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Band 4 Heft 2
ZUM GESAMTINHALT
St. Sch. [d.i.
Stephan Sch\xF6nwisner, Windisch an Cornides, 07.02.1787]; Arch\xE4ologie
(P 224)
13. Einige zu Nagy-Re\xF6tze, (Rauschenbach) einem Marktflecken in der G\xF6m\xF6rer Gespanschaft, befindliche Alterth\xFCmer.
Beschrieben, und erkl\xE4rt in einem Briefe an den Herausgeber
des Ungrischen Magazins.
Mit Kupfern.
Als ich in dem Fragmente einer kleinen Reise, welche im
dritten St\xFCcke des dritten Bandes des Ungrischen Magazins, einger\xFCckt ist, die Beschreibung, und Beurtheilung einiger sich
Nagy-Re\xF6tz, oder
Rauschenbach, befindlichen Antiquit\xE4ten las, errinnerte ich mich auf die Abrisse, welche ich in meiner kleinen Sammlung vaterl\xE4ndischer Monumente davon besitze, und entschlo\xDF mich sogleich, Ihnen solche zu \xFCberschicken. Hier sind sie:
Nro. 1. Die Glocke, 3 Schuhe, und 9 1/4 Zoll hoch; der untere Umkreis aber 3, Schuhe, und 8 Zolle breit. Ihre Gestalt, wie Sie hier im Aufrisse sehen, hat nichts Au\xDFerordentliches.
Nro. 2. Diese Glocke von innen. Das bey dem C. ist von Eisen, und daran h\xE4ngt das Herz. DD sind die Massen, oder Zeichen, an die das Herz schl\xE4gt. Der Verfasser des oben gemeldten Fragments, giebt uns die Nachricht, da\xDF der Anschlag, des Kl\xF6ppels, oder Schw\xE4ngels dieser Glocke, schon dreymal abge\xE4ndert worden, und da\xDF einige bereits vor zwanzig, und mehr Jahren verstorbene, achtzig und neunzigj\xE4h-
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rige Greise, von der Verfertigung dieser Glocke nicht nur nichts wu\xDFten; sondern auch oft erz\xE4hlten, da\xDF sie das Alterthum derselben von ihren Aeltern anr\xFChmen h\xF6rten. Alles dieses beweist zwar, da\xDF bemeldte Glocke kein Werk des gegenw\xE4rtigen Jahrhunderts seyn k\xF6nne, da\xDF sich aber ihr Alter bis zu dem Anfange des achten Jahrhunderts, nach Christi Geburt erstrecke, wie es der Verfasser behaupten will, ist weder, hinreichend zu \xFCberzeugen, oder diese Muhtmassung nur einigermassen wahrscheinlich zu machen.
Nro. 3. Der Aufri\xDF einer gewundenen Weinrebe mit Laub, und Trauben, womit diese Glocke bey F. gezieret ist.
Nro. 4. Die Aufschrift, und Jahrzahl an der Glocke. Diese habe ich in Kupfer stechen lassen, um den Leser zu \xFCberzeugen, da\xDF diese Aufschrift nicht mit alten, sondern mit neu Gothischen Buchstaben gemacht sey, und die hier nach einem jeden Worte ausgedr\xFCckten Unterscheidungszeichen, eine ganz andere Gestalt haben, als das vor 706. stehende Kreutzchen hat.
