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ZUM GESAMTINHALT

Ungrisches Magazin, Band 3, Heft 3, Text 16 (S. 257-267)
Hrsg. von Karl Gottlieb Windisch
Pre\xDFburg, L\xF6we, 1783
Autor: Stefan Sch\xF6nwisner
Zuordnung:

(p257)

16. Versuch einer Aufl\xF6sung der unter der siebenten Nummer im ersten St\xFCcke des dritten Bandes dieses Magazins, auf der 126ten u. folg. Seiten aufgeworfenen Preisfrage.

An den Herausgeber

(Mit einem Kupfer)

Ich halte dieses St\xFCck f\xFCr ein Siegel, das man, bulla aerea nennen kann. Die Form desselben, und der oben durchgebohrte Kopf beweiset, da\xDF es von einem Diplome, oder von einer andern \xF6ffentlichen Urkunde herabhieng. Die Umschrift l\xE4\xDFt auch nicht zweifeln, da\xDF es unter der Regierung eines der drey Ungrischen K\xF6nige, welche aus dem Arpadischen Stamme den Namen Andreas f\xFChrten, im Gebrauche war. — Wie aber? h\xF6re ich Sie sagen, ein k\xF6nigliches Siegel von Aerz in Ungern? Ist es denn nicht weltbekannt, da\xDF die Siegel unsrer K\xF6nige, allzeit auf Wachs, oder

(p258)

auf Gold gepr\xE4gt wurden? — Ja, die\xDF ist jedermann bekannt; aber wer ist im Stande zu beweisen, da\xDF ausser diesen zwo Materien, keinem unsrer ersten K\xF6nige erlaubt gewesen, sich zu ihren Siegeln auch einer dritten zu bedienen? Denn, wo stehet ein solches Gesetz geschrieben? - Vielleicht in dem V\xF6lkerrechte? Gewi\xDF nicht, denn man weis, da\xDF auch Siegel vom Bley und Silber, und zwar von jenem sehr oft, von diesem aber zuweilen im Gebrauche waren. Ja, man ist auch schon \xFCberzeugt, da\xDF die Herren le Moine, und Battoney unrecht haben, wenn sie in ihrer praktischen Anweisung zur Diplomatik behaupten wollen, da\xDF Gold, Silber, Bley und Wachs von verschiedenen Farben, die einzigen Materien alter glaubw\xFCrdiger Siegel gewesen sind. * ) — Die Siegel, der alten K\xF6nige von D\xE4nemark waren von Aerz ** ), und dennoch glaubw\xFCrdig. Wollen Sie noch andere Beispiele, besonders von alten ehernen Siegeln haben? so wird Ihnen der ber\xFChmte Heineccius eines in seinem Werke de Sigill. p. 114. aus dem k\xF6nigl. D\xE4nischen Kabinete von einem griechischen F\xFCrsten Alexander ausweisen; ein anderes aber von eben diesem Metalle werden Sie in dem Tagebuche Italiens beschrieben finden, welches der Alesia, einer Markgr\xE4finn von Montserrat eigen war. Ja, Sie d\xF6rfen nicht einmal diese fremden B\xFCcher durchbl\xE4ttern. Einer von unsern gelehrten Patrioten selbst, der bekannte Mathias Bel, kann Ihnen diesen Zweifel auf einmal aufl\xF6sen. Schlagen Sie in seinem Buche, welches sich Hungariae antiquae et novae Prodromus betitelt, nach, und Sie werden daselbst auf der 66ten

*) Le Moine prakt. Anweisung, S. 63.

**) Neues Lehrgeb\xE4ude der Diplomatik, 5ter Theil, auf der 436 Seite.

(p259)

Seite finden, da\xDF dieser grosse Mann schon vorher ein Siegel von Aerz, (dullam aeream) entdecket hat. —

