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ZUM GESAMTINHALT

Ungrisches Magazin, Band 1, Heft 2, Text 19 (S. 186-206)
Hrsg. von Karl Gottlieb Windisch
Pre\xDFburg, L\xF6we, 1781
Autor: Zacharias Huszty
Zuordnung: Medizin

Versuch \xFCber den Menschen in Ungern 1

Versuch \xFCber den Menschen in Ungern 2

Versuch \xFCber den Menschen in Ungern 3

(p186)

19. Fortsetzung des Versuches \xFCber den Menschen in Ungern, nach seiner physischen Beschaffenheit.

2. Uiber die Nahrungsbed\xFCrfnisse der Ungern.


Noch bin ich an Patriotismus nicht ersch\xF6pfet, so sehr ich auch solchen \xFCber die Luft in Ungern verrahten zu haben schien. — Es wird sich doch, wie ich hoffe, keiner von meinen Lesern an diesem Gest\xE4ndnisse \xE4rgern? denn, Patriotismus hat ja seine gute und verd\xE4chtige, seine gem\xE4\xDFigte, und \xFCbertriebene Seite, nachdem man ihn aus eigenn\xFCtziger Partheylichkeit, oder aus Uiberzeugung von wirklichen Vortheilen, deren Ausbreitung allgemein im Vaterlande ist, heget. Der Gedanke an die Nahrungsmittel, bey welchen die meisten Ungern ihre

(p187)

Tage froh durchleben, und die schmeichlenden Folgen, welche man t\xE4glich bey denen, die sich mitten im Uiberflusse m\xE4\xDFigen k\xF6nnen, wahrnimmt: sollte mir das nicht Bewegungsgrund genug seyn, mich aufs Neue auffordern zu lassen, Vorurtheilen, die man auch von dieser Seite \xFCber den Menschen in Ungern hat, zu steuern? Ich w\xFCnsche, jeden, der noch unter ihrem Joche gedr\xFCcket wird, den Ungern in seinem nat\xFCrlichen Zustande hier im Vaterlande kennen zu lernen, mit ihm von den Vortheilen, die sein erw\xFCnscht gen\xE4hrter, und bis in die sp\xE4testen Jahre erhaltener K\xF6rper f\xFChlt, Theil zu nehmen, mit ihm sich des Wohlseyns, dessen Menschen in dieser be\xDFten Welt nur f\xE4hig sind, freuen zu k\xF6nnen: gerne werde ich ihm dann die Schwachheit jedes enthusiastischen Ausbruches, von welcher auch ich mich nicht ganz lo\xDFrei\xDFen kann,vergeben.

Doch, wozu alle die Vorbereitung? Soll ich nicht lieber zur Wirklichkeit schreiten, Thatsachen und Erscheinungen so gut solche auf dem nat\xFCrlichen Platze in Ungern sich schauen lassen, aufzeichnen, und die Resultate nach physischer M\xF6glichkeit — wo man auch nur bis zur Wahrscheinlichkeit es gebracht zu haben schon Vieles gewonnen hat — angeben?

Ich, und alle Aerzte verstehen unter den Nahrungsbed\xFCrfnissen oder Nahrungsmitteln* alles dasjenige, welches durch die Verdauung in den ersten Wegen sowohl, als durch den Kreislauf in den Gef\xE4sen, wie solche immer zur ern\xE4hrenden Absicht hei\xDFen m\xF6gen, so zubereitet und ver\xE4ndert wird, da\xDF daher alles wieder ersetzt werden kann, was durch die bewegenden Kr\xE4fte an der Maschine des Menschen abgenutzt wird, oder verlohren geht.

* Ich wei\xDF, da\xDF Nahrungsbed\xFCrfni\xDF und Nahrungsmittel im weitl\xE4ufigen Verstande zweyerley sind, und da\xDF man nur dessen bedarf, in wessen Besitz man nicht ist. Ich verstehe es hier im eingeschr\xE4nkten Verstande: n\xE4mlich das Bed\xFCrfni\xDF des Genusses in Absicht auf die Erhaltung des menschlichen K\xF6rpers, und nicht das Bed\xFCrfni\xDF des Eigenthums.

(p188)

Hieher geh\xF6ren alle m\xF6glichen Gattungen von Speisen und Getr\xE4nken. Da ich aber den schon angenommenen Plan und der Absicht des ungrischen Magazins zufolge, mein Augenmerk auf das K\xF6nigreich Ungern allein richten mu\xDF, so kann ich mich weiter nicht als auf die blos ungrischen Produkte einlassen. Uiber die ausl\xE4ndischen, von welchen man auch in Ungern Gebrauch machet, wird es schicklicher seyn, wenn ich meine Meynung bey Gelelegenheit des Diskurses \xFCber die Gewohnheiten sagen werde.

Ich habe Cadogans Meynung \xFCber das Brod, und habe den Linguet \xFCber das Getraid und Brod gelesen, ohne gegenw\xE4rtig, da ich dieses schreibe, von dem erheblichen Wehrte des Brods, durch welchen es den ersten und Hauptnahrungszweig f\xFCr das ganze menschliche Geschlecht ausmacht, weniger \xFCberzeugt zu seyn. Wer k\xF6nnte wohl auch nur das geringste Bedenken tragen, den Naturprodukten, die man in Ungern zum Brode verwendet, unter allen Nahrungsmitteln den ersten Platz einzur\xE4umen. „Gewi\xDF ist das Brod das vorz\xFCglichste unter allen, wir k\xF6nnen es auch ohne Nachtheil der Gesundheit nicht so leicht entbehren. Der Gebrauch desselben schickt sich allezeit f\xFCr jedes Alter und Temperament: mit Recht kann es daher ein allgemeines Nahrungsmittel hei\xDFen; man kann ja schwerlich ohne Brod, Fleisch oder andere Speisen, welche allein genossen eckelhaft w\xFCrden, zu sich nehmen. „ * Woraus man in Ungern gr\xF6\xDFtentheils Brod backet, sind:

Waitzen: Triticum hybernum )

- - - aestivum ) LIN.

