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ZUM GESAMTINHALT

Ungrisches Magazin, Band 2, Heft 1, Text 6 (S. 77-89)
Hrsg. von Karl Gottlieb Windisch
Pre\xDFburg, L\xF6we, 1781
Autor: Karl Gottlieb Windisch
Zuordnung: Geschichte

(P77)

6. Von den Klementinern in Syrmien.


Mit einem Kupfer.

Als der unter dem Namen Skanderberg* bekannte Held Georg Kastriot, sein v\xE4terliches Reich ganzer zwanzig Jahre mit eben so grosser Tapferkeit, als Klugheit wider die T\xFCrken vertheidiget hatte, mu\xDFte er endlich der \xFCberlegenen Macht des Soltan Murad, oder Amurad des Zweyten im Jahre 1447 unterliegen, sein Land der Muht der Feinde Preis geben, und sich mir der Flucht retten.** Da nun die Albanier immer mit der ausnehmendsten Tapferkeit gefochten, und ihre Feinde so oft mit blutigen K\xF6pfen zur\xFCckgewiesen hatten, so wurden sie auch unter ihrer Herrschaft so sehr gedr\xFCckt, da\xDF viele derselben, ihr Schicksal zu erleichtern, den Muhamedanischen Glauben annahmen.

Lange duldeten die noch \xFCbrig gebliebenen Christen alle nur ersinnliche Drangsalen; und da sie schon jede Hoffnung davon befreyt zu werden, aufgegeben hatten, ja, ihren g\xE4nzlichen Untergang bef\xFCrchteten, stund ein Mann unter ihnen auf, der sie zu retten beschlo\xDF. Einem Helden, der unter dem ber\xFChmten Kastriot gedienet hatte, viel Muht und Klugheit besa\xDF, und bey seinen Landesleuten in sehr

*In der t\xFCrkischen Sprache Iskiendir-Beg, ein Name, den ihm der Sultan Murad der Zweyte beylegte, als er sich als Geisel bey demselben aufhielt; und hei\xDFt so viel, als F\xFCrst, oder Herr Alexander.

**Man sehe hievon das Mehrere beym Chalkondylas in Corp. Byzant. T.XXIV.

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grossen Ansehen stand, diesem konnte ein solches Unternehmen nicht mi\xDFlingen. Klement, so hie\xDF dieser Patriot, offenbarte seinen Anschlag einigen seiner Mitb\xFCrger, und diese versammelten gar bald eine Anzahl von beynahe zweytausend standhaft gebliebenen und bewaffneten Albanern, die er im Jahre 1465 mit ihren Familien und allen Habseligkeiten in die unbewohnten und fast unzug\xE4nglichen Gebirge, welche Albanien von Serwien scheiden, gl\xFCcklich f\xFChrte.* — Hier schlugen sie ihre Wohnungen auf, verschanzten und verhackten alle Zug\xE4nge, und richteten einen kleinen Freystaat auf, zu dessen Oberhaupte sie ihren Anf\xFChrer, den tapfern Klement w\xE4hlten. Und daher entstand der Name der Klementiner, welchen ihnen die in ihrem Vaterlande zur\xFCckgebliebenen Landsleute beylegten, und den sie noch bis diese Stunde f\xFChren.** — Die T\xFCrken, die ihre Auswanderung zu hindern, zu schwach waren, berichteten solches an die Pforte, und diese schickte eine Anzahl ihrer V\xF6lker ab, sie in ihren neuen Wohnungen anzugreifen. Aber sie vertheidigten sich nicht nur dazumal, sondern auch in der Folge immer mit der gr\xF6\xDFten Tapferkeit, und vereitelten alle Angriffe ihrer Feinde. Als aber nach der ungl\xFCcklichen Schlacht bey Moh\xE1tsch, welche im Jahre 1526 vorfiel, die Christen fast alle illyrischen L\xE4nder verloren hatten, wurden auch sie gezwungen, den T\xFCrken einen j\xE4hrlichen Tribut von viertausend Dukaten anzubiethen. — Und so blieben sie ganz ruhig auf ihren Gebirgen, trieben die Viehzucht, und vermehrten sich zu

*Dieses Gebirg erstrecket sich von Kamirtzi bis Romi-Vassan l\xE4ngst der serwischen und albanischen Gr\xE4nze, und enth\xE4lt, wenn man eine grade Linie \xFCber dasselbe ziehen wollte, eine L\xE4nge von ungef\xE4hr 15 Stunden.

