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ZUM GESAMTINHALT

Ungrisches Magazin, Band 1, Heft 3, Text 30 (S. 353-374)
Hrsg. von Karl Gottlieb Windisch
Pre\xDFburg, L\xF6we, 1781
Autor: Johann Seivert
Zuordnung: Geschichte, Numismatik, Heraldik

Siebenb\xFCrgische Briefe (1-5) 1

Siebenb\xFCrgische Briefe (6-9) 2

Siebenb\xFCrgische Briefe (10-14) 3

Siebenb\xFCrgische Briefe (15-16) 4

Siebenb\xFCrgische Briefe (17-19) 5



(p353)

30. Siebenb\xFCrgische Briefe.

Zehnter Brief. Von einigen seltenen r\xF6mischen M\xFCnzen.


Sind r\xF6mische Kaiserm\xFCnzen, die wir in der argelatischen Ausgabe des Mediobarbus, im Vaillant, und bey dessen Fortsetzern vergebens suchen, von h\xF6herem Wehrte: so kann es Ihnen, einem denkenden Liebhaber der Alterth\xFCmer, wohl nicht unangenehm seyn, wenn ich Ihr nummismatisches Vergn\xFCgen, mit einigen M\xFCnzen, die Sie dort nicht finden, unterhalte! M\xFCnzenliebhaber h\xF6ren ja von diesen reitzenden Alterth\xFCmern eben so gern reden, als unsere Stutzer von ihren Sch\xF6nen; und welches Vergn\xFCgen f\xFCr beyde, wenn sie Seltenheiten entdecken! — Ein gewisser Graf bekam in Sch\xE4\xDFburg, eine silberne M\xFCnze der Julianischen Gemahlinn, Manlia Scantilla. Himmel, welche Freude, welche Entz\xFCckung! Unm\xF6glich konnte sich dieses herrschs\xFCchtige Frauenzimmer \xFCber den Besitz des r\xF6mischen Reichs mehr gefreut haben, als der Graf \xFCber die Eroberung ihrer M\xFCnze. Oefter k\xFC\xDFte er gewi\xDF ihr Bildni\xDF, als ich glauben kann, da\xDF die h\xE4\xDFliche Scantilla in ihrem Leben gek\xFC\xDFet worden! — Und, ich versichere. Sie mein Be\xDFter, da\xDF auch ich neulich eine gewisse M\xFCnze nicht ohne lebhaftes Vergn\xFCgen habe sehen k\xF6nnen. Denken Sie, eine M\xFCnze der grossen Livia von Gold, und so gro\xDF, als die ehernen von der ersten Gr\xF6\xDFe sind! Bild und Unterschrift waren diese:

Av. Pietas. Das Kopfst\xFCck der Livia von der rechten Gesichtseite, mit einem Schleyer bedeckt.

(p354)

Rev. Vesta. Ein sitzendes Frauenzimmer mit einem Schleyer bedeckt; in der rechten Hand h\xE4lt es das Palladium, und im linken Arme, der sich auf den Sessel st\xFCtzet, den gew\xF6hnlichen G\xF6tterspie\xDF. Von beyden Seiten S.C. Senatus Consulto.

Die gr\xF6\xDFten Nummismatiker erkl\xE4ren den Kopf eines Frauenzimmers auf verschiedenen Kaiserlichen M\xFCnzen mit der Aufschrift: IVSTITIA, SALVS, PIETAS, oder PIETAS AVGVSTA, f\xFCr das Bildni\xDF der Kaiserinn Livia. Voll Vertrauen auf ihr Urtheil glaube ich dann, da\xDF dieselbe auch hier unter dem Namen der verg\xF6tterten Fr\xF6mmigkeit abgebildet werde, da August selbst f\xFCr seine geliebte Gemahlinn von dem R\xF6mischen Rahte verlangte, ihr so wie ihm gleiche Ehrenbezeugungen zu verordnen. Da er ihr eine heilige und unverletzliche Bilds\xE4ule aufrichten lie\xDF; und da sie so grossen Einflu\xDF in die Regierung ihres Gemahls hatte: welche Ehre w\xE4re wohl zu erhaben gewesen, die ihr nicht von der Schmeicheley des Rahtes und des Volks \xFCberflie\xDFend erwiesen worden w\xE4re! — Auf einer kolonischen M\xFCnze des Kaiser Tiberius, wird Livia in der Gestalt der sitzenden Ceres, mit bedecktem Haupte, und zwo Korn\xE4hren in der Hand, abgebildet. Sollte denn nicht auch die R\xFCckseite unserer M\xFCnze, sie unter dem Bilde der sitzenden Vesta vorstellen? Ich glaube es wenigstens.

Vielleicht aber sind Sie mein Freund gl\xFCcklicher. Ich, der den Schauplatz der gelehrten Welt nur in dunkeler Ferne sehen kann, ja, sehen mu\xDF, habe in mir bekannten nummismatischen Schriften, goldene M\xFCnzen dieser ber\xFChmten Kaiserinn immer vergebens gesucht. — Welche Sch\xE4tzbarkeit kr\xF6net dann diese livische M\xFCnze, die nicht nur von Gold, sondern auch von so au\xDFerordentlicher Gr\xF6\xDFe ist! Welche Zierde eines Kabinets mu\xDF sie seyn? — Lang war sie der ganze Schatz einer armen Wittwe, itzt aber befindet sie sich in der reichen M\xFCnzsammlung Seiner Excellenz des Freyherrn von Bruckenthal,

(p355)

Gouverneurs des Gro\xDFf\xFCrstenthums Siebenb\xFCrgen; und ist vielleicht eben diejenige, welcher K\xF6lescheri in seiner Auraria Rom. Dacica gedenket. Sie ist fast eilf Dukaten schwer, der Rand aber zeiget deutliche Merkmaale, ihrer ehemaligen gr\xF6\xDFeren Schwere.—

Nummismatischen Liebhabern, macht alles eine M\xFCnze vorz\xFCglich sch\xE4tzbar, das auf bisher bekannten M\xFCnzen fehlet, oder anders vork\xF6mmt. Sollte also nicht auch folgende eine Stelle unter denselben verdienen?

Av. IMP.erator CAESAR VESP.asianus AVG.ustus. Vespasians belorbeertes Kopfst\xFCck von der rechten Gesichtsseite.

