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XVII.
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Das Uibrige von der Nachtigall.
Wir haben bereits im vorigen Stücke
erinnert, daß der Bauer mit einem Tuche bedeckt seyn müße, da
mit das Licht nicht hineinfalle. Weil aber
auch die Sonne und der Regen der Nach
tigall schaden können, so wird es gut seyn,
über den Bauer in der Wand ein kleines
Dach von einem Brette zu machen, am
beßten aber, sie innerhalb des Fensters
zu halten, welches aber beständig offen
stehen muß. Niemand außer dem, der
sie wartet muß alsdann in die Stube
kommen, und dabey muß man so wenig
Geräusch machen, als möglich ist, um
sie nicht im Schlagen zu stören, oder daran zu verhindern. Auf solche Weise
wird der neue Gast den dritten Tag an
fangen, einigemal zu schlagen, und den
achten gewiß, wenn er vor dem Monate
May gefangen ist. Ich hätte beynahe
vergessen anzuzeigen, daß der Bauer von
Holz, oder Rohr, ohne allen Anstrich
seyn müße, nicht aber von Eisen-oder
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Messingdrate, denn der Rost von jenen würde ihr die Beine verletzen, und die Flügel verderben; der Grünspan von die sem aber, ihr Leben in Gefahr setzen. — Gegen den 20sten des Junius muß man den Bauer mit der neugefangenen Nach tigall wieder hinein nehmen, man muß sie aber doch ungefähr 14. Tage zugedeckt lassen, und sie nachgehends nur nach und nach aufdecken. Die ganze Zeit über, da sie zugedeckt ist, darf der Bauer nicht gereiniget werden, damit das Thierchen nicht furchtsam gemacht werde. Und die serwegen legt man auf den Boden trocknen Biesam, welcher den Uflnat geschwind trocknet. Uiberhaupt ist es genug, den Bauer monatlich einmal zu reinigen. — Die Mehlwürmer, welche den Nachtigallen eine angenehme Speise sind, müßen ihnen sparsam gegeben werden, weil ihnen eine allzugrosse Menge überaus schädlich ist. Auch muß man sie wenigstens in 2. Stücke zerschneiden, und sie niemals in ein tiefes Gefäß legen, damit sich der Vogel nicht die Beine breche, wenn er sie her aussuchet. — Was das ordentliche Futter anbelangt, so ist für die Nachtigallen alles gut, wenn es nur mit Fleische vermischt ist, welches diese Thiere begierig fressen. Die gewöhnlichste Speise, die
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man ihnen in Frankreich giebt, ist diese:
Man nimmt gestoßenen Hanf, Brodkrumen, Petersilie, und gekochtes Rindfleisch
von jedem gleichviel, macht es klein, und
menget es wohl unter einander. — Diese Speise ist aber ein wenig beschwerlich,
weil sie alle Tage frisch gemacht werden
muß, besonders im Sommer. Dieser
Schwierigkeit abzuhelfen, hat man einen
Teig erfunden, welcher sich, wenn er ein
mal gut gemacht ist, ganze Jahre hält,
und einem also eine grosse Mühe ersparet.
Hier ist das Recept: „Nehmt 2.
Pfund
mageres Rindfleisch, Erbsen, und süße
Mandeln, von jedem ein Pfunds sieben
undzwanzig Gran geflossenen Safran?
und zwölf frische Eyer. Stosset, und
durchsiebet die Erbsen, schneidet das
Rindfleisch ganz klein, und nehmt die
Haut, die Nerven und das Fett weg, da
mit alles wie ein Brey werde. Stosset
die im heißen Wasser eingemachten Man
deln, und laßt den Safran in einem
halben Glase voll heißen Wasser eine
Stunde lang weichen, hierauf schlaget
die Eyer in eine Schüßel, und thut das
Erbsenmehl nach und nach hinein, endlich rühret alles unter einander, und machet
einen fingerdicken runden Kuchen daraus, den ihr in einem Ofen, wenn das
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Brod heraus ist, trocknen lasset. „ -Wer keine Erbsen hat, kan an ihrer Statt türkischen Waitzen nehmen. — Wenn man nun seiner Nachtigall einmal gütlich thun will, so thut man ein halbes Hammelherz unter ihr Futter, und alsdann schlagen sie viel angenehmer, worinnen sie den Musicis nachahmen, die auch gern gut leben. —
Ich will diesen Artikel mit den Mehlwürmern beschließen, welche eine unumgänglich nohtige Speist sind, um diese Art Vogel zu fangen, zu erhalten, und fett zu machen, daher man jederzeit einen guten Vorraht davon haben muß. Im Winter findet man keine, im Sommer aber sind deren genug, in Müller- und Backerhäusern. Man erhalt sie in irdenen Gefäßen, die mit Kleyen angefüllet sind, uberdieses steckt man noch ein Stück Pantoffelholz, oder anderes Holz hinein, weil sie Löcher in dasselbe machen, in welchen sie wohnen, und sich mästen. Jedoch muß man wohl Acht geben, daß sie nicht heraus kommen, weil es eine Art von Motten sind, welche die Kleider, und Bücher zerfressen; auch muß das Gefäß an einem trocknen Orte stehen, weil sie im Feuchten leicht sterben.
