Bl\xE4ttern: zu Brief 18>

Karl Gottlieb Windisch an Daniel Cornides

Pressburg, 2. M\xE4rz 1782

Windisch berichtet \xFCber eine Auseinandersetzung zwischen dem Kupferstecher Stok und Seivert. Freut sich \xFCber Cornides Verbesserungen seiner historischen Arbeiten und bittet ihn, auch seine geographischen Schriften durchzusehen.

Theuerster, be\xDFter Freund,
Ey wer h\xE4tte Ihnen das zumuhten k\xF6nnen, Verbesserungen meiner Ungrischen Geschichte in Wien zu machen? Ich dachte nur, einige derselben anzumerken, wenn Sie zu Hause seyn, und manchmal einige Stunden Musse dazu haben w\xFCrden. Vor Michaly dieses Jahres wird ohnehin mit dem Drucke schwerlich angefangen werden, und bis dorthin mu\xDF Ihnen doch Manches einfallen, was mir entgangen ist, und bey dieser neuen Ausgabe ebenfalls wieder entwischen kann. Und soetwas werden Sie mir gewi\xDF versprechen, ich zweifle keinen Augenblick daran. Die Klementiner in Kupfer gestochen, somit der auf gleiche Art behandelten Menuet, sammt dem blauen Mantel, werde ich, sobald der Abdruck der ersten ank\xF6mmt, sogleich \xFCberschicken. Lassen Sie sich von der Menuet nicht irre machen, sie hat nichts mit dem Magazin zu thun, sie geh\xF6rt nur zum Mantel. Wenn Sie noch ein paar Wochen in Wien bleiben: so kriegen Sie auch das zweyte St\xFCck, wozu auch die sogenannten Ziegenklauen, aus dem Balaton gestochen werden. Weil wir eben beym Magazine sind: so erlauben Sie, da\xDF ich Sie ein wenig auf gut Pre\xDFburgerisch ausgreinen darf, da\xDF Sie nur einen Augenblick daran zweifeln m\xF6gen, ob ich Ihren Entschlu\xDF, eine Abhandlung \xFCber die Stadt Magyar billigen w\xFCrde. Habe ich denn je einen Buchstaben, den ich von Ihnen ins Magazin erhalten, habe ausgelassen, oder unterdr\xFCckt? Und, wenn ich nicht \xFCberzeugt w\xE4re, da\xDF alles, was Sie schreiben, Cedro, et auro dignum sey: so m\xFC\xDFte mich der laute Beyfall, des erleuchteten Publikums, davon ich viele schriftliche Zeugnisse in H\xE4nden habe, gewi\xDF vollkommen \xFCberf\xFChren. W\xE4hlen Sie also immer, und Ihre Wahl wird nie jemand tadeln! Ob L\xF6we die Kosten f\xFCr den Kupferstich tragen wird, lassen Sie mich sorgen; und wenn ers nicht th\xE4te, so w\xFCrde ich es gewi\xDF mit Freude thun. Junker, dessen Anlage zu einem gro\xDFen K\xFCnstler ich vollkommen kenne, und der es vielleicht auch \xFCberzeugt ist, da\xDF ich f\xFCr ihn alles thue was sein Flei\xDF verdient, kann, wenn die Zeichnung Ihrer Erwartung entspricht, auch sogleich zum Stiche anfangen. Nur b\xE4hte ich, mir vorher die Zeichnung aus, weil ich glaube, auch etwas von der Zeichnung zu verstehen. L\xF6we hatte sein Vertrauen in Herrn Adam gesetzt, der ihm etliche Sachen besser, als Stock den Trappen geliefert hat, und ich wollte ihn nicht irre machen. Sonst aber ist Adam kein schlechter Meister, und die Klementiner sind sehr sauber und guth gerahten! Eben bringt man mir den 3ten Bogen des II St\xFCck der den Schlu\xDF der merkw\xFCrdigen Geschichte Mitzbans enth\xE4lt. K\xF6nnten Sie doch meinen Zeilen die Freude ankennen, die mir dabey aus den Augen lacht!