* Panis inter reliqua al\xEDmenta principem locum tenet, nec facile eo sine sanitatis detrimento carere possumus. Ejus usus omni tempore, aetati omni, ac temperamento accomodatus est; ideoque recte universale alimentum vocari potest, neque carnes & alia sine pane facile assumi possunt, quippe quae sibi relicta nauseam creant. Hoffmann de salubritate & insalubritate esculentorum.

(p189)

Roggen: Secale Cereale )

Gersten: Hordeum distichum ) LIN.

Haber: Avena sativa )

und damit ist Ungern so reichlich gesegnet, da\xDF viel Uiberflu\xDF auch ausserhalb Landes verf\xFChret wird. „ Die Aecker tragen an manchen Orten, besonders in dem untern Theile des K\xF6nigreichs fast ohne Bearbeitung alle Arten des sch\xF6nsten Getraides, insonderheit aber vortrefflichen Waitzen; ja in einigen Gegenden ist der Boden so gut, da\xDF sich der ausges\xE4ete Roggen in Waitzen verwandelt.* Den zweyten Nahrungszweig in Ungern macht der \xFCbrige Theil der Produkte aus, die wir als einer Nahrungsbeytrag noch aus dem Pflanzenreiche holen. Diese sind entweder solche, die man vorher der zuerleichternden Verdauung halber kochen, oder sonsten auf eine ihrer Beschaffenheit angemessene Art zubereiten mu\xDF; oder es sind auch solche, welche ohne Nachtheil der Verdauungskr\xE4fte eines gesunden Menschen, roh und ungekocht k\xF6nnen genossen werden. Die vorz\xFCglichsten, welche einer Zubereitung bed\xFCrfen, sind in Ungern diejenigen, woraus im Nohtfalle auch Brod kann gebacken werden, oder auch manchmal aus abwechselnder L\xFCsternheit gebacken wird; die man aber doch am gew\xF6hnlichsten nur als Tischgerichte genie\xDFet: Haidengraupe, Buchwaitzen: Polygonum fagopyrum LIN. Hirs: Panicum Miliaceum LIN. Erd\xE4pfel: Solanum tuberosum LIN. Ihr Bau hat erst vor einigen Jahren durch die deutschen Kolonien im Lande angefangen, und wird nun, da sich solche so sehr vervielf\xE4ltigen, auch bis zu einer ungew\xF6hnlichen Gr\xF6\xDFe wachsen, flei\xDFig fortgesetzt.

* S. des Herrn v. Windisch Geographie des K. Ungern 1ten Theil, S.25. Pre\xDFburg 1780.

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Mannagr\xFCtz, Schwaden: Festuca fluitans LIN. W\xE4chst in vielen Gegenden an der Thei\xDFe, und in der Neograder Gespanschaft.

T\xFCrkischer Waitzen: Zea mays LIN. So lange dieser noch in der Milch ist, pflegt man ihn zu braten, und schmeckt vielen angenehm.

Reis: Oryza sativa LIN. Wird in dem sumpfichten Theile des Temescher Banats seit kurzer Zeit gebauet, und hat an der G\xFCte sowohl, als an der Menge seine Vorz\xFCge: es soll auch ein Pfund alldort nicht mehr, als vier bis f\xFCnf Kreutzer kosten.

H\xFClsenfr\xFCchte.

Bohnen: Vicia faba )

Linse: Ervum lens )

Erbsen: Pisum sativum ) LIN.

Kichern: Cicer )

W\xE4lsche Bohnen: Phaseolus vulgaris )

Kohl-Wurzel- und andere gr\xFCne Gew\xE4chse:

Kohl: Brassica oleracea LIN.

Kohlr\xFCben: Brassica caulorapa

Blumenkohl: Brassica cauliflora

Blauer Kohl: Brassica violacea LIN.

Wei\xDFkohl: Brassica alba. Diese ist die Gattung, aus welcher man das Sauerkraut macht. Wird in allen Gegenden h\xE4usig gezogen.

R\xFCben: Brassica rapa )

Steckr\xFCben: Brassica napus ) LIN.

Mohrr\xFCben: Daucus carota )

Zuckerr\xFCben: Sium sisarum LIN. Die, welche in der Thurotzer Gespanschaft wachsen, sind ungew\xF6hnlich zart, und viel s\xFC\xDFer, als sonst irgend wo. Vermuhtlich mu\xDF der Boden da das Seinige beytragen, weil der n\xE4mliche Saame die

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G\xFCte und Gr\xF6\xDFe der Wurzeln in einen andern Grund nicht giebt.

Zichorien: Cichorium sativum )

Endivien: Cichorium endivia )

Rohte R\xFCben: Beta vulgaris )

Mangold:Beta cicla )

Pasternack: Pastinaca sativa )

Petersilie: Apium Petroselinum )

Eppich: Apium graveolens )

Sauerampf: Rumex scutatus )

- - - acetosa ) LIN.

