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ZUM GESAMTINHALT
Ungrisches Magazin,
Band 1, Heft 4, Text 40 (S. 475-481)
Hrsg. von
Karl Gottlieb Windisch
Pre\xDFburg,
L\xF6we, 1781
Autor:
Karl Gottlieb Windisch
Zuordnung: Geschichte, Diplomatik
(475)
40. Diplomatische und andere handschriftliche Beytr\xE4ge zur Erl\xE4uterung der ungarischen Geschichte
1.
Urkunde des ungrischen K\xF6nigs
Wladislaw des Zweyten, in welcher er das den St\xE4dten
Ofen,
Pre\xDFburg,
Oedenburg,und
Tyrnau, von seinen Vorg\xE4ngern verliehene Niederlagsrecht, und kraft desselben das Privilegium, nach welchem die ausw\xE4rtigen Handelsleute ihre Waaren sonst nirgendshin als nach gedachten St\xE4dten f\xFChren, und dort absetzen sollen, ec. best\xE4tigt; und aus welchem es erhellet da\xDF Ludewig der Zweyte nicht nur im Jahre 1508, sondern noch vor dem 24ten Junius d. J. gekr\xF6net worden.
Nos Wladislaus Dei gratia Hungariae et Bohemiae cet. Memoriae commendamus tenore praesentium significantes, quibus expedit universis, quod fideles nostri, prudentes et circumspecti Magistri civium, ac Iudices et jurati cives Civitatum nostrarum
Budensis,
Posoniensis,
Soproniensis et
Thirnaviensis, nostrum accedentes in Conspectum, exponere nobis curarunt, in huncce modum: quod licet ipsi inter alias vetustas libertates et privilegia, quibus iidem a divis quondam Regibus Hungariae, nostris scilicet praedecessoribus felicium recordationum, condecorati sunt, hac potissimum libertatis praerogativa usi semper fuerint et gavisi, ne quispiam mercatorum forensium in damnum et jacturam ipsorum Civium nostrorum extra me-
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tas et terminos praedictarum Civitatum nostrarum per vias indirectas, ad hoc regnum cum suis mercibus venire, nec hinc inde per fora ac nundinas annuales circumire varet, si tamen forenses Istitores et mercantores hactenus contra hujuscemodi antiquas libertates eorundem Civium nostrorum nonnunquam cum suis mercibus ad hoc regnum ingredi, et per nundias et for a hinc inde, ad instar verorum subditorum nostrorum peragrare consuevissent, per quod iidem Cives et tota Communitas praedictarum Civitatum nostrarum inexplicabile damnum, jacturam, et desolationem hactenus perpessi fuissent, et paterentur modo quoque.
Cum igitur his diebus celebrationes felicis coronationis serenissimi Principis, et Domini Domini Ludovici Regis filii nostri charissimi, in Civitate nostra Alba regali felicibus auspiciis peregissemus, pari voto, et humillimis precibus praefati Cives et incolae dictarum Civitatum nostrarum, Majestati nostrae supplicarunt. Etc. Datum
Budae in festo Ioannis Baptistae, anno Domini millesimo quigentessimo octavo. cet.
2.
In dem Archive der K\xF6niglichen freyen Stadt Pre\xDFburg befindet sich eine Handschrift in Quart, welche unter der Regierung
Ludewigs des Zweyten, geschrieben worden zu seyn scheinet. In derselben sind auch einige die Kr\xF6nung dieses K\xF6niges betreffende Umst\xE4nde folgendermassen angemerket worden:
Anno Domini hat Rat und Gmain der Stadt Pre\xDFpurg Herr
Wolffgang Vorster, und
Fridrich Voyten beyd geschworen des Rats, und
Steffan Heymer die Zeit Stadtschreiber gen
Offen geschickt auf die
Kr\xF6nung K\xF6nigs Ludwigs.
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Item, Mittichen, an Gots Auffarts abend Im 1508 Jare ist Khonig
Wlasta zu Offen auf die Kr\xF6nung gen
Wei\xDFenburg ausgezogen, zwischen zwaen und dreien nachmittag und Freytag darnach zu wei\xDFenburg als umb f\xFCnft auf dem Abent eingezogen.
