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XXXIV.

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Das Uibrige von den menschlichen Klugeheitsregeln.

Wirf keinem vor, daß du ihm einen Dienst erzeigt, Und zähl ihn mit zu dem, was man mit Fleiß verschweigt. Hilf dem bedrängten Freund, eh ers noch sucht, im Leiden; Du mußt freygebig seyn, doch die Verschwendung meiden. Wallt dir der Gähzorn auf, so dämpf ihn ja sofort. Sprich von Abwesenden nicht ein verächtlichs Wort. Flieh die Undankbarkeit. Lern Uippigkeit besiegen. Spiel aus Gewinnsucht nicht, wohl aber zum Vergnügen.

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Sprich wenig; denke viel. Fern sey von dir Betrug; Und schätze das, was man dir gibt, stets hoch genug. Auf Schuldner stürme nicht, behandle sie mit Güte: Sey für sie, wie für dich, vom billigem Gemühte. Sieh nie des Nächsten Glück mit scheelen Augen an, Was man dir anvertraut, sey keinem kund gethan. Prahl niemals von dir selbst, bewahr die Heimlichkeiten; Und achte kein Geschwätz von unbescheidnen Leuten.

Vorschläge, wie man die Beschwerden von Fliegen vermindern könne.

In den 3. Monaten vom Julius bis zum September ist man in den Zimmern der Unbeqwemlichkelt am meisten ausgesetzet, von ganzenSchwärmen

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hunriger Fliegen beunruhiget zu werden. Die Mittel, sie gänzlich von den Wohnzimmern abzuhalten, sind mir nicht bekannt. Es giebt aber sowohl Vorbauungsmittel wider ihren allzustarken Anwachs, als auch unterschiedene Wege zur Verminderung ihrer ungeheuren Anzahl. Zu den erster rechne ich die Vorsicht, am Tage die Fenster nicht viel auf der Seite zu öffnen, wo die Sonne am längsten zu stehen pfleget; und besonders in den Zimmern, die man nicht ordentlich bewohnt, oder in Schlafkämmern, so lang die Läden, Rolletten, oder Vorhänge vor die Fenster zu machen, alle Thüren zu verwahren, und alle Nahrungsmittel herauszulassen, bis man es gut findet, sich zur Abwechselung in einem derselben aufzuhalten. Man verhindert dadurch wenigstens so viel, daß nicht alle Zimmer mit diesen beschwerlichen Insekten angefüllt, und die Vertilgung dadurch unmöglicher gemacht werde. In den Wohnstuben ist es sehr schwer, diesen Vorschriften durchgängig nachzukommen. Man muß also nohtwendig kleinen Zügen solcher flüchtigen Schmarutzer zuweilen durch Fenster oder Thüren den Zugang verstatten, und einen Theil davon auf seine Kosten

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bewirthen. Ein vernünftiger Hauswirth hat es sich indessen allemal zur Pflicht zu rechnen, sein Hausrecht sogleich an unbescheidenen Gästen auszuüben, als es ihnen einfällt, sich an ihm selbst zu vergreifen. Das thun die Fliegen vornehmlich, weil sie die Maximen, wodurch sich klügere Schmarutzer eine Weile zu erhalten wissen, nicht verstehen. Man suche sie demnach so ernstlich als möglich, von sich zu entfernen! Aber wodurch? das ist in gewissen ähnlichen Fallen immer eine kützliche Frage: im gegenwärtigen hat sie nicht so viel auf sich. Ich will daher in der Kürze die Mittel anführen, wodurch man seinen Zweck, wenigstens zum Theile, erreichen kann. Es ist bekannt, daß sich die Fliegen mit dem Untergange der Sonne häufig an die Decken oder an die Wände der Zimmer zu setzen pflegen. Wenn dieses geschehen, so öffne ich Abends die Fenster des Zimmers, worinn sie sich aufhalten, nehme ein Tuch in die Hand, verjage sie aus ihrem Rückhalte, und komplimentire sie schaarenweise zum Fenster hinaus. Nimmt man zu dieser höflichen Verabschiedung noch einen oder etliche Cärimonienmeister mit Tüchern zu

