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XLVII.

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Von Löschung entzündeter Schornsteine.

Alle Erfindungen, welche leicht, sicher, und gemeinnützig sind, können nicht oft genug bekannt gemacht werden, damit sie zu jedermanns Wissenschaft gelangen. Von dieser Art ist auch folgendes geringes, doch bewährtes Mittel, den Brand in den Schornsteinen (Rauchfängen) zu löschen, welches ich daher meinen Lesern, denen es nicht schon bekannt ist, mitzutheilen kein Bedenken trage; um so mehr, da die sonst gewöhnlichen Mittel, theils gefährlich werden können, theils mehr Weitläufigkeit erfordern. Durch das Schießen in den Schornstein wird freylich das Feuer augenblicklich gelöschet, allein es entzündet sich oft wieder durch den Zug, und man muß den Schuß oft drey bis

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viermal wiederholen. Indessen waget man jedesmal, daß der Schornstein, wenn er nicht stark genug gebauet ist ; zerspringe, und das ganze Haus in Flammen setze. Dieses Zerspringen ist auch bey dem Eingießen des Wassers von oben zu befürchten; und welche Weitläufigkeiten ; Aufbrechen des Daches, Herbeyschaffung von Leitern, härenen Decken, u. d. gl. sind auch oft nöhtig, ehe man zu dem Schornsteine kommen kann. Von allen diesen Unbeqwemlichkeiten, ist nachstehendes Mittel gänzlich befreyet. Man muß vor allen Dingen das umliegende Feuer, wodurch der Brand entstanden, auseinander nehmen, damit die in die Höhe schlagende Flamme gemindert werde. Umstehende pflegen in der Eile hierbey zum Wasser zu greifen; aber dieses muß verhütet, ja nicht einmal die Brande damit ausgelöschet werden, weil sonst der saure Schwefeldampf hernach an die wäßrigen Dünste schlägt, und dadurch in seiner Wirkung gegen das Feuer gehindert wird. Wann die Brände auseinander geworfen worden, scharret man die glüenden Kohlen grad unter dem Schornsteine auf dem Herde

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zusammen, und wirft eine gute Hand voll gröblicht gestossenen Schwefel darauf. Ist der Schornstein sehr weit, und hoch, so muß man mehr Schwefel nehmen, auch damit bis zur gänzlichen Löschung fortfahren. So bald der Schwefel sich entzündet, ziehet sich der saure Schwefeldampf mit der Luft in den Schornstein hinauf, und ersticket im Augenblicke das daselbst befindliche Feuer, wann es auch schon dergestalt über Hand genommen hatte, daß die Flamme oben heraus schlüge. — Sollte nicht billig ein jeder Hausvater allzeit einige Pfunde Schwefel im Hause haben, um einem Zufalle geschwind abzuhelfen, der so oft die traurigsten Folgen gehabt hat!

Sokratisches Gespräch vom wirklichen Leben.

Die vornehmste Bemühung des Sokrates, war, seine Mitbürger, zur Arbeit und Tugend anzufrischen. Eines Tages begegnete ihm Epigenes, ein reicher, und angesehener Bürger von Athen,

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auf dem Martisplatze. Weil nun Sokrates wußte, daß er weder von seinem Reichthume, noch Ansehen den gehörigen Gebrauch machte, indem er nichts that, als essen, trinken, spatzieren gehen, und spielen: so ließ er sich mit ihm in folgendes Gesprach ein: Sokrates. Ich habe dich seit etlichen Monaten, weder auf dem Markte ; noch auf der Börse, noch auf anderen öffentlichen Spatziergängen, welche du sonst so fleißig besuchest, angetroffen, und lch habe geglaubt, du wärest gestorben. Epigenes. Guter Sokrates, du hast dich schändlich betrogen, du siehst ja, daß ich wirklich noch lebe, und es war unmöglich, daß du mich in der Stadt hättest sehen können, da ich mich zu der selben Zeit auf dem Pyräo recht lustig gemacht habe. S. Bist du den gewiß versichert, daß du lebest? E. Ich muß deiner Einfalt lachen. Du zweifelst ob ich zu der Zeit lebe, da ich mit dir rede! S. Es kann seyn, daß dir diese Frage so lächerlich vorkömmt, weil du noch niemals daran gedacht, viel weniger gezweifelt hast, daß du lebest. Wir wollen demnach sehen, wie wir hinter die

