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ZUM GESAMTINHALT

Ungrisches Magazin, Band 3, Heft 2, Text 15 (S. 253-256)
Hrsg. von Karl Gottlieb Windisch
Pre\xDFburg, L\xF6we, 1783
Autor: o. N.
Zuordnung: Anekdoten



(p253)

15. Anekdoten.

1. Man streitet nicht mit Gift, sondern mit dem S\xE4bel.


Als Mathias Korvinus mit dem B\xF6hmischen K\xF6nige Georg Podiebrad im Kriege verwickelt war, meldete sich jemand bey demselben, der sich anheischig machte, den B\xF6hmischen K\xF6nig zu erlegen, wenn er f\xFCr diese That eine Belohnung von 5000. Dukaten erhalten w\xFCrde. Mathias versprach ihm diese, und noch eine weit ansehnlichere Summe, wenn er solches zu Stande bringen k\xF6nnte. – Lange sann dieser Wagehals auf Mittel, sein Unternehmen auszuf\xFChren, aber immer ward es ihm unm\xF6glicher. er kam daher auf den Einfall, das, was er durch die Waffen nicht zu Stande bringen konnte, durch Gift zu verrichten. Aber so bald die\xDF Mathias h\xF6rte, verboht er ihm solches auf das Ernstlichste, und sagte: Wir streiten nicht mit Gift, sondern mit dem S\xE4bel. – Sogleich lie\xDF er auch den B\xF6hmischen K\xF6nig

(p254)

ermahnen, auf guter Hut zu seyn, weil er in Gefahr st\xFCnde, mit Gift vergeben zu werden. Galeotus.

2. Der gl\xFCckliche Spieler.


Als es dem K\xF6nige Mathias Korwin in dem B\xF6hmischen Kriege am Gelde gebrach, gewann er in einer Nacht durch das W\xFCrfelspiel 10000. Gulden, mit welchen er seine mit der Aufruhr drohenden Soldaten, bezahlte. Zeiler, Epist. 70.

3. Das wunderbare Bild.


Unter dem K\xF6nige in Pohlen Stephan B\xE1thori diente ein Ungrischer Freyherr aus dem Geschlechte der Horw\xE1th. Als dieser im Jahre 1611. mit Tode abgieng, und durch die Aerzte zergliedert ward, fanden sie in dem Herzen desselben, ein knochenartiges Gew\xE4chs von der Gr\xF6\xDFe eines Mandelkerns, in welchem das Bild des Verstorbenen sehr gut ausgedr\xFCckt war. Dieses hat Kaspar Horw\xE1th ein Bruder des Erbla\xDFten sorgfaltig aufbewahret, sein Sohn aber, als er bey einem T\xFCrkischen Uiberfalle die Flucht ergriff, verloren. Acad. Nat. Curios. A. 2. Obs. 40.

4. Die zahlreichen G\xE4ste.


Im Jahre 1576. den 2ten des Herbstmonats, \xFCbernachtete der K\xF6nig in Pohlen Stephan B\xE1thori zu Marienwerder in Preu\xDFen, und hielt da eine einzige Mahlzeit, bey welcher die G\xE4ste so zahlreich waren, da\xDF unter andern 28. Ochsen, 92. Schaafe, 5. Schocke H\xFChner, 3. Schock G\xE4nse, 3. Tonnen Salz, 10. Seiten Speck, 1. Tonne Butter, 1½ Last Mehl, 18. Lasten Haber, 8. Ohmen Ungrischer Weine, und Mustar, auch 80. Tonnen Bier verzehret wurden. Happelii Relat.

(p255)

5. Lieber die Nase, als den Kopf.


Nach der ged\xE4mpften Emp\xF6rung der Szekler, kam der F\xFCrst Johann Siegmund 1562. nach Sch\xE4\xDFburg, die Rebellen zu z\xFCchtigen. Ihren Anf\xFChrer, den Georg Nagy lie\xDF er spissen, und vielen andern Nasen und Ohren abschneiden. Dieses war ihnen zwar sehr empfindlich; als sie aber h\xF6rten, da\xDF wenn ein Metret (Metzen) damit voll seyn w\xFCrde, die \xFCbrigen enthauptet werden sollten: so drangen sie sich von allen Seiten herzu, und schryen: Schneide auch mir ab, Schneide auch mir ab! (Metzed n\xE9kemis, metzed n\xE9kemis! Annal. Mscript.

6. Bew\xE4hrtes Mittel f\xFCr bl\xF6de Augen.


Im Jahre 1593. bewegte der Kanzler Wolfgang Kowatschotzi, den F\xFCrsten Siegmund B\xE1thori zu verschiedenen Anforderungen an die S\xE4chsische Geistlichkeit; und unter andern, da\xDF sie ihm die vierte Quarte ihrer Zehenten g\xE4nzlich abtreten m\xF6chten. – Vergebens suchten sich die Pfarrer mit ihren alten Privilegien zu sch\xFCtzen; denn der Kanzler wollte sie nicht einmal annehmen, und lesen, indem er sich mit Augenschmerzen entschuldigte. – Was thaten sie dann? Schickten sie ihm etliche Advokaten ihre Urkunden zu lesen, und zu vertheidigen? Das w\xE4re wohl vergebliche M\xFChe gewesen! Nein, sie suchten vielmehr sein Gesicht zu verbessern, und es gelang ihnen. Denn ein Geschenk von achzig Gulden stellte seine Augen so gut her, da\xDF er sagte: Gro\xDFachtbare Herren, ehrw\xFCrdige M\xE4nner! Ich sehe nun gut. Ihr habt die vortrefflichen Urkunden, die niemand, selbst der F\xFCrst nicht wird entkr\xE4ften k\xF6nnen! Olt\xE1rd.

(p256)

7. Die starken Ungrischen Sch\xF6nen.


Als im Jahre 1594. der T\xFCrkische Kaiser Muhemmed, den Sinan Pascha aus Ungern zur\xFCck berief, f\xFChrte dieser eine grosse Anzahl Christlicher Sklaven in sein Vaterland mit. Unter diesen befand sich auch ein Frauenzimmer in Mannkleidern, deren Geschlecht, als sie gleich den andern Christen entkleidet ward, entdecket wurde. Als die\xDF dem Sultan zu Ohren kam, fragte er sie: ob sie auch einen T\xFCrken erleget h\xE4tte? und ihre Antwort war: da\xDF sie die Pflichten eines rechtschaffenen Soldaten allzeit genau erf\xFCllet, den T\xFCrken in allen beygewohnten Schlachten und Scharm\xFCtzeln den m\xF6glichsten Abbruch gethan, und ihres Wissens zehn derselben mit eigener Hand erleget habe. Der Sultan erstaunte \xFCber diese herzhafte Antwort, und schenkte sie seiner liebsten Sultaninn. – Die Gemahlinn des K. Obersten und Kommendanten zu Kaschau, Freyherrn von Diepenthal geh\xF6ret auch hieher, indem diese den 23ten Junii 1678. als die Malkontenten Kaschau berennet hatten, bey Losbrennung einer Kanone den rechten Arm verlor. Happel. in Rel. Curios.
Topic revision: r22 - 30 Jan 2012, KatalinBlasko
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