**Und dieses ist der wahre Ursprung ihres Namens. Einige wollen ihn zwar von dem im Gebirge liegenden Albanischen Distrikte Klementi herleiten, andere aber behaupten, da\xDF er von dem Bischofe Klemens, der sie im zw\xF6lften Jahrhunderts zur christlichen Religion bekehret haben soll, herr\xFChre. Es ist aber gewi\xDF, da\xDF Albanien schon vor dem achten S\xE4kulo der christlichen Religion zugethan war.

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einem ansehnlichen Volke. Endlich wurden sie im Jahre 1737 nebst sehr vielen bosnischen, bulgarischen und albanischen Familien, durch den griechischen Patriarchen zu Belgrad, Arsenius Joanowitsch, zur Auswanderung nach Serwien beredet. Bis zwanzigtausend dieser Leute versammelten sich an den f\xFCr sie bestimmten Ort Vailowa an dem Fl\xFC\xDFchen Kolubra, sie wurden aber von den T\xFCrken \xFCberfallen, und bis auf beyl\xE4ufig tausend Mann niedergehauen. Unter denen, die sich durch die Flucht retten konnten, befanden sich auch bey dreyhundert Klementiner, nebst ihren Weibern und Kindern, welche sich nach Belgrad wendeten, und hernach unter der Anf\xFChrung eines ihrer Geistlichen, Namens Suma* in Syrmien ihren Sitz aufschlugen, wo sie in der Gegend von Mitrowitz, die D\xF6rfer Herkofze und Nikinze, beyde nicht weit vom Sawastrome, anlegten.** Beyde dieser D\xF6rfer sind ganz h\xFCbsch, und gut gebaut, auch mit Kirchen versehen, in welchen die Franziskanerm\xF6nche den Gottesdienst verrichten; und da sie alle der R\xF6mischkatholischen Religion zugethan sind, auch die Messe in der lateinischen Sprache halten.

Die Klementiner bestehen aus sechs Familien, (Fisz) wovon in jedem besagter D\xF6rfer, drey derselben wohnen. Ihre Sitten sind zwar, so wie die der Morgenl\xE4nder,

*Dieser Suma  bekam deswegen den Titel eines Erzbischofs, und 1800 Ksl. j\xE4hrliche Pension von unserm Hofe, die er zu Essek verzehrte, wo er bis zum Jahre 1775 lebte. Er soll in der Geschichte sehr gut bewandert gewesen seyn.

**Herr von Taube giebt in dem dritten Buche seiner Beschreibung des K\xF6nigreichs Slawonien irrig f\xFCnf D\xF6rfer an, die sie bewohnen sollen. So glaubt dieser Schriftsteller auch, da\xDF dieses Volk ein Uiberbleibsel der alten urspr\xFCnglichen Illyrier sey, von welchen noch viele auf dem Gebirge Zeraunis, oder Montenegro wohnen. Aber, au\xDFerdem, da\xDF diese sich der raitzischen Mundart, und dabey eines verdorbenen W\xE4lsches bedienen, wovon die Klementiner nicht ein Wort verstehen, sondern die allgemeine albanische Sprache reden; so bedienen sich auch die Montenegriner der illyrischen Kleidung, die Klementiner aber kommen darinnen nur mit den Albanern gr\xF6\xDFtentheils \xFCberein. Und \xFCber die\xDF, so sind jene alle der morgenl\xE4ndischen, diese aber der abendl\xE4ndischen Kirche zugethan.

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ziemlich roh, aber doch nicht wild. Ihr Gem\xFChtscharakter ist Ehrlichkeit, Treue, Verschwiegenheit, und Neigung zum Kriege; ihre Fehler aber sind Rachgierde und J\xE4hzorn.