Item, Suntag
nach Ascensionis Ist Khonig Ludwig von dem Erw\xFCrdigsten Herren und Vater Herren
Thoma Cardinal Erzbischoff zu
Gran, und Patriarch zu Constantinopel zwischen zehen und eliffen gekronnt worden zu
Stuhlwey\xDFenburg. hat man Im sieben streitfan vor seinen Ausgang vorgefurt. Den Ersten hat gefurt
Hederwary Ferentz, den andern
Th\xF6rek Emrich, den dritten
Bathry Istw\xE1n den vierten
Perini Gabriel, den f\xFCnften
der Despoth, den sechsten
Khanischay Georg, den siebenten
Palotzii Mihal. Sannt Stephan Schwerdt hat gefurt
Bathry Jorg, den gulden Apfel
Raschkay Balasch die heilig Kron
Perini Emrich, die Zeit Gro\xDFgraf, und Graf Hans aus dem Zips Graf Stephan seligen Gedechtnus sun.
Item, Freytag vor Pfingsten Ist der Khonig von der Kr\xF6nung zu Offen wiederumben angezogen und
Markgraf J\xF6rg von Brandenburg, hat dem jungen Khonig unter dem Himmel getragen bis in das Geschlo\xDF.
Item an dem heiligen Pfingsttag haben die acht Frey, st\xE4dte als
Siebenburger,
Kremnitzer,
Schemnitzer und
Neusoler dem Kunig Ludwig geschenket. Am esten die von Offen ij K\xF6pf, die von
Kaschau ij K\xF6pf, die von Pre\xDFpurg ein Kopf, die von Thyrna j Kopf, die von Odenburg j Kopf, die von
Pesth ij Kopf, die Siebenb\xFCrger f\xFCnf K\xF6pf ein Gie\xDFva\xDF, ein Pekh und ein Thebec hat XL Gulden Kost und hundert, die von
Klausenburg ij Kopf, die
Pergstet ij Kopf j Gie\xDFa\xDF und j Pekh. Solch Schenkung ist eingeantwurt worden an dem obbemeldten Tag zwischen f\xFCren und f\xFCnfen nach Mittag ec. Mittichen ec.
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* * *
Dieser Nachricht zu Folge, ist die Kr\xF6nung Ludewigs des Zweyten, den Sonntag nach Christi Himmelfahrt, oder am sechsten Sonntage nach Ostern, welcher 1508 der vierte Junius gewesen, vorgenommen worden.
Nos Ferdinandus, diuina fauente clemencia, Romanorum, Hungariae, Bohemie etc. Rex semper augustus. Infans Hispaniarum, Archidux Austriae, etc. Memorie commendamus tenore presencium significantes quibus expedit vniuersis. Quod nos, cum ad nonnullorum fidelium nostrorum humillimam supplicacionem, pro parte Ioannis, filij vt ipse putat et dicit, Ludovici Regis maiestati nostre factam, tum vero ex liberalitate et clemencia nostra Regia, qua egenis opitulari solemus, domum siue sessionem ciuilem eiusdem
Ioannis, in suburbio Ciuitatis nostre Posonien. In radice montis, inter arcem, et Ciuitatem, iuxta viam, qua itur ad eandem arcem nostram, in acie sitam, in qua idem at presens vnacum vxore et liberis residenciam facere dicitur, vnacum vna ipsius vinea, in promonthorio posonien. existen, aliisque suis pertinen. ab omnibus taxis et contributionibus nostris, tam ordinar. q. extraordinarijs, subsidijsque, et lucro Camere nre, necnon alijs quibuscunque oneribus, et solucionibus ciuilibus, de eadem domo maietti nre.,
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Vel in medium ciuium prouenire deben., nec non solucione nonarum, quam de vinea sua praefata facere tenetur, in perpetuum duximus eximendam et supportan., Imo eximimus et supportamus presencium per vigorem. Quocirca vobis fidelibus nris, Rndo., venerabili, et egregijs
Francisco Thwrzo, Epo. Nitrien. Prefecto, ceterisque Confilarijs Camere nostre hungarice. Item, Comiti, vicecomiti, prouisorique predicte arcis, et Iudicibus nobilium comitatus, nec non Iudici, et quibuslibet officialibus predicte Ciuitatis nre. posonoien,modernis, et futuris, pncium noticiam habituris, harum ferie mandamus firmissime, quantinus a modo deinceps prefatum Ioannem, eiusque heredes et posteritates ad solucionem aliquorum censuum, taxarumque et contribucionum nostr. Siue ordinar. siue extraordinar., subsidiorumque et lucri camerenre, atq. eciam exhibicionem onerum et seruiciorum racione predicte domus in prescripto loco site subeundorum, nec non solucione none racione vinee sue prefate, contra forma. premisse graciose exempcionis nre, nullo vnq. tempore, in persona, aut rebus, et bonis suis quibusuis, impedire, turbare, et molestare nusq. et nullemodo presumatis, nec sitis ausi modo aliquali, psntibus perlectis exhibenti restitutis. Datum in predicta arce nra posonien. vigesima die mensis martij, Anno Domini, millesimo, quingentesimo quinquagesimo secundo, Regnorum nostrorum Romani, vigesimo secundo, aliorum vero vigesimo sexto:
Ferdinandus (L. S.)
