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ZUM GESAMTINHALT
Ungrisches Magazin,
Band 1, Heft 2,Text 20. (S. 206-216)
Hrsg. von
Karl Gottlieb Windisch
Pre\xDFburg,
L\xF6we, 1781
Autor:
Karl Gottlieb Windisch
Zuordnung: Geschichte
(p206)
20. Beytr\xE4ge zur Lebensgeschichte des Markus Antonius Bonfinis.
Marx Anton Bonfinis, ward nach seinem eigenen Berichte * zu Ascoli, einer Stadt in der ankonitanischen Mark geboren. In welchen Jahren jedoch dieses geschehen, und welchen Personen er sein Leben zu danken hatte, ist bisher noch unendeckt geblieben; wahrscheinlicherweise aber mu\xDF er von adelichen und rechtschaffenen Eltern abstammen, da er mit den vornehmsten Familien, darunter auch
Anton Sabellicus geh\xF6rte, einen \xFCberaus vertrauten Umgang hatte.
Ehe er nach Ungern, wo der K\xF6nig
Mathias Korwin allein Gelehrten einen \xFCberaus angenehmen, und vortheilhaften Aufenthalt verschaffte, kam, hielt er sich meistentheils zu Padua auf, an welchem Orte er dem jungen Adel in der lateinischen Litteratur Unterricht gab. Dieses erhellet aus den k\xFCrzeren
Briefen des Sabellicus, welche zu Erfurt im Jahre 1539 gedruckt wurden, zur Gen\xFCge, in welchen dieser unter andern auch den Bonfinis, dessen Unterweisung er seinen Sohn
Marius gleichfalls \xFCberlassen, ersuchte, diesen sowohl in der Redekunst als
* Dec. IV. Lib. VII. S. 636 der Wechelischen Ausgabe.
(p207)
Dichtkunst flei\xDFig zu unterrichten.* Ein Beweis, dass Bonfin in diesen beyden Wissenschaften keine gemeine Kenntni\xDF gehabt haben m\xFCsse, wiewohl ich zu glauben geneigt bin, dass er ein ungleich gr\xF6\xDFerer Redner, als Dichter gewesen sey.
Anf\xE4nglich, als sich Bonfin dem Unterrichte der Jugend unterzog, scheint er der Hoffnung des Sabellicus eben nicht sonderlich entsprochen zu haben. Denn, da er nach der Gewohnheit damalige Ziiten von seinen Sch\xFClern auch die Tonkunst mit der Redekunst zu verbinden verlangte, verboht ihm auch einen ziemlich derben Beweis, dass er seinen Sohn dadurch zum Weichlinge machen wollte.** Uiberdie\xDF legte er auch unserm Bonfin zur Last, dass er seinem Sohne zu viel M\xFC\xDFigang verstatte, dass er ihm den Hang zu Pferden, und zum Kutschiren, welches auch itzt noch die Hauptleidenschaft unserer jungen Herren ist, nicht einschr\xE4nkte; dass er zwar nicht entgegen sey, ihm einige Erholungen von Studien zu gestatten, dass diese jedoch nicht \xFCber eine Stunde dauern sollten, und dass, wenn er ja Zeit zum Spielen h\xE4tte, solches zu Hause geschehen, und nur zu einem ehrbaren Zeitvertreibe,
* So schreibt Sabellicus dieserwegen: „Da operam, ut puer proficiant, ut optimis asvescat Auctoribus, ut grandia mirari incipiant, ut pedestrem orationem, & carmen alternis exerceat; & ut uno verbo dicam, cura, quaeso, ne puce frustra isthuc missus videatur. -
** Das Schreiben des D. Sabellicus lautet also: Marco Antonio Bonfinio suo, Sabellicus. Nihil ad Te plures dies scripsi; sui enim Tibi, & filio iratus. Et nunc, si quaeras, quo in vos sim animo, non possum non irasci. Sed Tu dic rogo, quando hoc me Tibi mandasse putas, ut filium Lyrae admoveres? Ut indecoro ad alienas mensas statu illum parasitum effingeres, turpi, & molli motu ad alienos modulos histrionem. --- Quando fatius fuisset, hujusmodi ineptiis procul exclusis, filium meum utrique stylo afuescere, & dum plures dies in alienis versiculis ediscendis absumuntur, aliquid per se illum meditari, quod ad nostrum institutum adineret. cet.
