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VII.

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Einige Betrachtungen über die Traurigkeit, und die Freude.

Aus den Varietés Histor. Phys. & Litt.

Viele Aerzte glauben, daß auch selbst die bittersten Trähnen der Gesundheit zuträglich sind, und daß nichts so gute Dienste thut, das Gehirn zu reinigen, sonderlich in den ersten Jahren. Ich habe irgendwo gelesen, daß die Indianer eine Art von Nesseln gebrauchen, womit sie die kleinen Kinder schlagen, um sie zum Weinen zu bringen. Das hält man bey ihnen für gesund, indem es die Feuchtigkeiten, die sich in dem Kopfe sammeln, abziehet.

Die Aerzte haben auch angemerket, daß das viele Schwätzen der Gesundheit nicht zuwider ist. Sie glauben vielmehr, es trage nicht wenig zu einer guten Gesundheit bey, und diene statt einer

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starken Bewegung. Die Personen, die viel reden, wie es bey den Frauenzimmern oft gehet, haben weniger Bewegung nohtig, sich wohl zu befinden, als andere, in welchem Stücke die Natur wundernswürdig zu seyn scheinet. Die Prediger, die Sachwalter, und selbst die Comodianten, die laut, und oft hefftig reden, sind gemeiniglich bey sehr guter Gesundheit, und erlangen eine gute Natur. Sie entladen sich durch das Reden einer unendlichen Menge von bösen Feuchtigkeiten, die sonst Verschiedene Krankheiten verursachen könnten. —

Man liest, daß der berühmte Maler Zeuxis, der die Vögel durch die Trauben von seinem Pinsel, so wohl zu betrugen wußte, eine alte Frau auf eine lächerliche, und sonderbare Art gemalt hatte, und diese Figur so natürlich, und so lustig befand, daß er so hejftig, und so lang darüber lachte, bis er davon starb. Man sagt auch, daß dem Maler Verrius ein ähnlicher lächerlicher Zufall das Leben gekostet habe. Julia starb für Freuden, da sie ihren Sohn umarmte, von dem sie geglaubt hatte, daß er in der trasimenischen Schlacht geblieben sen. Chrysippus starb für Lachen, als er einen Esel Feigen essen sah.

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Diagoras dem Rhodier kostete die Freude, da er seine drey Söhne, an einem, und eben demselben Tage, in den olympischen Spielen als Sieger sah, das Leben; und der Bascha Sinan, General über die Galeeren Soleymanns des Zweyten, starb, als er seinen einzigen Sohn zu Gesichte bekam, den er für verloren gehalten hatte. Der berühmte Dichter Sophokles gab den Geist auf, weil er in einem Alter von zwey und siebenzig Jahren, den Preis bey dem Trauerspiele erhalten hatte; und dem Poeten Philippus gieng es eben so, da er den Preis bey dem Lustspiele davon trug.

Herr Boneti bemerkt in seiner lateinischen Sammlung von Beobachtungen, welche über die Arzneykunst in Norden angestellet sind, daß zu seiner Zeit ein Pfarrer in Schlesien lebte, der gewisse Kuchen die in diesem Lande sehr gewöhnlich sind, nicht sehen konnte, ohne aus vollem Halse, und so stark zu lachen, daß er erstickt seyn würde, wenn man nicht die Klugheit gebraucht hatte, ihm diesen Gegenstand wegzuschaffen; und Ludovicus Vives erzählt, daß die ersten Bissen, die er nach einem langen Fasten äße, ihn wider seinen Willen lachend machten. —

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Diejenigen, welche in die Höhle des Trophonius hinabgestiegen waren, lachten hernach in ihrem ganzen Leben nicht mehr. Die Alten geben vor, daß Parmeniscus diese Probe gemacht habe, daß er nachher allzeit ausnehmend ernsthaft gewesen, und ihn nichts ergötzen, oder Freude erwecken können.

Ein ganzes Volk, die Tirynthier, waren so sehr zur Freude, und Lust geneigt, daß sie zu nichts andern geschickt waren. Da sie nicht mehr bey irgend einer Sache ernsthaft seyn konnten, so war alles bey ihnen in Verwirrung. In ihren Versammlungen, fielen alle ihre Gespräche auf Thorheiten, anstatt daß sie von öffentlichen Angelegenheiten handeln sollten. Emvficngen sie Gesandte , so machten sie dieselben lächerlich. Hielten sie die Rahtsversammlungen in der Stadt, so waren die Reden, womit die ehrwürdigsten Rahtsglieder ihr Gutachten ertyeileten, nichts als Narrenspossen. Kurz, bey allen Arten von Gelegenheiten, würde ein vernünftiges Wort, oder eine vernünftige Handlung bey diesem Volke ein Wunder gewesen seyn. —- Endlich machte ihnen diese Ausführung allerhand Beschwerden. Sie giengen also hin, und fragten das