Sie verheurahten sich sehr jung, die M\xE4nner meist schon im zwanzigsten, die M\xE4gdchen aber im 13. bis 14. Jahre. Aber nie heurahtet ein Klementiner eine andere, als eine seiner Nation, und eben so wenig ist es ihren Weibspersonen erlaubt, einen Fremden zum Manne zu nehmen. Und daher sind sie noch bis diese Stunde unvermischt geblieben. Ihr Wuchs ist ansehnlich und schlank, mehr gro\xDF als mittelm\xE4\xDFig, und ihre Gesichtsbildung sehr regelm\xE4\xDFig und angenehm, so, da\xDF man einen Klementiner von einem Illyrer sehr leicht unterscheiden kann. Die Weibspersonen sind in ihrer Jugend ausnehmend sch\xF6n und reitzend; und daher sind die M\xE4nner auf ihren Besitz auch sehr stolz, und bis zur Raserey eifers\xFCchtig. Es ist daher nicht rahtsam, selbst am hellen Tage mit einer Klementinerinn ohne Zeugen zu sprechen, denn, wenn der Mann dazu k\xE4me, w\xFCrde man Gefahr laufen, auf der Stelle ermordet zu werden.

Nahe Anverwandte wohnen meist in einem Hause beysammen, woraus denn oft sehr zahlreiche Familien von drey\xDFig und mehr Personen entstehen. Ihre H\xE4user sind aber auch meist ger\xE4umig, und sehr reinlich. — Ihre Kost ist zwar nicht lecker, aber doch nicht so elend und armselig, als der nicht uniirten Illyrer ihre. Die meisten Speisen richten sie mit K\xE4se zu; sie lieben auch den Trunk, und selbst ihre Sch\xF6nen k\xF6nnen nur selten dieser Neigung widerstehen, sie suchen jedoch ihr Lieblingsgetr\xE4nke, den Brandwein (Rakie) mit Honig lieblicher zu machen.

Ihre Handthierung ist der Feldbau, und die Viehzucht, besonders der Schaafe, wovon sie eine sehr sch\xF6ne Art mit feiner Wolle mit sich aus Albanien gebracht haben, die in Syrmien unter dem Namen der Klementinerschaafe

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durchgehends bekannt sind. — Die Weiber arbeiten zu Hause, sie spinnen, weben, und verfertigen selbst alle ihre Kleidungsst\xFCcke. Sie besitzen auch die Kunst ihre Wolle mit dem Safte verschiedener Kr\xE4uter \xFCberaus sch\xF6n zu f\xE4rben, welches ihnen zu ihren bunten Kleidern sehr wohl zu statten k\xF6mmt.

Ihre Kleidung, besonders des weiblichen Geschlechts ist ziemlich sonderbar. — Die M\xE4nner bedecken den Kopf mit einer kleinen rohten M\xFCtze, die denen, welche die Weltpriesier auf ihrer Tonsur tragen, v\xF6llig \xE4hnlich ist, nur da\xDF sie oben eine kleine Qwaste zieret. Ihre Hahre sind kurz geschnitten, und um den Hals binden sie ein St\xFCck schwarzen Krausflor. Uiber dem Hemde tragen sie einen Rock ohne Aermel, der bis an die Knie reichet, meist von rohter Farbe ist; und um ihn desto leichter \xFCber den Kopf werfen zu k\xF6nnen, hat er oben bis an das Ende der Brust eine Oefnung. Uiber diesen Rock ziehen sie noch eine kurze Jacke an, die nur bis an die H\xFCfte reicht, und einen Umschlag hat, der mit vielen kleinen runden Kn\xF6pfen, und runden Schn\xFCren, fa\xDFt wie die Pelze der Hussaren, besetzt ist. Um die Lenden g\xFCrten sie eine lange Binde, die etlichemal herumgewunden wird, und um die F\xFC\xDFe wickeln sie bunte wollene Zeuge so nett, da\xDF man sie leicht f\xFCr Str\xFCmpfe halten k\xF6nnte; an den F\xFC\xDFen aber tragen sie Bundschuhe (Op\xE1nki) welche sehr gut gemacht, und mit schmalen zusammgedrehten Riemen \xFCberaus k\xFCnstlich zusammgeschn\xFCrt sind. — Ihre Waffen bestehen in einen sogenanmen Pusztov\xE1n, der aus einer me\xDFingnen oder eisernen Kugel bestehet, durch deren Mitte ein etwan anderthalb Schuhe langer Stiel gesteckt, und fest gemacht wird. Diesen f\xFChren sie in der rechten Hand, und wissen sich desselben mit vieler Geschicklichkeit zu bedienen. In ihrem G\xFCrtel tragen sie ein t\xFCrkisches Messer, und eine Pistole: an der linken Seite einen ungrischen S\xE4bel, und \xFCber dem R\xFCcken eine Flinte, womit sie auf dreyhundert Schritte meist sicher treffen. Mit diesen Waffen, und der