(p208)
nicht aber zur Wohllust dienen sollte.* Uiberdie\xDF verlangte er auch, flei\xDFig darauf zu fehlen, da\xDF sein Sohn sich eine zierliche Hand angew\xF6hnen,** und da\xDF er den \xFCbrigen Wissenschaften auch die Kenntni\xDF der Religion beyf\xFCgen m\xF6ge. Er will, da\xDF er ihm zu dem Ende die Werke des
Laktantz, so, wie der erstern wegen den
Livius flei\xDFig lesen lasse.*** Am meisten aber empfiehlt er die flei\xDFige Uibung in der griechischen Litteratur, deswegen er auch einen gewissen Alexander, welcher der griechischen Sprache vollkommen m\xE4chtig war, annahm, um seinen Sohne t\xE4glich den
Aristophanes vorzulesen, und dessen Vorlesung er w\xFCnschte, da\xDF auch Bonfin selbst beywohnen m\xF6chte.**** Dieses, da\xDF er seinen Sch\xFCler in der griechischen Sprache nicht selbst unterrichtet hat, l\xE4sst gar keinen Zweifel \xFCbrig, da\xDF er dazumal in dieser Sprache noch nicht so ge\xFCbt war, als er es hernach geworden, da er durch den allgemeinen Ruff von der grossen Neigung, welche der K\xF6nig Mathias Korwin f\xFCr die Wissenschaften hegte, sich an den Hof dieses F\xFCrsten verf\xFCgte.
* „Unum te oro, imo obtestor, ut, quoties de aurigatione aliquid loquitur, miro enim, ut mihi dicitur, tenetur ejus rei studio, des operam, ut constetim adsit illi equus, sed bipes equus, in quam sublatus Tibi & mihi meritas det poenas. Sed Tu vir amicissime, quid puero indu ges? quam parum adhuc intelligis, ad quid eum istuc miserim. Quin invitus discat -- impetret, volo, nonnunquam remissiones, kudat etiam, sed domi, trocho, pila, disco; sintque feriae illi unius horae, nam duarum nimium est. -
** In einem andern Briefe an eben denselben: Illud etiam atque etiam a te contendo, -- sedulo cures, ut Marius quam maxime exactum seribendi characterem non modo capiat, sed vel abs Te, vel ex alio quam celerrime arripiat, nec unius, duorumve aureorum parcas impensae, modo fiat, quod in primis fiero volo. --
*** In dem n\xE4mlichen Briefe sagt er: Quare Livium velle illi, & Lactantium proponi. --
**** In dem dritten Briefe an den Bonfin hei\xDFt es: Alexandro sum hic locutus, ab eo quotidie audiat Marius, & Tu cum eo, si voles, Aristophani lectionem. Tu pro nostra mutua benevolentia da operam, ut Mariusnnon solum audiat, sed ediscat etiam, quae audiverit. --
(p209)
Solches geschah zu eben der Zeit, als Mathias nach der
den 2ten Junii 1485. eroberten Stadt Wien, auch die Gr\xE4nz\xF6rter
Egenburg, und
Rhetz in seine Gewalt bekam.* Bonfin kam zu denselben, als er sich in dem letztern Orte aufhielt, und reisete in dessen Gefolge nach Wien, wo er dem K\xF6nige drey, der
K\xF6niginn Beatrix zwey, und dem
Johann Korwin einen Band Schriften zueignete. Bald darauf wollte er wieder nach Italien zur\xFCckkehren, Mathias aber, der von dem trefflichen Genie desselben eingenommen ward, behielt ihn mit einem ansehnlichen Gehalte an seinem Hofe. Dieser begleitete ihn sodann in das Lager, und daselbst