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delphische Orakel um Raht, was sie für Mittel gebrauchen konnten, wieder ein wenig Ernsthaftigkeit zu erlangen.— Das Orakel antwortete: wenn sie dem Neptun ohne Lachen einen Ochsen opfern könnten, so würde es künftighin in ihrer Gewalt stehen, gesetzter, und weiser zu seyn. Ein Opfer ist an sich selbst eben keine so lustige Sache, gleichwohl aber gebrauchten sie alle Vorsicht, um es ernsthaft zu verrichten. Sie beschlossen keine jungen, sondern blos alte, und auch nicht einmal alle Arten von alten Leuten, sondern allein diejenigen, welche entweder Leibesschwachheiten, oder viele Schulden, oder verdrießliche, und beschwerliche Weiber hatten, dabey zuzulassen.— Als nun alle diese ausgesuchten Personen am Ufer des Meeres waren, das Opfer zu verrichten, so mußten sie sich doch noch erst fassen, die Augen niederschlagen, und in die Lippen beißen. Alein, zum Unglücke war ein Kind da, das sich unvermerkt unter sie gemengt hatte. Das wollte man wegjagen, und es rief: Was? ist euch vielleicht bange, daß ich euern Ochsen verschlinge? — Dieser Possen brachte alle angenommene Ernsthaftigkeit in Verwirrung. Man fieng an zu lachen, das Opfer ward

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gestöret, und die Tirynthier wurden nie mehr vernünftig.

Pomade den Hahrwachs zu befördern.

Aus den hanöverischen Beyträgen.

Man nimmt Nußblätter, Weinblätter, und Plantais mit sammt der Wurzel, von jedem drey Hände voll, wascht dieselben recht sauber, und schneidet sie klein, thut solche in einen neuen Topf, gießet so viel Wasser darauf, daß es über den Species stehe, und läßt es so lange sieden, bis das Wasser ganz eingekocht ist. Alsdann drückt man die Masse, mit zwey Loht klein geschnittenen Mußkatennüßen durch ein Tuch, gießt den ausgerungenen Saft in einen irdenen Topf, und läßt es solange kochen, bis es ein wenig dick, und steif wird, hernach drückt man es wieder durch ein reines Tuch, und läßt es kalt werden. Wann man die Pomade machen will, thut man ein Pfund Schweinfett hinzu. Es muß aber klein geschnitten, und eine Nacht in frisches Wasser gelegt, darnach aber mit frischen

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Wasser auf das Feuer gesetzt, und unter beständigem Umrühren ausgekochet, hierauf aber durch ein Tuch gegossen werden. Dieses Schmalz wird wieder mit frischem Wasser ausgekocht, alsdann nimmt man das oben aufdem Wasser schwimmende Fett mit einem Löffel ab, und wäscht solches so lange, mit Pomeranzen oder Lavendelwasser, bis ihm aller übler Geruch vergangen ist. Da es dann wieder in einen irdenen Topf gethan wird, bis daß das daran klebende Wasser verrauchet. Dieses läßt man mit vier Loht vom beßten weißen Wachse, miteinander auf dem Feuer langsam zergehen, und unter beständigem Umrühren kalt werden. Alsdann den obbeschriebenen Saft, und vier kleine Glaser Cedro dazu gethan, und alles so lange gerühret, bis es seinen rechten Glanz bekommt, und alles wohl untereinander gemischt ist. Die damit eingeschmierten Hahre, erhalten einen baldigen, und starken Wachsthum, zumal, wenn man sie mit einem Kamme kämmet, welcher mit derselben bestrichen ist.

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Bewährtes Mittel wider verbrannte Glieder.

Aus der Gazette Salut.

Wenn man aus einem verbrannten Gliede die Hitze ziehen will, so muß man es alsobald, so nahe als man es leiden kann, ans Feuer halten, so, wie man die erfrornen Glieder in den Schnee stecken wuß. Wann die Finger nur leicht verbrannt sind, so ergreift man damit sogleich ein Ohrlapplein, und hält es so lange fest, bis die Hitze heraus ist. — Das Wasser vom Märzenschnee, welches man in Flaschen sammelt, und an die Sonne stellet, ziehet den Brand ungemein schön aus, wann man alte Leinwand damit anfeuchtet, und es kühl umschlagt. Sobald es auf der verbrannten Stelle warm geworden, legt man andere Lappen, mit diesem Wasser angefeuchtet, wieder auf, und setzet dieses so lange fort, bis sich die Hitze aus dem Gliede verloren hat.— Mit diesem Mittel lassen sich d:e stärksten Brande tilgen, und der Vortheil, daß man es umsonst haben kann, verdienet wohl, daß man im Märzmonate daran denke, es zu sammeln.


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Topic revision: r13 - 15 May 2011, MarleneBurgstaller
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