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XII.

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Beschluß der Beobachtungen von Wartung der Bienen.

Eine andere Weise gelung Herrn Reaumur viel besser, da er die Körbe in einem weiten Fasse mit Erde und Heu verwahrte. Hiezu nahm er einige der schwächsten und ärmsten Bienenstöcke, so er bekommen konnte, und setzte jeden derselben zu Anfange des Winters in ein weites Faß, dessen Deckel zu dem Ende ausgenommen war. Doch wurden die Bienen nicht unmittelbar auf den Boden des Fasses gesetzet sondern auf demselben erstlich eine Unterlage von Heu oder Erde 6. Zoll hoch gemacht, auf welche der Deckel des Fasses zu liegen kam. Nachdem man hierauf den Bienenkorb hinein gestellet, wurde aller übrige Raum zwischen dem Korbe und dem Gefäße entweder mit Erde oder zerschnittenen Heu aufgefüllet; mit welchem Anfüllen man so lang verfuhr, bis

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man das Oeberste des Fasses erreichte, und dasselbe aufgehäufet war. Einige Landleute bedienen sich des Kunststücks, ihre Bienenkörbe den Winter über mit Kornähren, oder sonst etwas zu bedecken; allein davon sterben sie oft eben, als wenn sie in eine zu warme Stube gebracht werden, oder gar zu eingeschlossen sind. Diesem vorzukommen, erfand der Urheber dieses Kunststücks ein Mittel, wodurch die Bienen selbst in diesem Zustande, wenn es nöhtig, mit der freyen Luft Gemeinschaft haben möchten. Er machte deswegen ein Loch in die Seite eines jeden Fasses, so, daß darinn eine viereckigte Röhre aus 4. dünnen Holzspanen bestehend, gelassen werden könnte. Diese Röhre war 2. Zoll breit, und unqefehr 1/2. Zoll hoch, und gieng bis auf den falschen Boden (oder Unterlage) des Fasses, worauf der Korb stand, so, daß sie die Oefnung des Bienenkorbs erreichte. Sie war so lang, daß sie 3. oder 4. Zolle aus der Seite des Fasses hervorragete. Nachdem die Röhre solchergestalt hineingelassen war, und man ein Gefäß mit Honig (auf dessen Oberfläche ein durchlöchertes Papier lag, damit die Bienen davon, ohne sich damit zu beschmieren, essen

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könnten) auf den Boden abstellet hatte' war alles zum Einsetzen des Bienenkorbes fertig. Dieser wurde darauf über das Gefäß mit Honig gestellet, so, daß seine Oefnung mit der Oefnung der Röhre Gemeinschaft hatte, und alsdann wurde die Erde oder das Heu hinein gethan, und das Faß aufgefüllet. Die Bienen blieben während den Wintermonat, Christmonat und Jänner ruhig in dieser Wohnung, und im Hornunge und Märzen sah man ihrer viele durch die kleine Röhre aus den Fäßern hervor kommen, und wie die Bienen im Sommer pflegen, beladen wieder dahin zurück kehren. Ob es gleich schien, daß dazumal die Bienen sehr wohl verwahret wurden, so kamen doch, da zu Ende des Märzen eine scharfe Witterung einfiel, die bis im April anhielt, aus zween Körben keine mehr zum Vorschein, und man fand sie nach geschehener Untersuchung todt in denselben. Dem ungeachtet waren sie einzig aus Hunger gestorben, indem sich nicht das geringste Überbleibsel von Honig mehr m den Töpfen fand. Die andern Bienenkörbe hatten zur Zeit, da sie in die Fäßer gesetzet wurden, noch etwas Honig in ihren Scheiben, von welchem nebst demjenigen, so ihnen in

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die Töpfe gethan worden, sie sich unterhalten, so, daß sie die ganze Zeit über beym Leben blieben, und den folgenden Sommer einen blühenden Schwarm machten. Dieses scheinet derohalben eine vortreffliche Manier zu seyn, alle Bienen den Winter über gut zu behalten, und ist mit sehr wenig Mühe und Kosten verrichtet Die Erde scheinet zur Bedeckung noch beqwemer als das Heu zu seyn, allein sie muß trocken hineinkommen, und nachher mit einer Bedeckung von Stroh über dem Fasse, für Regen in Acht genommen werden. Jedennoch kann man auch das Heu zur Bedeckung nicht ungeschickt halten. Denn obgleich die beyden Bienenkörbe, mit denen es in dieser Probe glückte, mit Erde bedecket worden, so darf man doch nicht zweifeln, daß die andern, da sie den ganzen Winter durch unbeschädiget geblieben, und einzig ein Opfer des Hungers bey anhaltender schlechten Witterung im Frühling geworden, es den andern würden gleich gethan haben, wenn ihnen nur mehr Honig gereichet worden wäre.