Mpr.
Nicolaus Olahus
E. Agrien. mpr.
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Diese Urkunde, welche in dem Archive der K\xF6nigl. freyen Stadt Pre\xDFburg aufbewahret wird, hat Ferdinand der Erste zu Pre\xDFburg den 20ten M\xE4rz 1552 unterzeichnet. Kraft derselben wird das b\xFCrgerliche Haus, oder der Wohnsitz
eines gewissen Johanns des Sohns K\xF6nig Ludewigs, welches in der Vorstadt von Pre\xDFburg, am Fusse des Berges, zwischen dem Schlosse, und der Stadt, an dem Wege n\xE4mlich, der zu dem K\xF6niglichen Schlosse f\xFChret, gelegen, und ein Eckhaus ist, nebst einem Weingarten in dem Pre\xDFburger Gebiehte, und andere Zugeh\xF6rungen, von allen Steuern und Gaben frey gemacht. —
Der ungrische K\xF6nig Ludewig der Zweyte hatte also einen nat\xFCrlichen Sohn.
Mit wem er solchen gezeuget, ist uns bis itzt noch g\xE4nzlich unbekannt. Desto bekannter aber ist das Haus, welches laut der Urkunde, dieser sein Sohn mit seinem Weibe, und seinen Kindern bewohnet, und das der K\xF6nig Ferdinand befreyet hat. Denn nach der Beschreibung in gedachter Urkunde, ist es gewi\xDF kein anderes, als das auf dem K\xF6niglichen Schlo\xDFgrunde unter dem Namen des Edelhofes befindliche Se-letzkische Freyhaus.—
Ludewig der Zweyte war der Sohn K\xF6nig
Wladislaw des Zweyten, dem ihm seine Gemahlinn
Anna, aus dem Gr\xE4flichen Hause Kandale, mit dem Verluste ihres Lebens gebar. Im zweyten Jahre seines Alters ward er zum ungrischen K\xF6nige gekr\xF6net, und sein Vater legte den Eid an seiner Stelle ab. Noch kaum zehn Jahre alt, verlor er diesen seinen Vater, der sterbend seine Erziehung dem
Markgrafen Georg von Brandenburganspach auftrug, der aber als ein sehr wohll\xFCstiger und verschwenderischer Herr, das Herz und die Sitten dieses zarten Prinzen g\xE4nzlich verdarb, ihm einen Abcheu und Eckel f\xFCr allen Staatsgesch\xE4ften beybrachte und in best\xE4ndigen Schwelgereyen und Wohll\xFCsten mit ihm lebte.
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Die Folgen einer solchen ungl\xFCcklichen Regierung' kann man sich leicht vorstellen. Die gr\xF6\xDFten und abscheulichsten Laster wurden ungescheut, und ungestraft ausge\xFCbt, und der K\xF6nig mu\xDFte thun, was seine R\xE4hte wollten. — Ohne Mitleid thut kein Patriot einen Blick in die damaligen betr\xFCbten Zeiten, deren Geschichte, uns sowohl die einheimischen, als fremden Schriftsteller, leider mit so gr\xE4\xDFlichen Farben beschrieben haben. — Im f\xFCnfzehnten Jahre seines Alters heurahtete er die
Enkelinn des Kaisers Maximilian, und Schwester des nachmaligen Kaisers und ungrischen K\xF6niges Ferdinand, Maria; schon im achtzehnten Jahre fieng er an grau zu werden , und als er noch kaum zween Monate \xFCber zwanzig Jahre gelebt hatte, verlor er in der bekannten ungl\xFCcklichen
Schlacht bey Moh\xE1tsch sein Leben.
v. Windisch.