\xFCbersetzte er in einer Zeit von drey Monaten den Philostratus aus dem Griechischen in die lateinische Sprache.** Nach der
Einnahme von Wienerisch Neustadt bekam er den Befehl, eine ungrische Geschichte zu schreiben. Er that solches, und fieng dieselbe mit dem Ausgange der Hunnen aus Asien an, setzte auch solche bis zu dem Jahre 1495 fort. – Es scheint, da\xDF er diese Geschichte, die er unter der Regierung des Mathias angefangen, bald nach dem Antritte der Regierung
Wladislaws des Zweyten, dem er hernach auch dieses sein Werk zugeeignet hat, gr\xF6\xDFtentheils vollendet habe; wie sich solches auch einem Briefe des
Freyherrn Bohuslaw Hassenstein von Lobkowitz, an den Geheimschreiber des K\xF6nigs Wladislaw,
Johan Schlechta vom 14ten September 1490. schlie\xDFen
* Mich wundert es, da\xDF Zwittinger die Stadt Rhetz nach M\xE4hren versetzt. Doch das mag vielleicht wegen der Nachbarschaft geschehen seyn; so wie Sambucus sich \xF6fter einen Pannonice von Tyrnau nennet, da doch meines Wissens noch niemand Pannonien in das Land der Quaden und Markm\xE4nner verleget hat.
** Dieses erz\xE4hlt er in dem 7ten Buche der dritten Dekas ausf\xFChrlich.
(p210)
l\xE4\xDFt, in welchem er sich nebst andern B\xFCchern auch die Geschichte des Bonfins ausbittet.* Was f\xFCr ein Gehalt er unter der Regierung des K\xF6nigs Wladislaw gehabt, weis ich nicht gewi\xDF zu sagen, es scheint aber geringer gewesen zu seyn, als dasjenige, welches er unter der Regierung des K\xF6nigs Mathias genossen. Denn in dem Rechnugsregister der K\xF6niglichen Einnahmen und Ausgaben der Jahre 1494 und 95 welches in der Kaiserlichen Bibliothek zu Wien aufbehalten wird, findet sich bey dem letzteren Jahre eine Rubrik, wo es mit ausdr\xFCcklichen Worten stehet: da\xDF dem Bonfin den 30ten September acht Gulden bezahlet worden** , ohne da\xDF vorher einer andern Zahlung an denselben die geringste Meldung geschiehet. Hieraus kann man zwar nichts auf das j\xE4hrliche Gehalt des Bonfins schlie\xDFen, aber aus andern Posten die im bemeldtem Buche stehen, ziemlich wahrscheinlich schlie\xDFen. Denn, wann in bemeldtem 1495igsten Jahre dem
Abbte von Madotscha, der die f\xFCr den K\xF6nig geschriebene B\xFCcher, unter denen gewi\xDF auch die Geschichte des Bonfins war, mit Farben malte, sechzig Gulden bezahlt wurden,*** welche nach unserm heutigen Wehrte leicht drey hundert Gulden ausmachen,**** so scheinet Bonfin unter der Regierung des
* In dem Werke, welches 1570 zu Prag herauskam, hei\xDFt es: Exspecto tamen abs te, & Origenem de principiis, & epigrammata Joannis Pannonii, & Historias Antonii Bonfinii, & Codicem latinum, qui mihi e Regia Bibliotheca debetur.
** „Eodem die (n\xE4mlich den 30ten September) Antonio Bonfyn soluti sunt Floreni VIII.
*** In obber\xFChrtem Rechnungsbuche der K\xF6niglichen Ausgaben, und Einnahmen, findet man unter andern: Abbati de Madotza Miniatori librorum Regiorum, ex commissione Regiae Majestatis in Comitatu Tolnensi dati sunt Flor. LX.
