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XVIII.

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Gesammelte fremde und eigene Beobachtungen aus dem Reiche der Natur.

Die Natur, wenn sie uns auch gleich eine grosse Menge ihrer Schönheiten deutlich genug entwickelt, hat doch noch eine eben so grosse Menge Wunder gleichsam für sich allein aufbehalten. Tausend Erscheinungen, die wir bald mit eigenen Augen sehen, bald von glaubwürdigen Schriftstellern überliefert bekommen, sind uns die größten Geheimnisse, und vielleicht bleiben sie es beständig. Viele grosse Naturforscher sind zwar so glücklich gewesen, manches zu entwickeln, was unsern Voraltern noch ein unbegreifliches Wunder war, aber wir werden unseren Nachkommen noch manches überlassen müßen, ob sie es vielleicht entwickeln, und den eigentlichen Grund errahten möchten! Hieher

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gehören folgende Beyspiele, die ich gesammelt habe.

I.

Man hat in festen Steinen lebendige Geschöpfe angetroffen. Ich zähle hieher erstlich, die in steinen gefundenen lebendigen Kröten. Die Sache ist ganz außerordentlich, und wenn sie nicht durch so wichtige Zeugen erhärtet werden könnte, so würde sie ganz unglaublich seyn. Das Brem. Magazin führet im ersten Bande S. 390. ff. einige Beyspiele aus dem Gentlement. Magazin an, die hieher gehören. In einem Briefe, der Luid seinem Lithophylaceo Britanico angehänget hat, meldet der D. Richardson, daß er eine lebendige Kröte in einem festen Felsen angetroffen habe. Drey andere Beyspiele, welche Karl Hall, Martin Weinrich, und Ulysses Aldrowand erzählen, führet der fleißige Lesser in seiner Lithotheologie S. 102. der Ausgabe Hamburg 1751. an. Mit diesen Beyspielen ist ein anderes verwandt, welches, wenn es bewiesen werden könnte, noch wundervoller wäre. Das oben angeführte Bremische Magazin erzählet im dritten Bande, S.291. aus einem engländischen Journal, daß sich in einem Aenteneye eine lebendige Kröte gefunden

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habe. Hier aber können wir nichts thun, als den Wunsch des Herrn Uibersetzers S. 292. anhängen : wir wünschen mit dem Sammler des engländischen Magazins , daß die Wahrheit des so fremdscheinenden Vorfalls durch giltige Zeugnisse möchte dargethan werden. Mit den Kröten sind die Frösche sehr nahe verwandt. Dürfen wir den Zeugen glauben, die Lesser in seinem Litotheologie S.103. anführet, so hat man auch lebendige Frösche in Steinen angetroffen. Lesser sagt Folgendes: Graf Herrmann v. Hatzfeld erzählte D. Sachsen, wie er mitten in einem Steine, auf seinem Schlosse Scheckenberg, einen lebendigen Frosch stark qwackend gehöret habe. Endlich wie der Stein von sich selbst entzwey geplatzet, sprang er aus demselben ganz frisch heraus. Bey Tolosa wachsen mitten in den grossen Mühlsteinen rohte Frösche; die Mühlsteine, wenn sie durch oftmaligen Umlauf erhitzt werden, bersten oft mitten von einander, und die Frösche hüpfen heraus. Auch lebendige Krebse will man in Steinen gefunden haben. Lesser S. 124. seines angeführten Buches sagt: Es giebt Krebse, welche lebendig in den Spaltungen und Ritzen einiger Felsen, wiewohl

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sehr selten angetroffen werden. Er beruft sich hiebey auf Sachsen, Vdigten und Libavius, als seine Zeugen. Ein Beyspiel führen unterschiedene Schriftsteller an. Link dringt in seinem Buche von den Seesternen aus dem Missonius ein Beyspiel bey, daß man in den italiänischen Steinbrüchen, in der Mitte eines grossen Steines, einen lebendigen Meerkrebs von vier Pfunden gefunden habe. S. die Ononutolog. histor. natural. T. I. p. 459. Eben dieses bezeugt Rajus, und Missons Reise, wie Herr Liberoth in seiner Abhandlung von dem Wachsen der Steine im Hamb. Magaz. V. Band, S. 437. angemerket hat. Von Muscheln und Schnecken haben wir beynahe noch die meisten Beyspiele, die hieher gehören. Herr Liberoth sagt uns am angezogenen Orte, daß Brand berichte: In England habe ein gewisser Herr Muscheln gegessen, welche vermittelst eines Pfluges aus der Erde geackert : worden; ja bey der Stadt Mold in Flinkshire würden unterschiedene Muscheln, ungefähr drey Fuß tief im Sande angetroffen, in welchen lebendige Fische waren. Link erzählet am angezogenen Orte der Onomatologie, daß man bey Gelegenheit eines Gebäudes, drey