Salat: Lactuca sativa )

Porzelkraut: Portulaca oleracea )

Spinat: Spanacia oleracea )

Artischocken: Cyrana humilis )

Knoblauch: Allium sativum )

Zwiebel: Allium cepa )

Bri\xDFlauch: Allium porrum )

Schnittlauch: Allium schoenoprasum )

Rettich: Raphanus sativus )

Meerettich: Cochlearis armoracia )

Spargel: Asparagus officinalis LIN. Wird in Ungern in G\xE4rten gezogen, und w\xE4chst auch wild.

Unterartischocken, Erdbirnen: Helianthus tuberosus LIN. Corona solis flore parvo, radice tuberosa TOURNEF.

Rapunzeln: Rapunculus soliis imis cordatis, superioribus angustis, spica cylindrica longissima CRANTZ.

Peperlein: Chaerophyllum sylvestre LIN. Cicutaria pannonica CLVSII.

Gartenkresse: Lepidium sativum LIN.

Brunnkresse, Wasserkresse: Sisymbrium nasturtium aquaticum LIN.

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Hieher kann man auch noch rechnen: Qwitten: Pyrus cydonia )

Kastanien: Fagus castanea ) LIN.

Holderbeeren: Sambucus nigra LIN. Werden wenn sie reif sind gekocht.

K\xFCrbisse: Cucurbita lagenaria LIN. Werden ges\xE4uert, von dem gemeinen Manne genossen.

Kukumern: Cucumis sativus LIN. Diejenigen Nahrungsmittel in Ungern aus dem Pflanzenreiche, die man auch roh und ungekocht genie\xDFen kann, bestehen gr\xF6\xDFtentheils aus verschiedenen Gattungen von Obst, Beeren, und e\xDFbaren Fruchtkernen.

Vorz\xFCglich geh\xF6ren Hieher:

Weintrauben: Vitis vinisera LIN. Unendlich in ihrer Verschiedenheit.

Zwetschken: Prunus domestica LIN. Diese giebt es in solcher Menge, da\xDF man ganze W\xE4lder von Zwetschkenb\xE4umen in Ungern antrift.

Kirschen: Prunus cerasus LIN. Saure sowohl als s\xFC\xDFe, und \xFCberhaupt sind den Ungern wenige Variet\xE4ten derselben fremd.

Aepfel: Pyrus malus LIN. Vorz\xFCglich sind die Bassamaner in der G\xF6m\xF6rer Gespanschaft \xFCberaus schmackhaft, und die Borstorfer, die in Skalitz wachsen, \xFCbertreffen an G\xFCte und Gr\xF6\xDFe die, welche von Borstorf selbst kommen.

Birnen: Pyyrus communis LIN. Geben den Aepfeln auch in Ungern an ihrer grossen Mannigfaltigkeit schwerlich etwas nach.

Abrikosen: Prunus armeniaca )

Pfirsiche: Amygdalus persica )

Feigen: Ficus carica ) LIN.

Speyerlinge: Sorbus domestica )

Arla\xDFbeeren: Sorbus aucuparia )

Mispeln; Mespilus germanica )

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Erdbeeren: Fragaria vesca )

Himbeeren: Rubus idaeus )

Brombeeren: Rubus niger )

Preiselbeeren: Ribes uva crispa )

Heidelbeeren: Vaccinium myrtillus ) LIN.

Kornelkirschen: Cornus arborea )

Schlehen: Prunus spinosa )

Maulbeeren: Morus nigra )

u. v. m. welche der Unger ged\xF6rrt, gekocht, gelattwergt, im Zucker eingesotten, und auch roh genie\xDFet. Und wer k\xF6nnte wohl auf die Wassermelonen: Cucurbita citrullus LIN. und auf die Zuckermelonen:Cucumis melo LIN. welche uns in manchem hei\xDFen Sommertage so herrlich erqwicken, vergessen? Es werden solche Aeckerweise gepflanzet, und viele der erstern gelangen durch Boden und Witterung beg\xFCnstiget, oft zu einer solchen Gr\xF6\xDFe, da\xDF sie drey\xDFig bis vierzig Pfunde wiegen. Aber Koliken, kalte und Gallenfieber, Ruhren, selbst die ungrische Krankheit soll man sich durch die Melonen zuziehen. — Ich will es zugeben, da\xDF es seyn k\xF6nne, wenn sie \xFCberreif und der F\xE4ulung nahe, genossen werden. Der m\xE4\xDFige Genu\xDF derselben hingegen, und besonders wenn solche im rechten Grade reif sind, wirkt ganz gegenseitig. Vernunftschl\xFC\xDFe und Erfahrung \xFCberzeugen davon. Da die ber\xFChrten Krankheiten meistens daher entstehen, da\xDF durch die allzugro\xDFe Sommerhitze die Galle und die \xFCbrigen thierischen S\xE4fte zur F\xE4ulung geneigter werden m\xFC\xDFen; so kann ich mit diesem Begriffe alle die Krankheiten, und die Ursache ihrer Entstehung mit der Wirkung der Melonen nicht zusammen reimen. Diese verd\xFCnnen vielmehr die z\xE4he Galle, lassen die S\xE4fte nicht stocken, und k\xFChlend bes\xE4nftigen sie die heftigsten Wallungen des entbrannten Gebl\xFCts: und das sind eben die Anzeigen, nach welchen sich jeder vern\xFCnftige Arzt bey der Heilung aller faulen und Gallenkrankheiten zu richten hat. — Wie doch ein Zufall unsere Einbildungskraft manchmal t\xE4uschen, und den Grund zu

(p194)