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beschriebenen Kleidung erscheinen diejenigen, welche Soldaten sind, nur bey Gastmahlen, Hochzeiten, T\xE4nzen, und andern Feierlichkeiten, denn sonst tragen sie gleich den \xFCbrigen Kaiserl. K\xF6nigl. Gr\xE4nzsoldaten ihre ordentliche Montur. — Aber, sowohl mit diesen als jenen Waffen sind die Klementiner \xFCberaus tapfre und unerschrockene Soldaten, die keine Gefahr scheuen. — Sie geh\xF6ren zum Bezirke des Peterwardeiner Regiments, und stellen eine Kompagnie Infanterie, und eine halbe Kompagnie Hussaren.

Die Tracht der Frauenzimmer dieses Volks, ist eine der sonderbarsten. Der Pfau, und selbst der Regenbogen ist nicht so buntf\xE4rbig, als eine Klementinerinn in ihrem Aufputze. Die K\xF6pfdecke der M\xE4gdchen (Rubb) ist ein seidenes Schnupftuch mit abwechselnden gelben und rohten Qwasten (Tuff) besetzt, welches \xFCber das Genicke herab h\xE4ngt. Die Haupthahre theilen sie auf den Scheitel bis zum Genicke gleich ab, und flechten aus jedem Theile drey Z\xF6pfe, welche sie \xFCber die Schultern h\xE4ngen lassen. Auf dem Wirbel des Kopfes sind kleine St\xFCckchen vom d\xFCnnen silbernen Bleche, Blumen, und verschiedene andere Zierrahten eingeflochten. Die Weiber aber setzen meist einen Mannshut auf, der von dem unsrigen nur darinnen unterschieden ist, da\xDF die Stulpen mit wei\xDFen B\xE4ndern aufgezogen sind. — Das Halsband (Posch) besteht aus vielen Schn\xFCren von Korallen, oder Glasperlen; der Vorderleib aber vom Halse bis zum G\xFCrtel ist mit Geld behangen, wobey sie sich in Ansehung der M\xFCnzen nach einer gewissen Symmetrie zu richten pflegen. Der Wamms (Ling) aus feinem rohten Tuche, reicht bis an die Schenkel, und wird nur beym Nabel mit einem Knopfe zugemacht. Er ist rund herum mit Fransen besetzt, und die Aermel daran reichen nur bis zum Ellnbogen; von da aber bis zur Hand sind ihre Aerme eben so, wie die F\xFC\xDFe, mit buntem wollenen Zeuge umwunden. Die Fransen dieses Wamms sind zugleich mit jenen kleinen Meermuscheln be-

