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Zeitschrift von und f\xFCr Ungern
Hrsg. von
Ludwig Schedius
Pest, Patzko, 1802
Band 1, Heft 1
Einleitung (S. 5-15)
Autor: Ludwig Schedius
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Einleitung.
So undankbar und th\xF6richt es w\xE4re, die gro\xDFen Verdienste, welche sich viele ausgezeichnete Gelehrte unseres Vaterlandes, durch die Bearbeitung der Geschichte, Geographie und Literatur desselben erworben haben, nicht anerkennen zu wollen; so wenig ehrenvoll w\xFCrde es doch seyn, wenn wir uns damit begn\xFCgen, und auf den Werken dieser w\xFCrdigen M\xE4nner, wie auf weichen Pf\xFChlen, bequem ausruhen m\xF6chten. Sollen wir nicht vielmehr durch dieselben zu weitern Forschungen geweckt, ihrem r\xFChmlichen Bestreben nach immer gr\xF6\xDFerer Vollendung unserer Kenntnisse in diesen F\xE4chern nacheifern?
Noch umh\xFCllet oft dichtes Dunkel den Blick in die ungrische Vorwelt; noch sind lange nicht alle Quellen ge\xF6ffnet, aus denen uns Licht zuflie\xDFen sollte, um jenes Dunkel aufzuhellen, indem manche dem Scharfblicke und m\xFChsamen Flei\xDFe unserer Forscher bisher verborgen blieben, bey manchen aber Furcht und Unwissenheit, feuerspr\xFChenden Drachen gleich, \xFCber den Zugang wachen; noch sind viele der herrlichsten Quellen, die bereits offen stehen, sehr vernachl\xE4ssigt, nicht geh\xF6rig untersucht, nicht gereinigt, nicht verst\xE4ndig benutzt; noch giebt es mehrere, bisher nicht beachtete, Wege, die zu den sch\xF6nsten Aussichten in die Regionen der Geschichte unseres Vaterlandes f\xFCh-
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ren. Diese Noth brachte daher auch nat\xFCrlich manche auffallende Erscheinung in dem Gebiete der ungrischen Literatur hervor. Um offenbare L\xFCcken in der Reihe der Begebenheiten auszuf\xFCllen, nahm man seine Zuflucht zu M\xE4hrchen und Hypothesen, die allm\xE4hlig das Ansehen historischerwiesener Thatsachen gewannen; wahre Erz\xE4hlungen dagegen, die den unverkennbaren Stempel der Authenticit\xE4t an sich tragen, wurden f\xFCr Fabeln und Erfindungen launiger Jongleurs ausgegeben. Mancher historische Schriftsteller mu\xDFte, um einigerma\xDFen zu seinem Zwecke zu gelangen, die verschiedenartigen Rollen des Geschicht-Sammlers, Forschers und Staffirers zugleich \xFCbernehmen; dahingegen oft andere, sonst gr\xFCndliche Gelehrte, die interessantesten Untersuchungen, die auf ihrem Wege lagen, entweder schlau vermieden, oder offenherzig beseitigten, weil sie kein Fundament vorfanden, auf welches sie dabey h\xE4tten fu\xDFen k\xF6nnen. Die eigentlichen Schicksale der Cultur, und ihrer j\xFCngern Schwester, der Literatur in Ungern, ihr Ursprung, ihre erste Entwicklung, ihre wechselseitigen Wirkungen, ihr Einflu\xDF auf \xF6ffentlichen und privat Wohlstand, ihre Aeu\xDFerungen in K\xFCnsten und Wissenschaften, ihre ungleichf\xF6rmige, oft unterbrochene, Fortbildung, wodurch sie gerade die Stuffe erreichen mu\xDFten , auf der sie nun stehen; die\xDF alles konnte bisher nicht er\xF6rtert, nicht in helles Licht gesetzt werden, und nur wenn der Weg dazu durch vorhergehende kritische und vollst\xE4ndige Sammlungen von Materialien, so wie durch spezielle Bearbeitung einzelner vorz\xFCglich schwieriger Abschnitte, gebahnt seyn wird, d\xFCrfen wir jenes h\xF6here Ziel zu erklimmen hoffen.
