ALERT!

Bl\xE4ttern: < zum Band 3zum Text 2 >

ZUM GESAMTINHALT

Ungrisches Magazin, Band 4, Heft 1, Text 01 (S. 3-21)
Hrsg. von Karl Gottlieb Windisch
Pre\xDFburg, L\xF6we, 1787
Autor: o. N. (eventuell Karl Gottlieb Windisch selbst)
Zuordnung: Diplomatik

(p3)

1. Beschreibung einer goldenen Bulle, und eines Siegelstampels des Serwischen F\xFCrsten L\xE1z\xE1r.


In einem Schreiben an den Herausgeber.

Gewi\xDF, nie werde ich es mir wieder in den Sinn kommen lassen, Ihnen etwas zu versprechen! Sie sind im Fordern beynahe ungest\xFCmm, und begehren ohne die mindeste R\xFCcksicht auf die Schwierigkeiten, die man oft kaum \xFCberwinden kann, das Versprochene p\xFCnktlich zu halten. Glauben Sie denn, da\xDF man in Serwien — von dorther, wo ich nicht irre, versprach ich, Ihnen etwas zu liefern — a) be-

a) Man sehe den 3ten Band des Ungrischen Magazins, auf der 110ten Seite.

(p4)

sonders bey dermaligen Umst\xE4nden, so leicht eindringen kann? Zum guten Gl\xFCcke habe ich die Waare f\xFCr Ihr Magazin noch eher bekommen, als sich dort die Seuche zu verbreiten anfieng. Sie besteht — nur bilden Sie sich ja kein Rauchwerk, oder ein anderes ansteckendes Produkt ein — in ein paar Siegelabzeichnungen, deren erstere von einer goldenen Bulle, die andere aber von einem Siegelst\xE4mpel genommen ist. Beyde f\xFChren in der Umschrift, die mit altslawischen Lettern abgefa\xDFten Namen Lazar, eines F\xFCrsten von Serwien.

Aber, ehe ich auskrame, mu\xDF ich etwas von diesem F\xFCrsten vorausgehen lassen. — Die Jahrzahl 1382, welche in dem Siegel ausgedr\xFCckt stehet, ist eine hinl\xE4ngliche Gew\xE4hrleistung, da\xDF wir uns an denjenigen Lazar halten m\xFC\xDFen, dem Leunklaw den Beynamen Bukowitsch beylegt, b) Orbini aber Chrebelanowitsch nennet, c) und der den Theil von Serwien, der an den Sawastrom und die Donau gl\xE4nzet, dessen Hauptstadt Semendria war, beherrschte, und ein Vasall des Ungrischen K\xF6nigs Ludewig war. d) Denn Ungarn hatte nicht nur unter diesem K\xF6nige, sondern schon lang vorher, e)so, wie hernach, die Oberherr-

b) Pandect. Num. 46.

c) Ich habe die w\xE4lsche Ausgabe von Pesaro nicht bey H\xE4nden, sondern nur eine lateinische Uibersetzung in der Handschrift, und folglich mu\xDF man keine detaillirte Citation fordern.

d) Orbini: Cum Ludovico quoque Rege Hungariae pacem coluit, recognoscendo supremum in eo Dominium, magnisque auri et argenti donis, nunc Regi, nunc ejus Ministris, ac speciatim Nicolao Gara, qui primum Sirmii Banus fuit, tandem in Palatini munus evectus, oblatis, devincto etiam affinitate Gara, cujus filio Jelinam connubio junxit.

e) Serwien kam unter der Regierung Heinrichs, den wir Ungern Emmerich nennen, einem Sohne Bela des 3ten, unter Ungrische Bothm\xE4\xDFigkeit, wie solches Pabst Innocenz der 3te, in einem Reskripte an diesen K\xF6nig bezeuget. Tu vero, hei\xDFt es dort: postquam expugnasti Serviam, amotot Stephano, et Vulco substituto in locum ipsius, per tuos nuncios destinasti, quod terram illam ad obendientiam Ecclesiae Romanae reducere cupiebas & c. - Der Pabst mu\xDF sich sehr geirret haben, wann er glaubte, da\xDF ihm der K\xF6nig das eroberte Land einr\xE4umen w\xFCrde. Nein, das fiel dem Heinrich wohl nicht ein, sondern er versprach nur, es von der Patarenischen K\xE4tzerey zu reinigen, welches er auch hernach mit Hilfe des Apostolischen Legaten, soviel es ihm m\xF6glich war, bewirkte.

(p5)

schaft \xFCber Serwien. Siegmunds Lehnbrief l\xE4\xDFt uns keinen Zweifel \xFCbrig.f) Denn, als Stephan, der sei-