Rev. PONTIF.ex TR.ibunitia POT.estate. Ein aufrecht stehender befl\xFCgelter Schlangenstab. Vespasians M\xFCnzen sind \xFCberhaupt gemein; die seltenen davon zeigen uns Vaillant, und seine gelehrten Fortsetzer Baldini und Khell an; diesen Denar aber, werden Sie nirgends finden. - Die R\xFCckseite stimmet gar nicht zu ihrer Hauptseite, denn Vespasian ist niemals Pontifex gewesen. Eine W\xFCrde, die Kaiserliche Prinzen , und C\xE4sars bekleideten, die Kaiser aber wie bekannt, f\xFChrten allzeit das h\xF6chste Pontifikat. Bey dieser M\xFCnze ist eine Vermischung nicht zusammgeh\xF6render St\xE4mpel geschehen. Nichts ungew\xF6hnliches bey r\xF6mischen M\xFCnzen! Da\xDF die R\xFCckseite von einer Titischen M\xFCnze sey, weiset eine beym Mezzobarba, die einen vollkommen gleichf\xF6rmigen Revers hat, und auf der andern Seite das Bild des liebensw\xFCrdigen Titus, mit der Umschrift zeiget: T. CAESAR VESP. AVG. Auf der Nebenseite der einen stehet ein befl\xFCgelter Schlangenstab mit der Umschrift: PONT. MAX. TR. P. COS. II. Welche Aehnlichkeit mit der Titischen M\xFCnze! — Wie leicht haben also die M\xFCnzer in der Eile, oder Unachtsamkeit, diese verschiedenen St\xE4mpelseiten miteinander verwechseln k\xF6nnen!

Av. IVLIA DOMNA AVG.usta. Das Kopfst\xFCck dieser Kaiserinn von der rechten Gesichtsseite.

(p356)

Rev. VENER - VICTOR. Veneri Victori. Venus stehet halb entbl\xF6\xDFt, und r\xFCckwerts; st\xFCtzet den linken Ellnbogen auf eine S\xE4ule, und h\xE4lt in der rechten Hand einen Helm, in der linken aber einen Palmzweig.

Sind die M\xFCnzen dieser stolzen Gemahlinn des Kaisers Severus mit Domna \xFCberhaupt rar, so mu\xDF dieser sehr gut erhaltene Denar, wegen seiner besondern Umschrift der R\xFCckseite, gewi\xDF em doppeltes Recht auf den Rang unter den seltenen behaupten. Venus Victrix, Veneri Victrici, sind bekannte Aufschriften auf Julischen M\xFCnzen; aber mit Veneri Victori habe ich noch nirgends eine gefunden. In Schulzens M\xFCnzkabinete I. Th. S. 191. befindet sich eine \xE4hnliche, au\xDFer, da\xDF auch die Umschrift: Veneri Victr. hei\xDFet, und Venus einen Apfel in der rechten Hand h\xE4lt. Das letztere aber mag wohl ein Fehler des Herausgebers Agnethler seyn. Uibrigens best\xE4tiget es diese M\xFCnze, da\xDF Venus nicht allein als eine weibliche Gottheit, sondern auch als eine m\xE4nnliche, wie der Mond, und das Gl\xFCck verehret worden.*

Av. M.arcus ANTONINVS CAES.ar. Das blosse Kopfst\xFCck des wilden C\xE4sars Antoninus Karakalla von der rechten Gesichtsseite, mit dem Paludament um die Schultern.

Rev. FELICITATEM PVBLICAM. Die stehende Gl\xFCckseligkeit h\xE4lt in der rechten Hand einen Schlangenstab , und in der linken einen G\xF6tterspie\xDF.

Der Klagefall, Casus accusativus, ist, wie Sie wissen, eine sehr seltene Erscheinung auf r\xF6mischen M\xFCnzen; denn wie wenig Beyspiele finden wir davon! Dieses

* Struvii Bibl. Nummismat. S. 158. Et quod adhuc magis notandum, Deum Lunam vocabant, pollentemque Deum Venerem, eandemque, ut et Fortuna, masculam, et barbatam dicebant. Beym Rink, S. 170 ist diese Stelle nicht wenig verdorben.

(p357)

also, und da\xDF keine \xE4hnliche M\xFCnze in allgemeinen Sammlungen bekannt geworden, giebt unserm Denar einen vorz\xFCglichen Wehrt.

Folgende silberne M\xFCnze des K. Heraklius ist ein grosser Beweis, da\xDF viele Nummismatiker die Sammlung r\xF6mischer Kaiserm\xFCnzen mit dessen Regierung nicht ohne Ursache beschlie\xDFen. Alles, Form, Bildnisse, und Buchstaben, zeigt den \xE4u\xDFersten Verfall der K\xFCnste. Ich w\xFCrde Ihrer nicht einmal gedenken, wenn sie nicht Bandur unter die seltensten M\xFCnzen rechnete, und nur eine aus dem K\xF6niglich Franz\xF6sischen M\xFCnzschatze bekannt machte, deren St\xE4mpel doch unsere nicht gepr\xE4gt hat.

Av. DD. NN. (Domini nostri) HERACLIV.s. ET HERA.clius CONST.antinus. Zween sitzende Kaiser, deren Kopffschmuck ein Kreutz f\xFChret. Jeder h\xE4lt einen Reichsapfel in der rechten Hand; und oben zwischen beyden K\xF6pfen ist auch ein kleines Kreutz, wie auf der ehernen des D\xFCkange von der zwoten Gr\xF6\xDFen, zu sehen ist.

Rev. DEVS ADIVTA ROMANIS. Ein Kreutz auf seiner Kugel, die auf drey Stufen ruhet, und neben derselben der Buchstabe I. Sie unterscheidet sich also von der M\xFCnze, die uns Bandur beschrieben hat, und zwar durch das kleine Kreutz auf dem Averse, und durch den Buchstaben I auf der Nebenseite. Uibrigens ist sie f\xFCr die damaligen Zeiten von solcher Dicke und Gr\xF6\xDFe, da\xDF sie Bandur wohl maximi moduli nennen kann. -

Und wie manche M\xFCnzen k\xF6nnte ich Ihnen mein Freund noch mittheilen, die Sie in gedachten grossen M\xFCnzsammlungen vergeblich suchen w\xFCrden. Ihre Einwilligung mag es entscheiden, ob ich es k\xFCnftighin thun soll. - Doch eine kleine eherne M\xFCnze der dritten Gr\xF6\xDFe kann ich Ihnen niht verschweigen, und dieses zwar aus Begierde, das Urtheil eines Kenners davon zu h\xF6ren. - Mir scheint sie ganz sonderbar zu seyn; aber Schade, da\xDF da der St\xE4mpel zu gro\xDF gewesen, die

(p358)