Dieses nun vorausgesetzt, will ich dem Verfasser des oberw\xE4hnten Fragments, zu Hilfe kommen, und beweisen, da\xDF hier die Jahrzahl † 706, nicht f\xFCr Siebenhundert Sechse; sondern f\xFCr ein Tausend, zwey Hundert, und Sechse, oder gar nur f\xFCr ein Tausend, f\xFCnf Hundert, und Sechse, zu lesen, und zu verstehen sey. Hier sind die Beweise in m\xF6glichster K\xFCrze:
Erstens: Ist es eine bey der ganzen gelehrten Welt ausgemachte Wahrheit, da\xDF die Arabischen Zifer, wie sie hier sind, in Europa erst seit dem dreyzehnten, h\xF6chstens zw\xF6lften Jahrhunderte nach Christi Geburt, bekannt und gebraucht worden. Wer die Namen vieler Gelehrten, die dieses vorsetzlich behaupten, wissen will, der kann solche in dem f\xFCnften Theile des
neuen Lehrgeb\xE4udes der Diplomatik, welche die gelehr-
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ten Benediktiner von der Congregation des
H. Maurus herausgegeben, 1) nachlesen. Es ist also die Folge, da\xDF diese hier auf der Glocke mit Arabischen Zifern ausgedr\xFCckte Jahrzahl †706, nicht f\xFCr sieben Hundert und sechse, gelesen werden k\xF6nne. Man setze noch die mit dieser Jahrzahl verbundenen Neugothischen Buchstaben, welche ihren Anfang gleichfalls erst gegen das zw\xF6lfte Jahrhundert 2) genommen haben, hinzu. Den Gebrauch der Zeitrechnung von Christi Geburt, welcher, ungeachtet er schon im sechsten Jahrhunderte vom
Dionysius Exiguus erfunden worden, doch nicht ehe, als gegen die H\xE4lfte des achten S\xE4kulums in Italien und Frankreich, in andern L\xE4ndern aber viel sp\xE4ter allgemein geworden ist; 3) endlich den Gebrauch der Kirchenglocken, und zwar der, mit dem Namen eines Heiligen getauften Glocken, welche ebenfalls um das Jahr Christi, Siebenhundert, nach dem Zeugnisse fast aller Gelehrten, welche diesen Stof behandelt haben, auch in der Abendl\xE4ndischen Kirche noch sehr selten war. Dieses alles mitgenommen, und betrachtet, kann man nicht einmal die M\xF6glichkeit denken , da\xDF eine Glocke, wie die
Nagy-Re\xF6tzer ist, schon um das Jahr Christi, 706, entweder in unserm Vaterlande, welches damals die heidnischen Awaren im Besitze hatten, oder in einem andern benachbarten Lande sollte seyn gegossen worden.
Zweytens: Es mu\xDF also das hier vor der Zahl 706, stehende Kreutzchen wirklich ein Tausend, doch aber sammt den \xFCbrigen erst genannten Zifern, nicht
1) \xA7\xA7. 96. 108. III. 114.
2) Im 4ten Theile. \xA7.724. eben daselbst.
3) Man sehe: Aegidius Bucherius, in Chronol. Reg. Francor. Sect. I. --- Francisc. Ant. Zacharias Excurs. Litt. Vol. I. p. 61. -- Du Cange Gloss. V. Annus.
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ein Tausend, siebenhundert. und sechse, sondern ein Tausend, zwey oder f\xFCnfhundert, und sechse bedeuten. Der Auslegung von ein Tausend, sieben Hundert, und sechste, widerspricht sowohl das oben angef\xFChrte Zeugni\xDF der \xE4ltesten Einwohner des St\xE4dtchens