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Hilfe, so werden für die Nacht wenig Fliegen zurücke bleiben. Die hartnäckigsten, welche den Hauptzug nicht begleiten wollen, betrachte ich als Marodeurs, und pflege sie so zu beköstigen, daß ihnen die Lust vergeht mir öfter beschwerlich zu fallen. Man hat darzu verschiedene, theils ganz unschädliche, theils vorsichtig zu gebrauchende Mittel. Zu den erstem rechne ich a) Das gewöhnliche Gerichte, welches aus Milch mit Pfeffer abgekocht, bereitet, und ihnen zum beliebigen Genuß an solche Stellen gesetzt wird, wo sie nichts lieblichers finden. b) Die sogenannten Fliegengläser, die man oft im Gebrauche hat. Sie bestehen aus einer Art von Cylindern, die oben einwärts gedrückt sind, und mitten in der obern Vertiefung eine kleine Oeffnung haben. Diese Gläser füllt man zur Hälfte mit Wasser und Honig, oder Syrup an, und stellt sie im Wohnzimmer an unterschiedenen Orten auf. Die Schmarutzer haben einen viel zu feinen Geruch, als daß sie die Lockspeise nicht bald entdecken sollten. Der Eingang darzu wird den Fliegen sehr beqwem. Aber der glückliche Abzug nach der Mahlzeit? der ist ein bloßer Zufall.

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Unter tausenden glückt es nicht einer, im Fluge den engen Rückweg zu treffen. Man kann also in kurzer Zeit die lüsternen Schweiger zu tausenden in ihrem leckerhaften Elemente begraben sehen. Man gießt sodann noch etwas von dem Syrup über sie her, und braucht ein Glas so lange, bis es ganz mit erstickten Naschern angefüllet ist. c) Die hölzernen Fliegenklappen, welche aus 2. egalen länglichten Brettern bestehen, die hinten durch ein Leder dicht an einander befestigt sind, und vorn, so weit man will, auseinander gemacht werden können. Die innern Wände beyder Bretter werden mit einer ähnlichen Lockspeise bestrichen, womit man die Gläser anfüllt. In kurzem sind fast alle Fliegen an diesen honigsüßen Wänden versammelt, und man kann mit einemmale Zusammenklappen dieser Falle, wenn man auf jeder Seite eine Hand andrückt, grossen Schaaren lüsterner Fliegen den künftigen Appetit vertreiben. d) Die besenförmig gemachten Büschel von Leimruhten, wornach die Fliegen so begierig sind, daß sie nicht ehe davon weg wollen, bis man es gut findet, sie abzustreichen. Sie werden an

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Orten aufgestellt, wo man sicher ist, sich selbst nicht daran zu beschmutzen. e) Der Kampfergeruch ist den meisten Insekten, auch den Fliegen unerträglich. Herr Vincenz Menghini hat Versuche damit angestellt, und gefunden, daß sie in einem Glase mit etwas Kampfer erst eine Weile unruhig herum geflogen, bald darauf ganz still und betäubt worden , und endlich nach einer halben Stunde, mit Zittern und Zückungen gestorben sind. Wenn uns die Menge in die Nohtwendigkeit setzt, die Mittel zu vervielfältigen, so kann man sich entschließen, außer den angeführten Lockspeisen, ihnen einigen Dampf anzuthun. Gute Wihrte versichern: f) Wenn man Abends das Zimmer, wo Mücken und Fliegen sind, mit Wermuht oder Wacholderbeeren beräuchert, selbige davon leicht sterben, oder wenn man die Fenster offen läßt, hurtig davon fliegen sollen. Man könnte ihnen also diesen Weihrauch vorher streuen, ehe man die Operation vornähme. Unter den Mitteln, welche mit einiger Vorsicht gebraucht werden müßen, weil sie sonst andern Hausthieren schädlich werden mochten, habe ich, besonders auf dem Lande, wo ihre Schaaren

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unzählbar sind, den Fliegenschwamm, in Milch gesotten, fast durchgängig im Gebrauch , und ausnehmend wirksam gefunden. Er hat einen rohten Huht mit weißen Flecken, und wird in den hiesigen Wäldern häufig angetroffen. Die meisten, die sich dessen bedienen, brechen ihn in kleine Stücke, und legen sie entweder hier und da im Zimmer herum, oder sie gießen heiße Milch darüber, und setzen ihn so in flachen Gefäßen den Fliegen vor. Sie fallen begierig darauf und platzen in wenig Augenblicken. Daher sammeln ihn die Bauern in manchen Gegenden Deutschlandes sehr sorgfältig, und verkaufen ihn zu diesem Gebrauche, welches schon zu Clusti Zeiten gewöhnlich war. Er thut, selbst nach des Ritters von Linne Zeugniß, und nach meinen eigenen Erfahrungen, die beßten Wirkungen in Vertilgung der Fliegen.

(Der Schluß hievon über acht Tage.)


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Topic revision: r6 - 15 May 2011, MarleneBurgstaller
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