Umschrift, die doch alles entscheidet, gr\xF6\xDFtentheils unleserlich ist. So viel zeigt noch die M\xFCnze. K. A. - EOC. AVT. Ein b\xE4rtiges Kopfst\xFCck mit einer Zackenkrone. Auf der Nebenseite stehet der legionische Adler zwischen den Zeichen der r\xF6mischen Kohorten, welches nicht selten die Treue der Kriegsheere gegen ihre Beherrscher anzeigt. Aehnliche Bilder findet man auf kleinen ehernen M\xFCnzen der Kaiser Alexander Severus, und Gordians des Frommen mit der Beyschrift: NIKAIEΩN. — Die noch kennbaren Buchstaben unserer M\xFCnze sind: I. – VΔIΟ – Die Umschrift ihrer Hauptseite w\xFCnschte ich erg\xE4nzt zu sehen. Sollte sie vielleicht K. AXІΛΛΕΟCΑVΓ. zu lesen seyn ? - Achilleus, ein Tyrann in Egypten behauptete sich in seiner angema\xDFten Kaiserw\xFCrde nach dem Zeugnisse seiner M\xFCnzen bis in das sechste Jahr, da ihn K. Diokletian unterdr\xFCckte. Allem seine bisher bekannt gemachten M\xFCnzen sind sehr verd\xE4chtig, und bis itzt noch von treuen Nummismatikern nicht entdecket worden. Wie schreibe ich ihm denn also meine M\xFCnze zu? In der Wahrheit, weil ich mich auf keinen Kaiser oder Tyrannen besinne, dessen Name sich mit eus endiget. — Ist Ihnen dieser Grund zu seicht: so glauben Sie, da\xDF ich desto bessere Gr\xFCnde habe, mich zu nennen, Ihren etc.

Eilfter Brief. Von T\xF6ppeltins Leben, und Schriften.


T\xF6ppeltins oder eigentlich T\xF6ppelts Ged\xE4chtni\xDF ist zu unsern Zeiten - sowohl durch eine neue Ausgabe seiner Originum, als durch des Herrn Konsistorialrahts Schwarz Kritik erneuert worden. Dieses bewog mich, Ihnen einige Nachrichten von diesem ungl\xFCcklichen Gelehrten zu geben, die dem Zwittinger und Bod unbekannt geblieben sind. Zwar nur einige, — denn so traurig ist das Schicksal unserer S\xE4chsischen gelehrten

(p359)

Geschichte! Sie gleichet einem Kirchhofe, der zwar viele Gr\xE4ber, aber wenige Denkm\xE4ler der Geschichte seiner Todten enth\xE4lt. — An Schriften von S\xE4chsischen Gelehrten fehlt es eben nicht, allein, wie unbekannt, wie vergessen ist der meisten ihre Lebensgeschichte! Eben so bleibt mir auch ein Theil der Geschichte unsers T\xF6ppelts mit einem Vorhange bedeckt, den ich nicht aufziehen kann. — Er nennte sich Toppeltinus de Megyes. Ersterer ist sein Geschlechtsname Toppelt, mit einer lateinischen Endung; das letztere aber nicht sein adeliches Pr\xE4dikat, wie Leibnitz meynet, sondern der Name seiner Vaterstadt, die Medwisch hei\xDFt. Als ihm die dortige Schule zu enge ward, begab er sich auf das ber\xFChmte Gymnasium, welches der w\xFCrdige F\xFCrst Gabriel Bethlen, zu Wei\xDFenburg gestiftet hatte. Hier h\xF6rte er besonders den berufenen Isaak Basirius. Dieses berichtet uns Zwittinger; allein T\xF6ppelt kann sein Sch\xFCler wohl nicht gewesen seyn, denn diesen gelehrten, aber wunderlichen Mann, lie\xDF F\xFCrst R\xE1kotzi der Zweyte im Jahre 1564 von Konstantinopel kommen, und \xFCbergab ihm das folgende Jahr die Lehrstelle des verstorbenen Bisterfelds in der Gotteslehre, und Weltweisheit. Er wu\xDFte sich aber so wenig Freunde zu machen, da\xDF er nach dem Falle seines. F\xFCrsten, 1660 f\xFCr gut befand, Siebenb\xFCrgen zu verlassen. Alles dieses ist aus gleichzeitigen Nachrichten gewi\xDF; allein es ist auch eben so gewi\xDF, da\xDF sich T\xF6ppelt schon 1653 auf der hohen Schule zu Padua befand. * Wie lang er sich dort aufgehalten, ist mir unbekannt. Er kehrte aber nach Deutschland zur\xFCck, und vertheidigte 1661 zu Altdorf seine Streitschrift, von der Verschiedenheit und Uibereinstimmung des b\xFCrgerlichen Rechtes, mit dem Municipalrechte der Siebenb\xFCrgischen Sachsen. Im Jahre 1663 befand er sich zu Rom,

*  Im Hornunge schrieb er: Curam Bibliothecae Augustissimae nationis Germanicae Iuristarum, Patavi nuper concreditam, adhuc gero.

(p360)

unterhielt mit Konring, Volkhammer, und andern merkw\xFCrdigen Gelehrten einen Briefwechsel, und kehrte endlich 1665 seines Vaterlandes w\xFCrdig, in dasselbe zur\xFCck. * Hier suchte T\xF6ppelt sein Gl\xFCck zu Kronstadt, lie\xDF sich aber das folgende Jahr von dem Andreas Fleischer, F\xFCrstlichen geheimen Raht, Grafen der Nation, und K\xF6nigsrichter zu Hermannstadt bewegen, der Mentor seines Sohnes Tobias, auf seinen Reisen nach Deutschland, Italien, und Frankreich zu seyn. Den 13ten December 1666. kamen sie zu Altdorf bey N\xFCrnberg an, und von hier reisten sie nach Italien besuchten auch Rom, wo der junge Fleischer nicht unterlie\xDF, sich im Glanze eines reichen Siebenb\xFCrgers zu zeigen. Ob aber die merkw\xFCrdige Begebenheit, die ich Ihnen mein Freund ehmals erz\xE4hlte, itzt, oder bey T\xF6ppelts ehemaligem Aufenthalte zu Rom sich ereignete, kann ich nicht gewi\xDF entscheiden. Genug, sie war diese: Ein gewisser Pr\xE4lat zeigte dem T\xF6ppelt alle Kirchen und Kl\xF6ster zu Hermannstadt in den genauesten Abrissen, und fragte ihn um allerhand Merkmaale, auch ob sie noch vorhanden w\xE4ren? In dem itzigen Nonnenkloster, da\xDF der Hermannst\xE4dter Raht 1728 den dermaligen Religiosen \xFCbergab, befand sich ein steinerner Kopf mit einem Stocke im Munde. Auch um den ward T\xF6ppelt befragt. Nachgehende erz\xE4hlte er dieses dem damaligen Stuhlrichter Christian Reichart, der 1695 als B\xFCrgermeister und Gubernialraht starb. Reichart wu\xDFte die erhaltene Nachricht bey Gelegenheit so gut zu nutzen, da\xDF man seine hinterlassenen Reichth\xFCmer als Folgen davon betrachtete. —

* In seinem Werkchen:   Turcarum artes et arma, schreibt er auf der 5ten Seite: exacto enim instanti mense cessabit  dicendi libertas, quum ipsi etiam colla immiti submitte mus jugo, ubi ne hiscere quidem ausuri, veritatem, quam nunc plenis sabimur faucibus, domi duntaxat recitabimus.