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Schuhe tief eine sandichte Erde gegraben, und endlich wahrhaftige Miesmuscheln gefunden habe, welche nicht nur den Seemytuln vollkommen gleich gewesen wären, sondern auch in sich lebendige Thiere eingeschlossen gehabt hätten. Die Onomatologie setzt bald darauf hinzu: „ So ist es auch eine bekannte Sache, daß man zuweilen in den mittelländischen Gegenden so wohl Austern, als Kinkhörner, und neritische Meerschnecken, auch anderes Muschelwerk ausgräbt, worinnen man auch, manchmal lebendige Thiere findet.,, Seyfried erzählet in seiner Medula mirabilium Lib. II. Part. II Cap. V. daß bey dem Kastel Dnyno, am venetianischen Meere, von den Felsen am Meere grosse Stücke abgeschlagen würden, darinnen man Schnecken in ihren Gehäusen findet, die man zur Speise genießen kann. Das sind ohne Zweifel diejenigen Schnecken, welche Brückmann tactylos marinos nennet, und in welchen er sogar das Original der Belemniten zu finden glaubte. Seine Worte im Thesauro subterraneo Ducatus Brunsvicens. p. 73. sind folgende: „Schlüßlich muß ich noch mit Wenigem anführen, daß der Herr D. Krüger, mein hochgeschätzter Collega, in seiner historia curiosa calculorum

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p. 33 einer See-oder besser einer Steinmuschel gedenket, so tactylus marinus genennet würde und häufig zu Tarento in den Steinen an der Seeküste lebendig, angetroffen, und von den Einwohnern selbiger Stadt täglich aus den Steinern herausgeschlagen, und gegessen würden, wodurch wir denn fast auf die Gedanken gerathen sollten, ob vielleicht der Lapis Lyncis oder Belemnites eine solche Art Muschel, so pertrificiret worden, wäre? ,, Herr Hofrath Walch muhtmaßet in seiner Naturgeschichte der Versteinerungen Th. II. Abschn. II. Kap. XV. S. 245. daß Brückmann unter diesen, tactylis marinis die sogenannten Balaros, eine Art kleiner phorescirenden Fische verstehe, die man aus den Steinen, welche man aus der See ziehet, zu schlagen pfleget, und die man unter andern bey Ankona finde. Diese Fische aus den Steinen waren sogar den Alten nicht unbekannt, ob ich mir gleich nicht zu behaupten traue, daß sie eben diese tactylos des Brückmanns, oder diese Bularos meyneten. Plinius erzählet in seiner Naturgeschichte Lib. IX. Cap. LVII. Theophrastus sage, daß in Paphlagonien Fische ausgegraben würden, wo kein Wasser wäre, und die doch

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gleichwohl einen höchst angenehmen Geschmack hätten. Vielleicht zielet auch Seneca darauf : Quaest. natural. Lib.X. Cap. XVII. Multa hoc loco in mentem tibi venient, quae urbane in re incredibilifabulamdicas. Non cum retibus aliquem aut cum hamis, sed cum dolabra ire piscatum. Man würde folglich allen historischen Glauben aufheben müßen, wenn man eine Sache unter die Fabeln zählen wollte, welche von so vielen Zeugen bestätiget wird. Wenigstens werden doch einige der angeführten Beyspiele wahr und ihre Zeugen geltend seyn. Man wird folglich auch nicht darauf fallen, die Möglichkeit einer Sache zu läugnen, welche doch wirklich ist, da man von der Wirklichkeit einer Sache, auf ihre Möglichkeit, sicher zu schließen pfleget. Allem weit schwerer ist es, die Art zu erklären, wie dieß möglich sey? Die Verfasser der onomatol. histor. natural. ziehen ihr Urtheil völlig zurück. Sie sagen nur am angezogenen Orte, daß sich die Gelehrten darüber den Kopf bisher sehr, zerbrochen hätten. Es sey gleichwohl nicht wahrscheinlich, wenn man auch zugeben wollte, es habe die allgemeine Sündfluht diese Muscheln dahin geführet, daß

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die darinnen eingeschlossenen Thiere so lange hätten können am Leben erhalten werden. Lesser halt im angezogenen Buche S. 104. die Sache, was die Frösche und Kröten anbetrifft, gar nicht für unmöglich. Er setzt voraus, daß beyde als Amphibien länger als ein halbes Jahr zwischen Tod und Leben in einem mittlern Zustande liegen könnten. Er folgert daraus,daß sie auch wohl aufeine solche Art in Steinen könnten erhalten werden. Büttner philosophiret in seinen ruderibus diluvii testibus pag. 139. fast eben also, doch hält er es auch S. 140. nicht für unmöglich, daß ein Ovulum von Laich, oder auch eine annoch zarte Brut zwischen die unmerkbaren Klüfte eingedrungen, und daselbst vergrößert worden. Allein die Folge ist bey dem, was Lesser sagt, nicht richtig.

Die Fortsetzung folgt.


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Topic revision: r20 - 15 May 2011, MarleneBurgstaller
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