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setzt, die man in Deutschland Natterk\xF6pfe nennt, mch mit welchen man in Ungern die Reitzeuge auszieret. Zwischen den Schultern und dem Ellnbogen sind \xFCberdie\xDF viele Sch\xE4llen angen\xE4ht, so, da\xDF wenn ein paar Klementinerinnen mit einander gehen, ein Gel\xE4ut wie beym Schlittenfahren entstehet. Vielleicht geschiehet die\xDF in der Absicht, die Mannsbilder auf ihre Gegenwart aufmerksam zu machen. — Uibrigens ist der ganze Wamms \xFCberall mit gelben, rohten und gr\xFCnen Glassteinchen ausgeschm\xFCckt, zwischen welchen hin und wieder wei\xDFe Glasperlen in der Gestalt eines R\xE4dchens (Rueta) zusammengesetzt erscheinen; besonders aber sind die Aermel mit dergleichen R\xE4dchen, und au\xDFer diesen mit silbernen Tressen (Tschirip) und vielen scheckichten seidenen Qwasten gezieret. Sie tragen einen doppelten Gurt, einen breitern n\xE4mlich (Poszt\xE1t) vom rohten Tuche, und auf diesem einen schm\xE4lern (Brenz) von Leder, mit vielen aufgen\xE4hten eisernen Kn\xF6pfen, und einer herabhangenden d\xFCnnen eisernen Kette. Statt des Rockes haben sie vorne eine Sch\xFCrze, (Pokoina) die aus einer dichten Reihe von gelben und rohten wollenen Strickchen, die bis an die Schienbeine reichet, besteht; hinten aber ein herabhangendes seidenes Tuch. (Funtling). Die Beine umwickeln sie eben so, wie die M\xE4nner, und an den F\xFC\xDFen tragen sie gleichfalls vorbeschriebene Opanken. Ihr Hemd, (Kemisch) welches bis an die Waden reicht, ist sehr eng, und unter demselben haben sie noch einen groben Unterrock von wollenem Zeuge an. —

Ihre T\xE4nze sind ebenfalls ganz sonderbar. Ehe sie angehen, stellen sich M\xE4nner und Weiber in zwo Reihen einander gegen \xFCber. Jede der Weibspersonen legt den linken Arm auf die rechte Schulter der ihr am n\xE4chsten stehenden, und sogleich fangen sie auch an, mit heller und durchdringender Stimme, und in lauter monotonischen Trillern zu singen. Bald darauf treten zween M\xE4nner mit entbl\xF6\xDFten S\xE4beln in der Hand, und zwo Pistolen in dem Gurte hervor. Wenn diese nun eine ziemliche Welle

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die possirlichsten Spr\xFCnge gemacht haben, k\xF6mmt eine Weibsperson aus der Reihe der \xFCbrigen hervor, die in jeder Hand ein seidenes Schnupftuch empor h\xE4lt, sich aber nicht vom Flecke bewegt, sondern sich best\xE4ndig, und mit den wunderlichsten Geb\xE4rden bald gegen den einen, bald gegen den andern T\xE4nzer kehret; und um sie springen diese ohne Takt, und ohne alle Regel wie Unsinnige herum. — Und dieses alles ohne Pfeife, Dudelsack, oder andere Instrumente, die sie gar nicht kennen, sondern sich allein des Gesangs bedienen, deren Inhalt die tapfern Thaten einiger alten Helden ihrer Nation, besonders aber des unter dem Namen Skanderbeg bekannten F\xFCrsten Georg Kastriot sind.

Ihre Sprache ist die Albanische, welche mit keiner der orientalischen, oder abendl\xE4ndischen einen Zusammenhang hat.* Ihre Buchstaben aber sind die lateinischen, wor\xFCber sie jedoch viele Tonzeichen setzen. Besonders aber kann der Buchstabe Z in keiner der europ\xE4ischen Sprachen durch einen gleichlautenden Ton ausgedr\xFCckt werden. Er hat mit dem ungrischen z etwas Aehnliches, aber nie k\xF6nnen es Fremde so weit bringen, den eigentlichen Klang dieses Buchstaben auszusprechen.

*Der Herr Professor Thunmann h\xE4lt die Albaner f\xFCr Nachk\xF6mmlinge der alten Illyrer, und ihre Sprache f\xFCr die altillyrische. Dieses hat auch schon vor ihm der ber\xFChmte Freyherr von Leibnitz behauptet; es scheint aber, da\xDF die\xDF Herr Thunmann nicht gewu\xDFt hat, weil er dessen mit keinem Worte gedenket. In des besagten Freyherrn v. Leibnitz Epistolis ad diversos, die Christian Kortholt zu Leipzig 1734 in Oktav herausgegeben hat, ist der 224igste, und folgende Brief an Marturin Veyffiere le Croze gerichtet, die beyde von der albanischen Sprache handeln, in welcher dieser Gelehrte Spuren von der scythischen, deutschen und ungrischen zu finden glaubt. Da\xDF er aber in der letzteren nicht sonderlich bewandert gewesen, erhellet aus folgender, das albanische Wort Tschisma betreffenden Stelle, auf der 408ten Seite, welche also lautet: „Les bottes telles que les Hongrois ont coutume de porter, sont appell\xE9es Citmes a Vienne, selon la Pronunciation italienne, c'est-\xE0 dire tschismes, ainsi il faudroit examiner si ocrea n'est pas tschisme chez les Hongrois, ou chez quelque autre peuple voisin, comme chez les Albanois."