(p361)

Um seine Nation den Franzosen und Spaniern bekannter zu machen, gab T\xF6ppelt seine Origines 1667 zu Lyon heraus, vertheidigte im September einige S\xE4tze vom Heurahten auf \xF6ffentlicher Katheder zu Orleans, und erhielt die W\xFCrde eines Doktors beyder Rechte. Bald darauf kehrte er mit seinem Fleischer nach Siebenb\xFCrgen zur\xFCck, wo ihn ganz unvermuhtete Schicksale erwarteten. - In der zuversichtlichen Hoffnung ein Eidam des B\xFCrgermeisters Andreas Melzer, oder Werder zu werden, sah er sich g\xE4nzlich betrogen ; und wegen der bittern Urtheile in seiner Zueignungsschrift an den F\xFCrsten Apafi, fand er nichts, als Feinde! —

Zw\xF6lfter Brief. Fortsetzung von T\xF6ppeltins Leben und Schriften.


Wie leicht be\xDFter Freund k\xF6nnen Verstand und Witz, von Klugheit ungeleitet, Qwellen unsers Verderbens werden! Selbst Fleischer ihm doch seines Sohnes wegen viele Verbindlichkeit schuldig war, konnte ihn nicht mehr leiden. Zu seiner Dem\xFChtigung veranstaltete er, da\xDF Mathias Miles, der Verfasser des Siebenb\xFCrgischen W\xFCrgengels, bald nach T\xF6ppelts Zur\xFCckkunft eine \xF6ffentliche Rede von dem Ursprunge der Siebenb\xFCrgischen Sachsen auf dem H\xF6rsaale des Hermannst\xE4dter Gymnasiums, in Gegenwart des ganzen Rahts hielt. Dabey geschahen h\xE4ufige Ausf\xE4lle auf den T\xF6ppelt , die ihn so sehr erbitterten, da\xDF er bey dem Beschlusse der Rede dem Miles zurief: mane Autagonista optime! Miles antwortete, da\xDF er zwar durch das Lesen schon ganz erm\xFCdet w\xE4re, er weigerte sich aber gleichwohl nicht, seine Einw\xFCrfe anzuh\xF6ren, und zu widerlegen. Hierauf wandte sich T\xF6ppelt zu dem B\xFCrgermeister Simonius, und fragte, ob er ein Wort reden d\xFCrfte? Simonius besprach sich mit Fleischern in geheim, und

(p362)

T\xF6ppelt erhielt Erlaubni\xDF zu reden. Er sagte also seinem Gegner, da\xDF dessen Rede zween Abschnitte enthielte; der erste handelte von dem Ursprunge der Sachsen in Siebenb\xFCrgen, und der w\xE4re gelehrt, und lobensw\xFCrdig; der andere aber enthielte nichts als Verl\xE4umdung und Beschimpfung seiner Person, und sey weder gelehrt noch w\xFCrdig von Gelehrten angeh\xF6rt zu werden. Doch k\xF6nnte er von ihm, den ehemals gr\xF6\xDFere Verbrechen gebrandmarket h\xE4tten, auch nichts Besseres erwarten. — Hier winkte der Rektor M. Jakob Schnitzler dem musikalischen Chore, und der L\xE4rm der Musik n\xF6htigte T\xF6ppelten zum Stillschweigen. Doch las er nachgehends eine Vertheidigungsschrift auf dem Rahthause ab, die Miles zwar wieder beantwortete, der Raht aber unterdr\xFCckte beyde Schriften, und das war wohl das Kl\xFCgste. Denn was n\xFCtzen der Welt gelehrte Streitigkeiten, wenn ihre Triebfedern nur Ha\xDF, und Stolz, und ihre Absichten, nur gegenseitige Beschimpfungen sind? T\xF6ppelt verbarg seinen Schmerz, aber in einem unverge\xDFlichen Herzen, und wartete nur auf Gelegenheit, sich an dem K\xF6nigsrichter r\xE4chen zu k\xF6nnen. Diese fand er auch bald, denn alle gleichzeitigen Schriftsteller beschuldigen den T\xF6ppelt, da\xDF er an der sch\xE4ndlichen Rolle, die einige zu Fleischers Verderben anfingen, sich aber mit ihrer eigenen Schande endigte, Theil genommen habe. Erlauben Sie mir hier mein Freund eine kleine Ausschweifung , dazu mich Wahrheit und Menschenliebe reitzen. Fleischers Leben zeigt unleugbare Beweise eines edlen Gem\xFChtes, und doch ist seine Ehre sowohl bey seinem Leben, als nach seinem Tode auf das Aergste gemi\xDFhandelt worden. F\xFCr die Freunde der Siebenb\xFCrgischen Geschichte lie\xDF er des Miles Siebenb\xFCrgischen W\xFCrgengel 1670 auf eigene Kosten drucken. Die grosse Orgel der Hermannst\xE4dtischen Hauptkirche, welche 6193 Gulden kostete, und 1672 aufgerichtet ward, hatte vorz\xFCglich seiner F\xFCrsorge ihr Daseyn zu danken, wie er denn

(p363)

