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XIX.

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Fortsetzung der gesammelten fremden und eigenen Beobachtungen aus dem Reiche der Natur.

Wenn sich Kröten und Frösche in einem mittleren Zustande befinden, so liegen sie in einem ihrer Elemente, gemeiniglich aber an einem sumpfigten Orte. Aber in einem Steine ein geschlossen, und wer weiß, wie viele Jahre darzu gehöreten, ehe eine feuchte und weiche Masse zu einem harten Felsen würde? wer weiß, wie viele Jahre der Fels ihr Wohnhaus war, ehe sie daraus befreyet wurden? ich sage, in einem Steine unter solchen Umständen eingeschlossen,— will was ganz anders sagen. Der Umstand mit den Muscheln, die man ausgeackert hat, und die bey der Stadt

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Moll drey Schuhe tief in dem Sande lagen, will Herr Liberoth also erklären: „ Dieses, sagt er am angezogenen Orte des hamburgischen Magazins, sind Muscheln, deren Schaalen nach und nach von dem Seewasser größer gemacht, darinnen aber ein kleiner Kanal des Thiers, wodurch es seine Nahrung durch das Seewasser erlangen können, gelassen worden. Diese kommen oft zur bewunderungswürdigen Große, und zeigen ihre Jahrwachse ordentlich. Eine gleiche Beschaffenheit soll es mit dem in Marmor eingeschlossenen Gefäße der Seekrebsen gehabt haben. So viel gestehe ich gerne zu, daß man sich das Leben eines Thieres in eirem Steine ohne Luft nicht gedenken kann; aber woher wollen Muscheln und Schnecken ihren Zugang aus der See bekommen, welche viele Meilen von dem Strande der See entfernet sind? Die Sache bleibet uns demnach immer ein Geheimniß! —

II.

Im neun und vierzigsten Bande der philosophischen Transactionen wird Art. LXXX. erzählet, daß man in eine Phiole gedörrete Kelerresel und spanische Fliegen gethan habe, so daß dieselbe halb davon erfüllet worden sey. Man habe dann

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siedendes Wasser auf die Phiole gegossen, und sie ganz fest verstopfet, da man denn nach einigen Stunden, eine grosse Menge kleiner länglichter, platter und durchsichtiger Thiere gewahr worden wäre , welche ungemein rege und lebhaft worden sind. Wir wissen aus Beispielen, daß manche Thiere in dem einen Elemente bestehen können, und in dem andern verderben. Der Fisch lebt im Wasser, oh ne in die Gefahr zu kommen, zu ersäufen ; auf dem trocknen Lande stirbt er bald. Würde es der Mensch wagen, mit dem Fische in den Abgrund der See zu steigen, so würde er es mit seinem Leben bezahlen müßen. Wir haben unter den Erdschwämmen solche, die für den Menschen das stärkeste Gift in sich haben, und die beißender, als der starkeste Pfeffer sind; gleichwohl verzehret die Erdschnecke, die unendlich kleiner als der Mensch ist, diese Schwämme mit gutem Apetite, und ohne zu besorgen, daß sie sterben. Ist es wahr, was uns verschiedene alte Schriftsteller von dem Salamander berichten, so kann das Thier im brennenden Feuer leben, welches sonst alle thierische Körper verzehret. Wenn die Bemerkung vieler Aerzte richtig ist,

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daß die gewöhnlichen Würmer der Menschen nichts anders als Regenwürmer sind, deren Eyer oder Brut der Mensch durch das Wasser einschlürft, in seinem Magen ausbrütet, und nachher bis zu einem grossen Wachsthume ernährt, so kann der Regenwurm eine unglaubliche grosse Hitze, dergleichen die Hitze des Magens ist, ausstehen. Die Nisse eines bekannten Insekts, wenn es dieselbe in die Falten der Wäsche verbergen kann, werden durch die heißen Brühen nicht getödtet, welche die Wäsche ausstehen muß, wenn man sie waschet Es kann also auch wohl Gewürmer geben, die ein siedendes Wasser nicht verdirbt, sondern wohl eben so erfrischt, wie das kalte Wasser einen erhitzten Menschen. Alles in der Natur, von der man sagt, es sey nützlich oder schädlich, ist wohl unter lauter Einschränkungen anzunehmen,

III.