Nagy-Re\xF6tz , als auch die bey dieser Zahl stehende Art der Schrift, welche schon in dem vorigen Jahrhunderte g\xE4nzlich aufgeh\xF6ret hat. Man mu\xDF hier also, wie gesagt, das †706, f\xFCr 1206, oder f\xFCr 1506 annehmen. Wie dieses geschehen kann, will ich sogleich erkl\xE4ren. — Man mu\xDF wissen, da\xDF einige Arabische Zifer, der wir uns heut zu Tage beym Rechnen bedienen, ihre Gestalt seit dem Ursprunge derselben, schon oft ver\xE4ndert haben. Insonderheit ward der 7 in dem 13ten Jahrhunderte, statt der heutigen 2 gebraucht, und den itzt gew\xF6hnlichen 7 schrieb man zu jener Zeit, fast wie ein umgekehrtes spitziges V, n\xE4mlich A. Zu Ende aber des f\xFCnfzehnten, und gegen Anfang des sechszehnten Jahrhunderts, findet man auch einige Urkunden, und Aufschriften, in welchen der 7, der sonst 2 bedeutete, mit dem 5 verwechselt wird. Diese, und andere Ver\xE4nderungen der Arabischen Zifer erscheinen hier auf der zwoten Kupferblatte, die einen Auszug von Jahrzahlen enth\xE4lt, die auf verschiedenen Urkunden des 13, 15, und 16ten Jahrhunderts erscheinen, und von welchen die Verfasser des oben gemeldten Lehrgeb\xE4udes, noch mehrere gesammelt, und auf der 60igsten Tafel des 4ten Theils, dem Leser vor Augen geleget haben. Denjenigen, die dieses kostbare Werk nicht besitzen, komme ich mit dem zweiten Kupferblatte zu Hilfe, auf dem man in sieben verschiedenen Jahrzahlen, fast alle Hauptver\xE4nderungen der Arabischen Zifer erblicken kann. Der 2 wie 7 gestaltet, findet sich unter den Numern 1245, und 1292; der 7 anstatt 5 gebraucht, unter 1513, und das 1 in der
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Gestalt eines Kreutzchens, erscheinet unter 1506, und 1519. — Nachdem es also schon gewi\xDF ist, da\xDF auf den Monumenten des mitteren Zeitalters, die Numer 1 in der Gestalt eines Kreutzchens, und der 2, ja auch der 5 zuweilen unter der Figur eines 7 zu finden sey: so kann man auch nicht minder versichert seyn, da\xDF bey der Jahrzahl auf der alten
Nagy-Re\xF6tzer Glocke, das Kreutzchen ebenfalls anstatt 1, und der 7 entweder anstatt 2, oder anstatt 5 stehe, und da\xDF folglich diese Jahrzahl entweder 1206, oder 1506 bedeuten m\xFC\xDFe.
Wann ich beweisen k\xF6nnte, da\xDF hier das erstere zu lesen sey: so w\xE4re freylich die
Nagy-Re\xF6tzer Glocke unter allen Glocken, ja ich getraue wir zu sagen, unter allen m\xF6glichen Monumenten, das erste, und \xE4lteste mit Arabischen Zifern. —
Harduin giebt es f\xFCr eine weltbekannte Sache aus, da\xDF diese Zifern vor dem Ende des 13ten, oder dem Anfange des 14ten Jahrhunderts, in Europa nicht \xFCblich waren. 4) Und
Kircherus sagt: er glaube, da\xDF die Indianer zwar schon gegen das Ende des Zehnten Jahrhunderts solche Zifer angenommen haben, die Araber jedoch hatten erst gegen das 13te Jahrhundert, sie mit ihrer Weltweisheit und Mathematik, nach Spanien gebracht, und von daher h\xE4tte
Alphons der Zehnte, welcher im Jahre 1252, als K\xF6nig von Kastilien und Leon, erkannt worden, solche durch seine astronomischen Tafeln 5) auch in andern L\xE4ndern ausgebreitet. — Andere lassen den Gebrauch der Arabischen Zifer, nicht einmal \xFCber das 14te Jahrhundert hinaussteigen; 6) noch andere aber, die den griechischen M\xF6nch
Planu-,
4) Msc. Reg. 6216. A. p. 211.
5) Arithmolog. P. I. c. 4.
6) Hist. de l'Academ. des Inscript. Tom. XVIII. p. 252.