auch tausend Gulden dazu beytrug. — Zweymal ward er bey dem F\xFCrsten Apafi so hart angeklagt, da\xDF sein Verderben unvermeidlich schien; aber beydesmal triumpfirte seine Unschuld, und lie\xDF ihm eine offene Bahn zur Rache. Was w\xFCrden hundert andere in \xE4hnlichem Verh\xE4ltnisse gethan haben? -— Der gro\xDFm\xFChlige Fleischer begn\xFCgte sich mit dem Siege seiner Unschuld, und der aufgedeckten Schande seiner Feinde! — Und auf diesen Mann, mein Freund! haben wir eine Grabschrift, die auf den gr\xF6\xDFten B\xF6sewicht nicht giftiger seyn kann. Wollten wir ihr glauben, so war Fleischer ein Ungeheuer des menschlichen Geschlechts, und ein Abscheu aller Laster. Nein, dieses werde ich nie von einem Manne glauben, den alle seine Feinde nicht st\xFCrzen konnten, den ein argw\xF6hnischer F\xFCrst selbst, zweymal f\xFCr unschuldig erkl\xE4ren, und seine Ankl\xE4ger verdammen mu\xDFte! — T\xF6ppelt vereinigte sich mit verschiedenen Personen, die 1668 ein viel drohendes Ungewitter \xFCber Fleischern erregten. Den 16ten Oktober ward er unter dem Vorwande dringender Staatsgesch\xE4fte an den F\xFCrstlichen Hof nach Wei\xDFenburg beruffen; und er gehorchte mit ruhigem Herzen. Allein, kaum sah er sich in gedachtem Wei\xDFenburg, so ward seine Kutsche von Soldaten umrungen, er mu\xDFte sich auf einen Bauernwagen setzen, und ward auf das Bergschlo\xDF Deva gefangen gef\xFChrt. Ehe noch diese Nachricht Hermannstadt erreichte, war Keyl, sein heimlicher Feind mit einigen Hofbedienten schon da, und versiegelten alle Zimmer des Fleischerischen Hauses. Doch, die vorgegebenen Beschuldigungen konnten nicht erwiesen werden, und daher erhielt Fleischer den 19ten November seine Freyheit wieder, und das ihm zubereitete Ungewitter ergo\xDF sich \xFCber seine Ankl\xE4ger. Keyl verlie\xDF heimlich Hof und Land, und von F\xFCrstlichen Empfehlungsschreiben unterst\xFCtzt, suchte er sein Gl\xFCck an dem Kurf\xFCrstlich S\xE4chsischem Hofe. T\xF6ppelt starb pl\xF6tzlich, nicht

(p364)

ohne Verdacht einer eigenh\xE4ndigen Vergiftung, den 13ten April 1670 zu Kronstadt, und hinterlie\xDF von seiner Gemahlinn, die er daselbst geheurahtet, nur eine Tochter, Namens Anna, die in ihrer zwoten Ehe mit Markus Draut, Pfarrern zu Marienburg, das Ugl\xFCck hatte, den 8ten Februar 1716 im Altflusse ihren Tod zu finden. - Und die\xDF war das tragische Ende eines Mannes, den seine Vollkommenheiten gl\xFCcklich gemacht haben w\xFCrden, wenn er seine Leidenschaften h\xE4tte m\xE4\xDFigen k\xF6nnen. – Von seinen Schriften sind mir folgende bekannt: 1. Differentiae atque Convenientiae Iuris Civilis et Iuris Municipalis Saxonum in Transylvania, Praeside Ernesto Cregel, qua Auctor Resp. d. 20. Mart. Altdorphi 1661, in 4to. 2. Origines, et occasus Transylvanorum, seu erutae Nationes Transylvaniae, earumque ultimi temporis revolutions, historica narratione breviter comprehensae: Auctore – Lugduni, sumtib. Hor. Boissat, et Georg. Remens, A. 1667, in 12. mit Kupfern, die in einigen Exemplaren auf weissem Atlas abgedruckt sind. Zu Wien ist 1762 eine neue Auflage dieses Werkchens in 8vo herausgekommen. 3. Theses inaugurales de Nuptiis, quas Deosavente in illustri ac celeberrima Academia Aurelianensi, pro summis in utroque Iure honoribus promerendis, publice ventilandas proponit Laur. Toppeltinus de Medyes, A. 1667 die – Sept. 4. Turcarum artes, et arma: quibus universam Transylvaniam et omnem pene Hungariam subegere. E. et E. I. G. W. P. et M. L. T. T. dd. In 4to, ohne Meldung des Jahrs und des Druckorts. In der Handschrift hat T\xF6ppelt hinterlassen: Revolutiones Transylvaniae ad Hadriani usque tempora. Apologia contra Musarum Dacicarum Herculem, (Mag. David. Hermannum) Die letztere habe

(p365)

ich nicht das Gl\xFCck gehabt, zu sehen, von der erstern aber werde ich n\xE4chstens das Vergn\xFCgen haben, Ihnen einige Anmerkungen mitzutheilen.

Dreyzehnter Brief. Von dem walachischen Wappen.


Das Wappen der Walachey geh\xF6ret mit zu den sehr gemeinen Dingen, von denen wir vielerley, aber wenig gewisse Nachrichten haben. Wie verschieden sind nicht die Meynungen unserer Heraldiker! Was soll ein Ausl\xE4nder w\xE4hlen, um nicht zu irren; und ein Schriftsteller, um denen, die es wissen, nicht l\xE4cherlich zu werden? Nach dem grossen Heraldiker Spener hat das walachische Wappen einen schwarzen L\xF6wen mit einem goldenen Sterne, und halben Monde, im silbernen Felde. Nach dem ungenannten Verfasser der ungrischen Cerographie, einem in heraldischen Irrth\xFCmern sehr gl\xFCcklichen Schriftsteller, ist dieses falsch, und drey Mohrenk\xF6pfe mit wei\xDFen Binden im silbernen Felde werden daf\xFCr angegeben. Wer blo\xDF die Sz\xE1\xDFkische Erdebeschreibung gelesen hat, wird sicher glauben, da\xDF ein schwarzer Adler im silbernen Felde, der mit dem rechten Fusse auf einer offene Krone stehet, und ein Kreutz im Schnabel f\xFChrt, das Wappen dieses F\xFCrstenthums sey. Und, wer wei\xDF, was noch andere Schriftsteller davon tr\xE4umen! — Der gelehrte Probst von Palm opfert denjenigen seinen Beyfall, die einen schwarzen Raben im wei\xDFen Felde, mit einem einfachen Kreutze im Schnabel f\xFCr das walachische Wappen erkl\xE4ren; und nach der Abbildung, die er uns davon giebt, stehet dieser Rabe mit flatternden Fl\xFCgeln auf einer offenen Krone, die auf einem H\xFCgel ruhet. Es wundert mich, da\xDF ich nicht auch Sonne und Mond dabey finde, die meiner Erfahrung nach best\xE4ndige Begleiter des walachischen Raben sind, der so sch\xF6n zu dem sittlichen Charakter dieses Volkes stimmt. Gewi\xDF, wenn er