Vorurtheilen legen kann, welche keine Erfahrung, keine Grunds\xE4tze jemals umzustossen im Stande sind! A* scheint noch ganz gesund zu seyn, i\xDFt, aber eben nicht \xFCberm\xE4\xDFig Melonen, verf\xE4llt in ein Gallenfieber, das schon vor der Melonenzeit epidemisch herrschte, und stirbt am f\xFCnfzehnten Tage: m\xFC\xDFen es denn die Melonen verursachet haben? H\xE4tte er nicht eben so gut von diesem Gallenfieber k\xF6nnen befallen werden, oder h\xE4tte er nicht noch fr\xFCher sterben k\xF6nnen, wenn er keine gegessen h\xE4tte? B* hingegen ist schon wirklich an einem Gallenfieber krank. Uiber die Vorurtheile einer bedenklichen W\xE4rterinn hinweggesetzt, genie\xDFt B* ungehindert Melonen, entrei\xDFt sich der Gefahr des Todes, wird besser, und dann gesund. Wie k\xF6nnte nicht so manche Krankheit im Keime ersticket werden, wenn Instinkt, dieses so wohlth\xE4tige Gef\xFChl f\xFCr das Menschengeschlecht, nicht verkennet oder verl\xE4ugnet w\xFCrde? Instinkt, dem wir manche heilsame Entdeckung in der Arzneykunst zu danken haben; wie z. B. durch den Durst in der Fieberhitze die Uiberzeugung von der Nohtwendigkeit des Trinkens und des Verd\xFCnnens entstanden ist. Ich habe mir noch nicht vorgenommen alle diese Krankheiten mit Melonen zu heilen; wir haben bessere und den Verdauungskr\xE4ften zutr\xE4glichere Mittel. Geh\xF6rig reif, und im Gen\xFCsse m\xE4\xDFig aber mu\xDF ich sie allerdings als ein Vorbauungsmittel anempfehlen. Noch sind die e\xDFbaren Fruchtkerne \xFCbrig, welche man auch in Ungern antrifft. Es sind:

Mandeln: Amygdalus communis )

N\xFC\xDFe: Iuglans regia )

Haseln\xFC\xDFe: Corylus avellana ) LIN.

Wassern\xFC\xDFe: Trapa Natans )

Der dritte Nahrungszweig in Ungern besteht in folgenden Nahrungsmitteln aus dem Thierreiche:

(p195)

Vierf\xFC\xDFige zahme Thiere.

Ochsen und K\xFChe: Bos taurus. Bus bubalus ZOOLOG. Der j\xE4hrliche Austrieb bis einmal hundert f\xFCnfzig tausend Ochsen aus Ungern ist zu betr\xE4chtlich, als da\xDF man sich eines Mangels am Fleische sollte k\xF6nnen \xFCberreden lassen. Die K\xFChezucht, diese Qwelle so vieler zum Lebensunterhalt unentbehrlicher Produkte,* ist fast im ganzen Lande ausgebreitet.

Schweine: Sus domesticus ZOOLOG. Werden haupts\xE4chlich in Gegenden, wo es grosse Eichenw\xE4lder giebt, gem\xE4stet. Ihre Generazionen sind so ergiebig, da\xDF der Uiberflu\xDF, Oesterreich, Bayern, Franken und auch Sachsen einen erheblichen Nahrungsbeytrag abgiebt.

Schaafe: Ovis cornibus erectis spiralibus ** ) )

Ovis cornibus compressis lunatis ) ZOOLOG.

Ziegen: Capra cornibus carinatis arcuatis )

Vierf\xFC\xDFige wilde Thiere:

Hirschen: Cervus cornibus ramosis teretibus incurvis )

Damhirschen: Cervus dama )

Rehe: Cervus capreolus )

G\xE4msen: Capra rupicapra ) ZOOLOG.

Haasen: Lepus cauda abrupta, pupillis atris )

Feldkaninchen: Lepus cuniculus )

Wilde Schweine: Sus agrestis: aper )

*Der ungrische K\xE4s z.B. wird von vielen ausl\xE4ndern gesch\xE4tzt, wozu aber die Schaafszucht, besonders in den n\xF6rdlichen Gegenden sehr vieles beytr\xE4gt. Der Liptauer K\xE4s soll vor allen den Vorzug haben.

**Werden nur in Ungern angetroffen.

(p196)

Alle diese Thiere, besonders die wilden Schweine sind nach Verschiedenheit der Gegenden die ihrer Natur mehr oder weniger zutr\xE4glich sind, hin und wieder im Lande, oft auch Heerdenweise, zerstreuet.

Zahme V\xF6gel.

Zahme G\xE4nse: Anas anser vulgaris )

Deutsche Aenten: Anas boschas domestica )

T\xFCrkische Aenten: Anas turcica; moschata ) ORNITHOLOG.

H\xFCner: Phasianus gallus: Gallus gallinaceus )

Indianische H\xFCner: Meleagris gallopavo )

Tauben: Columba domestica ORNITHOLOG. Von diesen und den H\xFCnern sind nun unglaublich viele Variet\xE4ten in Ungern zu Hause.

Wilde V\xF6gel.

G\xE4nse: Anas anser sera rostro semicylindrico, corpore supra cinereo, subtus pallidiore, collo striato ORNITHOLOG. Tuck\xE4nten: Mergus subcristatus fronte castaneo ferruginea ORNITHOLOG. Mohrh\xFCner: Fulica atra )

Wasserh\xFCner: Rallus aquaticus )

Kraniche: Ardea crus )

St\xF6rche: Ardea ciconia ) ORNITHOLOG.