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des der gegen das Ende des 13ten Jahrhunderts lebte, die Ehre zuerkennen, da\xDF er sich dieser Zifer zuerst bedienet habe. 7) Der gelehrte Abt zu
Gottwich kann kein \xE4lteres Manuskript, als vom Jahre 1268 anf\xFChren, wo man in einem Kalender Arabische Zifer antrift. 8) Die gelehrten Verfasser des neuen Lehrgeb\xE4udes der Diplomatik, ungeachtet sie, ohne \xFCberzeugt zu seyn, glauben, da\xDF man den Gebrauch dieser Zifer, sogar \xFCber das zw\xF6lfte Jahrhundert hinaus setzen m\xFC\xDFte, k\xF6nnen doch davon kein einziges Dokument aufweisen, welches das Alter des Jahrs 1245, \xFCberstiege. 9) — Wann ich nun beweisen k\xF6nnte, da\xDF auf der
Nagy-Re\xF6tzer Glocke †706, f\xFCr das Jahr 1206. gehalten werden m\xFC\xDFe: so w\xE4re dieses Monument, unter allen bisher bekannten, das erste und \xE4lteste, welches Arabische Zifer enth\xE4lt. Allein, ich mu\xDF es der Liebe zur Wahrheit gestehen, da\xDF ich vielmehr \xFCberzeugt bin, man m\xFC\xDFe das Alter dieser Glocke, noch um dreyhundert Jahre herunter setzen, und darauf statt 1206, lieber 1506 lesen. Denn erstens, schicket sich die Gattung der Buchstaben, welche sich mit besagten Zifern bey der Aufschrift dieser Glocke befinden, weit besser auf das f\xFCnfzehnte, und den Anfang des sechszehnten, als den Anfang des dreyzehnten Jahrhunderts. Ich k\xF6nnte viele dergleichen Muster, der unter
Mathias Korvins, und
Wladislav des Zweyten, Regierung verfertigter Schriftarten, besonders in den Kirchenb\xFCchern aufweisen. — Auch die gelehrten Benediktiner geben in dem so oft gelobten Lehrgeb\xE4ude, dieser Gattung der Neugothischen Schrift kein h\xF6heres Alter zu. Um sich aber hierinnen zu \xFCberzeugen,
7) Lehrgeb\xE4ude der Diplomatik. V. Th. \xA7. 108.
8) Chron. Godwic. P. 114, seqq.
9) Eben daselbst, S. 82, und Tab. 60.
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so vergleiche man nur die Aufschrift unserer Glocke mit jener, welche in dem dritten Theile des
neuen Lehrgeb\xE4udes der Diplomatik, unter der IX. Numer, auf der XXXIII. Tafel, mit dem Anfange stehet: adorabunt eum omnes gentes &c. und man wird sogleich die n\xE4mliche Gestalt der Buchstaben wahrnehmen. — Doch, was mich zweitens, am meisten \xFCberzeugt, da\xDF diese unsere Aufschrift in dem Jahre 1506, verfertiget worden sey, ist, weil auf der Glocke zu
Poloma, (Ungr. Nagy - Vesveres) einem Dorfe in der n\xE4mlichen
G\xF6m\xF6rer Gespanschaft, eine der Gestalt der Buchstaben sowohl, als in dem Style und Ausdrucke ganz \xE4hnlichen Aufschrift, das Jahr 1495, zu lesen ist. — Wie? die Glocke zu
Poloma, soll die Jahrzahl 1495. haben? Meldet denn nicht das Fragment einer kleinen Reist, in dem
oben angef\xFChrten St\xFCcke des Ungrischen Magazins, da\xDF auf dieser Glocke ausdrucklich das Anno Domini 1290, zu lesen sey. Ja, diese Nachricht stehet da; 10) aber sie ist auch v\xF6llig falsch. Ich berufe mich auf das Zeugni\xDF des dortigen Pfarrers, seines Kaplans, und des Schulmeisters, welche auf mein Ersuchen, den Thurm erst neulich bestiegen, die ganze Aufschrift, sammt der Jahrzahl von der Glocke treulich abgeschrieben, und mir \xFCberschicket haben. Sie lautet also: est factumin honorem Dei omnipotentis, Sacnti Nicolai, Anno Domini 1495. — Diese Jahrzahl ist auf der beygef\xFCgten zwoten Kupfertafel ganz unten, nach dem Originale gestochen, und verdienet bemerkt zu werden. Man mu\xDF sehr unwissend seyn, wann man die zwote hier abgezeichnete Zifer, nicht gleich bey dem ersten Anblicke, f\xFCr den heutigen 4. erkennen sollte. Denn, es sind keine Jahrzahlen h\xE4ufiger, als die des f\xFCnfzehnten Jahrhunderts,
10) Auf der 271zigsten Seite.