(p366)

nicht schon das walachische Wappen w\xE4re so verdiente er doch vollkommen, solches zu seyn. - Fragten Sie aber, mein Freund, ob er es auch vor Jahrhunderten, und allzeit gewesen sey? o! so m\xFC\xDFte ich allen meinen Erfahrungen widersprechen, wann ich dieses behauptete! — Auch die Wappen der Reiche und L\xE4nder, haben die Eitelkeit und Unbest\xE4ndigkeit aller irdischen Dinge erfahren m\xFC\xDFen. Sind die alten nicht von den neuen verdrungen worden, so haben sie doch ihre Gestalt selten unver\xE4ndert behalten.— Ein L\xF6w, und vielleicht der, so itzt Rumanien zugeschrieben wird, ist wohl das \xE4ltere Wappen der Walachey. Hierinnen unterschreibe ich Speners Meynung, und die\xDF auf die B\xFCrgschaft eines walachischen F\xFCrsten. Und F\xFCrsten werden doch das Wappen ihres Landes kennen? Ein gewisser Oberpf\xE4lzer Hanns Heher zu Sewilla in Spanien wohnhaft, erhielt im Jahre 1569 von dem ungl\xFCcklichen Hospodar der Walachey Niklas Bessaraba einen Schenkungsbrief, der den 17ten November von dem K\xF6niglich Spanischen Rahte und Sekret\xE4r Paul Pfinzing von Henfenfeld zu Madrid mit unterschrieben ward. Nach demselben ertheilet ihm Bessaraba, der unfehlbar seine Schulden nicht leichter zahlen konnte, das walachische Markgrafthum Jalonitz, nebst einem pr\xE4chtigen Wappenschilde. Er nennet sich einen Sohn, und rechtm\xE4\xDFigen Erben des weyland durchlauchtigsten F\xFCrsten der Walachey, Barbelli Bessaraba; beklagt sich, da\xDF er durch Unfall der Zeit, Mi\xDFgunst, und unglaubliche Bosheit und Tyranney der Menschen, sich im Elende und seht \xFCbeln Umst\xE4nden bef\xE4nde, auch mit vielen und mancherley Tr\xFCbsalen beladen sey; bekennet, da\xDF er im wirklichen Besitze seines F\xFCrstentums kaum verm\xF6gend seyn w\xFCrde, die von Hehern empfangenen Wohlthaten w\xFCrdig zu vergelten, und ertheilt ihm also, und allen seinen Nachkommen, die erledigte Markgrafschaft Jalonitz, wie auch

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ein Wappenbild, aus unserm, schreibt er, uralten Wappen genommen. - Ich will mich seiner eigenen Worte bedienen: „N\xE4mlich einen gleichgetheilten Schild, dessen Vordertheil wieder in gleiche Theile getheilet seyn soll; in dessen Obertheile der Kopf eines schwarzen Raben, der im Schnabel ein goldenes Kreutz h\xE4lt, in einem wei\xDFen, oder silbernen Felde; im Untertheile in einem gelben oder goldenen Felde die Pfrunde eines L\xF6wen, so schwarz ist, welche von dem ganzen L\xF6wen, (der das Wappen unseres F\xFCrstenthums Transalpina ist,) genommen worden. In dem andern Theile soll das Wappen der Markgrafschaft Jalonitz seyn, welches wir ihm gleichfalls, wie unten zu vernehmen, verliehen haben. N\xE4mlich , ein der Qweere nach flie\xDFendes Wasser in seiner nat\xFCrlichen Farbe in einem himmelblauen Felde, aus welchem Wasser eine goldene, um die Spitzen mit goldenen Zetteln gezierte Koppie hervork\xF6mmt; \xFCber dem Schilde aber ein offener Helm, dessen Decken zur rechten Hand schwarz und Silber, zur linken mit Gold und Himmelblau gewirkt sind; auf dem Helm aber zwey Cypressenb\xE4ume, in ihrer nat\xFCrlichen Farbe. „ Wenn Sie mein Freund, diesem Berichte glauben, so darf ich Ihnen wohl nicht sagen, da\xDF der Rab mit dem Kreutze ehemals zwar zu dem F\xFCrstlichen Wappen geh\xF6rt habe, nicht aber das Wappen der Walachey gewesen sey. Doch mu\xDF ich Ihnen gestehen, da\xDF ich auf den mir bekannt gewordenen Siegeln, und Wappen walachischer F\xFCrsten, den schwarzen L\xF6wen nie entdecket habe.* Allein, sind die\xDF auch allzeit sichere Qwellen, das Wappen eines Landes zu bestimmen? Sehr selten, besonders bey Wahlreichen. Denn, wie oft bedienten

* Der L\xF6w auf der h\xF6chstseltenen Goldm\xFCnze des Moldauischen Despoten Johann Jakob Heraklides vom Jahre 1563, deren K\xF6hler T. 2. N. 2315 gedenket, m\xF6chte aber wohl der walachische seyn. Denn, er nannte sich einen nat\xFCrlichen Erben, und Herrn der Moldau, Palatin der Walachey, u.s.w.

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sich solche F\xFCrsten auf ihren Siegeln und M\xFCnzen blos ihres Geschlechtswappen, oder nur der Wappen besonderer Provinzen ihres Reiches? Haben nicht manche Heraldiker dadurch verleitet, das B\xE1thorische Geschlechtswappen, f\xFCr das Siebenb\xFCrgische erkl\xE4ret? - F\xFCrst Siegmund R\xE1kotzi f\xFChrte nach erhaltener F\xFCrstlicher Hoheit in seinen Siegeln au\xDFer einem gekr\xF6nten Adler mit einem Schwerte in der linken Klaue, ausgebreiteten Fl\xFCgeln, und der Unterschrift: AQVILA, nur die sieben Burgen der S\xE4chsischen V\xF6lkerschaft in Siebenb\xFCrgen. — Gleiche Vorstellung finden wir auf M\xFCnzen der F\xFCrsten Georg R\xE1kotzi vom Jahre 1646, und Georg R\xE1kotzi des Zweyten vom Jahre 1657, nur da\xDF der Adler hier den S\xE4bel in der rechten Klaue f\xFChret. — Wie seicht ist also der Grund, den Schmeitzel bey Erl\xE4uterung der erstern M\xFCnze von der Jahrszahl 1646 hernimmt, um zu behaupten, da\xDF mit deren Gepr\xE4ge allem Vermuhten nach auf den damaligen Aufruhr zu Hermannstadt gezielet worden! - Fast h\xE4tte ich Lust, Ihnen mein Be\xDFter, dieses merkw\xFCrdige Trauerspiel des Jahrs 1645 hier im Kleinen zu zeigen; allein ich bef\xFCrchte, da\xDF Sie mir bey dieser Ausschweifung den Martial anf\xFChren m\xF6chten. Der Vorhang bleibe also! - Ich merke nur noch an, da\xDF sich aus den Siegeln und M\xFCnzen des wilden F\xFCrsten Gabriel B\xE1thori, das Siebenb\xFCrgische Wappen sehr unrichtig w\xFCrde bestimmen lassen. Denn, auf allen, die ich noch gesehen habe, fehlet das Szeklerische Wappen der Sonne, und des Mondes. Vielleicht aus geheimen Ursachen, davon ich Ihnen bey einer andern Gelegenheit meine Gedanken mittheilen werde. — Auf den Siegeln der walachischen F\xFCrsten, oder Hospodaren, wie sie sich auch nennen, finde ich theils den Raben allein, theils nur zwo neben einem Cypressenb\xE4ume stehende Personen, theils aber beydes zugleich. Der Rab f\xFChret nicht allzeit ein einfaches Kreutz, sondern manchmal einen Ring, einen Reichsapfel, oder ein doppeltes Kreutz.