Und, nun haben wir schon zwey alte Siegel von Aerz, welche mit dem Bildnisse, und mit dem Namen Andreas prangen. — Aber, welch ein grosser Unterscheid l\xE4\xDFt sich an denselben bemerken! Das beym Bel ist ganz rundf\xF6rmig, und hat diese Umschrift: + ANDREAS DEI GRACIA UNGARIORUM REX. In der Mitte ist die Figur eines sitzenden K\xF6nigs, welcher mit der rechten Hand einen Zepter, in der linken aber die Weltkugel h\xE4lt, und mit einer sonderbaren Krone gezieret ist. Auf dem unsrigen aber raget das Haupt des stehenden K\xF6nigs, und beyde Aerme \xFCber die R\xFCndung hinaus. Die Inschrift aber hei\xDFt: ANDREAE REGIS FLORESCAT CVLMEN HONORIS. Ich sage: florescat culmen, und nicht so, wie Ihr Korrespondent gelesen hat: FLORET MVNIMEN; weil die bey dem verletzten Zwischenraume abgebrochenen W\xF6rter FLORESC - - - LMEN genugsam beweisen, da\xDF die erster Erg\xE4nzung der letztern vorzuziehen sey. — Die Waffen, welche hier der stehende K\xF6nig in den H\xE4nden, und an seiner Seite hat, ja die Kleidung selbst, ersetzen das, was der Umschrift fehlet, n\xE4mlich, da\xDF, hier kein anderer Andreas als der K\xF6nig von Ungern zu verstehen sey. Nun, aus der so grossen Verschiedenheit dieser zwey Siegel erhellet von selbst, da\xDF solche auch von verschiedenem Zeitalter, folglich von zween verschiedenen K\xF6nigen, welche unter dem Namen Andreas in Ungern regierten, seyn m\xFC\xDFen.— Es entstehet also die Frage, welches von diesen beyden Siegeln \xE4lter sey? unseres, oder das Belische? Bel glaubte zwar von dem seinigen, da\xDF, es Andreas dem Zweyten zugeh\xF6re. Aber, seine Muhtmassung hat einen falschen Grund, weil er der Meynung war, da\xDF der Ausdruck Ungariorum

(p260)

Rex nur unter der Regierung dieses K\xF6niges \xFCblich war; * ) da es doch gewi\xDF ist, da\xDF Andreas der Zweyte in allen seinen Diplomen nicht Ungariorum, sondern VNGARIAE REX geschrieben wird. Ja man weis, da\xDF die\xDF nur unsern ersten K\xF6nigen, die im eilften Jahrhunderte regierten, gebr\xE4uchlich war, sich Ungrorum, Ungariorum, Ungarorum Rex zu schreiben. Daher man auch bey dem Lambertus Schaffnaburgensis, einem gleichzeitigen Chroniker, diese Worte vom Andreas, dem Ersten ausdr\xFCcklich, liest: Andreas Rex Ungariorum videns Belem quendam propinquum suum regnum affectare, & Ungarios &c. ** ). — Kurz: ich bin versichert, da\xDF das Belische Siegel wirklich vom K. Andreas dem Ersten sey, und das zwar nicht nur wegen der Umschrift, sondern auch wegen der Form des Siegels und wegen der gepr\xE4gten Figur des K\xF6nigs, wo alles den Geschmack des eilften Jahrhunderts verr\xE4ht. Dieses runde Kupferblatt mu\xDFte r\xFCckwerts ein H\xE4ckchen gehabt haben, mit dem es an das Diplom befestiget war, weil es oben nicht so, wie das unsrige gestaltet, und durchl\xF6chert ist. Ein Zeichen, da\xDF es wirklich vom K. Andreas den Ersten, sein Daseyn hat, unter dessen Regierung, die herabhangenden Siegel noch nicht im Gebrauche waren. Die Gestalt der Krone ist allhier von eben der Art, welche man auf dem Haupte des Ungrischen K\xF6niges Salomon, der Andreas des Ersten einziger Sohn war, auf dessen silbernen Denariis erblicket. Nur Schade, da\xDF Bel dieses seltene St\xFCck nicht v\xF6llig nach dem Originale ab zeichnen lassen, sondern dem Maler und Kupferstecher erlaubet hat, sowohl die Buchstaben auf der Umschrift, als die Zuge auf dem Bildnisse zu verbessern, damit

*) Belius de antiq. Ung. prodrom. p. 66.

**) Lambert Schaffnab. ad ann. 1061.

(p261)