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Zur Probe will ich einige klementinische W\xF6rter* und Redensarten, nebst dem Vaterunser hieher setzen, die aber so, wie ich sie geschrieben, nach der deutschen Ortographie gelesen, und ausgesprochen werden m\xFC\xDFen.**

1. Namen der Zahlen: Nja, eins; due, zwey;, tre, drey; katter, viere; penss, f\xFCnfe; jascht, sechse; scht\xE1t, sieben; tet, achte; not, neune; iviet, zehne; nischet, zwanzig; trioviet, drey\xDFig. —

2. Namen einiger Nationen: Madschar, ein Unger; Njemtz, ein Deutscher; Turk, ein T\xFCrk; Schlav\xE1k, ein Slowak; Schkje, ein R\xE1tz; Harvat, ein Kroat; Bugartsch, ein Walach; Madjub, ein Zigeuner; Harap, ein Mohr. —

3. Namen gewisser Zeiten: Dje, gestern; fsot, heut; nesser, morgen; paradje, vorgestern; Dinni, der Winter; Vera, der Sommer; Prodvera, der Fr\xFChling; Vieschta, der Herbst; Dita, der Tag; Promea, der Abend; Natta, die Nacht; Evdiel, der Sonntag; Ehonni, Mondtag; Emart, Diensttag; Emkur, Mittwoch;

*Besagter Herr Prof. Thunmann hat in seiner Untersuchung \xFCber die Geschichte und Sprache der Albaner und Walachen, S. 177-238 ein Wortregister von 1070 albanischen Vokabeln einger\xFCckt, welches er aus des Theodor Anastasius Kowalliotis, des Protopapa, oder vornehmsten Geistlichen zu Moschopolis in Makedonien, 1770 zu Venedig bey Antonio Bortoli gedruckten [...] entlehnst hat. — Hier mu\xDF ich noch gleichsam im Vorbeygehen melden, da\xDF Franciskus Blandus ein Lateinisch-Albanisches Lexikon zu Rom 1635 herausgegeben, und da\xDF Pietro Budi di Pietra Bianca eine Albanische \xDCbersetzung des Bellarminischen Katechismus gemacht, die in der Druckerey der Congregation de propaganda zu Rom 1664 erschienen ist. Auch von ihm ist eine Grammatik von dieser Sprache vorhanden, die aber nebst den vorgemeldten B\xFCchern sehr rar ist.

**Ich habe solche sowohl, als einen guten Theil dieser Nachrichten der sch\xE4tzbaren Freundschaft des gelehrten und verdienstvollen Herrn Magister Daniel Cornides zu verdanken, der vor ungef\xE4hr f\xFCnf Jahren, selbst zu Herkofze war, und dem obige W\xF6rter und Redensarten durch einen von der Congregation de propaganda dahin abgeordneten Mission\xE4r, einen Franziskaner aus Italien, Namens Pater Candido in die Feder diktiret worden.

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Eenti, Donnerstag; Epratti, Freytag; Eschtule, Sonnabend.

4. Namen einiger Thiere: Tyen, der Hund; Matz, die Katze; K\xE1l, das Pferd, Ka, der Ochs; Lop, die Kuh; Ujk, der Wolf, Harusch, der B\xE4r; Laff, der L\xF6we; Orlin, der Adler; Korb, der Raab; Pat, die Gans; Djet, der Hahn; Peschtsch, der Fisch. —