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Sache kommen können. Sage mir, leben die Steine auch? E. Sie gehören ja unter die leblosen Geschöpfe! S. So wirst du auch nicht sagen, daß ein todter Leichnam lebe? E. Ich müßte ja närrisch seyn! S. Aber, du wirst ja nicht läugnen, daß die Steine, und auch selbst die todten Leichname, sind, und existiren? E. Dieses wird kein vernünftiger Mensch läugnen. S. So folget denn, daß, weil etwas existiren kann, welches nicht lebet, leben, und seyn, zwo unterschiedene Sachen sind E. Mich dünkt, daß du Recht hast! S. Dieses ist dein eigener Schluß, ich thue nichts anders dabey, als daß ich durch meine Fragen, deine Gedanken hervorruffe. Nun hast du gesagt, es könne etwas existiren, daß doch nicht lebet. Meynest du aber, daß etwas leben könne, welches nicht zugleich existire? E. Dieses könnte ich unmöglich begreifen ! S. So wird demnach folgen, daß das Leben ädler sey, als das Seyn, oder Existiren? E. Ich habe nichts dawider.

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S. Es könnte also auch seyn, daß du nur existirtest, und nicht lebtest. Wir wollen sehen. Sage, warum sagst du von einem Steine, daß er existire? E. Weil er etwas ist, und ich also nicht sagen kann, daß er nichts sey. So ist auch ein Leichnam etwas, ob er gleich nicht mehr lebet. S. Woher aber weißt du, daß ein Leichnam nicht mehr lebet? E. Weil er sich nicht mehr beweget, und nichts mehr thut. S. Warum glaubst du denn, daß du lebest? E. Weil ich mich bewege, weil ich esse, trinke, rede, schlafe, gehe, und allerley Geschäfte verrichte. S. So meynst du hiemit, daß alle Leute leben, welche sich bewegen? Ut. Es kann nicht fehlen. S. Giebt es aber keine Menschen, die gar nichts thun? E. Ich meyne es nicht. S. Warum nennen wir denn einige Menschen Mißiggänger. Ist nicht die Ursache davon, weil sie müßig sind, und gar nichts thun? Epigenes konnte hier nicht sogleich antworten, sondern besann sich eine gute Weile. Endlich sagte er: Ich kann

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unmöglich einen Menschen begreifen, der sich nicht bewege, der nicht esse, und trinke. S. Vielleicht nennen wir diejenigen Mißiggänger, die etwas Besseres, und Nützlicheres thun könnten, als sie wirklich thun? E. Du redest mir aus dem Herzen, ich habe es nicht können zu Worten bringen. S. So folget dann, daß ein Mensch etwas Nützliches, etwas Schädliches, und etwas, das weder nützlich, noch schädlich ist, thun könne? E. Ich gestehe es. S. Nun so sage mir dann, wolltest du lieber etwas Schädliches thun, als gar nichts? E. Meines Erachtens ist es besser, man thue gar nichts. S. Oder meynest du, es sey besser, man thue etwas, davon man keinen Nutzen hat, als daß man gar nichts thue? E. Ich sehe zwischen beyden keinen Unterscheid. S. Hiemit sind diejenigen, welche etwas Schädliches thun, oder etwas, das keinen Nutzen hat, nicht besser, als ein lebloser Stein, oder ein todter Leichnam, der sich nicht beweget, und nichts thut.

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E. Ich muß es bekennen. S. Folglich kann man von solchen eben so wenig sagen, daß sie leben, als von einem Steine, oder todten Körper, sondern man muß allein sagen, daß sie existiren. Epigenes gieng ganz beschämt von dem Sokrates hinweg, und diese Unterredung war von so guter Wirkung, daß er sein Leben änderte, und sich auf nützliche Verrichtungen legte.

Ein Einfall.

Was der Reichthum in den Augen Gottes für eine schlechte Sache sey, wird man gar oft an denjenigen gewahr, denen er solchen zuwendet.


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Topic revision: r7 - 15 May 2011, MarleneBurgstaller
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