es angenehmer in die Augen fallen m\xF6chte. — Wo dieses Siegel itzt aufbehalten wird, ist mir unbekannt. Bel sagt, da\xDF er es von dem P. Stephanus Paullus Munk\xE1tsy bekommen habe. Aber, wer es auch immer besitzt, der w\xFCrde dem gelehrten Publikum keinen geringen Gefallen erweisen, wann er solches vollkommen so, wie es ist, ohne alle Verzierung abzeichnen, und in Kupfer stechen lie\xDFe. Unser Kupferblatt k\xF6nnte ihm zum Muster dienen, auf dem wir den K\xF6nig Andreas den Zweyten, so roh und einf\xE4ltig abgezeichnet vorstellen, wie er wirklich auf seinem ehernen Siegel gepr\xE4get ist. Ich sage Andreas den Zweyten lieber, als den Dritten, weil es von jenem ohnehin bekannt ist, da\xDF er zum Gebrauche seiner Siegel nicht nur das Wachs, sondern auch das Metall anzuwenden pflegte. — Man weis, da\xDF er die Best\xE4tigung der Ungrischen Freyheit in sieben Exemplaren verfertigen, und jedes derselben mit seinem goldenen Siegel befestigen lie\xDF * ). Daher ist es wahrscheinlich, da\xDF es eben dieser K\xF6nig sey, der au\xDFer dem Wachse und Gold, als gew\xF6hnlichen Materien seiner Siegel, sich gefallen lassen, dazu auch das Aerz zu gebrauchen. Vielleicht geschah die\xDF dazumal, als er von seinem Kreuzzuge zur\xFCckkam, und seine Schatzkammer sowohl, als seine Finanzen in der gr\xF6\xDFten Verwirrung, und fast v\xF6llig ersch\xF6pfet fand; wie er sich deswegen selbst in einem Schreiben an den Pabst Honorius beklaget.*) — Gewi\xDF das Bildni\xDF des K\xF6nigs auf diesem unserem Siegel reimt sich mit dieser meiner Muhtmassung eben so \xFCbel nicht. Denn er stehet da ohne Zepter, und ohne der gew\xF6hnlichen Weltkugel, nur mit einer Streitaxt, und mit einem Kreuze,

* S. Pray Annal. Reg. Ung. Tom. I. p. 214.

(p262)

welches einem Hammer * ) gleicht, in seinen H\xE4nden, und an seiner Seite sieht man hier einen Dolch in der Scheide, und dort einen Schild aufrecht stehen. Er selbst ist geharnischt, und mit keinem andern k\xF6niglichen Zeichen, als mit einer offenen Krone auf dem Haupte, und mit einem kurzen Paludamente \xFCber dem andern Kleide gezieret. — Mit einem Worte: das ganze Bildni\xDF stellet uns die Person des K\xF6nigs Andreas, wie er sich den Zunamen Hierosoymitanus auf seinem Kreuzzuge in Pal\xE4stina erworben hat, vor. Aber die Umschrift? — Diese ist sonderbar: ANDREAE REGIS

*) Doch, ich glaube, da\xDF er wirklich einen Hammer, als ein damals gew\xF6hnliches Gewehr in dieser Hand halte. — In der Fr\xE4nkischen Chronik auf das Jahr 1279 liest man: in quodam illorum tyrociniorum Comes Clarimontis — armorum pondere praegravatus & MALLEORUM ictibus super caput plurics & fortiter concussus, in amentiam decidit. — Und beym Willel. Britton L. 2. Dum multiplici latus undique malleat ictu hostilis rabies. — Aus diesem unsern Siegel kann Du Cange widerleget werden, da er in seinem Glossario v. MALLEVS glaubte, da\xDF es eine Streitkolbe (clava), oder das Schwerdt selbst (gladius ipse) gewesen sey. Dieser malleus scheinet mir, habe bey den Ungern bicellus, bicillus, oder biicellus gehei\xDFen, folglich war es kein Wurfspi\xDF wie Sambucus meynte, noch ein Degen, wie Bonfinius glaubte. Man vergleiche nur die zwo Stellen der Ungrischen Chronik des M. Thurocz, P. II. c. 96, und 97 miteinander. In ipsum — irruit, & cum biccello inter collum & scopulam fortiter lferiendo transfixit; und: Uno bicello valente centum marcas argenti. — Vielleicht schickt sich der Ungrische Streithammer noch am be\xDFten zu dem Worte bicellus.

(p263)

FLORESCAT CVULMEN HONORIS * ). Ehre und und Ruhm dem K\xF6nige Andreas auf seinem Throne! —. Aber, werden Sie einwenden: wie schicket sich eine Umschrift, die das Zurufen des Volks enth\xE4lt, auf ein Siegel? — Und, ich frage Sie, wie schicket sich auf eine gemeine M\xFCnze des gothischen K\xF6nigs Baduela, die wir doch \xE4cht und unverf\xE4lscht haben, die Inschrift: FLOREAS SEMPER? * * ) oder wie schickt sich auf einigen andern alten Siegeln, deren sich die alten Fr\xE4nkischen Kaiser bedienten, diese Aufschrift: XRE PROTEGE KAROLUM IMPERATOREM? * * * ) oder jene: ROMA CAPVT MVNDI REGIT ORBIS FRENA ROTVUNDI, auf der R\xFCckseite der goldenen Bulle Kaisers Friederichs des Zweyten, vom Jahre 1225 * * * * ), das ist, von jener Zeit, als Andreas der Zweyte in Ungern regierte? — So war der Geschmack desselben Zeitalters; und was wollen Sie mehr haben? — Meines Erachtens ist es eben diese Umschrift, welche unser Siegel au\xDFer allem Verdachte einer Neuigkeit oder eines Betrugs setzen mu\xDF. — Diese Form der Buchstaben, dieser Stil des Ausdruckes, ist wirklich jenem Zeitalter gem\xE4\xDF und eigen. — Kurz! ich bin \xFCberzeugt, da\xDF dieses St\xFCck ein Siegel des K\xF6nigs Andreas des Zweyten gewesen: ein einfaches Siegel, weil es nur auf einer Seite gepr\xE4gt ist; und das ist unter andern auch die Ursache, warum ich dieses Sie-