**** Diese kann man aus eben dem Buche sehr leicht schlie\xDFen, wo es bey dem 8ten M\xE4rz hei\xDFet: Die Dominico Invocavit, nuncio, qui Banis Nandoralbensibus litteras Regias portavit dedi fl. III. & alteri nuncio, qui in eodem negotio litteras Regiae Majestatis Zevrinum (in der Walachey) portavit Banis flor. VI. & ad Jayczam (in Bosnien) ut pacem cum Turcis servent flor. IIII. Diese Bohten sind von Ofen aus, in solchen Gesch\xE4ften, die sehr geschwind ausgerichtet werden mu\xDFten, geschickt worden. Daraus kann man den Wehrt des damaligen und itzigen Geldes leicht vergleichen.
(p211)
Wladislaw, ein j\xE4hrliches Gehalt wenigstens von 60 Gulden gezogen habe.
Das Jahr, in welchem Bonfin sein Werk dem Wladislaw zugeignet sowohl, als
in welchem er mit Tode abgegangen, hat der gelehrte K\xF6nigl. ungrische Geschichtsschreiber, und Bibliothekar bey der Ofner Universit\xE4t,
Herr Abb\xE9 Pray ziemlich wahrscheinlich bestimmt. Er glaubt n\xE4mlich in der Vorrede zu dem vierten Theile
seiner Jahrb\xFCcher, da\xDF Bonfin seine Geschichte diesem F\xFCrsten noch vor dem Jahre 1500 zugeeignet habe, weil er in derselben ausdr\xFCcklich meldet, da\xDF ihm die Zeit zum Schreiben zu kurz, der K\xF6nig Wladislaw auch dazumal einer g\xE4nzlichen Ruhe, sowohl in, als au\xDFerhalb seines Reiches genossen; welches auf das n\xE4chste Jahr vor 1500 eintrift, in welchem dieser K\xF6nig mit dem
Kaiser Maximilian den Ersten, und mit seinem Bruder
Albrecht, beyden Mitbuhlern um die ungrische Krone, einen Frieden geschlossen hatte. Von dem Sterbejahre unsers Geschichtschreibers, sagt belobter Herr Abb\xE9 Pray zwar in der n\xE4mlichen Vorrede, da\xDF er das Jahr 1515 nicht \xFCberlebet, weil seine in der ber\xFChmten
Zusammenkunft des Kaisers Maximilian des ersten, mit dreyen K\xF6nigen zu Wien, der auch viele Gelehrte von verschiedenen Nationen beygewohnet, gar keine Meldung geschiehet. Jedoch in der
Dissertation von dem Auraner Pirorate * verringert er diese Zeit auf ganze zehn Jahre, und zeigt, da\xDF Bonfin unfehlbar noch vor dem Jahre 1505 verstorben sey. Seine Muhtmassungen sind diese: Bonfin schreibt von der Strafe welche dem Prior von
Aurana Bartholom\xE4us Berizlo von dem K\xF6nige auferlegt worden, viel zu zweifelhaft, als da\xDF man muhtmassen k\xF6nnte, da\xDF er 1505 noch am Leben gewesen sey. Denn er sagt, es sey
* Auf der 60ten Seite.