Reiger: Ardea coerulea cristata )

Trappen: Otis tarda* ) )

Moosschnepfen: Scolopax gallinago )

*Deren giebt es ganze Herden auf den Haiden.

(p197)

Fasanen: Phasianus vulgaris )

Schneeh\xFCner: Tetrao lagopus )

Auerh\xFCner: Tetrao urogallus )

Birkh\xFCner: Tetrao tetrix )

Haselh\xFCner: Tetrao bonasia )

Nebh\xFCner: Tetrao perdix )

Wilde Tauben; Columba palumbus torquatus )

Waldschnepfen: Scolopax rusticola ) ORNITHOLOG.

Seidenschw\xE4nzchen: Garrulus bohemicus )

Krametsv\xF6gel: Turdus pilaris )

Amseln: Turdus merula )

Drosseln: Turdus viscivorus )

Staare: sturnus vulgaris )

Wachteln: Tetrao cornix )

Wachtelk\xF6nige: Rallus crex )

Lerchen: Alauda )

Diese und unz\xE4hlige andere kleine V\xF6gel kann Ungern h\xE4ufig aufweisen. An Teichen, Seen, S\xFCmpfen, in W\xE4ldern, Gebirgen, auf den Haiden und Feldern, je nachdem die Natur jedem seinen Platz bestimmet hat, ist ihr Aufenthalt.

Fische mit ihren Analogen.

Hechten: Esox lucius ICHTHYOLOG. Man findet sie in den Seen und gr\xF6\xDFern Fl\xFC\xDFen manchmal bis vierzig Pfund schwer.

Karpfen: Cyprinus carpio ICHTHYOLOG.

Die in der Donau haben das reinste Fleisch. Werden oft manche zu drey\xDFig bis vierzig Pfund schwer gefangen.

Lachse: Salmo salar ICHTHYOLOG. Man f\xE4ngt sie in der Waag und Poper nicht selten bis f\xFCnfzig Pfund am Gewichte.

(p198)

Aalen: Muraena anguilla ICHTHYOLOG.

Sie halten sich im Poperflusse auf.

Forellen: Salmo sario ICHTHYOLOG.

Lachsforellen: Salmo trutta ICHTHYOLOG.

In den meisten Fl\xFC\xDFen gegen Norden.

Aalraupen: Mustella fluviatilis )

Schaiden: Gadus silurus )

Karrauschen: Cyprinus carassius )

Barben: Cyprinus barbulus ) ICHTHYOLOG.

Rohtaugen:Cyprinus erythrophthalmos )

Schleyen: Labrus tinca )

Barsche: Perca fluviatilis * )

Hausen: Accipenser huso AMPHYBIOLOG.

Halten sich in der Donau auf. **

T\xFCcke: Accipenser tucka AMPHYBIOLOG.

Stierle: Accipenser sturio AMPHYBIOLOG.

Krebse: Cancer astacus ENTOMOLOG. Die be\xDFten und schmackhaftesten kommen von der March und Leitha.

Die Thei\xDFe, Donau, Waag, March, und andere Fl\xFC\xDFe des K\xF6nigreichs Ungern, der Neusiedler und Plattensee liefern die meisten dieser Fische, auch viele andere, und solche vielleicht, die manche L\xFCcke des allgemeinen Natursystems ausf\xFCllen k\xF6nnten, gemeinschaftlich. Meine Kenntni\xDF von unentbehrlichern Mitteln zu unsers Lebens Unterhalt, und mein Wille, mehr solche, die kein wirkliches Bed\xFCrfni\xDF ausmachen, aufzuzeichnen, sind nun ersch\xF6pfet. Alle aber, die ich kenne, und anderen zu erkennen gegeben habe, \xFCbersehe ich in voller Zufriedenheit. Ich h\xF6re auf zu w\xFCnschen, und bedaure die

*Die Schiele, welche es auch in Ungern giebt, sind eine Gattung davon.

**Von seiner Geschichte, siehe des Herrn v. Windischisch: Geographis des K. Ungern 1.Th. S.36.

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Uners\xE4ttlichen, die sich vielleicht eine gr\xF6\xDFere Rechnung gemacht haben. Was die Zubereitung aller angegebenen Produkte betrifft, ist der Unger dazu so gut, als es immer in andern L\xE4ndern seyn kann, aufgelegt. Er ist eben so gut im Stande einzelnen Produkten durch die Kunst — freylich oft auf der Gesundheit Kosten — die m\xF6glichsten Masken zu geben. Brod nach erw\xFCnschter Wahl; Zugem\xFC\xDFe aller Gattungen; Salate; Br\xFChen zum Rindfleische; mortifizirtes, ger\xE4uchertes, gep\xE4ckeltes, gebratenes Fleisch; s\xFC\xDFe, saure, gef\xFCllte, gew\xFCrzte,* gebackene Speisen, und was es immer dergleichen nach Herrn Z\xFCckerts Angabe noch mehr geben kann: alles das ist dem Unger in den meisten seiner Abwechslungen nicht fremd. Und gesetzt, er hat vieles fremden Erfindungen zu danken, so ists ihm doch gegenw\xE4rtig schon im Genusse eigen. Aber, wie st\xFCnde es mit der Fortdauer eines ertr\xE4glichen Lebens bey allem diesen; was w\xE4re unser Frohseyn \xFCber manchen Leckerbissen, wenn wir Durst leiden sollten? Alle Physiologen waren \xFCber die Nohtwendigkeit des Trinkens l\xE4ngst einig; und S\xFCnde w\xE4rs, wenn ich Beweise daf\xFCr, wof\xFCr Vernunft, Instinkt, und Erfahrung so lang sprachen, wiederholen wollte. Um das Bed\xFCrfni\xDF des Durstes zu befriedigen, hat man in Ungern Wasser, Wein und Bier. Ich, als Arzt kann dem Wasser seinen Rang nicht streitig machen, und mu\xDF es vor allen andern Gebr\xE4nken zuerst empfehlen. Denen ihr Wein, Bier, oder was es sonst ist, ein Bed\xFCrfni\xDF ihrer \xFCbeln Gewohnheit, oder ihres Beutels abgiebt, die k\xF6nnen mich immer beschuldigen; denn dagegen hat mich mein Beruf schon ziemlich abge-