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in welchen die 4 in einer solchen Gestalt erscheinet, anzutreffen. — Die andere Jahrzahl, welche auf eben dieser Kupfertafel, unter der heutigen Zahl 1470 zu sehen ist, habe ich aus dem Wappenschilde des K\xF6niges
Mathias Korvins, welches auf dem Thurme der Pfarrkirche in der Festung zu
Ofen stehet, genommen. Hier sieht man auch die 7 in seiner alten Gestalt; woraus man schlie\xDFen kann, da\xDF die heutige 7 auf den zur selbigen Zeit gemachten Aufschriften, nicht nur f\xFCr 7, sondern f\xFCr 5 gehalten werden m\xFC\xDFe; indem man ohnedie\xDF weis, da\xDF man um diese Zeit nicht mehr der 7 statt 2, wie in dem13ten Jahrhunderte, sich bedienet habe. Jedoch, um sich noch mehr zu \xFCberzeugen, da\xDF die Schrift auf der
Nagy-Re\xF6tzer Glocke nicht \xE4lter sey, als die zu
Poloma; so merke man die Aehnlichkeit des Geschmacks dieser beyden Aufschriften: est, factum in honorem Dei omnipotentis, & Sancti Nicolai, Anno Domini &c. hei\xDFet diese; jene aber: Facta est Campana ista in honore Dei omnipotentis, & in honore Sancti Quirini, sub Anno Domini &c. Von der Achnlichkeit der Buchstaben ist oben schon gesagt worden. Man betrachte also nur die Unterscheidungszeichen, welche bey der Aufschrift der
Nagy-Re\xF6tzer Glocke, auf der ersten Tafel; und bey der Jahrzahl der Glocke in
Poloma, hier auf der zwoten Tafel in Kupfer gestochen erscheinet. Welche Aehnlichkeit! Sogar die Numer 1 ist auch auf dieser nicht ganz einem Kreutzchen un\xE4hnlich, ungeachtet die Horizontallinie viel k\xFCrzer ist. Alles, alles verr\xE4ht, da\xDF das Zeitalter dieser zween Aufschriften, nicht weit von einander entfernet sey, mithin, da\xDF wann auf einer derselben 1495. gelesen wird: so m\xFC\xDFe auf der andern, das †7o6. nichts anders, als 1526. bedeuten. —
(P 232)
Diese zwo Kirchenglocken sind also unter der Regierung des K\xF6niges
Wladislaw des Zweyten, verfertiget worden. Zu
Debrezin befindet sich eine, welche noch um zehn Jahre \xE4lter, als die in
Poloma, und um 21, als die
Nagy-Re\xF6tzer ist. Die Jahrzahl derselben ist, auf dem beygef\xFCgten Kupferblatte, die allerletzte: die ganze Aufschrift aber mit grossen lateinischen Buchstaben gemacht, und lautet also : CAMPANA S. TRINITATI. BEATE. VIRGINI. MARIE. S. NICOLAO. EPO. ET. SANCTIS. OIBUS. PRESENS. DEDICATA. ANNO. DOMI. 1485 . PER. R. D. ALBERTUM. WETHESIUM. EPM. WESPREMIENS. EXTITIT.; und etwas unterhalb, MAGISTER. PETRUS. Die wahre Gestalt der Arabischen Zifer nach dem Originale gezeichnet, ist wie gesagt, auf der Kupfertafel zu finden. Hier ist nun wieder 7 anstatt 5, weil man aus der oben angef\xFChrten Jahrzahl, welche auf dem
Korvinischen Wappenschilde zu sehen ist, schon weis, da\xDF man den 7 dazumal unter einer ganz andern Gestalt geschrieben habe.