*) Damit das AE auf dieser Umschrift keinem anst\xF6\xDFig vorkomme: so versichere ich jedermann, da\xDF dieser Doppellaut auch auf der Casula unsers ersten K\xF6niges zu finden sey.

**) Siehe Bandur. Num. Impp. T. II.

***) Du Cange, Dissertat. de Num. infer. aevi. C. 28.

****) Le Moine praktische Anweisung zur Diplomatik. S. 64.

(p264)

gel eben diesem K\xF6nige lieber, als dem Dritten dieses Namens zueigne. Denn, meine Muhtmassung ist, da\xDF unter Andreas dem Dritten ein solches Siegel auch schon auf der andern Seite ein Gepr\xE4g haben m\xFC\xDFte; weil die doppelten, das ist, auf beyden Seiten gezeichneten Siegel zu Ende der Regierung K\xF6nig Andreas des Zweyten, anfiengen gebraucht zu werden, und unter Andreas dem Dritten so gew\xF6hnlich waren, da\xDF man ein einfaches eben so leicht nicht findet. — Unterdessen lasse ich dieses Feld einem andern zu bearbeiten \xFCber, weil ich f\xFCr die\xDFmal einen andern Stof zum Gegenstande habe. — Genug, ich habe die Gr\xFCnde angef\xFChret, welche mir hinl\xE4nglich zu seyn scheinen, das, was ich vorausgesetzt habe, von einem ehernen Siegel des K\xF6niges Andreas des Zweyten, glaubw\xFCrdig zu machen. —

Sagen Sie mir nichts davon, da\xDF man bis itzt, was geh\xF6ret, oder gelesen habe, da\xDF nur einmal ein Siegel von Aerz unter unsern K\xF6nigen gebrauchet worden w\xE4re.- Diese Einwendung ist ohne alle Kraft! Mein! wie lange hat man geglaubt, da\xDF unser erste K\xF6nig, der heilige Stephan keine M\xFCnzen von Silber habe pr\xE4gen lassen; ja keiner der ersten K\xF6nige, bis auf Bela den Ersten. — Diese Meynung ist als die glaubw\xFCrdigste sogar dem vaterl\xE4ndischen Corpus Juris einverleibet worden. — Wer aber ist itzt ein so grosser Idiot, der nicht wissen sollte, da\xDF man sich bisher betrogen hat, weil man schon von allen diesen K\xF6nigen wahre, \xE4chte silberne M\xFCnzen entdecket hat; und wie viel wird uns noch die Zeit, und die Aufmerksamkeit von dem, was noch verborgen ist, entdecken! —

Doch, ich sehe vor, man wird diese meine Muhtmassung als eine Ausschweifung ansehen; ja, man wird sich vielleicht \xE4rgern, und mir vorwerfen, da\xDF ich in den Ungrischen Rechten, und in der vaterl\xE4ndischen

(p265)