*Au\xDFer den ausl\xE4ndischen Gew\xFCrzen hat man hier auch an inl\xE4ndischen keinen Mangel. Man hat z. B. Safran, K\xFCmmel, Koriander, Anis, Fenchel, Salbey, Majoran, Saturey, Lorbeeren, Wacholderbeeren, Honig u. v. m. An Salz\xFCberflusse wird Niemand der die Marmaroscher Gespanschaft nur obenhin kennet, zweifeln.

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h\xE4rtet. Unser Interesse ist verschieden: meines f\xFCr die Gesundheit, ihres f\xFCr den Luxus. Ich d\xE4chte die Menschheit sollte doch des erstern w\xFCrdiger seyn! — Ich widerrahte darum die ungrischen Weine, das Bier, oder den Magenst\xE4rkenden Sliwowitza gar nicht: nur rahte ich, da\xDF die M\xE4\xDFigung, die man nie genug empfehlen kann, dabey nicht aus der Acht gelassen werde. Niemand hat noch zu viel Wasser getrunken! Aber, Wasser — das trift man ja in der ganzen Welt an — sollte sichs denn der M\xFChe lohnen, voll dem in Ungern Vieles zu sagen? Nicht doch! — wie mancher w\xFCrde froh seyn, wenn er unter dem hei\xDFen Erdg\xFCrtel, oder in einem andern verruffenen Weltwinkel ungrisches Wasser nur schl\xFCrfen k\xF6nnte: es seye solches *

Qwellenwasser, a) Brunnenwasser, b) Flu\xDFwasser, c) oder sollte es auch nur stehendes Erdwasser d) verd\xE4chtiger Pfl\xFCtzen seyn. Ungern kann sich des Uiberflusses und der G\xFCte der drey erstern gewi\xDF r\xFChmen. In den meisten Gebirgen trift man viele Qwellen von sehr hartem Wasser an, welches sich vom gemeinen Wasser dadurch unterscheidet, da\xDF es mehr fixe Luft, und etwas Selenit enth\xE4lt. Ob nicht die mineralischen W\xE4\xDFer auch hieher k\xF6nnten gerechnet werden? — Deren giebt es im K\xF6nigreiche Ungern - die warmen Qwellen ausgenommen - \xFCber hundert und achtzig Qwellen. Die Bewohner solcher Gegenden, wo dergleichen W\xE4\xDFer qwillen, machen t\xE4glichen durstl\xF6schenden Gebrauch davon, und ihre Leibesbeschaffenheit ist ein Beweis davon, wie gut ihnen solche anschlagen. Es sind diese: Spirituoses Mineralwasser: Aqua mineralisspirituosa. HYDROLOG.

*a) Aqua viva perpetuo scaturiens. Fontana b) Aqua viva sub terra fluens. Putealis c) Aqua viva intra alveum fluens. Fluviatilis d) Aqua terrea stagnans - HYDROLOG.

(p201)

Eisen Vitriolwasser: Aqua vitriolica martialis HYDROLOG.

Schwefelwasser: Aqua fossilium sulphurea HYDROLOG.

Sauerbrunnenwasser: Aqua mineralis acidukaris HYDROLOG. Von diesem haben wir in Ungern viele Untergattungen. Fl\xFCchtige Eisenvitriolsauerbrunnen: acidulae martiales vitriolo fugaci. Ganz Eisenartige Sauerbrunnen: acidulae martiales simplices. Alkalische Eisenartige Sauerbrunnen: Acidulae martiales alcalinae. Mittelsalzsauerbrunnen: Acidulae neutrales.

Und Dank sey es den Bem\xFChungen des Herrn D. v. Crantz, die er den ungrischen Mineralw\xE4\xDFern aufopferte. Er hat jenen Grund gelegt, der uns zu Zus\xE4tzen und Nacheiferung auffordert; und ich hoffe, es in Ungern noch so weit gebracht zu sehen, da\xDF wir, trotz allen Vorurtheilen, die durch ihre Transportkosten so theuren ausl\xE4ndischen W\xE4\xDFer werden entbehren k\xF6nnen! Was aber den Wein in Ungern betrift, weis ich nicht, ob es n\xF6htig seyn wird, dar\xFCber weitl\xE4ufig zu seyn? Herr v. Windisch hat uns in seiner Geographie des K\xF6nigreichs Ungern ein betr\xE4chtliches Verzeichni\xDF davon mitgetheilet: der Herr Verfasser bemeldter Geographie z\xE4hlt vier und zwanzig Gespanschaften, die die be\xDFten Weine darbieten. Es giebt in Ungern rohte, wei\xDFe, s\xFC\xDFe, sauere, geistige, aromatische, oelichte, oder wie man immer die Weine noch nennen mag: so, da\xDF solche vielen Absichten unserer zu erhaltenden Gesundheit nach Maa\xDFgabe der Temperamente genug thun k\xF6nnen. Bey dieser Gelegenheit kann ich mich nicht enthalten, \xFCber ein Vorurtheil, das man von vielen ungrischen rohten und auch wei\xDFen Weinen hat, zu wundern. Man ist der Meynung, da\xDF sie kalkhaltig, und daher sch\xE4dlich sind. Vorausgesetzt, da\xDF man sich \xF6fters bey Entdeckungen der

