ferdinanden wieder unterworfen; daher viele so gar im
Christmonde nach Sobotischt fl\xFCchteten. Von hier begaben sie sich \xFCber das Gebirge, auf die
Echtlitzer 11) und
Tschachtitzer Herrschaften.
Auch daselbst blieben sie nicht lange. Das folgende 1621ste Jahr verpflanzte sie F\xFCrst
Gabriel Bethlen, unter der unsch\xE4tzbaren Zusage der Gewissensfreyheit nach Siebenb\xFCrgen. Den 1sten Apr. traten sie ihre Reise an, hundert achtzig Personen beyderley Geschlechts, bey denen
Franz Walter, der aber den 6ten Okt. starb, Diener des Wortes, und
Konrad H\xFCrtz Haushalter war. Sie erhielten ihren Sitz zu
Alwinz in der
Wei\xDFenburger Gespanschaft, und zeichneten sich besonders durch ihre vorz\xFCglichen Thonarbeiten aus. —— Sie sehen also, mein Freund! das
Frankenstein 12) und andere irren, die unsere Wiedert\xE4ufer grade aus M\xE4hren herholen. Ihr itziges Schicksaal ist das Schicksaal ihrer Br\xFCder in Un-
11) Vielleicht Chtelnitzer.
12) Im Brevic. Originum Nationum in Transilv. S. 26. der Klausenburger Ausgabe.
(p220)
gern. Sie haben sich zur R\xF6mischen Kirche bekannt, waren aber sehr wenige noch, indem sie sich seit den T\xFCrkischen Verw\xFCstungen unter
Georg R\xE1kotzi den Zweyten, nie wieder erhohlen konnten.
1622. kamen wieder grosse Mengen dieser Br\xFCder nach Ungern. Der
Kardinal von Dietrichstein wirkte einen Kaiserlichen Befehl vom 28sten Sept. aus: Bey Leib und Lebensstrafe sollten alle Wiedert\xE4ufer M\xE4hren innerhalb vier Wochen r\xE4umen. Also gedrungen ihre Haushaltungen, deren vier und zwanzig waren, nebst allen ihren G\xFCtern zu verlassen, zogen sie in \xE4u\xDFerster D\xFCrftigkeit nach Ungern, woselbst ihre Mitbr\xFCder itzt drey Haushaltungen hatten, zu
Sobotischt,
Broczka und
Leward. Der letztere Ort war zwar wegen der Kriegsunruhen schon seit anderthalb Jahren verlassen; allein diese Vertriebenen waren froh, nur irgendswo Aufenthalt zu finden, und die hier keinen finden konnten, vertheilten sich im ganzen Lande. Viele Edelleute nahmen sie auch wegen ihrer Handarbeiten, ganz willig auf ihre G\xFCter. Ihr Elend wurde durch die damalige, Theurung nicht wenig vergr\xF6\xDFert. Ein Laib Brod kostete 1. Thaler, oder 75. Kreutzer, ein Pfund Fleisch 21. Kreutzer, ein Zentner Wolle 150. Thaler. —
Nichtweniger traurig und schrecklich war ihnen das folgende
1633ste Jahr. Im damaligen
Bethlenischen Kriege, kamen viele durch Feuer und Schwerdt um, viele wurden von T\xFCrken und Tatarn als Sklaven weggef\xFChrt, ihre Haushaltungen zu
Leward,
Sobotischt,
Broczka,
Bela,
S. Johann, und andern Orten, in denen sie verschiedene Landh\xE4user gepachtet hatten, gepl\xFCndert und zerst\xF6ret. — Diese blutigen Auftritte, die ihnen wenige Wohnungen und Lebensmittel \xFCbriggelassen, begleitete so ein au\xDFerordentlich strenger und lange daurender Winter, da\xDF die Winterfr\xFCchte fast \xFCberall g\xE4nzlich verdorben waren. Doch die reichliche Aerndte der Sommerfr\xFCchte ersetzte den \xE4u\xDFersten Mangel der armen und verlassenen Br\xFCder.
(p221)
Sie mahlten Haber, Erbsen, Linsen u. d. g. durcheinander, und backten sich Brod daraus. — Doch genug aus meinem Tagebuche! Ich versichere Sie, mein Freund! da\xDF sich die traurigen Schicksale dieser in Einfalt irrenden Leute, darum nicht ohne Wehmuht, und ihre Gelassenheit dabey, nicht ohne Bewunderung lesen lassen. —
Joh. Seivert.