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Von dem Meerwasser.

Die Oberfläche des Meeres, welches das feste Land überall umgiebt, beträgt 6,192 000. deutsche Quadratmeilen. Seine Tiefe ist nirgends über eine deutsche Meile. Das Meerwasser enthält nebst dem Salze noch ein harzigtes Wesen, welches denjenigen, die es trinkbar machen wollten, lange Zeit unbekannt war, und das bis hieher ihre Bemühungen vereitelt hat. — Zwey und dreyßig Pfunde Meerwasser, geben ein Pfund Salz; und dieses macht dasselbe so schwer, daß es sich zu dem gemeinen Wasser, wie 73. zu 70. verhält. Es ist aber nicht allenthalben gleich salzig, und in der Mitte weit mehr, als auf der Oberfläche. Dieses nimmt zu, jemehr man sich der Linie nähert. Um Schottland her, ist es weniger, und gegen Portugal zu, ist es mehr gesalzen. Gegen die kanarischen Inseln nimmt es noch mehr zu. Wenn man man sich hingegen dem Südpole nähert, so nimmt es wieder ab, und bey dem Vorgebirge

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der guten Hoffnung ist es weit weniger gesalzen, als unter der Linie. Diejenigen, die keinen Begriff von dem Geschmacke des Meerwassers haben, können sich denselben verschaffen , wenn sie 6. Unzen Meersalz, und 48. Grane von dem Wasser, das bey der Distillation der Steinkohlen übergehet, unter 23. Unzen gemeines Wasser mischen. Dieses hat den Geschmack des Meerwassers vollkommen. Man rechnet, daß von der ganzen Oberfläche des Meeres, jährlich so viel ausdünstet, daß es eine Fläche von 60. Zollen in der Dicke machen würde. Halley hat gefunden, daß die Summe der Ausdünstungen, welche in einem einzigen Tage aus dem mittelländischen Meere aufsteigen, 5280. Millionen Tonnen betrage. Alle grosse Flüße, die sich in das Meer ergießen, können diesen Abgang nicht ersetzen. Denn das, was sie täglich an Wasser zuführen, beläuft sich höchstens auf 1827. Millionen Tonnen. Aber diese Ausdünstung wird durch den Regen, welcher in unsern Gegenden 40. bis 44. Zolle, und unter dem heißen Erdgürtel, wo es einige Monate hindurch beständig regnet, bis 80. Zolle beträgt, überaus reichlich ersetzet.

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Das Meer ist der Aufenthalt von einer unendlichen Anzahl Geschöpfe, welche denjenigen, die sich auf dem festen Lande befinden, weniger, oder mehr ähnlich sind. Außer den verschiedenen Arten von Fischen, ernährt es noch vierfüßige, und geflügelte Thiere, Insekten, Muscheln, und absonderlich gewisse Mittelgeschöpfe, welche halb Pflanzen, und halb Thiere sind, und die den Namen der Polypen führen. Man trifft auch nicht weniger das Pflanzenreich bis auf die Bäume in demselben an. Und, wenn man den Erzählungen der Seefahrer Glauben beymessen darf, so haben sie sogar Meermänner, mit Weibern und Kindern gesehen. Man hat an verschiedenen Orten wahrgenommen, daß die Gränzen des Meeres enger werden. In Schweden findet man Städte und Dörfer, die in den vorigen Zeiten an dem Ufer des Meeres gestanden, und heut zu Tage sich weit davon entfernet befinden. Die Spitzen verschiedener Felsen, die sonst unter dem Wasser waren, ragen über dasselbe hervor. An andern Orten, welche vor 40. bis 60. Jahren Meerbusen, und Seehäfen waren, sichet man Felder, und Wiesen. — Nach einer Berechnung,

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welche aus verschiedenen Beobachtungen gezogen worden, ergiebt es sich, daß die Ostsee alle Jahre um einen halben Zoll, und um 45. Zolle in einer Zeit von 100 Jahren abnimmt.

Eine Anekdote vom Tycho de Brahe.

Der Kutscher dieses berühmten Mannes verirrte sich einst des Nachts, mit seinem Herrn. Da ihn nun dieser nach der Situation der Sterne zu Rechte weisen wollte, gelung es so übel, daß sie in einen dicken Morast zu sitzen kamen. Guter Herr, sagte der Kutscher, ihr mögt zwar als ein kluger Mann den Lauf des Himmels sehr wohl verstehen, auf der Erde aber seyd ihr ein Narr.


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Topic revision: r10 - 15 May 2011, MarleneBurgstaller
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