f) Da der Brief gar zu weitl\xE4ufig ist, so will ich nur das N\xF6htigste daraus anf\xFChlen. Sigismundus & c. Quia fidelis noster illustris Stephanus, Despotus Rasciae, prudenter attendens, et in acie suae considerationis diligenter revolvens, ipsum regnum Rasciae, cum omnibus juribus, et pertinentiis suis, nobis, ac sacro diademati, ac dicto regno nostro Hungariae semper et ab antiquo subjectum fuisse, et esse, ac ad jus, et et proprietatem nostrae Majestatis, sacraeque Coronae -- nullo medio spectasse, et pertinuisse, ac spectare, et pertinere etiam de praesenti, ac cupiens, ut ipsum Regnum Rasciae temporum in processu ad manus non deveniat alienas, per universos, et quoslibet suos Barones, Majestati nostrae, nec non Praelatis, Baronibus, et Proceribus ipsius Regni nostri Hungariae de fidelitate et ebedientia, nobis, et sacrae coronae, successoribusque nostris Regibus Hungariae, nec non Praelatis, Baronibus, et Proceribus Regni nostri, ac eisdem Regno nostro, per ipsos in perpetuum observandum juramentum praestare fecit fidelitatis; et insuper fidelem nostrum Magnificum Georgium filium Vuck (Wolfgangi) filii Brank, nepotem utpote suum, in coetum et confortionem dicti ejusdem Regni nostri Hungariae aggregari, instanti prece a nostra obtinuit Majestate. Pro eo, ac praemissorum consideratione, tum vero recensitis ---fidelium obsequiorum eximiis attolendisque meritis, et sinceris complacentiis ipsius Stephani Despoti, quibus idem in cunctis nostris, et praedicti Regni nostri ardui expeditionibus, prosperis scilicet et adversis, res, et personam cunctaque sua bona ad laudem, et honorem nostrae sublimatis, fortunae casibus exponens, summa constantia --- sub diversitate temporum et locorum se nostrae claritatis obtutibus reddidit gratum pariter et acceptum, nec minus etiam petitionibus ipsus Stephani Despoti nobis superinde oblatis inclinati --- volentes ex singulari Majestatis nostrae benevolentia eidem Stephano Despoto in ipso Regno Rasciae de sub suo sanguine facere scientia, Praelatorumque, et Baronum nostrorum ad id accedente consilio, eundem Georgium, filium Vuck, et suos masculinos heredes legitimos per eum procreatos vel procreandos, ad dictum Regnum Rasciae, in veros et legitimos ejusdem Stephani, Despoti instituimus successores, et praeficimus in heredes, eisdemque Georgio, et suis masculinis heredibus legitimis, casu quo memoratum Stephanusm Despotum, absque heredibus masculini sexus ab hac luce migrare contigerit, jam dictum Regnum Resciae, omniaque et singula jura, et jurisdictiones ejusdem, demtis --- (Hier folgen mehr, als zwanzig Schl\xF6\xDFer mit ihrem Gedichte, von denen einige in der Bulgarey, andere aber in Bosnien liegen, die Siegmund sich und seinen Nachfolgern vorbehielt.) dedimus, donavimus, et contulimus -- eo modo, quo Baronibus regni nostri Hungariae facere consuevimus, per ipsum, et suos heredes tenenda, et possidenda, ita videlicet, quod idem Georgius --- et heredes sui, nobis, et sacro nostro diademati, nostrisque successoribus, regibus Hungariae fideles semper et obedientes esse, mandatisque nostris et nostrorum successorum incunctanter obedire, ac Majestatem nostram, et Curias nostras regias, successorumquae nostrorum, ad instar ceterorum Baronum ipsius regni nostri Hungariae personaliter visitare, nec non ipse Georgius consiliis interesse debeant, ac teneantur. Volumus insuper, quod dum, et quando imminente necessitate, Majestas nostra, aut successores nostri, supradictum Georgium, aut suos heredes ad hoc requisierint, ex tunc ipse, sive ipsi, et eorum quilibet in partibus sibi, et dicto regnos Rasciae vicinis, cum tota potentia, et gentibus suis exercitualibus, juxta possibilitatis eorum exigentiam, nobis, et coronae, ac regno nostro toties quoties necesse, et opportunum fuerit, simper et ubique fideles exhibeant famulatus. Eo specifice declarato, quod in casu, quo et ipsum Georgium sine heredibus masculinis decedere contingat, ex tunc omnia praedicta per nostram Majestatem eidem data et collata, ad Majestatem nostram, Coronamque et Regnum nostrum integraliter redeant, et devolvantur , & c. Datum in oppido nostro Thata, anno Domini 1426. ---. Aus diesem Datum sieht man, da\xDF Dukas cap. 29, und Luccari im 3ten Buche, auf der 87. Seite, sich geirret haben, da jener das Sterbejahr eben dieses Stephan, dessen der Brief erw\xE4hnet, auf das Jahr 1421, und dieser auf 1423 festsetzen.

(p6)

nen Vater Lazar, von dem hier die Rede ist, nachfolgte, sah, da\xDF er schwerlich einen m\xE4nnlichen Er-

(p7)

ben mehr erzielen w\xFCrde, baht den K\xF6nig Siegmund, da\xDF er den Georg Brankowitsch, seinen Neffen, zum Nachfolger von Rascien, welches damals nicht nur Serwien, sondern auch einen Theil von Bosnien und der Bulgarey in sich begriff, bestimmen m\xF6chte. Siegmund, der Serwien als eine Vormauer wider die sich immer mehr ausbreitenden T\xFCrken, in guten Vertheidigungsstand zu erhalten trachtete, machte keine Schwierigkeit , und belehnte den Georg mit Rascien, einige haltbare Schl\xF6\xDFer mit ihren Bezirken ausgenommen, die er f\xFCr sich, und seine Nachfolger, die K\xF6nige von Ungern vorbehielt, und zwar mit folgenden Bedingnissen: Erstens, da\xDF Georg Brankowitsch nach dem Gebrauche anderer Lehentr\xE4ger, sich bey Hofe einfinden, und bey wichtigen Vorfallenheiten dem K\xF6niglichen Rahte beywohnen sollte. Zweytens, sollte er, und seine Erben so oft, und wohin es die K\xF6nige von Ungern verlangen w\xFCrden, seine ganze Macht aufbiethen, und in

(p8)

Bereitschaft halten. Drittens, im Falle er ohne m\xE4nnliche Erben st\xFCrbe, Serwien als ein den Ungrischen K\xF6nigen geh\xF6riges, und zur\xFCckgefallenes Land betrachtet werden sollte. — Ich \xFCbergehe, um nicht in das Weitl\xE4ufige zu verfallen, andere unsere K\xF6nige, die dem Siegmund auf dem Throne folgten, und ihre Gerechtsame auf Serwien behaupteten.

