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XVIII.
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Eine Art Dämme aufzuwerfen, damit die Ländereyen, die den Strömen ausgesetzt sind, vor dem Austreten derselben verwahret werden.
Aus dem Journal Oeconomique.
Die Ländereyen, welche durch eine lange Ruhe, und durch den Schlamm, welchen die Überschwemmung, oder das Austreten der Flüße darauf geführet haben, fett geworden sind, konnten ausnehmend fruchtbar, und nützlich werden. Man könnte sie zum Ackerbaue bestimmen, oder Wiesen, und Weyden daraus machen, wenn man sie für dem Einbruche des Wassers zu verwahren wüßte. Außer dem Dienste, den man den Eigenthümern thun würde, indem man ihnen die Mittel an die Hand gäbe, ein Gut zu nutzen, das sie, ohne einen Genuß davon zu haben, besitzen, wurde man die Luft, welche die Einwohner der
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nahe an solchen Ländereyen gelegenen Oerter in sich ziehen, von bösen Dünsten reinigen.
Einige Personen haben schon den Versuch gemacht, wider die Wäßer, die sich einen Theil ihres Besitzes anmaßten, zu kämpfen. Der Versuch ist ihnen gelungen, allein, ihrem Beyspiele ist es nicht gelungen, einen jeden zur Beobachtung eben der Vorsicht, die sie gebraucht hatten, zu reihen; vieleicht aus der Ursache, weil dieselbe nicht wohl bekannt gewesen ist. Es erfordert also unsre Schuldig keit, so viel an uns ist, die Erkenntniß davon auszubreiten.
Wenn man verhindern will, daß sich die Fluhten nicht über Landereyen ergießen: so sticht man einen Graben aus, der zehn, oder zwölf Schuhe breit, und nach der verschiedenen Höhe, die man dem Damme zu geben, für nöhtig hält, zween, drey, oder mehr Schuhe tief ist. Sollte die Erde an dem Orte mit Grase bewachsen seyn, so müßte man sie in Rasen aus schneiden, und diese zu dem Gebrauche, den wir alsobald angeben werden, auf behalten. Alle übrige Erde muß auf die Seite gegen dem Flusse zu, auf drey oder vier Schuhe weit von dem Laufgraben, den man eröfnet hat, geworfen werden.
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Die Höhe des Dammes, den man sich aufzuführen vorsetzt, muß man nach dem Steigen der Fluht, wie sie am höchsten geht, bestimmen. Sie steigt an den Orten, wo sie über die Ufer tritt, selten höher, als drey, oder vier Schuhe.
Wenn der Damm die gehörige Höhe hat, so macht man die oberste Fläche, die man nach dem Wasserpaß in der Breite von zween Schuhen fortführet, vollkommen eben. Uiber diese Breite von zween Schuhen hinaus, läßt man sie aber in, einer Abdachung, oder Böschung, gegen den Fluß hinab laufen. Die Abdachung muß eine Länge von fünfzehen, bis acht zehn Schuhen haben, und ihre Anlage muß aus fünf Schuhen bestehen. Die Seite des Dammes nach dem Lande zu, muß senkrecht in die Höhe geführet werden. Wenn nun diese durch Kunst gemachte Bank im Stande ist, so braucht man die Rasen, die man zu Anfange bey der Oefnung des Grabens bey Seite geleget hat. Man belegt damit das untere Ende der Abdachung, damit sie die Wirkung der Wellen, welche ohne eine solche Vorsicht, die neu zusammengetragene Erde, woraus der Damm bestehet, mit sich wegspülen würden, vermindere.
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Da sehr viel daran gelegen ist, daß man die Flache des Dammes mit Rasen bedecke, so kann man sie, wenn der Platz selber, auf welchem er aufgeworfen ist, ihrer nicht genug giebt, aus den umliegenden Gegenden holen. Allein, dieses Hilfsmittel, das bey dem allen doch etwas weitläufig und kostbar ist, hat seine Unbequemlichkeiten. Bey warmen Wetter vertrocknen diese Rasen leicht, und gehen auseinander, so, daß die erste Fluht sie mit sich fortreißt. — Man muß daher sicherer verfahren. Dieses thut man, wann man die Fläche der neu angelegten Bank durchgräbt, wohl durchharket, und mit Heusaamen besäet. Diese Saat treibt so geschwind, daß man in weniger, als zween Monaten, das Gras abmähen kann. Und dann wird ein solcher Damm der beste Wall, den man dem Wasser entgegen setzen mag, ja noch bester, als steinerne Mauren, wozu einige, nicht ohne grosse Kosten, ihre Zuflucht genommen haben; indem die Glacis, oder die allmahlig ablaufenden Wehren, die wir anrühmen, sich der Größe, und dem Anlaufe der Wellen nur unvermerkt wider setzen, und folglich den Stößen weniger unterworfen sind.