(p212)
ungewi\xDF, mit welcher Strafe der Prior wegen seiner Gr\xE4ulichen Verbrechen beleget worden, und da\xDF einige glaubten, er sey zu Ofen in der Donau ers\xE4uft, andere aber, da\xDF er zur Lebensl\xE4nglichen Gefangenschaft nach Temeschw\xE1r verwiesen worden; da doch der n\xE4mlich Prior in dem Reichsdekrete, welches zu Pesth gemacht worden, und in welchem man einhellig beschlossen, da\xDF wann Wladislaw ohne Erben verscheiden sollte, man keinen ausl\xE4ndischen K\xF6nig w\xE4hlen w\xFCrde, unter den Reichsbaronen nicht den letzten Platz einnimmt, auch diesem Schlusse sein Siegel als Prior von Aurana beygedruckt stehet. Es ist aber bekannt, da\xDF dieses Dekret in allen ungrischen sowohl, als angr\xE4nzenden Provinzen bekannt gemacht worden, da\xDF solches auch dem K\xF6nige nicht verborgen war, ja da\xDF er, da er dazumal mit Oesterreich, nicht gar zu gut stand, dazu durch die Finger gesehen habe. H\xE4tte nun Bonfin in bemeldetem Jahre noch gelebt, so w\xFCrde ihm dieses Dekret, besonders, da er an dem Hofe des K\xF6nigs zu Ofen war, nicht unbekannt geblieben seyn. Er w\xFCrde daher auch entweder nicht so zweifelhaft vom Bartholom\xE4us geschrieben, oder diese Stelle, wenn er noch gelebt h\xE4tte, wenigstens verbessert haben. Und daher wird es nun ziemlich erweislich, da\xDF Bonfin noch vor dem Jahre 1505 in Ungern gestorben sey: welcher Muhtmassung ich gleichfalls gern beytrete, bis man von dem Sterbejahre des Bonfin etwas Gewisseres entdecken wird.
Bonfin wird zwar von vielen Schriftstellern der ungrische Livius genennt; jedoch die Meynungen des
Raderus,
Mathias Bel, und des oftbelobten Abb\xE9 Pray in obber\xFChrter Vorrede, sind davon ziemlich weit entfernt. Was nun die Auflage des Bonfinischen Werkes betrifft,
so ist die vierte, und die H\xE4lfte der f\xFCnften Dekas, von dem Sambucus herausgegeben worden. Die ersten drey\xDFig B\xFCcher aber, hat der gelehrte
Brenner, ein siebenb\xFCrgischer Sachse aus Bistritz, von dem
Franz
(p213)
Bornemisza, oder Abstemius, einem
Stuhlweissenburger Domherrn, dieser aber von dem
Paul Istv\xE1nfy bekommen, und
1543 dem Drucke \xFCbergeben. Es ist nicht zu zweifeln, da\xDF beyde Exemplare nur Abschriften gewesen. Von den drey ersten Dekaden beweist es D. Brenner sehr gr\xFCndlich, indem er bekennet, da\xDF er solche, da sie durch die Nachl\xE4ssigkeit und Unwissenheit der Abschreiber g\xE4nzlich verunstaltet worden, an vielen Stellen verbessert habe. Und wer weis, ob nicht
Siegmund Torda etwas Aehnliches in den letzten f\xFCnfzehn B\xFCchern, die dem Bonfin zugeschrieben worden, unternommen habe. Uns k\xF6nnen wir daher nicht mit allem Rechte zweifeln, ob auch ein \xE4chtes Exemplar der Bonfinischen Geschichte im Drucke erschienen sey? Wenigstens zeigt ber\xFChrter D. Brenner die Qwellen nicht an, aus welchen er die verst\xFCmmelten Stellen seines Exemplars verbessert hat. Bediente er sich anderer Handschriften: so kann man mit eben so vielem Rechte fragen, ob sie auch von der Urschrift richtig abgeschrieben worden? Und daher k\xF6nnen wir noch immer zweifeln, ob es auch eine wahre Geschichte des Bonfins gebe. Dieses ist auch gewi\xDF eine Ursache, da\xDF diejenigen ungrischen Schriftsteller, die nach dem Bonfin geschrieben habe, ihm Fehler aussetzen, die er nie begangen hat. *
Ein auf Pergament geschriebenes Original dieser Bonfinischen Geschichte, ward in der K\xF6niglichen Bibliothek zu Ofen aufbehalten, davon wir in dem obber\xFChrten Rechnungsbuche einige Spuren finden, n\xE4mlich, was auf Pergament, auf welches die Bonfinische Geschichte geschrieben
* Gleichwohl hat Bonfin nicht wenig anmerkungsw\xFCrdige Umst\xE4nde, die sich w\xE4hrend der Wienerischen Bel\xE4gerung zugetragen, ausgelassen, die hernach der Professor der Arzneykunst, und nachmalige Leibarzt des K\xF6niges Mathias, und dessen Gemahlinn Beatrix, D. Johann Tichtel, der w\xE4hrend dieser Belagerung in der Stadt eingeschlossen war, in seinem handschriftlichen Tagebuche aufgezeichnet.