Als nach dem Tode des K\xF6niges Ludewig, die Regierung unseres Vaterlandes in weibliche H\xE4nde fiel, nahm Lazar das Schlo\xDF Belgrad, welches Ludewig im Jahre 1343, folglich im ersten Jahre seiner Regierung wider die Anf\xE4lle der Serwier erbauet hatte, nebst dem zu dem Belgrader Schlosse geh\xF6rigen, und dem Macsowischen Gebiehte, mit gewaffneter Hand ein, lie\xDF das Schlo\xDF vom Grunde aus zerst\xF6ren; g) und breitete seine Herrschaft, laut der Siegelinschrift, beynahe bis zum Adriatischen Meere aus. Aber der Sultan Amurat, der um dieselbe Zeit aus Kleinasien hervorbrach, machte den Eroberungen desselben bald ein Ende, indem er ihn in der Schlacht, welche den 15ten Juny 1389, bey Kossowo vorfiel, durch die Ver-

d) Orbini. Regi Hungariae Ludovico mortuo. Dominium Belgradi Castelli, quod ideam Rex supra Danubium, tempore Stephani Imperatoris --- — das war Stephan Duscianus, aus der Neemanischen Familie, der unter dem Johann Pal\xE4ologus den Titel: Imperator Romanorum, et Serviorum annahm --- erexerat, sibi vindicavit, idemque Castellum ex fundamentis invertit. Occupavit et Mazovam, (richtiger Machovam quae erat ad fines Hungariae, totamque illam provinciam, quae Savum flumen, et S. Demetrium  attingebat. -- Du Cange mu\xDF daher gefehlet haben, wann er in seinem Illyrico auf der 65ten Seite der Pre\xDFburger Auflage, die Erbauung des Belgrader Schlosses dem Stephan Duscianus zueignet, da er auf der 6i1gsten Seite ausdr\xFCcklich sagt, da\xDF es vom K\xF6nige Ludewig erbauet worden sey.

(p9)

r\xE4hterey seines Eidams \xFCberwand, gefangen nahm, und hinrichten lie\xDF, h) Sein K\xF6rper ward in die Klosterkirche zu Rawanitz beygesetzet, wo er noch zu des Orbini Zeiten in einer mit Gold gestickten Tapete eingeh\xFCllt, zu sehen war. i)

Das Kloster Rawenitz lag etwas \xFCber neunzehn Meilen von Belgrad s\xFCdw\xE4rts, ward aber durch die, Kriege verheeret, und die M\xF6nche fl\xFCchteten \xFCber die Sawa nach Syrmien, wo hernach ein Kloster gleiches Namens entstanden ist. Von dorther habe ich die zwo Siegelabzeichnungen erhalten, und solche dem w\xFCrdigen und gelehrten Franziskaner, Pater Joseph Jakusich, Exprovinzial der Provinz des heil. Johann von Kapistran, zu verdanken.

Das erste St\xFCck ist, wie ich schon angemerket habe, die Abzeichnung einer goldenen Bulle, die an dem Stiftungsbriefe des vorhin in Serwien gelegenen Rawenitzischen Klosters h\xE4ngt. Sie hat nichts Au\xDFerordentliches, als die Gr\xF6\xDFe, welche alle goldenen Bullen, die ich je von Ungrischen K\xF6nigen gesehen habe, um ein Merkliches \xFCbertrift. Weil sie aber, weder das Bild des F\xFCrsten, noch das Wappen desselben vorstellet; so ist es genug, wann ich Ihnen, um von

h) In der Art des Todes kommen die Schriftsteller nicht \xFCberein; es hat aber nicht viel zu bedeuten: genug, Lazar machte seines Herrschaft ein Ende.

i) Die Chorographie des Ipekischen Patriarchats, von dem Abb\xE9 Milliscich, welche der ber\xFChmte Bibliothekar Pray, feinem zweyten Theile der Ungrischen Hierarchie beygef\xFCget hat, meldet, da\xDF der F\xFCrst Lazar von der Serwischen Kirche, in die Zahl der Heiligen versetzet worden, und da\xDF die Feyer desselben den, 15ten Juny alten Styls, von derselben begangen wird.