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Bestandtheile, und haupts\xE4chlich dazumal, wann mans blos durch Geschmack und Wirkung nur finden will, irren k\xF6nne; und vorausgesetzt, es g\xE4be welche kalkhaltige Weine, so entstehet noch die Frage, ob der enthaltene Kalk durch seine Menge, oder durch die Beschaffenheit schade? Ich finde f\xFCr beyde Meynungen keine Wahrscheinlichkeit: ungel\xF6scht ist dieser Kalk doch nicht mehr? Und man berechne nur das Verh\xE4ltni\xDF des im Weine enthaltenen Kalkes, und dessen, der im Kalkwasser, welches so viele Kranke Maa\xDFweise trinken, enthalten ist. Der Abstand ist zu gro\xDF, und ich w\xFCrde ohne zu err\xF6hten, \xFCber augenscheinliche Widerspr\xFCche nicht entscheiden k\xF6nnen; ich w\xFCrde mich f\xFCr dem Gel\xE4chter manches Podagristen, der schon ganze Eymer Kalkwasser getrunken, und noch keinen Nachtheil vom Kalke sp\xFCrt, sch\xE4men m\xFC\xDFen. — Ich lasse also die Grunds\xE4tze einer aufgekl\xE4rten Physik vor mich sprechen. Sollte nicht der Geist, die S\xE4ure, Wein von unreifen Trauben, oder eine Verf\xE4lschung des Weines allen den Schaden anrichten k\xF6nnen, dessen Schuld der unschuldige Kalk so oft tragen mu\xDF? Friederich Hofmann hat sich im Anfange dieses Jahrhunderts schon \xFCber die Vorz\xFCge der ungrischen Weine erkl\xE4ret. — Eine Erkl\xE4rung, die auch in folgenden Jahrhunderten noch gelten wird. „ Ungern, sagt er, hat zum Weinbaue gewi\xDF die be\xDFte Lage, da es sich unter denjenigen Erdstrichen befindet, welche unter den vierzigsten bis f\xFCnfzigsten Grade der Polush\xF6he gerechnet werden. Man hat es allezeit beobachtet, das diejenigen L\xE4nder, welche unter dieser Polush\xF6he liegen, zur Hervorbringung der edelsten Weine die t\xFCchtigsten sind. Portugall, Spanien, Frankreich, Italien. Deutschland gr\xF6\xDFtentheils, \xD6sterreich, Steyermark, K\xE4rnten, der ganze Strich am Rheine, Ungern, Siebenb\xFCrgen und ein betr\xE4chtlicherTheil Griechenlandes befinden sich in einer ununterbrochenen Reihe in dieser Lage, und

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bieten uns die vortrefflichsten Weine dar. — Die Sonne ist in diesen L\xE4ndern viel wirksamer, als in andern : da wird es nie so trocken, da\xDF die Morgen- und Abendthaue nicht zuvor wieder befeuchteten ; dadurch bek\xF6mmt der Weinstock neue Nahrung, und durch die erw\xE4rmende Sonne wird die Zeitigung bef\xF6rdert und vollendet. Die ungrischen Weine wachsen \xFCberdie\xDF meistens auf Gebirgen gegen Sonnenaufgang oder gegen Mittag zu, und in dieser Richtung wird der Weinwachs am be\xDFten beg\xFCnstiget. Die Luft ist da rein, von Heterogeneen frey, und der Weinstock von heftigen Anf\xE4llen der Nordwinde gesch\xFCtzt. — Dann sind auch diejenigen Gegenden dem Weinbau vorz\xFCglich vortheilhaft, wo am Fusse des Gebirges Fl\xFC\xDFe str\xF6men, und wie dieses sich am Rheine, an der Mosel u. v. m. verh\xE4lt, so gilt es in Ungern von der Thei\xDFe, der Donau, und dem Neusiedler See. — Das k\xF6mmt vermutlich daher, da\xDF, wo Fl\xFC\xDFe und Seen sich befinden, die Thaue gew\xF6hnlicher sind. — Endlich tr\xE4gt die Beschaffenheit des Landes zur G\xFCte des Weines auch vieles bey. Nicht die fette schwarze Erde, sondern ein Gemengsel von hart und weichsteinigten und sandigten Grund wird hiezu erfordert, — so ein Grund kann die Sonnenstralen in sich n\xE4her vereinigen, und nicht sogleich abgek\xFChlet werden. Durch diese Art von Erde wird auch der Regen gleichsam durchgesiebt, damit durch das zu lange Stehenbleiben des Wassers, keine dem Weinstocke nachtheilige F\xE4ulung entstehe. * So wenig es den Ungern an Wein mangelt, so zeichnet sich doch das Bier unter ihren gew\xF6hnlichen Getr\xE4nken auch aus. Selbst in Gegenden, wo Wein w\xE4chst, trifft man Bierschenken an. Pre\xDFburg gebe hiezu ein Beyspiel ab: da bezahlet der Bierbrauer \xFCber 20000 Gulden j\xE4hrliche Arende mit der Bev\xF6lkerung von 30000 Menschen zu vergleichen. Dem Tyrnauer wei\xDFen Biere, giebt man den

*Frid. Hofmannus observ. physico-chymic. Lib.I. obs. 24.