Diplomatik sehr fremd, und unerfahren seyn m\xFC\xDFe, weil ich mich zu behaupten getraue, da\xDF solche Siegel in Ungern je gew\xF6hnlich waren. Dieses Aergerni\xDF zu verh\xFCten, will ich mich deutlicher erkl\xE4ren. — Ich halte die\xDF mein St\xFCck f\xFCr kein gew\xF6hnliches, sondern f\xFCr ein au\xDFerordentliches Siegel, dessen sich der K\xF6nig Andreas nur in einigen F\xE4llen bediente. Gewi\xDF ist es, da\xDF die Siegel von Aerz damals durch kein Reichsgesetz verbohten waren, indem selbst Werb\xF6cz ausdr\xFCcklich schreibt, da\xDF zur Giltigkeit eines Siegels das Gold, mit Ausschlie\xDFung eines andern Metalles eben nicht nohtwendig sey *). Freylich waren Gold und Wachs immer die gew\xF6hnlichsten Materien dazu; und daher hei\xDFt es in so vielen Diplomen unserer K\xF6nige aurea bulla nostra, oder cereo sigillo nostro authentico roboravimus. Aber aus diesem folgt noch eben nicht, da\xDF meine Muhtmassung, welche die zwey benannten St\xFCcke von Aerz, f\xFCr besondere, und \xE4u\xDFerst seltene Siegel h\xE4lt, g\xE4nzlich zu verwerfen sey, es sey dann, da\xDF man mich, von einer ganz andern Absicht, wozu dieses Gepr\xE4g gemacht worden, \xFCberzeuget. Denn, was die Muhtmassung Ihres Korrespondenten, welche in eine artige [[UngrischesMagazinBand3Heft1Text07]Preisfrage]] eingekleidet ist, anbelangt: ob n\xE4mlich besagtes St\xFCck nicht entweder auf einen Ritterorden, oder auf die K\xF6nigliche Leibgarde passen k\xF6nnte: so glaube ich, da\xDF diese weit weniger als die meinige mit wahrscheinlichen Gr\xFCnden unterst\xFCtzet werden k\xF6nne. Ich w\xFCnsche daher, da\xDF sich jemand finden m\xF6chte, der sich die M\xFChe g\xE4be, auch die\xDF zu untersuchen. Nur auf das floret muni-

*) Tripart . Jur. Hung. P. II. Tit. 13. \xA7.1. SIGILLUM EST NOTORIVM SIGNUM, AVURO, VEL ALTGERI METALLO, VEL CERAE IMPRESSUM, CORROBORANS OMNE FACTUM.

(p266)

men, soll er ja nicht bauen, indem ich schon oben bewertet habe, da\xDF es FLORESCAT CVLMEN zu lesen sey. Vielleicht w\xE4re es auch nicht unn\xFCtz, wann jemand nachforschen m\xF6chte, ob das angef\xFChrte Belische St\xFCck, nicht etwan nur ein St\xE4mpel gewesen, womit das k\xF6nigliche Siegel, auf das Wachs gepr\xE4get ward. Aber da m\xFC\xDFte er das Original desselben aufsuchen, um mich zu versichern, da\xDF ich vom Bel betrogen worden, der davon keine Meldung macht, da\xDF auf dem Originale so, wie auf dergleichen St\xE4mpeln, gemeiniglich alles eingeschnitten, und nicht en bas relief getrieben ist, auch die Buchstaben auf der Umschrift umgekehrt erscheinen. Ja, da\xDF sich Bel selbst betrogen, weil er glaubte, da\xDF das Original entweder ein Medaillon, (Numus) oder eine Art von wirklichem Siegel (bulla aerea) sey. Gesetzt nun aber, da\xDF dieses Mi\xDFverst\xE4ndni\xDF bey dem Belischen St\xFCcke, welches ich nie anders, als im Abdrucke gesehen habe, gehoben wird, was wird man alsdann von unserm St\xFCcke, das wir vor Augen haben, glauben. Sollte es wohl auch ein St\xE4mpel gewesen seyn? Possen! — ein St\xE4mpel mit so erhabenen Figuren; ein St\xE4mpel, womit die Gestalt des K\xF6nigs und die Umschrift, in dem Wachse nicht eingedruckt, sondern ausgedruckt werden sollte. — Also war es ein Ritterordenszeichen, oder ein Unterscheidungszeichen der k\xF6niglichen Leibwache? Warum nicht; oder auch eine Schau - oder Denkm\xFCnze? — Meinetwegen was immer; man verschaffe nur dieser Meynung eine zuverl\xE4\xDFige Wahrscheinlichkeit. Denn bey allem, was itzt gesagt worden, ist noch die Frage, ob es sich auch wohl zu dem Zeitalter, in welchem Andreas regierte, schicke? — Siegel von andern Materien, wie gedacht, waren auch damals eine gew\xF6hnliche Sache, nur, ob solche auch vom Aerz und mit \xE4hnlicher Inschrift wie die unsrige, zuweilen gewesen; dieses ists,

(p267)

woran man billig zweifelt. — Im Gegentheile aber, ob auch Denkm\xFCnzen, Ordens - oder Leibgardenzeichen, von was immer f\xFCr einem Metalle, damals gebr\xE4uchlich gewesen, das ist es eben, wovon man gar nichts weis. Folglich wird meine Muhtmassung so lang die Oberhand behalten, bis ihr nicht durch bessere und wahrscheinlichere Gr\xFCnde widersprochen wird.

Ofen, den 18ten M\xE4rz 1783.

St. Sch.
Topic revision: r15 - 26 Jan 2012, KatalinBlasko
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