(p10)

der Gr\xF6\xDFe derselben urtheilen zu k\xF6nnen, den Durchmesser vor Augen lege. — Hier ist er:

_____________________________________________________________________________

Anstatt der Abbildung des F\xFCrsten, stehet in der Mitte der Vorderseite: Knjaz Lazar, das ist: F\xFCrst Lazar; in der Mitte der R\xFCckseite aber: Jesus Christus. — Die Umschrift auf der Vorderseite ist folgende: v Hrista Boga Blagovjerny Knajz Lazar, Gospodin vseja Serbskia, i pomorskja Zemli. Das ist: Christo Deo fidelissimus Princeps Lazarus, Dominus totius Serviae. et cis maritimae, Terrae.- Auf der R\xFCckseite hingegen: Vosnesalsja jesi voslavje Hriste, Bozse nas Radost Satvorivy vcsenikom, will so viel sagen: Ascendisti cum gloria Christe, Deus noster, audium faciens Discipulis.- - F\xFCr die Aechtheit der Uibersetzung kann ich B\xFCrge seyn, weil mir solche ein biederer und gelehrter Illyrier, der der lateinischen und griechischen Sprache k\xFCndig ist, mitgetheilet hat. Nur habe ich noch anzumerken: Die Bulle ist aus Goldbl\xE4ttern zusammengesetzt, und inwendig leer, oder vielleicht mit Baumwolle, oder Wachs ansgef\xFCllt, so, wie es die meisten zu seyn pflegen; und in diesem St\xFCcke haben einige unserer Ungrischen Goldbullen etwas voraus, deren ich einige gesehen, die dicht vom Golde, und den bleyernen P\xE4pstlichen Bullen vollkommen \xE4hnlich sind.

Das zweyte St\xFCck ist ein Abdruck des f\xFCrstlichen Siegelst\xE4mpels.*) Dieser stellt einen zweyk\xF6pfigen, oder, welches hier gleichviel ist, doppelten Adler mit ausgebreiteten Fl\xFCgeln vor, der dem r\xF6mischen Reichsadler v\xF6llig gleichk\xF6mmt. Uiber den mit einem Zirkel umgebenen zween K\xF6pfen, sieht man eine mit einem Kreutze gezierte Krone schweben; Schwerdt und Zepter

*)Die Abzeichnung desselben siehet man auf dem Titelblatte des vierten Bandes dieses Magazins.

(p11)

gehen qweer \xFCber die H\xE4lse, und die rechte Klaue h\xE4lt eine Kreutzkugel, die linke hingegen, wie mir d\xFCnke, einen Palm- und Lorbeerzweig. Der Schild stellt so, wie oben, das Schwerdt und den Zepter vor; die Lage aber ist von derselben unterschieden. Dicht dar\xFCber sieht man die n\xE4mliche Krone, nur mit dem Unterschiede, da\xDF das Kreutz auf beyden Seiten mit einem Sterne umgeben ist, \xFCber welche oben die Sonne, und der Mond stehen. Die Umschrift ist: Bozsjeju Milostju Blagovjerny Knjaz Serbskja, 1382. k) Der oberw\xE4hnte gelehrte Illyrier \xFCbersetzte sie also: Dei gratia fidelissimus Princeps Lazar Serviae. 1382.-Aus dieser Beschreibung kann man leicht abnehmen, da\xDF das Wappen von Serwien, weder beym Du Cange, noch beym Orbini richtig angegeben sey: es w\xE4re denn, da\xDF es \xF6fter ver\xE4ndert worden, und jeder F\xFCrst sein Familienwappen, nach eigener Willk\xFChr zum Landeswappen gemacht hat. Beym Orbini ist zwar der doppelte Adler in dem Lazarischen Wappen zu sehen, aber au\xDFerhalb dem Schilde; und aller der wesentlichen St\xFCcke, die ich oben beschrieben habe, entbl\xF6\xDFet. Ein Beweis, da\xDF er seine Zeichnung von keinem \xE4chten Originale genommen habe.

Wann ich Zeit und hinl\xE4ngliche Kenntnisse h\xE4tte, heraldische Untersuchungen anzustellen, so w\xFCrde ich fragen: Wie ist der doppelte Adler nach Serwien gekommen? ist er von den Morgenl\xE4ndischen, oder Abendl\xE4ndischen Kaisern entlehnt, um das Wappenbild des F\xFCrsten Lazarus zu werden? Was will die Verdoppelung des Adlers hier sagen? warum sind die K\xF6pfe desselben mit einem Zirkel umgeben? u.s.w. — Etwas aber werde ich gleichwohl wagen. Ich weis, da\xDF

k) Die Jahrzahl ist, wie man es im Abdrucke sehen kann, mit Buchstaben angezeiget.

(p12)

\xFCber die drey letztern Punkte, die ich fragweise vorgeleget habe, von den deutschen Gelehrten sehr viel geschrieben und gestritten worden; ich werde daher nicht so dreist seyn, mich in ihre H\xE4ndel zu mischen; ich will nur bey dem Lazarischen Adler stehen bleiben, und wenn dieser etwan einen Bezug auf den Reichsadler haben sollte, gelegentlich auch von demselben Erw\xE4hnung thun. Man mag nun des H. von Ludewig, der in dem R\xFCcksiegel des Kaisers Wenzel vom Jahre 1397, einen ausgebreiteten zweyfachen Adler entdecket haben soll, I) oder die Meynung des Heineccius gelten lassen, da\xDF der Kaiser und K\xF6nig von Ungern der erste gewesen sey, der den doppelten Adler, als ein Wappenbild in dem Reichssiegel zu f\xFChren angefangen hat, m) welche auch meines Erachtens wahrscheinlicher ist, und von Gottlieb Plato, sonst Wild genannt, hinl\xE4nglich erprobet worden: n) so folget ganz nat\xFCrlich, da\xDF der F\xFCrst Lazar den doppelten Adler nicht von den Abendl\xE4ndischen Kaffern habe entlehnen k\xF6nnen. Man darf nur die Jahrzahlen des Wenzeslauischen und Lazarischen Siegels, dann Siegmunds Reichsjahre, und die Regierung des Lazars gegen einander halten, um sich dessen v\xF6llig zu \xFCber-

l) Praefat. ad Reliquias Mss. pag. 140. In Imperialibus Wenceslai Caesari, quae ex diplomate pendent, anno 1397. concepta, figura memorantur aquilae quasi volantis, et duo capita habentis. --- Und Tom. I. Reliqu. Mss. p. 483. Sed et in dorfo dicti sigillli impressum est parvum sigillum de cera rubra, in quo videtur figura quasi aquilae volantis, et duo capita habentis. Das memoratur scheint mir in der That sehr zweydeutig zu seyn.