(p214)
worden ausgelegt, * und was dem Schreiber daf\xFCr bezahlet worden.**
Wie niedlich, flei\xDFig, und richtig dieses Exemplar abgeschrieben gewesen, k\xF6nnen wir leicht daraus schlie\xDFen, da der K\xF6nig Wladislaw, den Abschreiber derselben sammt seinem Vater, Br\xFCdern, und Nachkommen in den Adelstand erhoben hat. * Ich will dieses Geschlecht nicht nennen, damit denen, welche die Wissenschaften nicht zu sch\xE4tzen wissen, keine Gelegenheit gegeben werde, eine Familie, aus einer Ursache zu verachten, die der K\xF6nig wichtig genug fand, mit dem Adel zu belohnen.
* So lautet es daselbst: Die IX. aprilis de mandato Regio emta sunt Pergamena pro Chronica Hungarorum, quam compilat Bonfyn, pro flor. IIII. „und etwas weiter unter: XV. Julii pergamenum emtum est, pro Historia Hungarorum flor. II.“
** Eodem die, das ist den IX April Scriptori Antonio Bonfyn datus est flor. I. „Und bey dem 5 Junius hei\xDFt es: Eodem die scriptori Chronicae Hungarorum, samulo videlicet Domini Antonii Bonfyn datus est flor.I.
*** In diesem Adelsbriefe hei\xDFt es: Nos Wladislaus, cet. Cum nihil fidelibus oblequiis Principi gratius esse debeat, solaque fides inter caeteras virtutes multum suo jure promereri videatur, nihilque a Regia dignitate ipsa ingratitudine magis debeat esse alienum, idcirco decoris Nostri sin exornanda fidelitate habendam duximus esse rationem. Nam cum summa Joannis – scriptoris fides & assiduitas, qui Historiam Hungaricam ab Antonio Bonfinis editam, fideliter descripsit, nuperrime venisset in mentem, ejus fideles & elegantes labores immunes praeterire nequimus; quos non tam alieno, quam Nostro testimonio sat hactenus exploratus habuimus: quare eum – in Nobilitatis ordinem numerandum esse, & jure & sponte censemus. Quin etiam non modo Joannem – sed ejus gratia patrem suum ceterosque fraters ejus - & haeredes omnes, cum universa posteritate, perpetuo hoc honore honestandos esse arbitramur. Proinde Joannem patrem infratres, & omnes cum universa posteritate in Nobilium ordinem privilegio & authoritate nostra ita creamus, adscribimus, & annumeramus, ut ex hoc tempore jam semper pro nobilibus habeantur, haud secus, atque si ex antiquo Nobili sangvine prodiissent. Propterea haec arma & Nobilittis insignia concedimus, & donamus, quemadmodum in capite privilegii picta sunt. Videlicet scutum, cet.