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Er stehet bald auf einem Felde, auf H\xFCgeln, auf einem Baumaste, auf einer Krone; bald mit geschlossenen, bald mit flatternden Fl\xFCgeln; aber allzeit in Gesellschaft der Sonne, und des geh\xF6rnten Mondes. — Sollten Ihnen Beweise hievon nicht unangenehm seyn, so k\xF6nnte ich Ihr heraldisches Vergn\xFCgen damit einige Augenblicke unterhalten. Itzt aber mu\xDF ich Ihnen von den Mohrenk\xF6pfen des Verfassers der Cerographie noch etwas sagen. — Ich finde keine Beweise f\xFCr seine Meynung. Dem ber\xFChmten Herrn von Palm k\xF6mmt es dabey sehr wahrscheinlich vor, da\xDF die M\xFCnzen des Ungrischen K\xF6nigs Ludewigs des Grossen mit dem Mohrenkopfe, den Verfasser dazu bewegen haben; dieser aber sey unfehlbar das Wappen von Sicilien, auf welches Reich Ludwig so grosse Anspr\xFCche hatte. — Was meynen Sie hievon ? So viel ich weis, so f\xFChrt nicht Sicilien, sondern Sardinien Mohrenk\xF6pfe im Wappen. Die Ludwigischen M\xFCnzen mit diesem Kopfe, sind doch unsern Nummismatikern ein rechtes Aergerni\xDF! Ich w\xFCnschte, da\xDF folgender silberner Denar, dessen dunkle Geschichte etwas aufhellen k\xF6nnte. Seine Hauptseite zeiget, wo ich nicht irre, das halbe Bildni\xDF der heiligen Jungfrau Maria mit einem Schleyer bedeckt; und der Revers ein grosses T, worauf ein Mohrenkopf, mit einer Binde stehet; auf den Seiten aber sind vier achtzackigte Sterne. Vielleicht ist diese M\xFCnze andern bekannter als mir! — Ich weis Ihnen zu ihrer Erl\xE4uterung nichts zu sagen, aber wohl, da\xDF ich immer noch Ihre Freundschaft unter die Gl\xFCckseligkeit meines Lebens rechne. —

Vierzehnter Brief. Fortsetzung des vorhergehenden.


Ich erf\xFClle meine Zusage, Ihnen die Geschichte des walachischen Raben, aus mir bekannten Siegeln, Wappen , und M\xFCnzen zu erz\xE4hlen, — Ist der Rab ehemal

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nicht das Wappen des Landes gewesen, so finde ich ihn doch schon auf einem Siegel vom Jahre 1418. In diesem Jahre best\xE4tigte der Woywode Johann Michael unsern Heltauern, die von seinem Vater Mirtsche (Moritz) erhaltene Freyheit, ihr Vieh auf dem Walachischen Gebiehte sicher waiden zu k\xF6nnen. Sein beygef\xFCgtes grosses Siegel enth\xE4lt einen seitwerts sehenden Raben auf freyem Felde, mit einem langen Kreutze im Schnabel, das unterhalb dem Qwerholze eine Kugelf\xF6rmige Gestalt hat. Oben zur rechten Seite ist die Sonne, zur linken der wachsende Mond, und in demselben ein Stern. Die Umschrift mu\xDF ich Ihnen hersetzen, weil sie so sch\xF6n ist! S.igillum MICHAEL.is DIE GRACIA VOIVODA TRANSALPINVS. Sollte Ihnen hiebey nicht jener kleine Pfenning unsers verehrungsw\xFCrdigen C ** beyfallen, dessen Marienbild die Umschrift hat: PATRONVS MOLDAVIAE? Auf den Siegeln der F\xFCrsten Johann Radul (Rudolf) Johann Mirtsche, und Johann Petr\xE1schko, finde ich den Raben gar nicht, sondern zwo in lange Pelze eingeh\xFCllte Personen, die ihre Gesichter gegen einen Cypressenbaum kehren, der zwischen ihnen stehet. Ihre Umschriften sind Walachisch. Von keiner Jahrzahl unterst\xFCtzt, und bey so verschiedenen Hospodaren, die den Namen Radul und Mirtsche gef\xFChret, mu\xDF ich in der That selbst fragen, welchem diese Siegel gutzuschreiben sind? Den Namen Johann f\xFChren alle Walachische, und Moldauische F\xFCrsten, die Ursache aber ist mir unbekannt. Petr\xE1schko, oder Peter der J\xFCngere, schlug vom Sultane S\xFCleyman unterst\xFCtzt, den grausamen Mirtsche, und bem\xE4chtigte sich im Jahre 1553 des F\xFCrstenthums. Er starb den 24ten December 1557, nicht ohne Verdacht eines heimlich beygebrachten Giftes, worauf Mirtsche abermal zur Regierung kam. Vielleicht geh\xF6rt diesem das angef\xFChrte Siegel. F\xFCrst Siegmund B\xE1thori nahm 1595 zugleich die

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Titel eines F\xFCrsten der Moldau und Walachey an, und seit diesem Jahre, bis 1600, f\xFChrte er auf seinen Siegeln auch das walachische Wappen. Hier finden wir das Wappen des Radul, Mirtsche, und Petr\xE1schko mit dem Raben vereinigt. Im obersten Felde stehet der letztere unter Sonne und Mond, mit einem einfachen Kreutze im Schnabel; im untersten aber zwo Personen neben einem Cypressenbaume. Ein Gleiches zeigen auch die Siegel seiner ungl\xFCcklichen Gemahlinn Christierne. Von dem ber\xFCchtigten Woywoden Johann Michael, den der Graf Basta 1601 in seinem Lager, Siebenb\xFCrgens Wohl aufopfern lie\xDF, habe ich verschiedene gesehen. Zwo Personen, mit vorwerts gekehrten Gesichtern stehen neben einem Cypressenbaume, den sie mit einer Hand anfassen. Dar\xFCber befindet sich in einem halbe Zirkel ein Rab auf einem H\xFCgel mit ausgebreiteten Fl\xFCgeln, und mit einem Kreutze im Schnabel, von beyden Seiten aber Sonne, und Mond. Die Umschrift derselben lautet nicht so pr\xE4chtig, als auf seiner M\xFCnze, die im zweyten Theile des neuer\xF6fneten M\xFCnzkabinets bekannt gemacht worden. Er nennet sich blo\xDF einen Woywoden. IO. MICHAEL VAIVODA; sein Denkm\xFCnze aber zeiget uns seinen ganzen Titel. Herr Professor Joachim konnte ihn nicht lesen, wovon der Mangel n\xF6htiger Unterschreibungszeichen, und einige Fehler in den Buchstaben, welche der Unachtsamkeit des Kupferstechers, oder gar des Stempelschneiders zuzuschreiben sind, m\xF6gen nicht die geringste Ursache davon gewesen seyn. Ich versichere Sie aber mein Freund, da\xDF die Umschriften dieser h\xF6chstseltenen M\xFCnze also zu lesen sind: MICHAEL VAL.achiae TRANS.alpinae VAIW.oda, S.acratissimae C.aesareo R.egiae M.ajestaris CONS.iliarius, PER.TRANSYL.vaniam PAR.tesque EI SVP. (B) jectas EXER.citus GE.neralis CAP.itaneus. Mein B\xFCrge ist eine Urkunde dieses F\xFCrsten vom 20ten November 1599. Er