m) Syntagma historicum de veteribus Germanorum &c. Sigillis. Francof. 1719. Part. I. pag. 113.

n) Vermehrte Zweifel, da\xDF auf Kaiser Ludewig des Vierten goldener M\xFCnze, der doppelte Reichsadler nicht erscheine. Regensburg, 1778.

(p13)

zeugen. — Lazar ist 1389, folglich zwey Jahre nach Siegmunds Kr\xF6nung zum Ungrischen K\xF6nige, in der mit Amurat gehaltenen Schlacht geblieben, und Siegmund erst im Jahre 1410, zum R\xF6mischen K\xF6nige erw\xE4hlet worden. Wenn nun der Freyherr Heinrich Christian von Senkenberg Recht haben soll, da\xDF der doppelte Adler, so, wie der R\xF6mischkaiserliche Ornat griechischen Ursprungs sey, 0) so darf ich sicher schlie\xDFen, da\xDF Lazar seinen zweyk\xF6pfigen Adler von den Morgenl\xE4ndischen Kaisern genommen, so, wie ihn schon vor seiner, Stephan, aus dem Neemanischen Geschlechte, in seinem Wappen, als das Hauptbild, jedoch mit einiger Ver\xE4nderung, p) nach des Orbini Abzeichnung gef\xFChret hat. Vermuhtlich hat Stephan die Erlaubnis, einen zweyk\xF6pfigen Adler zu, f\xFChren, von dem Johann Pal\xE4ologus erhalten, q) als welcher

o) In der Vorrede zu Sam. Wilh. Oetters Wappenbelustigung, S. 19. --- Er beziehet sich auch auf seine Observ. de Judaeis, eorumque sigillis in Germania medii aevi Mast. die bey den Akten der G\xF6ttingischen gelehrten Gesellschaft liegen sollen. Weil ich aber diese nicht bey Handen habe, auch nicht weis, ob sie schon im Drucke erschienen sind: so kann ich auch nicht wissen, auf welche Gr\xFCnde der Freyh. von Senkenberg seine Erkl\xE4rung baue.

p) Jeden Kopf zieret eine besondere Krone, und unter jedem Fl\xFCgel steht eine Lilie. Ringsherum sieht man die Wappen von Dalmatien, Kroatien, Servien, Bosnien, der Bulgarey, von Rascien, Makedonien, Primordien, und das der Kotromannen. Auch die Titulatur ist ganz nach dem Morgenl\xE4ndischen Geschmacke; denn Stephan hatte diese L\xE4nder gewi\xDF nicht im Besitze, vielweniger rechtm\xE4\xDFigen Anspruch dazu.

q) Als Andronikus Pal\xE4ologus gestorben war, schlug sich Stephan zur Patthey des Johann Kontokuzenus; er blieb aber auch diesem nicht lange getreu, sondern hielt es wieder mit dem Johann Pal\xE4ologus. Siehe Kontakuzen. Lib. 3. C. 12. und Lib. 4. C. 33. Da mag es geschehen seyn, da\xDF er die Erlaubni\xDF erhielt, den doppelten Adler in seinem Wappen zu f\xFChren.

(p14)

ein besonderer Liebhaber dieses Zierrahts war, r) Und nach dem Beyspiele des Stephans mag wohl auch der F\xFCrst Lazar den doppelten Adler von den griechischen Kaisern erhalten haben, besonders, da man nicht f\xFCr gewi\xDF angeben kann, da\xDF sein Vater Pribazius, ihn schon als ein Familienwappen gebraucht habe.

Der zweyk\xF6pfige Adler soll, wie einige muhtmassen, eine Anspielung auf zwey verschiedene Reiche seyn. Den Grund dazu nimmt man von dem zweyk\xF6pfigen Adler, der auf der Trajanischen S\xE4ule zu sehen ist, s) und ein Zeichen seyn soll, da\xDF zwo Legionen vereiniget worden sind. — In der Angabe der Reiche stimmen nicht alle Schriftsteller \xFCberein. Spener zielt auf die Theilung des Orientalischen, und Oc-

r) Es ist bekannt, da\xDF die Morgenl\xE4ndischen Kaiser den doppelten Adler in ihrem Ornate, ja sogar auf ihren Stiefeln gebrauchten. Johann Pal\xE4ologus f\xFChrte ihn, als er zu dem Pabste Urban dem f\xFCnften, nach Rom reisete, auch aus seinem Schiffe. Papebroch ist hier mein Gew\xE4hrsmann, der Tom. IV. Act. SS., Maji Venetianischer Auflage, S. 680. also schreibt: Nec alterum deinde ullum (exemplar biciptis aquilae) uspiam occurit ante Seculum XIV. quo reperio, in picturarum Ioannis Palaeologi trajectionem in Italiam, accessumque ad Urbanum V. anno. 1369. experimentium, ubi pag. 15. spectatur triremis, Veneticis, Papalibus, Imperialibus tesseris ornata, quasi inter tres bicipites aquilae &c.