Und so haben wir nun zwo Aufschriften von dem Ende des 15ten, und eine dritte, vom Anfange des 16ten Jahrhunderts, bey welchen die Zahl 5, wie 7 erscheinet. Diese Verwechselung findet man sogar auf einer unter
Ludwig dem Zweyten, im J.C. 1525. gepr\xE4gten M\xFCnze, welche desto mehr zu bewundern ist, da schon lang vor diesem Jahre, die Zahlen 5 und 7, nach der heutigen Gestalt und Bedeutung, gebraucht wurden. Dieses kann man f\xFCr keinen Fehler, oder ein Versehen des M\xFCnzmeisters ansehen : weil die ganze M\xFCnze, besonders aber die darauf befindlichen Arabischen Zifer, mit ganz besonderem Flei\xDFe und Genauigkeit, gemacht zu seyn scheinen. Diese M\xFCnze ist ein grosser, sauber ausgepr\xE4gter silberner Groschen,
(P 233)
der sich in dem Kaiserlichen M\xFCnzkabinett in
Wien befindet. Der Abdruck davon stehet in dem pr\xE4chtigen Werke:
Catalogue des Monnoies en argent du Cabinet Imperiale, zu Ende der 149igsten Seite. Auf der Hauptseite liest man:
LUDOVICUS D.G. HVNGARIE. BOHEMIE. REX, und in der Mitte stehet das Brustbild des K\xF6nigs; auf der R\xFCckseite aber: DALMACIE. CROACIE. ETC. MARCH. MORA. In der Mitte ist ein Wappenschild, neben welchem rechts, der Anfangsbuchstabe der M\xFCnzstadt
Kremnitz, K; links aber, der des M\xFCnzmeisters Bernhard Bechem, B. 11) oberhalb dem Wappenschilde aber, stehet die Jahrzahl 1727, f\xFCr 1525, sehr zierlich und deutlich ausgedr\xFCckt. Ich k\xF6nnte auch einen \xFCberaus seltenen silbernen Denarius von gemeiner Gr\xF6\xDFe, und von gew\xF6hnlichem Gepr\xE4ge des n\xE4mlichen K\xF6nigs mit der Jahrzahl 1527. anf\xFChren, welcher in dem M\xFCnzkabinete der
Ofner Universit\xE4t aufbewahret wird, und sehr wohl erhalten, und scharf ausgedruckt ist; weil aber auf dieser hier sichtbaren Jahrzahl neben dem 7, auch der 5. in gew\xF6hnlicher Gestalt zu sehen ist: so kann man wohl billig zweifeln, ob diese M\xFCnze nicht
K\xF6nig Ludwig der Zweyte, in dem letzten Jahre seiner Regierung, das ist im Jahre 1526, f\xFCr das n\xE4chstfolgende 1527igste, welches er nicht mehr erlebte, habe pr\xE4gen lassen; wenigstens versicherte mich einer meiner Freunde, da\xDF er sich erinnere, irgendwo gelesen zu haben, da\xDF ein solcher Befehl von besagtem K\xF6nige ergangen sey. Doch, ich brauche diesen Denarius zu dem nicht mehr, was ohnehin schon hinl\xE4nglich bewiesen ist, n\xE4mlich: da\xDF man zu Ende des 15ten, und gegen den Anfang des 16ten Jahrhunderts, sich
11) Dieser Name ist auf einem Thaler dieses K\xF6nigs, ganz ausgeschrieben, und auf der folgenden Seite dieses Werks, zu finden.
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nicht selten der Zahl 7, f\xFCr 5 bedienet habe; und da\xDF folglich auf der
Nagy-Re\xF6tzer Glocke auch in dieser Betrachtung, die Jahrzahl +706, f\xFCr 1506. zu lesen sey.
Nro. 5. Der Aufri\xDF eines Kelchs, den der Verfasser des Fragments, sehr alt zu seyn glaubet. Doch es ist fast zu viel gesagt, wann man auch nur behaupten wollte, da\xDF solcher das Ende des 16ten Jahrhunderts erreichet. Den Namen eines and\xE4chtigen, unbekannten Frauenzimmers, Maria Nekdiu, welche diesen Kelch verfertigen lassen, findet man auf der zwoten Kupfertafel, nach dem Originale gestochen. Da dieser Name in zwo Reihen um den Kelch gestochen stehet; so ist es zweifelhaft, ob man NEKDIV, oder DIVNEK, lesen soll. Die Gattung der Buchstaben, womit hier MARIA geschrieben ist, war unter der Regierung des K\xF6niges
Mathias Korvins, und
Wladislaw des Zweyten, sehr stark im Gebrauche. Uibrigens hat dieser Kelch weder an seiner Gestalt,noch an den Verzierungen etwas, das ein h\xF6heres Alterthum verrichte. Die darauf angebrachten Bildnisse sind auch noch heut zu Tage auf unsern Kelchen nicht ungew\xF6hnlich. Man siehet n\xE4mlich, auf dem obern Theile desselben die symbolischen Bilder der vier Evangelisten, den Engel, L\xF6wen, Ochsen, und Adler; sodann auch das Lamm Gottes mit einem F\xE4hnlein, und wieder einen Engel, mit dem Schwei\xDFtuche der H. Veronika. Auf dem Fusse des Kelchs aber ist die Auferstehung Christi, der Kreutztragende Heiland, und abermal der Engel mit dem so genannten Schweistuche der H. Veronika.