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Die Aufschließung des Heusaamens, und seinen Wachsthum geschwinder zu befördern, ist es gut, über die Flache der ablaufenden Wehre des Dammes, einige
Zolle von guter Erde auszustreuen. Versäumt man diese Sorgfalt nicht, so hat man das Vergnügen, nach Verlauf einiger wenigen Wochen das Gras hoch genug zum abmähen aufgeschossen zu sehen.
Der Graben, den wir nahe an dem Damme ausgestochen wissen wollen, hat einen gedoppelten Nutzen. Erstlich giebt er die Erde her, wovon man den Damm aufwirft. Hiernächst dient er für das Regenwasser, das sich in den Ländereyen aufhalten könnte, zu einem Behältnisse, oder für verschiedene Bache, zu einer Leitung, die Felder zu wäßern. Diesen Graben muß man längst dem Damme fortführen, und an seinem äußersten Ende, unten, wo er abschießt, eine Schleuße anbringen, die zur Zeit der Ebbe zum Ablaufe des Wassers aufgezogen werden könne, und, wenn es steigt, geschlossen bleibe.
Wir erinnern, daß bey der Ausführung dieser Unternehmungen der größte Fleiß erfordert wird; und daß man dabey so viel Leute, als man haben kann, gebrauchen
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muß. Je länger man mit der Arbeit zu thun hat, desto mehr hat man Ursache zu besorgen, daß man durch das hohe Wasser gestöret werde. Da man hingegen, wenn man die Sommerzeit wählet, bey welcher man in einem, oder zween Monaten das Werk zu Stande bringen kann, weniger Gefahr läuft, von der Fluht, oder vom Sturm, und Ungewit ter, unterbrochen zu werden. - So hat man es in England gemacht, und mit dem besten Erfolge versuchet. Auf diese Art hat auch Holland seine Ländereyen erhalten, und sich sogar auf eine beträchtliche Weise gegen Norden vergrößert. -
Wenn man genöhtiget ist, den Damm auf dem Ufer selbst, wo man nichts als Sand gräbt, aufzuwerfen, so muß er breiter, und die ablaufende Wehre größer seyn. Anstatt des Heusaamens, der da vieleicht nicht aufgehen würde, säet man den Saamen von anderen Pflanzen darauf. Man muß auch unter den Sand Stroh, und Zweige von Bäumen mengen, auch Pfäle in denselben einschlagen, damit man diesem Haufen eine Festigkeit gebe.
Wir wollen diese Abhandlung mit einer Anmerkung beschließen. Es trift sich bis weilen, daß mitten in der Arbeit, und
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lange vor der Zeit, ehe der Damm fertig wird, das Wasser so stark, und hoch geht, daß man voraus sieht, es werde alles, was gemacht ist, wieder über einen Haufen werfen. In dem Falle muß man geschwind starke Leinwand über die Stellen, die der Gefahr ausgesetzt sind, ausbreiten, Darüber wird das Wasser weggleiten, und die Arbeit nicht beschädigen.
Vom Hollunder.
Der Hollunder ist bey der gemeinen Wirtschaft eine sehr nützliche, und brauchbare Frucht. Gleichwohl sind ihrer sehr wenige, die sich mit Pflanzung dieses Baumes Mühe geben. Hatten nicht die Vögel unschuldiger Weise hier und da eine Beere davon fallen lassen, wovon in manchem Winkel ein Baum auf wächst, so würden wir davon noch viel weniger einsammeln können. Zur Herbstzeit, wenn der Hollunder reif ist, wird man es erst gewahr, wie viel an demselben liegt. - Der Hollunderbaum ist sehr leicht, und in dem allerschlechtesten Boden
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fortzubringen. Man nehme nur von dem ausgedruckten Safte, wovon das Mus gesotten wird, die übrig gebliebenen Körner, mache Furchen, und säe sie hinein, so wächst der Baum bald darauf in die Höhe, trägt in wenig Jahren seine Frucht, und bedarf weiter keiner sonderlichen Wartung. — Diese Frucht ist nicht allein sehr gesund, sondern sie giebt auch die besten, wohlschmeckendsten Suppen, und ist daher wohl wehrt, daß sie höher geachtet werde, als bisher geschehen ist.
Die Pflanzen für den Raupen, und schwarzen Fliegen zu bewahren.
Man muß Raute, Wermuht, und guten Taback, von jedem eine Hand voll nehmen, solches eine halbe Stunde lang in einem Eimer, oder etwas weniger Wasser kochen lassen, und nachdem das Wasser ausgedrückt, und ausgepreßt worden, die Pflanze, wenn sie in der Blühte steht, drey, oder vier mal damit benetzen.
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