5. Namen der Gliedma\xDFen des menschlichen Leibes: Kruet, der Kopf; Ss\xFC, das Aug; Vetula,die Augenbr\xE4une; Pentessneit, dieAugenschaalen; Wescha, das Ohr; Metie, das Geh\xF6r, Hunde, die Nase; Miekra, das Kinn; Bultschi, die Backen; Bal, die Stirne; Fatje, das Antlitz; Pertsche, die Hahre; Bus, die Lippen; Djuna, die Zunge; Tschieltza, der Gaum; Zeap, die Z\xE4hne; Tjafa, der Hals; Kapzeri, die Gurgel; Krahi, oder Dora, der Arm; Br\xFCli, der Ellenbogen; Loni, die Elle der Ellenbogen; Schpina Dors, der obere Theil der Hand; Schplak,die flache Hand; Gischtja, der Finger; Dj\xFCt\xFCra, das Glied am Finger; Fua, der Nagel am Finger; Parmsat, die Brust; Brid, die Ribbe; Plonssi, der Bauch; Semra, das Herz; Buschkni, die Leber; Buschkni tebara, die Lunge; B\xF6sa, der Hintern; Kar, das m\xE4nnliche Glied; Heret, die Hoden; Piss, die weibliche Schaam; Lescht, die Hahre an der Schaam; Koma, der Fu\xDF; Kofscha, das dicke Bein; Djuni, das Knie; Gaschtajdjunit, der Knieapfel; Gischta tekoms, die Z\xE4hen am Fusse \xFCberhaupt; Gischtimat, die grosse Z\xE4he; Fempra, die Ferse. —

6. Namen einiger Verwandtschaften: Niri, der Mensch; Trimm, der Mann; Grue, das Weib; Waitza, das M\xE4gdchen; At, der Vater; Nonna, die Mutter; Bla, der Bruder; Ibiri, der Sohn; Ebbia, die Tochter. —

7. Einige Taufnamen: Iv\xE1ni, Johann; Prel oder Tyetri, Peter; P\xE1li, Paul; Dre, Andres; Ja-

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kovi, Jakob; Lulaschi, Lukas; Mara, Maria; Lisa, Elisabeth; Dil, Tekla; 0nyd, Anna. —

8. Theologische, und Schulsachen: Lumisot, Gott; Parisi, das Himmelreich; Drety, der Teufel; Peschkvia, die H\xF6lle; Kischa, die Kirche; Frat, der Pfaff; Kr\xFCtsch, das Kreuz; Mordja, der Tod; Wore, das Grab; Letter, das Buch; Slob, der Buchstab. —

9. Einige Speisen und Getr\xE4nke: Buk, das Brod; Misch, das Fleisch; Tl\xFCen, die Butter; Gy\xE1s, der K\xE4s; Mola, der Apfel; Darda, die Birne; Kumbula, die Zwetschke; Kirschia, die Kirsche; Wen, der Wein; Piva, das Bier; Uj, das Wasser. —

10. Haus, und Hausger\xE4htschaften: Schtpia, das Haus; Soba, das Zimmer; Dera, die Th\xFCre; Asztali, der Tisch; Stoli, der Stuhl; Schtrati, das Bett; Furumi, der Ofen; Brischk, das Taschenmesser; Fik, das Tafelmesser; Filuschke, die Gabel; Lug, der L\xF6ffel; Mascktek, die Sch\xFC\xDFel; Schabbe, der S\xE4bel. —

11. Farbenamen, nebst andern Beyw\xF6rtern: Si, schwarz; bar, wei\xDF; kuty, roht; mur, blau; ver, gr\xFCn; kaltu, gelb; scheschkim, braun; ilgua, krank; schtosch, gesund; set, warm; stost, kalt; mir, gut; irun, schlimm; schum, viel; pak, wenig; schovt, kahl. —

12. Namen einiger Professionisten: Scholdat, der Soldat; Doctori, der Arzt; Moleri, der Maler; Sidari, der Maurer; Schuschteri, der Schuster; Schnaideri, der Schneider; Tischleri, der Tischler; Zimmermanni, der Zimmermann; Kovatsch, der Schmied; Weknari, der Weber. —

13. Allerley andere Benennungen: Tschielt, der Himmel; Dieli, die Sonne; Honna, der Mond; Ulini, die Sterne; Deti, das Meer; L\xE1dja, das Schif; Uschtri, der Krieg; Pustohi, der R\xE4uber; Ikm\xFCe,der Narr; Kurva, die Hure; Mal, der Wald; Tedaschdun, die Liebe; Irenim, der Zorn; Katundi, das Dorf;

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Djutedia, die Stadt; Kral, der K\xF6nig; Kralitza, die K\xF6niginn.