s)  Papebrochius, in oben angezogenem Orte sagt: Vestissimum exemplar bicipitis aquilae reperitur in parmula quadam Antoniae Columnae, qua duarum Legionum in unam conjuctionem credunt eruditi --- Oetter hingegen giebt in seiner Wappenbelustigung, auf der 21igsten Seite des I. St\xFCcks, die Trajanische S\xE4ule an, dem ich es auch nachgeschrieben habe, ungeachtet ich, als ich sie, wie sie Morelli in seinem Thesauro, Tom III. abgezeichnet hat, genau durchgegangen, nirgends einen doppelten Adler finden konnte. Auf einem einzigen Schilde fand ich einen einfachen Adler, so, wie er in den R\xF6mischen Standarten \xF6fters vork\xF6mmt. Vielleicht ist er aber dennoch in des Fabretti Abzeichnung zu finden. Der gelehrte Vossius war auch, was den zweyk\xF6pfgen Adler anbelangt, dieser Meynung, und bezeugt Theolog. Gentil. Lib.3. cap. 76. da\xDF er eine alte M\xFCnze gesehen habe, die einen zweyk\xF6pfigen Adler vorstellt, und sich auf die Vereinigung zwoer Legionen bez\xF6ge.

(p15)

cidentalischen Reiche, unter Konstantin den Grossen; t) Fritsch versteht dadurch das deutsche und r\xF6mische Reich, u) und Oetter will damit Deutschland und Italien verstanden wissen, w) Ja, auch die, welche nur einen einfachen Adler zulassen, sind ebenfalls dieser Meynung, und sie behaupten, da\xDF, ungeachtet der Adler nicht zween K\xF6pfe habe, dadurch doch eine doppelte Vorsorge, oder ein Augenmerk auf den Orient und Occident, x) oder auf das r\xF6mische und deutsche Reich vorgestellet werde. y) Hat die\xDF seine Nichtigkeit, so giebt der doppelte Adler des F\xFCrsten Lazarus dieser Meynung einen ziemlichen Vorschub, denn die Inschrift der goldenen Bulle nennt ihn nicht nur einen F\xFCrsten von Serwien, sondern auch des diesseit des Meeres gelegenen Reiches, und also einen Beherrscher zweyer verschiedener L\xE4nder. Serwien eroberte er noch unter dem Urosius, dem letzten K\xF6nige von Serwien; z) und nachdem er mit Beyhilfe des Un-

t) 0pere Herald. Part. II.Lib.I. Cap. I. \xA7.8.u) Im 1. St. der Oetterischen Wappenbelustigung, auf der 39igsiten Seite.

u) Ebenb. S. 71 - 81. x) Daselbst, auf der l2ten Seite. y) Ebend. S. 25.

w) Ebend. S. 71-81.

x) Daselbst, auf der 12ten Seite.

y) Ebend. S. 25.

z) Leunclavius, Pandect. N. 99.

(p16)

grischen K\xF6niges Ludewig, den Altomanus \xFCberwunden hatte, auch Bosnien, und einen guten von dem gegen dem Meere gelegenen Theile von Dalmatien. aa) Vielleicht ist das die Ursache, da\xDF sein Adler in der linken Klaue den Lorbeerzweig, als ein Sinnbild des Sieges f\xFChret, mit dem der Palmzweig, als ein Furbild des Friedens vielleicht darum vereiniget ist, weil er, ungeachtet ihn schon Ludewig, seiner wankenden Treue wegen, mit seinem Kriegsheere oft bedrohet hat, sich doch immer durch bescheidene Herablassung, und durch Geschenke, die er bey den Ministern desselben zu rechter Zeit zu vertheilen wu\xDFte, schadlos erhielt, und eines best\xE4ndigen Friedens geno\xDF, bb)

Von den Zirkeln, welche um die K\xF6pfe des Lazarischen doppelten Adlers zu sehen sind, wei\xDF ich nichts Zuverl\xE4\xDFiges anzugeben, auch nicht, wann der doppelte Reichsadler als ein Wappenbild zum erstenmal mit den Zirkeln erscheinet. Oetter cc) hat zwar diesen Zirkel in dem Siegel des Alphonsus entdecket, aber der Adler, der dort auf dem Zepter sitzt, ist doch wohl kein Wappenbild. K\xF6mmt nun die Meynung des Plato, da\xDF es Kaiser Siegmund der erste war, der den doppelten Adler zum Wappenbilde des Reichssiegels gebraucht hat, der Wahrscheinlichkeit n\xE4her, als die Oetterische, so kann und mu\xDF ich sicher annehmen,

aa) Nach dem Zeugnisse des Orbini.

bb) Eben bey demselben liest man folgendes: Erat quoque (Lazarus) in avenrtendis malis a se dexterrimus. Quamquam enim saepius Ludovicus Rex Hungariae armatas copias versus ipsius fines miserit, sic tamen temperavit omnia, ut inde nihil damni acceperit. Quae dum tractaret donis plurimum, modestia, humilitateque ministros Regis sibi devinciebat. vinciebat.

cc) Wappenbelustigung, 1tes St. S.50.

(p17)

da\xDF die Zirkel um die Adlerk\xF6pfe eher in Serwien, als in Deutschland gebraucht worden sind.