(p215)
Wohin aber dieses Exemplar gebracht worden, ist mir g\xE4nzlich unbekannt. In der Wienerischen Bibliothek wenigstens, dahin einige B\xFCcher von Ofen gebracht worden, wird sie nicht gefunden. Da\xDF der Freyherr Hassenstein von Lobkowitz, sich die Geschichte des Bonfins von dem Johann Schlechta zu leihen ausgebehten, habe ich schon oben gemeldet. Und, wie? Wenn er dieses Exemplar erhalten h\xE4tte? Als ein grosser Freund der Wissenschaft war er so vertr\xE4ulich, da\xDF er nicht nur die Abschriften, sondern selbst die Urkunden zu leihen, auch wohl gar zum Geschenke begehrte. So hat er sich die
Griechischen Lebensbeschreibungen des Plutarchs, welche vier B\xE4nde ausmachen,* so den
griechischen Ptolom\xE4us verlangt.** Da\xDF er diese nicht erhielt, scheint die K\xF6niginn verhindert zu haben, als welche bekanntenmassen statt ihrem Gemahle, fast g\xE4nzlich allein regierte. Als diese F\xFCrstinn aber 1506. in den Kindesn\xF6hten ihren Geist aufgab, bekam Hassenstein auch gr\xF6\xDFere Hoffnung.
* Die verlangten B\xFCcher von dem K\xF6nige, der in diesem St\xFCcke gar nicht gierig war, zu erhalten, haupts\xE4chlich, da Schlechta und
Augustin von Olm\xFCtz, beyde K\xF6nigliche Geheimschreiber seine Landsleute gewesen, und dieses vom K\xF6nige, der nach dem Tode seiner Gemahlinn sich der Schwermuht v\xF6llig \xFCberlie\xDF, gar leicht erlangen konnten.
* In einem Briefe an den Johann Schlechta von 1498 sagt er: Petivi a Regia Majestate vitas Plutarchi graecas quatuor voluminibus inclusas. Rogo, si quando mei mentio orta fuerit, ne occasioni desis, quandoquidem melius arbitror, eadem volumina apud me esse, quam illic squalere in pulvere, & a tineis corrodi.
** In einem, an ebendenselben von 1500. den 26ten November. De Ptolomeo Graeco nihil dicere audeo, ne fortassis impudentior sim, quem tamen si mihi a Regia Majestate impetraveris, oppido me donatum putabo.
*** In dem Briefe an Augustin von Olm\xFCtz, vom Jahre 1506: De Plutarcho graeco adeo obmutuisti, ut ipse quoque eadem de re toties ad te scribere erubescam. Quoniam tamen lunone exstincta ad Jovem redierunt, fac, si fiera potest, ut desiderio meo morem geras.
(p216)
Auf diese Art hat es nun auch geschehen k\xF6nnen, da\xDF gedachter Hassenstein, die Urkunde der Bonfinischen Geschichte zum Abschreiben erhalten, und sie entweder wieder zur\xFCckgeschicket, oder, da sich hernach in dem obschon gelehrten Ungern * alle Wissenschaften nach und nach zum Untergange neigten, es niemand eingefallen war, solches zur\xFCckzufordern, in B\xF6hmen geblieben. Doch dieses sind nur Muhtmassungen. Es k\xF6nnte besagtes Exemplar auch nach der
Einnahme von Ofen auf
Konstantinopel gekommen seyn, wo noch heut zu Tage, die V\xE4ter, besonders die Griechen, nebst verschiendenen der seltensten lateinischen B\xFCcher geschrieben
aufbehalten werden, welches wir aus dem
Zeugnisse eines Mission\xE4rs, der sich viele Jahre lang in
Pera aufgehalten, wissen. Frankreich wollte diese litterarischen Sch\xE4tzen einst mit grossen Summen an sich bringen; es konnte solche aber nicht erhalten, weil die T\xFCrken damit dereinst mit den benachbarten F\xFCrsten, einen vortheilhaften Frieden zuwege zu bringen hoffen. Wenn wir doch in \xE4hnlichen F\xE4llen auch immer so barbarisch w\xE4ren!
W.
* In einem Schreiben an den Adelsmann aus Ofen datirt, lesen wir: Postremo id te scire cupio, inter omnia Pannoniae potissimum hoc mihi placere, quod multos invenio cupidos leitterarum, & omnifariam doctos, quorum colloquio, atque familiaritate uti, in deliciis habeo.