14. Einige Redensarten: Milne Schtrascha, guten Morgen; Mili Proma, guten Abend; Tmile nat, gute Nacht; Se kej siet? Wie haben Sie geschlafen? Si je aje schtosch? Sind Sie gesund? Sie kien ajekjen schtosch? Warst du gesund? Kadar sot\xFCn! Gott Lob! Si ankjen sonya e sotnyija, a jon kien schtosch? schtosch kadar sot\xFCn! War die gn\xE4dige Frau, und der gn\xE4dige Herr gesund? Gesund, Gott Lob! Mil sere, willkommen; Ura e par, gl\xFCckliche Reise! Kios schtosch! Lebe wohl! Sot\xFCn tavascht odene par! Gott gebe dir eine gl\xFCckliche Reise! Un jes i puschtua, ich verbleibe ein Diener; Ti tyen! o du Hund! Ti imalkua! du verdammter Kerl! Schpormu s\xFCsch tmat dretyi! Hohl dich der Teufel! S\xE1mot jetyen ne Herdel? Wie lang waren Sie in Siebenb\xFCrgen? Pakmot, eine kurze Zeit; Si tfon t\xFC? Wie hei\xDFest du? Apongdo moa? Hast du mich lieb? Si song sae? Wie hei\xDFt man die\xDF? Di mir Clementischt, ich kann gut Klementinisch; ke diun makaona, diese Sprache liebe ich; fort makaona ket niri, ich habe den Menschen recht gern.

15. Einige Muster des Konjungirens: Un edoa, ich liebe; tin do, du liebest ; ave do, er liebet; na duam, wir lieben; ju doni, ihr liebet; atta duen, sie lieben, — Ein anderes: Un poha, ich esse; ti poha, du issest; au poha, er i\xDFt; na poham, wir essen; ju pohanni, ihr esset; atta pohan, sie essen; un kongran, ich habe gegessen; ti kegran, du hast gegessen; au kagron, er hat gegessen; na kengron, wir haben gegessen; ju kenigron, ihr habt gegessen; atta kangron, sie haben gegessen. Un duame gran, ich werde essen; ti domegran, du wirst essen; au domegran, er wird essen; na doemegran, wlr werden essen; ju donimegran, ihr werdet essen; atta duonmegran, sie werden essen. — Noch ein anders: Un popi, ich trinke; ti popi, du trinkest; an

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popi, er trinkt; na popim, wir trinken, ju popinni, ihr trinket; atti popi, sie trinken. Un konpi, ich habe getrunken; ti kepin, du hast getrunken; au kapi, er hat getrunken; na kempi, wir haben getrunken; ju kennipi, ihr habt getrunken; atta kanpi, sie haben getrunken; Un duamepi, ich werde trinken; ti domepi, du wirst trinken; au domepi, er wird trinken; na doamepi, wir werden trinken; ju donimepi, ihr werdet trinken; atta duonmepi, sie werden trinken.

16. Das Vater unser: at \xFCn tschi ie mb tschielt, Vater unser, der du bist im Himmel, schenten\xFCn kiofte enneni tat, geheiliget werde dein Name, art regenia j\xF3te, zu uns komme dein Reich, ubaste volundeschia jote, dein Wille geschehe, sikuur mb tschielt, mb zee, wie im Himmel, also auch auf Erden, buken tank teper ditzimem eppna schode, unser t\xE4glichs Brod gieb uns heut, e enneana ndiei faitoresi tan, wie auch wir vergeben unsern Schuldnern, e moss ne le meram mb ato ketsch, und f\xFChre uns nicht in Versuchung, pro na larg\xF3 se schketye, sondern erl\xF6se uns von dem Uibel. Assto kiofte. Amen, oder von Wort zu Worte: Es geschehe also!

v. Windisch.
Topic revision: r28 - 29 Nov 2011, KatalinBlasko
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