Hieraus k\xF6nnte vielleicht die Frage entstehen, ob der Zirkel hier nicht einen Schein bedeute? ob er allzeit, und ein sicheres Zeichen der Helligkeit, und ob daher der Titel: das heilige R\xF6mische Reich, entstanden sey? Oetter, nachdem er verschiedene Meynungen, die er theils l\xE4cherlich nennt, theils als ungegr\xFCndet verwirft, beygebracht hat, h\xE4lt es f\xFCr eine ausgemachte Sache, da\xDF die Zirkel um die Adlerk\xF6pfe, einen Schein vorstellen, und dadurch die Heiligkeit des R\xF6mischen Reichs verstanden werde. Er st\xFCtzet sich auf die Wei\xDFagung des Propheten Ezechiel, auf welche sich die Umschrift von dem R\xFCcksiegel des Kaisers Siegmund: Aquila Ezechielis sponsa missa est de coelis, volat ipsa sine meta, quo nec Vates, nec Propheta evolavit altius: bez\xF6ge. Es w\xE4re auch schon lange vorher Petrus de Vineis dieser Meynung gewesen, da er sich in einem Schreiben an den Kaiser Friederich den Zweyten, folgendermassen ge\xE4u\xDFert hat: Hic est, de quo Ezechielis verba proclamant: Aquila grandis magnarum alarum, longo membrorum ductu, plena plumis, et varietate multiplici. dd) Hat dieses seine Richtigkeit, so weis ich in der That nicht, was ich mit dem Lazarischen doppelten Adler anfangen soll. Denn Serwien kann ich doch wegen der Zirkel nicht heilig nennen; ich habe auch keine Lust, die Wei\xDFagung Daniels auf dieses Land zu deuten. Dennoch aber erscheinen die Zirkel in dem Lazarischen Adler viel eher, als man sie um den Reichsadler, als ein Wappenbild betrachtet, im-

dd) Wappenbelustigung, 1tes St\xFCck, vor der 117ten zur 131igsten Seite.

(p18)

mer wo findet. Sollte man denn die Ursache, warum das R\xF6mische Reich das heilige genennet wird, nicht anders woher, als von den Zirkeln, und der Wei\xDFagung des Ezechiels herleiten k\xF6nnen? Oetter nimmt an, da\xDF das vierte Reich in der Weissagung Daniels kein anderes, als das R\xF6mische sey. ee) Wann nun, auch Ezechiel mit seiner Prophezeyung auf den Adler des R\xF6mischen Reiches zielt; so geht beyder Wei\xDFagung auf einerley hinaus. Daraus aber m\xF6chte ich doch nicht auf die Heiligkeit schlie\xDFen; denn sonst m\xFC\xDFte man das Babylonische, Persische, und Griechische eben sowohl ein heiliges Reich nennen, weil diese eben so, wie das R\xF6mische, der Gegenstand der Danielischen Prophezeyung gewesen sind; sondern ich w\xFCrde weit f\xFCglicher auf die Ordnung der Monarchen folgern. Die\xDF sah Oetter sehr wohl ein, und nimmt daher seine Zuflucht zum Propheten Zacharias, ff) der eines heiligen Landes, und im Lande des Herrn heiliger Steine erw\xE4hnet. Durch das heilige Land werde zwar das J\xFCdische Land verstanden, durch die Steine aber die Heiligen, die nirgends als in der Christlichen Kirche, die im R\xF6mischen Reiche entstanden ist, in demselben gebl\xFChet hat, und noch bl\xFChet, zu finden sind. Noch nicht genug: auch die Offenbarung, Johanns nimmt man zum Zeugnisse. Ich will Oetters eigene Worte anf\xFChren: gg) „ Endlich stehet in der Offenbarung Johanns: hh) ein Weib sey mit Hilfe der zween Fl\xFCgel eines grossen Adlers, in die W\xFCste geflogen. Wer ist das Weib? was bedeuten die Adlerfl\xFCgel? wer ist der grosse Adler? was soll hier die W\xFCste be-

ee) Daselbst, S. 127.

ff) Seite 128.

gg) Ebend. hh)Cap. XII. v. 14.

hh) Cap. XII. v. 14.

(p19)

deuten? — Das Weib ist die Christliche Kirche; der Adler, das R\xF6mische Reich, besonders aber Deutschland, wo die Christliche Kirche unter den Fl\xFCgeln des grossen Adlers Schutz finden w\xFCrde. Aus diesem Grunde hei\xDFet demnach das R\xF6mische Reich ein heiliges Reich. Und eben de\xDFwegen hat dessen Sinnbild, ich meyne, der Adler, den Schein um den Kopf.

Ich will diesen witzigen, aber auch meist willk\xFChrlichen Kommentar annehmen; aber daraus, da\xDF die Christliche Kirche unter den Fl\xFCgeln des grossen Adlers Schutz finden soll, sehe ich nicht, warum man den Kopf des Adlers mit einem Scheine umgeben m\xFC\xDFe. Ein Schwerdt, welches der Adler, wie er in einigen kaiserlichen Siegeln vorgestellt wird, in der einen Klaue h\xE4lt, w\xFCrde ein schicklicheres Sinnbild zum Schutze der Kirche, als der Schein, abgegeben haben. Auch stimme ich mit Oettern \xFCberein, da\xDF die Christliche Kirche im R\xF6mischen Reiche entstanden sey, aber in Asien; und von dort allgemach in Europa, und dann weiter verbreitet worden. Doch wird es niemand behaupten wollen , da\xDF man das R\xF6mische Reich, so lang es noch unter den heidnischen Kaisern stund, ein heiliges Reich genennet habe, ungeachtet die Christliche Kirche unter ihnen entstanden ist; so wenig man andere L\xE4nder, wohin die Christliche Religion gedrungen, heilige L\xE4nder zu nennen pfleget. Folglich kann die Christliche Kirche kein hinl\xE4nglicher Grund seyn, den K\xF6pf des R\xF6mischen Reichsadlers mit Zirkeln auszuzieren; denn sonst w\xFCrde ich eben so berechtiget seyn, die Zirkel, mit welchen der Wappenadler des F\xFCrsten Lazar bezeichnet ist, auf \xE4hnliche Art auszulegen, besonders, da Serwien auch ein Theil des R\xF6mischen Reichs, eben so, wie Deutschland war, und die Christliche Religion dort eher, als hier zu bl\xFChen anfieng. Und wer weis es f\xFCr gewi\xDF anzugeben, wann