Und nun \xFCber den vertrakten Stock, Ihren alten wunderlichen M\xFCnzmeister! Bald h\xE4tte ich einen Fluch gethan, und ihn einen verdammten D. gehei\xDFen. Aber er ist es auch bey meiner Seele, nur darum, da\xDF er einen so rechtschaffenem Manne, wie Seivert ist, nur eine einzige \xFCble Viertlstunde verursacht hat. Ich mu\xDF Ihnen das ganze Gew\xE4sch, wie ich es auch schon unserem lieben Seivert \xFCberschrieben habe, erz\xE4hlen. Seivert brachte mir, wie er vorigen Sommer hier war seine K\xF6nigsrichter, ein Werk, dessen Wehrt ich gewi\xDF nicht verkenne. Stock h\xF6rte, da\xDF ich solche in das Magazin einr\xFCcken wollte, und baht mich damit so lang innen zu halten, bis er deswegen unserm Triumvir geschrieben haben w\xFCrde. Er dachte n\xE4mlich die Erlaubni\xDF von ihm zu erhalten, solche mit den Bildnissen, die er von seinem Vater hatte, heraus zu geben. Er erhielt die Erlaubni\xDF dazu, und radierte auch wirklich den Albrecht Huet zur Probe, die er mit gro\xDFem L\xE4rm nach 7b\xFCrgen schickte. Einige dort f\xFCrchteten ich weis nicht was f\xFCr \xFCble Folgen davon und ohne die Beschreibung gelesen zu haben, widerriefen sie ihm dieses Unternehmen, und schreckten ihn mit der Konfiskation. Sogleich lie\xDF er sein Vorhaben fahren, und schrieb an den Verfasser, da\xDF es nicht d\xFCrfte gedruckt werden, und Gott wei\xDF, was noch f\xFCr f\xFCrchterliche Dinge, die diesen ehrlichen Mann so sehr auffielen, da\xDF er mir neulich sehr kl\xE4glich deswegen schrieb. Ich habe ihm aber schon aus dem Traume geholfen, und mit dem dritten St\xFCck werde ich den Anfang zur Einr\xFCckung in das Magazin damit machen, in welches auch die Abhand[lung] von der Reformation kommen wird.
Mein unverbesserliches Werk von der Ungrischen Geographie seufzt schon lange nach Ihren, und anderer Kenner Verbesserungen. Sie reisen viel in Ungern herum, und ohne M\xFChe k\xF6nnten Sie manches zurechte setzen, was ich aus Mangel besserer Nachrichten, nur so hingeschrieben habe. Aber, das ist doch impertinent m\xFC\xDFen Sie sagen, der Mensch da, will nur immer mit fremden Kleidern prangen! Wagnern ist die Verbess[erung] des Belischen Compendii aufgetragen worden, und er gab deswegen eine Note bey der Ungrischen Statthalterey ein, die gedruckt an alle Komitate cirkulirt hat, und es ist glaublich, da\xDF er durch diesen Kanal wenig Unterst\xFCtzung finden wird.
K\xF6nnten Sie etwa bey Ihrem k\xFCnftigen Nachtrage von der ungerl[\xE4ndischen] Erfindung der Kutsche , nicht auch Bartschens Brief \xFCber dieselbe wenigstens einige Data benutzen? und so die ganze Seite in einem Zusammenhang bringen? Der Gegenstand ist wohl neu und interessant genug, aber ich w\xFCnschte nicht, da\xDF \xFCber denselben auf verschiedener Art zu viel zerschrieben w\xFCrde? In diesem Falle w\xFCrde ich Ihnen den Brief dieses feurigen jungen Mannes wieder \xFCberschicken, und f\xFCr seine Guthei\xDFung gutstehen.
Ich empfehle mich der Fortsetzung Ihrer mir unsch\xE4tzbaren Freundschaft, und bin mit unausgesetzter Hochachtung und Liebe, Ihr
Ganz ergebener
Windisch mpia.
Pre\xDFburg, den 2ten M\xE4rz, 1782
Topic revision: r5 - 29 Nov 2011, KatalinBlasko
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