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Vorzug, und es hei\xDFt, da\xDF es dem Farrenbacher nahe kommen solle.- Most, Meth, Sliwowitza, Krametsbrandwein sind Getr\xE4nke, deren Gabrauch in Ungern weniger allgemein seyn d\xFCrfte. Diese schaden entweder duchr die unvollendete G\xE4hrung, oder durch ihre mit dem ungrischen Klima ohnehin wenig sympathiesirende Geistigkeit. Man k\xF6nnte daran sicher Mangel leiden, ohne da\xDF dadurch der Bau unsers K\xF6rpers f\xE4lliger w\xFCrde.- Und so d\xE4chte ich von dem Nahrungszustande in Ungern, wenn nicht alles, doch genug gesagt zu haben. Nicht alles, und doch genug? Welcher Vorzug, welche F\xFClle von rei\xDFender Wohllust die sich \xFCber ein Land m\xF6glich denken l\xE4\xDFt! Zwar k\xF6nnte ich mir mit ellem Rechte Vorw\xFCrfe dar\xFCber machen, da\xDF ich aller der Nahrungsprodukte, die Ungern aufzeigen kann, noch zu wenig angegeben habe. Ich habe mich bald mit blossen Geschlechtern, bald mit einzelnen Gattungen begn\xFCgen lassen. Ich wollte aber darum nie Nebengattungen dabey ausgeschlossen wissen. Ich schrieb kein System hier\xFCber, habe auch nicht Gelegenheit und Zeit genug, mein Vaterland so genau anszusp\xFCren. Mir wars genug, da\xDF ich Menschen kennen gelernt habe, bey denen das natura paucis contenta, sich so selten oder gar nicht anwenden l\xE4\xDFt. Ich sehe aber mit Sehnsucht jener Epoche entgegen, in welcher es Forschern, die Kenntni\xDF, Unterst\xFCtzung, und Gelegenheit haben werden, gelingen wird, diese L\xFCcke unserer vaterl\xE4ndischen Geschichte auszuf\xFCllen.- Sollte man mir vielleicht \xFCber die Arver, oder Bih\xE1rer Gespanschaft, und ihres gleichen Einw\xFCrfe machen, so glaube ich noch nicht, da\xDF ich zu viel gesagt habe. Es ist wahr: in der Arwer Gespanschaft w\xE4chst au\xDFer dem Haber wenig anderes Getraide, und ihre Einwohner m\xFC\xDFen sich meist mit Haberbrode s\xE4ttigen. Sie s\xE4ttigen sich aber dennoch, haben das beste Qwellenwasser, eine

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ansehnliche Schaafszucht, und keinen Mangel an Wildpr\xE4t. — Die Bih\xE1rer oder andere Gespanschaften, die sich durch sumpfichte Ebenen von andern unterscheiden, haben eben auch Ersatz von einer andern Seite. Gute Fische - in dem Bel\xE9nyer Distrikte die vortrefflichsten Forellen — der Boden durchaus Salpetermutter, aber eben daher f\xFCr alle Arten von Feldfr\xFCchten fruchtbar; Viehweiden die den erheblichsten Platz der Viehzucht im Lande ausmachen. Und die wenigen H\xFCgeln, sind doch mit Weinst\xF6cken und Waldungen bepflanzet.* Nun zur gehofften Nutzanwendung auf den Menschen in Ungern. Boerhave schrieb seine di\xE4t\xE4tischen S\xE4tze in Leyden, aber nicht f\xFCr die Holl\xE4nder; Hippokrates schrieb sie in Griechenland auch nicht f\xFCr seine Griechen allein. In allen Weltgegenden werden ihre allgemeinen Regeln angenommen, und befolget. Uiberhaupt gab es noch keinen vern\xFCnftigen Arzt, der f\xFCr sein Klima eine besondere Lebensordnung verordnet h\xE4tte; und das ungrische sollte es einzig seyn, welches einer bed\xFCrfte? Die verschiedenen Perioden des menschlichen Alters, und die Beschaffenheit der Jahreszeiten machen fast den Hauptgrund zu diesem Zwecke aus.** Davon habe ich in Ungern keine besondern Erscheinungen geh\xF6rt, noch gesehen, und lasse mich daher bis eine Zeit k\xF6mmt, in der ich besondere Erscheinungen sehen oder h\xF6ren werde, mit den allgemeinen S\xE4tzen zur Lebensordnung auch f\xFCr den Menschen in Ungern begn\xFCgen- Herrn Z\xFCckerts Abhandlung von den Nahrungsmitteln Seite 52. enth\xE4lt eine systematische Eintheilung derselben zum Unterscheide in Betracht ihrer Bestandtheile; und man mache aus den Menschen m Ungern, aus seinen Temperamenten, aus seinen Alter, aus den Abwechslungen der Jahrszeiten in seinem Vaterlande, was

*Siehe des Herrn v. Windisch Geograph. des K. Ungern.

**Climatibus sere eadem diaeta est, quae tamen temperamento in hac aetate aut anni tempore constituto accomodari debet. CRANTZ.

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man immer will: so wird man zu aller Absicht unter seinen Landesprodukten zureichende Nahrung f\xFCr ihn finden.

[Die Fortsetzung folgt.]
Topic revision: r33 - 29 Nov 2011, KatalinBlasko
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