(p20)

die Redensart: sacratissima Majestas, mit der man unsere Kaiser zu beehren pflegt, und die auch hernach auf die K\xF6nige ausgedehnet worden, aufgekommen sey? in welchen Urkunden, oder andern Dokumenten sie zuerst erscheine? denn daraus w\xFCrde ich auf jene: sacrum Romanum Imperium gr\xFCndlich schlie\xDFen k\xF6nnen. Das Haupt ist, und bleibt immer der \xE4delste Theil des K\xF6rpers. — Doch, ich entferne mich zu weit von dem Zirkel des Adlers, davon hier die Rede ist.

Man hat bisher, so viel ich weis, noch kein \xE4lters Siegel, in welchem der Adler mit dem Zirkel pranget, aufzuweisen, als das des Alphonsus, der als K\xF6nig von Kastilien, von einigen Kurf\xFCrsten zum Kaiser erw\xE4hlet worden. Oetter liefert uns einen Abdruck davon, ii) Da\xDF in demselben der einfache Adler auf dem Zepter sitzet, ist nichts neues; denn so stellten ihn schon die Alten vor. kk) Aber den Zirkel hat Alphonsus vermuhtlich nicht angebracht, um dadurch die Heiligkeit des R\xF6mischen Reichs anzudeuten: denn sonst m\xFC\xDFte dieser Adler auch schon in den Siegeln anderer Kaiser, die vor seiner geherrschet hatten, vorkommen, wann es anders wahr ist, da\xDF das R\xF6mische Reich schon vor dem Alphonsus, das heilige genannt ward, und der Zirkel \xFCberhaupt einen Schein bedeute, dieser aber ein Sinnbild der Heiligkeit sey. Denn Alphonsus, als Afterkaiser, mag sich wohl nicht so viel M\xFChe gegeben haben, um diese Anspielung auf die Heiligkeit ausfindig zu machen. Er mu\xDFte also

ii) Wappenbelustigung, 1tes St. S. 50.

kk) Dieses kann man beym Aristophanes, Lucian, und Juvenal nachsehen, welcher leztere in der 10ten Satyre besonders darauf anspielt, wann er sagt: -- Da nunc et volucrem sceptro, quae furgit eburno.

(p21)

ganz eine andere Absicht dabey gehabt haben. — Mir f\xE4llt ein Gedanke bey, den ich, so l\xE4cherlich und unreif er auch Manchem scheinen mag, hersetzen will: — Man weis, da\xDF Alphonsus wegen seiner Sternseherkunst ber\xFChmter, als wegen seiner Krone war. Die Sternseher bilden die Sonne in der Figur eines Zirkels ab. Der Adler nun, war bey den Aegyptern ein Sinnbild der Sonne, und dann — d\xE4chte ich, Alphons habe aus dieser Ursache den Kopf des Adlers mit einem Zirkel umgeben, und daher k\xF6nnte man vielleicht auch den Ursprung, die Fortsetzung, und Bedeutung desselben herleiten. ll) — Das ist wohl ein wenig zu weit hergeholt! — Je nun, auf eine andere Art. weis ich mit meinem Lazarischen doppelten Adler nicht auszukommen, der doch als ein Wappenbild mit dem Zirkel, eher, als irgendwo in einem kaiserlichen Siegel erscheint; oder, man mu\xDF annehmen, da\xDF der Zirkel um den Kopf des Adlers nicht immer, und nicht \xFCberhaupt einen Schein bedeute, und da\xDF dieser ein Sinnbild der Heiligkeit sey.

Und nun habe ich Ihnen meine Waare, die, was Serwien anbelangt, gut und bew\xE4hrt ist; was aber den doppelten Adler betrift, in Muhtmassungen Und Zweifeln besteht, ausgekramt. Sollten Sie es wagen, diese f\xFCr Wahrheiten auszugeben, so k\xF6nnen Sie versichert seyn, da\xDF ich kein St\xFCck mehr, von was immer f\xFCr einer Waare, in Ihr Magazin liefern werde.

ll) Vielleicht hat ein Wappenk\xF6nig oder Herold sp\xE4ter hernach, den Zirkel in einen Schein verwandelt, ind ihn auf die Heiligkeit des R\xF6mischen Reichs ausgedeutet. Den Nimbus der Alten wird man hier doch wohl nicht anbringen wollen, denn sonst k\xF6nnte man auf die Heiligkeit des Adlers schlie\xDFen, welches ziemlich abentheuerlich herausk\xE4me.
Topic revision: r30 - 05 Dec 2011, KatalinBlasko
This site is powered by FoswikiCopyright © by the contributing authors. All material on this collaboration platform is the property of the contributing authors.
Ideas, requests, problems regarding Foswiki? Send feedback