Nro. 6. Das Sch\xFC\xDFlein, womit der Kelch zugedecket wird, ist mit den drey Buchstaben i h s in einem Zirkel eingefa\xDFt. Diese Buchstaben sind ihrer besondern Gestalt wegen, auf der zwoten Kupfertafel,
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ebenfalls abgezeichnet. Ihre Bedeutung: Jesus hominum Salvator; oder auch nur der heiligste Name Jesus, nach der Schreibart des mittleren Zeitalters, ist leicht zu errahten. Die Verzierung dieser drey Neugothischen Buchstaben, ist eine Nachahmung der Franko-gallischen Lettrinen.
Nro. 7. Die Aufschrift um den Kopf eines gemalten Ordensheiligen, welcher sich auf der rechten Seite des Hochaltars zu
Nagy-Re\xF6tz befindet. Sie ist ebenfalls auf der zwoten Kupfertafel abgezeichnet: und hei\xDFet: Sanctus c Conrardus orat pro no----- Das einzelne c vor dem Namen Conrardus, hei\xDFt confessor. Die H\xE4\xDFlichkeit dieser Neugothischen Schrift ist gewi\xDF nicht \xE4lter, als die viel bessere Aufschrift, welche unter der vierten Numer angef\xFChret worden. Man findet von dem n\xE4mlichen Jahrhunderte, vielleicht auch hundert verschiedene Gattungen der n\xE4mlichen Neugothischen Schrift, von welcher eine immer schlechter, als die andere ist. — Auf der hier angef\xFChrten, siehet man ein liegendes s, ein umgekehrtes t, und drey verschiedene Gestalten von r; alle Buchstaben aber sind grob, winklicht, eckicht, und spitzig.
Nro. 8. Ein Monogramm mit einem Stern unter demselben. Siehe die zwote Kupferplatte. Dieses siehet man an dem Gew\xF6lbe des Sanctuarii, in der
Nagy-Re\xF6tzer Pfarrkirche. Vielleicht ist es ein Wappen des ersten Stifters dieser Kirche. Ich \xFCberlasse dieses zwar andern zu beurtheilen; doch will ich noch bemerken, da\xDF ich einen \xE4hnlichen Stern auf einem Siegel vom Jahre 1502, wahrgenommen habe. Die Aufschrift desselben ist: S. COMITIS PETRI DE. S. GEIORGIO. PR DE BOZII. IVDICIS. CRIE. REGI P. In der Mitte stehet ein in vier Felder getheilter Wappenschild; auf dem ersten und lezten ist allein ein solcher Stern, wie der auf der Kupfertafel,
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im zweyten und dritten aber, ein einfacher Adler mit ausgebreiteten Fl\xFCgeln; eben so, wie der Pohlnische Geschlechtsadler, in dem Wappen des Ungrischen K\xF6niges
Wladislao des Zweyten, welcher vielleicht das alte Wappen des Petri Judicis Curiae, n\xE4mlich den Stern, mit diesem Adler vermehret hat. Doch, die\xDF nur im Vorbeygehen; denn bey blossen Muhtmassungen halte ich mich nicht gern auf. — Erhalten Sie mir Ihre Freundschaft, und leben Sie wohl.
Ofen, den 6ten Febr. 1784.
St. Sch.