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Auch die Kenntnisse, welche in den Umfang der Erdkunde dieses in so manchem Betrachte doch wahrlich interessanten Reiches geh\xF6ren, bed\xFCrfen noch ungemein vieler Berichtigungen und Erg\xE4nzungen. Unter den unz\xE4hlbaren Landkarten, die Ungern aufzuweisen hat, gr\xFCndet sich bisher noch keine einzige auf richtige trigonometrische Messungen und astronomische Bestimmungen. Wir kennen ja nicht einmal genau die ganze Oberfl\xE4che, die geographische Lage, die Form, den Zusammenhang, den eigentlichen Bestand der vier bis f\xFCnf tausend Quadrat Meilen, die wir zu unserer Heimath rechnen; wie viel weniger noch haben wir ihre innere nat\xFCrliche Beschaffenheit erforscht, sowohl in Betreff aller gegenw\xE4rtigen Vortheile und Nachtheile, die f\xFCr uns daraus entspringen, als auch der M\xF6glichkeit ihrer k\xFCnftigen besseren Benutzung; und wie ungleich weniger sind uns noch ihre verschiedenartigen Bewohner bekannt, nach der Eigenth\xFCmlichkeit ihrer b\xFCrgerlichen Verh\xE4ltnisse, ihrer Besch\xE4ftigungen, ihrer Sitten, Sprachen u. d. gl. Die neuesten Bem\xFChungen inl\xE4ndischer Literatoren in diesem Fache, welche das Ganze zu umfassen suchten, konnten daher unm\xF6glich vollkommen gelingen, da ihnen einzelne hinl\xE4ngliche Vorarbeiten fehlten, zu denen sich derjenige, dem es um zweckm\xE4\xDFige totale Uebersicht, um richtige Darstellung des Zusammenhanges, um ein klares Bild vom Ganzen, zu thun ist, nur selten herablassen darf, wenn er nicht seine Hauptabsicht verfehlen will. Die Schriften ausw\xE4rtiger Verfasser, welche die Erdbeschreibung von Ungern zum Gegenstande haben, sind nun meist vollends unbrauchbar, da nur ein sehr geringer literarischer Verkehr zwischen uns und dem Auslande bisher statt fand, und seit langer Zeit nicht einmal
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solche Zeitschriften bey uns vorhanden sind, wodurch \xE4chtere Nachrichten, die dem Einheimischen, auch ohne tiefe Forschung, doch mehr zu Gebote stehen, auf eine rechtm\xE4\xDFige, offene und leichte Art, nahen und entfernten V\xF6lkern zugef\xFChrt werden k\xF6nnten. Einsichtsvolle Reisende, die, wie ein Esmark, Vorsicht in ihren Beobachtungen mit Bescheidenheit verb\xE4nden, f\xFChrt uns der Himmel selten zu; mit Reisebeschreibern aber, wie Townson, Hofmannsegg u. d. gl. ist wenig gewonnen.
Ueberhaupt \xE4u\xDFerte der Mangel an inl\xE4ndischen Zeitschriften, welche die legalen Ber\xFChrungspunkte mit dem gelehrten Auslande, vervielf\xE4ltigen sollten, einen sehr nachtheiligen Einflu\xDF auf unsere gegenw\xE4rtige Literatur. Selbst der benachbarte, emsige, jeden Beytrag zur Erweiterung seiner Kentnisse so gern aufnehmende, Deutsche, (ja was noch auffallender ist, selbst ein gro\xDFer Theil unserer eigenen gelehrten Mitb\xFCrger) lernte die Anstalten zur Aufnahme intellectueller und moralischer Cultur, die wir entweder einer wohlth\xE4tigen Regierung, oder der Freigebigkeit edelm\xFCthiger Privatpersonen, verdanken, nur h\xF6chst unvollkommen kennen; so wie ihm unsere literarischen und artistischen Produkte, unsere Gelehrten und K\xFCnstler, die verschiedenen Ereignisse im Gebiete der Wissenschaften und K\xFCnste bey uns, entweder gar nicht, oder doch nicht von der rechten Seite bekannt wurden. Daher das tiefe Stillschweigen, das in den Werken der Ausl\xE4nder, welche die Geschichte der neueren Literatur behandeln, so wie in den meisten ihrer gelehrten Zeitblatter, \xFCber den gegenw\xE4rtigen Zustand der Literatur in Ungern herrscht; daher die Ungereimtheiten, welche von Fremden, die doch etwas \xFCber uns sprechen wollen, theils nach dem H\xF6ren-