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Da es sich auch oft zutragt, daß man zweifelhaft ist, ob eine Nachtigall, die man gefangen hat, ein Männchen oder ein Weibchen sey, so haben die Naturforscher ein sicheres Zeichen gefunden, diesen Unterschied des Geschlechts zu erkennen. Dieses bestehet darinnen, daß man den Hintern der Nachtigall wohl betrachtet,
und wenn eine kleine Erhöhung, ungefähr zwo Linien darauf ist, so kann man versichert seyn, daß es ein Männchen ist. Wenn man aber das Gegentheil findet, so ist es ein Weibchen.
Von Verbesserung der Rockenärndte.
Aus dem Avant Coureur
Herr Gasselin zu Puezeaux in der Picardie, hat zur merklichen Vermehrung der Kornärndten ein leichtes Mittel gefunden. Er entdeckte unter dem Korne immer einige röhtlichte Aehren, deren Stroh ebenfalls eine röhtliche Farbe hatte.
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Aus Neugier untersuchte er das in solchen Aehren befindliche Korn, und fand es viel besser, und vollkommner, als das übrige. Dieses veranlaßte ihn, einen Theil dieser Aehren auszusuchen, und das darinnen enthaltene Korn besonders zu säen. Der Versuch lief so glücklich ab, daß er seit 18 bis 20. Jahren, anstatt 900. wenigstens allemal 12002. Garben einärndten konnte. Dieses Korn, wo von der Sack, wegen der Vorzüglichkeit desselben, allzeit um 3 Livres theuer, als das gemeine bezahlet wird, welches er weißes Korn nennet, hat noch über dieß den Vorzug, daß es längeres, und stärkeres Stroh treibet, folglich ohne Vermehrung der Kosten, dem Viehe mehr Nahrung, und dem Acker mehr Dünger verschaffet. Indessen muß doch der Saame nach 7. oder 8. Jahren erneuert werden, weil er sich mit der Zeit verän dert, und anfänglich blaß, hernach aber ganz weis wird; woraus Herr Gasselin schliesset, daß das röhtlichte Korn vie leicht die wahre, und ursprüngliche Art, das gewöhnliche aber, nur ein ausgeartetes Korn sey.
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Unfehlbares Mittel Wider alle Arten von Wechselfiebern.
aus der Gazette Salut.
Eine halbe Tasse Kaffee, und ebenso viel Limonien-oder Citronensaft,
macht die ganze Zusammensetzung dieses leichten, und schmackhaften Mittels aus. Die Zubereitung desselben geschieht auf folgende Art:
Man nehme von gebrannten, und ge malenen Kaffee so viel, als zu zwo Tas sen nöhtig ist, nämlich ungefähr 6. Quentchen, und lasse diese, in einer Tasse reinen Wasser so lange sieden, bis die Helfte eingekochet ist. Hierauf gießt man diesen gekochten Kaffee, in eine Tasse, oder ein anderes Trinkgeschirr klar ab, und drücket von Citronen: oder Limonensafte eben so viel darunter, als man Kaffee abgegossen hat. Beydes wird unter einander gemischt, und am Zwischentage des Morgens nüchtern, oder zu einer anderen beqwemen Stunde, da der Magen nicht
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mit der Verdauung beschäftiget ist, heiß getrunken. Eine Stunde nachher nimmt der Kranke ein Bouillon, und bleibt die übrige Zeit des Tages, ruhig im Bette liegen. Beym erstenmaligen Einnehmen dieses Mittels, bleibt das Fieber, von welcher Art, und so eingewurzelt es auch seyn mag, zuverläßig aus, ohne daß man seine Zuflucht zum zweytenmale zu diesen schätzbaren Mittel nehmen darf. — In Spanien ist es zu erst gebraucht, der Erfinder desselben aber nicht bekannt geworden.
Das Obst lang und gut zu erhalten.
Man packt das Obst, besonders aber Aepfel, und Bierne, in gut getrockneten, reinen und wohlriechenden Hopfen ein. Dieses Obst nimmt sich als dann so sehr aus, daß dessen Geschmack um die Hälfte, wo nicht mehr, erhöhet und veredelt wird.
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