Herr von Reaumur, ein Mann, der der Naturgeschichte wesentliche Dienste geleistet, und beynahe in allen Fächern der Natur, mit einem gleich glücklichen Erfolge gearbeitet hat, behauptet nach dem Zeugnisse des hamburgischen Magazin X. Buch IV. St. S. 443.: daß die Farbe der Vögelfeyern nicht beständig

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einerley bleibe, und daß die Hahnen, und Hühner, dieselben, so oft sie sich mausen, wie man von ihnen zu reden pflegt, ändern. Was den letzten Fall anbetrifft, so ist er nicht allgemein wahr. Aufmerksame Oekonomen werden mir keinen Beweis abfordern, wenn ich sage, daß man sich vom Gegentheile alle Jahre überzeugen könne. Aber das ist wahr, daß sie ihre Farbe oft ändern. Dem ersten Falle darf man die Wahrheit nicht streitig machen. Ich habe davon zwo Erfahrungen. Die erste ist ganz sonderbar; ich bin aber für ihre Richtigkeit Bürge. Auf einem adelichen Hofe, nicht weit von dem meinen, war eine Henne im ersten Jahre ganz schwarz, und wurde im andern Jahre, nachdem sie sich gemauset hatte, ganz weiß. So wenig man in dem einen Jahre an der schwarzen Henne eine weiße Feder fand, so wenig konnte man an ihr, da sie sich weiß gefärbet hatte, eine schwarze entdecken An meinen eigenen Hühnern, die alle ganz schwarz waren, habe ich beobachtet, daß einige nach und nach weiße Federn bekamen. Die Hühner sind höchstens vier Jahre alt. Man kann es nicht gewiß entscheiden, wie alt eine Henne werden könne, wenn sie ihr

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höchstes Alter erreicht. Da aber eine Henne von vier Jahren schon unter die alten Hühner gehöret, so möchte meine Erfahrung doch wohl ein Beyspiel wider den Herrn von Reaumur seyn, der am angezogenen Orte des Hamb. Magaz. vorgiebt: daß das Alter, und die Hinfälligkeit, wovon sich unsere Hahre weiß färben, bey den Federn der Hühner und Vögel eben dieselbe Wirkung hervorbringe. Überhaupt ist ein graues Hahr nicht allemal ein Beweis des Alters, und der Hinfälligkeit. - Wir finden Menschen, die in ihren schönsten Jahren grau werden, und wer weis nicht, was überhäufte Sorgen, anhaltender Gram, und nagender Kummer für einen Einfluß auf unsere Hahre haben? -

IV.

In eben dem Orte des hamburgischen Magaz. thut der Herr von Reaumur den Vorschlag: Man solle Hühner und Hahne von verschiedener Struktur aussuchen, um auf die Veränderung Acht zu haben, die dieser Umstand hervor bringen möchte. Ich will zweyerley bemerken, was ich beobachtet habe. Ich habe zu meinen kleinen Hühnern einen grossen wälschen Hahn, der sie befruchtet. Bey den jungen Hühnern bemerkte ich, daß ihre

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Größe den gemeinen Hühnern, ihr Bau aber den sogenannten wälschen Hühnern am nächsten kam. Sie haben alle die grossen Bürsten auf ihren Köpfen, und die den wälschen Hühnern eigenen langen Beine. Bey einem Hahn, der von einem grossen Hahne und einer kleinen Henne erzeuget worden ist, habe ich das Gegentheil gesehen. Es fehlet ihm nicht viel an der Größe, die sein Vater hatte, sein Bau war ihm völlig gleich, nur seine Federn waren ein Gemisch von Vater und Mutter zugleich. Bey einer Aente habe ich in zwey Jahren zwey ganz widrige Beyspiele gesehen. Das Weibchen hat auf ihren Kopf eine sehr grosse Bürste, der Kopf des Männchens war aber ganz glatt. Unter einer Anzahl junger Aenten von zwanzigen hatten die mehresten glatte Köpfe; diejenigen, an welchen man das Gegentheil sah, hatten nur ganz kleine Bürste,u. nur eine einzige war in diesem Stücke ihrer Mutter ganz gleich. Im andern Jahre hatte ich ein Männchen mit einer ziemlich grossen Bürste zu diesem Weibchen gesellet. Aber alle meine junge Aenten, zwölfe an der Zahl, haben ganz glatte Köpfe, eine einzige ausgenommen, die eine ganz kleine Bürste hatte. Ich zweifle demnach, ob

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es schon Zeit sey, aus solchen Beobachtungen etwas zu schließen, das unfehlbar gewiß sey. In den nützlichen Beyträgen zu den neuen Strelitzeranzeigen, die einer langen Dauer vollkommen würdig sind, wird im ersten Quartale des ersten Jahrganges im 13. Stücke S. 102.f. ein bewährtes Mittel angezeigt, schönes Vieh mit einheimischen zu vermischen, das fremde Vieh aber müße männlichen Geschlechts seyn. Dann, fahrt der Verfasser fort: „ Man hat deswegen befunden,daß die schlechtesten Schaafarten, wenn sie von ausländischen Widdern befruchtet werden, von was für guter Art auch die letztern seyn mögen, in der zwoten oder dritten Zeugung zu der Güte des ersten Widders verändert wird. Wo man aber eine ausländische Schaafmutter von guter Art von einem schlechten inländischen Widder fruchtbar machen lassen wollte, so ist die Art in der zwoten oder dritten Zeugung gänzlich schlecht, und zuletzt dem ersten elenden Widder gleich geworden.

Der Schluß künftig.


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Topic revision: r10 - 15 May 2011, MarleneBurgstaller
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