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sagen, theils nach den Erz\xE4hlungen fl\xFCchtiger oder hypochondrischer Reisebeschreiber, theils nach den einseitigen Berichten anonymer Einsender, uns sehr h\xE4ufig aufgeb\xFCrdet werden; daher die so ziemlich allgemein verbreitete Meinung von diesem Reiche, als ob es noch in tiefer Warbarey und Unwissenheit l\xE4ge; daher die Verachtung und Vernachl\xE4\xDFigung unserer einheimischen Literatur, die sich selbst viele Inl\xE4nder, welche durch die Brille ausl\xE4ndischer Urtheile ihr Vaterland betrachten, zu Schulden kommen lassen; daher die Mutlosigkeit, welche unsere Gelehrten und K\xFCnstler von manchen Unternehmungen zur\xFCckh\xE4lt, die sie zur Ehre ihres Vaterlandes, und \xFCberhaupt zum Vortheil der Wissenschaften und K\xFCnste, auszuf\xFChren im Stande waren; daher noch mehrere \xFCble Folgen, welche verbunden mit andern m\xE4chtigen Hindernissen, dem schnellen Aufbl\xFChen der Literatur bey uns im Wege stehen. *)
Ein periodisches Werk nach dem Plane ausgef\xFChrt, welcher dem gegenw\xE4rtigen zum Grunde liegt, kann auf eine leichte und anst\xE4ndige Weise, den meisten jetzt erw\xE4hnten Bed\xFCrfnissen unserer inl\xE4ndischen Geschichte, Erdkunde und Literatur allm\xE4hlig abhelfen. Den Gelehrten unsers Vaterlandes, vorz\xFCglich aber denen, die vom Staate zu Lehrern auf h\xF6hern Schulen bestimmt sind, und denen
*) Non sarebbe diff\xECcile protrarre pi\xF9 a lungo queste osservazioni, e fortificarle ancora d'essempi. Ma io stimo che bastino le fin qui fatte per chi abbia tintura d'arti (e de'scienze) e fenfo pel buono: e a chi sia nudo dell' una, e dell' altro, io m'indirizzerei in vano, scrivendo ancora un volume. Bertola elogio di Gessner.
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also gleichsam das Depositum der gelehrten Kenntnisse unter der Nation zur Verwahrung, Verbreitung und Erweiterung anvertraut ist *), verschafft eine solche Zeitschrift auch eine neue, bequeme Gelegenheit zur Erf\xFCllung der an sich so reitzenden und erhabenen Pflichten ihres Standes. Die Bem\xFChungen solcher M\xE4nner n\xE4mlich, in so ferne sie sich auf Vergr\xF6\xDFerung der Einsichten, Bereicherung der Kenntnisse und ihre Mittheilung an Andere beziehen, k\xF6nnen nicht immer das Ganze der Literatur oder eines Faches derselben umfassen. Es sind oft nur einzelne Entdeckungen oder Erfindungen, gr\xFCndliche Berichtigungen, deutliche Beschreibungen, lehrreiche Winke, brauchbare Vorschl\xE4ge, und dergleichen, die nun wohl hinl\xE4nglichen Stoff zu kurzen Abhandlungen darbieten, aber um ein ganzes Buch jedesmal dar\xFCber zu schreiben, m\xFC\xDFte man es nur so machen, wie jener Gelehrte, der um ein Paar Varianten in einem alten Auctor anbringen zu k\xF6nnen, immer auch den ganzen Auctor, den er sonst mit nichts auszustatten wu\xDFte, herausgab. Wie leicht verlieren sich nun solche einzelne Aufs\xE4tze; wie wenig kommen sie in den Buchhandel! Daher entschlie\xDFt sich auch selten ein Gelehrter bey uns, so einen aus dem Ganzen herausgehobenen Stoff, \xFCber den er doch vorz\xFCglich Licht zu verbreiten im Stande w\xE4re, zu bearbeiten und der Welt mitzutheilen. Ist aber eine Zeitschrift vorhanden, welche den Zweck hat, solche besondere Ausarbeitungen aufzunehmen und zu sammeln, so kommen manche Bemerkungen zum Vorschein, manche
*) Siehe Heyne's lehrreiche Vorrede zu M. G. Herrmanns Handb. der Mythologie a. Homer u. Hesiod. Berlin u. Stettin. 1787.
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Gegenst\xE4nde zur Sprache, die sonst vielleicht nie beleuchtet und ausgef\xFChrt worden w\xE4ren und die doch oft ein wesentlicher Beytrag zur Ausbildung und Vollendung des Ganzen der Literatur sind.
Wollen wir aus der Erfahrung Belege hiezu finden, so steht uns jedes gebildete Land, mit der Mannigfaltigkeit seiner Journale und periodischen Schriften vor Augen. Italien und Deutschland, Frankreich und England, Schweden und D\xE4nemark, verdanken ihren Zeitschriften einen gro\xDFen Theil des Flores ihrer Literatur, und mit Bedacht pflanzte man daher diese Anstalt nach Amerika und Ost-Indien \xFCber.