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Nennet sich darinnen: Michael Valachiae Transalpine Vaivoda, Sacratissimae Ceafareae Regiaeque Majestaris Consiliarius, per Transilvaniam, et Partium ei subjectarum Exercitus, Generalis Capitaneus. Und in einer andern von eben dem Jahre: ac ejusdem exercitus cis Transylvaniam, ejusque ditionum partiumque fines, generalis Capitaneus. Vielleicht ist Ihnen diese kleine Ausschweifung nicht ganz unangenehm! – Ich kehre aber wieder zu unserm Walachischen Raben zur\xFCck. In des Johann Raduls Wappen vom Jahre 1616 stehet er auf H\xFCgeln im blauen Felde, breitet die Fl\xFCgel aus, und h\xE4lt einen Ring im Schnabel. Oben stehet die Sonne, und der abnehmende Mond. Das n\xE4mliche Wappen f\xFChret auch Niklas Petr\xE1schko. – Mit einem Reichsapfel, zeiget ihn uns das Wappen des F\xFCrsten Johann Scherban Kantakuzenus. Es ist der pr\xE4chtigen Walachischen Bibel, die er 1688 zu Bukarest drucken lie\xDF, beygef\xFCgt, und enth\xE4lt einen doppelten Adler mit einer offenen Krone bedeckt, der in der rechten Klaue ein Schwert, und in der linken einen Streitkolben f\xFChret. An dem Halse desselben hangt an einer Kette ein runder Schild mit dem Raben, der linkwerts sieht, mit den Fl\xFCgeln flattert, und einen Reichsapfel im Schnabel tr\xE4gt; oben Mond und Sonne. Dieses Wappen, nebst dem itel einer r\xF6mischen reichsgrafen erhielt Kantakuzenus von dem h\xF6chstseligen Kaiser Leopold. Eine Belohnung seiner wichtigen und treuen Dienste, in den damaligen t\xFCrkischen Kriegen. Sein ungl\xFCcklicher Nachfolger im F\xFCrstenthume, war Johann Konstantin Bessaraba, von Brankow\xE1n, zugleich F\xFCrst des H. R\xF6mischen Reichs, 1714 mit seinen Prinzen, au\xDFer dem j\xFCngsten, der noch ein S\xE4ugling war, ein trauriges Opfer der t\xFCrkischen Rache zu Konstantinopel ward. Seine Denkm\xFCnzen, die er in

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Holland von verschiedener Gr\xF6\xDFe, und ungew\xF6hnlichem Gewichte pr\xE4gen lassen, zeigen sein Wappen. Die ich gesehen habe, stimmen mit der im ersten Theile des neuer\xF6fneten M\xFCnzkabinets bekannt gemachten \xFCberein. Der Rab stehet mit ausgebreiteten Fl\xFCgeln auf einer Anh\xF6he, f\xFChret ein Kreutz im Schnabel, und oben ist der Mond, und die Sonne. Doch k\xF6nnte auch K\xF6lescheri Recht haben, und der Rab auf einigen dieser M\xFCnzen von verschiedenen St\xE4mpeln auf einem Baumaste stehen. Denn, in einer walachischen Liturgie, der sein Wappen beygedruckt ist, stehet der Rab auf einem kleinen Baume, um welchen wie es mir scheinet, vier St\xE4mme von angehauenen B\xE4umen befindlich sind. Brankow\xE1n lie\xDF seine M\xFCnzen wahrscheinlich aus dem Grunde, nicht die gew\xF6hnliche Schwere der Thaler und Gulden geben, um sich im Nohtfalle bey der Pforte rechtfertigen zu k\xF6nnen, da\xDF er nicht ordentliches Geld, sondern nur Schaust\xFCcke pr\xE4gen lassen. Allein, er betrog sich, denn es ward mit eine Ursache seines tragischen Todes. Die Siegel der F\xFCrsten Johann Konstantin Nikolaus, von 1737, und Johann Michael Nikolaus von 1741, zeigen au\xDFer dem moldauischen Ochsenkopfe, und dem Raben mit dem Kreutze, auch einen Baum, auf dem ein Rab mit einem Ringe im Schnabel zu sehen ist. Zur rechten Seite stehet einer Mannsperson mit gespanntem Bogen, und zur linken ein Frauenzimmer, das auf den Raben weiset. Wer sollte in diesem Bilde die ber\xFCchtigte Geschichte des ber\xFChmten Johann Korwins, als eines nat\xFCrlichen Sohnes des K\xF6nigs Siegmund verkennen? – Wie sehr w\xFCnsche ich, mein Freund, das Alter, und die Ursache dieser Vorstellung in walachischen Siegeln zu wissen. Vielleicht w\xFCrde uns die korwinische Geschichte dadurch heller, und sicherer. Ich beschlie\xDFe mit einigen russischen Kupferm\xFCnzen, die w\xE4hrend dem letztern Kriege in der Moldau und Walachey gepr\xE4gt worden. – Ein F\xFCrstenhut bedeckt zween

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Schreg aneinander liegende Schilde, in deren einem ein Ochsenkopf, im andern ein Rab, der auf einer Zackenkrone steht, und ein doppeltes Kreutz im Schnabel f\xFChrt, oben aber der halbe Mond ist. Doch, weil ich hier des moldauischen Wappen habe erw\xE4hnen m\xFCssen, so merke ich noch an, da\xDF es nach einem Gem\xE4lde von 1591, ein r\xF6htlicher Ochsenkopf im blauen Felde ist, der zwischen den H\xF6rnern einen goldenen Stern, und dar\xFCber zur rechten Seite einen goldenen geh\xF6rnten Mond, zur linken aber die Sonne hat.- Kann ich Ihnen theuerster Freund fernerhin Beweise meiner dienstwilligen Freundschaft geben, so fordern Sie solche nur getrost. Ich verbleibe Ihr Johann Seyvert.
Topic revision: r76 - 01 Dec 2011, KatalinBlasko
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