Aehnliche Gr\xFCnde hatten vermuthlich schon ehedem die Herausgabe der k. k. privilegirten Anzeigen, * ), des \xE4ltern und neuern ungrischen Magazins * * ), des Merkurs von Ungarn * * * ), der Sie-
* ) Die k. k. privilegirten Anzeigen aus s\xE4mmtlichen k. k. Erblanden. Wien. 1771 - 1776., welche viele Aufs\xE4tze und Nachrichten \xFCber Ungern enthielten, gab der damalige Registrator und Sekret\xE4r des alten Hof-Kammerarchives zu Wien, Hr. Daniel Terstyanszky heraus, der den 29. Okt. 1800. zu Ofen als Direktor des Archivs der k. ungr. Hof-Kammer starb.
* * ) Ungrisches Magazin, oder Beytr\xE4ge zur ungrischen Geschichte, Geographie, und Naturwissenschaft, und der dahin einschlagenden Literatur. IV. B\xE4nde 1781 - 88. gr. 8. Neues ungrisches Magazin, oder Beytr\xE4ge u. s. w. II. B\xE4nde. 1791 – 98. 8. – Der Herausgeber war K. G. v. Windisch, dem wir \xFCberhaupt die ersten Wochenschriften und Journale in Ungern verdanken.
* * * ) Merkur von Ungarn, oder Literaturzeitung f\xFCr das K\xF6nigreich Ungarn und dessen Kronl\xE4nder. Herausgegeben von einer Gesellschaft patriotischer
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benb\xFCrgischen Quartalschrift *) veranla\xDFt deren Werth und Einflu\xDF auf die Beleuchtung mancher dunkeln Stelle, in den unser Vaterland betreffenden Kenntnissen, niemand verkennen wird, und die noch als Sammlungen der gelehrten und geistvollen Bem\xFChungen vieler w\xFCrdigen M\xE4nner, die daran Theil hatten, immer ein Schatz f\xFCr unsere Literatur bleiben werden. Aehnliche Gr\xFCnde bestimmten vermuthlich eine hohe Landesstelle vor mehreren Jahren (1794), der hiesigen k\xF6niglichen Universit\xE4t die Herausgabe literarischer Ephemeriden aufzutragen, die aber, aus mir unbekannten Ursachen, nicht zu Stande gekommen sind.
Da nun alle jene, f\xFCr Ungern bestimmte, literarische Zeitschriften fr\xFCh ihr Ende erreicht halten, wagte ich es bereits im Jahre 1798, ein periodisches Blatt, aber von weit beschr\xE4nkterem Umfange, unter dem Titel: Literarischer Anzeiger f\xFCr Ungern, als Beylage, die zuweilen erscheinen sollte, der Pesther Zeitung beyzuf\xFCgen, das aber im August 1799, zugleich mit der Zeitung selbst wieder aufh\xF6rte.
Jetzt \xFCbernehme ich daher abermal, theils aus inniger Ueberzeugung von der N\xFCtzlichkeit und Nothwendigkeit
Liebhaber der Literatur, geordnet und besorgt von Martin Georg Kovachich. 1786 - 1787. Zwey Jahrg\xE4nge. Auch von dieser Seite suchte der als flei\xDFiger Geschichtforscher und Sammler um Ungern sehr verdiente Herausgeber, seinem Vaterlande zu n\xFCtzen.
*) Siebenb\xFCrgische Quartalschrift. Sieben Jahrg\xE4nge 1792 bis 1800. Bey allem Wechsel der Herausgeber, wurde doch diese ungemein lehrreiche Zeitschrift, durch den standhaften Patriotismus der Siebenb\xFCrger Gelehrten, immer in gleichem Werthe erhalten.
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einer solchen Anstalt f\xFCr Ungern, theils von vielen w\xFCrdigen Gelehrten meines Vaterlandes aufgemuntert, die Herausgabe einer periodischen Schrift, welche sich vorz\xFCglich mit der Geschichte, Geographie und Literatur von Ungern besch\xE4ftigen wird. – Ungern nehme ich hier im ausgedehntesten Sinne dieser Benennung, nach welcher auch Siebenb\xFCrgen, Croatien, Slavonien und Dalmatien dahin geh\xF6ren. Auch Aufs\xE4tze \xFCber die in Osten und S\xFCden an uns zun\xE4chst angr\xE4nzenden Lander, von denen der europ\xE4ische Gelehrte wieder nur meist durch uns genaue Nachrichten erhalten kann, z. B. \xFCber Bosnien, Servien, die Walachey, Moldau, u. f. f. geh\xF6ren in den Umfang dieser Bl\xE4tter.
Die Rubriken, welche diese Zeitschrift, ihrem Zwecke gem\xE4\xDF, enthalten wird, sind folgende:
I. Abhandlungen und k\xFCrzere Aufs\xE4tze zur Beleuchtung, Berichtigung und Erg\xE4nzung der Geschichte, Erdkunde und Literatur von Ungern. Hieher geh\xF6ren auch alte, noch nie gedruckte Urkunden, oder andere historische und literarische Denkm\xE4ler, die zu dem eben angegebenen Zwecke taugen, und mit Erl\xE4uterungen oder Bemerkungen versehen, allerdings hier Platz finden.
II. B\xFCcheranzeigen. Alle seit dem Anfange des neuen Jahrhunderts, also seit dem Jahre 1801 in Ungern, und den damit verbundenen L\xE4ndern, in jedem Fache der Wissenschaften und K\xFCnste erschienenen, und in der Folge erscheinenden B\xFCcher, werden, so wie wir zu ihrer Kenntni\xDF gelangen, nach und nach angezeigt, ihr Inhalt, ihr Plan, und dessen Ausf\xFChrung, dargestellt werden, um dadurch die Uebersicht der einheimischen Literatur einigerma\xDFen zu erleichtern, Kritische Recensionen,
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wenn sie auch mit aller Schonung und Klugheit verfa\xDFt sind, beleidigen bey uns noch zu sehr, als da\xDF man nicht lieber diese Form literarischer Wirksamkeit aufopfern sollte, um nicht das Aussch\xFCtten des Kindes sammt dem Bade zu veranlassen. – In einer eigenen Abtheilung werden aber auch die im Auslande seit dem Jahre 1801 herauskommenden, von ausw\xE4rtigen Gelehrten verfa\xDFten, Schriften, die auf Ungern Bezug haben, angezeigt und beurtheilt.
III. Intelligenzblatt f\xFCr Ungern, welches Nachrichten sowohl \xFCber den ehemaligen, als gegenw\xE4rtigen Zustand literarischer Anstalten in Ungern, \xFCber ihre Ver\xE4nderungen und neuen Einrichtungen, \xFCber Bef\xF6rderung und Todesf\xE4lle der Literatoren, \xFCber neue Entdeckungen und Erfindungen u. s. w., so wie auch Ank\xFCndigungen und Buchh\xE4ndler-Anzeigen von neuerschienenen oder bald zu hoffenden Werken, und andern literarischen Unternehmungen, enthalten soll.
Da\xDF ich zu einer Zeitschrift von und f\xFCr Ungern die deutsche Sprache gew\xE4hlt habe, geschah aus eben denselben Gr\xFCnden, wodurch vermuthlich auch meine Vorg\xE4nger dazu bestimmt wurden, und die ich bereits in dem Vorberichte zum Literarischen Anzeiger f\xFCr Ungern angedeutet habe. Niemand wird hoffentlich so kleinlich denken, es f\xFCr eine Verachtung der Landessprache zu halten. Man bedenke nur, da\xDF der Kreis der deutschen Lesewelt, d. h. derjenigen, die deutsch zu lesen und zu verstehen im Stande sind, bey uns weit gr\xF6\xDFer ist, als jedes andern gebildeten Publicums, welches sich f\xFCr solche Unternehmun\xADgen interessiren k\xF6nnte; da\xDF diese Sprache f\xFCr die genaue Bezeichnung der unserem Zeitalter angemessenen Begriffe,
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Vorstellungen und Empfindungen, schon mehr bearbeitet und gebildet ist, als jede andere bey uns anwendbare; da\xDF endlich nur dadurch die Verbindung mit Deutschland, welche f\xFCr unsere Cultur und Literatur die vortheilhafteste ist, erhalten werden kann.
Nach diesen offen dargelegten Grunds\xE4tzen, darf ich, bey der freundschaftlichen und edelm\xFCthigen Art, womit mehrere denkende und wissenschaftlich gebildete M\xE4nner mich zu unterst\xFCtzen sich bem\xFChen, k\xFChn hoffen, in der Folge immer mehr und mehr den gegr\xFCndeten Forderungen und Erwartungen des Publicums entsprechen zu k\xF6nnen. Wahrheit im harmonischen Bunde mit Klugheit und Bescheidenheit, welche allein den Kranz des Verdienstes flechten, nach dem jeder Schriftsteller ringen soll, m\xF6gen auch diese Anstalt, leitenden Genien gleich, umschweben.
Schedius